Sonntag, 28. Dezember 2008

Abendstimmung

Nur rund fünf und eine halbe Stunden von Berlin entfernt genossen wir einen abendlichen Spaziergang durch eine schier mittelalterlich anmutende, noch weihnachtlich geschmückte Stadt. Budweis ist und bleibt ein Juwel, das ich erstmals im Winter besuche.

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Beim Gang durch die kleinen Gassen der Altstadt meinten wir, dass uns eigentlich jeden Augenblick ein Nachtwächter mit Petroleumlampe entgegenkommen müsste. Kam aber nicht.

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Nun sind wir wieder in unserem im späten 16. Jahrhundert gebauten (aber zwischenzeitlich modernisierten) Hotel. Ein Paar Stunden lang auf dem Bett ausgestreckt in Bücher (Paul Auster / Barack Obama / Sigfried Lenz) vertieft... ein Gläschen Wein zur Hand...

Urlaub tut gut! Gute Nacht, liebe Welt!

Ich bin dann mal dort...

Da der Winter nicht nach Berlin kommt, fahren wir heute für eine Woche in den Winter:

Womöglich erwartet uns auch dort kein Schnee, aber es gibt immer noch das beste Bier der Welt, zu jeder Jahreszeit und bei jeder Temperatur. Und sehr viele sehr freundliche Menschen. Und ein gemütliches Hotel. Und ringsum schier endlose Wälder. Und vor allem Abschalten vom Großstadtgetümmel. Und überhaupt...

Samstag, 27. Dezember 2008

Der Zwiespalt

Es gilt, Tomaten mit Äpfeln zu vergleichen. Ein ganz und gar törichtes Unterfangen, ich weiß. Man findet sich unversehens in einem Zwiespalt wieder. Doch wenn der Apfel vorgibt, anhand einer Tomate geschaffen worden zu sein, ist der Vergleich fast unumgänglich.

Wir waren gestern im Lichtspielhaus und haben uns die aktuelle Verfilmung des Romans Buddenbrooks angesehen. Wenn man das Buch von Thomas Mann wie ich mehrmals und mit Begeisterung gelesen hat, dann ist die Enttäuschung auch bei der bestmöglichen Verfilmung so gut wie unumgänglich, es sei denn, man ist sich vorher schon darüber im klaren, dass ein Apfel keine Tomate sein kann. Und umgekehrt.

Ich war vorgewarnt, unter anderem durch das Feuilleton der F.A.Z., dass das Unumgängliche auch bei dieser Literaturverfilmung wirklich eintritt: Es fehlen Szenen, es fehlen Protagonisten, es wurde weggelassen und hinzuerfunden. Ein Film ist eben ein Film und ein Buch ist eben ein Buch. Das geht gar nicht anders. Es herrschen ganz unterschiedliche Gesetze in den beiden Medien, und davon einmal abgesehen - wer könnte jemals einen 650 Seiten starken Roman verlustfrei in drei Kinostunden quetschen? Niemand.

Ich habe also keine tatsächliche Wiedergabe eines Romans erwartet beim Betreten des Filmtheaters - und wurde angenehm überrascht. Der Film vermag es durchaus, die Stimmung zu erzeugen, die Thomas Mann heraufbeschworen hat. Von den Kulissen bis zu den Darstellern fügt sich alles zu einem schlüssigen Portrait einer Epoche zusammen. Ohne Makel, ohne Abstriche. Eine Glanzleistung, ein heutzutage leider selten gewordenes Vergnügen.

Aber.

Leider leider gibt es ein Aber. Der Film wurde vor allem nach der Pause denn doch etwas eilig, um nicht zu sagen hektisch. Es gab noch einige Todesfälle darzustellen, und die Zeit schien dem Regisseur davonzulaufen. So wurde quasi Schlag auf Schlag gestorben, wobei die in der ersten Hälfte betörende Stimmung zumindest für mich ein wenig litt. Hannos Sterben nimmt im Roman immerhin ein ganzes Kapitel in Anspruch, in dem Thomas Mann sehr anschaulich darstellt, wie das Kind zu Tode kommt:

Mit dem Typhus ist es folgendermaßen bestellt: Der Mensch fühlt eine seelische Mißstimmung, die sich rasch vertieft und zu einer hinfälligen Verzweiflung wird. Zu gleicher Zeit bemächtigt sich seiner eine physische Mattigkeit, die sich nicht allein auf Muskeln und Sehnen, sondern auch auf die Funktionen aller inneren Organe erstrecke, und nicht zuletzt auf die des Magens, der die Aufnahme von Speise mit Widerwillen verweigert...

beginnt die Schilderung im Buch. Im Film stellt der Arzt am Sterbebett fest, dass gegen Typhus kein Kraut gewachsen sei.Es bleibt dem Film einfach keine Zeit, trotz der weggelassenen Personen und Begebenheiten, den Tod des letzten Buddenbrook in Ruhe zu betrachten.

Und da sind wir wieder bei den Äpfeln und den Tomaten. Die Sprache, die den Roman Buddenbrooks so unvergleichlich und unerreicht macht, findet sich im Film Buddenbrooks so gut wie gar nicht wieder. Leider auch kaum je in den Dialogen, vielleicht hielt der Drehbuchautor die Zuschauer heutzutage für nicht mehr in der Lage, einem Satz mit mehr als zwei Satzteilen zu folgen?

Dafür hat der Film eine Magie der Bilder und der Kameraführung, die auf ganz eigene Weise das Dargestellte lebendig werden lässt. Das eine ist so einzigartig und gut wie das andere, so wie Tomaten nie die Äpfel ersetzen können und umgekehrt. Es mag lediglich eine Frage der persönlichen Vorlieben sein, wo man die Präferenzen setzt.

Mein Fazit nach dem Besuch im Kino: Unbedingt sehenswert, ein ganz und gar überzeugender Film, dem man höchstens gegen Ende etwas mehr Ruhe gönnen würde. Ein wunderbares Stimmungsbild mit tragischen, komischen und allen anderen Elementen, die einen Film sehenswert machen. Stimmige Charaktere, eine interessanter Geschichte, wunderbare Darsteller. Man spürt an jedem Detail, dass die Beteiligten ihre Aufgabe ernst genommen und alle Sorgfalt darauf verwendet haben, einen herausragdenden Film zu schaffen. Das ist gelungen. Dieser Film wird einer von den wenigen sein, die auch in 10 oder 20 Jahren noch sehenswert sind.

Aber natürlich ist dieser Film nicht der Roman von Thomas Mann. Das kann er nicht sein und das wird auch nie irgend eine Verfilmung erreichen. Eine Tomate ist eben kein Apfel. Und es wäre doch ausgesprochen töricht, die beiden miteinander zu vergleichen. Aus dem Zwiespalt wäre ein Entrinnen undenkbar...

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Nicht nur zur Weihnachtszeit

Wir haben dieses Jahr Karten- und Geschenkgrüße zu Weihnachten erheblich eingeschränkt, um etwas mehr Geld Menschen widmen zu können, die nicht nur zur Weihnachtszeit auf finanzielle Hilfe angewiesen sind.

Es gibt zahlreiche Organisationen und Projekte, die Not lindern. Eine davon ist »JAM - Joint Aid Management«, und deren Ansatz der Leistung ist, meine ich, richtig: Nahrung und Bildung.
Dass in unserer Zeit überhaupt noch Menschen verhungern, ist eine Schande für die Menschheit, und dieses Projekt gibt Kindern zunächst einmal etwas zu essen. Aber Bildung ist genauso wichtig, denn nur wer etwas lernt, kann später dazu beitragen, dass sich die Situation seiner Gesellschaft, seines Landes grundlegend ändert.

Hier gibt es weitere Informationen über die Arbeit von »JAM«: Kurzfilm zur Weihnachtsaktion

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Weihnachtsgruß

Ich wünsche meinen Lesern, je nach Herkunft und Überzeugung, von Herzen
Obwohl es keinen biblischen Befund in Sachen Weihnachtsfeier gibt und die Geburt Jesu eher im Juni als im Dezember stattgefunden haben dürfte, ist das Christfest mir doch jedes Jahr ein guter Anlass, mich an das schönste und wichtigste Geschenk der Menschheitsgeschichte zu erinnern:
Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Einen herzlichen Gruß an alle Leser, verbunden mit Dank für das Interesse an den Beiträgen hier und meinen besten Wünschen!

Günter J. Matthia

Dienstag, 23. Dezember 2008

hic et nunc

Beim Editieren eines Büchleins für einen Kunden fiel mir im Vorwort ein Absatz ins Auge, der wunderbar exemplarisch zeigt, wie ein Jurist die Zusammenhänge sieht und beschreibt, denen wir die Weihnachtsbotschaft verdanken:
Nachdem Adam und Eva den Willen Gottes missachtet hatten, erstarb ihr inneres wahres geistliches Wesen. Der beschriebene Tod war also nicht körperlich und auch nicht seelisch ersichtlich, sondern »nur« in ihrer Beziehung zu Gott wurden sie eingeschränkt und von Gottes Leben abgeschnitten. Daher konnten sie selbst nur noch Kinder zeugen, die ihrerseits lediglich einen »toten Geist« in sich trugen. Dieser Geist war aufzuerwecken.
Die Auferweckung geschieht durch den Glauben an Jesus Christus, eine individuelle, bewusste Entscheidung jedes einzelnen Menschen und das Bekenntnis dieser Entscheidung. Daraus erschließt sich auch die Unerheblichkeit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten christlichen Religionsgemeinschaft. Es muss danach gleichgültig erscheinen, ob jemand als Katholik, Protestant, evangelischer Freikirchler oder gar ohne spezifische Gemeindezuge­hörigkeit an die rettenden Taten Jesu Christi glaubt.
Es kommt nur darauf an, sich in einer vorsätzlichen Entscheidung dieser Wiedergeburt zu unterziehen, die sich hic et nunc – hier und jetzt – innerlich und geistlich vollzieht.
Hat mir gut gefallen, diese juristische Version des Evangeliums. Mehr über das besagte Büchlein gibt es hier zu lesen: Norbert Kirsch - Deklarationen der Bibel zu wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnissen


Montag, 22. Dezember 2008

Aber aber, Herr Goethe...

...was sollen wir denn davon halten? Sind Sie wirklich in solch missliche Lage geraten? Oder reden Sie nicht von sich selbst? Autoren neigen ja bekanntlich zum Flunkern...

Sonntag, 21. Dezember 2008

Pseudoenglisches Gefasel

Regelmäßig rieselt mir bei den Ansagen in unserer Gemeinde ein Entsetzensschauer über den Rücken. Da gibt es »Flyer« für diese und jene Veranstaltung, man bekommt Informationen am »Info-Counter« und es findet demnächst ein »Meeting« zu diesem oder jenem Thema statt. Und dann darf die »Worship-Gruppe« auf die Bühne kommen.
Noch schlimmer wird es, wenn die Tchibo-Werbung ins Haus flattert. Da tummelt sich die »Longbluse« mit dem »Outdoor-Mantel« neben »Soft-BHs« und diversen »Shirtys«.
Auch auf den Straßen und in den Restaurants ist der Sprachmüll nicht mehr wegzudenken. Der Schriftsteller Ze Do Rock: »Da gibt es eine Münchener Kneipe, die einen 'sandwich mit cheese und bacon' anbietet. Der Wahnsinn, oder?«

Jede Menge pseudoenglisches Gefasel.

Es gibt ja durchaus englische Begriffe, die ihren berechtigten Platz in unserer Sprache einnehmen. Zum Beispiel fällt mir für »Sandwich« kein griffiger deutscher Begriff ein. Peter Hahne, Fernseh- und Buchautor sowie Nachrichtensprecher, formuliert das so: »Man soll die eigene Sprache nicht krampfhaft gegen Einflüsse von außen abschotten, aber auch nicht alles kritiklos übernehmen.«
Bastian Sick bringt es auf den Punkt: »Wer seine Sprache mit Englisch garniert, gibt sich weltgewandt und modern. Und kann sich abgrenzen gegen all jene, die ihn nicht verstehen sollen, weil er in Wahrheit gar nichts mitzuteilen hat.« Matthias Brodowy, Kabarettist: »Hinter einem denglisch-babylonischen Sprachgewirr kann man sich wunderbar verstecken, Wissenslücken vertuschen und Kompetenz vorgaukeln.«
Richtig. Die Vermutung liegt nahe, dass man irgendwie moderner und womöglich gar gebildet wirken will, wenn man für die Veranstaltung mit einem »Flyer« wirbt statt mit einer »Einladung«. Die »Longbluse« verkauft sich bestimmt besser als eine »lange Bluse«, und wer würde schon ein »Sandwich mit Käse und Schinken« bestellen...
Und nun steht uns Weihnachten X-Mas bevor.
Der Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS), die mit über 30.000 Mitgliedern größte internationale Sprach-Bürgerbewegung, hat den Begriff »X-mas« als das überflüssigste und nervigste Wort des Jahres 2008 in Deutschland ausgewählt. Dazu Prof. Dr. Roland Duhamel, VDS-Vorstandsmitglied und Germanist der Universität Antwerpen: »Der Begriff soll ein Kürzel für Weihnachten bzw. 'Christmas' sein, steht aber im krassen Gegensatz zu allem, was man in Deutschland mit Weihnachten verbindet. ... Bei diesem Anglizismus wird sogar das Wort »Christ« durch das schnöde Kürzel X ersetzt.«
Die Auswahl traf der VDS-Vorstand aus Begriffen, die von Mitgliedern und anderen Bürgern immer wieder als besonders störend genannt wurden und für die es bessere und verständlichere deutsche Wörter gibt. Auf Platz 2 und 3 in der Liste der überflüssigsten und nervigsten Wörter kamen die Anglizismen »Flyer« (deutsch: Flugblatt) bzw. »Human Resources« (wörtlich: »menschliche Rohstoffe«; soll für Angestellte oder Personal stehen).
Ich habe in der Vergangenheit diese und andere Unworte nicht benutzt und werde sie auch im kommenden Jahr nicht in den Mund nehmen. Sie werden sich auch nicht in meinen Schriften finden. Und selbst wenn das mancher pingelig oder kleinkariert findet, werde ich mich auch zukünftig zum Sprachmüll zu Wort melden. Da denke ich wie Dieter Hallervorden:
»Die deutsche Sprache ist nicht nur mein Arbeitsmedium, sondern auch öffentliches Gut und wichtigster Ausdruck unserer Kultur. Sie bedarf deshalb ebenso der Pflege und des Schutzes, wie Wasser, Boden und Luft.«
Quelle der Zitate: VDS

Samstag, 20. Dezember 2008

Mitten im Fettnäpfchen

Es wird ihn nicht stören, den Marcel Reich-Ranicki, wenn er sich in einem Fettnäpchen wiederfindet. Hat er sich doch selbst hineinbegeben. Da fragte ein Leser:
Beim Blick auf Ihren Kanon und auch auf meinen Bücherschrank fällt auf, dass die von Frauen produzierte Literatur unterrepräsentiert ist. Woran liegt das?
Reich-Ranicki war um eine Antwort nicht verlegen:
Das hat einen einfachen Grund: Hochbedeutende Romane, Dramen, Opern oder Symphonien von Frauen gibt es überhaupt nicht oder ganz selten (eventuell Romane, zumal englische). Man überlege sich, ob es einen Bach, Mozart oder Beethoven weiblichen Geschlechts gibt, einen Dante, Shakespeare, Goethe oder Tolstoi, einen Michelangelo, Leonardo oder Dürer. Und man sei nicht gleich beleidigt, wenn man eine derartige Frage stellt. (Quelle: Fragen Sie Reich-Ranicki)
Ei ei ei! Wenn das mal nicht Schimpfe gibt, von weiblicher Seite. Ich will mit meiner Deutung des Phänomens versuchen, die Wogen zu glätten:

Wir Männer sind weder so attraktiv, dass man uns dauernd malen müsste, noch lohnt es sich sonderlich, über uns irgendwelche Oden zu verfassen. Ganz anders ist es mit den Frauen: Sie sind so wunderbare Geschöpfe, dass wir Männer nicht umhin können, ihnen auf alle erdenkliche Weise zu huldigen - ob nun im Lied, im Gemälde oder in der Literatur.

Freitag, 19. Dezember 2008

Obabmas Gebetsgruppe

Zu den geistlichen Beratern des zukünftigen Präsidenten der USA gehören Bishop T.D. Jakes von der Mega-church »The Potter's House«, der Rev. Joseph Lowery der »Southern Christian Leadership Conference«, und Rick Warren, Pastor der »Saddleback Church in Lake Forest«. Diese drei treffen sich regelmäßig zu einem Gebetskreis mit Barak Obama.
Rick Warren, in dessen Kirche während des Wahlkampfes Obama und McCain sich der öffentlichen Befragung gestellt hatten, hat nun zugesagt, bei der Amtseinführung das Gebet zu sprechen, berichtet die Los Angeles Times.

Schön, dass sich Obama nicht von Kritikern beirren lässt, denen solche Leute zu konservativ sind, sondern dass er seinen Weg der Aussöhnung und Überwindung von gesellschaftlichen Barrieren auch mit solchen Gesten deutlich macht. Die notwendigen Veränderungen in Amerika, meine ich die Situation von außen betrachtend, können nur gelingen, wenn möglichst viele am gleichen Strang ziehen. Alle werden es wohl nie sein, aber je mehr, desto besser.