Mittwoch, 2. August 2017

Gastbeitrag Leo Babauta: Loslassen. Kapitel 2

Ich habe, regelmäßige Blogbesucher wissen das bereits, kürzlich ein weiteres Buch aus der Feder des Leo Babauta übersetzt. Das Buch kann man als Taschenbuch oder als E-Book für den Kindle erwerben. Um die Druck-, Vertriebs und Distributionskosten kommen wir nicht herum – daher kostet das Taschenbuch nun einmal fünf Euro und neun Cent und das E-Book zwei Euro und neunundneunzig Cent.

Das Taschenbuch: http://amzn.to/2van3Ar
Das Kindle-Buch: http://amzn.to/2uGrf7C

Loslassen._Eine_einz_Cover_for_KindleDa Leo Babauta sein Buch genau wie die Beiträge auf seinem Blog vom Copyright ausdrücklich ausgenommen hat und zur unentgeltlichen Weiterverbreitung auffordert, stelle ich die einzelnen Kapitel meiner deutschen Übersetzung hier auf dem Blog zur Verfügung.

Wer lieber ein »richtiges« Buch in der Hand hat beim Lesen oder gerne seinen Kindle benutzt, der kann die entsprechende Ausgabe bestellen. Wer kein Geld ausgeben kann oder will, der möge hier auf dem Blog lesen, was Leo Babauta zum Thema Loslassen eingefallen ist.

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Kapitel 2

Was tun gegen das ständige Aufschieben?

Jeder schiebt dies und das vor sich her. Aber warum?

Aus Angst: Angst vor Misserfolg, Angst vor Schwierigkeiten, Unbequemlichkeiten oder Unsicherheit.

Doch woher kommt diese Angst? Wir haben unsere Idealvorstellungen: dass alles wunschgemäß gelingen muss, dass Arbeitsgänge bequem und ziemlich einfach sind, dass wir stets in allen Einzelheiten wissen, was wir tun und wie wir es tun.

Schauen wir uns Nathan an, der eine Diplomarbeit zu schreiben hat. Er hat diese Abschlussarbeit schon seit Monaten auf- und vor sich her geschoben. (Ich weiß, wahrscheinlich ist er der erste Mensch überhaupt, der eine Diplomarbeit vor sich her schiebt. Aber bleiben wir trotzdem bei diesem Beispiel.)

Was hindert ihn?

Vor ihm liegt zweifellos eine große, anspruchsvolle Aufgabe, kompliziert und ein wenig verwirrend. Nathan weiß, die Arbeit wird Tage oder sogar Wochen dauern, und so ist die Diplomarbeit zu einem riesigen Berg in seinem Kopf angewachsen. Ihm fällt noch nicht einmal ein Anfang ein, und der Gedanke an all das, was noch mühsam zu recherchieren und zu schreiben ist, macht ihm Angst. Die ganze Aufgabe ist furchteinflößend.

Genau diese Angst vor all dem, was da vor ihm liegt, sorgt in seinem Unterbewusstsein dafür, dass er sich lieber mit leichten Dingen beschäftigt, von Nachrichten online über soziale Medien und Fernsehen bis zur Flucht in den Schlaf (oder gar Betäubungsmittel).

Nathans Angst wird von einer Idealvorstellung genährt, die ihm nicht einmal bewusst ist. Aber sie ist trotzdem real. Dieses Wunschbild schreibt vor, dass das Leben bequem und einfach sein muss. Dass er immer weiß, was er wie anpacken kann und sich dabei kompetent und erfolgreich fühlt. Sobald eine Aufgabe mit dieser Vorstellung nicht übereinstimmt, geht er ihr aus dem Weg.

Wenn auch Sie solche Idealbilder haben, fürchten Sie sich bewusst oder unbewusst davor, Ihre Messlatte nicht erreichen zu können. Sie halten am Traumbild fest, und in Ihrem Geist wird es zur Realität, an der kein Weg vorbei führt. Daher schieben Sie die Aufgabe vor sich her.

Wie kann nun Nathan mit dieser Vorstellung, aus der die Angst entsteht, umgehen? Seine Idealvorstellung verursacht das Aufschieben. Kann er das Hindernis überwinden und endlich seine Dissertation schreiben?

Er kann. Indem er eine solche Idealvorstellung bewusst erkennt und dann genauso bewusst loslässt.

Das Leben muss nicht leicht sein – in der Tat sind es gerade die Schwierigkeiten, durch die hindurch wir dann oft etwas Bedeutsames erreichen. Das Leben muss nicht bequem sein – nur wenn wir aus unserer Komfortzone ausbrechen, können wir wachsen und reifen. Nathan muss nicht unbedingt in allen Einzelheiten wissen, was er wann und wie tun wird. Wenn wir etwas beginnen, ohne vorher genau zu wissen, wie es geht, lernen wir neue Tatsachen kennen, entwickeln neue Fähigkeiten und werden immer besser in dem, was wir jeweils tun.

Nathan kann für die Schwierigkeiten also dankbar sein, denn sie sorgen dafür, dass er etwas Wertvolles erreichen wird. Dankbar auch für Mühe und Anstrengung, die zu Wachstum führen werden und für die Unsicherheit, aus der schließlich Lernerfolge entstehen.

Er kann seine Idealvorstellung loslassen, und schon wird die Aufgabe nicht mehr so beängstigend aussehen. Er kann akzeptieren, dass manche Dinge schwierig und unbequem sind, die Umstände annehmen wie sie nun einmal sind und mit der Arbeit loslegen. Er kann seine Aufgabe achtsam und bewusst bewältigen.

Loslassen, akzeptieren, annehmen, loslegen, achtsam sein. Ein Heilmittel gegen das Zaudern und Zögern.

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Fortsetzung folgt.

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