Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!Glück gehabt - das klingt sehr nach Zufall, nach Lotterie. Glücklich sein, kann man das irgendwie hinbekommen? Oder hängt das zu sehr von Unwägbarkeiten ab, anderen Menschen womöglich, der wirtschaftlichen Lage, dem Umfeld, in das man geboren wurde?
Vor ein paar Wochen unterhielten wir uns im Hauskreis über das Thema Glück. Einer aus unserer Runde hat längere Zeit in Spanien gearbeitet, dort bot er einem verdienten und fleißigen Angestellten eine Ausweitung der Arbeitszeit an, die auch eine entsprechend höhere Entlohnung mit sich gebracht hätte. Der Spanier lehnte ab: »Dann hätte ich ja keine Zeit mehr, an den Strand zu gehen und mit meiner Familie die Freizeit zu genießen.« Mehr Geld hätte ihn eher unglücklich gemacht. Er arbeitet, um zu leben und lebt nicht, um zu arbeiten.
Der erste Psalm lädt uns ein, glücklich zu sein, indem wir gewisse Entscheidungen treffen. Das heißt nicht, dass uns Reichtum erwarten muss, dass wir keine Probleme mehr haben werden, dass unsere Ehe ohne jeglichen Zwist verlaufen wird...
Hier ist von jenem anderen Glück die Rede. Glücklich sind der Mann und die Frau, die nicht jedem Ratgeber ihr Gehör schenken, nicht jeden Weg ausprobieren und sich Gedanken darüber machen, mit wem sie im Café sitzen möchten. Sie sind glücklich, weil sie etwas besitzen, dem mancher Mensch sein Leben lang vergeblich nachjagt.
Es geht hier gar nicht um Verbote: »Wehe, du setzt dich mit irgendwelchen Zeitgenossen, die ständig was zu maulen oder zu lästern haben, in die Kneipe!« Es geht auch nicht um Vorschriften: »Du musst täglich mindestens eine Stunde das Gesetz Gottes studieren, sonst geht es dir ganz schlecht.«
Psalm 1 ist vielmehr eine Einladung, etwas auszuprobieren: Versuche einmal, darauf zu achten, von wem du dich beeinflussen lässt und wo du dich nach gutem Rat umsiehst. Das Ergebnis wird sein, dass du glücklich bist.
Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles was er tut, gelingt ihm.Beim Jogging auf unserer Lieblingsstrecke, dem ehemaligen Todesstreifen um Berlin, kann ich beide Varianten betrachten: Die Bäume, die an einem Wasserlauf stehen und die Bäume, die davon abhängig sind, dass und ob es regnet. Im Sommer, nach einer längeren Hitzewelle, ist der Unterschied sehr deutlich, aber auch zu anderen Jahreszeiten sind die einen deutlich kräftiger und gesünder als die anderen. Es macht sich bezahlt, die Wurzeln dort in die Erde zu senken, wo Wasser zu finden ist.
Nicht so die Gottlosen; sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Darum bestehen Gottlose nicht im Gericht, noch Sünder in der Gemeinde der Gerechten.Wenn in der Bibel »darum« steht, ist es nie verkehrt, sich die Sätze und Worte davor anzuschauen. Auch hier lohnt sich der Blick: Es hat einen Grund, dass der eine im Gericht - in schwierigen Zeiten, bei außerordentlichen Herausforderungen - aufrecht bleibt und der andere stürzt. Wenn die Wurzeln einen Baum mit Nahrung versorgen können weil genügend Wasser zur Verfügung steht, wird das Gewächs widerstandsfähig. Es mag ein Ast abbrechen, womöglich werden auch gesunde Blätter vom Sturm abgerissen, aber der Baum steht und erholt sich nach dem Unwetter zügig. Eine ausgetrocknete Pflanze dagegen geht schon ohne Wind an Entkräftung zugrunde, wieviel mehr wird sie einem Sturm zum Opfer fallen.
Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten; aber der Gottlosen Weg vergeht.Auch bei einem »denn« in der Bibel ist Aufmerksamkeit nicht schädlich. Es weist immer auf einen Zusammenhang hin.
Den »Weg der Gerechten« kennt der Herr deshalb, weil er ihn selbst empfohlen hat. Da hat jemand eben nicht dem »Rat der Gottlosen« vertraut und sich vom »Weg der Sünder« ferngehalten, sich durch das Gelächter aus dem »Kreis der Spötter« nicht beirren lassen. Statt dessen hat er sich angeschaut, was Gott für gut und richtig hält und danach seine Schritte ausgerichtet.
Das Resultat: Er ist da, wo sein Herr ist. Er befindet sich auf einem Weg, der zum Ziel führt. Durch Stürme zwar, über Höhen und durch Tiefen, mitunter in der Dunkelheit und gelegentlich in der Sonnenglut, aber nie von Gott verlassen.
Jener andere Pfad, der auf der Wegweisung derer beruht, die selbst keine Wurzeln am Wasser haben, vergeht. Er endet einfach irgendwo im Nichts. Er mag leichter ausgesehen haben, womöglich auch leichter beschritten worden sein, aber wenn es darauf ankommt, an ein Ziel zu gelangen, dann taugt er nichts.
Das allerdings stellt man erst fest, wenn man ihn beschritten hat. Wie gut, wenn man das dann als Chance begreift, durch Buße und Umkehr den Reset-Knopf zu drücken. Gottes Gnade macht das möglich, solange wir leben.