Donnerstag, 23. April 2015

Weltbuchtag 2–Entschleunigung und Achtsamkeit

Der Welttag des Buches und des Urheberrechts (kurz Weltbuchtag, englisch World Book and Copyright Day) am 23. April ist seit 1995 ein von der UNESCO weltweit eingerichteter Feiertag für das Lesen, für Bücher, für die Kultur des geschriebenen Wortes und auch für die Rechte ihrer Autoren.
-Wikipedia

Anlässlich des Weltbuchtages fiel mir ein, dass ich aus meinen Büchern vier Texte den geschätzten Bloglesern zur Lektüre anbieten könnte.

Als zweite Leseprobe nun die Seiten 25 bis 29 aus »Enschleunigung und Achtsamkeit … im ganz normalen Alltag«:

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Glauben Sie an sich selbst!

I want to do with you what spring does with the cherry trees.
-Pablo Neruda, Autor

Zu einem gesunden Leben mit einem starken und funktionierenden Immunsystem gehört auch ein gesundes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Um diesen Glauben an sich selbst zu stärken, muss man manche selbst errichteten Verbotsschilder im Leben abreißen.

Der bereits erwähnte Autor und Trainer Leo Babauta (von dem auch wesentliche Inspirationen zu diesem Kapitel stammen) erzählte unlängst, dass er über lange Jahre seines Lebens seinen Wunschberuf und die Selbstständigkeit nicht in Angriff genommen hatte, weil er sich das nicht zutraute. Er trennte sich nicht von manchen schlechten Gewohnheiten, weil er überzeugt war, nicht die notwendige Disziplin zu besitzen. Er war als Heranwachsender Mädchen gegenüber besonders scheu und später im Leben gelang es ihm kaum, Freunde zu finden oder sich am Arbeitsplatz zu behaupten – weil er sich nie einen Schritt aus dem vertrauten Umfeld, weg von gewohnten Pfaden, zugetraut hat. Er glaubte einfach nicht, dass er dazu fähig wäre.

Buchumschlag VorderseiteNiemand wird wohl jemals völlig davon frei sein, dass sich gelegentlich Zweifel bezüglich der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten einstellen, aber man kann es lernen, mehr und mehr an sich selbst zu glauben. Das bedeutet allerdings nicht, dass man nie wieder auf die Nase fallen oder scheitern wird. Im Gegenteil. Genau das wird passieren.

Und sogar das ist gut so.

Der Trick ist nämlich der, dass man begreift: Es ist vollkommen in Ordnung, zu scheitern, sich auf ein Wagnis einzulassen und dabei nicht die perfekten Ergebnisse zu ernten. Sie begrüßen freundlich jemanden – und derjenige ist nicht sofort hin und weg. Sie erschaffen kreativ etwas, und werden prompt von jemandem verurteilt … Misserfolg erleben, nicht vollkommen sein, Fehler machen, nicht von allen Menschen Zustimmung ernten, nicht von jedermann akzeptiert werden: Das sind nicht zwangsläufig negative Dinge, sondern positive.

Nun mag jemand einwenden: Wie kann Versagen positiv sein?

Ganz einfach: So lernt man wirklich etwas hinzu. Sie können zum Beispiel ganz gemütlich ein dickes Buch über die Mathematik lesen, aber Sie werden erst dann feststellen, ob Sie es wirklich kapiert haben, wenn Sie anfangen, Aufgaben zu lösen. Erst dann entdecken Sie, wo Ihnen noch Verständnis, Wissen oder Übung fehlt. Oder Sie lesen und lernen eine Menge über das Fotografieren, über Blende, Tiefenschärfe, Belichtungszeit, Licht … Sie müssen schon Fotos machen und betrachten, um festzustellen, ob es Ihnen gelingt, mit dem Wissen im Kopf und der geeigneten Kamera in der Hand auch gute Bilder aufzunehmen.

Man lernt etwas oft am besten, indem man studiert und die praktische Anwendung ausprobiert. Dabei passieren Fehler, also lernt man etwas dazu, probiert wieder … und so weiter. So betrachtet sind Fehler und Misserfolge nichts anderes als kleine Resonanzen, die notwendig sind, um dazuzulernen und zu besser zu werden.

Aber was soll daran positiv sein, wenn man Ablehnung erfährt? Ganz einfach: Man lernt es, über den Bereich des sozial minimal Akzeptablen hinaus zu gehen. Die besten Menschen in der Geschichte wurden nicht von allen und jedem akzeptiert. Zum Beispiel Verkünder der Wahrheit: Sokrates, Jesus, Gandhi, Proudhon und Bakunin, Martin Luther King Jr. und viele weitere.

Einer meiner Freunde experimentiert mit fotografischen Formen der Darstellung und Selbstdarstellung – dabei erntete er für einige Nacktfotos (die keineswegs auch nur im Entferntesten pornographisch oder erotisch waren), vehementen Gegenwind. Erschrocken löschte er das Album aus dem Internet. Nicht weil er mit den Fotos unzufrieden war, sondern weil er von anderen beschimpft wurde. Ich riet ihm dazu, dem eigenen Empfinden zu folgen: Wenn die Bilder ausdrückten, was er ausdrücken wollte, dann waren sie gut. Punkt. Dass das nicht jedem gefallen würde, damit musste er dann genauso rechnen wie jeder andere Mensch, der seine Kunst der Öffentlichkeit vorstellt. Die Früchte kreativer Tätigkeiten müssen ja nicht zwangsläufig ausgestellt werden. Sie können genauso gut nur für sich etwas erschaffen. Aber wer sich mit seinen Werken einem Publikum präsentiert, muss auch damit rechnen, dass es Menschen geben wird, die nicht begeistert sind. Das ist deren gutes Recht, denn die Geschmäcker sind verschieden.

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Mancher traut sich aber gar nicht erst, sich kreativ auszudrücken. Das ist schade. Vieles, vor dem wir uns fürchten, sollten wir zumindest ausprobieren. Woher will jemand wissen, dass er nicht zeichnen kann, bevor er einen Kurs besucht hat, der die Grundlagen vermittelt?

Buchumschlag RückseiteEgal, welches Feld der schöpferischen Beschäftigung man sich aussucht – man kann nur dadurch dazulernen und besser werden, dass man es praktiziert. Wenn ich heute einige meiner frühen Texte lese, muss ich den Kopf schütteln. Aber schon damals habe ich mich damit an die Öffentlichkeit getraut. Weil ich nämlich hören wollte, was gelungen und was nicht so geglückt war, um aus den Fehlern klüger zu werden. Heute würde ich anders – besser aus meiner Sicht – schreiben, aber immerhin habe ich von Anfang an nicht für nur die Schublade formuliert. Und nur so konnte ich dazulernen.

Zur Kreativität gibt es später noch ein gesondertes Kapitel.

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Alle Theorie ist als Unterbau nicht zu verachten und gut, aber ohne Praxis hat sie keine Auswirkungen auf unser Leben und Befinden.

Ein paar Vorschläge:

· Durchbrechen Sie ab und zu das Unbehagen bezüglich ungewohnter Situationen. Mit jedem Durchbruch erweitern Sie Ihre Grenzen. Sie können ja gar nicht vorher wissen, ob Sie sich wirklich unwohl fühlen werden.

· Stellen Sie sich der Begegnung mit Menschen, ohne vorher zu wissen, ob sie Sie akzeptieren, ignorieren oder ablehnen werden.

· Halten Sie gute Vorsätze bewusst fest und hören Sie nicht auf die negative innere Stimme, die Ihnen weismachen will, dass Sie es sowieso nie schaffen.

· Wenn Ihr guter Vorsatz verloren geht (nun hast du doch wieder Zigaretten gekauft!), dann heben Sie ihn wieder auf und lassen nicht locker. Dass Sie es heute nicht geschafft haben heiß ja nicht, dass es morgen auch nicht klappt.

· Durch wiederholte Versuche lernen Sie, dass es okay ist, zu versagen und zu scheitern, weil Sie dadurch letztendlich entscheidend weiter kommen. Und ob etwas gescheitert ist, hängt nicht vom Jubel oder den Buhrufen anderer Menschen ab.

· Durch wiederholtes Experimentieren lernen Sie, dass Sie stärker sind als Sie dachten, dass Sie mehr Fähigkeiten haben als Sie vermuteten und dass Sie sogar mehr Unbehagen aushalten, als Sie für möglich gehalten hätten.

Mit dieser Praxis werden Sie mehr und mehr sich selbst finden. Und feststellen, dass Sie schon die ganze Zeit großartig waren.

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Nun folgt eine weitere Parabel. Einfach so, zwischendurch. Zur Entschleunigung bei der Lektüre und um Ihre Achtsamkeit lebendig zu halten.

 

Der freigebige Baum

Es war einmal ein Baum ... und dieser Baum liebte einen kleinen Jungen. Und täglich kam dieser Junge und sammelte das Laub des Baumes und machte daraus Kronen und spielte König des Waldes.

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Soweit der Auszug aus dem Buch – wer weiterlesen möchte, darf bei Amazon einkaufen gehen: [Autorenseite Günter J. Matthia

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