Ich habe, regelmäßige Blogbesucher wissen das bereits, kürzlich ein weiteres Buch aus der Feder des Leo Babauta übersetzt. Das Buch kann man als Taschenbuch oder als E-Book für den Kindle erwerben. Um die Druck-, Vertriebs und Distributionskosten kommen wir nicht herum – daher kostet das Taschenbuch nun einmal fünf Euro und neun Cent und das E-Book zwei Euro und neunundneunzig Cent.
Das Taschenbuch: http://amzn.to/2van3Ar
Das Kindle-Buch: http://amzn.to/2uGrf7C
Da Leo Babauta sein Buch genau wie die Beiträge auf seinem Blog vom Copyright ausdrücklich ausgenommen hat und zur unentgeltlichen Weiterverbreitung auffordert, stelle ich die einzelnen Kapitel meiner deutschen Übersetzung hier auf dem Blog zur Verfügung.
Wer lieber ein »richtiges« Buch in der Hand hat beim Lesen oder gerne seinen Kindle benutzt, der kann die entsprechende Ausgabe bestellen. Wer kein Geld ausgeben kann oder will, der möge hier auf dem Blog lesen, was Leo Babauta zum Thema Loslassen eingefallen ist.
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Kapitel 17
Einüben der Fähigkeiten
Wir kennen anhand der fünf Schritte nun fünf Mini-Fähigkeiten, die wir einzeln praktizieren und dann erst zusammenfügen zu einer großen Fertigkeit, zu einem Heilungsprozess.
Hier sind meine Empfehlungen für die Praxis:
1. Nehmen Sie sich vor, nur wenige Minuten täglich zu üben. Ohne einen außerordentlich starken Willen würden Sie es nicht schaffen, das rund um die Uhr durchzuhalten. Daher dieser einfache Vorsatz – es dauert nicht lange, und das Üben wird Ihnen leicht fallen, sobald Sie daran denken. Lassen Sie sich darauf ein, denn dies ist wichtig – es hilft Ihnen, glücklicher sein, leichter mit Veränderungen fertig zu werden, weniger vor sich her zu schieben, bessere Beziehungen zu erleben.
Falls es nicht klappt: Erzählen Sie jemandem – einem geliebten Menschen, einem Partner Ihres Vertrauens – von Ihrem Vorsatz. Wenn Sie jemandem von Ihrem Plan erzählt haben, kann es Ihnen leichter fallen, sich auch daran zu halten.
2. Legen Sie eine Zeit für das Üben fest. Ein paar Minuten am Morgen oder nach dem Mittagessen … wichtig ist nur, dass Sie einen Zeitpunkt festsetzen. Was wir nicht für eine bestimmte Uhrzeit geplant haben, lassen wir leicht ausfallen.
3. Manchmal helfen Notizen. Sie werden vergessen, zu üben. Daher schreiben Sie eine Haftnotiz und kleben sie an Ihren Bildschirm, lassen Sie sich von Ihrem Terminplaner im Smartphone oder PC erinnern, oder bitten Sie den Menschen Ihres Vertrauens, dem Sie von Ihrem Plan erzählt haben, dass er Sie erinnert. Hängen Sie einen Hinweiszettel irgendwo zu Hause auf, wo Sie ihn sehen. Dies ist von größter Bedeutung – die meisten Menschen, die diesen Schritt überspringen, üben ihre neue Gewohnheit nie wirklich ein.
4. Üben Sie täglich. Fangen Sie morgen an, nur zwei bis drei Minuten. Erzählen Sie Ihrem Partner hinterher, dass Sie geübt haben. Und so geht es ganz praktisch: Überlegen Sie, wo es vor kurzem in Ihrem Leben Signale gab, dass Sie etwas festhalten, was nicht gut für Sie ist. Ein paar Tage lang versuchen Sie lediglich, sich an so viele Anzeichen wie möglich aus den letzten paar Tagen zu erinnern.
Wenn Ihnen das dann leicht gelingt, versuchen Sie, die Wunschvorstellung, die das jeweilige Signal ausgelöst hat, zu erkennen. Dann nach ein paar Tagen, wenn auch das nicht mehr schwerfällt, üben Sie, den Schaden zu erkennen, den diese Wunschträume verursachen. Wiederum etwas später, wenn auch das ganz leicht gelingt, üben Sie, mit Liebe und Mitgefühl den Wunschtraum loszulassen. Schließlich, noch ein paar Tage später, üben Sie sich darin, Dinge oder Menschen so zu sehen, wie sie wirklich sind.
Wenn Ihnen eine der Fertigkeiten leicht fällt und ganz natürlich gelingt, brauchen Sie sich darin natürlich nicht lange zu üben. Wenn Sie beispielsweise die Signale und die Wunschträume samt dem Schaden leicht erkennen können, dann üben Sie gleich das Loslassen.
Für Fortgeschrittene: Sobald Sie die fünf Schritte richtig gut beherrschen und sie zur Gewohnheit geworden sind, versuchen Sie es in Ihrer täglichen Übungszeit einmal damit:
Bedenken Sie, dass Sie eines Tages sterben werden. Alle Menschen um Sie herum werden sterben. Genauso werden die Pflanzen und Tiere in Ihrem Umfeld sterben. Jedes Objekt in Ihrem Haushalt wird irgendwann defekt sein oder verrotten. Dies ist der natürliche Prozess des Lebens – es ist ständig in Bewegung und an die Stelle der alten treten neue Lebewesen und Gegenstände. Alles ist vergänglich. Machen Sie sich bewusst, dass sich alles verändert, stirbt, zerbricht, vergeht – und neu entsteht, neu erschaffen wird, eine andere Gestalt bekommt.
Und nun betrachten Sie die Sinnlosigkeit des Versuches, etwas als unveränderlich festhalten zu wollen. Sie sehen, wie alles zeitlich begrenzt ist, dass es nur zu Leid führen kann, wenn wir uns an etwas festklammern und keine Veränderung zulassen wollen. Nicht sterben zu wollen kann den Tod nicht verhindern – aber Angst erzeugen, weil sich unsere Wunschträume vom unveränderlichen ewig gleichen Zustand nicht erfüllen werden. Und dann betrachten Sie, wie das Loslassen eines solchen irrationalen Wunsches Sie glücklicher, entspannter und sogar gesünder macht. Sie akzeptieren die sich verändernde Natur der Dinge und Wesen, und wahrscheinlich werden Sie sogar die Schönheit darin erkennen können.
Und noch einen Schritt weiter: Diese tägliche Übung im Loslassen ist nur der Anfang. Sobald Sie bei jedem Schritt merken, dass er Ihnen leicht fällt, nehmen Sie sich vor, die Signale gleich zu bemerken, sobald sie auftreten. Den ganzen Tag über, nicht nur während der Übungsminuten. Zu dieser Praxis können Sie übergehen, wenn dies alles ganz einfach geworden ist.
Wenn Sie die Signale sehen, sobald sie auftreten, üben Sie die anderen Schritte. Nach einer Weile gelingt das ganz natürlich schon im Alltag, vor allem, wenn die Einsätze nicht zu hoch sind. Wenn Ihre Emotionen aufsprudeln, kann es sehr schwierig sein, das Loslassen zu praktizieren. Dann ist es am besten, einfach das Gefühl zuzulassen, aber nicht aus ihm heraus zu reagieren. Erst wenn Sie eine Chance hatten, sich zu beruhigen, üben Sie das Loslassen und handeln dann entsprechend.
Wenn Sie einfach nicht loslassen können: Das Loslassen nach der Erkenntnis der Wirklichkeit ist für viele Menschen der schwierigste Teil des Prozesses. Ich schlage dann folgendes vor:
• Üben Sie zuerst mit einfachen Dingen: Besitz loslassen, der Ihnen nicht sonderlich wertvoll ist.
• Tun Sie es in kleinen Dosen: Üben Sie das Loslassen eines Wunschtraumes (wie dem von einem makellos sauberen und aufgeräumten Haus) nur für einen Tag, nicht gleich für immer.
• Üben Sie das Loslassen zuerst an Menschen, mit denen Sie gut zurechtkommen. Wenn es um einen Kollegen oder Verwandten geht, zu dem Sie ein gestörtes Verhältnis haben, kann es schwierig werden. Mit Menschen, zu denen Sie eine bessere Beziehung haben, fällt das viel leichter.
• Üben Sie das Loslassen eines Wunsches (wie etwas zu kaufen oder ein Glas Wein zu trinken) nur fünf Minuten lang. Dann noch einmal fünf Minuten. Dann gönnen Sie sich das, was Sie sich wünschen.
• Üben Sie nur zehn Minuten das Loslassen von Ablenkung und Zerstreuung. Erledigen Sie eine wichtige Aufgabe und lassen Sie sich nicht zu Ablenkungen verführen. Lassen Sie die Zerstreuung für eine begrenzte Zeit nicht zu, erforschen Sie den Wunschtraum, der Sie dazu verführen will (vielleicht: alles muss leicht und komfortabel sein) und sehen Sie, wie das Ihnen schadet.
Leichter Üben: Wenn Sie es immer wieder vergessen, zu üben oder wenn sie dabei stagnieren, gibt es ein paar Hilfsmittel:
• Berichten Sie Ihrem Partner täglich. Mailen Sie sich gegenseitig Berichte aus Ihrer Praxis. Oder führen Sie ein Tagebuch und tauschen es zweimal wöchentlich aus.
Planen Sie Ihre Übungen für eine Woche. Am Ende der Woche überprüfen Sie, wie gut Sie Ihrem Plan folgen konnten und welche Umstände Sie gegebenenfalls am Üben gehindert haben. Was können Sie zukünftig ändern, um Hindernisse zu überwinden? Verbessern Sie Ihren Plan für die nächste Woche. Wenn Sie dran bleiben, gelingt Ihnen im Laufe der Zeit die Praxis besser und besser.
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Fortsetzung folgt.
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