Montag, 30. November 2009

Wer sagt denn…

…dass der Mensch bei einigermaßen kreativer Arbeit nur soundso lange oder soundso viel schaffen kann? Wenn ich ein Tagebuch führte, dann stünde da für das vergangene Wochenende, dass der Samstag mit 7 Stunden und der Sonntag mit 10,5 Stunden Arbeit gefüllt waren.

Daher bleibt bezüglich des Bloggens Schmalhans erst mal Küchenmeister. Aber wie wäre es mit ein paar Bildschirmfotos?

Zum Beispiel waren Samstag und Sonntag weitere schier endlose Wortlisten zu produzieren, die irgendwann Lehrern helfen werden, Schülern zu erklären, wie kompliziert Grammatik und Rechtschreibung sind.

Schier endlos, aber mit Ende

Da ich diese Arbeit gestern fertig bekommen habe, waren die Wortlisten letztendlich doch endlich. Und das ist auch gut so.

Dann fing ich mit dem nächsten CD-Projekt an, Navigation erstellen, Einführung bearbeiten und allerlei weitere erste Schritte auf dem Weg zur fertigen CD-ROM.

Aus 7 mach 8 - das wär doch gelacht!

Ich habe es dabei relativ gut, da ich schon Ausgabe 7 produziert habe und diese nun als Vorlage für die 8 nehmen kann – statt manches Rad neu erfinden zu müssen. Die Bezahlung leidet nicht darunter, dass ich einiges nur kopieren muss. Und das ist auch gut so.

Außerdem habe ich gestern, wie diesbezüglich immer pro bono, die deutsche und englische Ausgabe einer monatlichen Publikation als PDF und für das Internet formatiert, korrigiert und produziert, um sie dann (mit Foto vom U2-Konzert) ins Netz zu stellen und an hunderte Abonnenten zu verschicken.

Tor für die englische Ausgabe Regierungsviertel für die deutsche Ausgabe

Übrigens: Wer nichts pro bono macht ist ein oller Egoist und sollte sich was schämen. Eher praktisch veranlagte Menschen könnten zum Beispiel jemandem das Fahrrad reparieren oder beim Einkaufen helfen oder was auch immer… – es gibt genug Möglichkeiten. Und das ist auch gut so.

Nun liegen bis Ende Dezember die Fertigstellung der CD, das Schreiben eines Leitbildes und das Schreiben eines Artikels für eine Zeitschrift vor mir – ganz abgesehen vom normalen Bürojob mit der 40-Stunden-Woche, den ich ja auch noch habe. Und das ist auch gut so.

Da man besonders bei so viel Arbeit keinesfalls die Entspannung und das Vergnügen vergnüglicher Höhepunkte vergessen darf, freuen wir, die beste aller Ehefrauen und meine Wenigkeit, uns auf einiges. Zum Beispiel Sir Paul McCartney, dann zwei Tage später ein Erscheinungsfest

Nur noch ein paar Tage bis zum Konzert

…und vor allem unsere nächsten schon fast traditionellen dem-Großstadt-Silvestertrubel-entfliehen-Tage im beschaulichen und liebenswerten Budweis. Und das ist auch gut so.

Samstag, 28. November 2009

Fischauge

Zur Zeit muss der Blog etwas stiefmütterlich behandelt werden, weil ich einfach zu viel anderes zu tun habe, was meine Zeit und Energie beansprucht. Zum Beispiel ist ein Schulbuch zu produzieren, bei dem ich gelegentlich Fischaugen bekomme, weil es schier endlose Wortlisten enthält, bei denen es auf Genauigkeit nicht nur ankommt – sie ist vielmehr entscheidend. Denn anhand dieses Buches sollen später Menschen Deutsch lernen.

Wenn der Bildschirm Dir so entgegenkommt, ist es dann Zeit für eine Pause?

Vermutlich gibt es Lehrer und Schüler, die solche Wortlisten lesen und benutzen, sonst würde der Verlag das Buch nicht so haben wollen. Ich kann mich allerdings aus der eigenen Schulzeit nicht an Dinge wie dreierlei Auslautverhärtungen erinnern…

Donnerstag, 26. November 2009

Milchmädchenrechnung in Kopenhagen verhindern

zur Petition bei ONE Liebe Blogbesucher,

ich bitte Euch wieder mal herzlich um Unterstützung. Es geht um eine Petition an den dänischen Premierminister und Gastgeber des Kopenhagener Klimagipfels Lars Løkke Rasmussen.

Der Klimawandel trifft die ärmsten Menschen der Welt am härtesten. Angesichts dieser Tatsache versprechen viele Politiker, den Entwicklungsländern dabei zu helfen, die Folgen des Klimawandels abzufedern und den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken. Das klingt sehr schön.

Auf den zweiten Blick stellt sich leider heraus, dass ein Großteil dieser Gelder mit der bereits zugesagten Entwicklungshilfe doppelt verbucht werden könnte. Eine solche Milchmädchenrechnung wäre gefährlich, denn sie setzt sowohl die nachhaltige Entwicklung als auch das Zustandekommen des globalen Klimaabkommens aufs Spiel.

Daher sammeln wir Unterstützer für diese Petition an Herrn Rasmussen:

Bitte stellen Sie sicher, dass das Kopenhagener Klimaabkommen folgende Forderungen enthält:

1. Die bestehenden Entwicklungshilfezusagen werden eingehalten.
2. Die zusätzlichen Kosten, die den Menschen in Armut durch den Klimawandel entstehen, werden durch zusätzliche Gelder getragen.
3. Die Geberländer legen transparent dar, wie viele Gelder zur Armutsbekämpfung für die Anpassung an den Klimawandel umgewidmet werden.

Je mehr Menschen weltweit diese Petition unterzeichnen, desto mehr Gewicht haben wir. Zur Petition an Rasmussen bitte hier (oder oben auf das Bild) klicken.

Vielen Dank fürs Mitmachen!

Mittwoch, 25. November 2009

Na dann sind wir ja wenigstens zu zweit.

Ich dachte bisher, ich sei der einzige Mann, der sich des Schnarchens nicht erwehren kann. Ich meinte, all die tausend teuren unwirksamen Mittelchen wie Kissen, Tees und Nasenklammern hätten die Hersteller nur für mich auf den Markt gebracht. Nur meinetwegen, meinte ich, gibt es Millionen Internetseiten über das und gegen das Schnarchen. Aber gestern hat Martin Dreyer bekannt gegeben, dass auch er, immerhin Namensvetter des Herrn Luther und Erfinder der Volxbibel, der Sünde des Schnarchens verfallen ist. Hier der Beweis: Martin Dreyer Blogspot: Hurra, ich schnarche...

Es ist ja tröstlich, wenn man mit einem derartigen Laster nicht allein ist. Es ändert nichts an der Tatsache, aber es beruhigt die Nerven. An der Tatsache ändert, zu dem Schluss bin ich durch lange und häufige Recherchen gekommen, sowieso nichts etwas. Man kann Tausende ausgeben, sich Operationen unterziehen und in Schlaflabors nächtigen, Fasten, Beten, Klimmzüge machen… eine Abhilfe scheint es nicht zu geben.

Ich habe es der besten aller Ehefrauen schon häufig bekannt: Wenn es eine Pille oder sonst ein Mittel gäbe, das ihr, der vom Lärm Geplagten, hülfe, indem es das Schnarchen unterbindet, würde ich nicht zögern, selbiges Mittel zur Anwendung zu bringen. Aber es gibt eben nichts.

Es muss sich ja beim Schnarchen um eine Sünde handeln, denn der Schnarchende fügt sich selbst (durch wenig erholsamen Schlaf) und seiner Bettnachbarin (durch Hinderung am Schlaf) Schaden zu. Obwohl… Moment mal… Martin Dreyer und Sünde? Nee. Kannjanichtsein.

Was meinen denn die Leserinnen dieses geistreichen Eintrages? Oder sollte es gar mutige Leser geben, die ein Bekenntnis ablegen? Gibt es außer Martin und mir noch einen dritten Menschen auf der Welt, der schnarcht?

P.S.: Bild ergoogelt.

Montag, 23. November 2009

Ein traumhafter Mord

Ich habe über etliche Jahre immer mal wieder einen ungeschriebenen Aufsatz verfasst. Ungeschriebene Aufsätze, das sind die Aufsätze, die Schülerinnen und Schüler schreiben würden, wenn sie sich trauten, die Wahrheit zu schreiben.

Für den Blog habe ich heute ein solches Exemplar ausgebuddelt, das meinen Notizen zufolge eine Ina S., 14 Jahre alt, geschrieben hätte, wenn sie die Wahrheit...

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Ein Traum

„Ich sage es mal so herum. Wenn die Hoffnung auf Besserung nicht bestünde, wären die Maschinen bereits ausgeschaltet worden.“ Doktor Drews deutete auf die Monitore an der Wand der Intensivstation. „Es sieht zwar aus, als seien da nichts als flache Linien, aber irgendwie möchte ich die Hoffnung noch nicht endgültig aufgeben. Die Hirnströme sind noch immer aktiv. Man kann nie wissen.“

Ich lächelte. Hätte mich jemand gesehen, wäre ihm das eher wie ein Grinsen vorgekommen, aber natürlich sah mich niemand. Das ist ja das Gute an diesem Zustand. Im Traum ist man unsichtbar, wenn man will, man kann fliegen, durch Wände gehen, was immer man benötigt.

Die Angehörigen standen in sterile Kittel gehüllt mit Atemschutzmasken am Bett des Verletzten. Eigentlich war der Verletzte ja bereits eine Leiche, nur die Apparate versorgten den Körper noch mit künstlichem Leben. Und an diesem bisschen Leben hingen die Verwandten wie die Kletten am Hund, der aus dem Gebüsch kommt. Der Arzt war natürlich daran interessiert, seinen Patienten zu retten, das war schließlich sein Job. Ansonsten wäre es ihm wohl ziemlich egal gewesen, ob dieser Herr weiterlebte oder nicht.

Dieser Herr verdankte sein hoffentlich bald eintretendes Ableben mir. Er hatte es nicht anders verdient, das ist eine unumstößliche Tatsache. Was zu viel ist, ist zu viel.

120px-Hazard_T.svg[2] Eine Krankenschwester kam mit einer Infusionsflasche, die sie über dem Bett aufhängte und an das verwirrende System von Schläuchen anschloss. In dem Behälter hätte eigentlich Kochsalzlösung sein sollen, ein probates Allerweltsmittel in Krankenhäusern. Als die ersten Tropfen in der maschinell bewegten Blutbahn des Patienten zirkulierten, dauerte es nicht mehr lange, bis auch die Hirnstromkurve keine Kurve mehr sondern ein Strich wie mit dem Lineal gezogen war. Die ätzende Säure hatte ihren Zweck erfüllt.

Ich hatte – im Traum ist so etwas ja glücklicherweise kein Problem – dafür gesorgt, dass entgegen der Beschriftung in der Flasche ein Urinsteinentferner in höchster Konzentration darauf wartete, in alle Winkel des Körpers gepumpt zu werden.

Das Opfer…  halt! Eigentlich bin ja ich das Opfer, und er hat nur meine notwendige und unumgängliche Vergeltung zu spüren bekommen. Also sage ich lieber: Der Patient war mein Deutschlehrer gewesen. Er hatte es gewagt, meinen letzten Aufsatz mit „ungenügend“ zu bewerten, bloß weil ich seiner Meinung nach das Thema verfehlt hatte. In Wirklichkeit hatte ich nicht das Thema verfehlt, sondern einfach nicht in Übereinstimmung mit der Meinung des Lehrers geschrieben.

Also musste ich ihm im Chemiesaal auflauern und das in mühsamer Kleinarbeit zusammengebastelte Gasgemisch entweichen lassen, als er dort – wie er meinte – auf seine angebetete Kollegin, unsere Musiklehrerin, wartete. Die Einladung zum Tête-à-tête war natürlich von mir geschrieben worden. Im Schriftennachmachen bin ich so gut wie im Aufsatzschreiben.

Er atmete meine spezielle Mischung etwa 30 Sekunden ein, dann fiel er hin. Ich ließ das Gas noch eine weitere Minute auf ihn einwirken, bevor ich die Fenster öffnete, für Durchzug sorgte und meine Atemschutzmaske wieder in den Schrank verstaute.

Im Traum ist der Patient also dank meiner Nachhilfe nunmehr von seinen irdischen Leiden – wie oft hat er vor der Klasse gestöhnt „Wie lange muss ich euch bloß noch ertragen…“ – erlöst. Was die Realität betrifft, warten wir noch auf die entsprechende Nachricht aus der Klinik. Vielleicht hätte ich noch eine weitere Minute abwarten sollen?

Nun hoffe ich für unseren neuen Deutschlehrer, dass er mir eine gute Note für diesen Aufsatz gibt. Das Thema lautet zwar „Ein Traum“ und ich habe zum Teil auch über die Wirklichkeit berichtet, aber das war doch notwendig, um den Traum zu erklären, oder?

Sonntag, 22. November 2009

Blau, rot und gelb…

…sind die vorherrschenden Farben bei der Lektoratsarbeit. Da ich einen eiligen Auftrag für das Wochenende nicht abgelehnt sondern angenommen habe, sehe ich viele Stunden Blau (Änderungen, Einfügungen), Rot (Streichungen) und Gelb (Anmerkungen) statt Grün und Blau, was angesichts des Berliner Kaiserwetters irgendwo da draußen in der Natur denkbar gewesen wäre.

 rotgelbblau

Wenn das Buch, das ich bearbeite, erschienen sein wird, mag es durchaus angehen, dass ich an dieser Stelle eine Rezension schreibe. Beim Lektorieren lernt man einen Text mitunter besser kennen als der Autor selbst, und dieses aktuell bearbeitete Buch birgt so einige interessante Aspekte und Impulse.

Doch das ist eine andere Geschichte, die soll ein andermal erzählt werden. Ich muss mich jetzt erst mal wieder an die Arbeit machen, damit ich den versprochenen Termin (Sonntag Abend) einhalten kann.

Samstag, 21. November 2009

Santa Bob

Wer hat ihm bloß diese Perücke aufgesetzt, dem Bob?



Vermutlich war es Santa persönlich.

Mehr zum Album habe ich bereits hier angemerkt.

Freitag, 20. November 2009

Sechs Falsche

Beim Lotto freut sich gelegentlich jemand über sechs Richtige. Bei der Partnerwahl hofft jeder und jede, dass der eine Richtige gefunden wurde. Bei einer Prüfung schneidet gut ab, wer bei den Antworten nur Richtige ankreuzt.

Manches in Kirche und Gemeinde scheint richtig, weil es eben so ist wie es ist. Schon lange. Manche unserer Traditionen und Überzeugungen sind sicher Richtige. Hier jedoch sind sechs Falsche.

1. Christen feiern Weihnachten und Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt, weil dies christliche Feste sind.
Falsch.
Es gibt keine neutestamentlichen Feste oder Feiern, mit Ausnahme des Abendmahls. Die ersten Christen gehörten zum Volk Israel, sie haben die traditionellen jüdischen Feiertage beachtet und geachtet, aber Paulus schrieb unzweideutig: »Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt! Wer den Tag beachtet, beachtet ihn dem Herrn.« (Römer 14, 5-6)
Wer also Weihnachten beachtet, sollte in seinem Sinn völlig überzeugt davon sein. Wer das Fest ausfallen lässt, macht auch nichts verkehrt. Weder das Feiern von »christlichen« Festen ist falsch, noch das Nichtfeiern.

2. Das Abendmahl muss durch einen geistlichen Amts- oder Würdenträger im Rahmen eines Gottesdienstes ausgeteilt werden.
Falsch.
Jesus hat das Mahl als Erinnerung selbst eingesetzt: »Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Dies tut zu meinem Gedächtnis! Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.« (Lukas 22, 19-20)
Wir sollen zu seinem Gedächtnis das Brot brechen, den Kelch trinken. Die erste Gemeinde in Jerusalem tat dies, und zwar ohne goldenes Geschirr und Priester, zu Hause: »Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens.« (Apostelgeschichte 2, 46)
Weder das Austeilen des Abendmahls durch einen geistlichen Amtsinhaber ist falsch, noch die Gedächtnisfeier mit Brot und Wein durch einfache Gläubige. Es ist weder verkehrt, im Gottesdienst das Brot zu brechen, noch im Wohnzimmer.

3. Es gibt ein für Christen obligatorisches Glaubensbekenntnis nach dem Muster »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen…«
Falsch.
»Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.« (Markus 16, 16)
Errettet ist, wer an Jesus Christus glaubt, den Sohn Gottes, den Messias. So einfach und unkompliziert ist es. Ob er etwas von der »heiligen christlichen Kirche« versteht, oder nicht, spielt keine Rolle. Petrus antwortete auf die Frage, was zu tun sei: »Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden!« (Apostelgeschichte 2, 38)
Kein Katechismus, kein apostolisches oder katholisches oder reformiertes Glaubensbekenntnis. Weder das Aufsagen eines Glaubensbekenntnisses ist falsch, noch die Unkenntnis eines solchen – gerettet ist man mit und ohne, wenn die wirkliche Voraussetzung zutrifft.

4. Mit der Taufe wird man Mitglied einer Kirche oder Gemeinde.
Falsch.
Wer gläubig geworden ist, wird sich taufen lassen, um dies zu bezeugen. Ob du dich nun von einem Pfarrer taufen lässt oder vom Schulfreund, ob im See oder in der Badewanne, weil der See gerade zugefroren ist… Du wirst dadurch weder Mitglied einer Kirche noch Mitglied der weltweiten Gemeinde Jesu; das bist du schon, seit du gläubig geworden bist. Du brauchst auch keinen Glaubenskurs besuchen oder eine monatelange Bewährungsphase absolvieren.
In der Bibel kannst du lesen, dass Menschen, die gläubig wurden, sich sofort taufen ließen. Nicht Tage später, nicht Wochen später, oder gar nach Monaten der »Vorbereitung«. Die Bibel zeigt jedoch zwei Ausnahmen: Paulus wurde erst drei Tage nach der Begegnung mit Jesus getauft und der neben Jesus gekreuzigte Verbrecher gar nicht.

5. Errettet ist man, wenn man ein »Übergabegebet« gesprochen hat.
Falsch.
Wir finden keines in der Bibel. Dort ist vielmehr die Rede von Menschen, die gläubig geworden sind – ob das nun ein längerer Prozess oder eine spontane Entscheidung war, spielt keine Rolle. Andererseits ist ein »Übergabegebet« nicht falsch; wer es mit ehrlichem Herzen gesprochen hat, ist zweifellos errettet. Doch genauso errettet ist derjenige, der langsam, vielleicht über Monate oder gar Jahre, erkannt hat, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, der vom Vater gesandte Retter.

6. Als Christ muss man die Bibel lesen, sonst ist man kein richtiger Christ.
Falsch.
Es gab über etliche Jahrhunderte überhaupt keine Bibel, die den Gläubigen zugänglich gewesen wäre. Fast alle Menschen, von denen das Neue Testament berichtet, hatten lediglich die Möglichkeit, in der Synagoge am Sabbat eine Schriftlesung zu hören. Wenn im Neuen Testament von der »Schrift« die Rede ist, sind die Propheten und andere Schriften des Alten Bundes gemeint.
Es schadet nichts, die Bibel zu lesen. Die Lektüre wird dir sicher gut tun. Aber es ist keine Voraussetzung für das Christsein, regelmäßig oder überhaupt darin zu lesen.

Donnerstag, 19. November 2009

Senn! Satz! Jo! Nell!

In leicht überarbeiteter Form und am Stück statt in sieben Teilen gibt es Die Entblößung jetzt auf meinem anderen, den längeren Texten gewidmeten Blog. Und auch gleich als PDF-Dokument für Mitmenschen, die lieber Drucken und Lesen als Scrollen und Lesen.

dekEin einziger Klick aufs Bild führt zum Ziel, falls das Ziel die Entblößung des Stephan Haberling sein sollte. Dort enthülle ich ganz am Schluss auch, ob ich bereits eine Handlung im Sinn hatte, als das Experiment mit den Leserentscheidungen begann. Ist das nicht sensationell?

Mittwoch, 18. November 2009

Siegfried Lenz: Landesbühne

Manchmal kann die Wahrheit nur erfunden werden. Siegfried Lenz

lenzlandesb Buchhandlungen üben auf uns einen magischen Reiz aus. Sie zwingen förmlich zum Betreten, umschauen, in Büchern schmökern und letztendlich gehen wir so gut wie nie ohne neue Lektüre wieder hinaus. So auch kürzlich in einer hübschen kleinen Stadt in Westfalen. Wir betraten eine Buchhandlung und später lag das abgebildete Werk auf dem Nachttisch im Hotel.

Bei den Neuerscheinungen suchte ich eigentlich nach Hellmuth Karaseks neuem Buch Ihr tausendfaches Weh und Ach, fand es jedoch nicht. Ich hätte gerne ein paar Seiten gelesen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Die Kritiken sind außergewöhnlich zwiespältig. Aber es hat nicht sollen sein, das Buch war nicht zu finden. Die Verkäuferin erbot sich, es zum nächsten Tag zu bestellen, was ich dankend ablehnte.
Statt dessen wurde ich eines Buches gewahr, das seit einigen Wochen auf meiner Wunschliste stand: Landesbühne von Siegfried Lenz. Auf diesem Blog hatte ich sein voriges Buch, Schweigeminute, sehr gelobt und war gespannt, ob auch dieses Werk so bezaubernd ist.

Gleich vorweg will ich nicht verbergen, dass Schweigeminute auf Platz 1 meiner liebsten Siegfried Lenz Bücher bleibt. Das heißt aber nicht, dass Landesbühne etwa ein schlechtes Buch sei. Nein, es ist ein sehr gutes Buch. Nur eben nicht das beste.

Der Ich-Erzähler ist ein echter Professor der Germanistik, und er sitzt für 4 Jahre im Gefängnis von Isenbüttel. Am Anfang der Novelle rollt ein Bus der Landesbühne auf den Hof und damit beginnt eine Posse, die unterhaltsam, tiefgründig und aberwitzig zugleich ist. Gelegentlich schon kafkaesk anmutend entfalten sich die Ereignisse. Der Professor folgt scheinbar willenlos seinem Zellennachbarn Hannes und einigen Mitgefangenen in den Bus und - die Aufseher sind etwas nachlässig bezüglich ihrer Dienstauffassung - in die Freiheit. Jenseits der Gefängnismauern warten unter anderem ein Nelkenfest auf gesanglichen Beitrag der Ausreißer, ein Heimatmuseum auf Gründung und eine Volkshochschule auf einen Professor, der sie ins Leben ruft…

Der Chor sang vermutlich gerade Wem Gott will rechte Gunst erweisen, und da sie bei dem Wort ‚Gott’ das Blitzlicht traf, bildeten ihre Münder ein ebenmäßiges dunkles Loch.

Rund 130 Seiten hat diese Buch, ein eher schmales Werk also, und ich ertappte mich dabei, immer langsamer zu lesen, je mehr Seiten sich links und je weniger sich rechts befanden. Siegfried Lenz gelang es wieder einmal, dass ich wünschte, er würde weiter erzählen. Sein Umgang mit der Sprache ist wohltuend, seine Ideen sind voller Phantasie und Überraschungen, und selbst das Ende ist nicht das, was man erwarten würde, sondern es zeigt, dass Freundschaft ein wertvolles Gut ist, für das sich einiges zu opfern lohnt.
Siegfried Lenz moralisiert nicht, belehrt nicht, idealisiert nicht, sondern er malt das Labyrinth des Lebens anhand von kleinen Episoden, die miteinander verwoben sind. Er zeichnet Charaktere, die so menschlich sind wie der Leser, so dass sie gleich vertraut erscheinen.

Humorvoll ist die kleine Erzählung darüber hinaus, und voll von kleinen Seitenhieben auf die Gesellschaft, den Kulturbetrieb und die Germanistik, auch »der Lenz« kommt nicht ungeschoren davon, wenn der Professor seine Gedanken darlegt.

Mein Fazit: Ein gelungenes, wunderschönes Buch, dessen Zauber man sich nicht entziehen will.

Zu finden in jeder Buchhandlung, aber auch, was natürlich ein weniger sinnliches Einkaufserlebnis ist, bei Amazon: Siegfried Lenz: Landesbühne