Donnerstag, 30. Oktober 2008

Grass ist ein Egoist

Ich lese regelmäßig mit nicht geringem Vergnügen die geistreichen Antworten eines nicht ganz unbekannten Literaturkritikers auf mitunter recht geistlos anmutende Fragen von Lesern einer nicht ganz unbedeutenden Zeitung.

Da fragte nun kürzlich jemand:
Nach der Offenlegung der Vergangenheit von Günter Grass als SS-Mann sehe ich Grass als verlogenen Egoisten. Sind Sie auch der Meinung, dass das Werk von Grass - immerhin zuweilen Abiturstoff - wegen Unglaubwürdigkeit neu interpretiert werden muss oder sogar vom Lehrplan gestrichen werden sollte?
Die Antwort hat mir gut gefallen:
Ja, das stimmt wohl: Grass ist ein Egoist. Das gilt auch für Kleist, Rilke und Thomas Mann und vielleicht auch für Shakespeare. Dass das Werk als Abiturstoff verwendet wird, ist sehr erfreulich - und so sollte es bleiben. Sollte man es neu interpretieren? Jawohl, alle bedeutenden Werke der Literatur sollten von Zeit zu Zeit neu interpretiert werden.
Manchmal frage ich mich allerdings, ob die Leserzuschriften nicht genauso erfunden sind, wie die E-Mails und Anrufe in der »Theme Time Radio Hour«. Das wäre allerdings so furchtbar nicht, denn immerhin vermag mich die Lektüre köstlich zu erheitern. Was will man mehr?

Hier geht's zur Rubrik: Fragen Sie Reich-Ranicki

Foto: Der von F.A.Z.-Leserhand Gescholtene und meine amüsierte Wenigkeit, fotografiert von der besten aller Ehefrauen

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Good luck, Amerika!

Quelle: Croz, und der hat es auch irgendwo her...

P.S.: Croz hat mich zum MP3-Detektiv ernannt, weil ich ein Problem lösen helfen konnte, angesichts dessen er über Monate rat- und hilflos war. Hier geht's zu meiner Ernennung: Burning Issuses, Follow Up

Dienstag, 28. Oktober 2008

Downloadtipp: Tom Waits

Mal kurz so zwischendurch ein Tipp für Menschen, die (wie ich) Tom Waits beziehungsweise seine Musik zu schätzen wissen.

Croz hat einen Auftritt von Tom Waits in Vancouver ausgebuddelt, vom 17. Oktober 1999. Es handelt sich um einen Radiomitschnitt, beste Tonqualität und - ganz ungewohnt heutzutage - in lupenreinem Mono.

Tom Waits zeigt sich hier vor einem begeisterten Publikum außerordentlich leidenschaftlich, ich habe selten ein so inbrünstiges Konzert von ihm gehört. Voller Enthusiasmus singt er zum Beispiel:

Jesus gonna be here
Gonna be here soon
Well I've been faithful
And I've been so good
Except for the drinking
But he knew that I would
I'm gonna leave this place better
Than the way I found it was
And Jesus gonna be here
Be here soon

Tom Waits ist einer von den Künstlern, denen man entweder begeistert zuhört oder die man schlicht nicht hören kann. Dazwischen gibt es nichts.
Die beste aller Ehefrauen meinte, als ich ihr vor einer Weile »The Piano Has Been Drinking« vorspielte: »He doesn't sing at all. He kind of gurgles and shouts.«

Für alle, die genau das mögen: Hier geht es lang zum Download bei Croz: Tom Waits

P.S.: Einige MP3-Player (auch meiner für das Auto) haben Probleme mit den Croz-Downloads. Das liegt daran, dass am Anfang der Tracks 0,05 Sekunden »Irgendwas« stehen - nicht hörbar, weil viel zu kurz, aber es bremst meinen MP3-Player für bis zu 60 Sekunden aus.

Das »Irgendwas« ist auf dem Bild hier gut zu erkennen. Es ist der heftige Ausschlag links von der Null-Linie, bevor dann das Lied beginnt...

Meine Lösung: MP3-Datei in Audacity öffnen, das »Irgendwas« ausschneiden und die Datei wieder speichern.
Ich habe Croz, dem das Problem bekannt ist, diese Variante der Reparatur genannt - vielleicht kommt er ja so auf eine Lösung, wie das »Irgendwas« von vorne herein vermieden wird...

Sonntag, 26. Oktober 2008

Vollbeschäftigung

Zur Zeit erlebe ich eine persönliche Voll- oder gar Überbeschäftigung. Der Abgabetermin für drei CD-Produktionen rückt näher, eine Zeitschrift ist zu layouten und für den Druck vorzubereiten, ein Online-Shop will aktualisiert werden und einiges mehr. Das Ganze natürlich zusätzlich zum circa-55-Stunden-Bürojob.

Daher muss der Blog in den nächsten Tagen stiefmütterlich behandelt bleiben. Denn, wie unsere amerikanischen Freunde sagen würden:
  • I'm busier than a one-armed paperhanger with a case of the hives.
  • I'm busier than a cross-eyed air traffic controller.
  • I'm busier than a one-eyed cat watching nine rat holes.
  • I'm busier than a set of jumper cables at a country funeral.
  • I'm busier than a one-eyed cat watchin two mouse holes.
  • I'm busier than a desert cobra at a mongoose convention.
  • I'm busier than a one-legged cat trying to bury a turd on a frozen pond.
  • I'm busier than a termite in a saw mill.
  • I'm busier than a three-legged cat trying to cover shit on a marble floor while having to go five miles for dirt.
  • I'm busyer than a paper hanger with the crabs.
  • I'm busier than a mosquito at a nudist colony.
  • I'm busier than a one-toothed man in a corn-on-the-cob eating contest.
Oder, um es ganz vornehm auszudrücken (und das ist mein persönlicher Liebling unter all diesen netten Umschreibungen):
  • I'm busier than a one-legged man in an ass kickin' contest.
In diesem Sinne: See y'all!

Foto: Wikipedia

Samstag, 25. Oktober 2008

Paulus: Na denn tschüss, bis demnächst

Der letzte Teil der Serie zum 1. Korintherbrief ist online, nebenan auf dem anderen Blog: Zurück nach Korinth? - Teil 14.

Ob es mit dem 2. Korintherbrief eine Fortsetzung gibt, habe ich noch nicht entschieden. Erst einmal will ich das Manuskript (auch anhand der Leserkommentare und Hinweise auf dem Blog) überarbeiten und ergänzen, womöglich wird ja ein Buch daraus...

Freitag, 24. Oktober 2008

Floyd McClung: Einen größeren Traum haben

»Aber wenn wir nicht einen Traum haben, der größer ist als der der Materialisten, Zyniker und Hedonisten um uns herum, dann werden wir in ihren Träumen untergehen.«
Ein Satz aus einem lesenswerten Beitrag von Floyd McClung auf Jesus.de: »Ein missionales Leben ist ein sehr bewusst gelebtes Leben«

Donnerstag, 23. Oktober 2008

HTML-Spezialisten hier?

Update um 19:02 Uhr: Das Problem hat sich durch eine geänderte CSS-Datei beheben lassen! Danke für alle Antworten und Hilfe! Ich lasse den Blogeintrag hier trotzdem stehen... - ist ja ganz ansehnlich, oder?

Es könnte ja sein, dass jemand unter den Blogbesuchern die Lösung für ein Problem weiß und sogar verrät.
Ich programmiere gerade drei CDs für einen Kunden, dabei ist nur HTML zulässig, kein Flash oder ähnliches. Die Navigation der einen CD macht beim Betrachten im Internet-Explorer sowie im Chrome-Browser noch einen vernünftigen Eindruck:

Bei Firefox allerdings wird der lange Titel »Problemfeld: Produktion - technischer Fortschritt und Strukturwandel« zum optischen Trümmerfeld:


Kennt jemand einen Trick, wie man den Firefox beziehungsweise alle Mozilla-Browser dazu zwingen kann, bei Bedarf das Tabellenfeld zu vergrößern? (Ein Zeilenumbruch im langen Titel führt NICHT zu einer anderen Optik, habe ich als erstes probiert...)

Der Code für die entsprechende Tabelle (als Bildschirmfoto, weil sonst hier im Blog der Code ausgeführt wird - Mausklick öffnet Bild vergrößert...):


Any ideas anyone?

Update um 19:02 Uhr: Das Problem hat sich durch eine geänderte CSS-Datei beheben lassen! Danke für alle Antworten und Hilfe! Ich lasse den Blogeintrag hier trotzdem stehen... - ist ja ganz ansehnlich, oder?

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Eisessen


You may call my love Sophia
I call my love Philosophy
Van Morrison

Feuchtes Laub raschelte unter den Füßen der beiden Spaziergänger im Berliner Tiergarten. Beide waren 13 Jahre alt, das Mädchen wirkte jedoch älter. Ihr Gesicht ließ ahnen, dass sie ihre Kindheit nicht ohne Wunden und Schmerzen hinter sich gebracht hatte. Dunkle Locken fielen bis auf die Schultern, sie trug weiße Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit dem HARD ROCK CAFÉ Logo auf der Brust.
Ihr Begleiter war hochgewachsen, schlank, dunkelblond, ein vergnügtes Lächeln spielte auf seinem Gesicht.
Sie schlenderten schweigend den Weg am Kanal entlang. In der Ferne hörte man, wenn man die Ohren spitze, Verkehrsgeräusche.
Die beiden nahmen auf einer Bank Platz und sahen auf das träge fließende Wasser des Landwehrkanals.

Der Junge brach nach etwa zehn Minuten das Schweigen.
»Sophia, weißt du, was mir an dir besonders gefällt?«
»Nein. Aber du wirst es mir gleich sagen.«
Sie lächelte erwartungsvoll.
»Dass man mit dir auch schweigen kann. Stundenlang, wenn es passt. So was ist selten.«
»Danke, Patrick.«
Sie saßen auf der Bank, sahen den Enten zu, die ohne Eile über das Wasser glitten, beobachteten müßige Spaziergänger.
Sophia genoss den Nachmittag. Sie hatten gemeinsam die Arbeiten für die Schule erledigt und waren anschließend mit der U-Bahn zum Bahnhof Zoo gefahren. Von dort aus durchwanderten sie den Tiergarten und sammelten Blätter für den Biologieunterricht. Der Park glänzte nach dem Gewitter, das am Mittag gewütet hatte, frisch gewaschen in der wärmenden Sonne.
Schließlich standen sie auf und schlenderten weiter.
»Du kannst andererseits auch reden wie ein Wasserfall, wenn es passt. Je nach Bedarf dummes Zeug oder kluge Einsichten.«
Patrick blickte auf die herbstlich verfärbten Baumkronen. Dann fuhr er fort: »Du bist wie ein Baum, der einem geben kann, was man braucht. Schatten in der Hitze, Schutz beim Regen, Früchte gegen den Hunger.«
Sophia grinste: »Und wenn es dann kalt wird, holzt du mich ab und verheizt mich in deinem Kamin, ja?«
Der Junge lachte und meinte: »Okay, Ende der Philosophiestunde. Lass uns ein Eis essen gehen, am Ku'damm. Okay?«
»Okay. Eis kann aber auch philosophisch sein. Ich esse Eis, also bin ich.«
»Nee. Ich bin, also esse ich Eis.«
Sophia schüttelte den Kopf.
»Nein, Patrick. Ich weiß nicht, welches Eis ich essen werde, also weiß ich nicht, wer ich bin. Ob ich bin.«

Sie beschleunigten ihre Schritte und verließen den Tiergarten. Quer über den Hardenbergplatz strebten sie dem Europacenter zu.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Paulus: Ich bin der Geringste. Ich bin der Größte.

Die Serie »Zurück nach Korinth« wird nebenan auf meinem textlastigen Blog fortgesetzt. Irgendwie finde ich es liebenswert, wie Paulus sich hier nicht so ganz sicher ist, ob er nun der geringste der Apostel oder der fleißigste oder beides ist. 
Bittesehr: Zurück nach Korinth - Teil 13. Über Geistesgaben in der Versammlung und Auferstehung von den Toten.

Montag, 20. Oktober 2008

Benefizkonzert mit dem Christian von der Goltz Trio

Jazzmusiker und -gruppen dürfen seltsame Namen führen. »Seltsam« nicht im negativen Sinne, sondern gemeint ist, dass sie sich nicht groß darum scheren, ob die Benennung »handlich« ist.
Kaum eine Pop-Gruppe würde auf den Namen »Christian von der Goltz Trio« kommen, aber wenn jemand Jazz-Musiker ist, Christian von der Goltz heißt und mit zwei anderen Künstlern als Trio auftritt, dann heißt die Gruppe eben »Christian von der Goltz Trio«.

Anfang November wird das »Christian von der Goltz Trio« ein Konzert zugunsten der John-F.-Kennedy-Schule Berlin geben, zu dem hiermit herzlich eingeladen wird:
  • Sonntag, 2. November 2008, 16 Uhr
  • Paulus Gemeindehaus Zehlendorf
  • Teltower Damm 4-8
  • Tickets: Euro 10
  • Bestellen kann man die Eintrittskarten über diese E-Mailadresse: Susan Wolter.
Christian von der Goltz ist ein ehemaliger Schüler der John-F.-Kennedy-Schule und dieses Konzert gehört zur »JFK Concert Series«.

Biografie:
Geboren 1959 in Bremen. Studium an der HdK Berlin; Meisterschüler. Parallel dazu privater Jazzklavierunterricht bei Walter Norris in Berlin und Kenny Werner in New York.
1999: Erscheinen der ersten Trio-CD »Sophie Said«.
Ab 2000 mehrere Goethe-Institut-Tourneen des Christian von der Goltz-Trios durch Estland,
Lettland, Frankreich, Türkei und Israel.
2002: Zweite Trio-CD »Dreaming«. Weitere Konzerte für das Goethe Institut in St. Petersburg
und Toronto.
2005: Erscheinen der dritten Trio-CD mit ausschließlich Eigenkompositionen »Complicated
stories (with no end)«.

Christian von der Goltz spielt unter anderem mit Till Brönner, Jocelyn B. Smith, Dotschy Reinhardt, Iris Romen, arbeitet als Bandleader und Komponist für Miriam Netti und ihre Band. Er ist außerdem als musikalischer Leiter in verschiedenen Theaterprojekten tätig, beispielsweise mit Katharina Linder und Mischa Sideris in der Show »Queen Of The Beach« über das Leben und die Musik von Carole King.
Er unterrichtet Jazz-Klavier am Jazz Institut Berlin, an der Jazzschule Berlin und an der Musikschule Charlottenburg-Wilmersdorf.

Foto: jazzfritz.de