
Montag, 1. Dezember 2008
Sonntag, 30. November 2008
Martin Pepper und Nicole Bernard: ¡Fiesta!
Nicole Bernard hat mich vor einer Weile für ihre Rundfunksendung interviewt und wir plaudern schon seit Jahren gelegentlich nach dem Gottesdienst über Gott und die Welt, da wir die gleiche Gemeinde besuchen.
Diese sympathischen Menschen haben nun ein Hörbuch produziert, das ich mir aus dem Grund, dass ich beide kenne und schätze, auch angehört habe. An und für sich bin ich kein Freund von Hörbüchern, sondern (altmodisch?) meine, dass ein Buch etwas zum Lesen ist, natürlich auch zum Vorlesen. Also habe ich das Wort »Hörbuch« gedanklich ausgeblendet und mir einfach von Nicole Bernard und Martin Pepper vorlesen lassen, was es mit dem Leben als Fest - ¡Fiesta! - auf sich hat.
Liedtexte nicht gesungen, sondern gesprochen - verbindende und erläuternde Gedanken dazu - unterlegt mit Instumentalmusik - ein zumindest für mich ungewohnter Ansatz. Doch die Umsetzung auf dieser CD hat mich überzeugt. Biblische Texte und Impulse gewinnen Bedeutung für heute und hier, zeigen, warum und wie das Leben durch den Glauben verändert werden kann, Qualität gewinnt und trotz aller Umstände, mit denen wir es zu tun haben, als Fest erlebbar wird. Nicht blauäugig, sondern mit Blick auf die Realität, nicht als Flucht vor der Wirklichkeit, sondern mit neuem Blick auf oft vergessene Realitäten.
Ich habe mich befreitEine Musik-CD kann man so nebenbei laufen lassen, und häufig bekommt man dabei kaum mit, worum es eigentlich in den Liedern geht. Ein Buch kann man nicht so nebenbei lesen, beim Abwaschen oder Aufräumen. Ein Hörbuch wiederum bietet diese technische Möglichkeit. Ich hoffe, dass dieses unbedingt aufmerksame Zuhörer findet.
von einer falschen Hörigkeit.
Tochter und Sohn, nicht mehr nur Kind,
noch immer verwandt,
doch nicht mehr fremdbestimmt.
Mündiges Wesen mit eigenem Verstand,
ausgerüstet mit Herz und Hand!
Ich werde nicht gelebt, ich will deinen Rat;
und doch ist mein Tun ganz meine Tat!
¡Fiesta! live gibt es am 13.12.2008 als »Lesung unterm Sternenhimmel« mit Martin Pepper und Nicole Bernard. Um 20.00 Uhr im Planetarium am Insulaner, Munsterdamm 90, 12169 Berlin. Infos: 030 7900930 / Karten 10.00 € und ermäßigt 6.00 €.
Die CD bekommt man zum Beispiel hier: ¡Fiesta! bei Peppersongs
Als legaler Download: ¡Fiesta! bei musicload
Links: Nicole Bernard /// Martin Pepper
Samstag, 29. November 2008
3-Tage-Bart
Letzte Woche haben wir uns fein gemacht, weil wir zum Empfang im Roten Rathaus (das ist der Sitz der Berliner Regierung) geladen waren. Ein Medienmensch hat uns abgelichtet, allerdings mit irgendwelchen Verunreinigungen auf der Linse, die zu ulkigen Kreisen im Bild führten.
Daher landete das Bild nicht in der Presse, sondern in meiner Sammlung.
Den geneigten Blogbesuchern ist allerdings nunmehr offenbart, dass ich seit ein oder zwei Wochen ausprobiere, ob ich mich mit der 3-Millimeter-Version der Gesichtsbehaarung anfreunden kann. Schaun mer mol...
Ach ja: Der sauber rasierte Herr im Bild links ist ein guter Freund von uns, Pastor von Beruf und Berufung.
Freitag, 28. November 2008
Frauen
Frauen... wie könnte ein Mann Frauen nicht lieben! Frauen sind großartig, wunderbar, ein Trost in einer Welt, die in einen grauenhaften Zustand geraten ist. Sie sind eine Wohltat für die Augen, Balsam für die Seele. Ein Leben ohne Frauen wäre ein Alptraum, des Weiterlebens nicht wert.
»Muss das sein?«, fragte Frank halblaut niemanden im Besonderen, wohl eher sich selbst. Der Pirelli-Kalender 2008 war mit pompösem Gehabe in Berlin vorgestellt worden, und die Bilder hatten promt ihren Weg in die Nachrichtensendung gefunden. Die Bilder der blitzlichtumflammten Ehrengäste, aber auch die Bilder des Kalenders. Vor dem Fernseher saß nicht nur Frank und seine Frau, sondern auch die Kinder sahen zu. Timmy, neun Jahre alt, guckte aufmerksam, mit leicht gerunzelter Stirn, Judith, zwei Jahre älter als ihr Bruder, rümpfte die Nase. "Iiiiih, ein Riesenkäfer«, quietschte sie, »den würde ich mir nicht auf die Backe setzen lassen.«
Timmy meinte: »Angsthase! Ist doch nichts dabei.«
Judith gab zurück: »Du isst ja auch Regenwürmer. Du bist sowieso ein Barbar.«
Timmy wusste nicht, ob dies ein Lob oder eine Beleidigung war. »Papa, was ist ein Barbar?«
Frank war froh, dass die Bilder auf dem Fernsehschirm nun wieder familientauglich waren und gab die Frage weiter: »Das kann Judith sicher erklären, sie hat dich ja so genannt.«
»Ein Barbar rennt nackig durch den Urwald und frisst Käfer, Würmer und Schlangen.«
»Ich renne überhaupt nicht nackig durch den Urwald! Und der Regenwurm war eine Mutprobe. Die hast du nicht bestanden, aber ich!«
»Mädchen müssen nicht mutig sein.«
Michelle war, wie so oft, um Ausgleich bemüht: »Niemand muss etwas, was ihm zuwider ist. Ob Mädchen oder Junge.«
»Dann muss ich ja«, schloss Timmy sofort messerscharf, »die doofen Tomaten nicht essen.« Er wies auf seinen ansonsten geleerten Teller, auf dem noch vier rote Scheiben darauf warteten, verspeist zu werden.
Später, die Kinder waren in ihren Betten, fragte Frank seine Frau: »Meinst du, dass sie zu jung sind, um die erotische Komponente dieses Kalenders zu bemerken?«
»Hast du denn mit neun Jahren schon ein Auge dafür gehabt?«
Frank überlegte. Wann hatte er eigentlich entdeckt, welchen Reichtum Frauen in die Welt bringen? Dass sie nicht nur Mütter oder doofe Mädchen sind, sondern dass Frauen Regungen hervorrufen, die zu erstaunlichen Ergebnissen am eigenen Leib führen konnten?
Mit neun Jahren bestimmt noch nicht. War es damals, mit 13 Jahren, als er die Magazine seines älteren Bruders durchblätterte, mit großen Augen, mit Staunen, mit beginnender Erkenntnis? Die Zimmertüre verriegelt, und doch ständig mit der Furcht, erwischt zu werden, die Zeitschrift offen auf dem Bett, die linke Hand im Schoß, ein feuchtes Handtuch bereitgelegt, um Spuren zu tilgen, wenn der Rausch verflogen war.
Was solche Fotos zeigten, war natürlich unerreichbar, kein Mädchen nahm Notiz von einem pickeligen Buben in kurzen Hosen, dem der Radiergummi in der Schule zu Boden fiel, damit er beim Aufheben womöglich einen Blick aus geeigneter Perspektive auf kurzberockte Mädchen werfen konnte.
Die Bilder waren auch - verglichen mit dem, was heute in den Medien gezeigt wurde - harmlos, fast verschämt. Es gab kein Internet mit Seiten ab 18, die ohne jegliche Kontrolle auch von Kindern geöffnet werden konnten. Ein Klick auf »Enter« nach dem Warnhinweis genügte, um jegliches anatomische Detail und alle Spielarten der geschlechtlichen Betätigung in allen Einzelheiten zu betrachten.
Michelle schmiegte sich an ihn. »Als ich in Judiths Alter war, habe ich jedes Mal gekichert, wenn wir an dem Lilienthal-Denkmal im Park vorbeikamen. Von hinten betrachtet ging es ja noch, aber von vorne, auf dem Weg von der Schule nach Hause immer im Blick, habe ich mich regelmäßig amüsiert. Dieses komische Anhängsel da unten am Bauch...«
»Immerhin hängt es brav nach unten.«
Michelles Hand überprüfte den Zustand von Franks Anhängsel. Sie gluckste vergnügt, fuhr aber fort: »Aber dass das etwas mit der Frage zu tun hatte, woher eigentlich die Kinder kommen, so weit habe ich damals nicht gedacht.«
»Das wissen wir ja nun. Der dopelte Beweis schläft nebenan und träumt womöglich von ekligen Käfern.«
»Ich bin ja auch nicht mehr elf.«
»Aber du bleibst meine Elfe.«
Sie rückte noch näher. »Als mir meine Cousine, ich war wohl 14 oder so, erzählte, wie das wirklich vor sich geht mit dem Kindermachen, wollte ich ihr das nicht glauben. Nie und nimmer konnte ich mir vorstellen, dass ich mit einem Jungen beziehungsweise meinem Mann nackt in einem Bett liegen würde. Ich war sehr darauf bedacht, dass mich niemand beim Umziehen im Schwimmbad sehen konnte, noch nicht einmal meine Freundinnen.«
»Ich hatte auch keine Vorstellung, wie das eigentlich technisch gesehen funktionieren soll. Im Biologiebuch waren schematische Zeichnungen zu finden, und wie mein kleiner Freund seine Gestalt verändern konnte, war mir ja nicht unbekannt. Aber für den Rest fehlte mir die Phantasie.«
»Wie wäre es mit ein wenig Praxis?«, fragte Michelle.
Beim Einschlafen dachte Frank darüber nach, wie gut sie es doch hatten. Sie kamen ohne Pirelli-Kalender aus, ohne schmuddelige Hefte oder Internetseiten. Ihre Liebe war nicht reduziert auf körperliche Höchstleistung nach zweifelhaften Vorlagen, durfte fließen wie und wohin sie wollte, das ganze Leben durchdringen. Es gab jede Menge Phantasie, und immer wieder neue Entdeckungen. In guten, wie in schlechten Tagen - wie es der uralte Spruch beschrieb. Die Liebe seiner Michelle hob ihn empor, wenn er am Boden war, inspirierte ihn, war viele Jahre alt und doch noch immer jung.
Frauen... wie könnte ein Mann Frauen nicht lieben! Frauen sind großartig, wunderbar, ein Trost in einer Welt, die in einen grauenhaften Zustand geraten ist. Sie sind eine Wohltat für die Augen, Balsam für die Seele. Ein Leben ohne Frauen wäre ein Alptraum, des Weiterlebens nicht wert.
»Muss das sein?«, fragte Frank halblaut niemanden im Besonderen, wohl eher sich selbst. Der Pirelli-Kalender 2008 war mit pompösem Gehabe in Berlin vorgestellt worden, und die Bilder hatten promt ihren Weg in die Nachrichtensendung gefunden. Die Bilder der blitzlichtumflammten Ehrengäste, aber auch die Bilder des Kalenders. Vor dem Fernseher saß nicht nur Frank und seine Frau, sondern auch die Kinder sahen zu. Timmy, neun Jahre alt, guckte aufmerksam, mit leicht gerunzelter Stirn, Judith, zwei Jahre älter als ihr Bruder, rümpfte die Nase. "Iiiiih, ein Riesenkäfer«, quietschte sie, »den würde ich mir nicht auf die Backe setzen lassen.«
Timmy meinte: »Angsthase! Ist doch nichts dabei.«
Judith gab zurück: »Du isst ja auch Regenwürmer. Du bist sowieso ein Barbar.«
Timmy wusste nicht, ob dies ein Lob oder eine Beleidigung war. »Papa, was ist ein Barbar?«
Frank war froh, dass die Bilder auf dem Fernsehschirm nun wieder familientauglich waren und gab die Frage weiter: »Das kann Judith sicher erklären, sie hat dich ja so genannt.«
»Ein Barbar rennt nackig durch den Urwald und frisst Käfer, Würmer und Schlangen.«
»Ich renne überhaupt nicht nackig durch den Urwald! Und der Regenwurm war eine Mutprobe. Die hast du nicht bestanden, aber ich!«
»Mädchen müssen nicht mutig sein.«
Michelle war, wie so oft, um Ausgleich bemüht: »Niemand muss etwas, was ihm zuwider ist. Ob Mädchen oder Junge.«
»Dann muss ich ja«, schloss Timmy sofort messerscharf, »die doofen Tomaten nicht essen.« Er wies auf seinen ansonsten geleerten Teller, auf dem noch vier rote Scheiben darauf warteten, verspeist zu werden.
Später, die Kinder waren in ihren Betten, fragte Frank seine Frau: »Meinst du, dass sie zu jung sind, um die erotische Komponente dieses Kalenders zu bemerken?«
»Hast du denn mit neun Jahren schon ein Auge dafür gehabt?«
Frank überlegte. Wann hatte er eigentlich entdeckt, welchen Reichtum Frauen in die Welt bringen? Dass sie nicht nur Mütter oder doofe Mädchen sind, sondern dass Frauen Regungen hervorrufen, die zu erstaunlichen Ergebnissen am eigenen Leib führen konnten?
Mit neun Jahren bestimmt noch nicht. War es damals, mit 13 Jahren, als er die Magazine seines älteren Bruders durchblätterte, mit großen Augen, mit Staunen, mit beginnender Erkenntnis? Die Zimmertüre verriegelt, und doch ständig mit der Furcht, erwischt zu werden, die Zeitschrift offen auf dem Bett, die linke Hand im Schoß, ein feuchtes Handtuch bereitgelegt, um Spuren zu tilgen, wenn der Rausch verflogen war.
Was solche Fotos zeigten, war natürlich unerreichbar, kein Mädchen nahm Notiz von einem pickeligen Buben in kurzen Hosen, dem der Radiergummi in der Schule zu Boden fiel, damit er beim Aufheben womöglich einen Blick aus geeigneter Perspektive auf kurzberockte Mädchen werfen konnte.
Die Bilder waren auch - verglichen mit dem, was heute in den Medien gezeigt wurde - harmlos, fast verschämt. Es gab kein Internet mit Seiten ab 18, die ohne jegliche Kontrolle auch von Kindern geöffnet werden konnten. Ein Klick auf »Enter« nach dem Warnhinweis genügte, um jegliches anatomische Detail und alle Spielarten der geschlechtlichen Betätigung in allen Einzelheiten zu betrachten.

»Immerhin hängt es brav nach unten.«
Michelles Hand überprüfte den Zustand von Franks Anhängsel. Sie gluckste vergnügt, fuhr aber fort: »Aber dass das etwas mit der Frage zu tun hatte, woher eigentlich die Kinder kommen, so weit habe ich damals nicht gedacht.«
»Das wissen wir ja nun. Der dopelte Beweis schläft nebenan und träumt womöglich von ekligen Käfern.«
»Ich bin ja auch nicht mehr elf.«
»Aber du bleibst meine Elfe.«
Sie rückte noch näher. »Als mir meine Cousine, ich war wohl 14 oder so, erzählte, wie das wirklich vor sich geht mit dem Kindermachen, wollte ich ihr das nicht glauben. Nie und nimmer konnte ich mir vorstellen, dass ich mit einem Jungen beziehungsweise meinem Mann nackt in einem Bett liegen würde. Ich war sehr darauf bedacht, dass mich niemand beim Umziehen im Schwimmbad sehen konnte, noch nicht einmal meine Freundinnen.«
»Ich hatte auch keine Vorstellung, wie das eigentlich technisch gesehen funktionieren soll. Im Biologiebuch waren schematische Zeichnungen zu finden, und wie mein kleiner Freund seine Gestalt verändern konnte, war mir ja nicht unbekannt. Aber für den Rest fehlte mir die Phantasie.«
»Wie wäre es mit ein wenig Praxis?«, fragte Michelle.
Beim Einschlafen dachte Frank darüber nach, wie gut sie es doch hatten. Sie kamen ohne Pirelli-Kalender aus, ohne schmuddelige Hefte oder Internetseiten. Ihre Liebe war nicht reduziert auf körperliche Höchstleistung nach zweifelhaften Vorlagen, durfte fließen wie und wohin sie wollte, das ganze Leben durchdringen. Es gab jede Menge Phantasie, und immer wieder neue Entdeckungen. In guten, wie in schlechten Tagen - wie es der uralte Spruch beschrieb. Die Liebe seiner Michelle hob ihn empor, wenn er am Boden war, inspirierte ihn, war viele Jahre alt und doch noch immer jung.
Frauen... wie könnte ein Mann Frauen nicht lieben! Frauen sind großartig, wunderbar, ein Trost in einer Welt, die in einen grauenhaften Zustand geraten ist. Sie sind eine Wohltat für die Augen, Balsam für die Seele. Ein Leben ohne Frauen wäre ein Alptraum, des Weiterlebens nicht wert.
Donnerstag, 27. November 2008
Der die das X des Jahres
Die Gemeine Blutzikade ist ihrer Zeit sogar voraus, denn sie ist bereits jetzt zum »Insekt des Jahres 2009« erhoben worden.
Wenn ein Jahr zur Neige geht, häufen sich ungeheuer wichtigen Mitteilungen von verschiedenen Kuratorien, Abstimmungen, Juryentscheidungen oder Expertenkommissionen, die zum Schluss gelangt sind, wer oder was die Auszeichnung »Der die das X des Jahres« verdient hat.
Vom »Unwort des Jahres« über den »Po des Jahres« bis zum »Spiel des Jahres« reicht die Bandbreite, natürlich gibt es das »Auto des Jahres« genauso wie das »Fahrrad des Jahres«, für Musikfreunde die »Band des Jahres« und für Menschen wie mich das »Buch des Jahres«.
Ehre, wem Ehre gebührt, sei es nun das »Baby des Jahres«, die »Frau des Jahres« oder der »Mann des Jahres«. Uneinigkeit herrscht, wem die Auszeichnung zum »Skandal des Jahres« gebührt, aber es liegen ja auch noch ein paar Wochen vor uns. Auch bei der »Überraschung des Jahres« ist das Rennen noch offen.
Einstweilen begnüge ich mich damit, dass ich wohl keine Chancen habe, mein elektronisches Tagebuch als »Blog des Jahres« geadelt zu sehen. Macht ja nichts. Wenigstens bin ich nicht der »Verlierer des Jahres«.
Mittwoch, 26. November 2008
Dienstag, 25. November 2008
Guter Rat?

Was Hoffnung auf eine Lösung machte, erwies sich als Produkt eines Werbetexters, der töricht mit der Sprache umging. Es ging in der Mail keineswegs darum, einem Gewinnspiel zu entrinnen, diese unerwünschte Zusendung brachte lediglich eine weitere Version des verbreiteten Gib-mir-gefälligst-Namen-und-Adresse-Dilettantismus.

Also bleibe ich beim bisherigen Rezept:

Montag, 24. November 2008
Häufig gestellte Fragen 5

Bei vielen Menschen hat sich der Eindruck festgesetzt, dass die Christen auch durch die Bank weg gegen Stammzellenforschung sind. Exemplarisch ist diese Frage, die mir ein Leser geschickt hat:
Woher weiß der Mensch bei neuen Erfindungen und Entdeckungen, beispielweise Stammzellenforschung, dass Gott dazu »nein« sagt? Und warum exitstiert diese Möglichkeit überhaupt in unserer Welt, wenn es von vornherein von Gott abgelehnt wird?Ich habe so geantwortet:
Neue Erfindungen sind nicht wirklich das Problem, sondern die Frage ist, was man damit anstellt. Das angesprochene Beispiel der Stammzellenforschung ist ein sehr komplexes Gebiet, ich bin kein Wissenschaftler und verstehe sicher nicht alle Aspekte. Die Stammzellenforschung soll, soweit ich sie begreife, Krankheiten lindern und beseitigen helfen. Das ist ein ganz und gar positives Ziel, es entspricht vollständig dem Willen Gottes. Wenn Gott für Krankheit wäre, hätte Jesus nicht all die Kranken geheilt und seinen Nachfolgern aufgetragen, das gleiche zu tun.Das ist wahrlich ein weites Feld...
Andererseits sind bei der Stammzellenforschung meines Wissens Embryonen als »Material« notwendig. Da menschliches Leben für mich nicht erst mit der Geburt beginnt, verbietet sich die Verwendung von Embryonen, die durch Abtreibung »gewonnen« werden - und somit kann ich dieser Version der Stammzellenforschung das Wort nicht reden.
Etwas anderes ist die Forschung mit Zellen, die unter der Haut eines (lebendigen) Menschen entnommen werden und dann durch einen Prozess, den ich nicht ganz begreife, dazu gebracht werden, sich wie Stammzellen zu verhalten. Bei diesem Verfahren sind weder Embryonen notwendig, noch wird beim Spender der Zellen irgend ein Schaden entstehen. Und somit wüsste ich nicht, was es gegen solche Forschung einzuwenden gäbe.
Grundsätzlich: Warum existieren Möglichkeiten und Zustände in der Welt, obwohl sie von Gott »abgelehnt« werden? Die Antwort ist im Charakter Gottes zu suchen, der keine Marionetten wollte und will. Die Verwaltung der Welt wurde dem Menschen anvertraut, und diese Entscheidung hat Gott nicht zurückgenommen. Der Mensch - Du und ich und all die anderen - hat in seinem Einflussbereich zu entscheiden, was geschieht und was nicht.
Leider neigt die Menschheit dazu, Erfindungen und technische Entwicklungen nicht nur zum Guten zu verwenden. Die Biologie, Physik und Chemie haben uns beispielsweise ganz erhebliche Fortschritte gebracht, aber auch Massenvernichtungswaffen, tödliche Drogen und den Treibhauseffekt.
Gott ist sicher nicht gegen die Biologie, aber nicht alles, was mit ihr möglich wurde, kann auch der Mensch, der kein Christ ist, guten Gewissens für richtig halten.
Es geht, und das ist mir abschließend wichtig zu sagen, beim Christsein nicht um Verbote und Gebote, sondern viel mehr um Freiheit und Mündigkeit. Dazu zählt auch die Freiheit, auf manches, was möglich ist, zu verzichten.
Sonntag, 23. November 2008
Gastbeitrag von Bettina von Arnim - Der Hans
Da reicht ihm die Mutter wieder ihre Brust, bis sieben Jahr um waren, und schickt ihn wieder in Wald und sagt: »Nehm den Baum bei seinen Ästen und schüttel recht mit Gewalt; wenn du den Baum kannst ausreißen, so mach dich fort und bring dein Leben durch, denn ich bin arm und kann dich nicht ernähren.« Da geht der Sohn in Wald, wie ihm die Mutter gesagt hat, kommt auch wieder heim und schleppt einen großen Ast mit sich und sagt: »Mutter, ich kann den Baum nicht umreißen, aber wohl einen Ast, den hab ich abgerissen.«
Da gibt ihm die Frau wieder zu trinken, bis sieben Jahr um waren, und schickt ihn in Wald, er soll sehen, ob er einen Baum kann ausreißen, und soll weitergehen in die Welt, sein Brot verdienen. »Pack ihn bei der Wurzel und zieh recht kräftig«, sagt sie ihm. Der Sohn tut, wie ihm die Mutter gesagt hat, und reißt einen starken Baum mit seiner Wurzel aus der Erde; da geht er nun weiter und kommt nimmer heim.
In demselben Wald war eine Mühl, da war's nicht sicher, also daß kein Mühlknecht da bleiben wollt, und die blieben, die sind umkommen. Der Hans find't dieselbe Mühl, darin war eine Wittfrau, denn ihr Mann war auch umkommen; zu dieser Frau spricht er, daß er will Mühlknecht bei ihr werden, ohne Lohn, nur für das Essen. Darüber war die Frau recht froh und sagt Ja, aber der Hans will nicht anders, als daß ihm die Frau verspricht, daß keiner von beiden darf dem andern den Dienst aufsagen, und welcher ihn zuerst aufsagt, den darf der andre schlagen, so viel er Lust hat. Das war die Frau zufrieden, denn sie meint, er würd leichtlich fort wollen, wenn er die Gespenster merkt. Sie kocht ihm auch gleich eine Suppe zu essen, der Hans schütt' aber die Suppe ins Feuer und sagt, er wollt sich selber eine kochen, stellt sich ein groß Butt mit Wasser auf den Herd, holte sich alles Brot, was da ist, und brockt's hinein, und da es gar war, holt er sich den Fleischharken statt einem Löffel und frißt's all hinein. Der Frau stehn die Haar zu Berg, wie sie das sieht, und hat gar Angst, er würd sie arm fressen, wenn er beim Leben blieb. Sie schickt ihn daher abends in die Mühl, er sollte mahlen, und hoffte, die Gespenster würden ihn umbringen.
Als es gegen Mitternacht war, so kommen drei Irrwisch in die Mühl und wollen ihn erwürgen. Da erwischt er eins und wirft es unter den Mühlstein und mahlt ihm die Nas ab und ein Stück vom Bauch und schickt es wieder heim. Als es nun Morgen war, da verwundert sich die Müllerin, daß er noch lebt, sie schickt in am Abend wieder in die Mühl und meint, er soll umkommen. Da es aber Mitternacht war und die Irrwisch kamen, da erwischt er zwei und wirft sie unter den Mühlstein, mahlt dem einen den Schenkel ab und dem andern den Backen. Am Morgen sagt er zur Müllerin: »Habt Ihr nichts mehr zu tun? Ich hab das Korn all gemahlen.«
Die Frau schickt ihn in den Wald, weil es Holztag ist, er solle Holz holen. Da spannt er die vier schöne Hengst von der Frau an den Wagen und fährt in Wald. Er war aber der erste im Weg, so daß die andern Bauern mußten warten. Er gab sich auch kein Müh, die Bäume abzuhauen, sondern reißt sie mitsamt der Wurzel aus. Der Wagen war aber zu schwer, die Pferd konnten ihn nicht ziehen, er schlug eins nach dem andern tot und warf es auf den Wagen zum Holz. Wie er sie all totgeschlagen hatte, ging er hinter den Wagen und macht einen großen Berg, da konnten die Bauern nicht durch und konnten kein Holz holen, er zog aber seinen Wagen allein nach Haus. Da ihn die Frau kommen sah mit den vier toten Hengsten, fürcht sie sich und machte ihr Tor zu, er warf aber den Wagen über die Mauer mit den Bäumen und den Pferden und schmiß ihr das Haus ein. Da hat die Müllerin Angst und schickt ihn in eine Höhle, wo sie wußte, daß der Teufel war, er soll ihr da ein Kraut holen; – nun weiß es die Frau Lehnhart nicht weiter, sie meint, es endigt sich mit einer Schatzgräbergeschichte, daß der Teufel ihm viel Geld gibt, und er geht damit zur Frau Müllerin und entschädigt sie für seine Unarten. Mir gefällt am besten, daß er die Irrwische immer erwischt.
Quelle: Zeno Volltextbibliothek
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