Mittwoch, 28. Januar 2009

Lieber Holzhacken...

Die Kirche / Gemeinde gibt Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat.
Wem dieses Zitat zuzuschreiben ist, konnte ich nicht herausfinden, aber es beschreibt einen Zustand, der wohl zumindest teilweise nicht von der Hand zu weisen ist.

Auf allerlei »christlichen« Webseiten und Blogs werden Antworten auf Fragen gegeben, die höchstens für »Eingeweihte« interessant sind. Bento fand kürzlich nach mehrstündiger Lektüre, dass Holzhacken die sinnvollere Tätigkeit sein kann: Surfen und Holzhacken

Womöglich liegt das daran, dass Christen oft gar nicht wissen, welche Fragen die Menschen ringsherum bewegen. Oder daran, dass Christen mitunter meinen, es ginge nur darum, religiöse Fragen zu beantworten. Oder - schlimmstenfalls - daran, dass es ihnen egal ist, womit sich ihre Mitmenschen herumschlagen?

Nun ist überhaupt nichts dadegen einzuwenden, dass es Plattformen auch im Internet gibt, die dem Austausch von Gläubigen unter sich dienen. Wie das gegebenenfalls auf Menschen wirkt, die mit dem Glauben nichts anzufangen wissen, sei dahingestellt. Ich jedenfalls muss mich gelegentlich mit Grausen abwenden von Verlautbarungen, die ich auf »christlichen« Seiten finde, obwohl - oder weil? - ich selbst Christ bin.

Gibt es eigentlich zu wenige Gläubige, die sich an Diskussionen über die Fragen beteiligen, die tatsächlich gestellt werden, oder habe ich sie bloß noch nicht in größerer Anzahl gefunden?

P.S.: Bild von The Ongoing Adventures of ASBO Jesus

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Günter!
Dein Post hat in mir gleich Abwehrreaktionen hervorgerufen...ein gutes Zeichen!

Doch was sind denn die Fragen die tatsächlich gestellt werden?

Über Evolution, Wie kann Gott soviel Leid zulassen?, Ist die Bibel tatsächlich wahr? usw.

An solchen Diskussionen beteilige ich mich im Internet nicht mehr, da sie meiner Meinung nach zu nichts führen.

Fragen über Politik und andere Wissenschaften kann ich nicht beantworten, da ich da nur über (gefährliches) Halbwissen verfüge.
Die Gründe bzw. Wege der Finanzkrise kann ich dir auch nicht beantworten.

Die Fragen die mir gestellt werden, werden mir im Alltag gestellt und genau da versuche ich sie auch zu beantworten.

Die Fragen die wirklich gestellt werden, betreffen doch meistens das persönliche Leben, oder? Und nur da kann ich eine persönliche Antwort geben.

Oder ich richte mich nach den Suchbegriffen in meiner Blogstatistik: Das sind Liebe und andere Alltagsprobleme.

Ich möchte hier nix verteidigen, ich denke nämlich das du mit deinem Post echt einen wichtigen Punkt angesprochen hast.

Die Fragen die wirklich gestellt werden erfährt man wohl nur von den Personen denen man im Alltag begegnet.

Wir hatten bei einem Kurs mal die Aufgabe eine Person aus unserem Bekanntenkreis zu fragen, welche Frage sie Gott stellen würde, wenn sie denn eine stellen könnte.

Daraus hat sich echt ein hammer Gespräch ergeben!

Naja, wie du vielleicht siehst versuche ich meine Gedanken gerade selbst während dem Schreiben zu sortieren.

Hmm...

Günter J. Matthia hat gesagt…

Hallo Patrick,

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen: »Die Fragen die wirklich gestellt werden erfährt man wohl nur von den Personen denen man im Alltag begegnet.« Da erfährt man wirklich am ehesten, was die Menschen bewegt, umtreibt, bedrückt, beglückt.
Das muss nicht und wird nicht immer die große Debatte sein über Evolution, Relativitätstheorie oder Ursachen der Finanzkrise. Auch Gott wird eher keine Rolle spielen, in den meisten Fällen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass wir es überwiegend mit sehr banalen Dingen zu tun bekommen. Der Nachbar, den gerade seine Frau verlassen hat, ist nicht an Wissenschaft und Theologie interessiert, sondern er braucht jemanden, der ihm Freund ist. Die Frau an der Bushaltestelle, die nicht genug Geld für den Fahrschein hat, will nichts über Politik hören, ihr fehlen einfach nur 50 Cent. Der Schwule, der gerade von vier aufrechten Deutschen angepöbelt wird, fragt am wahrscheinlichsten danach, wer ihm jetzt und hier beistehen könnte, damit er unbeschadet die Örtlichkeit verlassen kann.

Ich behaupte: Je mehr es uns gelingt, solche Fragen und Anliegen wahrzunehmen und Antworten (auch durch konkrete Taten) zu geben, desto eher werden Menschen sich dafür interessieren, was wir und warum wir glauben.

Mit Grüßen!
Günter