Donnerstag, 16. Juli 2009

Amazon ist mies drauf...

Wenn ich beim Kaufland, Obi, Penny oder sonstwo meinen Einkaufswagen fülle und zur Kasse schiebe, und dort nimmt man mir Waren wieder weg, die bereits drin liegen - wäre das Diebstahl? Kaum, da ich ja noch nichts bezahlt habe. Aber es wäre unverschämt und geschäftsschädigend, oder etwa nicht? Und wenn mir dann der Ladeninhaber die gleiche Ware zum verdoppelten Preis zurück in den Wagen legt - was ist das dann?

Nun gehöre ich zu den Tausenden, die gestern früh gegen 9:00 Uhr Windows 7 zum Sonderpreis bei Amazon kaufen wollten. Es gelang mir um 9:02 Uhr auch tatsächlich, den Artikel in den Einkaufswagen zu legen und »zur Kasse« zu gehen. Beim letzten Klick, der den Bestellvorgang abschließt, erschien dann eine 404-Fehler Seite. Nach mehrmaligem hin- und zurückklicken war um 9:04 dann plötzlich Windows 7 weg. Aus meinem Warenkorb geklaut. Und siehe da- runde 10 Minuten später lag die Software wieder in meinem Einkaufskorb - zum mehr als doppelt so hohen Preis. 119 Euro statt 49 Euro.

Ich sehe es ein, dass bei begrenztem Vorrat ein Artikel ausverkauft sein kann. Dann hat man eben Pech gehabt, falls man zu spät kommt. Aber ich kam nicht zu spät, der Artikel lag im Einkaufswagen und plötzlich verdoppelt sich der Preis - so etwas geht nun wirklich nicht bei seriösen Händlern. Ich schrieb also eine sehr sachliche und freundliche Mail an den Kundenservice. Zurück kam ein Standard-Schreiben mit Rechtschreibfehler (Kunden schreibt man groß), das vermutlich Tausende von Kunden bekommen haben:
Guten Tag,
vielen Dank für Ihr Schreiben an Amazon.de.
Wir möchten Ihnen einen effizienten und zufrieden stellenden Service bieten. Bitte entschuldigen Sie, dass wir in diesem Fall Ihre Erwartungen nicht erfüllen konnten.
Wir bedaueren sehr, dass Sie nicht in den Genuss der Vorbestell-Aktion "Windows 7 Home Premium für 49,97 EUR" gekommen sind. Aufgrund der sehr hohen Nachfrage war die vorbestellbare Menge zum Aktionspreis sehr schnell ausverkauft. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Wie ich sehe, ist der gewünschte Titel "Windows 7 Home Premium" nun auf unserer Website zum Preis EUR 119,97 gelistet. Wenn Sie weiterhin an dem Artikel interessiert sind, bitten wir Sie, diese über unsere Website zu bestellen.
Sicherlich haben Sie Verständnis dafür, dass aufgrund der Menge an kunden, die gleichzeitig versucht haben den Artikel zu bestellen, kam es teilweise zu Fehlermeldungen. Für diesen unglücklichen Vorfall entschuldige ich mich aufrichtig und bitte um Ihr Verständnis.
Wir hoffen dennoch Sie weiterhin durch unser reichhaltiges Angebot überzeugen zu können.
Es ist uns bewußt, dass diese Lösung nicht zufriedenstellend ist, aber möglicherweise konnten wir Ihnen einen kleinen Einblick in die Hintergründe geben.
Freundliche Grüße
Piyush Chandra Jha
Unser Ziel: das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein
Ach ja? Das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt hätte zumindest bei denjenigen Kunden, die den Artikel im Warenkorb hatten, auf eigene Kosten die Differenz zum teureren Preis übernommen und den Kunden beliefert.

Ich schrieb zurück:
Ein Standard-Erklärungs- und Entschuldigungsbrief ist keine Hilfe.
Sie schreiben: »Sicherlich haben Sie Verständnis dafür, dass aufgrund der Menge an kunden, die gleichzeitig versucht haben den Artikel zu bestellen, kam es teilweise zu Fehlermeldungen. Für diesen unglücklichen Vorfall entschuldige ich mich aufrichtig und bitte um Ihr Verständnis.«
Ich hatte den Artikel bereits im Einkaufswagen! Und dass er mir dort von Ihnen oder Ihrer mangelhaften Technik wieder heraus»gestohlen« wurde, das ärgert mich. So etwas ist unseriös und unfair, da können Sie sich nicht mit einem begrenzten Kontingent herausreden.
Wenn ich (als Dienstleister) einem Kunden eine Leistung zusage die ich nicht schaffen kann, er sie bestellt und ich dann nach dem April-April-Verfahren reagiere, dann bin ich meine Kunden bald los. Aber Amazon darf so etwas?
Vom Buch über DVD und Musik bis zum Laserdrucker, Bürobedarf und vieles mehr bin ich seit vielen Jahren zufriedener Amazon-Kunde gewesen ...
Es geht mir nicht um die 50 oder 60 Euro, sondern um die Unverschämtheit, mit der Amazon die Grundregeln des geschäftlichen Miteinander ignoriert. Vermutlich ist der Handelsriese zu riesig geworden?
Mein Einkaufswagen bei Amazon ist zur Zeit leer. Bücher, CDs, DVDs, Elektronik und Zubehör - so was gibt es doch auch andernorts?

P.S.: Update 17. Juli: Amazon ist gut drauf!

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