Als ich mit der Lektüre von »Jesus, was sonst?!?« begann, war ich vor allem gespannt, ob es mir gelingen würde, mich in den Sprachschatz und Stil hineinzufinden, der ganz gewiss nicht der eines Thomas Mann oder Günter Grass ist.
Das Layout weckte schon auf den ersten Blick vertraute Erinnerungen: So sahen viele Bücher damals aus, als ich noch Hippie war. Blümchen und Schnörkel am Seitenrand, dazu ein paar Kleckse... sehr schön. Seriös weiße Bücherseiten gibt es ja zuhauf, da kann die Auflockerung nicht schaden. Abgesehen vom Layout gab es auch inhaltlich so manches, was mir nicht fremd ist. Bereits im Vorwort las ich selbst Erlebtes:
Ich hatte noch nie im Kreis gesessen und zu einer verstimmten Gitarre Lieder gesungen.Das war mir vor rund 35 Jahren und gerade am letzten Mittwoch wieder zugestoßen, im Hauskreis. Die Gitarre war nicht nur verstimmt, sondern sie wurde noch dazu von einer lieben »Schwester im Herrn« bedient, der es gelang, jedes Lied in den gleichen, den offensichtlich einzigen ihr zur Verfügung stehenden, Schrammelrhythmus zu zwängen. Doch ich schweife ab...
Das Buch ist dazu gedacht, Denkanstöße für den Alltag zu geben. Dies gelingt auf vielfache, immer anregend frische Weise.
Betrachtet die Lilien des Feldes, wie schweißgebadet die in Richtung Sonne wachsen müssen: Sie strengen sich extrem an, grün zu werden, auch ist es für sie eine große Last, hübsch auszusehen.
Eine geniale Idee, Matthäus 6, 28 in der »Religious Pain« Übersetzung wiederzugeben. Vielleicht sollte man öfter eine Passage der Bibel »umdrehen«, um einen frischen Blick auf das zu bekommen, was da wirklich steht?
Über Paulus und Silas im Gefängnis las ich:
Die meisten Menschen, die ich kenne (und möglicherweise auch ich selbst), würden in einer solchen Situation die Krise kriegen - und das nicht zu knapp: »Gott, wir haben dein Werk getan. Wir haben gepredigt und Wunder getan, und jetzt das! Wo bist du, Gott?!« Meistens reicht weniger, um uns aus der Bahn zu werfen: Ein kaputtes Auto, Beziehungsstress, schlechte Noten, und wir zweifeln an Gott. Paulus und Silas waren anders drauf. ... Es zeigt eine Wahrheit, die jeder von uns anwenden kann: Freiheit kommt durch Anbetung. Es wäre nichts passiert, wenn die Apostel rumgejammert hätten, aber es ist alles passiert, als sie sagten: »Egal, in welcher Scheiße wir stecken, Gott ist größer!«
Ein Andachtsbuch, in dem das Wort Scheiße steht, weil es nun mal weithin im Alltag zum Sprachschatz gehört... - ein ehrliches und dadurch überzeugendes Konzept, die Leser nicht mit blumigen Formulierungen, sondern in ihrem Jargon anzusprechen. Die Beschreibung auf der Rückseite des Buches verheißt genau dieses: »Kein frommes Geschwafel, das kein Mensch hören will und kein kompliziertes Gequatsche, das sowieso kein Mensch versteht.«
Ich bin davon überzeugt, dass es immer neue, andere Seiten geben wird, die ich an Gott entdecken werde. »Huch, Gott, so bist du drauf? Das hätte ich nicht erwartet.« Und bestimmt werde ich auf meinem Weg mit Jesus auch noch mit 80 Jahren etwas ganz neues an Gottes Charakter entdecken, etwas, was ich vorher noch nie wirklich bemerkt habe. Da freue ich mich schon drauf.
Nun bin ich zwar noch nicht 80, aber um einiges älter als die Autoren, deren Beiträge in diesem Buch zu finden sind, doch es geht mir genauso. Ich entdecke immer noch Neues an Gott und freue mich darauf, dass es so bleiben wird.
Mein Fazit: Ein empfehlenswertes Buch nicht nur für junge Menschen. Abwechslungsreich und aktuell, lebensnah und unverblümt. Die kleine Geschichte vom Pinguin las ich beispielsweise gerade zur rechten Zeit, kurz bevor ich es mit einem recht schwierigen Menschen zu tun bekam...
Das Buch kann man überall im Buchhandel mit der ISBN 978-3-7615-5666-5 bestellen oder hier bei Amazon: Jesus, was sonst?: 52 Heartbeats #2