Freitag, 11. April 2008

Nick Hornby: Slam

Ein ernstes Thema mit Humor behandeln, ohne es der Lächerlichkeit preiszugeben - eine Kunst, die Nick Hornby beherrscht wie kaum jemand von den Autoren unserer Zeit. Er hat es mit A Long Way Down (zum Thema Suizid oder Sinn im Leben wiederfinden) geschafft und mit Slam ist ihm - meiner bescheidenen Meinung nach - sein bisher bestes Buch gelungen (gelesen habe ich alle).

Ich hatte befürchtet, es ginge um das Skaten - entweder habe ich das irgendwo gelesen, oder jemand hat es mir erzählt. Dann wäre mir das Buch vermutlich trotz der Sprachkünste des Autors langweilig geworden wie seinerzeit John Grishams Bleachers oder Stephen King mit seinem verunglückten Hearts in Atlantis.
Aber Nick Hornby schreibt über Teenagerschwangerschaft und die Entscheidung der 15jährigen Mutter, das Kind zur Welt zu bringen, trotz und in allen Problemen. Er erzählt aus der Perspektive des 16jährigen Vaters, und das gelingt ihm so authentisch, dass man wirklich glaubt, einem Jungen zuzuhören, der mit dem Leser plaudert.
Hornbys Protagonisten sind wieder so detailreich und liebevoll herausgearbeitet, dass man auf die Idee kommen könnte, Alicia und Sam, die jugendlichen Eltern, aus dem wirklichen Leben zu kennen. Oder irgend jemanden wiederzuerkennen, aus der Nachbarschaft vielleicht.

Sam, ein nicht übermäßig brillanter Junge, hat eine große Leidenschaft, das Skaten. Er lernt Alicia kennen- und auf einmal gibt es mehr im Leben als nur das Skateboard und die immer gewagteren Tricks, die man damit auf dem Beton versuchen kann. Er erzählt seinem noch etwas weniger intelligenten Freund Rabbit davon, als er ihn beim Skaten trifft.
...
'I met this girl.'
'Where?'
'Does that matter?' I could see that it was going to be a frustrating conversation.
'I'd like to try and picture the scene', said Rabbit.
'My mum's friend's party.'
'So is she like really old?'
'No. She's my age.'
'What was she doing at the party?'
'She lives there', I said, 'she...'
'She lives at a party?' Rabbit said. 'How does that work?'
'She doesn't live at a party. She lives in the house where the party was. She's my mum's friend's daughter.'
Rabbit repeated what I'd just said as if it was the most complicated sentence in the history of the world.
'Hold on... Your mum's... friend's... daughter. OK. I've got it.'
'Good. We're going out tonight. To the cinema. And I'm worried about getting my face all smashed up.'
'Why does she want to smash your face up?'
'No, no. I didn't mean I was worried about her smashing my face up. I'm worried about getting my face smashed up here. A bad slam. And then, you know, I'll look terrible.'
...
Slam - das wusste ich vor der Lektüre dieses Buches nicht (und brauchte es auch nicht zu wissen) steht neben der eigentlichen Bedeutung (heftig bremsen, zuschlagen) auch für einen bösen Sturz beim Skaten. Und dann ist natürlich das Gesicht ruiniert. Das geht nicht, wenn man gerade das bezauberndste Mädchen der Welt kennen gelernt und einen gemeinsamen Kinobesuch vor sich hat.

Nick Hornby hat mit dem Titel des Buches die Brücke vom Skaten zur ungewollten Schwangerschaft geschlagen, ein Geniestreich, der dem Leser erst nach und nach klar wird, wenn der Slam im Bett - wiederum mit Humor und Einfühlungsvermögen, ohne auch nur eine Sekunde ins Ordinäre abzurutschen - beschrieben wird, der zur Schwangerschaft führt.

Ich habe oft, neben der besten aller Ehefrauen auf dem Sofa lesend, laut gelacht bei diesem Buch - und das passiert mir eher selten. Die Dialoge vor allem sind häufig so genial geschrieben, dass ich gar nicht anders konnte als loszuprusten - fast hätte ich mich und das Möbelstück mit Rotwein bekleckert vor Lachen, als ich die weiter unten zitierte Stelle mit der verschnupften Alicia las....
Wie oft habe ich mich an meine - eigentlich längst erfolgreich vergessenen - eigenen Tollpatschigkeiten und Peinlichkeiten aus pubertären Zeiten erinnert, als ich durch die Leserbrille mit Sam in diesem Buch Alicia kennen und lieben lernte.

Das Buch erzählt eine Geschichte aus dem Leben, nicht aus einer heilen Phantasiewelt. So ist auch das Ende - die Trennung der jungen Eltern - voraussehbar. Nicht alle Beziehungen führen in den endlosen siebten Himmel der Liebe, aber dennoch: Das Kind, das Roof genannt wird (die Erklärung dieses dämlichen Namens ist so witzig und wird von Nick Hornby so spannend gemacht, dass ich sie hier nicht verraten will), darf leben, statt abgetrieben zu werden, und es wird geliebt - von Alicia und Sam.

Ich habe die englische Ausgabe gelesen, kann über Wortwitz und Authentizität der deutschen Version daher nichts sagen. Die beste aller Ehefrauen und ich haben gerätselt, wie man beispielsweise die folgende Szene ins Deutsche übertragen könnte. Sams Telefon klingelt...
...
I found my phone in my jacket pocket.
'Hello?'
'It's Bee.'
'Oh. Hello, Bee.' I wasn't sure who Bee was, but it sounded a bit like Alicia.
'Bee. Not Bee.'
'Bee not Bee? What does that mean?'
'It's Alicia. And I've got a cold. So I'm trying to say, you know, "It's Alicia", except I'm saying "It's Bee", and it comes out as "It's Bee".'
'Me.'
'Yes. Bloody hell. Have you woken up stupid?'
...
Falls jemand die deutsche Ausgabe zur Hand hat, würde ich mich über einen Kommentar mit dem entsprechenden Wortlaut freuen. 12. Kapitel, nach etwa drei oder vier Seiten (je nach Buchdruck). Wie macht das der Übersetzer mit Bee statt Me?

Mein Fazit: Unbedingt lesenswert! Nick Hornby in Bestform - ein rundum gelungenes Buch.

Das Buch:
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Penguin (4. Oktober 2007)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 014138297X
ISBN-13: 978-0141382975
Zu finden zum Beispiel hier bei Amazon: Nick Hornby - Slam

Donnerstag, 10. April 2008

Ein Auto für Herrn Ratzinger?


Es gibt ja Gerüchte, dass der Herr Papst demnächst eventuell vielleicht unter Umständern Berlin besuchen könnte.

Angesichts der Straßen in Berlin, die sich vom Zustand »Flickenteppich« mehr und mehr in Richtung «Rübenacker mit gelegentlichen Resten von Asphalt« entwickeln, wäre statt des üblichen Papst-Mobils ein robusteres Fahrzeug zu empfehlen. Das oben abgebildete, gefunden bei Purgatorio, wäre doch genau richtig, oder?

Van statt Leo

Schade, wir hatten uns auf Leonard Cohen in Berlin gefreut, nun wurde die Veranstaltung, bisher ohne Angabe von Gründen, abgesagt. Aber wir bekommen eine Erstattung des Kaufpreises, immerhin.

Mit dem so gesparten Geld haben wir ganz spontan und in höchster Eile noch zwei Eintrittskarten für Van Morrison ergattert. Das erste Konzert ist restlos ausverkauft, das zweite, extra für Berlin wegen der viel zu schnell vergriffenen Karten von Herrn Morrison und den Veranstaltern vereinbart, so gut wie. Um so mehr freut man sich, dass man dabei sein wird.

Kochstunde mit dem Pulitzer-Preisträger

Nun hat er auch noch den Pulitzer-Preis in Form einer »Special Citation« bekommen, der Bob. Schön, es sei ihm von Herzen gegönnt.

Die zweite Staffel der Theme Time Radio Hour ging mit dem Thema Cold letzte Woche zu Ende. Oder auch nicht. Die Fans diskutieren noch, ob das angekündigte Ende nun ein Aprilscherz vom Gastgeber war oder nicht. Und Bob Dylan selbst? Er lächelt und schweigt...

Ich weiß nicht wie viele Rezepte er im Rahmen der 75 Theme Time Radio Hours zum Besten gegeben hat, aber diese hier könnte man ja mal ausprobieren:

The Perfect Meatball
  • 3 minced cloves garlic
  • ¼ cup vegetable oil (for frying)
  • 1 pound ground meat (equal parts beef, pork, veal)
  • ¼ cup grated Parmesan cheese
  • 9 Saltine crackers, finely crushed
  • ½ teaspoon salt
  • black pepper
  • oregano
  • dried basil
  • 1 tablespoon chopped fresh parsley
  • ¼ cup water
  • 1 egg
  • 1 teaspoon tomato paste
Heat the oil over a low heat in a large Dutch oven. In a big bowl, add the meat, garlic, cheese, crackers, and spices. Mix lightly with your fingers. Don’t be shy—get into it. In a small bowl, whisk the water, the egg, and the tomato paste. Add the egg mixture to the meat mixture. Mix it lightly with your fingers. Form it into drum shapes, or balls. Cook in batches, over medium high heat, until its browned on both sides. That will be about five minutes total. Serve ‘em up with some potatoes, or some spaghetti, or just make a sandwich out of them. You're gonna love 'em.
Als Nachtisch dazu:

Figgy Pudding

  • 4 oz of plain flour
  • a pinch of salt
  • 4 oz bread crumbs
  • 4 oz shredded suet
  • 1 teaspoon mixed spice
  • 1 teaspoon baking powder
  • 3 oz dark soft brown sugar
  • 8 oz chopped dried figs
  • finely grated rind & the juice of one lemon
  • 2 tablespoon milk
  • 2 beaten eggs

Sift salt and flour together, then mix with all the remaining dry ingredients. Add the figs, lemon rind and juice, milk and beaten eggs. Beat them well. The mixture should have a soft dropping consistency. Put into a greased two-pint pudding basin, cover securely, and steam for three hours. I like it served with heated golden syrup topping, and a generous pour of custard. Makes me hungry just talking about it. My engineer Tex Carbone likes vanilla ice cream on it. I don’t understand that at all.

Zum Thema Kochen fiel ihm auch noch ein:
My friend’s wife is a really bad cook. I broke a tooth on her coffee.

Es gab auch ein paar Weisheiten, die man sich merken sollte:

  • They say the earth’s warmin’ up. Be careful of that global warming, and wear your sunscreen.
  • Sticks and stones can break my bones but words can never hurt me…as opposed to when you grow up and you learn that…the pen is mightier than the sword. The world is fill of little contradictions like that.
  • I leave you with the words of Benjamin Franklin. ‘He that is of the opinion money will do everything may well be suspected of doing everything for money.’ Thank you, Ben. Peace out.
  • A lot of people who play one kind (of music) won’t play with people who play another kind, but me personally, I never understood any kind of border patrol when it comes to music.
Alle Theme Time Radio Hours kann man bei Patrick Crozley finden:


Besonders empfehlenswert für jemanden, der die Sendung nicht kennt, ist (meinem Geschmack nach) Coffee, Bible, Hello, Doctor, Classic Rock und Heat. Was nicht heißen soll, dass ich nicht alle Sendungen genossen habe und immer wieder genieße.

Und ob das mit dem Ende der zweiten Staffel ein Aprilscherz war oder nicht, wird man am Freitag wissen...

P.S.: Die beste aller Ehefrauen sagte eben, als sie den Entwurf dieses Beitrags gelesen hatte: »I liked the one about dogs.« Stimmt. Die Sendung war auch besonders ansprechend. Vor allem für Menschen, die neben guter Musik auch Hunde mögen.

Mittwoch, 9. April 2008

Matt Redman mit und ohne Slovenske Titulky

Am Samstag, dem 14. Juni 2008, könnte es wieder ziemlich voll werden im C-Campus in Berlin. Matt Redman wird mit Hillsong Church London zu Gast sein. Eine interessante Kombination, was dabei musikalisch herauskommt, wird man sehen hören.

Ich bin ja nicht unbedingt ein Fan der Worship-Only-Musikanten, da diese sich meist sehr bewusst auf die frommen Nischen beschränken und nicht selten weichgespülte Klänge zu Gehör bringen. Andere finden gerade das richtig. Wer Recht hat, ist völlig unerheblich. Und - zugegeben - die sanfteren Töne sind mitunter auch in meinen Ohren herzlich willkommen, wenn sie beispielsweise von Leonard Cohen stammen.

Jedenfalls sind Matt Redmans Lieder aus vielen Gemeinden kaum noch wegzudenken. Ein Beispiel mit slovenske titulky:

Heart of Worship

In Berlin wird er wohl ohne slovenske titulky zu sehen sein. Alle Informationen zum Konzert und auch eine Anleitung, wie man an die Eintrittskarten kommt, gibt es hier: Matt Redman 2008 im C-Campus

Wunder tun - aus Liebe!

Jesus tat, was er den Vater tun sah, lehrte, was er vom Vater hörte. Als Philippus ihn bat, dass er doch den Jüngern den Vater zeigen sollte, antwortete Jesus:
Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke. (Johannes 14, 10)
Hat das irgend etwas mit uns zu tun? Vielleicht ja, denn welcher Christ wollte nicht irgendwie mehr vom Vater sehen, wie Philippus? Jesus fuhr fort:
Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist; wenn aber nicht, so glaubt um der Werke selbst willen! (Johannes 14, 11)
Jesus geizte nicht mit Zeichen und Wundern. Sie waren alltäglich in seinem Leben und gehörten zu seinem Dienst. Ob er nun die Naturgewalten bedrohte oder Kranke heilte, dem Gastgeber einer Hochzeit durch Qualitätswein aus der Verlegenheit half oder einen toten Freund auferweckte; das Übernatürliche war für ihn etwas ganz Natürliches.

Nun mag mancher meinen: »Das war ja auch der Sohn Gottes, wir können uns doch kaum daran orientieren, was Jesus getan hat. Unsere menschlichen Möglichen sind eben beschränkt...«
Das würde vielleicht gelten, wenn Jesus nicht im gleichen Atemzug gesagt hätte:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe. (Johannes 14, 12)
Jesus stellte mit diesen drei zitierten Sätzen einen unmittelbaren Zusammenhang her: Er und der Vater waren eins, der Vater in ihm, er im Vater, und das zeigte sich anhand der Werke, die er tat – die der Vater durch ihn tat. Nun gut. Der Sohn Gottes eben. Die Ungerheuerlichkeit jedoch ist: Diejenigen, die an ihn glauben, werden zumindest die gleichen Werke tun, im Normalfall jedoch noch größere. Weil Jesus inzwischen zum Vater gegangen ist.

Tun wir das? Wenn ja – prima. Wenn nein – warum eigentlich nicht? Weil Jesus sich geirrt hat? Weil er nur die erste Generation der Jünger gemeint hat? Weil es heute nicht mehr notwendig ist, dass wir tun, was er tat? Weil unvorhergesehene Entwicklungen im Himmel zu einer Änderung des göttlichen Willens geführt haben? Weil...

Könnte es sein, dass wir nicht in ihm sind, er nicht in uns, so wie er es gemeint und vorgelebt hat? Zwar errettet, wiedergeboren, gläubig, treu, eifrig für den Glauben – allemal und unbestritten! Aber doch mit einem Manko, das uns gar nicht mehr bewusst wird, weil wir uns so daran gewöhnt haben. Möglicherweise haben wir, wie schon Generationen vor uns, etwas missverstanden, einschließlich derjenigen, die Wunder und Zeichen heute noch erwarten.

Jesus hat Wunder getan. Die ersten Christen haben Wunder getan. Es gehörte einfach dazu. Aber war das der Kern ihres Dienstes? War es der Sinn und Inhalt ihres Lebens? Waren übernatürliche Werke das Ziel ihres Glaubens?

Jesus tat, was er den Vater tun sah. Der Vater wirkte durch Jesus. Es ging Jesus aber nicht um Zuschauerzahlen. Es ging ihm nicht um Reklame für seinen Club. Es ging ihm nicht darum, populär zu sein. Es ging ihm auch nicht darum, seine theologische Überzeugung zu beweisen und die Kritiker blass aussehen zu lassen.
Er hatte keinerlei Ambitionen, durch Werke oder Worte den Beweis anzutreten, dass er wirklich der Messias war. Zwar sagte er zu Philippus, dass die Jünger wenigstens wegen seiner Werke an ihn glauben sollten, aber es ging ihm nie um die Wunder, nie um die Zeichen an und für sich. Er weigerte sich, die Wundersucht der Massen zu befriedigen. Er lehnte es ab, auf Wunsch und zum Beweis für seine Sendung als Messias irgend etwas zu tun. Zwei Beispiele:
Dann antworteten ihm einige der Schriftgelehrten und Pharisäer und sprachen: »Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen!« Er aber antwortete und sprach zu ihnen: »Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas, des Propheten.« (Matthäus 12, 38-39)
Und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten, indem sie von ihm ein Zeichen vom Himmel begehrten, um ihn zu versuchen. Und er seufzte auf in seinem Geist und spricht: »Was begehrt dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Nimmermehr wird diesem Geschlecht ein Zeichen gegeben werden!« Und er ließ sie stehen, stieg wieder ein und fuhr an das jenseitige Ufer. (Markus 8, 11-12)
Jesus ging es nicht um die Wunder der Wunder wegen. Er wurde, zumindest von der religiösen Obrigkeit, oft genug gerade wegen der Zeichen angegriffen. Aber Jesus heilte trotzdem auch am Sabbat und antwortete auf Kritik:
Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke. (Johannes 5, 17)
Auch bei dieser Gelegenheit bestätigte er, dass er und der Vater eins waren. Dass der Vater in ihm war, dass er im Vater war. Als sich die Schriftgelehrten und Pharisäer darüber aufregten, erklärte er ihnen:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, damit ihr euch wundert. (Johannes 5, 19-20)
Wie ist das bei uns? Zeigt uns Gott alles, was er selbst tut, weil er uns liebt? Zeigt uns Jesus noch größere Werke, die wir dann ausführen?

Vielleicht haben wir etwas übersehen: Die Zeichen und Wunder, die Jesus getan hat, die für seine Jünger (auch uns heute) den oben zitierten Worten gemäß der Normalfall sein sollten, geschahen aus Liebe. Gott liebt die Menschen, so sehr, dass er sein Kostbarstes geopfert hat. Gott will weder Krankheit noch Not.
Jesus stillte den Sturm, sättigte mit ein paar Broten und Fischen Tausende, verwandelte Wasser zu Wein, um jeweils einer Not abzuhelfen - aus Liebe zu den Notleidenden. Er heilte Kranke und
weckte Tote auf, aus Liebe zu den Betroffenen und Hinterbliebenen. Weil die Liebe Gottes zu den Menschen in ihm lebendig war.

Vielleicht werden wir Wunder tun, sobald wir damit weder unsere lokale Gemeinde, noch uns selbst, noch das Christentum an und für sich fördern wollen. Sobald in uns die Liebe Gottes zu den Menschen so lebendig wird wie in Jesus. Eine Liebe, die nicht verurteilt, nicht nach Schuld sucht, sondern eine Menge Sünden zudeckt und ausschließlich das Beste für den Menschen will. Für den Mitchristen genauso wie für den Moslem, für den Einflussreichen genauso wie für den Habenichts.

Dienstag, 8. April 2008

Endstation Abbey Road

Geschafft!

Zumindest der erste Schritt: Mein Romanmanuskript ist so weit fertig, dass sich nun die beste aller Ehefrauen der 146 Seiten (auf DIN-A4 gedruckt, im Buch dann etwa 280 Seiten, je nach Verlag) annehmen kann. Mit hoffentlich kritischem Blick wird sie die verbliebenen Schwachstellen auffinden und mich auf Lücken in der Erzählung genauso hinweisen wie auf Überflüssiges.
Wenn das dann erledigt und eingearbeitet ist, geht es los mit der Verlagssuche.

Endstation des Romans ist der Zebrastreifen in der Abbey Road in London. Genau, der Zebrastreifen.
Da ausnahmsweise einmal die Sonne über London schien, fuhren wir recht früh am vierten Morgen mit der U-Bahn zur Station St. John’s Wood und bummelten dann gemütlich über die Grove End Road in Richtung Ziel.
Die Abbey Road war relativ unbelebt. Ab und zu kam ein Auto, aber es gab ausreichende Lücken im Verkehr, um unser Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn zumindest einer der beiden überlebenden Beatles mit auf dem Bild gewesen wäre, aber man kann nicht alles haben.
Ich wollte im weißen Anzug, die Hände in den Taschen, über die Straße marschieren und versuchen, wie John Lennon auszusehen, obwohl natürlich meine Haare mit denen des Beatles auf dem Cover nicht konkurrieren konnten. Das bisschen, was auf meinem Kopf noch übrig war, umrahmte eine wachsende Glatze wie schwindender Strand bei Flut das Meer umsäumt.
Als wir auf die Aufnahmen vorbereitet waren und auf die nächste größere Verkehrslücke warteten, hielt ein weißer Volkswagen Käfer hinter dem Zebrastreifen. Ich fragte Jutta spaßeshalber, ob wohl die Londoner Fremdenverkehrsbehörden dafür sorgten, dass zumindest ab und zu das Bild der Straße dem auf dem Beatles-Album glich. Das Auto wurde an genau der Stelle abgestellt, an der auf dem Cover ein weißer VW parkt. Sie lachte und winkte mir zu, jetzt loszugehen.
Jutta und Viktor standen mit Camcorder beziehungsweise Fotokamera bereit. Der Junge hielt alles, was nun folgte, auf dem digitalen Video fest. Es ging so schnell, dass ich viele Einzelheiten erst später beim Betrachten der Aufnahmen bemerkte...
Am Anfang des Romans, das wissen regelmäßige Blogleser bereits, steht ein anderer Fußgängerübergang, in Berlin gelegen, und ein schwarzer VW Käfer spielt eine Rolle. Und was so alles auf den dazwischen liegenden Seiten passiert, wird hoffentlich bald in Buchform zu lesen sein.

Montag, 7. April 2008

Anleitung: Wie man einen Skandal zustande bringt

Beim Lesen eines Kommentares (gestern von Storch) überkam mich die Inspiration, diese Anleitung zu schreiben. Ich kann nichts dafür, dass mir dauernd solche Sachen einfallen, es passiert mir einfach. Dass ich sie dann nicht für mich behalte, das ist allerdings wirklich mir anzulasten...

Also, hier die Anleitung:

1. Man nehme eine Wahrheit.

Storch liest mich, nach eigenem Bekunden, aber er liest nicht Thomas Mann. Nicht mal für Geld. Höchstens für sehr viel Geld ließe er sich eventuell dazu veranlassen, auch Thomas Mann zu lesen.

2. Man äußere sich zu diese Wahrheit

Ich erkläre hiermit öffentlich: »Ich bin für meinen Blog-Leser populärer als Thomas Mann.«

3. Man mache daraus eine Skandalschlagzeile:

BILD berichtet: »Berliner Schmierfink hält sich für besser als Nobelpreisträger Mann.« FOCUS schreibt: »Unbekannter Autor behauptet, lesernswerter als Thomas Mann zu sein.« Marcel Reich-Ranicki giftet in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN: »Wer ist dieser Gernegroß, der sich für so wichtig hält, dass unser größter deutscher Schriftsteller dagegen verblassen würde?«

4. Man kann das nicht mehr aufhalten.

Egal, was ich jetzt in Interviews, Erklärungen, Richtigstellungen oder gar Entschuldigungen (wofür eigentlich?) sagen oder schreiben würde: Ich könnte nie wieder den Ruf loswerden, dass ich mich für besser / lesenswerter / wichtiger als Thomas Mann halte.
Es würde genug Journalisten und Kommentatoren geben, die immer wieder die gleiche Suppe aufwärmen. Man ist in Deutschland allzu bereit, sich offenkundig zum Bösen zu bekennen, solange es so aussieht, als wollte diesem die Geschichte recht geben.

Alles nur erfunden?

Hanebüchener Unfug? Von wegen. In den 60ger Jahren ist das schon mal exemplarisch vorgeführt worden. Da hatte John Lennon (richtigerweise) gesagt, dass bei den britischen Jugendlichen, die mehr über die Beatles wussten als über die Bibel, die Beatles populärer als Jesus seien. Das wuchs sich einige Monate später in Amerika zum Religionskrieg gegen die Popmusik aus, mit Scheiterhaufen und allem Drum und Dran. (Die älteren Semester erinnern sich bestimmt, die jüngeren können hier nachlesen: The Dark Side of Beatlemania.)

Alles kalter Kaffee von Vorgestern? Von wegen. Ist letztes Jahr in Deutschland erneut exemplarisch vorgeführt worden, Opfer war Eva Herman. Diesmal keine Scheiterhaufen, aber ein Berufsverbot, was natürlich niemand aussprechen würde.

Wir lernen aus diesem lehrreichen Blogbeitrag:

Es kommt im Leben darauf an, wer eine Wahrheit ausspricht. In gewissem Munde wird auch die Wahrheit zur Lüge.

P.S.: Lieber Storch, falls Du bis hierher gelesen hast, hast Du ohne Bezahlung auch Thomas Mann gelesen. Ich habe nämlich heimtückisch zwei Zitate von ihm in den obigen Zeilen untergebracht. Ätsch!

Sonntag, 6. April 2008

Sonntag ist. Jawohlja.

Ich bin zwar kein Mitglied der Evangelischen Kirche und nicht unbedingt ein Verfechter des Sonntages als Ruhetag (wo ist der Sabbat eigentlich abgeblieben, den Jesus und seine Jünger gefeiert haben und was ist mit den Pastoren und Pfarrern und Priestern, die am Sonntag arbeiten müssen und was ist mit Polizei, Rettungsdiensten, Krankenschwestern, Altenpflegern, Nah- und Fernverkehr, vom Busfahrer bis zum Zugabfertiger, was sollen Nachrichtenredakteure, Kellner und Köche sagen, wie steht es mit technischem Personal in den Fernsehstudios, Eintrittskartenverkäufern im Museum oder Zoo... - die Liste wäre schier endlos fortzusetzen) - aber wo sie Recht hat hat sie Recht, die Kirche: Heute ist Sonntag und das ist auch gut so.

P.S.: Bild gemopst von: epd-bild Thomas Rohnke via Jesus.de (Klick auf das Bild oben führt zur Quelle)
P.P.S.: Hat jemand bemerkt, dass dieser Beitrag aus vielen Zeilen, aber nur einem Satz vor dem erlösenden Doppelpunkt besteht?
P.P.P.S.: Thomas Mann hat einwandfreie Sätze zustande gebracht, die sich über mehr als eine Buchseite erstrecken.
P.P.P.P.S.: Ich gebe zu: Thomas Mann hat in der Regel sinnvollere Dinge geschrieben als ich in diesem Beitrag. Aber heute ist ja schließlich Sonntag, da hat der Sinn frei und vergnügt sich irgendwo anders...

Freitag, 4. April 2008

Eva Herman: Kritik und Selbstkritik

Das Medienmagazin Pro berichtet heute über einen Vortrag Eva Hermans beim Gemeinde-Ferien-Festival in Ruhpolding.
Kritik übte Eva Herman an dem Konzept des so genannten Gender Mainstreaming, das von der Bundesregierung unterstützt wird. Demnach sei das Geschlecht des Menschen nur anerzogen.
„Der Mensch ist von Gott geschaffen und wird von der Politik neu erfunden. Man hat sich von Gottes Willen entledigt,“ sagte Herman. Dies habe schon jetzt sichtbare Auswirkungen. „Aufgrund der negativen demographischen Kurven sehen wir: Wir sind im Begriff uns selbst abzuschaffen.“
Sie hat wieder mal einen Nagel auf den Kopf getroffen, die Eva Herman. Über das Gender Mainstreaming, dem auch die derzeitige CDU-Familienministerin verfallen ist, hatte ich mir letztes Jahr Gedanken gemacht: Getarnter Angriff auf Familien.

Eva Herman ist aber nicht nur kritisch, sondern auch selbstkritisch. eine sehr selten gewordene Eigenschaft bei Prominenten:
Kritische Bilanz zieht die lange Jahre erfolgreiche ARD- und NDR-Moderatorin auch aus ihrem eigenen Leben. „Ich lebte nach dem Prinzip: Ich darf alles, ich kann alles!“
Für Ehepartner und Kinder habe sie keine Zeit gehabt. „Ich habe drei gescheiterte Ehen und ein Kind. Umgekehrt wäre es mir lieber.“ Heute appelliert sie in ihren Büchern und Vorträgen an ihre Leser, umzudenken und sich nicht von der Politik und den wirtschaftlichen Zwängen abhängig zu machen.
Selten genug gibt jemand, der in der Öffentlichkeit wirkt und letztendlich seinen Lebensunterhalt davon bestreiten muss, wie diese Öffentlichkeit ihn oder sie wahrnimmt, eigene Fehler so offen zu. Schön, dass es noch Ausnahmen wie Eva Herman gibt.