Freitag, 7. März 2008

Die eingeschränkte Allmacht

Gott ist allmächtig, aber er kann nicht tun, was er will. Eine gewagte These? Nein, eine biblische Tatsache. Mit dem scheinbaren Widerspruch zwischen dem souveränen Gott und der Tatsache, dass sein Wille nicht geschieht, beschäftigt sich Storch am Beispiel von Heilung (=Gottes Wille) und Krankheit (=tatsächlicher Zustand).

Der Zustand der Welt ist keine Offenbarungsquelle für uns, sondern ein Auftrag. Wir sind nicht hier, weil Gottes Wille geschieht, sondern damit er geschieht. Gottes Absichten sind klar, im Himmel wird es wieder mindestens so gut sein wie im Paradies. Da wird sein Wille völlig geschehen, hier aber nicht. Würde Gottes Wille hier immer geschehen, müssten wir im Vaterunser nicht beten, dass er geschehen soll! Was hätte es für einen Sinn, für etwas zu beten, was sowieso immer passiert?
Tatsächlich entspricht sehr wenig von dem, was in dieser Welt geschieht, Gottes Willen. Das meiste entsteht aus der Entscheidung der Menschen und nicht, weil Gott es so will. Es wäre absurd, hinter allem, was geschieht oder nicht, immer Gottes Willen zu vermuten. Psalm 115,16 sagt:

Der Himmel ist der Himmel des HERRN, die Erde aber hat er den Menschenkindern gegeben.

Aus dem Zustand dieser Welt kann man recht gut auf den Charakter ihrer Besitzer, der Menschen, Rückschlüsse ziehen, denn ihr Wille geschieht hier. Zusätzlich ist auch noch der Teufel der „Gott dieser Welt“ (2.Korinther 4,4). Nicht Gott lässt den Hunger in der Welt zu, sondern die Menschen. Nicht Gott trägt die Verantwortung für Krankheit, sondern eine Kirche, die den Heilungsdienst seit Jahrhunderten sträflich vernachlässigt, obwohl Gott ihr den Auftrag dazu gab. Es ist unser Auftrag, dafür zu beten und zu arbeiten, dass Gottes Wille hier immer mehr umgesetzt wird, bis Jesus wiederkommt.

Ich möchte noch eine Bibelstelle nennen, die völlig klar macht, dass Gottes Wille nicht ausschlaggebend dafür ist, was hier passiert:

(Gott) will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. (1.Timotheus 2,4)

Offensichtlich passiert das nicht. Obwohl Gott will, dass jeder gerettet wird, wird nicht jeder gerettet, denn es gibt einen Teil, den der Mensch dazu beitragen muss. Er muss die ausgestreckte Hand annehmen, die Gott ihm entgegenhält. Heißt das, dass Gott nicht allmächtig ist? Nein, er könnte alles anders machen und jeden Menschen zwingen, seinen Willen zu tun, aber er tut es nicht. Der freie Wille begrenzt Gottes praktische Allmacht. Das ist eine der Grundtatsachen des christlichen Glaubens. Alles andere wäre islamische Schicksalsgläubigkeit.

Hier geht's zum kompletten Text mit dem etwas sperrigen Titel: Zwei Bereiche, die dem Heilungsdienst im Wege stehen I - Gottes Souveränität

2 Kommentare:

storch hat gesagt…

interessante sache, oder? macht auch voll spass, sich da rein zu denken.

Günter J. Matthia hat gesagt…

ich habe das thema an mehreren stellen in meinem buch "ich aber habe für dich gebetet" aufgegriffen, unter anderem auch den psalm 115, 16 zitiert und deinen gedankengang zum vater unser ebenfalls.
haso hat zum thema "geschehe, wille gottes!" übrigens mit "der schiedsrichter" vor ein paar jahren eine hervorragende predigt gehalten.