Montag, 6. Oktober 2008

Ein Krimi, der kein Krimi war

Der gestrige »Tatort« hat bei mir mehr Betroffenheit ausgelöst als irgend einer zuvor, soweit ich mich überhaupt an die Folgen erinnere. Die meisten vergesse ich nach ein paar Wochen sowieso. Diesen sicher nicht so schnell. Dazu mag beitragen, dass ich vor etlichen Jahren das Sterben eines 12jährigen Kindes an der Mukoviszidose aus familiärer Nähe miterlebt habe - doch dieser Film hätte mich wohl auch ohne diese eigene Erfahrung tief angerührt.

War das überhaupt ein Krimi? Rein sachlich betrachtet schon, aber die Krimihandlung (Mörder suchen und finden) stand irgendwie ungewohnt im Hintergrund. Auch Kopper und Odenthal, die beiden ermittelnden Kommissare, waren nicht wirklich die prägenden Figuren.

Da waren für mich vielmehr zwei Schauspielerinnen diejenigen, die diesen Film zu mehr als einem Krimi machten: Susanne Lothar, die vor rund einem Jahr ihren Mann Ulrich Mühe beim Sterben begleitet hat als Mutter und das Mädchen (Stella Kunkat), das die Sterbenskranke so unverfälscht und ohne Pathos gespielt hat, wie man es von einem Kind kaum erwarten würde.

Sterbehilfe - ja oder nein? Eine Frage, auf die es viele Antworten gibt, eine Frage, die ich nicht mit Ja oder Nein zu beantworten in der Lage bin. Der Focus:
„Sterben ist keine Idylle“, sagt der Vorsitzende von „Charontas“, „und manchmal ist es ein Verbrechen, nicht zu helfen.“ Wahrscheinlich hat er Recht. Der Anwalt dieses Vereins sagt: „Die Leute finden einen Weg, sich umzubringen.“ Wahrscheinlich hat er Recht. Der Vater des sterbenskranken Mädchens Julia sagt zu seiner Frau: „Ich entscheide nicht, wann sie zu sterben hat. Und du auch nicht. Wir haben kein Recht dazu.“ Wahrscheinlich hat er Recht. Alle haben Recht, irgendwie. Aber wer hat mehr Recht in diesem Fall? (Quelle: Focus Online)
Was würde ich tun, wenn ich mit einem solchen Schicksal als Elternteil konfrontiert wäre? Ginge es mir wie der Mutter im Film? „Wie halten Sie das aus?“, fragte die Kommissarin. Susanne Lothar mit dem (schmerzhaften) Versuch eines Lächelns: „Gar nicht.“

Foto: ARD

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

interessantes Thema!War aber leider nicht am "Tatort"... ;-)

Anonym hat gesagt…

Mir ging es genauso wie dir, ich wurde auch sehr angerührt, vom Thema, von der herausragenden Art der Darstellung, davon, dass nicht vereinfachend und richtend erzählt wurde, davon, dass Odenthal nicht kalt-objektive Ermittlerin ist, sondern sich ebenso berühren lässt und zum todkranken Mädchen eine Beziehung aufbauen kann.

Anonym hat gesagt…

Männer weinen nicht, und Wölfe schon rein gar nicht. Die heulen höchstens den Mond an.
Muss ich mich schämen, dass ich am Sonntagabend ein Taschentuch gebraucht habe, als ich den Tatort gesehen habe?

Günter J. Matthia hat gesagt…

@karin: Wirklich ein herausragender Film, eine Kommissarin, die weinen darf...

@der wolf: Schämen? Nö!

Anonym hat gesagt…

@günter:
da kann ich nur hoffen,dass dieser Tatort nochmal wiederholt wird!

@wolf:
weinende Männerwölfe -
das rührt mich jetzt wiederum...,
weil es stark ist "Schwäche" zu zeigen!

Anonym hat gesagt…

@Barbara. Der wird auf 3sat. wiederholt:
Sonntag, 16.11.:
22.25 Uhr: "Tatort: Der glückliche Tod" (SWR)

Anonym hat gesagt…

sorry, ich hab vergessen, meinen Namen einzutippten und wollte nur sagen, dass der Krimi "Der glückliche Tod" auf 3sat am 16.11. um 22.25 wiederholt wird.

Anonym hat gesagt…

@karin:
Danke für den Tipp!Super!