Man könnte, wenn man wollte. Man will aber nicht.
Man könnte die "Outdoor-Jacke" in der Werbung auch schlicht Anorak oder Windjacke nennen. Man könnte statt vom "Info-Counter" in der Gemeinde auch vom Tresen sprechen. Man könnte statt einer "Damen-Workout-Hose" eigentlich eine Trainings- oder Gymnastikhose annoncieren. Und so weiter...
Es ist offenbar nicht zeitgemäß, die eigene Sprache einigermaßen zu kennen und zu pflegen, vor allem in der Werbung und im Journalimus der eher auf unterem Niveau angesiedelten Sorte. Ganz schlimm treibt es ein ehemaliges Kaffeehaus, das zum Gemischwarenladen geworden ist (ich bekomme immer die Tchibo-Werbung zugeschickt); ganz peinlich müsste eigentlich vor allem den sogenannten Moderatoren im werbefinanzierten Fernsehen ihr eigenes Geschwätz sein (ich habe kürzlich eher unfreiwillig eine Weile RTL geschaut). Aber auch in den Gemeinden und Kirchen muss man mit solchen Phänomenen leben.
To emerge heißt: abzeichnen, aufkommen, aufstreben, auftauchen, auftreten, entstehen, herausbilden, herauskommen, hervorgehen, hervortreten, schlüpfen, auseinander ziehen, bekannt werden zutage treten.
Und nun fängt ein neues Netzwerk an sich zu entwickeln, das sich
Emergent Deutschland nennt. Also ein sich abzeichnendes, aufkommendes, aufstrebendes oder hervorgehendes Deutschland. Ein Deutschland auf dem Weg zu etwas.
Abgesehen von der sprachlichen Entgleisung (welche sicher die internationale Verflechtung symbolisieren soll) finde ich Emergent Deutschland überfällig und rundum uneingeschränkt gut. Ich will sehen, inwieweit ich mich beteiligen kann, unbedingt. Und ich empfehle meinen Lesern, sich zu informieren, denn vielleicht ist der eine und die andere genauso angetan wie ich. Zu den Informationen geht es übersichtlich hier:
Emergent Deutschland am Start!Dass die seit Jahrzehnten gewohnten unumstößlichen Formen und Strukturen von Kirche und Gemeinde umgestoßen werden, zerfallen, nicht mehr funkionieren, sozusagen
remergent sind,
ist ja nichts neues. Dass immer größere Gemeinden, MegaChurches im zeitgemäßen Jargon, keineswegs der Plan Gottes für seine Gemeinde sein müssen, zeigen immer mehr scheiternde Beispiele.
Die einen kämpfen gegen den Zerfall des Althergebrahten, wollen Strukturen retten, rufen beispielsweise gar zu Fasten- und Gebetstagen für Gebäude beziehungsweise geistlichem Kampf für deren Finanzierung auf, die anderen stellen fest, dass die Gemeinde der Endzeit wohl anders aussehen muss als das Traditionelle und freuen sich, mit dem Herrn der Gemeinde neue Wege zu gehen. Zu letzteren fühle ich mich hingezogen und zugehörig, und mir scheint, dass Emergent Deutschland ein Netzwerk von Menschen wird, die (glücklicherweise nicht nur im Sprachempfinden) sehr verschieden sind, aber uneingeschränkt im Ziel eins sein können:
Dein Reich komme, und zwar sichtbar, nicht in der Phantasie. Dein Wille geschehe, und zwar auf die Art und Weise, in der Du die Menschen unserer Zeit erreichen kannst.Also, liebes Deutschland, in diesem Sinne zeichne dich ab! Ich will gerne dabei sein.