Dienstag, 30. September 2008

Storch und andere: Jesus, was sonst?!?

Wenn man sich in meinem Alter (53) ein Buch zu Gemüte führt, das ausdrücklich und nachdrücklich für deutlich jüngere Semester geschrieben ist, rechnet man mit Überraschungen.
Als ich mit der Lektüre von »Jesus, was sonst?!?« begann, war ich vor allem gespannt, ob es mir gelingen würde, mich in den Sprachschatz und Stil hineinzufinden, der ganz gewiss nicht der eines Thomas Mann oder Günter Grass ist.
Das Layout weckte schon auf den ersten Blick vertraute Erinnerungen: So sahen viele Bücher damals aus, als ich noch Hippie war. Blümchen und Schnörkel am Seitenrand, dazu ein paar Kleckse... sehr schön. Seriös weiße Bücherseiten gibt es ja zuhauf, da kann die Auflockerung nicht schaden. Abgesehen vom Layout gab es auch inhaltlich so manches, was mir nicht fremd ist. Bereits im Vorwort las ich selbst Erlebtes:
Ich hatte noch nie im Kreis gesessen und zu einer verstimmten Gitarre Lieder gesungen.
Das war mir vor rund 35 Jahren und gerade am letzten Mittwoch wieder zugestoßen, im Hauskreis. Die Gitarre war nicht nur verstimmt, sondern sie wurde noch dazu von einer lieben »Schwester im Herrn« bedient, der es gelang, jedes Lied in den gleichen, den offensichtlich einzigen ihr zur Verfügung stehenden, Schrammelrhythmus zu zwängen. Doch ich schweife ab...
Das Buch ist dazu gedacht, Denkanstöße für den Alltag zu geben. Dies gelingt auf vielfache, immer anregend frische Weise.
Betrachtet die Lilien des Feldes, wie schweißgebadet die in Richtung Sonne wachsen müssen: Sie strengen sich extrem an, grün zu werden, auch ist es für sie eine große Last, hübsch auszusehen.
Eine geniale Idee, Matthäus 6, 28 in der »Religious Pain« Übersetzung wiederzugeben. Vielleicht sollte man öfter eine Passage der Bibel »umdrehen«, um einen frischen Blick auf das zu bekommen, was da wirklich steht?

Über Paulus und Silas im Gefängnis las ich:
Die meisten Menschen, die ich kenne (und möglicherweise auch ich selbst), würden in einer solchen Situation die Krise kriegen - und das nicht zu knapp: »Gott, wir haben dein Werk getan. Wir haben gepredigt und Wunder getan, und jetzt das! Wo bist du, Gott?!« Meistens reicht weniger, um uns aus der Bahn zu werfen: Ein kaputtes Auto, Beziehungsstress, schlechte Noten, und wir zweifeln an Gott. Paulus und Silas waren anders drauf. ... Es zeigt eine Wahrheit, die jeder von uns anwenden kann: Freiheit kommt durch Anbetung. Es wäre nichts passiert, wenn die Apostel rumgejammert hätten, aber es ist alles passiert, als sie sagten: »Egal, in welcher Scheiße wir stecken, Gott ist größer!«
Ein Andachtsbuch, in dem das Wort Scheiße steht, weil es nun mal weithin im Alltag zum Sprachschatz gehört... - ein ehrliches und dadurch überzeugendes Konzept, die Leser nicht mit blumigen Formulierungen, sondern in ihrem Jargon anzusprechen. Die Beschreibung auf der Rückseite des Buches verheißt genau dieses: »Kein frommes Geschwafel, das kein Mensch hören will und kein kompliziertes Gequatsche, das sowieso kein Mensch versteht.«
Ich bin davon überzeugt, dass es immer neue, andere Seiten geben wird, die ich an Gott entdecken werde. »Huch, Gott, so bist du drauf? Das hätte ich nicht erwartet.« Und bestimmt werde ich auf meinem Weg mit Jesus auch noch mit 80 Jahren etwas ganz neues an Gottes Charakter entdecken, etwas, was ich vorher noch nie wirklich bemerkt habe. Da freue ich mich schon drauf.
Nun bin ich zwar noch nicht 80, aber um einiges älter als die Autoren, deren Beiträge in diesem Buch zu finden sind, doch es geht mir genauso. Ich entdecke immer noch Neues an Gott und freue mich darauf, dass es so bleiben wird.

Mein Fazit: Ein empfehlenswertes Buch nicht nur für junge Menschen. Abwechslungsreich und aktuell, lebensnah und unverblümt. Die kleine Geschichte vom Pinguin las ich beispielsweise gerade zur rechten Zeit, kurz bevor ich es mit einem recht schwierigen Menschen zu tun bekam...

Das Buch kann man überall im Buchhandel mit der ISBN 978-3-7615-5666-5 bestellen oder hier bei Amazon: Jesus, was sonst?: 52 Heartbeats #2

Montag, 29. September 2008

Interview Online

Inzwischen habe ich die Sendung auf Radio FDZ 103,3 um die Musikstücke gekürzt (wegen Copyright) und das Gespräch mit Nicole Bernard kann nun heruntergeladen (rechte Maustaste bei den meisten PC-Konfigurationen) beziehungsweise angehört (linke Maustaste bei den meisten PC-Konfigurationen) werden: Es gibt kein Unmöglich! - Das Gespräch

Kleine Kriminelle...

Zum kürzlich vorgefallenen Geburtstag bekam ich unter anderem einen Plattenspieler mit USB-Anschluss. Somit ist es mir jetzt nach etlichen Jahren wieder möglich, meine Schallplatten zu hören - beziehungsweise auf CDs zu brennen. Dies erfordert, da ich auf gewisse Anforderungen an die Tonqualität nicht zu verzichten gedenke, einiges an Nachbarbeitung. 
Falls jemand unter meinen Lesern übrigens auf der Suche nach einem guten Programm für solche Zwecke ist, kann ich Audacity wärmstens empfehlen. Ich verwende es seit vielen Jahren, wenn es um Musikbearbeitung geht. 
Hier ist das Programm gerade dabei, »Little Criminals« nachzubearbeiten, nachdem aus Schallplattenrillen Bits und Bytes gewonnen wurden:

Und dann kann ich endlich wieder hören, was der nun wirklich nicht durch Körpergröße herausragende Randy Newman über kleine Leute zu lästern hat:

They got little hands
And little eyes
And they walk around
Tellin' great big lies
They got little noses
And tiny little teeth
They wear platform shoes
On their nasty little feet


Ein hervorragender Satiriker, der gute Randy. Und ich habe noch 6 LPs von ihm im Regal...

Samstag, 27. September 2008

Fun Day

Heute hörten wir bei angenehmen Temperaturen dieser Band zu, die neben richtig guter Country-Music auch Rock'n'Roll und sogar Jazziges gekonnt darzubieten wusste. Kein Wunder, waren doch immerhin zwei der Herren mit Hut - also an- und vollständig - bekleidet.
Wir saßen an Bierzeltgarnituren, es gab wahlweise Wein, Bier und Erfrischungsgetränke, und um uns herum hörte man vorwiegend amerikanische Dialekte verschiedener Ausprägung, gelegentlich auch deutsche Stimmen.
Wir schlenderten durch links und rechts mit allerlei Buden gestaltete Pfade, es gab an selbigen vom gebastelten Zimmerschmuck bis zu internationalen Leckereien vieles zu günstigsten Preisen zu erwerben. Auch Spiele und ein Schreibwettbewerb waren zu finden.
Natürlich fehlte nicht das Bar-B-Q, selbstverständlich mit Heinz-Ketchup und direkt vom Gitterrost über glühender Kohle gegrilltem Hamburger-Meat in großen, weichen, runden Hamburger-Buns, Käse und Gemüse auf Wunsch inclusive.
Es war ziemlich voll und neben den Menschen und güldenen Spitzen auf manchen Flaggen strahlte fortwährend der Himmel.
Am Ende des Nachmittages deckten wir uns noch mit allerlei Lektüre ein (1 Euro pro Buch), womit wir gleichzeitig einen guten Zweck (neben dem persönlichen Lesevergnügen) unterstützen.

Kurz gesagt: Heute war Fun Day an der John-F.-Kennedy-Schule in Berlin.

Wegen Paul: Vom Atheismus zum Glauben



»Paul, ich war Atheist, bis ich dich gehört habe«, steht auf dem Schild, das ein Fan in die Höhe hält. Ist etwa der Apostel Paulus unterwegs?

Nein, es ist Paul McCartney, der die Menschen in Israel begeisterte und zumindest den einen Fan via Transparent zum Glaubensbekenntnis animierte.
Ob damit Paul McCartneys »Ecce Cor Meum« gemeint war, bleibt uns verborgen. In diesem Oratorium behandelte Paul McCartney 2006 im ersten Satz in Form eines Lobliedes für Gott das Thema Liebe. Dabei wird der Heilige Geist besonders betont. Im zweiten Satz liegt die Betonung auf Jesus Christus, der als das wegweisende Licht dargestellt wird.

Trotz Morddrohungen durch Islamisten (Sir Paul reagierte gelassen und begrüßte gleich am Anfang des Konzerts das Publikum auf Hebräisch und Arabisch) kam der Musiker nach Tel Aviv, um vor 45.000 Menschen zu singen und nach Bethlehem, um die »Geburtskirche« zu besuchen.


44 Jahre nach dem legendären Auftrittsverbot hatte sich der israelische Botschafter in England anfang des Jahres bei den beiden noch lebenden Beatles sowie den Angehörigen von John Lennon und George Harrison im Namen der Regierung entschuldigt.
Beim Konzert sang Paul McCartney auch »Give Peace a Chance« von John Lennon - eine Geste, die Begeisterung auslöste.

Bilder von WELT Online

Freitag, 26. September 2008

Wozu? Dazu?

Kürzlich in charismatisch-freikirchlicher Runde lasen wir das erste Kapitel des Epheserbriefes. Darin ist viel von der »Herrlichkeit Gottes« die Rede, von unserem »Erbteil« und vom »Geist der Weisheit und Offenbarung«.
Das anschließende Gespräch drehte sich zunächst um die Frage, wie man mehr davon erleben und bekommen könne. Es zeigte sich recht schnell, dass die meisten Anwesenden - in meinen Worten - gerne »geisterfülltere Lobpreiszeiten«, »wohltuendere Anbetungszeiten« und »größere Vollmacht« bezüglich der Schwierigkeiten und Probleme im eigenen Leben haben wollten.

Nun ist daran nichts auszusetzen. Gott freut sich, wenn seine Kinder ihn anbeten, Paulus wünscht sich in dem besagten Brief durchaus, dass die Gläubigen wissen, welchen »Reichtum« an Herrlichkeit und Vollmacht »über jede Gewalt und Macht und Kraft und Herrschaft« sie eigentlich zur Verfügung haben.

Nach einer Weile fragte ich den Gesprächsleiter, ob er denn noch zu der Frage »Warum eigentlich? Wozu das Ganze?« kommen würde. Da die Anwesenden mich einigermaßen kennen, witterten sie bereits, dass ich wohl anderes im Sinn hatte als noch gesalbteres Wohlbefinden in frommer Gemeinschaft. Hatte ich.

Storch schrieb neulich im Zusammenhang mit dem Epheserbrief:
Aber Paulus sagt noch etwas anderes über die Gemeinde und das ist mindestens genauso heftig: die Gemeinde ist die Fülle dessen, der alles erfüllt. Gottes ganze Fülle ist in der Gemeinde. Warum sind dann so viele Gemeinden kraftlos und es ist so wenig von Gott und seiner Kraft in ihnen zu spüren? Wenn Paulus recht hat, dann müsste es doch eigentlich sehr leicht sein, Gott in unseren Kirchen und Gemeinden zu finden. (Zitat aus »Wir haben einen König«)
Wenn die Gemeinde nicht so kraftlos wäre, müsste dann nicht beispielsweise unsere Stadt Berlin anders aussehen? Die nüchternen Zahlen:
In Berlin gehören 60% keiner Religion an, die weitaus größte Gruppe; 6,3% sind Muslime, weniger als 0,5% andere Weltreligionen inkl. Juden; 33,3 % sind nominelle Mitglieder christlicher Kirchen, darunter 21,5% evangelisch, 9,4% katholisch, 0,5% freikirchlich, 0,5% Migrationskirchen, 1,3% Orthodoxe. Berlin ist zweifelsfrei Missionsfeld mit einer Minderheit lebendiger Christen. (Aus dem lesenswerten Artikel »Minderheit mit Potential« von Axel Nehlsen)
Berlin hat nach amtlicher Bevölkerungsfortschreibung (Dezember 2007) 3.405.342 Einwohner. Das bedeutet, dass es rund 17.026 Christen aus dem freikirchlichen Lager gibt. Das pfingstliche-charismatische Segment ist nur ein Teil davon. Nimmt man großzügig an, dass es die Hälfte ausmacht, dann bleiben etwa 8.500 Gläubige dieser Frömmigkeitsausprägung übrig.

Ernüchternde Perspektiven, nicht wahr? Vor allem für die Gesprächsrunde, von der ich hier berichte, war es ein Schock, dass der Teil der Christenheit, dem man sich zugehörig fühlt, bei weitem nicht so bedeutend ist, wie man sich gerne fühlt. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich gehöre genauso dazu.

Schnell wurde nun das Argument laut, es käme doch nicht auf Zahlen an, sondern auf die Intensität der Beziehung des Einzelnen zu Jesus: »Lieber zwei geisterfüllte vollmächtige Christen als 100 laue«, hörte ich. Was mich wieder zu meiner ursprünglichen Frage veranlasste: »Und wozu das Ganze? Was tun diese beiden geisterfüllten, vollmächtigen Christen für ihre Stadt, für die Menschen rings herum?«
Offensichtlich herzlich wenig. Sonst müsste die Gemeinde zwangsläufig wachsen.
»Aber ich muss doch zuerst meine Beziehung zum Herrn pflegen und aufbauen«, sagte eine Teilnehmerein, »damit ich überhaupt anderen von Jesus erzählen kann.«

Auch das ist richtig. Jesus hat nächtelang gebetet, Gemeinschaft mit seinem Vater im Himmel gepflegt. Diese Nächte hatten Ergebnisse: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn.« (Johannes 5, 19)
Bleiben wir vielleicht beim ersten Teil stehen? Wir betrachten, was der Vater tut und freuen uns daran. Bewundern es. Finden es gut. Loben ihn dafür. Jubeln in Anbetungsnächten und Lobpreisgottesdiensten. Produzieren Stapel von frommen Büchern, CDs, DVDs mit immer gesalbteren Inhalten.

Um uns herum leben in Berlin rund 2 Millionen Menschen ohne Glauben und 215.000 Moslems. Die kommen nicht zu unseren Gottesdiensten und Konferenzen. Na so was. Muss wohl an ihnen liegen, denn wir werden ja immer geisterfüllter und vollmächtiger...


Donnerstag, 25. September 2008

Vergeblicher Hoffnungsschimmer


Man könnte diese Überschrift der Netzzeitung ja so deuten, dass Herr Bush ein Einsehen hat und die Amtsgeschäfte freiwillig jetzt schon seinem Nachfolger überträgt.

Allerdings fürchte ich, dass ich da was missverstanden habe...

Das Interview

Ich hatte hier kürzlich von dem Gespräch im Rundfunkstudio berichtet. Die Sendung läuft am 28. September um 8 Uhr (jawohl, 8, nicht 20) und kann per Internet-Stream auch außerhalb des Sendegebietes gehört werden: 103.3 Radio FDZ

Hauptsächlich unterhielt ich mich mit der liebenswerten Moderatorin über die Zeiten, die in meinem Buch »Es gibt kein Unmöglich!« eine große Rolle spielen, aber auch Aktuelles kam zur Sprache. 

Wer so früh noch nicht wach ist oder anderweitig beschäftigt, der kann trotzdem hören. Ab dem 29. September wird es nebenan unter »Sonstiges« das Interview als MP3 geben, ohne die (wegen der Copyrightfragen ausgeblendeten) Musikstücke. Die Musik, die das Gespräch umrahmt, habe ich übrigens nicht ausgesucht. Es ist auch nichts dabei, was meinem Geschmack entsprechen würde. Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, und das ist auch gut so. 

Mittwoch, 24. September 2008

Zurück

Beim gestrigen geheimnisumwobenen Unterwegssein dachte ich ein Jahr zurück an den 23. September 2007. Da war es sonnig und wir saßen bei allerlei Speisen und Getränken im Garten. 

Gestern hat es dagegen geregnet, geregnet und geregnet. 

Ansonsten gilt aber heute sinngemäß der Blogeintrag vom 24. September 2007, nur dass man bitte bei der Zählung der Herbstanfänge 1 addieren und sich die Gegenstände auf dem abgebildeten Tisch weg- beziehungsweise umdenken möge.

Dienstag, 23. September 2008

Unterwegs


Heute bin ich den ganzen Tag unterwegs, unter anderem in einer Stadt, in der es solche netten kleinen Läden in gut erhaltenen Fachwerkhäusern gibt. So etwa 650 Kilometer dürften auf den Tacho kommen. 
Kommentare und Mails werden also nicht beantwortet, zumindest nicht am 23. September 2008. 

Montag, 22. September 2008

Die E-Mail-Postfach-Knacker...

...machten letzte Woche ja reichlich Schlagzeilen, und die Familienbilder, die dabei von einer Vizepräsidentschaftskandidatin zum Vorschein kamen, waren zumindest der Beweis, dass besagte Dame keinerlei fotografisches Talent besitzt. Sie ist eher eine Knipserin.

The Onion, das womöglich weltbeste Satiremagazin, hat nun Obamas Postfach unter die Lupe genommen:


Viel Spaß!

Sonntag, 21. September 2008

Mädchen vom Land - Teil 2

Wie versprochen: Heute wird diese kleine, zweifellos von Bob Dylan und seinem Brownsville Girl inspirierte Erzählung komplettiert:

Sie suchten nach jemandem mit einem Pompadour. Als ich die Straße überquerte, fielen Schüsse. Ich wusste nicht, ob ich mich hinwerfen oder wegrennen sollte, also rannte ich. Jemand rief: »Wir haben ihn auf dem Friedhof umzingelt.«
Melissa war unterwegs, als sie mich in eine Zelle sperrten. Am nächsten Morgen sah sie mein Bild auf der Titelseite, darunter stand: »Ein Mann ohne Alibi.«
Sie kam sofort, um zu bezeugen, dass ich den Tag mit ihr verbracht hatte. Der Untersuchungsrichter zweifelte. Melissa brach zusammen und weinte echte Tränen.
»Aber er sieht dem Gesuchten zumindest sehr ähnlich«, sagte ein Zeuge.
Der Richter fragte den Beamten, der mich verhaftet hatte: »Trug er einen Pompadour bei sich?«
»Nein. Er hatte nichts bei sich, hat auch nichts weggeworfen, solange wir ihn beobachtet haben.«
Ich dachte an Melissas kleine Beuteltasche, die sie im Kofferraum verstaut hatte, als wir in Paris ausstiegen. »Jean wird sie sich holen«, hatte sie erklärt. Es waren runde 2 Kilogramm darin verstaut.
»Ähnlich ist nicht gut genug.« Der Richter schloss die Akte. Ich durfte gehen. Melissa weinte immer noch. Oder erst jetzt.
Ich war immer jemand, der die Gesetze nicht gern übertritt, aber manchmal findet man sich plötzlich auf der anderen Seite der dünnen Linie wieder. Die Linie verändert auch ihren Verlauf, gelegentlich.
Wenn es eine originelle Idee gegeben hätte, wäre sie mir in jenem Moment recht gewesen. Aber schließlich reichten ihre Tränen und ihr offener Blick aus aufrichtigen Augen.

Wir warteten vor einem Kino auf den Einlass. »Billy Two Hats«, stand auf dem Poster. Ein Film mit Gregory Peck, aber nicht der, in dem ich mich befunden hatte, als wir in Longostagno auf Henry gewartet hatten. Das einzige, was sie mit Sicherheit über Henry wusste, war, dass er nicht Henry hieß. Aber Henry hatte uns den Wagen vollgetankt und auf dem Sitz lag ein Umschlag mit vielen gebrauchten Banknoten, italienischen, französischen und deutschen.
Es nieselte, während wir vor der Kinotüre standen. Melissa hielt ihren Pompadour in der linken Hand und sah mich mit ihren braunen Augen prüfend an.
»Wie geht es dir?«
»Ziemlich gut«, antwortete ich, »aber es könnte mir noch viel besser gehen, wenn du mich lehren würdest, wie.«
»Worum geht es eigentlich in dem Film?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber ich sehe jeden Film mit Gregory Peck.«
Sie hatte Zähne wie Perlen. Weiche Locken, braune Augen. Dunkler Honig. Liebe.
Ein Schatten fiel von hinten auf uns. Vier Männer hatten uns umringt.

Normalerweise läuft kaum etwas im Leben so, wie man es plant. Sie hatte etwas an sich gehabt, was ich mochte, etwas, das immer zu gut für diese Welt gewesen war.
»Du hast etwas in Frankreich verloren«, sagte sie zwischen zwei Liedern im Auto, »was ich an dir gemocht habe.«
Menschen, die gemeinsam etwas durchleiden, sind einander enger verbunden als die, denen es recht gut geht. Wir hatten Schaden genommen in Frankreich, um ein Haar nur waren wir entronnen.
Aretha Franklin sang jetzt über den »Son of a Preacherman«. Melissa stimmte ein. Dann sagte sie: »Die Menschen tun nicht das, woran sie glauben. Sie gehen den bequemsten Weg und dann tun sie Buße.«
»Bleib bei mir«, sagte ich, »wir lassen uns nieder und hoffen gemeinsam, dass der Sturm uns nicht das Dach vom Haus weht.«

Wir parkten hinter meinem Volkswagen. Der Mais war längst geerntet. Graue Wolken türmten sich über den Hügeln. Der Käfer war von Staub bedeckt.
Sie stieg aus, mit ihren unmöglichen Schuhen, die sie auf meine Höhe brachten. Aus dem Kofferraum ihres Capri nahm sie den Kanister und füllte die zwanzig Liter Benzin in den Tank meines Autos.

Vor langer Zeit. Ihre Haut war zart und weich. Mondperlen. Honigaugen. Braunlocken.

Ich weiß nicht mehr, wer ich war oder wohin unterwegs. Ich weiß nur noch, dass Gregory Peck einen Revolver trug und von hinten erschossen wurde.
Es scheint lange her zu sein. Damals, bevor die Sterne vom Himmel gewischt wurden.

Samstag, 20. September 2008

Mädchen vom Land - Teil 1

Ich hatte Lust, mal wieder einfach nur zu erzählen. Dabei ging mir »Brownsville Girl« von Bob Dylan nicht aus dem Kopf.
So was kommt dabei raus:

Ich sehe es noch heute vor mir, wie sie in ihrem ramponierten Ford Capri auf der Landstraße heranrollte, hinter meinem alten Käfer anhielt und ausstieg. Ihre Füße steckten in unglaublichen Schuhen, die Sohlen mochten gut und gerne 10 Zentimeter hoch sein. »Wie kann man mit so etwas Auto fahren, geschweige denn laufen?«, dachte ich.
Ich habe nie herausgefunden, warum wir uns ausgerechnet an diesem einzigartigen Ort trafen, aber es war richtig so. Keine Menschen außer uns weit und breit, links und rechts der Straße Maisfelder kurz vor der Ernte.
»Probleme?«, fragte sie.
»Kein Benzin mehr.«
»Hmm hmm.«
Es war die Zeit vor der Erfindung der mobilen Telefone. Die Zeit vor den Navigationsgeräten, die den Weg zur nächsten Tankstelle weisen würden. Die Zeit vor der Hektik und der Angst in der Welt.
Sie nickte und öffnete mir die Beifahrertüre. Ich stieg ein und sie nahm hinter dem Lenkrad Platz. Der Ford roch nach Blumen und Haschisch. Am Rückspiegel baumelten Plüschwürfel. Sie ließ den Motor an und wir fuhren an meinem vertrockneten VW vorbei ins Irgendwo.

Wir verließen Bayern und bei Anbruch der Dunkelheit ließ sie das Fahrzeug kurz vor Stuttgart bei einer Scheune ausrollen.
»Die Scheinwerfer sind kaputt.«
»Okay«, sagte ich, »besser als kein Benzin im Tank.«
Wir schliefen im Heu, ihre Haut war zart und weich.

In der Stadt am nächsten Morgen ließ sie mich auf dem Parkplatz am Hauptbahnhof zurück, um ein Geschäft abzuwickeln. Ich wäre ihr fast gefolgt, aber ich hatte keine Lust, mir eine Kugel einzufangen.
Auf dem Rückweg kamen die Berge bereits in Sicht, als sie fragte: »Hast du Geld bei dir?«
»Zwanzig Mark, ungefähr.«
»Das reicht.«
Die gewundene Landstraße mündet in ein Dorf, ein Dörflein. Kirche, ein paar Bauernhäuser, ein Kramladen, an dessen Tür »Geschlossen« stand und zwei Zapfsäulen vor einer Bretterbude.
Sie hielt an und ich zapfte Benzin, während sie eine Toilette suchen ging. Als die Preisanzeige 19 Mark erreicht hatte, hängte ich den Schlauch wieder ein und ging in die schäbige Hütte, um zu bezahlen. Es war niemand da. Auf der Theke stand ein Pappschild: »Bin gleich zurück, bitte warten.«
Sie kam herein. »Kein Klo«, sagte sie, »und kein Mensch weit und breit.«
»Ich müsste auch mal…«
Sie öffnete eine kleine Tür hinter der Theke. Tatsächlich war dort ein Abort untergebracht. Während sie sich erleichterte, schaute ich mich ratlos um. Die Kasse war offen und leer. Neben der Eingangstüre stand ein Display mit Tageszeitungen vom Vortag sowie ein paar gängigen Zeitschriften. Ein kleiner Kühlschrank barg drei Wasserflaschen und ein angebissenes Wurstbrot auf einem Pappteller.
Sie kam zurück und meinte: »Da drin stinkt es jetzt.«
»Macht nix. Ich kann nicht mehr warten.«
Ich ging pinkeln. Als ich in den Verkaufsraum zurückkam, sah ich durch die Scheibe, dass sie das Auto volltankte. Die zwanzig Mark steckten noch in meiner Tasche.
»Wir fahren gleich los, steig schon ein«, sagte sie, »mir ist hier unheimlich.«

»Nach Italien«, antwortete sie, als ich eine Stunde später fragte, wohin wir eigentlich unterwegs waren. Ihr Lächeln ließ die Zähne zwischen ihre Lippen wie Perlen im Licht der untergehenden Sonne schimmern.
»Schön«, antwortete ich, »Italien kenne ich noch nicht.«
Sie sang mit der Musik, die aus den Lautsprechern kam, nachdem sie eine Cassette eingeführt hatte. »There is a rose in Spanish Harlem…«
Sie hatte dem schwarzen Rhythmus tief in ihrer Seele eine Heimat geschaffen.

Wir hielten wenig später auf einem Waldparkplatz an. Es wurde zu dunkel, um ohne Scheinwerfer zu fahren. Kein Unterschlupf war in Sicht, aber die Nacht schickte sich an, lau zu werden. Ein Wegweiser versprach einen Bergsee in 1,5 Kilometer Entfernung.
Sie verschloss den Ford Capri und wir folgten dem Pfad. Sie hatte ihre hohen Schuhe gegen zerschlissene Sandaletten getauscht und wirkte nun schmächtig.
Eine Weile schwammen wir, schliefen dann am Ufer im Gras. Ihre Haut war zart und weich.

Wir überquerten die Alpen und fuhren Richtung Neapel. Sie wählte grundsätzlich Landstraßen und gelegentlich Feldwege. Die italienische Grenze hatten wir auf einer staubigen Straße voller Schlaglöcher passiert. Das Benzin ging wieder zur Neige. »Longostagno« stand auf einem verwitterten Ortschild. Zwei Kilometer außerhalb des Dorfes bog sie in einen Feldweg ein, der zu einem Gehöft führte.
Eine Frau sah uns zu, wie wir eine Staubwolke hinter uns herziehend vor das Haus rollten. Sie hatte ihre roten Haare zu einem Zopf zusammengebunden und war damit beschäftigt, Wäsche aufzuhängen.
Sie stellte mir die Frau vor: »Das ist Ruby.«
»Henry ist nicht hier«, sagte Ruby, »aber ihr könnt hereinkommen. Er ist bald zurück.«
»Ich bin Wolf«, sagte ich.
Ruby lächelte. »Ich würde gerne mit euch fahren, zurück nach Hause, aber na ja, einstweilen…«
Wir traten ein.
»Ein Bier, Wolf?« fragte Ruby.
Ich nickte.
»Und du, Melissa?«
»Auch eins.«
Jetzt wusste ich endlich, wie sie hieß. Und sie kannte meinen Namen. Es war bisher nicht notwendig gewesen, diese Informationen auszutauschen.
Ruby stellte drei Flaschen Bier auf den Tisch, wir stießen an und sie sagte: »Willkommen im Land der lebenden Toten.«
Ich spürte ein gebrochenes Herz.
»Sogar die Treffen für unsere Tauschgeschäfte werden hier inzwischen ziemlich korrupt«, meinte Ruby.
Melissa zog ein Briefchen aus der Jeanstasche und legte es vor Ruby auf den Küchentisch. »50 Gramm, wie immer«, erklärte sie.
Melissa nickte. »Henry tankt euer Auto auf, wenn er kommt. Das Geld legt er dann auf den Sitz.«
Wir tranken unser Bier und warteten.
»Wie weit fahrt ihr denn?«, fragte Ruby nach einem tiefen Seufzen.
»Wir fahren den ganzen Weg, bis die Räder abfallen und brennen. Bis die Sonne den Lack vom Dach pellt, die Sitzbezüge verblichen sind und die Mokassinschlange tot ist.«
Ruby lächelte nur und meinte: »Na ja, manche Kinder werden nie erwachsen.«
Ich dachte an einen Film mit Gregory Peck. Irgendwie war ich in dem Film, wusste aber nicht warum und welche Rolle ich eigentlich zu spielen hatte. Ich sah nur, wie die Menschen sich bewegten, und dass eine ganze Menge von ihnen die Augen auf mich gerichtet hielten.
Melissa stellte die leere Flasche ab und schüttelte ihre langen braunen Locken aus dem Gesicht. Zähne wie Perlen, wie Licht vom Mond am Himmel.
»Fahr mich um die ganze Welt«, bat ich sie.
Wir blieben im Gästezimmer, ihre Haut war zart und weich.

Der Rest folgt morgen.

Freitag, 19. September 2008

Neulich in Virginia...

...fotografierte ich diese Kombination von Zulassung und Fragestellung.
Missional, missionarisch, oder narrisch?



Donnerstag, 18. September 2008

Der geburtstaghabende Schäuble

Storch gratuliert dem Innenminister augenzwinkernd: 
Eben habe ich gelesen, dass unser informationshungriger Innenminister Wolfgang Schäuble heute Geburtstag hat. 66 Jahre; herzlichen Glückwunsch! Wie wäre es, wenn wir uns gegenseitig E-Mails schreiben in denen wir Herrn S. zum Geburtstag gratulieren? Vielleicht hat er ja Selbstironie genug um die eine oder andere zu beantworten, wenn sein Ministerium sie (mit)liest.
Ich schließe mich an: Happy Birthday, Mr. Schäuble!

E-Mails werde ich keine verschicken, aber Blogbesitzer können ja auf ihre Weise gratulieren. Vielleicht werden nicht nur E-Mails vom Ministerium begutachtet?

Der bibelfeste Struck

Gestern im Bundestag bemühte Peter Struck die Bibel und zitierte: „Alles hat seine Zeit. Weinen und lachen, wehklagen und tanzen, sich umarmen und sich aus der Umarmung lösen.“ Das wiederum nötigte Unions-Fraktionschef Volker Kauder Staunen und Respekt ab: „Zum ersten Mal, soweit ich mich erinnern kann, hat der Kollege Struck aus der Heiligen Schrift zitiert.“ 
Quelle: Focus Online, Bild Wikipedia

Nun kann es ja nichts schaden, wenn unsere Politiker auch die Bibel ein wenig kennen. Womöglich kennt Struck aber auch nur den Song »Turn Turn Turn« von Pete Seeger, der aus Prediger 3 entstanden ist?
Dass jedoch der Focus-Bericht jemanden gleich als »bibelfest« einstuft, der ein Zitat aus der Heiligen Schrift sinngemäß wiederzugeben in der Lage ist, halte ich begrifflich für etwas daneben gegriffen. Vielleicht liegt es ja am Überraschungseffekt, denn normalerweise hört man in den Bundestagsdebatten alles mögliche, nur keine Zitate aus der Bibel.

Mittwoch, 17. September 2008

Zaw la zaw und Kaw la kaw

Die Beatles hatten einen großen Hit mit »Ob la di, Ob la da«. Lang ist's her. Noch länger ist es her, dass Jesaja »Zaw la zaw, Kaw la kaw« aufgeschrieben hat, was Paulus wiederum »dem Gesetz« zuordnet. Lennon und McCartney hätten natürlich auch daraus einen Hit machen können:
Zaw la zaw, Kaw la kaw, life goes on, bra,
La la how the life goes on.
Nun gut, genug gesponnen. Was Paulus mit dem Zaw la zaw zu tun hat und wie er die Liebe sieht, erfährt der geneigte Leser im 12. Teil der Serie über die Korrespondenz des Apostels mit den Korinthern. Bittesehr, hier entlang: 


P.S.: Bild von Rarebeatles.com
P.P.S.: Kommentare wie bei dieser Serie üblich nebenan, nicht hier.
P.P.P.S.: Der Song hätte so enden können: And if you want some fun, take Zaw la zaw la kaw.

Dienstag, 16. September 2008

Geschlechtsumwandlung

Falls diese Anzeige »Bücher von Frauen« richtig ist, habe ich meine eigene Geschlechtsumwandlung verschlafen.  

Wie auch immer... - das Buch wurde zwar nicht von einer Frau geschrieben, aber ich habe nichts dagegen, wenn auch Frauen es lesen. Im Gegenteil! Mehr dazu nebenan unter »Bücher«.

Montag, 15. September 2008

Gute Idee: Alte DM, neue Hoffnung

Kerstin Hack, Verlegerin in Berlin, hatte kürzlich eine gute Idee:
Noch etwa 8 Milliarden DM liegen irgendwo herum. Auf dem Grund von Seen und Flüssen, in der Kanalisation, aber auch in Schubladen, Briefumschlägen usw. Manchmal tauchen Geldstücke unverhofft wieder auf - so fand ich neulich 5 DM in einer wenig benutzen Handtasche und eine Freundin entdeckte einen Fünfzig Mark Schein in einer Schublade. 
Meist lohnt sich für ein paar Pfennige oder Mark der Weg zu den wenigen Landesbanken nicht, die das Geld noch umtauschen. Wegwerfen will man Geld auch nicht - also: Was tun? 

Ich dachte mir: Wenn viele ihre alten Pfennige, Fuffziger, Markstücke und Scheine zusammenlegen und man das gemeinsam umtauscht, kann man mit dem Erlös viel bewegen. 

Zum Beispiel in Afghanistan. 
Ein befreundetes Hilfswerk - Shelter Now - arbeitet seit mehr als 25 Jahren in der Region und hat effektive Wege gefunden, den Menschen dort beim Wiederaufbau zu helfen. 
- Wasserversorgung für ein ganzes Dorf kostet ca. 2.000 DM (1.000 Euro) - und sorgt jahrzehntelang dafür, dass Menschen Trinkwasser aus sauberen Bergquellen bekommen. 
- Es kostet nur zwei bis fünf Mark (1 - 3 Euro), um in Afghanistan einen Obstbaum zu pflanzen, der eine Familie jahrzehntelang mit Nahrung versorgt. 

Wenig kann viel bewirken. Wiederaufbau und Sicherung der Existenzgrundlage ist auch ein sicherer Schutz davor, dass Menschen aus Verzweiflung zum Opfer von Extremisten werden. 

Kurz: Ich möchte Euch einladen, mitzumachen und mit Euren alten DM den Menschen in Afghanistan neue Hoffnung zu schenken. 

Wie du dich beteiligen kannst: 
a) Du alleine 
Stecke deine alten DM in einen Umschlag und schicke sie an: 

Shelter Now Germany e.V.
z. Hd.: Udo Stolte
Am Waldrand 19
38173 Hötzum

b) Gemeinsam mit anderen
Motiviere Freunde, Kollegen, Gemeinde, Kinder- und Jugendgruppen, Schulen, Verbände, Kunden, Chefs usw. mitzumachen und ihre alten DM zu spenden. Du kannst sie sammeln und einsenden.

Shelter Now stellt dir gerne Info-Material zur Verfügung
a) den aktuellen Shelter - Report mit Infos über "Alte DM - neue Hoffnung" und aktuelle Wasserprojekte. 
Den gibt es auch im Internet unter 
http://www.shelter.de/newsletter/pdf/1220279494_1/Report_Sommer-Herbst_08.pdf
b) einen Flyer zur Aktion, der in Kürze erhältlich ist.
Die Sachen könnt ihr per Mail bei info@shelter.de bestellen. 

Ich finde - ganz unbescheiden (tut mir leid) - die Idee genial: Wenn man mit etwas, was man selbst nicht mehr braucht, anderen Menschen hilft ist das einfach nur genial. 

Also: Bitte kramt eure alten DM hervor und macht mit! 
Bitte leitet diese Mail auch an andere Menschen weiter, von denen ihr denkt, dass sie gerne mitmachen würden. Gerne auch an Leute mit Pressekontakten, die das im größeren Rahmen publizieren können. 

Ich wünsche Euch viel Freude beim Mitmachen und Andere motivieren - auf meinem Blog werde ich regelmäßig über den Stand der Aktion informieren. 
http://www.kerstin.down-to-earth.de 

Von Herzen 

Eure 

Kerstin Hack 
und das Team von Down to Earth
Ich finde die Idee genial. Zum Mitmachen empfohlen!

Sonntag, 14. September 2008

50 Minuten im Studio

Am vergangenen Freitag war ich in einem Berliner Tonstudio, um mich einem Interview für den Sender »Radio FDZ 103.3« zu stellen.

Das Interview war interessant für mich, die Hörer werden hoffentlich ebenso urteilen. Die Aufzeichnung dauerte etwa 50 Minuten.
Ich hatte vorher keine Ahnung, was die Moderatorin mich fragen würde, konnte also keine Antworten vorbereiten. Vielleicht ist das gar nicht die schlechteste Art und Weise, in ein Interview zu gehen, denn so kam ein ganz natürliches, angeregtes Gespräch zustande, viel lebendiger und irgendwie echter als das Abhaken eines Fragekataloges mit vorbereiteten Statements. 

Die Sendung wird in zwei bis drei Wochen ausgestrahlt, ich gebe meinen geschätzten Blogbesuchern selbstverständlich rechtzeitig Tag und Stunde bekannt. Auch wer nicht in der Region des Senders wohnt, kann dann über Livestream zuhören - Interesse und Internet vorausgesetzt.

Ich bin selbst gespannt, das Gespräch wird jetzt noch leicht gekürzt, dieses und jenes Räuspern rausgeschnitten, Musik reingemischt und womöglich eine Werbepause, Privatsender ist eben Privatsender, der bekommt ja keine GEZ-Gebühren ab. 

Samstag, 13. September 2008

Blogstöckchen: Wovor gruselt es dich?

Ich las kürzlich ein Interview mit Tom Waits, in dem er sich unter anderem zu der Frage äußert: »What’s scary to you? / Was ist ihnen gruselig?«

Tom Waits:
  1. A dead man in the backseat of a car with a fly crawling on his eyeball. / Ein toter Mann auf dem Rücksitz eines Autos, dem eine Fliege über den Augapfel krabbelt.
  2. Turbulence on any airline. / Turbulenzen in irgendeinem Flugzeug.
  3. Sirens and search lights combined. / Sirenen kombiniert mit Suchscheinwerfern.
  4. Gunfire at night in bad neighborhoods. / Nächtliche Schüsse in einem verrufenen Stadtviertel.
  5. Car motor turning over but not starting, its getting dark and starting to rain. / Der Anlasser funktioniert, aber der Motor startet nicht, es wird dunkel und fängt an zu regnen.
  6. Jail door closing. / Schließen einer Gefängnistür.
  7. Going around a sharp curve on the Pacific Coast Highway and the driver of your car has had a heart attack and died, and you’re in the back seat. / In einer scharfen Kurve auf dem Pacifc Coast Highway erleidet der Fahrer einen herzinfarkt und stirbt, während man auf dem Rücksitz sitzt.
  8. You are delivering mail and you are confronted with a Doberman with rabies growling low and showing teeth…you have no dog bones and he wants to bite your ass off. / Man trägt Post aus und trifft auf einen tollwütigen Dobermann, der ein tiefes Knurren hören lässt und seine Zähne zeigt... man hat keine Hundeknochen dabei und er will einem in den Hintern beißen.
  9. In a movie…which wire do you cut to stop the time bomb, the green or the blue. / Im Film... welchen Draht schneidet man durch, um den Zeitzünder anzuhalten, den grünen oder den blauen?
  10. McCain will win. / McCain wird gewinnen.
Das brachte mich zu der Überlegung, was mir eigentlich das Gruseln beibringt. Ich meine, dass fünf Antworten genügen sollten und gebe sie hiermit ungefragt zum Besten. Bittesehr:
  1. Obama wird verlieren.
  2. Die Tankanzeige steht auf Reserve, es ist Nacht, ich bin auf einer Landstraße, habe mein Mobiltelefon zu Hause vergessen und es ist keine Tankstelle in Sicht.
  3. Der Strom fällt aus, nachdem ich vier Stunden so intensiv mit einem Manuskript beschäftigt war, dass ich vergessen habe, zwischendurch zu speichern.
  4. Beim Lesen eines Buches: Derjenige, den ich für den Bösewicht gehalten habe, entpuppt sich als unschuldig und es ist kein anderer Verdächtiger in Sicht.
  5. Der einzige Film, bei dem mir wirklich mulmig wurde (und etliche Stunden blieb): »The Shining« in der 256-Minuten-Verfilmung von 1997
So. Da ich von Natur aus neugierig bin, mache ich ein Blogstöckchen daraus. Nun wandert das frische Staffelholz zu Don Ralfo: Gibt es fünf Dinge, die dir den kalten Schweiß auf die Stirn treiben würden?

Freitag, 12. September 2008

An Regentagen im Herbst...


…und auch sonst ist ein gutes Buch die richtige Wahl. Ab 16. September wird die dritte Auflage meines Romans »Es gibt kein Unmöglich!« ausgeliefert. Bestellen kann man ab sofort. Mehr dazu nebenan unter »Bücher«.

Donnerstag, 11. September 2008

Das pfingstlich-charismatische Dilemma

In unserem Hausbilbelkreis gab es gestern und vorige Woche lebhafte Diskussionen darüber, ob es sinnvoll oder zulässig sei, »Ungläubige« mitzubringen. Zwei unvereinbar scheinende Vorstellungen darüber, was ein Hauskreis ist, wurden dabei deutlich.
  • Die einen betrachten den Hauskreis als Refugium, als einen Ort, an dem ausschließlich Christen sich versammeln, um ungestört Anbetung und Bibelarbeit, Austausch und Gebet zu pflegen. »Wenn da ein Fremder dabei wäre, könnte ich mich in der Anbetung nicht so für den Geist Gottes öffnen«, meinte eine Teilnehmerin. Jemand fügte hinzu: »Meine Probleme könnte ich nicht ansprechen, wenn wir nicht unter uns wären.«
  • Die anderen betrachten den Hauskreis als einen Ort, an dem Nachbarn, Kollegen, Freunde miterleben können, dass Christen ganz normale Menschen sind, die einander beistehen, ihren Gott loben, die sich freuen und traurig sein können. »Mir wäre richtiggehend unwohl, wenn ich wüsste, dass wir uns hier einigeln und nur mit uns selbst beschäftigen«, sagte eine Frau. »Wie sollen die Menschen denn Jesus kennen lernen, wenn nicht im Kreis von Gläubigen?«
Nun ist die Wahrscheinlichkeit, dass unser Kreis von Menschen überflutet wird, die Jesus noch nicht kennen, eine sehr geringe. Wir werden wohl in den nächsten Wochen weiter darüber reden, was und wie wir es sein wollen - und kaum einmal einen Ungläubigen zu Gesicht bekommen.

Das grundsätzliche Problem scheint mir jedoch weit über den Bereich Hauskreis hinaus zu gehen. Wir haben es mit einem Dilemma zu tun, das sich vor allem in den traditionellen pfingstlichen und charismatischen Gemeinden festgesetzt hat.

»Die Probleme der Welt sind nicht mehr die unseren, wir warten auf das neue Jerusalem und beim alten machen wir noch auf Missstände aufmerksam. Es ist nicht mehr unsere Welt, unser Land oder unsere Stadt für die wir beten und uns einsetzen«, schlussfolgert Storch in einem lesenswerten Beitrag zum Thema Solidarität.

Das trifft, meine ich, über den Solidaritätsgedanken hinaus genau den wunden Punkt. Wir sind dermaßen weit von unseren Mitmenschen entfernt, dass sie von manchen Christen schon als Bedrohung unserer Andacht empfunden werden. Wir können, meinen manche, nicht »richtig« anbeten, es sei denn, wir sind unter uns.

Die Abschottung ist so umfassend, so zum Normalfall geworden, dass kaum jemand sie noch wahrnimmt. Wir haben »christliche« Bücherstuben und »christliche« Musik, »christliche« Freizeiten, »christliche« Theatergruppen, »christliche« Zeitschriften, »christliches« Fernsehen, »christliche« Internetseiten, »christliche« Kindergärten, Schulen und wer weiß was noch alles…

Nehmen wir mal als ein Beispiel von vielen den Bereich der Musik unter die Lupe. Was ist denn eigentlich »christliche« Musik? Ist es Musik, die von Christen gemacht wird oder ist es Musik, die geistliche Belange thematisiert?
Die meisten Gläubigen in unseren Gemeinden werden die zweite Definition wählen und bezweifeln, dass ein Christ überhaupt etwas anderes als geistliche Themen musikalisch ausdrücken kann.
Nun frage ich mich: Kann ein christlicher Musiker sich nicht verlieben und »You are so beautiful to me« singen, wobei er die wunderschöne junge Dame und nicht den Herrn der Gemeinde meint? Kann ein Christ nicht von der Arbeit gestresst sein und einen »Working Man Blues« anstimmen? Kann ein Christ nicht in den Urlaub fahren und dabei vergnügt »On the Road Again« schmettern?
Nein. Kann er nicht, wenn man in die CD-Regale in unseren Gemeinden schaut. Solche Musik ist nicht zu finden. Dafür die hundertste Zusammenstellung der besten »Worship-Songs« und allerlei fromme Schlager, die kein Mensch außerhalb unserer Gemeinden auch nur zur Kenntnis nehmen würde. An Musikrichtungen ist bis hin zu Heavy-Metal alles vertreten, Hauptsache, es kommt oft genug frommes Vokabular in den Texten vor.
Künstler wie U2, Bob Dylan oder Söhne Mannheims wird man vergeblich in den Regalen suchen. Die sind ja nicht »richtig« christlich, weil sie auch oder sogar vornehmlich »weltliche« Lieder singen.

Viele Gläubige wundern sich darüber, dass die Menschen nicht in unsere Gottesdienste stürmen, um sich bekehren zu dürfen. In unserem Hausbibelkreis hatte jemand die Idee, doch mit der Gitarre in den Park zu gehen und dort Lobpreislieder zu singen, als evangelistische Aktion des Hauskreises. Ich fragte: »Und dann? Wenn jemand im Park tatsächlich neugierig werden sollte, darf er dann am Mittwoch in den Hauskreis kommen, bevor er sich bekehrt hat?« Die Antwort war ein betretenes Schweigen…

Unser pfingstlich-charismatisches Dilemma ist uns so vertraut, dass wir es gar nicht mehr wahrnehmen. Wir haben das biblische »nicht von der Welt« als »nicht in der Welt« verstanden und uns entsprechend abgekapselt. Wir sind wunderliche Figuren, Sonderlinge und Exoten, die sich oft genug nicht einmal mehr wundern, warum »die Welt« nicht unsere Gemeinden stürmt, um sich erretten zu lassen. Den Hauskreis dürften die Heiden ja sowieso nicht so ohne weiteres stürmen...

Sie bleiben unvergessen...

...über 3000 Opfer der Anschläge am 11. September 2001.  

Mittwoch, 10. September 2008

Endzeit?

Die Berliner Zeitung »Der Tagesspiegel« bittet die Leser um Gebet:


Auch die Zeitung »Die Zeit« hat Bedenken:


Nun ist ja schon die Annahme falsch, dass unser Universum durch einen »Urknall« entstanden sei. Womöglich beweist das Experiment den Forschern diesen Irrtum. 

Wir weren es erleben, so oder so...

Paulus über Trunkenheit beim Abendmahl, Geistesgaben und die Liebe

Die Serie über den ersten Brief an die Korinther geht weiter. Ein Ausschnitt:
Was ist nicht schon alles über die Liebe gesagt und philosophiert worden. »Wer liebt, der muss wissen, dass er auch leiden kann; wer nicht liebt, der leidet bereits«, erklärt ein russisches Sprichwort. Aus dem arabischen Kulturkreis stammt die Feststellung: »Die Liebe ist wie ein Garten: Wenn man sie nicht pflegt, verkommt sie.« » Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße«, meinte Franz Kafka. »Was ist Wissen, das nicht von der Liebe ausgeht?« fragte Bettina von Arnim Goethe in einem Briefwechsel.
Hier geht's zum Text: Zurück nach Korinth? Teil 11

Wie immer bei der Serie: Kommentare gerne dort, nicht hier.

Dienstag, 9. September 2008

40 Tage Gedankendiät als PDF

Pastor Gregory M. Dickow hat im Frühjahr 2008 diese Serie über das Fasten von falschen Denkmustern geschrieben. Ich habe die Texte übersetzt und auf diesem Blog veröffentlicht, mit freundlicher Genehmigung von Pastor Dickow.

Zahlreiche Anfragen von Lesern, ob das Ganze nicht auch in gedruckter Form zu bekommen sei und der eigene Wunsch, diese Serie an Menschen weitergeben zu können, die ohne Internet leben, haben mich nun bewogen, diese Version zusammenzustellen und als PDF-Datei anzubieten. 

Ich habe die Texte beim Zusammenstellen noch von einigen Tippfehlern befreit und eine einheitliche, schlichte Formatierung gewählt. Nach wie vor gilt: Nicht alles entspricht zu 100 Prozent meinem persönlichen Empfinden oder Glauben, aber es sind zweifellos wertvolle Impulse, mit denen eine Beschäftigung lohnt.  

Es gibt jeden Tag einen Abschnitt, der mit „Denke so und sprich es aus:“ überschrieben ist. Das ist tatsächlich so gemeint, denn was wir mit unserer Stimme aussprechen, hat mehr Potential zur Veränderung als das, was wir stumm denken. Wer es nicht glaubt: Ausprobieren – es kostet ja nichts außer der Anstrengung, den Mund zu öffnen.  
Ich wünsche den Leserinnen und Lesern, dass sie erleben, wie sich durch veränderte Denkmuster nach und nach segensreiche Auswirkungen im persönlichen Leben zeigen.

Hier geht es zum Download: 40 Tage Gedankendiät als PDF

P.S.: Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass eine kostenlose Weitergabe gestattet und erwünscht ist; jegliche Verwendung, die mit Kosten für den Leser (zum Beispiel als Buch oder in welcher Form auch immer) verbunden wäre, ist nicht gestattet. Auch wer diese Datei ausdruckt oder kopiert, um sie weiterzugeben, ist nicht berechtigt, für Druck oder Kopie Geld zu verlangen. Das Copyright verbleibt bei Autor und Übersetzer.  

Montag, 8. September 2008

Mein Leibgericht

Ich versprach gestern, dass es heute »in deutscher Zunge« weiter geht auf diesem Blog. Man kann sich ja etwas auf der Zunge zergehen lassen, bildlich oder im Wortsinn, wenn es ganz besonders wohlschmeckend ist. Insofern wünsche ich guten Appetit für diese kleine Geschichte, die ich vor etwa 12 Jahren geschrieben habe:


Ungeschriebene Aufsätze*: Mein Leibgericht 
Jana G., 9 Jahre alt

Mein Leibgericht habe ich meistens bei mir. Wenn es alle ist, dauert es nicht lange, bis wieder davon da ist. Es schmeckt mir sehr gut, sonst wäre es ja auch nicht mein Leibgericht. 

Ich muss es zwar immer heimlich essen, aber das macht nichts. Mal ist mein Leibgericht eher flüssig, mal eher fest. Der Geschmack ist aber immer gleich gut. Die Farbe wechselt auch, von weißlich-gelb zu grün, manchmal ist es auch fast bräunlich. 

Es macht nicht satt, dazu ist es viel zu wenig, aber es schmeckt eben so besonders und so gut. Und ich habe es ganz für mich: kein Mensch außer mir wird jemals davon essen.   

Niemand wird es zugeben wollen, aber ich weiß, dass ich nicht der einzige Mensch mit diesem Leibgericht bin. Viele essen ihre Popel.


*In der Serie »Ungeschriebene Aufsätze« schlüpfe ich in die Rolle von Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Alters und schreibe das, was sie schrieben, wenn sie es wagten, die nackte Wahrheit zu schreiben. In meiner Kurzgeschichtensammlung »Gänsehaut und Übelkeit« gibt es auch ein paar Episoden aus dieser Serie.

Sonntag, 7. September 2008

Why does God love Obama...

...und andere drängende Fragen. Man sollte des Englischen mächtig sein, um diesen Beitrag aus Amerika zu genießen. Dann erfährt man unter anderem:
Volkswagen is linked to Hitler.
Für allen anderen Blogbesucher: Morgen geht es wieder in deutscher Zunge weiter. Versprochen! Augenzwinkernd und innerlich grinsend zwar, aber immerhin versprochen. Doch nun zum Video:

Samstag, 6. September 2008

John Grisham: The Appeal


John Grisham ist Autor. John Grisham ist Jurist. John Grisham ist Christ.

In seinem Roman »The Appeal« werden alle drei John Grishams sichtbar und prägen die Lektüre. Manch einen Leser wird dies womöglich nicht recht schmecken, aber auf mich wirkte dieses Buch so, als sei es das bisher ehrlichste und persönlichste seiner Erzählwerke.

Das Buch beginnt mit einem Ende. Dem Ende eines Prozesses, den eine Witwe gegen das Unternehmen führt, durch dessen sorglosen Umgang mit chemischen Abfällen nicht nur ihr Mann an Krebs erkrankt und gestorben ist, sondern eine ganze Stadt vergiftet wurde. Die Firma wird zu einer Geldstrafe von 41 Millionen Dollar verurteilt.

Grisham erzählt aus wechselnder Perspektive, was nach dem Urteil und vor der Berufungsverhandlung (daher der Titel »The Appeal«) geschieht. Der Leser begleitet mal den Milliardär, der seine Firma »Krane Chemicals Co.« vor der Zahlung der enormen Geldsumme bewahren will, mal die Witwe, die nderen geschädigten Bewohner der Stadt und deren Anwälte, die, da ja Berufung eingelegt wurde, keinen Cent von den Millionen bekommen und mit dem finanziellen Ruin kämpfen, mal denjenigen, der in der Berufungsverhandlung das Zünglein an der Waage zugunsten des verurteilten Unternehmens sein soll sowie diejenigen, die für seinen rasanten Aufstieg Sorge tragen.

Das Buch wird als Thriller beworben, es ist aber eher ein - allerdings durchweg spannender - Gesellschaftsroman. Ein Roman auf jeden Fall, der schonunglos aufdeckt, was nicht aufgedeckt werden will: Nicht nur die Politik ist ein schmutziges Geschäft und käuflich, das Gleiche gilt auch für das Rechtswesen. Wer die nötigen Geldmittel hat, kann - von der Öffentlichkeit unbemerkt - darauf hinwirken, dass ein Gericht die Entscheidung in seinem Sinne fällt. Krane Chemicals hat das Geld und die richtigen Berater:
We target a supreme court justice who is not particularly friendly, and we take him, or her, out of the picture.
So einfach ist das.

Das Buch ist einerseits ein Zeugnis dafür, wie satt John Grisham die wild wuchernde Korruption in Justiz und Politik hat, andererseits verkneift er sich jegliches platte Moralisieren. Er hält dem Leser, und damit nicht zuletzt seiner Heimat Mississippi, einen Spiegel vor, ohne Wertungen abzugeben. Er schreibt als Chronist, und was er berichtet, ist dazu angetan, den Leser zumindest zu beunruhigen, wenn nicht gar eine Gänsehaut zu verursachen. Sollte Amerika wirklich so funktionieren, wie in diesem Buch? Die Antwort, die John Grisham im Nachwort gibt, ist eine doppeldeutige.
All characters herein are purely fictional. Any similarity to a real person is coincidental. There is no Cary County...
...now that I have impugned my own work, I must say that there is a lot of truth in this story.
Auch den christlichen Gemeinden und Kirchen hält er mehrfach einen Spiegel vor das Gesicht. In diesem Roman treten Geistliche und Laien auf, die alle meinen, Gott auf ihrer Seite zu haben. Sie können es auch samt und sonders begründen. Und dennoch stehen sie auf absolut gegensätzlichen Positionen, während die Berufungsverhandlung näher rückt.
In einer amerikanischen Rezension zum Buch las ich:
Who knew that the mega-best-selling Grisham wanted to be a sort of Old Testament prophet fulminating against our sins? In »The Appeal«, he pulls that off beautifully.
Der Christ John Grisham scheut sich tatsächlich nicht, wie ein Prophet des Alten Testamentes Jauchegruben im eigenen Lager aufzudecken - und das ist auch gut so.

Der Roman hat für mich, den juristischen Laien, noch dazu in Deutschland, einige Bestandteile, die ich zur Kenntnis nehme, ohne sie recht zu verstehen. Der Jurist John Grisham weiß sicher besser in den Paragraphen seines Landes Bescheid als ich, und ehrlich gesagt ist das juristische Dickicht auch nicht so entscheidend für die Geschichte, die er erzählt.

Der Autor John Grisham schließlich zeigt sich von seiner gewohnt guten Seite. »The Appeal« ist nicht sein bestes Buch, aber es ist auch kein Durchhänger. Ich will an dieser Stelle nicht verraten, wie der Roman endet. Dies zu entdecken bleibt jedem Leser überlassen, und ich bin überzeugt, dass der Weg durch die über 350 Seiten auch für andere so spannend und mitreißend sei wird, wie er für mich war.

Mein Fazit: Kein Meisterwerk, aber ein sehr gutes Buch, womöglich sogar ein sehr notwendiges Buch, weil es in der Lage ist, Augen zu öffnen. Auch wenn der Blick auf die Realität dann schmerzhaft ist.
Sprachlich und erzählerisch fand ich das Buch - wie von John Grisham gewohnt - ohne Makel. In erster Linie ist und bleibt er natürlich, obwohl Jurist und Christ, Schriftsteller. Und zwar einer, der sein Handwerk beherrscht. (Ich habe das Original gelesen, inwieweit die deutsche Übersetzung gelungen ist, vermag ich nicht zu beurteilen.)

Details:
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Doubleday;
Auflage: 1 (Januar 2008)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0385515049
ISBN-13: 978-0385515047

Das Buch gibt es in verschiedenen Ausgaben und ab November 2008 auch als Taschenbuch, zum Beispiel hier bei Amazon: The Appeal

Freitag, 5. September 2008

Paulus über zweitrangige Frauen und herrliche Männer

In diesem Punkt, lieber Paulus, zähle ich mich zu denen, die es »für gut halten, streitsüchtig zu sein.«
Hier geht es zum Teil 10 der Serie: Zurück nach Korinth?

Kommentare wieder dort statt hier, ist ja logisch, oder?

Donnerstag, 4. September 2008

Browseritis

Zwei Beta-Browser habe ich in diesen Tagen zu meiner Sammlung hinzugefügt. Der eine hat beim Installieren nachgeschaut, ob mein Computer (mit Buntstiften? mit Tusche?) malen kann...

Der andere, der auf den Namen Chrome hört, ließ solchen Unfug sein und ist ganz einfach enorm schnell und komfortabel:

Daneben gibt es dann noch Opera, Safari, Firefox unter Linux, Firefox unter Windows und den IE7 auf unseren Rechnern. Eine regelrechte Browseritis also.

Das hat seinen Sinn: Da wir (MatMil) für einen der großen deutschen Verlage unter anderem CDs produzieren, deren jeweilige Oberfläche auf möglichst jedem Browser möglichst anständig aussehen soll, teste ich unsere Programmierung mit diversen Browsern. Gestern gelang es mir, den Firefox per Code dazu zu zwingen, eine rechte Leiste zum Scrollen einzublenden, auch wenn die Seite gar nicht gescrollt werden muss und kann. Dann »springt« nämlich das Bild nicht beim Wechsel von kurzen zu langen Seiten auf der CD...

Mein Tipp für den normalen Computerbenutzer: Chrome, obwohl noch im Beta-Stadium. Wer Beta-Versionen nicht mag, möge getrost zum Firefox oder zu Opera greifen, Safari ist auch nicht übel, stabil und schnell, und Safari sieht so schön nach Apple aus, auch wenn man keinen Apple hat:

Noch ein Tipp: Finger beziehungsweise Maus weg vom Internet-Explorer 8, zumindest in der vorliegenden Beta-Ausgabe - der installiert sich nicht parallel zur Vorgängerversion, sondern überschreibt ungefragt alles und nervt dann mit Fehlermeldungen über »nicht kompatible« Webseiten oder Anwendungen. Immerhin: Er lässt sich über die Systemsteuerung entfernen und der IE 7 ist ohne erneute Installation wieder da.

Mittwoch, 3. September 2008

Einfach nur Gemeinde

Ich hatte vor geraumer Zeit hier schon auf den »Infotag einfache Gemeinde« am kommenden Samstag hingewiesen, an dem ich teilzunehmen gedenke, voraussichtlich zusammen mit der besten aller Ehefrauen, obwohl wir keiner Hauskirche angehören, sondern eine größere Gemeinde besuchen. Allenfalls unser Hausbibelkreis (in dem das Foto rechts entstand) könnte mit etwas Phantasie als Hauskirchenverwandtschaft durchgehen.

Da ich von Natur aus neugierig bin und gerne verschiedene Modelle und Ausprägungen von Gemeinde kennen lerne, Unbekanntes vom Un befreie und vor allem Informationen aus erster Hand weit höher schätze als solche, die über mehrere Ecken kommen, dürfte ich auch als Nichthauskirchler kaum fehl am Platze sein. Außerdem bedeuten mir all die Denominationen, Konfessionen und Wasnochfürionen herzlich wenig, für mich gibt es einfach nur Gemeinde.

Falls noch jemand unter meinen Blogbesuchern spontan Lust hat, ebenfalls dabei zu sein, steht dem vermutlich nichts im Wege - sicherheitshalber sollte man vielleicht bei »anmeldung ät kochministry dot de« nachfragen - beziehungsweise sich sowieso anmelden. Hier noch der Link zu den Informationen: Einfache Gemeinde - Hauskirchentag

Dienstag, 2. September 2008

Zurück nach Korinth - Teil 9 ist da.

Nach längerer Pause geht es auf meinem textlastigen anderen Blog mit der Serie über den Korintherbrief weiter. Die Gläubigen in Korinth feiern das Abendmahl. Das ist gut so, aber...

Zurück nach Korinth - Teil 9

Wie üblich: Kommentare dort, nicht hier.

Heute auf der ganzen Welt...


...wird das Ereignis gefeiert: Dieser Blog hat hiermit den 500sten Beitrag. Sogar das »Hermann Motel«, irgendwo in den USA vermutlich, nahm sich die Zeit zur Gratulation. Na so was. Da freut sich der Blogger und bedankt sich bei den Besuchern für die Aufmerksamkeit.

Montag, 1. September 2008

Schlank und gesund in 40 Tagen! 40

Aus einer Gemeinde in Chicago (Life Changers International Church) stammt diese Serie über 40 Tage Fasten – in diesem Fall geht es aber nicht darum, nichts zu essen, sondern um das Fasten von falschen Denkmustern.
Pastor Gregory M. Dickow hat die 40 Impulse im Frühjahr 2008 geschrieben. Die Genehmigung zur Übersetzung und Veröffentlichung im Internet liegt vor.
Nicht alles entspricht zu 100 Prozent meinem persönlichen Empfinden oder Glauben, aber es sind zweifellos wertvolle Impulse, mit denen eine Beschäftigung lohnt.
Mit diesem letzten Beitrag liegen alle Teile vor - ein Klick auf »
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Tag 40: Das ist unmöglich

Am Ende unserer 40tägigen Revolution von Innen nach Außen entfernen wir die Grenzen aus unserem Denken. Um das zu tun, müssen wir von diesem Gedanken fasten: »Das ist unmöglich.«
Jesus sagte: »Dem Glaubenden ist alles möglich.« (Markus 9, 23)

Gibt es etwas in deinem Leben, was du aufgegeben oder für unmöglich gehalten hast? Was immer es ist, gib niemals auf. Niemals!
Die New York Times interviewte mich gestern. Dabei wurde gefragt, ob ich am Sonntag etwas zum Problem der Rassen sagen würde, weil dies in den Medien gerade ein heißes Thema sei. Meine Antwort war: »Die Rassenfrage ist ein wichtiges Thema, aber dass jemand von den Toten auferstanden ist, ist noch viel wichtiger.« Die Journalistin frage mich, was genau ich darüber predigen würde. Ich sagte: »Wenn ein Mensch von den Toten aufersteht, dass ist nichts unmöglich.«
  1. Denke täglich über die Auferstehung Jesu nach. Das zeigt dir die wunderbare Macht Gottes, buchstäblich alles tun zu können!
  2. Verbanne jeden Gedanken, der in etwa so lautet: »Das kann ich nicht glauben.« Zynismus und Skeptizismus haben unsere Kultur durchdrungen. Wir müssen uns von der Gewohnheit lösen, alles und jedes immer zu bezweifeln. Wenn du meinst, es gäbe keinen Weg, dann ist Jesus der Weg.
  3. Gehe das wirkliche Problem an. Es ist nicht die Frage, ob Gott helfen wird. Es ist die Frage, ob wir glauben! Ein Vater kam zu Jesus und meinte: «Aber wenn du etwas kannst, so habe Erbarmen mit uns und hilf uns.« Jeus antwortete ihm: »Wenn du das kannst? Dem Glaubenden ist alles möglich.« Die Frage ist nicht, ob Gott etwas tun kann. Unser Glaube ist gefragt. Denke daran, dass der Glaube aus dem Wort Gottes kommt (Römer 10, 17).
  4. Glaube, dass deine Worte Berge versetzen können. Matthäus 17, 20: »Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin! und er wird sich hinwegheben. Und nichts wird euch unmöglich sein.«
  5. Denke über Menschen nach, die eine »unmögliche« Situation lösen konnten. Abraham war 99 Jahre alt und wurde Vater, seine Frau war 90. Mose teilte das Meer. Die Liste ist lang... Finde diese Menschen in der Bibel und fülle deinen Geist mit ihrem Zeugnis. Hebräer 12, 1-2: »Laßt nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.« Wenn es für diese Glaubensvorbilder möglich war, dann kann und wird es für dich geschehen, wenn du dein Vertrauen nicht wegwirfst.
Das einzige, was unmöglich ist auf dieser Welt, ist dass Gott lügt.

Denke so und sprich es aus:

»Da Jesus von den Toten auferstanden ist, ist alles möglich. Ich erwarte, dass unlösbare Situationen gelöst werden. Ich kann das glauben!
Jesus ist der Weg, wenn es keinen Weg zu geben scheint. Ich glaube und bekenne, dass Gott alles in seinem Wort verheißene tun kann, was ich glaube.
Da meine Worte Berge bewegen können, wird mir nichts unmöglich sein. Ich werde mein Vertrauen auf Gottes Zusagen nicht wegwerfen, weil nur eins auf dieser Welt unmöglich ist: Dass Gott lügt.
Daher wird sich seine Verheißung in meinem Leben erfüllen, und zwar ab heute.«