Donnerstag, 17. Dezember 2009

Der Sturm

Schön, Sie zu treffen. Ja, setzen Sie sich ruhig, ein Becher Wein wird wohl noch für Sie da sein. Setzen Sie sich, dann erzähle ich Ihnen gerne, was damals passiert ist. Aber eines sage ich Ihnen gleich. Ich kann Ihnen nur erzählen, was passiert ist. Erklären kann ich es Ihnen nicht. Nachdem jetzt eine Weile vergangen ist, sehen wir alle die Geschichte mit größerem Abstand, etwas weniger aufgeregt, nüchterner. Völlig ungerührt allerdings kann ich sie immer noch nicht betrachten.

Eigentlich war es ein ganz normaler, langweiliger Tag wie so viele. Ja, genau, so wie heute. Nicht viel los hier in unserem Dorf, da haben Sie Recht. Ich will Sie auch gar nicht damit aufhalten, wie wir den Vormittag verbracht hatten, das tut nichts zur Sache. Aber ich sollte Ihnen wohl erst einmal verraten, wer wir eigentlich sind, wenn Sie schon hier bei uns in der Schenke Platz nehmen und die Episode hören wollen.

Wir sind, was unsere Väter schon waren. Fischer. Wir kennen unseren See, seine Tiefen und Untiefen, wir kennen das tückische Wetter, und doch sind auch wir immer wieder überrascht, wenn ein Unwetter sozusagen aus heiterem Himmel hereinbricht. Das kommt ab und zu vor. So war es auch an jenem Tag.

Der Himmel war kaum bewölkt, warm war es, keineswegs zu heiß, nichts Ungewöhnliches zu erwarten. Man kann sich jedoch, wie ich schon sagte, mit dem Wetter hier nie sicher sein.

Das Getümmel am Ufer haben wir uns aus der Entfernung angesehen, wir halten uns aus solchen Volksaufläufen heraus. Das ganze Geschiebe und die nervöse Aufregung, das ist nichts für uns, die wir hart arbeiten und mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Wanderprediger kommen und gehen, jeder hat so seine Spezialität, da muss man ja nicht mittendrin sein, nur weil wieder ein neuer Rabbi auftaucht. Ich wette, Sie haben auch schon solche Leute getroffen, die irgendeine neue Erkenntnis oder Vision verkünden, ob man nun zuhören will, oder nicht.

Wir saßen also auf dem sonnigen Platz vor unseren Häusern und sahen zu, wie die Volksmenge wuchs und wuchs, den Mann, um den es ging, konnte man in dem ganzen Tumult kaum noch ausmachen. Dass er irgendwann wohl genug von dem Trubel hatte und mit einem Boot verschwand, konnten wir gut verstehen. Er kletterte mit seinen Freunden in das kleine Fischerboot, das der Familie von Andreas gehört. Andreas selbst ist ja kein Fischer mehr. Der hat sich dem Rabbi verschrieben. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Das Unwetter zog sich unglaublich schnell zusammen, nachdem sie abgelegt hatten. Sagen wir, fünfzehn Minuten hat es gedauert. Vielleicht zwanzig, aber mehr bestimmt nicht. Das Boot mit dem Prediger und seinen Gefolgsleuten war von unserem Platz aus noch zu sehen.

Wir beobachteten, was sich am Himmel zusammenbraute und erwarteten, dass die Männer auf dem See umkehren und Schutz suchen würden, schließlich waren einige dabei, die sich auskennen mussten. Simon und Andreas zum Beispiel. Sie waren Fischer wie wir, bevor sie sich dem Rabbi angeschlossen haben. Andreas habe ich ja schon erwähnt. Sie saßen in seinem kleinen Schiff. Ich kenne Andreas und seinen Bruder Simon, seit wir zusammen als Kinder mit unseren Rindenkähnen am Bach gespielt haben.

Aber das Boot zielte weiter geradeaus auf das weit entfernte Ufer gegenüber zu, als hätte niemand an Bord auch nur einen Blick auf die drohenden Wolkenmassen verschwendet. Dass solche Wolken einen gewaltigen Sturm mit sich bringen würden, stand für uns außer Frage. Dass die kleine Barke von Andreas dem nicht standhalten würde, war genauso klar. Und wie gesagt, Andreas und Simon zumindest mussten das wissen. Aber das Boot kehrte nicht um. Wir machten nicht viele Worte sondern brachen auf. Selbst wenn es nur Fremde gewesen wären, hätten wir selbstverständlich alles getan, um ihnen zu helfen. Andreas und Simon, in diesem Fall unter den Gefährdeten, hätten nicht anders gehandelt.

Haben Sie noch Wein im Becher? Gut so. Es ist noch mehr da, und unser Wirt ist heute in Spendierlaune. Das muss man ausnutzen, kommt nicht allzu oft vor. Also zieren Sie sich nicht.

Wir vier, die wir hier mit Ihnen Wein trinken, machten also mein Schiff los, das stabilste und größte in unserer Gegend, um den Rabbi und seine arglosen Gefährten möglichst rechtzeitig vor dem Ertrinken aus dem Wasser ziehen zu können. Ob wir beizeiten bei ihnen anlangen würden, war fraglich, aber wir wollten es zumindest versuchen.

Mein Schiff ist schnell, es hat schon manchem Sturm getrotzt und ich weiß, dass ich mich darauf verlassen kann, schließlich habe ich beim Bau selbst mit Hand angelegt. Wenn Sie mögen, zeige ich es Ihnen nachher. Ein Prachtstück von Fischkutter. Als das Gewitter losbrach, bekam ich aber doch Angst. Die Wellen schlugen so hoch, dass wir alle Hände beziehungsweise Eimer voll zu tun hatten, den Wasserstand im Boot halbwegs niedrig zu halten.

Wir waren auf etwa fünfhundert Meter an den Kahn mit dem Rabbi herangekommen, dessen Insassen einen aussichtslosen Kampf gegen die Fluten kämpften. Meine drei Freunde hier schöpften, ich steuerte, so gut das bei dem Ungestüm der Naturgewalten noch möglich war. Das andere Boot wurde überhaupt nicht mehr gesteuert, die Leute waren kopflos und manche von ihnen erwarteten wohl bereits ihr sicheres Ende. Wir kamen näher. Als wir Einzelheiten erkennen konnten, glaubte ich, der Wanderprediger sei tot oder verletzt. Er lag hinten im Boot auf einer Matte, rührte sich nicht, während seine Begleiter, je nach Temperament, schufteten, schrieen oder heulten. Verstehen konnten wir ihre Worte nicht, dazu war das Getöse des Gewittersturmes zu laut.

Was wir dann beobachteten, verstanden wir noch weniger: Zwei von den Männern traten an den Liegenden heran, rüttelten ihn, als schlafe er und sie wollten ihn wecken, und der Rabbi richtete sich halb auf, als würde er tatsächlich aus einem Schlummer aufwachen. Das ist, obwohl die Leute später erzählten, er habe tatsächlich ein Schläfchen gemacht, unvorstellbar. Bei diesem Sturm, völlig durchnässt, mit solch einem Krawall ringsherum, wer könnte da schlafen? Hin und her geworfen von den Wellen, die mit dem Boot spielten wie mit einer Nussschale. Wer dabei schläft, der muss entweder so müde sein, dass ihn nichts mehr wecken kann, oder irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Berauscht bis zur Bewusstlosigkeit? Oder vom Sturm umgeworfen und beim Fall mit dem Kopf aufgeschlagen? Irgend so etwas kann ich mir vorstellen, aber nicht, dass er tatsächlich geschlafen hätte.

Doch ich will bei dem bleiben, was wir selbst gesehen und erlebt haben, Spekulationen sind nichts für uns hier. Wir glauben, was wir sehen, nicht was andere gesehen haben oder gesehen haben wollen. Dieser Wanderprediger also lehnte sich auf seinen Ellenbogen, wobei er sich an den Aufbauten festhalten musste, um nicht über Bord gefegt zu werden, und er sprach mit seinen Leuten. Die schauten ihn an, als erwarteten sie, dass er irgendetwas an ihrer Lage ändern konnte. Dann sah er sich um, blickte auch in unsere Richtung. Ich frage mich bis heute, ob die Männer uns bis dahin überhaupt bemerkt hatten, es kann gut sein, dass sie so mit ihrem drohenden Untergang beschäftigt waren, dass sie gar keine Augen mehr für ihre Umgebung und unseren Rettungsversuch hatten. Wir kamen kaum näher, weil das Boot des Predigers ohne Kurs dahintrieb, von Wind und Wellen hierhin und dorthin geworfen, während ich nach wie vor das Steuer in der Hand hielt. Ich dachte gar nicht daran, mein Schiff womöglich mit der Breitseite dem Sturm auszuliefern. Das wäre unser sicheres Ende gewesen. Unser Abstand vom Boot des Andreas schwankte ständig.

Als der Mann in dem anderen Boot schließlich aufstand, waren wir wieder weiter entfernt. Er schien etwas zu rufen und dann geschah das Unfassbare. Sie werden es nicht glauben, ich weiß, ich glaube ja auch nur, was ich selbst gesehen habe. Aber erzählen darf ich es trotzdem, ja? Deshalb sind Sie doch da, um diese Geschichte zu hören. Hier, bitteschön, ein frischer Becher Wein. Nicht dass Sie verdursten, während Sie mir zuhören. Zum Wohl. Auf Ihre Gesundheit.

Also, weiter. Ein Sturm kann sich legen, wenn er ausgetobt hat, der Seegang kann sich beruhigen, nachdem der Wind nachlässt, aber es ist reinweg ausgeschlossen, dass so etwas von einer Minute zur nächsten passiert. Werfen Sie mal einen Stein ins stille Wasser, es dauert eine Weile, bis die Wellenringe wieder völlig verschwunden sind. Und das waren die höchsten Brecher gewesen, die ich jemals auf diesem See erlebt habe. Bis solch ein tobendes Wasser wieder zur Ruhe kommt, dauert es Stunden. Nicht Minuten. Das geht überhaupt nicht. Trotzdem ist genau das geschehen.

Es dauerte länger, zu begreifen, was vor sich ging, als der Vorgang selbst an Zeit in Anspruch nahm. Als der Mann aufgestanden und etwas auf den See hinausgerufen hatte, war der Sturm augenblicklich still, kein Lüftchen regte sich mehr, und der Seegang, der eben noch selbst unsere hohen Bordwände mühelos überspült hatte, verwandelte sich in eine unbewegte Wasseroberfläche. Wie gesagt, das geht überhaupt nicht, aber es ist nun mal so gewesen.

Wir vier haben uns angeschaut und keiner von uns war sich sicher, ob er träumte oder wachte. Aber wir waren nach wie vor nass bis auf die Haut, in unserem Schiff stand kniehoch Wasser und meine drei Freunde hielten Eimer in den Händen, mit denen sie noch einen Atemzug vorher geschöpft hatten. Ich sah auf meine Hände, die um das Steuer verkrampft waren, das sich eben noch wild gegen meinen Griff gewehrt hatte. Dann sah ich hinüber zu dem anderen Boot und bemerkte, wie der Rabbi uns zuwinkte, bevor er sich zu seinen Leuten umdrehte, die ihn anstarrten, wie man ein Gespenst anstarrt.

Das war alles, was ich Ihnen erzählen kann. Den Rest lassen Sie sich von anderen Leuten berichten, wenn Sie deren Sicht hören wollen. Wie gesagt, erklären kann ich Ihnen die Geschichte nicht. Erlebt habe ich sie so sicher, wie ich hier neben Ihnen sitze und diesen Becher Wein in der Hand halte.

Was ich darüber denke wollen Sie wissen? Das kann ich Ihnen sagen. Ich glaube, dass dieser Jesus, so hieß der Prediger, das Wunder verursacht hat. Wie er das gemacht hat, weiß ich aber beim besten Willen nicht. Ich weiß nur, dass sich kein Lüftchen mehr regte, so dass wir zurück zum Ufer rudern mussten. Das hat gedauert, kann ich Ihnen sagen. Einen leichten Wind zur Unterstützung hätte ich nicht verachtet. Aber es herrschte absolute Flaute.

Wollen Sie jetzt mal mein Schiff anschauen? Gut, kommen Sie mit, es ist nicht weit.

P.S.: Diese Erzählung ist schon recht betagt. Zuerst wurde sie in den 90ger Jahren in der Zeitschrift »Entscheidung« abgedruckt, dann in leicht überarbeiteter Form in einem inzwischen eingestellten literarischen Magazin, schließlich fand sie wiederum überarbeitet den Weg in das Buch Liebe und Alltag. Diese Version hier und heute ist nun erneut überarbeitet worden, also die bisher letzte Station auf dem langen Lebensweg dieser Erzählung.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Honi soit qui mal y pense.

lady1 Das Motto des britischen Hosenbandordens, Honi soit qui mal y pense, heißt verdolmetscht: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Was ein Hosenbandorden sein soll, erfährt man nicht hier, sondern bei Wikipedia, falls man es noch nicht wissen sollte. Der aktuelle Prince of Wales, auch als Charly bekannt, müsste beispielsweise ein Hosenband haben, falls die Traditionen da drüben auf der Insel noch funktionstüchtig sind.

Doch mich deucht, ich schweife ab. Zurück zum Thema: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

lady2

Das Motto kann ein Nichtschelm bezüglich dieses Bildes aus einer Fußbodenbelagwerbung in zweifacher Weise anwenden.

Erstens: Was soll denn daran böse sein? Die Dame tut doch nichts ungehöriges.

Zweitens: Ich sehe nur ein umgedrehtes Bild und dann einen Ausschnitt desselben. Der Sinn des Bildumdrehens bleibt mir verborgen.

lady3Der Schelm jedoch, er wird… – ach nein, das können ja gegebenenfalls Schelme, die dieses Beitrages angesichtig werden, als Kommentar darunterschreiben.

Alles schön bunt bei Nina Hagen

Vieles erinnert mich an unsere Jesus-People Zeit. Anstecknadeln und Aufkleber, Jesus mit E-Gitarre, überall Bibelzitate, und alles schön bunt. Wenn sie was macht, dann mit ganzem Herzen und spürbarer Begeisterung, die Nina Hagen.
Heute ist sie in Berlin, sie feiert eine Jesus is the Rock Party.
Es wird das einzige Konzert 2009 in Deutschland mit der Nina Hagen Band sein, und nicht nur die Band ist dabei, sondern auch etliche mehr oder weniger bekannte Freunde.
So der Pastor, der im Sommer Nina Hagen in seiner Kirche getauft hat, und auch Martin Dreyer, Autor der Volxbibel, um aus selbiger vorzulesen. Nina Hagen meint auf ihrem Blog: Die Volxbibel muss unter's Volk! Sicher kann der Abend dazu beitragen.
Ich werde leider diese Party versäumen, da die Eintrittskarten schon ausverkauft waren, als ich von der Veranstaltung erfuhr.
Man kann ja nicht überall sein.

Ich wünsche denen, die das Glück haben, teilzunehmen, einen ganz tollen Abend und freue mich, dass Berlin diese Party geschenkt bekommt. Nina Hagen wohnt nicht mehr hier, aber sie mag unsere Stadt immer noch. Und das ist auch gut so.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Vom Tanzen, von metaphorischen Händen und von der Zeit, die ist

sponcom[1] Ich mag Musik. Gerne. Sehr gerne. Ich singe auch mehr oder weniger gekonnt mit, wenn mir ein Lied gefällt (und ich den Text kann). Ich habe jedoch häufig ein Problem mit »Anbetungszeiten«.

Es geht schon mit ganz irdischen Dingen los: »...denn du schenkst die Freiheit, die mich wieder tanzen lässt ... vor deinem Thron tanze ich nun...« - Ich tanze überhaupt nicht gerne. Ergo wäre mir eine Freiheit, die mich womöglich gegen meine Neigung tanzen lässt, höchst unwillkommen. Und deshalb will ich auch nicht singend behaupten, dass ich nun »vor seinem Thron«, den man meinetwegen metaphorisch deuten kann, tanzen würde.
Also lasse ich solche Textzeilen – in der Regel gleich das ganze Lied – aus und höre nur zu. Leider findet sich im Repertoire vieler freikirchlicher Gemeinden selten mal ein Lied, bei dem ich tatsächlich lückenlos mitsingen kann, weil ich das, was gesungen wird, auch meine.
Es scheint auch metaphorische Hände zu geben. »Wir heben die Hände, auf zu dir Herr...« - und wenn es hoch kommt, sieht man hier und dort einen zaghaft halberhobenen Arm, die Hand ungefähr auf Schulterhöhe. Aber nur hier und dort, die Mehrzahl der Anwesenden hebt normalerweise nur die Stimme, während sie von erhobenen Händen singt…
Mir scheint, dass die überwiegende Anzahl der gängigen Lieder nur noch ein sehr einseitiges Wohlfühlpotenzial für die seelische Erhebung haben, es ist sehr viel von ich, mir, mich, mein, uns die Rede. Sicher ist es nicht falsch, auch im Gesang Dankbarkeit auszudrücken, Gott zu loben - das ist ja der Sinn der Anbetung. Aber wenn gesungen wird »komm in uns're Mitte o Herr«, ist das nicht ein klares Bekenntnis, dass man den Worten Jesu nicht glaubt? Soweit ich die Sache verstehe, ist er bereits bei uns, in unserer Mitte.
Manches ist mir auch zu sehr sprachverhunzend. »Komm, jetzt ist die Zeit...« - im Englischen mag es angehen, dass die Zeit ist, hierzulande ist das eine (inzwischen weit verbreitete) Vergewaltigung der Grammatik. Eine bestimmte Zeitspanne mag kommen und gehen, und während sie da ist, kann jetzt die Gelegenheit bestehen, oder der richtige Moment sein. Aber die Zeit ist nicht.

Alles Äußerlichkeiten, es käme auf das Herz an, meinen manche. Nur frage ich mich, was in den Herzen vor sich geht, während von den Lippen allerlei Sonderliches tönt. Vielleicht hat Jon Birch mit dem obigen Bild (Quelle: ASBO Jesus) recht? Da steht: »Der Sonntag, an dem die Lobpreisband plötzlich verbrannte... - das war der Tag, an dem ich begriff, dass es einen Gott gibt.«

Montag, 14. Dezember 2009

Temporäres Bleiberecht

Seit Samstag hat in unserem Wohnzimmer, wie jedes Jahr üblich, ein Baum temporäres Bleiberecht. Da Bäume in Wohnzimmern nichts zu suchen haben, musste er sich allerdings wie seine Artgenossen in den Jahren zuvor verkleiden lassen, damit er wenigstens nicht auf Anhieb als Baum erkennbar ist. Er gibt nun vor, eine Lampe zu sein (indem er zu leuchten vermag) oder auch ein Kunstobjekt (wegen des an seinen Zweigen befindlichen und farblich zur Einrichtung passenden Schmuckes).

PC120491

Der Baum genießt allerdings nur temporäres Bleiberecht, weil er eine Aufgabe als Orientierungspunkt zu erfüllen hat. Unter ihm sammeln sich bis zum Heiligabend erfahrungsgemäß nach und nach allerlei Päckchen an, die für uns Familienmitglieder bestimmt sind. Eines, der Aufschrift zufolge für die beste aller Ehefrauen, lehnte schon am Samstag Abend unter dem Baum, als ich dieses Foto machte. Wenn der Baum nicht da stünde, dann müsste man womöglich in der ganzen Wohnung nachschauen, ob irgendwo ein Geschenk liegt – nicht auszudenken! So ist und bleibt alles schön übersichtlich.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Gastbeitrag (zum Zeitvertreib): Bob Dylan hat Besinnliches zum 3. Advent

Neulich auf diesem Blog gab es Must be Santa. So ziemlich das schnellste Stück auf irgend einem Bob Dylan Album. Aber er kann natürlich auch anders: Von der gleichen CD heute was Besinnliches zum dritten Advent.




Come they told me (Pa-rum-pum-pum-pum)
our new born King to see (Pa-rum-pum-pum-pum)
our finest gifts to bring (Pa-rum-pum-pum-pum)
to lay before the King (Pa-rum-pum-pum-pum, rum-pum-pum-pum, rum-pum-pum-pum)
So to honour him (Pa-rum-pum-pum-pum)
When we come.

Baby Jesus (Pa-rum-pum-pum-pum)
I am a poor boy too (Pa-rum-pum-pum-pum)
I have no gift to bring (Pa-rum-pum-pum-pum)
that's fit to give our King (Pa-rum-pum-pum-pum, rum-pum-pum-pum, rum-pum-pum-pum)
Shall I play for you (Pa-rum-pum-pum-pum)
on my drum?

Mary nodded (Pa-rum-pum-pum-pum)
The ox and lamb kept time (Pa-rum-pum-pum-pum)
I played my drum for him (Pa-rum-pum-pum-pum)
I played my best for him (Pa-rum-pum-pum-pum)
Then he smiled at me (Pa-rum-pum-pum-pum)
Me and my drum.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Gastbeitrag (zum Zeitvertreib): Loriot weiß Besinnliches zum Advent

Es naut die Blacht – Verzeihung.
Advent.
Es blaut die Nacht. Die Sternlein blinken.
Schneeflöcklein leis hernieder sinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den dunklen Tann' ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.

So kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muss es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh',
das Häslein tat die Augen zu,

erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase.

Und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.

Nun muss die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
- was der Gemahl bisher vermied -
behält ein Teil Filet zurück,
als festtägliches Bratenstück,

und packt zum Schluss - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.
Da tönt’s von fern wie Silberschellen.
Im Dorfe hört man Hunde bellen.

Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldenem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!

»Heh, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?«
Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:

»Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann!«
Die Silberschellen klingen leise.
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

Im Försterhaus die Kerze brennt.
Ein Sternlein blinkt: Es ist Advent.

P.S.: Hier noch eine andere Video-Version, Dank Juppis Hinweis: Loriots Advent Version 2

Gastbeitrag (zum Zeitvertreib): Herr Goethe schreibt eine Horrorstory

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

»Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?«
»Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?«
»Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.«

»Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand;
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«

»Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?«
»Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.«

»Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«

»Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?«
»Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.«

»Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.«
»Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!«

Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Blaurotbraunschwarz

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Weil mit schöner Regelmäßigkeit eine neue CD-ROM zu einem Schulbuch das Licht der Welt das Licht des Laserabtasters erblicken soll, sehe ich zur Zeit wieder mal so viel Quelltext in blau, schwarz und rotbraun, dass ich nicht dazu komme, für meine geschätzten Blogbesucher selbst etwas halbwegs Vernünftiges zu schreiben. Oder etwas Unvernünftiges. Na ja. Trübe Aussichten für die nächsten Tage, was diesen Blog betrifft. Vielleicht jedoch finde ich hier und dort etwas, was den Blogbesuchern die Zeit vertreiben hilft?

Aber: Wenn die Zeit vertrieben wird, was bleibt dann eigentlich zurück? Eine Unzeit? Eine Auszeit? Oder wie? Oder was?

Dienstag, 8. Dezember 2009

Haso schreibt zwei Sätze...

...zum stattgehabten Fest der Erscheinung: Bericht aus Friedrichshain

Was ich mich schon am Samstag Abend gefragt habe: DJ steht ja für Diskjockey. Ist ein Jockey mit Computern statt Discs nicht eher ein CJ?