Freitag, 20. November 2009

Sechs Falsche

Beim Lotto freut sich gelegentlich jemand über sechs Richtige. Bei der Partnerwahl hofft jeder und jede, dass der eine Richtige gefunden wurde. Bei einer Prüfung schneidet gut ab, wer bei den Antworten nur Richtige ankreuzt.

Manches in Kirche und Gemeinde scheint richtig, weil es eben so ist wie es ist. Schon lange. Manche unserer Traditionen und Überzeugungen sind sicher Richtige. Hier jedoch sind sechs Falsche.

1. Christen feiern Weihnachten und Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt, weil dies christliche Feste sind.
Falsch.
Es gibt keine neutestamentlichen Feste oder Feiern, mit Ausnahme des Abendmahls. Die ersten Christen gehörten zum Volk Israel, sie haben die traditionellen jüdischen Feiertage beachtet und geachtet, aber Paulus schrieb unzweideutig: »Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt! Wer den Tag beachtet, beachtet ihn dem Herrn.« (Römer 14, 5-6)
Wer also Weihnachten beachtet, sollte in seinem Sinn völlig überzeugt davon sein. Wer das Fest ausfallen lässt, macht auch nichts verkehrt. Weder das Feiern von »christlichen« Festen ist falsch, noch das Nichtfeiern.

2. Das Abendmahl muss durch einen geistlichen Amts- oder Würdenträger im Rahmen eines Gottesdienstes ausgeteilt werden.
Falsch.
Jesus hat das Mahl als Erinnerung selbst eingesetzt: »Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Dies tut zu meinem Gedächtnis! Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.« (Lukas 22, 19-20)
Wir sollen zu seinem Gedächtnis das Brot brechen, den Kelch trinken. Die erste Gemeinde in Jerusalem tat dies, und zwar ohne goldenes Geschirr und Priester, zu Hause: »Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens.« (Apostelgeschichte 2, 46)
Weder das Austeilen des Abendmahls durch einen geistlichen Amtsinhaber ist falsch, noch die Gedächtnisfeier mit Brot und Wein durch einfache Gläubige. Es ist weder verkehrt, im Gottesdienst das Brot zu brechen, noch im Wohnzimmer.

3. Es gibt ein für Christen obligatorisches Glaubensbekenntnis nach dem Muster »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen…«
Falsch.
»Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.« (Markus 16, 16)
Errettet ist, wer an Jesus Christus glaubt, den Sohn Gottes, den Messias. So einfach und unkompliziert ist es. Ob er etwas von der »heiligen christlichen Kirche« versteht, oder nicht, spielt keine Rolle. Petrus antwortete auf die Frage, was zu tun sei: »Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden!« (Apostelgeschichte 2, 38)
Kein Katechismus, kein apostolisches oder katholisches oder reformiertes Glaubensbekenntnis. Weder das Aufsagen eines Glaubensbekenntnisses ist falsch, noch die Unkenntnis eines solchen – gerettet ist man mit und ohne, wenn die wirkliche Voraussetzung zutrifft.

4. Mit der Taufe wird man Mitglied einer Kirche oder Gemeinde.
Falsch.
Wer gläubig geworden ist, wird sich taufen lassen, um dies zu bezeugen. Ob du dich nun von einem Pfarrer taufen lässt oder vom Schulfreund, ob im See oder in der Badewanne, weil der See gerade zugefroren ist… Du wirst dadurch weder Mitglied einer Kirche noch Mitglied der weltweiten Gemeinde Jesu; das bist du schon, seit du gläubig geworden bist. Du brauchst auch keinen Glaubenskurs besuchen oder eine monatelange Bewährungsphase absolvieren.
In der Bibel kannst du lesen, dass Menschen, die gläubig wurden, sich sofort taufen ließen. Nicht Tage später, nicht Wochen später, oder gar nach Monaten der »Vorbereitung«. Die Bibel zeigt jedoch zwei Ausnahmen: Paulus wurde erst drei Tage nach der Begegnung mit Jesus getauft und der neben Jesus gekreuzigte Verbrecher gar nicht.

5. Errettet ist man, wenn man ein »Übergabegebet« gesprochen hat.
Falsch.
Wir finden keines in der Bibel. Dort ist vielmehr die Rede von Menschen, die gläubig geworden sind – ob das nun ein längerer Prozess oder eine spontane Entscheidung war, spielt keine Rolle. Andererseits ist ein »Übergabegebet« nicht falsch; wer es mit ehrlichem Herzen gesprochen hat, ist zweifellos errettet. Doch genauso errettet ist derjenige, der langsam, vielleicht über Monate oder gar Jahre, erkannt hat, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, der vom Vater gesandte Retter.

6. Als Christ muss man die Bibel lesen, sonst ist man kein richtiger Christ.
Falsch.
Es gab über etliche Jahrhunderte überhaupt keine Bibel, die den Gläubigen zugänglich gewesen wäre. Fast alle Menschen, von denen das Neue Testament berichtet, hatten lediglich die Möglichkeit, in der Synagoge am Sabbat eine Schriftlesung zu hören. Wenn im Neuen Testament von der »Schrift« die Rede ist, sind die Propheten und andere Schriften des Alten Bundes gemeint.
Es schadet nichts, die Bibel zu lesen. Die Lektüre wird dir sicher gut tun. Aber es ist keine Voraussetzung für das Christsein, regelmäßig oder überhaupt darin zu lesen.