Dienstag, 9. Juni 2009

Gastbeitrag Volksmund: Der schlecht ernährte Prinz

Es war einmal ein stolzer Emir. Als er einen Sohn bekam, sagte er: „Ich will, dass mein Sohn in allem der Beste sei. Er soll ernährt werden, wie noch kein Kind je ernährt worden ist.“ Und er beschloss, ihm siebenerlei Milch geben zu lassen, damit er sieben Tugenden bekomme. „So wird mein Sohn in allem perfekt sein:
  • Elefantenmilch für die Intelligenz und das Gedächtnis
  • Stutenmilch für die Schönheit
  • Kamelmilch für die Genügsamkeit
  • Bärenmilch für die Kraft
  • Hasenmilch für die Schnelligkeit
  • Katzenmilch für die Gewandtheit und
  • die Milch der Tigerin für die Macht und Stärke
Das Kind wuchs auf, ernährt mit den sieben Sorten Milch. Als Spielgefährte und Diener gab man ihm den Sohn des Großwesirs zur Seite, der ebenso alt war wie er.

Eines Tages verkündete der König des Nachbarlandes, er wolle seine Tochter verheiraten. Er lud alle jungen Männer der Umgebung ein zu einem großen Fest. Dieses dauerte sieben Tage und sieben Nächte, während denen vielerlei Prüfungen die Qualitäten jedes Bewerbers aufzeigen sollten. Am achten Tag sagte die Prinzessin, sie habe ihre Wahl getroffen und nahm den Sohn des Großwesirs, den Spielgefährten und Diener des Sohnes des Emir zum Gemahl. Der Emir wurde darob sehr wütend und ging zur Prinzessin, um die Gründe zu erfahren, die zu ihrer Wahl geführt hatten. Diese sagte: „Dein Sohn ist schwerfällig wie ein Elefant, widerspenstig wie ein Pferd, hässlich wie ein Kamel, dumm wie ein Bär, feige wie ein Hase, unberechenbar und hinterhältig wie eine Katze und daneben wild wie ein Tiger.“

Der Emir kehrte zurück, niedergeschlagen und traurig. Er ließ seinen Großwesir kommen und wollte von diesem erfahren, was denn seinen Sohn dazu befähig hatte, Gemahl der Prinzessin zu werden. Der Großwesir antwortete: „Er ist ernährt worden mit Frauenmilch und ist ein Mann geworden …“

P.S.: Dieser Text wird unter anderem auf der Webseite »FamilyFair« zu finden sein, die am 16.06.2009 online geht. »FamilyFair« ist ein Projekt von Eva Herman und einigen Freunden.

Montag, 8. Juni 2009

Berlin ist anders...

Berlin hat gestern so gewählt:
So weit, so gut gut oder nicht ganz so gut, je nach politischem Gusto. Auf jeden Fall hat Berlin damit wieder mal gezeigt, dass es anders ist. Das deutsche Wahlergebnis:
Ich bin ja gespannt, wie das in ein paar Wochen bei der Bundestagswahl aussehen wird.

Quelle der Grafiken: EU-Parlament

Samstag, 6. Juni 2009

Morgen: Walsonntag

Neulich bei Juppi fand ich diese von Juppi andernorts gefundene kleine Erzählung:
In der Schule sprach der Lehrer über Wale. Er sagte, dass es für einen Wal unmöglich sei, einen Menschen zu verschlucken. Obwohl er ein so großes Tier ist, sei sein Schlund viel zu eng.
Ein kleines Mädchen aber wandte ein, dass Jona von einem Wal verschluckt wurde.
Der Lehrer war etwas irritiert, blieb aber bei seiner Darstellung, ein Wal könne keinen Menschen verschlingen. Das sei physisch unmöglich.
Das kleine Mädchen sagte: »Wenn ich einmal in den Himmel komme, werde ich Jona fragen.«
Der Lehrer entgegnete: »Und wenn Jona in der Hölle ist?«
Daraufhin antwortete das Mädchen: »Dann musst du ihn fragen.«
Anlässlich des morgigen Walsonntags habe ich diesen erschütternden Tatsachenbericht hier übernommen.

Trotz besonders aufwendiger Recherchen und unerhört umfangreicher Forschungsarbeiten ist es mir übrigens nicht gelungen, den Urheber des dieser Geschichte zu Grunde liegenden Irrtums ausfindig zu machen. Ich hatte ja meinen gelegentlichen Gastbeitragsschreiber Martin Luther im Verdacht, aber der hat den Wal nicht in die Geschichte des Jona geschrieben. Bei ihm heißt es ganz richtig:
Aber der HERR verschafft einen grossen Fisch /Jona zuuerschlingen / Vnd Jona war im leibe des Fisches / drey tag vnd drey nacht.
Herr Luther also hat richtig berichtet: Kein Wal, sondern ein Fisch, und zwar ein extra für den Jonatransport angefertigter. Es scheint wie mit der für den menschlichen Verzehr nicht statthaften Frucht im Paradies zu sein.
VND das Weib schawet an / das von dem Bawm gut zu essen were / vnd lieblich anzusehen / das ein lüstiger Bawm were / weil er klug mechte / Vnd nam von der Frucht / vnd ass / vnd gab jrem Man auch da von / Vnd er ass.
Keiner weiß so recht, wer aus der Frucht mal einen Apfel gemacht hat, aber die Mär vom Apfel hält sich so hartnäckig wie die vom Wal.

Na gut. Seis drum. Falls ein Leser oder eine Leserin weiß, welcher Tunichtgut den Wal ins Spiel gebracht und im Volksmund gegen den Fisch ausgetauscht hat, wäre ich für sachdienliche Hinweise dankbar.

Ansonsten: Morgen nicht die Europa-WahlWalurne vergessen, weil ja Europa-WahlWalsonntag ist. Ich weiß schon, welche Partei ich wähle wäle. Der WahlWal-O-Mat hat mir neulich nur noch mal bestätigt, was ich sowieso geahnt habe. Ich bin mit meinen Wünschen an die europäische Politik bei einer der großen Parteien ganz gut aufgehoben.

Freitag, 5. Juni 2009

Pausenzeichen für Übersetzer

Woran merkt man als Übersetzer, dass man eine kleine Pause einlegen sollte? Ganz einfach. Heute habe ich es gelernt. Da stand im Text auf Seite 428 des Manuskriptes:

THE FOOTBRIDGE HAD no stabilizers, no supports to keep it from swaying. It stretched dangerously above a deep, rocky chasm.

Ich tippte in die Tastatur:

DIE FUßBRÜCKE HATTE keine Stützen oder Stabilisatoren, nichts, was ihre Schwingungen hätte mindern können. Sie erstreckte sich gefährlich über einem tiefen, felsigen Spalt.

Misstrauisch betrachtete ich mein Werk. Irgend etwas stimmte nicht. Aber was? Dann fragte ich mich: Was bitteschön ist denn eine Fußbrücke? Gibt es auch eine Handbrücke? Eine Bauchbrücke? Oder wie oder was?

Ich machte aus der Fußbrücke eine Fußgängerbrücke und legte eine kleine Pause ein.

Mittwoch, 3. Juni 2009

Ein Lebenszeichen von der Matschbirne

Nur so zwischendurch: Trotz Matschbirne gibt es mich noch. Die Ursache der Matschbirne ist die konzentrierte Arbeit an der Übersetzung eines Buches:
  • Letzter Samstag: 11 Stunden
  • Pfingstsonntag: 5 Stunden
  • Pfingstmontag: 9 Stunden
  • Gestern: 12 Stunden
  • Heute: Seit 7 Uhr, Ende noch nicht abzusehen.
Durchschnittlich schaffe ich 5 bis 6 Seiten pro Stunde. Ich bin inzwischen bereits auf Seite 351 von 710, weil ich mir diese Woche Urlaub genommen habe und somit recht gut voran komme.

Die Arbeit ist anstrengend, aber sie macht auch Spaß. Das Thema ist spannend und der Autor eine Persönlichkeit, die ich sehr hoch schätze. Es ist mir eine Ehre, dieses Buch übersetzen zu dürfen - manchmal wünschte ich mir lediglich, dass meine Finger auf der Tastatur etwas schneller wären.

So, das war das Lebenszeichen. Jetzt geht es in die Küche, einen Caffeelatte aus der DeLonghi zapfen und dann zurück an die Tastatur...

Montag, 1. Juni 2009

Versprochen ist versprochen!

ONE Deutschland sammelt derzeit Unterschriften für eine Petition an Bundesfinanzminister Steinbrück. Worum geht es?
  • Deutschland hat versprochen bis 2010 0,51 Prozent seines Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit auszugeben.
  • Derzeit stellt Deutschland nur 0,31 Prozent seines Bruttonationaleinkommens für die ärmsten Länder der Welt zur Verfügung.
  • Der Bundeshaushalt für 2010 wird in diesen Wochen verhandelt, und Finanzminister Peer Steinbrück spielt hierbei eine entscheidende Rolle.
Wer wie ich möchte, dass Deutschland sein Versprechen gegenüber Afrika einhält, hat hier die Gelegenheit, diese Petition zu unterstützen:

Sonntag, 31. Mai 2009

Von Pfingsten und Ochsen

Wenn man die Menschen fragt, warum Pfingsten gefeiert wird, reichen die Erklärungen vom schnöden »keine Ahnung« über ein unsicheres »ist da nicht Jesus gekreuzigt worden?« bis zum überzeugten »na ein Frühlingsfest, mit Ochsen und so.«
Der Heilige Geist? »Unbekannt.« »Nie gehört.«

Das macht ja im Grunde nichts aus, denn der Heilige Geist will nicht berühmt werden. Es könnte jedoch andererseits auch nichts schaden, wenn zumindest ein Teil der Bevölkerung noch wüsste, dass Pfingsten das Fest der »Ausgießung des Heiligen Geistes« ist.

An den glauben manche nicht, andere sogar sehr begeistert. Neulich hörte ich mal wieder eine Gruppe von Menschen um ein »neues Pfingsten« bitten, damit - ja, warum eigentlich? Das war nicht so recht klar. Vielleicht weil es sich (zweifellos) so schön anfühlt, wenn der Heilige Geist kommt?

Am vorigen Sonntag war Reinhard Bonnke (Foto rechts) zu Gast in Berlin. Er sagte (sinngemäß, aus dem Gedächtnis zitiert) unter anderem:
Ich lese nirgends in meiner Bibel, dass die 120 in den Saal zurückkehren mussten, um eine neue Erfüllung, ein zweites Pfingsten, eine weitere Ausgießung zu erleben. Warum? Weil der Heilige Geist ein Feuer ist, das nicht verbrennt. Er braucht keine Auffrischung. So wie der Busch brannte ohne zu verbrennen, aus dem Gott mit Mose redete.
Es gibt Menschen, die wieder und wieder an den Altar zurückkehren, weil sie das gleiche Erlebnis erneut erleben wollen. Sie werden nach den ursprünglichen Gefühlen süchtig.
Solche Christen tendieren dazu, sich um sich selbst zu drehen und maßlos zu werden. Sie vergessen, dass die Geistestaufe gegeben wurde, um für den Dienst und die Evangelisation auszurüsten. Die Ziele des Missionsbefehls liegen ganz weit außerhalb des Heiligtums, in dem sich viele mit ihren großartigen Gaben verstecken.
Eben. Der Heilige Geist kam nicht, damit sich Christen wohlfühlen und an ihren tollen Weissagungen, Sprachenreden, Heilungen, Visionen und wasnochalles erfreuen. Er kam auch nicht, um Kirchengebäude mit zahlenden Mitgliedern zu füllen. Er kam auch nicht, um berühmt zu werden. Er kam vielmehr, damit die Gläubigen in der Lage sind, anderen Menschen das Reich Gottes zu zeigen, von dem Jesus sagte, es sei »nahe herbeigekommen«.

Pfingsten erinnert daran, dass das Reich Gottes da ist. Oder zumindest da sein könnte, erfahrbar, greifbar, konkret. Wenn wir aufhören würden, uns nach Salbungen und Gefühlen zu sehnen und statt dessen eine Sehnsucht entwickeln könnten, »die Hölle zu plündern«, wie Reinhard Bonnke sich gerne ausdrückt. Salbung und Gefühl kommen dann sowieso. Pfingsten war ganz schön laut und aufsehenerregend, als der Heilige Geist auf die 120 Menschn im Saal in Jerusalem fiel.

Foto: Selbst geschossen am 24.05.09 hier in Berlin, als Reinhard Bonnke seine Predigt begann.

Samstag, 30. Mai 2009

Gastbeitrag Martin Luther: Warten auf Pfingsten

Martin Luther berichtet, was die 120 Nachfolger Jesu anstellten, als sie in Jerusalem warteten und noch nicht wussten, worauf sie eigentlich genau warteten. Sie veranstalteten eine Apostel-Lotterie:
Vnd in den tagen / trat auff petrus vnter die Jünger / vnd sprach (Es war aber die Schare der namen zu hauffe bey hundert vnd zwenzig) / Jr Menner vnd Brüder / Es muste die Schrifft erfüllet werden / welche zuuor gesagt hat der heilige Geist / durch den mund Dauid / von Juda / der ein Furgenger war /dere / die Jhesum fiengen / denn er war mit vns gezelet / vnd hatte dis Ampt mit vns vberkomen.
Dieser hat erworben den Acker vmb den vngerechten Lohn / vnd sich erhenckt / vnd ist mitten entzwey geborsten / vnd alle sein Eingeweide ausgeschüt.
Vnd es ist kund worden allen / die zu Jerusalem wonen / also / das derselbige acker genennet wird auff jre Sprache / Hakeldama / das ist / ein Blutacker. Denn es stehet geschrieben im Psalmbuch / Jre Behausung müsse wüste werden / vnd sey niemand der drinnen wone. Vnd / Sein Bistum empfahe ein ander.
SO mus nu einer vnter diesen Mennern / die bey vns gewesen sind / die gantze zeit vber / welche der HErr Jhesus vnter vns ist aus vnd eingegangen /von der tauffe Johannis an / bis auff den tag / da er von vns genomen ist / ein Zeuge seiner aufferstehung mit vns werden. Vnd sie stelleten Zween / Joseph genant Barsabas / mit dem zunamen Just / vnd Mathian / Betteten vnd sprachen / HERR / aller hertzen Kündiger / zeige an / welchen du erwelet hast vnter diesen Zween / Das einer empfahe diesen Dienst vnd Apostelampt / dauon Judas abgewichen ist / das er hin gienge an seinen ort. Vnd sie worffen das Los vber sie / vnd das Los fiel auff Matthian /Vnd er ward zugeordenet zu den eilff Aposteln.
Quelle: Lutherbibel bei Zeno

Freitag, 29. Mai 2009

T-Shirt-Bekenntnisse

Irgnedwann kamen sie in Mode, die bunt bedruckten Hemden mit mehr oder weniger sinnvollen Bekenntnissen, Aufforderungen und Unsinnigkeiten. Ich weiß noch, dass ich einmal einige mit verschiedenen »Smile ...«-Variationen besaß. Kürzlich sah ich Reklame für einen T-Shirt-Versand, der unter anderem dieses Motiv anbietet.

Das hat mich unvermittelt daran erinnert, dass ich in jungen Jahren zwar nicht solch ein Shirt hatte, dass wir aber im Freundeskreis eine Zeit lang die Marotte pflegten, am Donnerstag keine »Undies« zu tragen. Da die Jeans damals (bei Mädchen und Jungs) samt und sonders hauteng waren, konnte man auch ohne Entblätterung vom Augenschein her erkennen, wer sich daran hielt und wer nicht. Keine »Pantyline« zu sehen? Alles in Ordnung! Braver Junge, braves Mädchen...

Ob das Ganze einen Sinn oder Anlass hatte, weiß ich nicht mehr, aber es war irgendwie prickelnd / peinlich / lustig. Und mit sehr viel »smile« verbunden, wenn wir nach kritischen Blicken feststellten, dass sich alle an die Abmachung gehalten hatten.

Nun hat die Modebranche inzwischen zumindest für die Damenwelt ja allerlei Modelle entwickeln, die sich auch bei eng anliegendem Stoff der Oberbekleidung nicht abzeichnen. Unser pubertärer Spleen würde so harmlos wohl nicht mehr funktionieren.
Doch auch heutzutage scheinen, zumindest in Wolfsburg, Menschen ohne die Produkte von Schiesser, Jockey, Klein und Co. unterwegs zu sein:

Ich weiß zwar nicht, wer oder was »Dzeko« sein soll, aber augenscheinlich hatte der Fußballverein aus Wolfsburg recht angenehmes Wetter, als der Sieg in der Bundesliga gefeiert wurde. Dieser Dame war es wohl dessenthalben mit Hemdchen zu warm geworden. Oder ist dies ein T-Shirt-Bekenntnis der besonderen Art? Vielleicht stand ja »Hertha« drauf und das wollte sie verstecken?

Dass sie (zumindest oben) nichts darunter trug, nun ja, das kenne ich wie oben erzählt noch aus eigenen Jugendtagen.

Den kleinen Harry Potter links im Bild hat es wohl nicht sonderlich gestört...

P.S.: Foto gefunden bei Stern Online via Google-News. Gesucht hatte ich nach »Hertha BSC«, das sei zu meiner Ehrenrettung angefügt.

Donnerstag, 28. Mai 2009

John Grisham: The Associate

Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken. -Hermann Hesse
Wenn Herr Hesse recht hat, dann sind die beste aller Ehefrauen und ich sehr reich. Stinkin' rich, sozusagen. An Büchern mangelt es wahrlich nicht in unserem Zuhause.
Wer allerdings auf materielle Weise reich werden möchte, wird es vielleicht so anstellen, wie es ein neuer Arbeitgeber dem Protagonisten in John Grishams Buch The Associate vorzeichnet: 20 Stunden Arbeitstage, Übernachten im Schlafsack unter dem Schreibtisch, rund um die Uhr mit dem Firmen-Mobiltelefon erreich- und abrufbar. So fängt nämlich jeder Associate an, der einmal Partner in der großen Firma werden will.

Kyle ist zu Beginn der Geschichte noch Jurastudent. Zwei Männer vom FBI beobachten ihn beim Training einer Jugendmannschaft und sprechen ihn an.
»Got a minute to talk?«
»Not really.«
»You might want to. It could be very productive.«
»I doubt that...«
Die Zweifel schwinden bald. Ein dunkler Punkt aus Kyles Vergangenheit, eine Geschichte, die er für begraben und vergessen hält, wird ihm präsentiert. Samt Videoaufnahme. Ein Film, der seine gesamte Karriere zunichte machen kann, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Grisham nimmt den Leser - keine große Überraschung - wieder mit in die Welt der Juristen. Doch in diesem Buch täuscht so gut wie jeder so gut wie jeden. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Und das machte den besonderen Reiz des vorliegenden Romans aus.
Kyle wird getäuscht und Kyle täuscht andere, samt seinem Vater. Er hat es mit professionellen Verbrechern zu tun, es geht um unvorstellbare Summen, und dass sein Freund zu Tode kommt, ist für diese Leute nur eine Notwendigkeit am Rande. Auch Kyle selbst muss um sein Leben fürchten.

Das Buch ist, obwohl es im Grisham-typischen Millieu spielt, anders als frühere Werke. Kyle ist nicht nur der Gute, der Held, sondern er muss sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, weil sie ihn eingeholt hat. Diese Vergangenheit ist schmutzig:
»So you're willing to risk the spectacle of a trial, and a conviction? You want the jury to see that video? You and your three roomies drunk out of your minds while a young woman is taken advantage of?«
»I didn't touch her.«
»No, but you were there, very close by, ten feet away. Come on.«
»I don't remember.«
»How convenient.«
Es hilft ja nichts, sich nicht zu erinnern, wenn ein Videobeweis vorliegt. Es hilft auch nichts, das wahrscheinlich betäubte Mädchen nicht selbst vergewaltigt zu haben, wenn man der Gastgeber der Party war. Also folgt Kyle dem Weg, den diejenigen, die den Beweis in Händen halten, ihm vorschreiben. Oder doch nicht?

Es ist eine spannende Geschichte, die Grisham in diesem Buch erzählt. Und, was nicht anders zu erwarten war, er erzählt sie gekonnt.
Die beste aller Ehefrauen war angeschichts des Schlusses nicht gerade begeistert. Ich gab zu bedenken: »So ist es eben im Leben. Warum also nicht auch mal im Roman?«

Mein Fazit: Lesenswert, weil unterhaltsam und spannend - was will man mehr? Langeweile kommt nicht auf. Überraschungen schon.
Nicht unbedingt der beste Grisham, aber ein sehr guter.

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
€ 10,90
Verlag: Doubleday (27. Januar 2009)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0385517831, ISBN-13: 978-0385517836
Zum Beispiel hier bei Amazon: The Associate