Donnerstag, 28. Juni 2012

Die angebundene Katze

Es begab sich aber zu der Zeit, die heute niemand mehr so genau auf den Tag zu bestimmen sich die Mühe machen würde, dass eine Gruppe von Menschen sich täglich versammelte, um unter der Anleitung eines weisen Mannes gemeinsam über Gott nachzudenken und, soweit verfügbar, heilige Schriften zu studieren.

Eine aktuelle angebundene KatzeEines Tages fand sich eine Katze in dem Raum ein und strich neugierig umher. Als die Gruppe aufbrach, verschwand auch die Katze. Beim nächsten Zusammenkommen war auch die Katze wieder zur Stelle. Ihr unaufhörliches Rumoren im Raum irritierte die Gottsuchenden und hielt sie davon ab, sich angemessen auf das Studium der Schriften zu konzentrieren. Daher ordnete der Weise nach einigen Tagen an, dass die Katze für die Dauer der täglichen Versammlung vor der Tür an einem Baum angebunden werden sollte.

So verfuhr man und konnte sich nun wieder ungestört der geistlichen Erbauung widmen.

Einige Jahre später starb der alte Weise und ein Nachfolger wurde bestimmt. Die Gruppe, die immer wieder neue Mitglieder gefunden hatte und fand, sogar gewachsen war, versammelte sich weiter regelmäßig. Treu der Tradition band man jedes Mal vor der Tür die Katze am Baum fest, nach der Versammlung wurde sie befreit.

Die Katze war jedoch auch nicht mehr die jüngste und starb ein Jahr nach dem ursprünglichen Leiter der Gruppe. Unverdrossen hielt die Gruppe an der Überlieferung fest: Man besorgte sich eine neue Katze, die während der Treffen angebunden wurde.

Etliche Jahrzehnte später wusste schon niemand mehr zu sagen, warum eigentlich während der Besinnung auf Göttliches eine Katze vor der Türe angebunden werden musste, aber da die Tradition nachweislich auf den verehrten Gründer der Gruppe zurückzuführen war, entstanden nach und nach viele theologische Abhandlungen, die stichhaltig erklärten, warum man Gott nur suchen und finden konnte, wenn vor dem Versammlungsraum eine Katze angebunden war.

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Quelle: Diese Parabel hat mir kürzlich so ähnlich mein Cousin in Hamburg erzählt. Eine kurze Google-Suche brachte etliche Versionen zum Vorschein, mal mit indischen Gurus, mal mit Philosophen, mal mit Buddhisten … der Volksmund siedelt die Geschichte je nach Kontext und Zeit an. Und das ist auch gut so. Meine Version ist nun meine Version. Wer mag, darf sie gerne kopieren, verändern, weiter erzählen … dazu sind Parabeln ja da.

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P.S.: Wer angebundene Katzen sucht, wird sie auch in christlichen Gemeinden und Kirchen zuhauf finden.

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Freitag, 22. Juni 2012

Die Chronologie ...

Dies ist ein Hinweis vor allem für die inzwischen sehr zahlreichen Besucher, die über die Krebsliga.ch bzw. das Krebsforum.ch hier landen, aber auch für alle anderen Interessierten:  Eine alternative, chronologisch geordnete Version der hier veröffentlichten Posts über mein Leben seit der Krebsdiagnose findet ihr auf meinem textlastigen Blog: [Mein Leben mit dem Darmkrebs]

(Mir fehlt die Zeit und Energie, mich in den Foren und Gruppen zu registrieren und zu engagieren, die inzwischen auf meinen Blog verlinken, Sorry, aber ich kann mich nicht verzetteln und überall beteiligen. Danke für euer Verständnis.)

Donnerstag, 21. Juni 2012

Verlässlich planbar ist nichts.

Ich hatte hier zuletzt berichtet, dass mich eine Halsentzündung heimgesucht hatte – noch mit dem festen Vertrauen, dass es mit der Chemotherapie wie vorgesehen weiter gehen würde.

image Doch es zeigte sich einmal mehr: Verlässlich planbar ist in meinem und unserem Leben zur Zeit nichts. Am Montag war keinerlei Besserung eingetreten, so dass mein Onkologe nach Begutachtung meines Halses und Blutbildes davon Abstand nahm, die Infusion durchzuführen. Statt dessen nahm (und nehme) ich nun seit Montag ein Antibiotikum, dessen Wirksamkeit sich seit Dienstag Nachmittag auch anhand des Abklingens der Schmerzen zeigt. Die Chemotherapie soll dann am Mittwoch der kommenden Woche fortgesetzt werden.

Das hieß für mich: Der vereinbarte Termin für die Darmspiegelung musste verschoben werden, da die Untersuchung zwingend in einer Chemo-Medikament-freien Woche liegen muss - und die verschiebt sich mit dem Infusionstermin um 9 Tage. Zum Glück haben die Mitarbeiter in der gastroenterologischen Praxis Verständnis für die Situation und konnten mir einen passenden neuen Termin am 12. Juli reservieren.

Ich war etwas beunruhigt, weil es ja nach der Operation ärztlicherseits hieß, die Chemotherapie müsse möglichst umgehend beginnen, da sonst ihre Wirksamkeit in Frage gestellt oder bei zu langem Zögern vereitelt würde. Da mein behandelnder Onkologe wenig bis gar keine Zeit für ein Gespräch über die Situation hatte, fragte ich die Onkologin meiner Rehabilitationsklinik um Rat. Sie hatte bei meinem Abschied aus der Maßnahme ausdrücklich angeboten, dass ich mich auch später jederzeit bei Unsicherheit, Fragen oder Problemen an sie wenden dürfe. Sie antwortete auch prompt.

… bei einer Chemotherapie müssen immer Nutzen und Risiko abgewogen werden und das immer aufs Neue. Durch die Chemotherapie werden die blutbildenden Zellen immer mit beeinträchtigt. Da bei Ihnen die Option endgültige Heilung besteht, geht man bei der Dosierung der Chemotherapie an die äußersten Grenzen der Verträglichkeit, muss aber entsprechend "justieren", wenn die Verträglichkeits-Grenze überschritten wurde. Das heißt, es gibt keine andere Möglichkeit, als die Chemotherapie zu verschieben, wenn beispielsweise die Anzahl der abwehrfähigen weißen Blutkörperchen durch den vorhergehenden Zyklus zu stark abgenommen hat. Das bedeutet zwar statistisch eine leichte Minderung der Wirksamkeit, die man aber in Kauf nehmen muss.

Was mir vor allem Mut macht ist die »Option endgültige Heilung«. Drei Monate nach der Operation bin ich zwar keineswegs ein gesunder Mensch, aber mein Zustand ist doch erstaunlich gut, für mich und die Ärzte keine Selbstverständlichkeit sondern eine bemerkenswerte Abweichung vom normalen Verlauf bei Darmkrebspatienten.

Die »Dosierung der Chemotherapie an die äußersten Grenzen der Verträglichkeit« macht mir natürlich zu schaffen, auch noch in den nächsten Monaten, aber andererseits halten sich die Nebenwirkungen angesichts dieser Dosierung bisher nun wirklich in einem erträglichen Rahmen.

Ich bin dankbar für die insgesamt so positive Entwicklung und wünsche mir und der besten aller Ehefrauen, die das alles mit mir durchsteht, dass alles auch weiter so positiv verläuft. Dass wir Verabredungen und Termine nicht verlässlich planen und vereinbaren können, ist dabei dann eine leicht zu verschmerzende Tatsache.

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Samstag, 16. Juni 2012

Wenn theoretische Nebenwirkungen praktisch werden

ALL - Peripherial Blood - Diagnosis von WikiCommonsDie bei der Chemotherapie über 24 Wochen eingesetzten Giftstoffe wirken auf alle Zellen ein, die sich gerade teilen, nicht nur auf Krebszellen. Also werden immer und unausweichlich blutbildende Zellen im Knochenmark, in den Schleimhäuten und in den Haarwurzeln vernichtet.

Das habe ich vor Beginn der Chemotherapie zur Kenntnis genommen und durch meine Unterschrift dokumentiert, dass ich davon weiß. Doch grau, wusste schon Goethe, ist alle Theorie. Das gelernte Wissen, dass das körpereigene Immunsystem ausgeschaltet wird und sich jegliche Heilung dadurch wesentlich in die Länge zieht, das ist das eine. Es zu erleben, das andere.

Seit Mittwoch früh hat sich eine Halsentzündung bei mir eingenistet, die nicht weichen und sich nicht bessern will. Wenn sogar der Schluck kühles Wasser im Hals wehtut, dann wird jedes Schlucken zur Qual. Ein leichter Schnupfen und ein gelegentliches Husten … das ist erträglich, aber gegen die brennenden und unaufhörlichen Halsschmerzen muss ich mit recht starken Medikamenten vorgehen, sonst wäre es undenkbar, Nahrung (und sei es nur ein Joghurt) zu mir zu nehmen. So fünf bis sechs Stunden wirken die Schmerztabletten jeweils insofern, als der Schluckschmerz erträglich wird. Ganz verschwinden will er trotz Höchstdosierung nicht.

Das meist mit Schnupfen, Husten, Halsweh einhergehende Fieber hält sich Gott sei Dank nach wie vor zurück. Ab 38 Grad Körpertemperatur wäre ich gehalten, umgehend einen Notfallarzt zu kontaktieren, seit Mittwoch zeigte das Thermometer zwei Mal 37,9 an, ansonsten sind es meist 36, 5 bis 37 Grad.

Und das alles ausgerechnet in meiner an und für sich medikamentenfreien Woche, die dem Körper als Erholungsphase von den chemischen Giftstoffen dienen soll.

Am Montag geht es mit der nächsten Infusion in den dritten Zyklus. Ich bin gespannt, ob der Onkologe, falls die Halsschmerzen noch anhalten, mir etwas anderes verschreiben kann als Schmerztabletten.

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Mittwoch, 13. Juni 2012

Chemotherapie – Zyklus 2

TherapietagebuchSo mancher Zeitgenosse fragte mich, ob es denn mit den Nebenwirkungen von Zyklus zu Zyklus besser oder schlimmer werde. So wie den Ärzten geht es auch mir mit der Antwort: Man weiß es nicht und muss es schlicht und ergreifend von Tag zu Tag abwarten.

imageDer zweite Zyklus wird erst am kommenden Sonntag enden, aber so viel kann ich aus meinem Tagebuch immerhin schon mal festhalten: Die erste Woche des zweiten Zyklus war wesentlich schwieriger als die vorangegangenen Wochen, während die zweite Woche keine über das normale Maß hinausgehenden Beeinträchtigungen mit sich brachte. Das »normale Maß« ist eine ständig vorhandene Übelkeit, die Tag und Nacht anhält, aber nicht zum Erbrechen führt und mit der ich Mahlzeiten ohne zusätzliche Medikamente einnehmen und bei mir behalten kann. Das Kreuzchen bei der Spalte mit dem Herrn, dessen Bauch wohl rote Blitze aussendet, mache ich nur dann, wenn es ohne Tropfen (MCP AL, sehr empfehlenswert übrigens) nicht geht.

image Durchfall, eine im ersten Zyklus noch recht häufige Plage, glänzte bisher im zweiten durch Abwesenheit. Es gibt zwar keine Nacht, in der ich nicht die Toilette aufsuchen müsste um abzuführen, tagsüber ist vier bis fünf mal die Regel, aber solange das Ergebnis der Besuche auf dem stillen Örtchen einigermaßen geformt ist, kommt bei den barfüßigen Herrn, der aus unerfindlichen Gründen auf seinem Hemd sitzt, kein Kreuzchen in die Spalte.

Das Fatigue-Syndrom verhält sich relativ konstant, indem es wie die Grundübelkeit zum ständigen Begleiter geworden ist. Es gibt Tage, die mühsamer sind und welche, wo sich Fatigue freundlicherweise etwas zurück hält … aber ganz verschwinden will er/sie/es nicht.

Dass der Nervenschaden durch das Oxaliplatin, das ich alle drei Wochen per Infusion bekomme, sich einstweilen nicht zurückbilden wird, weiß ich und richte mich darauf ein. Die Baumwollhandschuhe liegen neben dem Kühlschrank bereit und im Supermarkt halte ich mich von Tiefkühlregalen und –truhen fern, da darf jeweils die beste aller Ehefrauen beherzt zugreifen, wenn wir Waren aus den Behältnissen benötigen. Dass ich jemals im Leben zum Händewaschen warmes Wasser nehmen würde, hätte ich vor der Chemotherapie vehement verneint. Inzwischen bin ich nicht nur bekennender Warmduscher, sondern auch Warmhändewascher. So what!

Seit heute früh – das hat mit den Chemotherapiemedikamenten nicht direkt zu tun sondern nur indirekt, durch das ausgeschaltete Immunsystem – leide ich an Halsschmerzen und gelegentlichen Schwindelgefühlen, Fieber ist bisher nicht dabei (und sollte auch möglichst nicht auftreten). Der Arzt meinte jedenfalls vorhin, ich solle erst mal ohne Medikamente versuchen, das zu überwinden, da der Körper schon mehr als genug durch all die Mittel belastet ist. Nur im Falle, dass sich Fieber einstellt, müsste dann doch sofort mit Antibiotika reagiert werden.

Glienike Positives gibt es ja immerhin auch festzuhalten aus den letzten (fast) drei Wochen: Einige potentielle Nebenwirkungen sind nach wie vor nicht eingetreten. Ich habe dank sportmedizinischer Beratung gestern nun einen auf meinen Zustand maßgeschneiderten Trainingsplan für unser Fitness- und Wellnesscenter. Es waren mir und der besten aller Ehefrauen einige sehr schöne Ausflüge möglich. Die Rentenversicherung hat mein Ersatzentgelt für die Zeit der Rehabilitationsmaßnahme überwiesen. Die Krankenkasse hat versprochen, dass in den nächsten Tagen das Krankengeld auf unserem Konto eingehen wird.

Wie es weitergeht? Tja. Man weiß es nicht und muss es schlicht und ergreifend von Tag zu Tag abwarten. Und immerhin ist ja für mich die Tatsache, dass es überhaupt noch Tag um Tag gibt, keine Selbstverständlichkeit sondern Grund zur Dankbarkeit.

Dankbar bin ich auch für all die lieben Freunde und Verwandten (hauptsächlich bei Facebook aktiv, aber auch im »richtigen Leben« und per E-Mail oder Telefon), die mich und uns nach wie vor mit guten Wünschen, Anteilnahme, Gebeten und vielen aufmunternden Worten begleiten.

Am meisten Dank verdient aber sicher die beste aller Ehefrauen, die mir mehr Halt und Mut und Kraft gibt, als ich, der angeblich so gut mit Worten umzugehen weiß, es einigermaßen verständlich auszudrücken in der Lage wäre. Beweisen kann ich es (und will ich es) nicht, aber ich bin mir sicher, dass ich die zurückliegenden Monate ohne Eva nicht so oder gar nicht überstanden hätte. Und da sie weiter an meiner Seite sein wird, so Gott will und wir leben, werden wir gemeinsam auch die kommenden Monate durchstehen.

P.S.: Nein, der Bauch auf dem oberen Foto ist nicht meiner. Der gehört zum »Vorbereitungspaket« für die Darmspiegelung, die am 3. Juli endlich durchgeführt wird. Es mussten erst die Operationswunden so gut wie es eben geht verheilen.

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Freitag, 8. Juni 2012

Nicht mehr glauben können und/oder wollen

Zur Zeit arbeitet einer meiner Freunde im Institut empirica an einer spannenden Forschung, in der es darum geht, warum Menschen nicht mehr glauben können und/oder wollen. Aus diesem Grund sucht er Menschen, die dies von sich behaupten.

studie Wenn du solche Menschen kennst oder ein solcher Mensch bist, dann wäre dieser Link www.dekonversion.de der geeignete Klickpunkt. Du kannst den Link auch gerne weitergeben, so dass er möglichst viele Leute erreicht.

Hier der Anschreibetext:

Das Forschungsinstitut empirica für Jugendkultur und Religion sucht für eine wissenschaftliche Studie zum Thema „Warum ich nicht mehr glaube“ Personen (Mindestalter 18), die nicht mehr glauben, sich jedoch früher einmal als Christen bezeichnet haben.

Sollten Sie zu dieser Gruppe gehören, würden wir uns freuen, wenn Sie an der Umfrage teilnähmen (Dauer ca. 10 Minuten). Am Ende besteht die Möglichkeit, uns Ihre Kontaktdaten zukommen zu lassen, falls Sie zu einem längeren Interview zum Thema bereit wären.

Ihre persönlichen Daten werden nur zum Zweck einer ausdrücklich gewünschten Kontaktaufnahme genutzt. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben und auch von uns nicht zu Werbezwecken, o.ä. verwendet. Sämtliche Daten werden nach Abschluss der Studie gelöscht.

Na denn: Ungläubig gewordene aller Länder, beteiligt euch. :-)

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Montag, 4. Juni 2012

Fußball mit vielen Göttern im Team

Dass auf diesem Blog vom Fußball die Rede ist, kommt eher selten vor. Das mag auch gut so sein, denn es gibt ja genügend andere und fürwahr kompetentere Stimmen, die sich zum Thema äußern. Mir fiel jedoch kürzlich bei der Lektüre einer Zeitschrift auf, dass die deutsche Mannschaft bei dem kommenden europäischen Wettbewerb eigentlich nur gewinnen kann, weil ihr zahlreiche Götter zur Seite stehen. Einer davon wird ja wohl in das Geschehen eingreifen und für die entsprechenden Tore zu sorgen in der Lage sein?

Der Ball sei rund, sagen manche FachleuteDa ist zum einen der Gott der Moslems. Özil betet auch in der Kabine nach Mekka, wenn möglich vor jedem Spiel: »Ich bete dafür, dass ich und meine Kollegen in der Mannschaft nicht verletzt werden.« Khedera bekennt sich nicht weniger aufrichtig zu seinem Glauben an moslemisch-göttlichen Beistand bei seinem Tun als Fußballspieler.

Dann ist da der katholisch geprägte Gott der Christen. Boateng hat sich die Jungfrau Maria auf den linken Unterarm tätowieren lassen – und auf den rechten Oberarm ein Kreuz. Er bekennt: »Gott ist Teil meines Lebens.« Klose, einst Messdiener, trägt ein Kruzifix um den Hals und hatte schon eine Audienz beim Papst. Podolski, wie Klose aus Polen stammend, teilt dessen katholische Frömmigkeit.

Natürlich ist auch der evangelisch geprägte Gott der Christen mit von der Partie. Mertesacker hat unter anderem beim Evangelischen Kirchentag in seiner Heimatstadt Hannover mitgewirkt, Lahm warb vor dem Ökumenischen Kirchentag in München um Quartiere und unterstützt kirchliche Aids-Projekte.

Der freikirchlich geprägte, eifrig-missionarische christliche Gott bleibt dieses Mal soweit ich das überblicken kann draußen vor den Stadien, denn Cacau wurde von der Spielerliste gestrichen. Aber dafür sind ja zahlreiche Götter aus dem Hinduismus mit dabei, weil Trainer Löw und Teammanager Bierhoff den Spielern so genannte Shamballa-Armbänder geschenkt haben. Shamballa heißt übersetzt »Licht der Liebe«. Der Begriff steht im Hinduismus für Respekt, Geschlossenheit und Vertrauen. Bei den Nationalspielern sollen sie für einen besseren Zusammenhalt sorgen und positive Energie freisetzen.

Na dann kann ja nun nichts mehr schief gehen mit der Europameisterschaft.

Oder doch?

Was wäre, wenn eine der anderen Mannschaften noch mehr Götter ins Team eingeladen hat? Oder – gar nicht auszudenken! – wenn sich Gott, wie auch immer ihn seine Kinder nennen und begreifen, gar nicht für Fußball interessiert? Dann käme es ja auf sportliches Können und Leistung an …

(Quelle der Götter-Informationen: Pro Medienmagazin)

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Sonntag, 3. Juni 2012

Was gut tut

Für eine Krebstherapie ist die seelische Verfassung ebenso wichtig wie die körperliche. … Durch regelmäßige Bewegung mobilisieren Sie Ihre Energie, dies ist gerade während einer Chemotherapie wichtig. … Aktive Krebspatienten leiden seltener an Kopfschmerzen, Übelkeit, Thrombosen und Infektionen.

Die obigen Tipps aus dem Therapie-Tagebuch habe ich auch schon während der Rehabilitationsmaßnahme zur Kenntnis bekommen, von Ärzten und Physiotherapeuten. Und die bisherige Erfahrung gibt dem Rat zum sportlich aktiv sein und bleiben recht.

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Zwar war meine Leistungsfähigkeit nach Operation und Krankenhausaufenthalt erst einmal so gut wie verschwunden, aber regelmäßiges Training auf dem Ergometer beispielsweise zeigt inzwischen eine deutliche Verbesserung. In kleinen Schritten, von Mal zu Mal, aber doch merklich.

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Der umfangreiche Gerätepark in unserem Fit- und Wellnessstudio wird von mir nun zwar sehr eingeschränkt benutzt, da ich alle Geräte, die sich dem Training der Bauchmuskeln widmen, einstweilen noch meide, aber es bleibt genug Auswahl an Trainingsmaschinen, die ich unter Anleitung und Aufsicht in der Rehabilitationsklinik benutzen durfte und sollte.

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Auch bei den Geräten zeigte sich nach der Entlassung aus der Klinik, dass die vor der Krebsdiagnose und –operation gewohnten Gewichte und Zahl der Wiederholungen erst einmal illusorisch wären, aber was macht das schon? Niemand lacht mich aus, wenn ich mit Einstellungen »für schwache Mädchen« trainiere und die langsam steigere. Und wenn jemand lacht – was macht das schon?

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Erfreulich war für mich letzte Woche, dass ich wieder schwimmen kann. Auch hierbei sagte ich mir: Wenn ich es nicht schaffe, und jemand amüsiert sich darüber, na dann soll er sich eben amüsieren. Wenn ich es nicht ausprobiere und trainiere, wird von vorne herein nichts daraus. Also ging ich ins Wasser und siehe da: 10 bis 12 Meter schwimmen war möglich, dann 20 Meter, dann eine ganze Bahn. Na bitte!

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Eine mentale Hürde, die ich relativ zügig überwinden konnte, hatte auch nur etwas mit den anderen Gästen zu tun: Kann ich diesen verunstalteten Bauch denn in der Umkleidekabine, unter der Dusche, im Schwimmbad und erst recht in der Sauna sehen lassen? Müsste ich mich nicht als muslimische Dame verkleiden und in einen Schleier hüllen? Nein, entschied ich mich, muss ich nicht. In unserem Fitness- und Wellness- und Sportstudio trainieren Dicke, Dünne, Kurze, Lange, Zweibeinige, Einbeinige … und andere Menschen mit Narben. Wer gucken muss, wenn ich auf der Saunabank entspanne, bitteschön. Mich wird es nicht irritieren.

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Zwei- bis dreimal wöchentlich trainieren hilft bei der Bewältigung der Nebenwirkungen meiner Chemotherapie, und das ist auch gut so. Selbst wenn vorher der Geist wie beim biblischen Autor Paulus mal willig, der geschundene Leib jedoch schwach ist, lohnt sich das Aufraffen.

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