Montag, 23. September 2013

Metastasen

Mein Quartier für die nächsten Tage und Nächte ... könnte ich mir wahrlich schöner vorstellen.
Bei der Nachsorgeuntersuchung kamen jedoch leider zwei Lebermetastasen zum Vorschein und ein vergrößerter Lymphknoten in unmittelbarer Nähe.
Nun bin ich also am Geburtstag im Krankenhaus gelandet, damit mit Hilfe von weiteren CT-Aufnahmen, Magenspiegelung und Leberpunktion Klarheit über die weitere Behandlung gewonnen werden kann.
Natürlich ist uns beiden bange und Eva und ich hatten den Tag ganz anders geplant. Für jeden guten Gedanken und jedes Gebet sind wir sehr dankbar.

Mittwoch, 18. September 2013

Sorgen muss man sich nicht »machen«

»Mach dir keine Sorgen!« Leicht dahingesagt, aber in vielen Fällen sicher nicht der richtige Rat für betroffene Gemüter. Denn Sorgen muss man sich ja meist nicht »machen«, sie sind von selbst da. Ohne, dass man sie eingeladen oder »gemacht« hätte. Die Sorgen, sind sie erst einmal da, zu vertreiben, fällt nicht leicht. Manch einer versucht, sie zu ertränken und stellt dann fest, dass sie schwimmen können. Andere werfen die Sorgen krampfhaft von sich, indem sie versuchen,. die Existenz der Angst zu leugnen, aber trotz aller Anstrengung kehren die Sorgen umgehend zurück.

Ich bin zur Zeit besorgt, weil bei der letzten Krebsnachsorgeuntersuchung der Arzt mit dem Erscheinungsbild meiner Leber auf dem Bildschirm des Ultraschallgerätes nicht zufrieden sein konnte. Er entdeckte einen runden dunkleren Bereich, wo kein solcher zu erwarten wäre. Eine CT-Untersuchung, die besseres Bildmaterial liefert, soll nun weitere Aufklärung bringen, ob die Leber in Ordnung ist oder nicht.

Die Blutwerte (die sogenannten Tumormarker) sprechen gegen einen erneuten Krebs, sind aber, was die Blutfette betrifft, auffällig. Das ist insofern beruhigend, dass andere Erkrankungen als Krebsbefall in der Regel leichter zu behandeln und weniger tödlich sind. Aber natürlich schleichen sich Befürchtungen, dass es ein Tumor sein könnte, immer wieder in meine und unsere Gedankenwelt, die beste aller Ehefrauen leidet an der Ungewissheit nicht weniger als ich.

Was kann man in einer solchen Situation tun? Mein Umgang mit der Furcht sieht so aus, dass ich die Sorgen wahrnehme, der Bedrohung ins Gesicht sehe, mir aber immer wieder klarmache:

  • Ich kann durch Sorgen und Grübeln nichts ändern.
  • Ich weiß (auch aus eigener Erfahrung), dass unser Vater im Himmel von Krankheit heilen kann, mit oder ohne Zutun von Ärzten.
  • Ich weiß (genauso aus eigener Erfahrung im engsten Familienkreis), dass Gebet und Flehen und Fasten und Glauben und Vertrauen genauso gut gar nichts gegen tödliche Krankheiten bewirken können.
  • Ich kann mir anhaltende Gesundheit nicht erarbeiten und nicht erkaufen.
  • Ich kann nur hoffen und beten, dass mir noch viele Jahre Leben geschenkt werden.
  • Ich kann jeden Tag bewusst leben und genießen.

Die Ergebnisse der CT-Untersuchung, die morgen stattfindet, werde ich wohl frühestens eine Woche später erfahren. Bis dahin heißt es eben, mit der Ungewissheit leben  und unter anderem für sehr viele liebe worte, Zuspruch und Ermutigung von Freunden, Bekannten und der Familie dankbar sein. Auf mich allein gestellt ... wäre ich wohl bereits nicht mehr hier.

Mittwoch, 11. September 2013

Von Angst und Hoffnung

Am kommenden Freitag steht mir die nächste gründliche Untersuchung bevor. Das ist ja an und für sich eine feine Sache mit der Nach- und Vorsorge, immerhin kann der Patient einigermaßen beruhigt sein, wenn er untersucht wurde und der Arzt nichts gefunden hat, was auf eine Erkrankung hindeutet.

Nach der Krebsdiagnose und Operation im März 2012 wurde ich zunächst vierteljährlich untersucht, im April 2013 fand der Wechsel zum halbjährlichen Untersuchungsabstand statt, denn die Ergebnisse waren durchweg mutmachend und hoffnungstiftend – lauter negative Befunde. Und das ist bei medizinischen Diagnosen ja eine positive Auskunft.

imageIch habe keinerlei Beschwerden oder Anzeichen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte (abgesehen von den chronischen oder lang anhaltenden Folgen der Operation und Chemotherapie), aber sie ist trotzdem da, die Furcht vor dem, was bei der anstehenden Untersuchung herauskommen könnte, irgendwo im Hintergrund lauert sie ständig. Wenn ich beschäftigt bin, sei es im Büro bei der Arbeit, sei es beim Einkaufen, beim Sport, beim Lesen oder Fernsehen, dann bleibt sie meist im Hintergrund. Dann kann ich die Furcht meist vergessen, ohne Mühe. Aber beim Einschlafen, beim Aufwachen, oder auch einfach so zwischendurch tauchen die ängstlichen Gedanken auf.

Ist der Krebs wieder da? Sind in den sechs Monaten seit der letzten Untersuchung neue Tumore entstanden? Wurden wirklich alle Krebszellen bei der Operation entfernt? Hat die Chemotherapie neben all den schädlichen Effekten auch etwas Gutes getan, nämlich eventuell herumwandernde Krebszellen vernichtet? Werde ich Weihnachten noch gesund erleben? Wird es einen nächsten Sommerurlaub für mich geben?

Mach dir keine Sorgen – das sagt sich leicht. Die Sorgen muss man sich aber gar nicht machen, die sind einfach da. Ungefragt. Ungemacht. Ungewollt.

Das Heimtückische am Krebs ist es ja, dass viel zu lange nichts zu spüren ist. Alles scheint mit dem Menschen in bester Ordnung zu sein … und dann, wenn die Krankheit entdeckt wird, kann es schon zu spät sein für erfolgreiche medizinische Maßnahmen. Vor ein paar Tagen starb eine nur 43jährige Mutter von vier Kindern zwischen drei und acht Jahren aus unserem weiteren Bekanntenkreis am Krebs, der bei ihr vor nicht einmal einem Jahr entdeckt worden war.

In meinem Fall konnten die Ärzte die beiden Tumore vollständig entfernen, so dass ich (in der Bandbreite zwischen 30 und 70 Prozent) echte Heilungschancen habe.

Nun weiß ja kein einziger Mensch, ob er am nächsten Tag wieder aufstehen wird. Auch nicht der gesündeste in jugendlichem Alter. Darüber denken wir nicht sonderlich viel nach im normalen und unbeschwerten Leben.

imageIch stelle fest, dass ich seit dem März 2012 deutlich bewusster lebe und erlebe. Dass ich mehr zu schätzen und zu genießen weiß, was man normalerweise als selbstverständlich oder nebensächlich betrachtet, von einer köstlich zubereiteten Mahlzeit über einen Spaziergang oder Stadtbummel bis zum entspannten Abend im Freundeskreis. Und ich bemerke, dass mich manches nicht mehr ärgern oder gar auf die Palme bringen kann, weil es nämlich nur wichtig erscheinen möchte, tatsächlich aber unbedeutend ist.

Es wäre töricht, sich über eine Krankheit wie den Krebs zu beklagen oder irgendwelche, womöglich sogar übernatürlich-religiösen, Gründe zu suchen, warum jemand Krebs hat während sein Nachbar bis ins hohe Alter vor Gesundheit strotzt. Zwar gibt es zweifellos selbstverschuldete Leiden, die man sich beispielsweise durch übermäßigen Alkoholkonsum, durch den häufigen Besuch von Solarien, Geschlechtsverkehr mit infizierten Partnern, das Rauchen oder ungeeignete Ernährung zufügen kann, aber selbst diesbezüglich reagiert nicht jeder Organismus gleich. Man denke nur an unseren Bundeskanzler Helmut Schmid. Dennoch stimmt es: Der Mensch kann Risiken vermeiden, wenn er will (und diesbezüglich aufgeklärt ist). Aber auch diejenigen, die »gesund leben«, sind nicht davor gefeit, von Krankheit oder Unglück aus dem Leben gerissen zu werden.

Wie eingangs gesagt – die Angst ist da. Mal mehr, mal weniger im Hintergrund. Sie ist natürlich nicht sachdienlich, eher im Gegenteil, aber sie zu leugnen wäre auch keine Lösung. Daher habe ich auch künftig vor, sie zwar zur Kenntnis zu nehmen, mich aber täglich neu zu entscheiden, dass das Leben trotz der Bedrohung lebenswert und wertvoll und schön ist.

Donnerstag, 29. August 2013

Die Zeit, ja ja, die Zeit

Ich weiß. Früher war auf dem Blog hier mehr los. Oder öfter ein neuer Beitrag zu finden, wie man es auch nehmen mag.
Zur Zeit ist es aber nun einmal so, dass mir neben der 40-Stunden-Woche, der freiberuflichen Nebentätigkeit und den gelegentlichen pro-bono-Aufgaben die verbleibende Freizeit eher nicht mit dem Schreiben und Fabulieren zu füllen die Neigung bleibt.
Aber ab und zu werde ich auch künftig hier berichten, wie es mir geht, was ich so treibe und ob die Welt sich weiter dreht.
So. Nun wissen wir alle bescheid.

Freitag, 12. Juli 2013

Vom Leben und vom Sterben

Das größte aller Übel ist, aus der Zahl der Lebenden zu scheiden, ehe man stirbt. -Seneca, Vom glückseligen Leben

Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand von uns nicht stirbt, ist sehr gering. Ich kenne Fälle, in denen jemand statt zu sterben auf wundersame Weise an einen unerforschlichen Ort entrückt wurde, nur vom Lesen entsprechender Texte oder aus Science-Fiction Filmen. Die Chancen, liebe Blogbesucher, dass wir unser irdisches Dasein nicht mit dem Tod beenden, sind gleich Null.

KerzeSterben werden wir. Wie und wann, das ist uns in der Regel unbekannt. Und wir wollen es, zumindest die meisten Menschen, auch gar nicht wissen. Wir haben womöglich Wünsche, wie unser Abgang aussehen sollte, denken aber lieber nicht allzu viel darüber nach.
Durch die Krebsdiagnose hat sich das bei mir geändert. Die eigene Sterblichkeit ist mehr ins Bewusstsein gerückt als zuvor. Ich habe zwar immer noch meine Lieblingsvorstellung, was meinen Abgang betrifft, ein Flugzeugabsturz, von dem ich schlafend gar nichts mitbekomme zum Beispiel. Gerne auch ohne Flugzeug und Unfall, aber jedenfalls im Schlaf, wäre mir recht. Oder ein gewaltiges Ka-Wumm für uns alle, zum Beispiel ein Weltuntergang meinetwegen um 13:42 an einem Mittwoch - eben noch am Schreibtisch, jetzt schon im Jenseits. Ohne wochen- oder monatelanges Siechtum unter Schmerzen. Ohne ängstliche Überlegungen bezüglich dessen, was »danach« sein oder nicht sein mag. Aber ich weiß, dass solche Wünsche nicht in Erfüllung gehen müssen.

»Wie stirbt man an Krebs? Sind die Schmerzmittel stark genug, um das Lebensende erträglich zu machen? Bleibt das Bewusstsein ungetrübt, so dass man sich von geliebten Menschen verabschieden kann? Wird man zum Pflegefall, kann nicht mehr aufstehen, sich nicht mehr waschen, nicht mehr zur Toilette gehen, so dass der Tod letztendlich zur ersehnten Erlösung wird? Wenn ich nicht am Krebs sterben werde, woran dann? Wie viele Monate oder Jahre bleiben mir noch?«

Solche und ähnliche Überlegungen wandern mir durch den Kopf. Nicht ständig, nicht einmal häufig, aber ab und zu tauchen sie wie aus dem Nichts auf. Ohne erkennbaren Anlass für ausgerechnet den Moment.

Was tun nun mit solchen Gedanken? Verhindern kann ich sie sowieso nicht, also kann ich sie auch gleich bewusst zur Kenntnis nehmen und mir selbst die Antwort geben, die auf alle derartigen Überlegungen stimmt: Ich weiß es nicht. Alles Grübeln würde keine Erkenntnis bringen, also lasse ich solche Gedanken zu und gestehe mir dann schlicht und einfach ein: Ich weiß es nicht. Punktum.

Würde ich überhaupt Details wissen wollen? Ja, unbedingt, wenn ich sicher sein könnte, dass mein Tod ein angenehmer und noch weit entfernter sein wird. Aber genau das kann ich nicht wissen und mit dem Glauben bin ich aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre, die so manche Erkenntnis mit sich brachten, realistischer und zurückhaltender geworden als ich einst war.

Sicher weiß ich nur eins: Ich kann das Leben bewusst genießen, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat. Dazu muss nicht rund um die Uhr eitel Sonnenschein herrschen - es kann auch dunkel werden bis zum nächsten Morgen. Es gehört zum Leben dazu, dass hier etwas oder jemand weh tut und dort manches anders läuft als gewollt oder geplant. Dass einiges gar nicht und anderes hervorragend klappt.

Was letztendlich wirklich zählt ist das Leben selbst. Und das nehme ich Tag für Tag gerne und dankbar entgegen. So lange es währt. 

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Donnerstag, 20. Juni 2013

Stephen King–Joyland

Da ist ihm wieder einmal etwas ganz Besonderes gelungen, dem Stephen King. Der Verlag Hard Case Crime, in dem dieses Buch erschienen ist, steht eigentlich als Synonym für Krimis, aber »Joyland« ist kein Krimi. Kein klassischer Krimi jedenfalls. Es ist ein warmherzig geschriebener Roman über das Erwachsenwerden, es ist aber auch die Geschichte vom Sterben eines Kindes, vom Abschied nehmen. Und die Geschichte des ersten großen Liebeskummers. Und die Geschichte der Tochter eines gefeierten TV-Evangelisten im weißen Anzug. Und, ach ja, sogar ein Kriminalfall wird gelöst. Und … und … und …

»Joyland« schlägt uns das Buch des Lebens auf und lässt uns für ein paar Stunden teilhaben am Schicksal des jungen Devin Jones und seines ganz besonderen Sommers.
Der Autor nimmt uns mit in das Jahr 1973 nach South Carolina. Mobile Telefone gibt es genauso wenig wie Computer. Statt dessen liest man noch Bücher (Tolkien), hört Schallplatten (The Doors, Pink Floyd) und man schreibt noch Briefe.

I shrugged, the way you do when it's small shit but annoying shit, all the same. "Girlfriend broke up with me. Sent me a Dear John letter."
"Which in your case," Tom said, "would be a Dear Dev letter."

imageDevin hofft, dass ihm der Sommerjob im Vergnügungspark helfen kann, die erste große, mit dem Dear Dev Letter endgültig zerstörte Liebe zu vergessen. Er hat natürlich keine Ahnung, dass ihm das Schicksal ein sterbendes Kind in den Weg stellt, Mike, den Enkel eines berühmten Fernsehpredigers und -evangelisten. Der hat so seine Ansichten:

“He said that God punishes the unbeliever and the sinner. He said his daughter was no different, and maybe her son’s affliction would bring her back to God.”
“I don’t think it’s happened yet,” I said. I was thinking of the Jesus-kite.
“I can’t understand why people use religion to hurt each other when there is already so much pain in the world,” Mrs. Shoplaw said. “Religion is supposed to comfort!”

Der Evangelist ist in seinem engstirnigen Höllenfeuerwahn und moralischen Anspruchsdenken (das sich auf die eigene Lebensführung nicht erstrecken muss) übrigens nicht etwa überzeichnet. Solche Prediger treten tatsächlich auf – nicht nur in Amerika.

Mike, sein sterbender Enkel, hat das, was fromme Leute als »prophetische Gabe« bezeichnen würden, und deshalb kann er gegen Ende des Buches - halt! Mehr wird jetzt aber nicht verraten! Ich will ja nun wirklich niemandem mit meiner Rezension die Spannung verderben.

Stephen King ist ein großartiger Erzähler, dem es auch in diesem Buch wieder gelingt, den Leser mit den ersten Zeilen so zu fesseln, dass die Versuchung nahe liegt, die wirkliche Welt auszublenden und nur noch in »Joyland« zu verweilen, bis die letzte Seite der Lektüre (viel zu schnell, wie meist!) erreicht ist.

Sprachlich - etwas anderes erwartet man ja auch nicht bei Stephen King - ist der Roman ausgefeilt und phantasievoll, bis in die kleinsten Details. Ob und wie das in deutscher Übersetzung zutreffen mag, kann ich nicht beurteilen, da ich das Original gelesen habe. Ich kann mir jedenfalls nicht recht vorstellen, dass die Feinheiten und Raffinessen beim Spiel mit Worten in einer anderen Sprache als in Englisch funktionieren.

Mein Fazit: Wer einen fesselnden, mit viel Liebe erzählten und an keiner Stelle auch nur annähernd zähflüssigen Roman zu schätzen weiß, der macht mit dem Kauf dieses Buches nichts verkehrt.

Zu haben unter anderem bei Amazon: Joyland (Hard Case Crime) bei Amazon.de

Freitag, 14. Juni 2013

Frau Schlonske und die ewige Heimat

… Hat der Wowereit, die olle Stinksocke, ooch nur eenen Pfennich einjebüßt? Oder der andere Kerl, dit Buttermilchjesicht aus Brandenburg, Patzich oder wie der heeßt? Nee, nee, nee! …

Eine neue Kurzgeschichte aus meiner Feder gibt es bei »oora« zu lesen. Zum Lesen klicke man auf das Titelbild der Zeitschrift. Bitteschön und viel Vergnügen!

Sonntag, 2. Juni 2013

Herzlichen Dank!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die mich anlässlich des Joggathon 2013 unterstützt, angefeuert und ermutigt haben und natürlich bei meinen Sponsoren – so konnte ich mit meinen 9 Runden 135,00 Euro zum guten Zweck beitragen.

1

Vor dem Startschuss waren wir (neben mir mein Freund und Mitläufer und Ermutiger Jens) noch schön trocken.

2

Beim Warten auf den Startschuss wurde es ziemlich schnell ziemlich kühl … aber Sam hat mich bestens beschirmt!

3

Nach der dritten Runde schon durch und durch nass – da darf auch ein Schlückchen Wasser das Innere erfrischen.

4

Die sechste Runde wird eingeläutet – inzwischen ist uns richtig schön warm geworden, trotz widriger Witterung.

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Geschafft! Eine liebevolle Umarmung von der besten aller Ehefrauen zur Belohnung ist herzlich willkommen!

6

Na bitte. Da steht es schwarz und blau auf hellgelb: Neun Runden gelaufen! Also, wie eingangs gesagt: Ganz herzlichen Dank euch allen!

Montag, 27. Mai 2013

Alte Fischerhütte am Schlachtensee–bye bye

Im Lauf der Jahre entwickelt wohl jedermann persönliche und familiäre Traditionen. In unserem Fall gehört unter anderem eine festliche Mahlzeit in einem gepflegten Restaurant zum Hochzeitstag. Das wird sich auch nicht ändern, aber die Alte Fischerhütte am Schlachtensee, in der wir seit Jahren (nicht nur am 5. Mai) gerne zu Gast waren, werden wir in Zukunft nicht mehr aufsuchen.

Warum? Weil es die Verantwortlichen noch nicht einmal für notwendig halten, einem verärgerten Kunden auch nur zu antworten. Fehler können passieren, jedem Menschen, Bedienung und Restaurantmanager eingeschlossen. Aber hinterher noch nicht einmal ein paar Zeilen als Entschuldigung zu schicken … das zeigt deutlich, dass die Alte Fischerhütte am Schlachtensee wohl eine solche Goldgrube ist, dass es auf ein paar Kunden mehr oder weniger nicht ankommt.

imageEs war einmal so, dass man herzlich willkommen geheißen und zum reservierten Tisch geführt wurde. Kurz darauf brachte ein Kellner oder eine Servierdame ein Körbchen mit frischen Brotscheiben, dazu wurden hausgemachtes Schmalz und Kräuterbutter in kleinen Tiegeln gereicht, es standen Teller und Besteck für diesen Willkommensgruß bereit. Ein Aperitif war flugs vorab bestellt und dann konnte man in Ruhe die Wahl bezüglich Mahlzeit und passendem Getränk treffen.

Die Speisen wurden dann – zumindest ließ die Zeitspanne zwischen Bestellung und Servieren darauf schließen – frisch zubereitet, die Getränke kamen auf jeden Fall rechtzeitig vor der Mahlzeit am Tisch an. In Ruhe konnte man essen und trinken, während aufmerksames Personal jederzeit gerne bereit war, zusätzliche Wünsche zu erfüllen. Rundum zufrieden waren wir eigentlich jedes Mal, wenn wir zu Gast in der Fischerhütte waren. Bisher.

Was wir dieses Jahr erleben mussten, haben wir in einem Brief, an die Geschäftsführerin adressiert, am 7. Mai 2013, wie folgt beschrieben:

Sehr geehrte Freifrau von Schorlemer, sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind seit der Wiedereröffnung gerne und regelmäßig bei Ihnen im Restaurant Alte Fischerhütte am Schlachtensee zu Gast gewesen, zu festlichen Anlässen oder einfach so zwischendurch. Unser letzter Besuch am 5. Mai allerdings war eine unerfreuliche Unternehmung und dem Preisniveau Ihres Hauses in keiner Weise angemessen. Vielleicht sind Sie ja daran interessiert, was in Ihrem Hause alles schief laufen kann?

Nachdem wir Aperitif, Getränke und Speisen bestellt hatten, wurde uns ein Körbchen mit trockenen Brotschnitten auf den Tisch gestellt. Keine Spur von Kräuterbutter oder Schmalz … und die Brotscheiben waren nicht einmal sonderlich frisch. Nun gut – Schwamm drüber. Aber:

Die Speisen, Doradenfilet und Spargel mit Schnitzel, kamen rund fünf Minuten nach der Bestellung. Weder der bestellte Aperitif, noch Weißwein, Wasser und Hefeweizen waren serviert.

Erstens: Wenn wir fast food wollten, würden wir nicht die Fischerhütte besuchen. Für 21,50 Euro beziehungsweise 28,50 Euro erwarten wir schon frisch zubereitete Mahlzeiten – und das geht nun einmal nicht in fünf Minuten nach der Bestellung.

Zweitens: Ein Aperitif, der erst nach dem Eintreffen des Hauptganges (auf unsere Nachfrage, wo denn die Getränke blieben) serviert wird … eine Kellnerin, die ratlos fragt, ob sie denn auch die anderen Getränke bringen soll … und ein Weißwein der erst am Tisch ankommt, als der Fisch, zu dem er bestellt war, bereits gegessen ist … Sie können sich sicher vorstellen, dass wir uns als Gäste ihres Hauses nicht gerade gut und aufmerksam bedient gefühlt haben.

Als »Ausgleich« für das »etwas dumm Gelaufene« (Zitat Ihrer Kellnerin) wurde uns kostenlos je ein Espresso gereicht und dann, als wir nicht sonderlich begeistert wirkten, »noch ein Getränk auf das Haus« in Aussicht gestellt, was wir abgelehnt haben.

Rechnungsbeträge wie den vom 5. Mai über 75,50 Euro bezahlen wir gerne, wenn wir einen dem Preisniveau entsprechenden Service und beste Qualität der Mahlzeiten als Gegenwert genießen können. Am 5. Mai war in Ihrem Hause leider weder das eine, noch das andere zu bekommen.

Mit freundlichem Gruß

Günter J. Matthia und Eva Miller-Matthia

Wie gesagt: Fehler können passieren. Jedem Menschen. Darum geht es gar nicht. Aber wenn ich durch einen Fehler einen Kunden verärgern würde, oder wenn einem meiner Angestellten solch ein Fauxpas unterliefe, wäre es eine Selbstverständlichkeit, dass ich den Fehler eingestehe, mich entschuldige und den Kunden in geeigneter Weise entschädige.

Aber in der Alten Fischerhütte am Schlachtensee hat man so etwas offenbar nicht mehr nötig. Zumindest nicht in den vergangenen knapp 4 Wochen seit unserem Brief an die Geschäftsleitung.

Meinen Lesern stelle ich anheim, Service und Qualität dort im Selbstversuch zu testen – vielleicht möchten ja noch andere viel Geld für wenig Leistung in jenem Etablissement lassen.

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Montag, 20. Mai 2013

Kinderarbeit, Sklaverei in der Textilindustrie …

… und menschenverachtende Produktionsbedingungen nehmen viele Menschen in Kauf. Das passiert ganz weit weg, geht uns nichts an und die Klamotten sind ja so schön billig. Ab und zu sieht man schreckliche Bilder in der Tagesschau von ausgebrannten oder eingestürzten Fabriken – aber da kann man ja wegschauen und morgen beim Einkauf ist das sowieso wieder vergessen.

Nun mag es hierzulande Menschen geben, die so wenig Geld zur Verfügung haben, dass sie notgedrungen zu den Textilien greifen müssen, bei deren Herstellung jegliches Menschenrecht mit Füßen getreten wird. Aber Hand aufs Herz: Gehörst du, lieber Leser, dazu?

Es geht ja auch anders, wenn man nicht ganz arm ist und nur will. Zum Beispiel kann man die heimischen Arbeitsplätze hier in Deutschland (nicht nur) beim Textilkauf sichern helfen. Über Cobajo.de findet man leicht heraus, welche Firmen hierzulande produzieren.

Ich kleide mich überwiegend in Textilien der Leipziger Marke Mey & Edlich – das ist ein Tochterbetrieb von Walbusch in Solingen. Produziert wird hier in Deutschland. Wenn im Mey & Edlich Katalog Kleidung auftaucht, die aus anderen Ländern stammt, dann steht das ausdrücklich dabei, zum Beispiel aus einer Manufaktur in Italien oder Frankreich … – Indien oder Bangladesh habe ich da noch nie gelesen.

Bildquelle: Google-Online-Nachrichten, Foto: dpa

Zugegeben: Ich schaue nicht bei jedem Kleidungsstück als erstes auf das Schildchen mit der Herkunftsangabe, aber mir ist wenigstens klar, dass beispielsweise eine Jeans für 9,99 Euro nicht aus einer Fabrik stammen kann, in der Arbeiter angemessen entlohnt und Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden. Das ist wie bei den Lebensmitteln. Wie werden wohl die Tiere gehalten und gepflegt, wenn das Kilogramm Fleisch für 4,99 Euro verkauft werden kann? Der Händler verdient daran noch, genauso der Spediteur, der die Ware zum Laden gebracht hat, es wurde portioniert, verpackt  … und keine der beteiligten Firmen hat auf Gewinn verzichtet. Na? Wie mag das Huhn gelebt haben, dessen Fleisch da bei Aldi im Regal liegt?

Abgesehen von den Menschen, die es sich aus echten finanziellen Zwängen wirklich nicht leisten können, sollten wir vielleicht alle ein wenig Gewissen und Ethik mit in die Waagschale werfen, wenn wir einkaufen. Ob nun Bekleidung, Lebensmittel oder sonstige Dinge. Denn eins ist sicher: Wenn unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellte Waren keine Abnehmer mehr finden, werden sich die Bedingungen ziemlich schnell ändern. Zwangsläufig. Denn ein Händler, der nichts mehr verkauft, ist bald vom Markt verschwunden.

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