Freitag, 31. Juli 2009

Ohne Worte

Die Geschichte, zu der unser MatMil-Multimedia-Producer diese Grafik angefertigt hat, kann ich hier erst erzählen, wenn sie in der Zeitung, für die ich sie aufgeschrieben habe, erschienen sein wird. Am 22. August folgen dann hier die Worte zum Bild, das einstweilen ohne Worte daherkommt.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Dienst oder Wagen?

Ich habe keinen Dienstwagen. Also kann ich nicht in Gefahr geraten, gesetzt den Fall, ich bin irgendwann in Spanien, dass mir mein Chauffeur von Berlin aus hinterherfährt, weil ich vor Ort zum Kaffeekränzchen mit ein paar Senioren verabredet bin und natürlich kein Taxi oder gar einen spanischen Leihwagen nehmen kann. Das wäre ja unzumutbar. Allerdings bin ich auch kein Minister.
Ich habe großes Verständnis, dass die Berichterstattung über meinen gestohlenen Dienstwagen bei den Bürgern Irritationen und Kritik ausgelöst hat. -Ulla Schmidt, noch Ministerin
Irritationen hat weniger der Diebstahl ausgelöst, Frau Ministerin, als die Tatsache, dass dieses Fahrzeug überhaupt nach Spanien gefahren wurde. Irritiert hat auch nicht die Berichterstattung - die ist eher demokratisch und Aufgabe der Presse. Aber vielleicht sind Sie so weit vom realen Leben entfernt, dass Sie nicht verstehen, wie erfreut Otto Normalverbraucher über solch teure Eskapaden ist?

Die SPD demontiert sich selbst. Schade eigentlich, eine kräftige Opposition im nächsten Bundestag wäre ja nicht grundsätzlich falsch, damit die zukünftige CDU-CSU-FDP-Koalition die soziale Komponente nicht völlig vergisst. Mit einer Einstellung wie der von Ulla Schmidt andererseits ist ein politisches soziales Gewissen sowieso nicht zu erwarten.

Na ja. Ich verrichte weiter meinen Dienst und habe einen Wagen.

html-Kunst

htmlcode1

Gestern am Abend war das meiner Erinnerung nach bisher umfangreichste CD-Projekt für einen Kunden endgültig fertig, es sei denn, bei der Qualitätssicherung tauchen noch Bugs auf. So nennt man heutzutage Fehler. Dagegen hilft dann kein Insektenspray, sondern die Bearbeitung des html-Quelltextes.

Für die CD ist er nach der Erstellung und Bearbeitung komprimiert worden, damit solch hübsche Kunstwerke wie das obige entstehen. Nun kommt noch ein weiteres CD-Projekt und dann, voraussichtlich Mitte August, etwas ganz Ungewohntes: Urlaub statt Arbeit.

Dienstag, 28. Juli 2009

Das kürzeste Märchen der Welt /// The world's shortest fairy tale

Es war einmal ein junger Mann, der fragte eine junge Dame: »Willst du mich heiraten?«
Sie antwortete: »NEIN!«
Und sie lebte fortan glücklich und zufrieden, ging einkaufen, tanzen, campen, trank Martinis, hatte immer eine aufgeräumte Wohnung, musste niemals kochen, tat, was immer ihr Spaß machte, stritt sich niemals, wurde nicht dick, reiste durch die Welt, wurde von vielen Männern geliebt, legte kein Sparkonto an und das heiße Wasser war nur für sie da.
Sie ging ins Theater, musste nie eine Sportsendung sehen, trug nie bescheuerte Spitzenhöschen die sich in die Poritze klemmen, hatte ein gesundes Selbstbewusstsein, weinte und schrie nie, sah in ihren Jogginghosen fantastisch aus und fühlte sich auch so - und hatte immer gute Laune.
Ende.

///

Once upon a time, a guy asked a girl: "Will you marry me?"
The girl said: "NO!"
And the girl lived happily ever-after and went shopping, dancing, camping, drank martinis, always had a clean house, never had to cook, did whatever the hell she wanted, never argued, didn't get fat, traveled more, had many lovers, didn't save money, and had all the hot water to herself.
She went to the theater, never watched sports, never wore friggin'lacy lingerie that went up her ass, had high self esteem, never cried or yelled, felt and looked fabulous in sweat pants and was pleasant all the time.
The End

P.S.: Wurde mir (englische Version) von einer DAME per E-Mail zugeschickt, die es von einer DAME bekommen hatte. MÄNNER würden so was ja nicht komisch finden, oder?

Sonntag, 26. Juli 2009

Bloggen? Nö.

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Statt dessen: Arbeitszimmer einräumen, EDV installieren, Kisten schleppen…

Und wenn dann alles fertig ist: Ein leckeres Tröpfchen Wein, Füße hochlegen und k.o. sein.

 

Freitag, 24. Juli 2009

Ja ja, die Handwerker…

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…haben schon gefragt, ob sie auch am Samstag hier arbeiten dürfen. Das deute ich so, dass die ursprüngliche Zusage »zwei, höchstens zweieinhalb Tage« bezüglich des Möbelaufbaus eher in den Bereich der Fabeln einzuordnen ist. Natürlich dürfen sie am Samstag kommen, dann bleibt wenigstens die Hoffnung, dass wir zwar am Sonntag noch im Chaos leben und arbeiten, aber immerhin ein Ende absehbar ist.

Na ja. Falls die Kerle auch am Samstag nicht fertig werden, lasse ich ihnen durch einen Boten mitteilen, dass »geschossen, gerungen und mit dem Speer geworfen wird!«

Die Antwort könnte dann lauten: »Wird? Wird! Das klingt ja so abgerissen und befehlshaberisch, als ob wir es nur so hinzunehmen hätten, wie es ihm beliebt!«

»So meint er es auch!« betont dann der Bote.

»Ah?!«

»Ja. Er sagte, nur er allein habe die Waffen zu bestimmen, und ihr hättet nicht die Erlaubnis, Einwendungen dagegen zu machen!«

»So! Also geschossen soll werden?«

»Ja; das ist der erste Gang.«

»Womit?«

»Mit Flinten natürlich! Das ist doch selbstverständlich; warum fragst du also?«

Und dann: Bang! Bang! Bang!


P.S.: Bezüglich des putzigen Dialoges habe ich Karl May zu danken.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Endzeit: Weltuntergang verschoben!

Wie Engadget meldet, ist das Ende der Welt verschoben worden, auf Mitte November. Das ist beruhigend.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Ein moralisches Angebot

So etwas wie moralische oder unmoralische Bücher gibt es nicht. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Weiter nichts. -Oscar Wilde
Wenn Herr Wilde mit diesem Zitat der Wahrheit nicht zuwiderredet, kann ich ja ohne moralische Bedenken mal wieder meine Blogbesucher daran erinnern, dass es auch Bücher - das sind diese altmodischen, überwiegend aus Papier und Druckerschwärze beziehungsweise Toner bestehenden Gegenstände, deren einzelne Seiten man umblättern und deren gesamten Inhalt man ohne Scrollrad so nach und nach betrachten kann - aus meiner virtuellen Feder gibt.

Ich spendiere also hiermit eine (neben »Linda«) weitere Leseprobe aus »Liebe und Alltag«. Nicht ohne Hintergedanken jedoch, denn dies ist nur einer von zwei Zwillingen. Es gibt da im Buch auch noch die kleine Erzählung »Das erste Mal allein mit Jakob«, die durchaus mit dieser hier im Zusammenhang steht. Vielleicht will ja jemand auch Tinas Sicht der Dinge kennenlernen und kauft das Buch?

Schluss mit der Vorrede. Jetzt hat Jakob das Wort:

-- -- --

Das erste Mal allein mit Tina

Tinas Eltern, so erzählte sie am Telefon, würden für eine Woche nach Amerika fliegen, um ihren Hochzeitstag zu feiern. Am Freitag, früh am Morgen. Ob ich denn Lust hätte, nach der Schule zu ihr zu kommen. Das Wort Lust betonte sie besonders, oder bildete ich mir das ein? Sie schien aufgeregt und mindestens so nervös wie ich. Ihre Tante konnte erst am Abend aus München anreisen, um dann auf Tina »aufzupassen«.
Lust, wer hat sie nicht, wenn er 17 Jahre alt und ein normaler Junge ist? Tina und ich gingen miteinander, wie man das so nannte, wenn aus allgemeiner Freundschaft etwas wurde, wofür man noch nicht so recht die richtigen Worte fand. Wir gingen miteinander, und zwar Hand in Hand zur Schule und zurück nach Hause, auch mal ins Kino, ins Café. Andere Freunde störten eher, seit wir miteinander gingen. Dann trauten wir uns nicht, die Lippen aufeinander zu legen, unbeholfen Arm um Hüfte zu schmiegen.
Allein mit Tina, die Aussicht war verlockend und beängstigend zugleich. Bei mir zu Hause konnten jeden Augenblick Geschwister ins Zimmer platzen, denn abzuschließen war verboten. Natürlich befühlten wir einander, ließen unsere Hände auch unter Kleidungsstücke wandern, aber die Klamotten ablegen war nicht drin.
Bei ihr zu Hause gab es keinen nervenden kleinen Bruder, keine neunmalkluge große Schwester, und wenn ihre Eltern nach Amerika flogen...
Was tut man eigentlich mit einem Mädchen, mit dem Mädchen, wenn man ein paar Stunden ungestört ist? Ich konnte mir vieles ausmalen, aber nur eines vorstellen.
»Wir sind ganz ungestört«, sagte sie, »ich meine wirklich ungestört. Hast du Lust?«
»Na klar! Ich muss nur noch meinen Eltern eine Erklärung liefern, warum ich von der Schule nicht nach Hause komme.«
»Wie wäre es denn damit: Du kommst zu mir, damit wir für die Klausur am Montag lernen können.«
Am Montag stand tatsächlich eine Klassenarbeit an. In Biologie. Mit dem wunderbaren Thema Bildung haploider, genetisch unterschiedlicher Keimzellen für geschlechtliche Fortpflanzung als eine Ursache für Ungleichheit innerhalb der Art.
»Gute Idee. Wir lernen für die Klausur«, sagte ich und dachte daran, dass wir die geschlechtliche Fortpflanzung, haploide Zellen hin oder her, einstweilen unbedingt verhindern mussten. Tina nahm sicher nicht die Pille, also sollte ich wohl besser Kondome besorgen.

Der Freitag war ein kurzer Schultag mit nur fünf Stunden. Ich hatte morgens schon leichte Bauchschmerzen, von der Art, die mich bei Nervosität regelmäßig heimsuchte. Was würde nach der Schule geschehen? Ich duschte, nachdem ich den Druck der morgendlichen Erektion mit ein paar Handbewegungen entladen hatte, ausgiebig. Ein paar Tropfen Rasierwasser, dann frische Unterwäsche. Boxershorts oder Slip? Ich hatte keine Ahnung, was besser war. Schließlich nahm ich die Boxershorts, weil sie nicht so deutliche Konturen erkennen ließen. Oder wäre gerade das verlockender? Was würde Tina besser gefallen? Ein Blick auf die Uhr - höchste Zeit. Also Boxershorts, kurzentschlossen.
Beim Anziehen richtete sich der eigensinnige kleine Freund schon wieder auf, aber es blieb nun keine Zeit mehr. Vermutlich würde er, wenn es darauf ankam, völlig unbeteiligt schlafen wollen. Er machte sowieso meist, was er wollte. Beim Duschen nach dem Sport reckte er sich peinlich in die Höhe, und neulich, als ich Langeweile und Zeit hatte, wollte er sich nicht erheben.
Wie gut hatten es doch die Mädchen, dachte ich, die konnten unbekümmert über die Beulen in unseren Jeans bei den unmöglichsten Gelegenheiten kichern.

Tina hatte aufgeräumt, ihr Zimmer duftete nach Parfüm und sie hatte die Heizung aufgedreht, so dass ich gezwungen war, den Pullover sofort abzulegen, während sie Cola und zwei Gläser aus der Küche holte. Ich fuhr zum hundertsten Mal mit den Fingern in die Jeanstasche, um zu überprüfen, ob ich die Kondome wirklich bei mir hatte. Drei Stück, um auf der sicheren Seite zu sein.
Tina stellte das Tablett auf ihren Schreibtisch und nahm mich in die Arme. »Endlich allein.«
Mir fiel nichts ein, was als Antwort gepasst hätte.
Tina grinste und zog mich mit sanfter Gewalt an sich. »In deiner Hose scheint es ziemlich eng zu sein«, meinte sie und unsere Lippen verschmolzen. Mein Bauchschmerz ließ nicht nach. Was tut man jetzt, fragte ich mich, wie geht es weiter? Ihre Bemerkung deutete in die gewünschte Richtung. Aber was antwortet man auf so etwas? Und wie fängt man jetzt an? Wer fängt jetzt an? Mein Magen...
Wir setzen uns auf ihr Bett. Ein Schluck Cola konnte gegen die Ratlosigkeit nicht helfen, aber immerhin gewann ich Zeit. Tina verschwand in Richtung Toilette. Ich überprüfte, ob die Kondome noch in meiner Tasche steckten. Natürlich steckten sie, wo sollten sich auch in den letzten zwei Minuten hingekommen sein. Ich hatte zu Hause ausprobiert, wie man mit diesen Dingern umgehen musste. Aber jetzt zitterten meine Hände, waren feucht. Und überhaupt, mein Bauch rumorte ziemlich unangenehm. Schweißperlen auf der Stirn hatte ich auch.
Als Tina ins Zimmer kam, umgab sie eine frische Wolke Duft.
»Hmmm, ich glaube ich müsste auch mal...«, sagte ich und ging ins Bad. Ich musste zwar, aber natürlich konnte ich nicht, denn da gab es, wie ich aus peinlicher Erfahrung wusste, ziemliche Probleme mit dem Zielen, solange die Schwellkörper mit Blut vollgepumpt waren. Auch diesbezüglich hatten es die Mädchen wohl leichter.
Ein leichtes Würgen. Wenn ich mich übergeben musste, dann lieber jetzt und hier, als in ihrem Bett. Aber so schlimm war es doch nicht. Ich wusch mir die Hände, trocknete die Stirn mit dem Gästehandtuch. Mein T-Shirt zeigte Schweißflecken, aber da war nun nichts zu ändern.
Ein letzter verzweifelter Blick in den Spiegel, dann zurück in Tinas Zimmer. Sie hatte sich auf ihrem Bett ausgestreckt. Ich setzte mich an den Rand. Am besten, fiel mir ein, ist immer noch die Ehrlichkeit.
»Tina, ich habe keine Ahnung, wie es jetzt weitergeht. Ich bin nervös und mir ist etwas übel.«
Sie zog mich neben sich auf das Bett und meinte: »Dann geht es uns beiden ja genau gleich.«
»Ehrlich?«
»Ja. Ich habe alles vergessen, was mir meine Freundinnen geraten haben.«
»Okay. Und ich habe alles vergessen, was ich vorher gelesen habe.«
Sie strich mir sanft über die schon wieder feuchte Stirn. Ich legte meine Hand unsicher auf ihre Schulter. Unsere Lippen trafen sich.
»Wir müssen gar nichts, können auch einfach hier liegen und träumen«, schlug sie vor.
»Einverstanden«, sagte ich, »das machen wir.«
Der Druck in meinem Magen ließ nach.
Und dann ergab sich alles, ganz ohne Verkrampfung und Nervosität.

Heute, zwanzig Jahre später, lachen wir noch immer über unser erstes Mal. Und wenn Tina vorschlägt, dass wir uns »ein wenig hinlegen und träumen« könnten, bin ich gerne einverstanden. Auch ohne schweißnasse Stirn und Magengrummeln.

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Wie gesagt, Tinas Empfindungen an jenem Tag gibt es im Buch, schwarz auf weiß.
  • Das Buch gibt es direkt beim Verlag mit Versandkosten recht schnell: Liebe und Alltag bei BoD
  • Oder etwas langsamer, aber dafür ohne Versandkosten beim Händler, der zum kundenfreundlichsten Unternehmen werden will: Liebe und Alltag bei Amazon
  • Oder ganz altmodisch im Buchladen um die Ecke, falls es noch Buchhandlungen um die Ecke der geschätzten Blogbesucher geben sollte, man bestellt dort mit der ISBN 978-3-8370-8186-2
Noch mehr Bücher von mir? Hier.

Dienstag, 21. Juli 2009

Die »Neue-Rasse-Verschwörung«

Anlässlich des Mondlandungs-Jubiläums macht die Verschwörungstheorie wieder die Runde, dass alles nur ein Hollywood-Trick gewesen sei. Es gibt, habe ich bei meinem legendären Hertha-Besuch im Olympiastadion von meinem sachkundigen Freund erfahren, auch eine »Bielefeld-Verschwörung«. Beide sind jedoch mittlerweile eher alte Hüte.

Doch da sind ja noch weitere Verschwörungen, ganz aktuelle. Zum Beispiel hat sich offenbar alles verschworen, damit Haso keinen rechtsfreien Raum findet.
Dafür kann ich nun nichts, aber ich wurde als Mitglied einer anderen Verschwörung entlarvt. Ein Freund machte mich kürzlich per E-Mail darauf aufmerksam, dass ein aufklärender Internetling meinen Namen (neben allerlei anderen) in seiner Aufzählung der »geistlichen Elite« verewigt hat, die offenbar eine »Neue-Rasse-Verschwörung« anzuzetteln sich erdreistet:
(Ein Klick auf das Bild erhöht die Lesbarkeit beträchtlich)

Dass ich einer »neuen Rasse« angehöre war mir genauso neu wie die Feststellung, ich sei eine »neue Art von Priester«. Ich mag den Song »Into the mystic« von Van Morrison, aber macht mich das zum »New Mystic«? Allerdings sei dem Schreiberling zugestanden, dass ich »in der ganzen Welt anzutreffen« bin, da wir gelegentlich auch einen Auslandsurlaub nicht verschmähen.

Nun ist die (hier mit Bedacht nicht verlinkte) Internetseite so potthässlich gestaltet und so wüst mit Frontpage 5 (verrät der Quelltext, ätsch!) zusammengeklickt, mit einem solch augenfeindlichen Wirrwarr aus Schriftarten, -größen und Farben überflutet, noch dazu mit blinkenden und animierten kleinen Gif-Sünden durchsetzt, dass kaum jemand auf die Idee kommen wird, die Beiträge dort zu lesen. Die schweinegrippeähnlich wuchernden Frage- und Ausrufezeichen und der eigenwillige Umgang mit der deutschen Sprache werden auch diejenigen abschrecken, die es womöglich versuchen.

Also kann ich recht sicher sein, dass meine Verschwörung mit den Herren und Damen Strader, Cain, Jones, King, Bickle, Johnsson, Joyner, Arnott, Frohms und »vielen anderen« zwielichtigen Gestalten unentdeckt bleibt, bis wir dann die Weltherrschaft übernehmen. Oder was immer uns auch vorschwebt.

Als Untertan des Sonnenkönigs Wowi fällt mir dazu ein: Und das ist auch gut so...

Montag, 20. Juli 2009

R.I.P. Frank McCourt

»Angela's Ashes« und »'Tis« sind zwei so hervorragende Bücher, dass ich gehofft hatte, von Frank McCourt noch weitere Lektüre zu genießen. »Teacher Man«, sein dritter Roman, steht noch auf meiner Liste der zu lesenden Bücher.
Frank McCourt, der erst mit 65 Jahren den ersten Roman veröffentlicht hat, kam nicht mehr dazu, ein viertes Buch zu verfassen. Der 78-Jährige war an Hautkrebs erkrankt. Zudem hatte er eine Hirnhautentzündung bekommen. Am Sonntagabend ist McCourt in einem New Yorker Hospiz gestorben.

Seine Literatur bleibt lebendig.

Sonntag, 19. Juli 2009

Ausnahmezustand

Das war mal ein Schreibtisch, beziehungsweise es kann wieder einer werden, wenn er zusammengebaut wird. Die Teile hat gerade ein Freund abgeholt, der sich über die Glas-Stahl-Eckkonstruktion sehr freut. Etliche Regale hat er auch gleich mitgenommen. An diesem Schreibtisch sind viele Texte entstanden, die meine verehrten Blogleser kennen.

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An diesen dünnen Kabeln hängen nicht nur Telefon, Fax, Netzwerk und DSL, sondern auch in gewisser Weise MatMil und vieles mehr. Einer der Drähte war beim Abbauen der Möbel rausgerutscht. Es dauerte eine Weile herauszufinden, wo er hingehörte. Hätte ich es nicht herausgefunden, gäbe es jetzt diesen Blogbeitrag nicht.

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Und so sieht eine Teilansicht unseres gemütlichen Wohnzimmers nun aus, während nächste Woche die Handwerker fleißig sind. Richtig wohnlich, oder? Im Flur stehen noch weitere Kartons herum. Einige Kisten mit Büchern haben wir zum Verschenken aussortiert, damit dann Platz für Nachschub ist.

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Immerhin: Die Technik funktioniert, solange nicht einer der Handwerker ein Kabel beschädigt oder aus der fragilen Konstruktion zieht. Der Ausnahmezustand dürfte, so Gott will, die Handwerker fleißig sind und wir leben, dann am nächsten Wochenende zu Ende gehen.

Samstag, 18. Juli 2009

Steve Turner: Imagine


Die Aussagen von U2 über den persönlichen Glauben hätten wahrscheinlich weniger Wirkung gehabt, wenn sie diesen Glauben nicht konsequent vorgelebt hätten. Ich bin überzeugt, dass ein großer Teil des Respektes für sie daher kommt, dass man sie für Menschen hält, die zu ihrem Wort stehen. Das Evangelium macht für die Menschen mehr Sinn, wenn sie es gelebt sehen, statt es nur zu hören. -Steve Turner
Der Verfasser dieses Buches ist Journalist, Musikkritiker und Autor. Er lebt in London und schreibt regelmäßig für Zeitungen und Magazine. Er hat verschiedene Bücher über Musiker wie die Beatles, Cliff Richard, Eric Clapton, U2 und andere, sowie mehrere Gedichtbände veröffentlicht. Aus seiner Feder stammt auch die offizielle Biografie »The Man called Cash« über Johnny Cash.

Im vorliegenden Buch geht es auch um Musik und Musiker, aber »Imagine« ist weit mehr als ein Portrait von Künstlern. Steve Turner öffnet den Blick für eine weite und visionäre Perspektive, wie Christen heute Kunst schaffen können, die authentisch ist und etwas bewirkt, weil sie von der säkularisierten Gesellschaft nicht ignoriert wird.

Es hat sich eine ungesunde Spaltung in »christliche« und »weltliche« Kunst entwickelt, das betrifft nicht nur die Musik, sondern genauso die Literatur, Malerei, Theater, Film und Bildhauerei. Axel Nehlsen, Pfarrer in Berlin, sagte 2004: »Als Verantwortliche in Kirche und Gemeinde sind wir oft erschrocken über die kulturelle Irrelevanz der Christen. Wir entdecken mehr Rückzug in den frommen Bereich statt kompetente Einmischung in die Gesellschaft.«
Woher diese Spaltung kommt, die im Versagen vieler sicher sehr begabter Christen gipfelt, ihre Mitmenschen überhaupt zu erreichen, untersucht Steve Turner. Er ist schon früh in seinem Leben auf das ausschlaggebende Denken gestoßen:
Als ich einmal erzählte, dass ich Autor werden wollte, sagte ein älterer Christ zu mir: »Das wäre sehr schön. Es gibt ein paar gute christliche Zeitschriften.« Seine Überzeugung war, dass ein Christ für Christen über das Christentum schreibt, dass ich vielleicht für eine überregionale Zeitung oder ein Magazin über allgemeine Theman schreiben wollte, kam gar nicht in Betracht.
Gut, dass Steve Turner seinen Weg als Autor gefunden hat, der mit seinen Werken nicht nur ein Nischenpublikum erreicht. Er begann als Journalist und interviewte die seinerzeit berühmtesten Musiker, darunter Elton John, Frank Zappa, Lou Reed, Eric Clapton, Pink Floyd, The Who, Rolling Stones ... um nur einige zu nennen. Im Buch »Imagine« schildert er unter anderem ein ausführliches Gespräch mit John Lennon zu der Zeit, als das Album »Imagine« gerade erschienen war. Lennon hatte einen Brief bekommen, in dem es hieß: »Du brauchst Jesus, John!« Steve Turner sprach lange mit ihm über Jesus, Gott, Jesus-People und mehr. John Lennon hatte durchaus einiges dazu zu sagen.

Steve Turner untersucht in diesem Buch Zusammenhänge von Kirche und Kunst, auch biblische Befunde, schildert die Einflüsse der Reformation und stellt dann anhand der Paulus-Briefe die Frage, was denn eigentlich »die Welt« sein soll.
Die Bibel warnt tatsächlich vor »der Welt« und »Weltlichkeit«. Wenn wir Gott treu sein wollen, müssen wir herausfinden, was damit gemeint ist. ... »Habt nicht lieb die Welt...« bedeutet weder »kümmert euch nicht um den Planeten« noch »schließt euch aus der Gesellschaft aus«. Es bedeutet: »Eignet euch kein anti-göttliches Denken an.«
Der Autor widmet sich auch dem Dilemma, in dem viele Christen, die künstlerisch tätig sind, sich wiederfinden.
Man fordert christliche Künstler dazu auf, die alltäglichen Dinge des Lebens zu ignorieren, weil sie keine Gelegenheit zum Zeugnis des Glaubens bieten. Die Erwähnung von Seife oder Football führt nicht natürlicherweise nach Golgatha. Also bleibt ihnen nur das offensichtlich Geistliche, und das macht sie in den Augen von Nichtchristen zu einseitigen Menschen. Es scheint, als hätten sie keinen Alltag, als würden sie nicht in der normalen Welt mit Telefonen, Autos, Fernsehen und so weiter leben.
Steve Turner schildert »missbrauchte und erlöste Kreativität«, untersucht die Bibel auf künstlerische Bestandteile und führt seine Gedanken über den kreativen Geist Gottes, die Zeit in der wir leben und gesellschaftliche Veränderungen schließlich zu der Frage: Ist es möglich, dass Christen eher zum Künstler berufen sind als zum Prediger? Und wenn ja, wie kann das authentisch gelebt werden?
Am Beispiel der Band U2, in der drei der vier Mitglieder Gläubige sind, zeigt er dann exemplarisch, wie das gelingen kann.
Obwohl jeder Fehler, den die Band in den letzten zwanzig Jahren gemacht hat, öffentlich bekannt wurde, hat U2 sachkundig ein Gesamtwerk geschaffen, das sich aus den besten Traditionen der modernen Musik speist und dem sie etwas Einmaliges hinzufügt. Ihre Musik trägt eine Vision in sich, die eindeutig in der Bibel verwurzelt ist. Mehr als jede andere Band haben sie Gott, Jesus, die Bibel und eine christliche Weltanschauung auf die Tagesordnung gezwungen.
Doch Steve Turner beschränkt sich nicht auf die Musik oder U2 in diesem Buch. »Imagine« stellt Künstler aus allen Bereichen des kreativen Schaffens vor, mit ihren Stärken und ihren Schwächen, ihren Erfolgen und ihren Niederlagen. Das Buch inspiriert, macht Mut und öffnet Wege aus der frommen Sackgasse. Und das ist auch gut so.

Mein Fazit: Sowohl für Kunstschaffende als auch für Kunstinteressierte eine Fundgrube voller einmaliger Inspirationen und Impulse. »Das Evangelium macht für die Menschen mehr Sinn, wenn sie es gelebt sehen, statt es nur zu hören.« Dieses Buch zeigt, wie das gelingen kann.

Steve Turner: Imagine
Taschenbuch, 144 Seiten
Euro 9,80
ISBN 3-935992-17-3
Erhältlich bei: Down to Earth, Berlin

Freitag, 17. Juli 2009

Amazon ist gut drauf!

Kürzlich hatte ich mich hier (und selbstverständlich bei Amazon direkt) bitter beklagt: Amazon ist mies drauf...

Eben bekam ich eine Mail von Amazon:
Guten Tag,
wir haben Neuigkeiten für Sie in Bezug auf die limitierte Version von 'Windows 7 Home Premium' zum Angebotspreis von EUR 49,97.
Sie zählten zu den Kunden, die während des Bestellvorgangs am vergangenen Montag mit technischen Problemen zu kämpfen hatten und ihre Bestellung nicht zu Ende führen konnten. Dies ist auch für uns ein sehr ärgerlicher Vorfall. Wir freuen uns deshalb, Ihnen mit dieser Mail einen Gutscheincode überreichen zu können, mit dem Sie auch jetzt noch eine "Windows 7 Home Premium" Version zum Aktionspreis von EUR 49,97 vorbestellen können.
Wir bitten Sie nochmals um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten, denn selbstverständlich wollen wir für unsere Kunden auch bei sehr hohem Bestellaufkommen jederzeit einen reibungslosen Bestellablauf gewährleisten. Wir hoffen daher, Ihnen mit diesem Gutschein nun eine Freude zu machen.
Na also, nun habe ich Windows 7 bestellt und bin mit Amazon versöhnt. Scheint also doch das kundenfreundlichste Unternehmen sein zu wollen.

Dankeschön, lieber Kundenservice! Mein Einkaufswagen wird zukünftig nicht mehr leer bleiben...

Schönes Wochenende schon mal!

Man will ja nicht klagen über Arbeit, nein, das sei in Zeiten wie diesen ferne. Obwohl ich lieber Bücher lesen und Eigenes schreiben würde, das ist allerdings auch wahr. Jedoch: bis Ende Juli sind noch zwei CD-Programmierungen fertig zu stellen, also beschäftige ich mich wieder mal mit solchen netten Texten:


Noch dazu muss vor Montag früh das Arbeitszimmer komplett leergeräumt sein, weil dann die Handwerker in Sachen Renovierung und Möbeleinbau kommen. Leerräumen heißt in diesem Fall etwa 1.200 Bücher aus den Regalen nehmen, in Kartons packen oder an der Wohnzimmerwand hoch stapeln, dazu jede Menge Aktenordner und was sich sonst so im Lauf der Jahre ansammelt, vom Tonervorrat bis zum Glas mit Büroklammern. Ganz zu schweigen von all der Technik und Verkabelung: 2 PCs, Netzwerkswitch, 2 Drucker, diverse externe Festplatten...

Und dann hinterher alles wieder zurück ins neue Arbeitszimmer. Na ja. Man gönnt sich ja sonst nichts...

P.S.: Morgen gibt es an dieser Stelle eine Rezension über ein Buch, das in gewisser Weise zum Auftritt von U2 in Berlin passt. Ich hätte kostenlos ins Konzert gekonnt, aber die Arbeit lässt es leider nicht zu...

Donnerstag, 16. Juli 2009

Amazon ist mies drauf...

Wenn ich beim Kaufland, Obi, Penny oder sonstwo meinen Einkaufswagen fülle und zur Kasse schiebe, und dort nimmt man mir Waren wieder weg, die bereits drin liegen - wäre das Diebstahl? Kaum, da ich ja noch nichts bezahlt habe. Aber es wäre unverschämt und geschäftsschädigend, oder etwa nicht? Und wenn mir dann der Ladeninhaber die gleiche Ware zum verdoppelten Preis zurück in den Wagen legt - was ist das dann?

Nun gehöre ich zu den Tausenden, die gestern früh gegen 9:00 Uhr Windows 7 zum Sonderpreis bei Amazon kaufen wollten. Es gelang mir um 9:02 Uhr auch tatsächlich, den Artikel in den Einkaufswagen zu legen und »zur Kasse« zu gehen. Beim letzten Klick, der den Bestellvorgang abschließt, erschien dann eine 404-Fehler Seite. Nach mehrmaligem hin- und zurückklicken war um 9:04 dann plötzlich Windows 7 weg. Aus meinem Warenkorb geklaut. Und siehe da- runde 10 Minuten später lag die Software wieder in meinem Einkaufskorb - zum mehr als doppelt so hohen Preis. 119 Euro statt 49 Euro.

Ich sehe es ein, dass bei begrenztem Vorrat ein Artikel ausverkauft sein kann. Dann hat man eben Pech gehabt, falls man zu spät kommt. Aber ich kam nicht zu spät, der Artikel lag im Einkaufswagen und plötzlich verdoppelt sich der Preis - so etwas geht nun wirklich nicht bei seriösen Händlern. Ich schrieb also eine sehr sachliche und freundliche Mail an den Kundenservice. Zurück kam ein Standard-Schreiben mit Rechtschreibfehler (Kunden schreibt man groß), das vermutlich Tausende von Kunden bekommen haben:
Guten Tag,
vielen Dank für Ihr Schreiben an Amazon.de.
Wir möchten Ihnen einen effizienten und zufrieden stellenden Service bieten. Bitte entschuldigen Sie, dass wir in diesem Fall Ihre Erwartungen nicht erfüllen konnten.
Wir bedaueren sehr, dass Sie nicht in den Genuss der Vorbestell-Aktion "Windows 7 Home Premium für 49,97 EUR" gekommen sind. Aufgrund der sehr hohen Nachfrage war die vorbestellbare Menge zum Aktionspreis sehr schnell ausverkauft. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Wie ich sehe, ist der gewünschte Titel "Windows 7 Home Premium" nun auf unserer Website zum Preis EUR 119,97 gelistet. Wenn Sie weiterhin an dem Artikel interessiert sind, bitten wir Sie, diese über unsere Website zu bestellen.
Sicherlich haben Sie Verständnis dafür, dass aufgrund der Menge an kunden, die gleichzeitig versucht haben den Artikel zu bestellen, kam es teilweise zu Fehlermeldungen. Für diesen unglücklichen Vorfall entschuldige ich mich aufrichtig und bitte um Ihr Verständnis.
Wir hoffen dennoch Sie weiterhin durch unser reichhaltiges Angebot überzeugen zu können.
Es ist uns bewußt, dass diese Lösung nicht zufriedenstellend ist, aber möglicherweise konnten wir Ihnen einen kleinen Einblick in die Hintergründe geben.
Freundliche Grüße
Piyush Chandra Jha
Unser Ziel: das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein
Ach ja? Das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt hätte zumindest bei denjenigen Kunden, die den Artikel im Warenkorb hatten, auf eigene Kosten die Differenz zum teureren Preis übernommen und den Kunden beliefert.

Ich schrieb zurück:
Ein Standard-Erklärungs- und Entschuldigungsbrief ist keine Hilfe.
Sie schreiben: »Sicherlich haben Sie Verständnis dafür, dass aufgrund der Menge an kunden, die gleichzeitig versucht haben den Artikel zu bestellen, kam es teilweise zu Fehlermeldungen. Für diesen unglücklichen Vorfall entschuldige ich mich aufrichtig und bitte um Ihr Verständnis.«
Ich hatte den Artikel bereits im Einkaufswagen! Und dass er mir dort von Ihnen oder Ihrer mangelhaften Technik wieder heraus»gestohlen« wurde, das ärgert mich. So etwas ist unseriös und unfair, da können Sie sich nicht mit einem begrenzten Kontingent herausreden.
Wenn ich (als Dienstleister) einem Kunden eine Leistung zusage die ich nicht schaffen kann, er sie bestellt und ich dann nach dem April-April-Verfahren reagiere, dann bin ich meine Kunden bald los. Aber Amazon darf so etwas?
Vom Buch über DVD und Musik bis zum Laserdrucker, Bürobedarf und vieles mehr bin ich seit vielen Jahren zufriedener Amazon-Kunde gewesen ...
Es geht mir nicht um die 50 oder 60 Euro, sondern um die Unverschämtheit, mit der Amazon die Grundregeln des geschäftlichen Miteinander ignoriert. Vermutlich ist der Handelsriese zu riesig geworden?
Mein Einkaufswagen bei Amazon ist zur Zeit leer. Bücher, CDs, DVDs, Elektronik und Zubehör - so was gibt es doch auch andernorts?

P.S.: Update 17. Juli: Amazon ist gut drauf!

Mittwoch, 15. Juli 2009

Hartgekochte Eier

Gestern Eiswasser, heute hartgekochte Eier. Mich deucht, ich bin etwas restaurantlastig. Aber diese Geschichte wollte ich schon seit 1997 erzählen, ich bin bloß bisher nie dazu gekommen. Jetzt endlich, nachdem die lange Übersetzungsarbeit erledigt ist, berichte ich von jenem Mittag irgendwo, weißnichtmehrwo:

Es ist Mittag, ich bin in einer fremden Stadt, kenne mich nicht aus und kehre deshalb ein. Ich weiß zwar nicht, worauf ich Appetit habe, aber vielleicht weiß ich es doch, bin mir nur nicht ganz sicher. Die Kellnerin kommt mir entgegen, außer uns beiden ist niemand im Lokal. Ob heute ein Feiertag ist? Warum geht denn hier zu mittäglicher Stunde kein Mensch essen? Die Kellnerin betrachtet mich sehr genau, als ich mich hinsetze. Ein hübsches Gesicht hat sie, und sehr lange, schimmernde, hellhäutige Beine. Bei all dem dunklen Holz, das Wände verkleidet und aus dem die Möbel bestehen, schimmern sie um so heller. Wie mag sie heißen? Sie trägt kein Namensschild, wie man es sonst gelegentlich sieht.
Ich bitte sie: »Sagen Sie mir, was ich möchte.«
Sie meint: »Vermutlich wollen Sie hartgekochte Eier.«
Ein guter Vorschlag, bestätigt mein Magen. Oder ist es mein Gehirn? Egal. Jedenfalls stimme ich zu: »Prima Idee, richtig! Bringen Sie mir welche.«
Etwas huscht über ihr Gesicht, ein Lächeln wie ein vergänglicher Hauch Parfüm, wenn man auf der Straße an jemandem vorüber geht. Sie lächelt ganz kurz und sehr schüchtern: »Wir haben aber keine, Sie sind zur falschen Zeit gekommen.«
Dann ist das Lächeln wieder verflogen und sie fügt hinzu: »Ich weiß, dass Sie ein Künstler sind. Machen Sie eine Zeichnung von mir?«
Nun gut. Einstweilen kein Essen für mich. Vielleicht habe ich ja auch gar keinen Hunger. Da ich von Natur aus ein höflicher Mensch bin, sage ich freundlich: »Wenn ich könnte, würde ich das gerne tun. Aber ich zeichne nicht aus dem Gedächtnis.«
Etwas irritiert gibt sie zurück: »Aber ich stehe doch hier vor Ihnen! Haben Sie keine Augen im Kopf?«
»Das stimmt schon, aber ich habe meinen Zeichenblock nicht zur Hand.«
Da ist er wieder, der Hauch eines Lächelns. Wie kostbar ein solcher Moment ist, in einer fremden Stadt, eingekehrt in ein fremdes Gasthaus, die Freundlichkeit einer Fremden. »Ach so. Dann nehmen sie die hier«, sagt sie, und reicht mir eine Papierserviette, »darauf können Sie mich zeichnen.«
Ob ich dieses Lächeln noch einmal hervorzaubern kann? »Das würde ich tun, wenn ich könnte, aber ich weiß nicht, wo mein Bleistift geblieben ist.«
Sie zieht einen hinter dem Ohr hervor. Klingt sie etwas ungeduldig? »Nun aber los, zeichnen Sie mich. Ich bleibe ganz ruhig hier stehen.«
Ihr Mine bleibt ernst, fast konzentriert. Als müsste sie das Kunstwerk anfertigen. Ich male ein paar Striche auf die Serviette. Dann zeige ich ihr das Ergebnis.
Ein Lächeln? Nein. Im Gegenteil. Sie nimmt die Serviette und wirft sie zurück auf den Tisch. Die hübsche Stirn ist gerunzelt. »Das sieht überhaupt nicht aus wie ich!«
Ich sage: »Oh liebes Fräulein, ganz bestimmt sieht das aus wie Sie!«
»Sie machen wohl Witze?«
»Ich wünschte, das wäre so.«
Bin ich jetzt eigentlich unhöflich? Meines Charmes verlustig gegangen? Immerhin, rechtfertige ich mich vor mir selbst, hat sie mir nichts zum Essen gebracht und noch dazu eine Zeichnung verlangt. Seit wann bin ich denn Zeichner? Wenn ich überhaupt Kunst zustande bringen sollte, dann doch eher mit Worten ...
Unvermittelt fragt sie mich: »Sie lesen keine Literatur von weiblichen Autoren, oder?« Zumindest glaube ich, dass sie das gesagt hat. Falls ich mich nicht völlig verhört habe. Sie scheint gerne das Thema zu wechseln, ohne dass ich einen Anlass erkennen kann. Von den hartgekochten Eiern über das Zeichnen zum Bücherlesen.
»Hören Sie«, gebe ich zurück, »woher wollen Sie denn das wissen? Und überhaupt, welche Rolle könnte es spielen?«
»Sie machen nicht den Eindruck, das meine ich.«
Nun ja. Das kann ich nicht beeinflussen, welchen Eindruck ich auf sie mache. Aber immerhin kann ich den Irrtum aufklären. »Ganz falsch, völlig falsch!«, erkläre ich energisch.
Neugierig will sie wissen: »Und welche haben Sie gelesen?«
»Erica Jong.«
Sie geht einen Moment aus dem Raum in die Küche, ich schlüpfe vom Stuhl und trete wieder auf die belebte Straße hinaus. Doch niemand geht irgendwo hin.

P.S.: Kenner haben es längst erkannt: Diese kleine Geschichte wurde inspiriert von einer Passage im Song »Highlands«.
P.P.S.: Diese Erzählung ist auch in dem E-Book »Doch niemand geht irgendwo hin.« enthalten. Kostenlos für Kindle, Sony Reader und andere Geräte, auch als PDF. Hier klicken: Doch niemand geht irgendwo hin.

Dienstag, 14. Juli 2009

Eiswasser

Manches kann man noch nicht einmal schriftlich so übersetzen, dass es funktioniert. Man muss es im Original belassen und aussprechen. Also empfehle ich den geneigten Blogbesuchern, sich diese kleine Geschichte laut vorzulesen.

Letztes Jahr in Amerika bestellte ich in einem netten Restaurant zum Essen kein Getränk, da es ja dort sowieso immer Eiswasser kostenlos und so viel man möchte gibt. Die Kellnerin hatte sichtlich gute Laune und ein verschmitzes Lächeln auf dem Gesicht. War sie etwa 25 Jahre alt? Ich weiß es nicht, und das hat auch gar nichts mit dieser Geschichte zu tun. Hieß sie Sandy? Keine Ahnung, aber auch das hat nichts zu bedeuten, ausser dass ich einen Namen brauche, um weiter zu erzählen. Also nennen wir sie Sandy, okay? Sie steht am Tisch und lächelt.
Auf ihre Frage nach dem Getränkewunsch meinte ich: »Thanks, just some ice water.«
Sandy: »Alright, I'll bring you an onion.«
Vermutlich schaute ich etwas belämmert drein. »An onion?«
Sandy: »Yeah, you just bite into the onion. That will make your eyes water.«

Montag, 13. Juli 2009

Andrae, Sandra und Michael

Vielleicht sind einigen meiner Blogleser Andrae und Sandra Crouch ja ein Begriff. Sie gehören zu den etabliertesten Musikern aus dem christlich-charismatischen Lager. Die beiden Geschwister hatten über viele Jahre eine freundschaftliche Beziehung mit Michael Jackson.
Er habe kein »Übergabegebet« mit ihnen gesprochen, berichten Andrae und Sandra Crouch. Aber:
During our meeting, not unlike many other creative/music meetings we've had with him in the past, we sang together, prayed together and had a wonderful time.
(Wir sangen miteinander, beteten zusammen und genossen eine wunderbare Zeit bei unserem letzten Treffen, wie bei vielen vorangegangenen kreativ-musikalischen Zusammenkünften.)
Ich habe Michael Jackson häufig bedauert, wenn er wieder einmal zum Opfer der Gehässigkeit in den Medien wurde. Meist war es wohl der Neid, die Missgunst, die zu einschlägigen Berichten geführt hat. Sicher: Er führte kein vorbildlich frommes Leben, stürzte in allerlei Exzesse und stellte manches an, was ganz und gar nicht gut war. Er hat sehr viel Mist fabriziert. Wer unter uns ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein hinter ihm her, nachdem er selbst eine Meile in den Schuhen Michael Jacksons unterwegs gewesen ist.

Ich finde übrigens in meiner Bibel, egal welche Übersetzung ich zur Hand nehme, kein einziges »Übergabegebet«. Es sei denn, man will die Worte des neben Jesus gekreuzigten Verbrechers als solches bezeichnen.
Andrae and Sandra did in fact visit with MJ 2 times, once at the recording studio, and once at his home in the last 2 months, as recently as 3 weeks ago, asking for prayer concerning the anointing of the Holy Spirit, and how he could make his music more ‘spiritual’.
(Andrae und Sandra besuchten Michael Jackson in den letzten zwei Monaten zwei Mal, einmal im Studio und einmal zu Hause, drei Wochen vor seinem Tod. Er bat um Gebet bezüglich der Salbung des Heiligen Geistes und dafür, wie er seine Musik 'geistlicher' machen konnte.)
Soweit ich meinen Herrn und Erlöser Jesus Christus verstehe, entscheidet er anhand des Herzens eines Menschen. Und ein Herz, das sich nach der Salbung des Heiligen Geistes sehnt, ein Musiker, der seine Lieder mit geistlicher Tiefe ausstatten will, dürfte bei ihm in der Ewigkeit Trost, Frieden und endlich sehr viel Liebe finden.

Die Zitate stammen aus diesem Bericht: Gospel Artists Say They Did Not Lead Michael Jackson To Christ
Bild von ASBO Jesus

Sonntag, 12. Juli 2009

Kurz gesagt: Schön war’s.

Die Besucher – Waldbühne ausverkauft – warten geduldig auf Herrn Naidoo. Die Stimmung: Heiter, freundlich, familiär. Herr Naidoo lässt erst einen gewissen »Daniel Soundso« 40 Minuten singen, bevor seine Roadies noch mal gemütlich die Instrumente überprüfen und Wasserfläschen nebst Handtüchern verteilen. Die Berliner (und angereisten Gäste) sind wieder mal geduldig…

IMGP0966 Um 21 Uhr geht es dann endlich los. 22.000 Besucher bekommen 120 großartige Minuten Musik, einschließlich Liebeslieder, Anbetung, Gerichtsankündigungen und Trostreiches. Gänsehaut entsteht, als aus wohl so gut wie allen Kehlen der Ruf zum Himmel schallt: »Leg den Himmel über Deutschland!«

IMGP0979Erst nach Mitternacht waren wir zu Hause, aber es hat sich gelohnt. Ein beeindruckendes und bereicherndes Konzert. Danke, Xavier!

P.S.: Heute früh habe ich immer noch einen Ohrwurm im Kopf. Some things will change for the better, some things may change for the worse. So I'm writing you this letter, may you not be touched by the curse...

P.P.S.: Hier ein netter Bericht der Berliner Morgenpost: Wie Xavier Naidoo vor 22.000 Fans predigte

Voll auf Speed

DSL ist ja, so sagen die Experten, nicht gleich DSL. Abhängig von allerlei Einflussgrößen soll es mal schneller und mal langsamer funktionieren.

Nun war ich neugierig und habe einen Speedtest gemacht. Das Ergebnis mit dem Internet-Explorer 8:

speedtest-ie

Und mit dem Firefox 3.5 kam, eine Minute später, dieses Ergebnis zustande:

speedtest-ff

Und nun frage ich mich als Laie, was es wohl mit dem PING-Ergebnis auf sich haben mag.

Samstag, 11. Juli 2009

Denn Babylon verliert.

Aus meinem und aus jedem Leben,
das wir in Deine Hände geben,
hält sich der Tod für immer raus,
denn er hat nichts verloren in Deinem Haus.
Herr, Du bist der Einzige für mich
und jetzt kommt die Wahrheit auf den Tisch,
diese Welt wird vergehen, doch Du wirkst ewiglich.
Du birgst ewig Licht, doch sie seh'n es nicht.
Das gestrige Konzert der Söhne Mannheims haben wir wegen meiner Monsterübersetzungsdeadline nicht besucht, aber am heutigen Abend sind wir in der Waldbühne, um zu sehen und zu hören, was Herr Naidoo für Berlin bereit hält.
Leg den Himmel über Deutschland,
und auf das Glück, das ich erneut fand,
was du verbargst in deiner Hand.
Den Himmel über Deutschland.
Du legst Feuer an den Goldrand,
die ganze Welt steht bald in Brand.
Ich geb mein Herz in deine Hand.
Leg den Himmel über Deutschland.
Amen, Bruder Naidoo! Amen!

Freitag, 10. Juli 2009

Land in Sicht

Es schaut gut aus. Hoffnungsvoll. Heute abend noch einige Stunden und morgen, Samstag, circa fünf oder sechs weitere, dann ist das Übersetzungsprojekt, das ich am 6. Mai 2009 begonnen habe, fertig und beim Verlag abgeliefert.

Es fehlen »nur« noch 5 Kapitel, einige davon sind relativ lang, aber mich deucht, morgen Nachmittag kann ich singen: Lass dir sagen es ist Land an Sicht!

Somit kann ich voraussichtlich (heute ist ja erst Freitag) die Todeslinie (neudeutsch Deadline) von acht Wochen einhalten und mich dann zwei weniger riesigen Projekten widmen, die bis Ende Juli fertig und beim entsprechenden (anderen) Verlag sein müssen.

Am Samstagabend jedoch singe ich dann noch mehr, viel mehr, zum Beispiel:

Was willst du sehen? Feuer vom Himmel?
Noch vor hundert Jahren war der Himmel nicht feuerrot.
Was willst du sehen? Jesus auf einem Schimmel?
Er ist für unser Leben gestorben und am Kreuz hängt der Tod!

Das intoniere ich dann an geeigneter Stelle unter freiem Himmel mit rund 22.000 anderen Menschen zusammen.

Der Papst und die »Weltautorität«

Es ist wieder mal so typisch, dass man sich gar nicht mehr wundern sollte. Das Muster: Jemand sagt oder schreibt etwas in einem bestimmten Zusammenhang, und irgend ein Journalist pflückt sich einen Satz heraus, um eine Sensationsmeldung, wenn irgend möglich einen Skandal, künstlich zu erschaffen. Anschließend plappern viele gedankenlos nach, was dieser Galgenstrick fabriziert hat.
Das haben wir vor etlichen Monaten am Beispiel Eva Herman erlebt, und nun haben sich einige Blätter auf den Papst eingeschossen. Er fordere angeblich einen »Weltherrscher«, der alle Fäden in der Hand hält - und prompt tönt es schon aus allerlei frommen Nischen, dass es ja dem Papst wohl nur um den Antichrist gehen könne.

Nun bin ich nicht katholisch, halte den Papst auch nicht für unfehlbar in seinen Lehrmeinungen. Da ich Benedikt aus Bayern aber für einen aufrichtigen Christen halte, war ich neugierig, was er tatsächlich geschrieben hat. Hier gilt, wie so oft, das Motto: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

In Wirklichkeit hat der Papst lediglich gefordert, dass die bereits bestehende Organisation der »Vereinten Nationen« von einem bedeutungslosen Debattierclub zu einem Vökerbund werden müsste, der seine Beschlüsse auch um- und durchsetzen kann:
67.Gegenüber der unaufhaltsamen Zunahme weltweiter gegenseitiger Abhängigkeit wird gerade auch bei einer ebenso weltweit anzutreffenden Rezession stark die Dringlichkeit einer Reform sowohl der Organisation der Vereinten Nationen als auch der internationalen Wirtschafts- und Finanzgestaltung empfunden, damit dem Konzept einer Familie der Nationen reale und konkrete Form gegeben werden kann. Desgleichen wird als dinglich gesehen, innovative Formen zu finden, um das Prinzip der Schutzverantwortung anzuwenden und um auch den ärmeren Nationen eine wirksame Stimme in den gemeinschaftlichen Entscheidungen zuzuerkennen. ... Um die Weltwirtschaft zu steuern, die von der Krise betroffenen Wirtschaften zu sanieren, einer Verschlimmerung der Krise und sich daraus ergebenden Ungleichgewichten vorzubeugen, um eine geeignete vollstän-dige Abrüstung zu verwirklichen, die Sicherheit und den Frieden zu nähren, den Umweltschutz zu gewährleisten und die Migrationsströme zu regulieren, ist das Vorhandensein einer echten politischen Weltautorität, wie sie schon von meinem Vorgänger, dem seligen Papst Johannes XXIII., angesprochen wurde, dringend nötig. ... Die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die internationale Zusammenarbeit erfordern, daß eine übergeordnete Stufe internationaler Ordnung von subsidiärer Art für die Steuerung der Globalisierung errichtet wird und daß eine der moralischen Ordnung entsprechende Sozialordnung sowie jene Verbindung zwischen moralischem und sozialem Bereich, zwischen Politik und wirtschaftlichem und zivilem Bereich, die schon in den Statuten der Vereinten Nationen dargelegt wurde, endlich verwirklicht werden.
Das klingt mir nun gar nicht nach der Forderung, einen Antichristen zu etablieren. Weiter unten in seinem Text schreibt der Papst:
78.Ohne Gott weiß der Mensch nicht, wohin er gehen soll, und vermag nicht einmal zu begreifen, wer er ist. Angesichts der enormen Probleme der Entwicklung der Völker, die uns fast zur Mutlosigkeit und zum Aufgeben drängen, kommt uns das Wort des Herrn Jesus Christus zu Hilfe, der uns wissen läßt: »Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen« (Joh 15, 5) und uns ermutigt: »Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28, 20).
Und auch diese Sätze stehen in der Enzyklika:
79.Die Entwicklung braucht Christen, die die Arme zu Gott erheben in der Geste des Gebets, Christen, die von dem Bewußtsein getragen sind, daß die von Wahrheit erfüllte Liebe, caritas in veritate, von der die echte Entwicklung ausgeht, nicht unser Werk ist, sondern uns geschenkt wird. Darum müssen wir auch in den schwierigsten und kompliziertesten Angelegenheiten nicht nur bewußt reagieren, sondern uns vor allem auf seine Liebe beziehen.
Na, wo steckt er nun, der Bumann? Im Vatikan oder in den Pressebüros gewisser Medien?

Den kompletten Text der Enzyklika gibt es hier: Caritas in veritatae
Foto ebenfalls von Welt Online

Donnerstag, 9. Juli 2009

Good good good vibrations!

Ach war das schön. Wir haben gestern Abend mal Arbeit Arbeit sein lassen und sind ins Konzert eines Urgesteins der Musikgeschichte gegangen. Brian Wilson war in Berlin. Die beste aller Ehefrauen hatte die Idee, und sie hat eben oft die besten aller Ideen.

Selten habe ich ein so von guter Laune und Heiterkeit geprägtes Konzert erlebt. Von der ersten Minute an bis zum Schluss nach zweieinhalb Stunden waren sowohl das Publikum als auch die 10köpfige Band auf der Bühne einfach nur gut drauf.

Natürlich gab es allerlei zum Mitsingen, wer kennt sie nicht, die Beach Boys Hits. »Sloop John B.«, »Barbara Ann«, »Heroes and Villains«, »Surfin' USA« ... - man muss schon arg jung sein, um das alles nicht gehört zu haben. Es gab auch Songs von den neueren Alben, selbstverständlich. »Morning Beat« war für mich einer der obersten Höhepunkte in einem Konzert, das eigentlich nur Höhepunkte hatte.

Die Band - was soll man dazu sagen außer grandios? Die zum Teil sechsstimmigen Gesangspassagen brachten die Musiker genauso perfekt zu Gehör wie sie ihre Instrumente beherrschten. Alles wirke dabei leicht und mühelos - als ehemaliger Musiker weiß ich, was das heißt: Diese Musikanten sind nicht nur hervorragend geschult, sondern sie haben eindeutig selbst jede Menge Spaß an dem, was sie aufführen.

Brian Wilson ist alt geworden - das darf man ja auch mit 67 Jahren. Er saß fast die ganze Zeit hinter seinem Keyboard, ohne sich viel zu bewegen (oder gar die zugehörigen Tasten zu bedienen), aber man merkte deutlich, wieviel künstlerische Kraft noch in ihm brodelt. Und auch wenn die Stimme die hohen Töne von früher nicht mehr bewältigt: Es kann immer noch kraft- und ausdrucksvoll singen.

Falls Brian Wilson mit Band in Eure Gegend kommt, liebe Blogbesucher: Unbedingt hingehen. Solche Konzerte sind heutzutage leider selten geworden.

Falls er nicht kommt, hier eine vierfach gefächerte Konserve als Trost: That Lucky Old Sun

Mittwoch, 8. Juli 2009

Neulich…

neulich…vor ziemlich genau 12 Monaten saß ich in Nashville im Hard Rock Café unter dem Bild von Stevie Ray Vaughan.

Schade, dass wir nicht in Nashville oder New York oder meinetwegen Roanoke bleiben und leben konnten.

Schade, dass wir dieses Jahr nicht in Amerika sein werden, soweit unsere bisherigen Kenntnisse reichen.

Schade, dass Stevie Ray Vaughan nicht mehr lebt.

Schade, dass manche Menschen so viel jammern und dauernd alles schade finden, statt sich zu freuen.

Dienstag, 7. Juli 2009

Petition an Berlusconi

Liebe Blogbesucher,

nur noch wenige Stunden ist es möglich, eine Petition an den italienischen Premierminister Berlusconi zu unterzeichnen, da sie morgen übergeben werden soll.

Hier gibt es mehr Informationen und Du kannst die Petition unterzeichnen:

http://www.one.org/de/italieng8/?rc=italieng8taf

2005 haben die G8-Staaten in Gleneagles bedeutende Versprechen an Afrika gemacht. Einige von ihnen sind auf einem guten Weg, andere hinken deutlich hinterher. Silvio Berlusconi gibt die weitaus schlechteste Figur ab. Bisher hat Italien nur drei Prozent seines Versprechens an Afrika eingehalten. Während andere Staaten sich anstrengen, die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit zu erhöhen, hat Berlusconi die italienischen Entwicklungsgelder sogar gekürzt. Ihm fehlt deshalb die Glaubwürdigkeit, um dieses G8-Treffen zum Erfolg zu führen.

Um zumindest einen Teil seiner Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, muss Berlusconi schnell und entschlossen handeln. Nur dann wird er vom entwicklungspolitischen Totalversager zum ernst zu nehmenden Gesprächspartner. Er muss seine entwicklungspolitischen Kürzungen zurücknehmen und einen glaubwürdigen Plan dazu vorlegen, wie er seine Versprechen aus dem Jahr 2005 umsetzen will.

So lautet die Petition im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Premierminister,
bitte nehmen Sie Ihre Kürzung der entwicklungspolitischen Mittel um €411 Millionen zurück und stellen Sie weitere €350 Millionen für eine starke Landwirtschafts-Partnerschaft mit Entwicklungsländern zur Verfügung.

http://www.one.org/de/italieng8/?rc=italieng8taf

Danke für jede Unterstützung!

Montag, 6. Juli 2009

Just words and a girl

Hallo Welt,

hier ist ein kleines Lebenszeichen: Mich gibt es noch, irgendwo unter dem Berg von Arbeit und Aufgaben. Ich habe gerade den Gipfel überstiegen und bin jetzt beim Abstieg auf der anderen Seite: Mehr als die Hälfte der Autobiographie ist auch im zweiten Durchgang fertig und beim Verlag abgeliefert. Es sind noch Hunderte Seiten durchzusehen und zu überarbeiten, aber immerhin, der größte Teil ist geschafft.

Abends, wenn die Konzentration für die Arbeit aufgebraucht ist, lese ich, so lange die Augen nicht endgültig zufallen, gerade ein Buch, das für jugendliche Leser geschrieben wurde, von einem Autor, den ich bisher nicht kannte. Ein wunderbares, humorvolles, spannendes, unterhaltsames, gut geschriebenes, abwechslungsreiches, vor Leben und Phantasie sprühendes Buch. Wenn ich durch bin, könnte es sein, dass ich eine Rezension schreibe. Das Buch hat es - ich bin auf Seite 120 von 357, wohl verdient, noch viele Leser zu finden.

Gerade las ich:

"Oh Ed." Audrey looks away. "Oh Ed."

Our feet dangle.

I watch them, and I watch the Jeans on Audrey's legs.

We only sit there now.

Audrey and me.

And discomfort.

Squeezed in, between us.

She soon says, "You're my best friend, Ed."

"I know."

You can kill a man with those words.

No gun.

No bullets.

Just words and a girl.

Ach ist das schön, nach einem harten langen Arbeitstag. Wie sollte man da nicht gut schlafen und vortrefflich träumen.

Gute Nacht, liebe Welt !


P.S.: Ob wohl jemand den literarischen Antagonismus in diesem Blogbeitrag bemerken wird?

Samstag, 4. Juli 2009

Brönnen?


Kunst kommt von Können.
Gunst kommt von Gönnen.
Brunst* kommt von



*Was ist denn eigentlich Brunst?

Freitag, 3. Juli 2009

Sieben

Seit fast einer Woche gibt es bei uns zu Hause auch einen PC, der »Sieben« heißt. Nicht etwa, weil es der siebte Computer wäre, sondern wegen seines Betriebssystems habe ich ihn so getauft.

Windows 7, das im Oktober 2009 erscheinen wird, wurde von den Vorabtestern so hoch gelobt und gebenedeit, dass ich mir nun - nicht zuletzt angesichts der unzähligen Ärgerlichkeiten in Windows Vista - ein Bild machen wollte. Daher wurde ein relativ neues Notebook (4 GB Arbeitsspeicher, schneller Prozessor) mit Windows 7 in der 64-Bit Version beglückt. Das Notebook scheint wirklich glücklich zu sein, denn es arbeitet, so weit man das in den paar Tagen sagen kann, schneller und vor allem stabiler als irgend ein anderer unserer PCs.

Da ich wegen der Übersetzungs-Monster-Aufgabe (regelmäßige Blogleser wissen, was ich meine) wenig Zeit habe, ist manche Software (Buchhaltung, Banking, FTP, Adobe CS4 und so weiter) noch nicht installiert, aber Office 2007 (32-Bit-Version) läuft problemlos und blitzschnell, der Firefox 3.5 hat nun wirklich einen Düsenantrieb im Hintern und auch weitere bisher installierte Software läuft rund und stabil.

Und der Virenschutz? Da habe ich mir erlaubt, nach gewissen Umwegen durch das Internet die amerikanische Version der Microsoft Security Essentials zu nehmen, die es voraussichtlich ebenfalls im Oktober oder November geben soll. Es wurde ja auch Zeit, dass Microsoft ein kostenloses Schutzpaket für seine Kunden anbietet, angekündigt war es schon für Juni 2009. Inwiefern das allerdings Arbeitsplätze bei Avira & Co gefährden wird, bleibt abzuwarten.

Nach 6 Tagen kann man noch nicht viel sagen, aber der erste Eindruck von Windows 7 und Security Essentials ist sehr positiv. Stabil, schnell, bedienfreundlich. Mir scheint, Microsoft hat was dazugelernt.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Der Zehnte - Quelle der Armut?


Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Minze, Dill und Kümmel, und laßt dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies soll man tun und jenes nicht lassen. (Matthäus 23, 23)
»Dies soll man tun und jenes nicht lassen« wird oft als Beleg dafür angeführt, dass Jesus die Praxis des Alten Testamentes, den Zehnten in das Heiligtum zu bringen, auch für seine Nachfolger als gültig erklärt habe. Wenn man so argumentiert, muss man allerdings folgendes beachten:
Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern und sprach: Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen's zwar, tun's aber nicht. (Matthäus 23, 1-3)
So beginnt der Absatz, aus dem der eingangs zitierte Satz stammt. Aha. Wir sollen also alles tun und halten, was uns die Schriftgelehrten und Pharisäer sagen. Na prima. Und wo sind sie nun, die Schriftgelehrten und Pharisäer unserer Zeit? Sind es die Pastoren und Ältesten, die Bischöfe und Pfarrer? Vermutlich würden diese Herren (und gelegentlich Damen) es nicht so gerne hören, wenn man sie als Pharisäer bezeichnet.
Man muss wohl schon den gesamten Abschnitt betrachten, statt ein paar Verse herauszureißen. Matthäus 22 und 23 haben damit zu tun, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten »Rat hielten, wie sie ihn (Jesus) in seinen Worten fangen könnten.« Dem Bericht des Matthäus zufolge hatte Jesus eine ganze Menge über die und zu den Pharisäern, Sadduzäern und anderen Anklägern zu sagen: »Ihr Schlangen, ihr Otternbrut!« »Ihr Heuchler.« »Ihr Narren und Blinden!« »Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt!«
Dennoch sollten die Jünger Jesu das tun, was diese Leute sagten. Nämlich das Gesetz halten. Zum Gesetz gehört der Zehnte:
Alle Zehnten im Lande von Samen des Landes und von Früchten der Bäume sind des HERRN und sollen dem HERRN heilig sein. Will aber jemand seinen Zehnten lösen, der soll den Fünften darübergeben. Und alle Zehnten von Rindern und Schafen, von allem, was unter dem Hirtenstabe geht, das ist ein heiliger Zehnt dem HERRN. Man soll nicht fragen, ob's gut oder böse sei; man soll's auch nicht wechseln. Wird's aber jemand wechseln, so soll's beides heilig sein und nicht gelöst werden. (3. Mose 27, 30-33)
Zum gleichen Gesetz gehört auch diese Anweisung:
Wer des HERRN Namen lästert, der soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Ob Fremdling oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll sterben. Wer irgendeinen Menschen erschlägt, der soll des Todes sterben. Wer aber ein Stück Vieh erschlägt, der soll's ersetzen, Leben um Leben. Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat, Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einen Menschen verletzt hat, so soll man ihm auch tun. ... Es soll ein und dasselbe Recht unter euch sein für den Fremdling wie für den Einheimischen; ich bin der HERR, euer Gott. (3. Mose 24, 16-22)
Bitte nicht vergessen, unsere Anweisung lautet: »Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet.« Das Töten eines Lästerers gehört zweifellos dazu, denn es ist genau wie der Zehnte Teil des Gesetzes. Oder auch diese Anweisungen:
Wenn ein Mann bei einer Frau liegt zur Zeit ihrer Tage und mit ihr Umgang hat und so den Brunnen ihres Blutes aufdeckt und sie den Brunnen ihres Blutes aufdeckt, so sollen beide aus ihrem Volk ausgerottet werden. ... Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide des Todes sterben, Ehebrecher und Ehebrecherin, weil er mit der Frau seines Nächsten die Ehe gebrochen hat.
Ich meine, dass diese paar Ausschnitte aus dem Gesetz reichen sollten, um uns vor Augen zu führen: Wir tun nicht, was die Pharisäer und Schriftgelehrten sagen. Und das ist auch, mit Verlaub, gut so.

Paulus äußerte ganz andere Vorstellungen. Es verwarf den Zehnten und schrieb:
Ein jeglicher gebe nach seiner Willkür, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. (2. Korinther 9, 7)
Die Gemeinde Jesu Christi hatte sich schon zuvor darauf geeinigt, inwieweit das Gesetz des Alten Bundes für die Christen des Neuen Bundes gelten sollte:
Denn es gefällt dem Heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen als nur diese notwendigen Dinge: dass ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, tut ihr recht. Lebt wohl! (Apostelgeschichte 15, 28)
Daran hielt sich die Gemeinde Jahrhunderte lang. Der Zehnte wurde tatsächlich erst viel später wieder eingeführt. Im Alten Testament diente er dazu, die Leviten (die als Priester keinen Landbesitz hatten) zu versorgen und den Armen zu helfen. Als Papst Gregor im Jahr 722 den Zehnten wieder aufgriff, hatte er die gleiche Idee:
Aus den Einkünften der Kirche und den Opfergaben der Gläubigen soll er [Bonifatius] vier Teile machen: Einen davon soll er für sich behalten, den zweiten unter den Geistlichen verteilen, entsprechend ihrem Eifer in der Erfüllung ihrer Pflichten, den dritten Teil soll er an die Armen und Fremden geben, den vierten soll er aber für den Kirchenbau zurücklegen. (Bonifatiusbriefe)
Papst Zacharias sah das 748 ähnlich:
Was aber die Zehnten der Gläubigen betrifft, die in den Kirchen dargebracht werden, so soll es nicht im Belieben des Gebers liegen, sie zu verteilen. Denn die Satzungen der heiligen Väter bestimmen, dass daraus vom Bischof vier Teile gemacht werden sollen. ... Daraus müssen nämlich die Almosen bereitgestellt werden, daraus muss der Kirchenbau und die Altarausstattung bezahlt werden ... (Bonifaziusbriefe)
Nach der Reformation wurde der Zehnte dann zunächst in protestantischen Gebieten wieder abgeschafft, weil der Staat die Versorgung der Kirchen übernahm, inzwischen versorgt der Staat auch die katholischen Gemeinden.

Und da liegt nun der Hase im Pfeffer. Freikirchen und unabhängige Gemeinden werden vom Staat nur insofern unterstützt, als ihnen (meist) die Gemeinnützigkeit gewisse steuerliche Vorteile bringt, auch Spenden an sie sind steuerlich absetzbar. Also bleibt den freien Gemeinden und Kirchen ja gar nichts anderes übrig, als von den Gaben ihrer Mitglieder und Freunde zu leben. Das ist logisch, das kann jeder verstehen.
Es wäre daher ganz und gar richtig und nachvollziehbar, wenn die Verantwortlichen, genau wie in jedem anderen eingetragenen Verein oder Club oder was auch immer ihren Mitgliedern und Freunden sagen würden: »Wir haben diese und jene Kosten. Um sie zu decken, brauchen wir so und so viel Geld. Wenn Euch also unser Fortbestehen am Herzen liegt, dann entrichtet einen Mitgliedsbeitrag.«
Statt dessen wird vielerorts gepredigt, dass selbstverständlich der Zehnte gültiges göttliches Gesetz wäre. Es wird gar unterschwellig mit göttlicher Strafe in Form von Mangelerscheinungen, Armut und Misserfolg gedroht, falls der Gläubige es wagen sollte, nicht mindestens 10 Prozent seines Einkommens abzuliefern. Ausgerechnet der Halbsatz der Verneinung des Zehnten durch Paulus, dass Gott einen fröhlichen Geber lieb hat, wird bei der Opfersammlung zitiert: Wenn du jetzt nicht reichlich was in die Sammlung schüttest, dann mag Gott dich nicht. Ätsch!
Ich weiß nicht, ob die Finanzmisere mancher Gemeinden und Kirchen nicht etwas damit zu tun hat, dass auf die Gläubigen solch ein religiöser Druck, der oft genug in Manipulation und Angstmache ausartet, ausgeübt wird. Kann Gott eine Gruppe segnen, deren Führer sich solcher Mittel bedienen, um den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen? Vielleicht wäre es Gott angenehmer, ehrlich zu sagen: »Der Mitgliedsbeitrag beträgt 250 Euro im Monat, für Schüler, Studenten und Erwerbslose 80 Euro.« Oder was auch immer dem Bedarf angemessen sein mag. Vielleicht wäre dann die Geldnot mancher Gemeinde in Windeseile Vergangenheit? Wenn dem so wäre, dann könnte der Zehnte beziehungsweise die entsprechende Lehre mit Fug und Recht als Quelle der Armut gelten.

Ich höre schon beim Schreiben das häufige Argument mit Melchisedek und Abram.
Und Abram gab ihm den Zehnten von allem. (1. Mose 14, 18)
Zweifellos geschah dies, bevor es das Gesetz gab. Diese Geschichte belegt aber lediglich, dass Abram ein einziges Mal in seinem Leben den Zehnten gab. Das ist nicht sonderlich viel. Und Melchisedek gab ihm sofort einen Teil zurück, weil er sowieso schon reich genug war. Also taugt das Beispiel absolut nicht als Argument für die Beibehaltung des Zehnten.

Nun meine ganz persönliche Erfahrung: Seit wir reichlich von unserem Einkommen austeilen, an Gemeinde, christliche Werke, in Not geratene Menschen jeglichen Glaubens oder Unglaubens, und zwar nicht zehn Prozent, sondern gelegentlich bis zu 50 Prozent, fließt uns durch unsere Arbeit und darüber hinaus mehr Geld zu, als jemals zuvor.
Das klingt völlig unlogisch und unvernünftig, aber so ist es nun mal. Wir haben vor einigen Jahren nicht angefangen, »Almosen« und Spenden zu geben, um dadurch zu Geld zu kommen, so wie es in manchen Gemeinden leider auch versprochen wird. Sondern weil wir Gott einfach dankbar waren und sind für das, was er uns alles geschenkt hat. Was wir austeilen, geben wir gerne, freiwillig, mit Freude und aus Dankbarkeit. Und Gottes Taschen sind offenbar voll genug, um uns weiter und immer mehr zu beschenken. Dadurch sind wir wiederum in der Lage, noch mehr auszuteilen. Das macht einfach Spaß, ehrlich!

Es leite aber bitte niemand daraus ein Rezept oder eine Regel ab. Das sei ferne! Wer nichts oder nicht viel hat, der wird von Gott nicht weniger geliebt als jemand, der finanziell gut versorgt ist. Segen Gottes ist nie und nimmer gleichbedeutend mit Überfluss und Wohlstand.
So etwas zu behaupten, wäre eine dreiste Lüge. Es hieße ja, dass Paulus von Gott nicht geliebt wurde, nicht gesegnet wurde, denn Paulus litt Hunger, fror, er arbeitete hart und oft reichte das Geld trotzdem nicht für das Lebensnotwendige. Auch die Gemeinde in Jerusalem, für die der Apostel landauf landab Geld sammelte, weil die Mitglieder verhungerten, wäre demnach außerhalb des göttlichen Segens gewesen. Welch ein Unsinn!
Zweifellos gibt es Menschen in den biblischen Berichten und auch heute, die von Gott reichlich mit Wohlstand gesegnet werden. Das ist wunderbar und hoffentlich dient dieser Finanzsegen dazu, denen zu helfen, die nichts oder wenig haben. Aber das Einkommen zum Maßstab des göttlichen Segens oder seiner Liebe zu machen, wäre ein fürchterliches Verbrechen an den Seelen derer, denen es wirtschaftlich nicht gut geht.
Daher darf es nicht ohne Widerspruch bleiben, wenn jemand behauptet, der Zehnte wäre obligatorisch für Christen und wer reichlich Geld in die Gemeindesammlung gibt, würde zu materiellem Wohlstand gelangen.
Der Zehnte ist womöglich notwendig, um Gebäude und Gehälter zu finanzieren, aber da wäre doch ein Mitgliedsbeitrag ohne religiösen Druck die ehrlichere Alternative - finde ich zumindest.

Quellen: Der Zehnt (Wikipedia) und Die Bibel (Allgemeingut)
Anstoß zu dieser Streitschrift: Cooles Argument
Illustration: sxc.hu

P.S.: Ebenfalls zum Thema: Bento - Den Zehnten geben oder was?