Donnerstag, 30. Dezember 2010

Euro-English

The European Commission has just announced an agreement whereby English will be the official language of the European Union rather than German, which was the other possibility.
As part of the negotiations, the British Government conceded that English spelling had some room for improvement and has accepted a 5-year phase in plan that would become known as 'Euro-English'.
In the first year, 's' will replace the soft 'c'. Sertainly, this will make the sivil servants jump with joy. The hard 'c' will be dropped in favour of 'k'. This should klear up konfusion, and keyboards kan have one less letter.
There will be growing publik enthusiasm in the sekond year when the troublesome 'ph' will be replaced with 'f'. This will make words like fotograf 20% shorter.
In the 3rd year, publik akseptanse of the new spelling kan be expekted to reach the stage where more komplikated changes are possible.
Governments will enkourage the removal of double letters which have always ben a deterent to akurate speling.
Also, al wil agre that the horibl mes of the silent 'e' in the languag is disgrasful and it should go away.
By the 4th yer people wil be reseptiv to steps such as replasing 'th' with 'z' and 'w' with 'v'.
During ze fifz yer, ze unesesary 'o' kan be dropd from vords kontaining 'ou' and after ziz fifz yer, ve vil hav a reil sensibl riten styl.
Zer vil be no mor trubl or difikultis and evrivun vil find it ezi tu understand ech oza. Ze drem of a united urop vil finali kum tru.
Und efter ze fifz yer, ve vil al be speking German like zey vunted in ze forst plas.

(Quelle: wurde mir via E-Mail zugespielt. Gefunden in der English Lounge bei Xing.)

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Gelesen im Jahr 2010

Im Januar habe ich begonnen, eine Liste zu führen mit den gelesenen Büchern. Ich wusste nie so recht, wie viele Bücher pro Jahr ich lese, das sollte sich 2010 ändern. Und siehe da: Es sind eine ganze Menge.

Hier nun meine Liste, das Kürzel am Schluss ist so eine Art Schulnote: + heißt 1-2; 0 heißt 3-4, – heißt 5-6. Die beiden Bücher, die ich nicht zu Ende gelesen habe, sind in roter Schrift, die darf ich also nicht mitzählen.

Autor; Titel; Bemerkung;  +/0/-


Das beste meiner 2010-BücherAdelaja, Sunny; Heavenly Atmosphere in the Family; a mix between 'mediocre' and 'plain wrong'; -
Adelaja, Sunny; The Whole World is Waiting for You; not all bad, but very one-sided and often inconsistent; -
Auster, Paul; Invisible; splendid!; +
Auster, Paul; The Music of Change; splendid!; +
Auster, Paul; In the Country of Last Things; splendid!; +
Baranek, Dirk u. a.; twitter - Das Leben in 140 Zeichen; unterhaltsam, lustig, kurzweilig; +
Bevins, Winfield H.; Holy Spirit; nothing new, but well written; 0
Cleland, John; The Life and Adventures of Miss Fanny Hill; a very old-fashioned scandal - boring. Didn't finish reading…; -
Crichton, Michael; Pirate Latitudes; great! - very thrilling - too bad there won't be more Crichton books; +
Crichton;  Michael; A Case of Need; good book, but not very good; +
Dunsany, Lord; Fifty-One Tales; a beautyful collection of stories; +
Ehris, Wagner u. a.; Beziehungsweise leben; informativ, breitgefächert, gut lesbar; +
Goethe, Johann Wolfgang von; Die Leiden des jungen Werther; Auch beim dritten Lesen mitreißend, wunderbare Sprache; +
Gordon, Jan; Black Silk; nicely written fantasy, including tasty erotic scenes; +
Graf, Christof; Leonard Cohen: Titan der Worte; gut recherchiert, aber viele Wiederholungen, Cohen-Texte auf Deutsch ohne englisches Original; 0
Grisham, John; Ford County; splendid!; +
Grisham, John; Theodore Boone; splendid!; +
Hack, Kerstin; Die Hütte und ich; zwiespältig - locker geschrieben, aber manchmal nicht ganz nachvollziehbar; 0
Hearn, Lafcadio; Die Geisha; klassisch mittelprächtig; 0
Hemmingway, Ernest; The Complete Short Stories; mixed: good / very good / boring; +
Henoch; Das Buch Henoch; ziemlich wirres Zeug; -
Higgins Clark, Mary; Moonlight Becomes You; suspense until the last pages - very good book.; +
Hornby, Nick & others; Speaking With The Angel; very interesting mix of writers and stories. Thumbs up!; +
Hustvedt, Siri; The Blindfold; several unconnected stories or a novel? well written and entertaining; +
Jelinek, Elfriede; Lust; grauenhaft, nach 50 Seiten beiseite gelegt; -
Joyce, James; Dubliners; not bad, only sometimes too longwinding; +
Kafka, Franz; Die Verwandlung; klassisch, gut, schwacher Schluss; 0
Kafka, Franz; Das Schloß; meist gut, wenngleich gelegentlich ermüdend - kein Schluss; 0
King, Stephen; Cell; second reading was as thrilling as first. great book!; +
King, Stephen; UR; splendid!; +
King, Stephen; The Eyes of the Dragon; different - but very good, excellent entertainment; +
King, Stephen; Blockade Billy; noone else can tell a tale like this. Great!; +
King, Stephen; Full Dark, No Stars; more than splendid. excellent!; +
Lenzen, Christof; Lass dich fallen und flieg!; wohltuend anders als erwartet. Daumen hoch!; +
Löhr, Robert; Das Hamlet-Komplott; nicht so brillant wie das Erlkönig Manöver, aber unterhaltsam.; +
London, Jack; When God Laughs & Other Stories; a swell classic - entertaining and well written; +
Mankell, Henning; Der Feind im Schatten; großartiger Roman, würdiger Abschluss der Wallander-Reihe; +
Mann, Klaus; Speed - Erzählungen aus dem Exil; amüsant, nachdenklich, albern und ernsthaft. Prima Lektüre; +
Mann, Thomas; Der Tod in Venedig; klassisch und immer wieder gut; +
McDermid, Val; A Darker Domain; very british, thrilling, surprise ending; +
Patterson, James; Cross; a real thrilling thriller; +
Poe, Edgar Alan; Tales of the Grotesque and Arabesque; classic mix: good / very good / sometimes boring; +
Rath, Hans; Man tut, was man kann; unbeschwerte Ferienlektüre, gut erzählt und unterhaltsam; +
Sarrazin, Tilo; Deutschland schafft sich ab; sehr gut recherchiert, interessant geschrieben. Guter Weckruf.; +
Small Stories; Uncollected Stories; entertaining in a mediocre way, that's all; 0
Stephens, James; Irish Fairy Tales; outdated somehow. gets boring now and then, sometimes very good.; 0
Stephens, S.C.; Thoughtless; not good, not bad, just mediocre.; 0
Storm, Hans Theodor; Der Schimmelreiter; auch nach Jahrzehnten wieder eine spannende Erzählung; +
Suter, Martin; Lila, Lila; locker-leichte Lektüre mit Spaß und Spannung; +
Suter, Martin; Der Koch; unterhaltsam, überraschend und gut erzählt; +
Twain, Mark; The $30.000 Bequest & other short stories; entertaining and often funny, pleasant reading; +
Walser, Martin; Mein Jenseits; wunderbare Lektüre, beeindruckende Literatur; +
Walter, Roland; Streiflichter; interessante Einblicke in ein Leben mit Behinderung; +
Wolf, Christa; Stadt der Engel oder The overcoat of Dr. Freud; wesentlich interessanter als erwartet, großartiges Buch.; +

Demnach habe ich (ohne die beiden vor dem Ende beiseite gelegten) 52 Bücher gelesen, immerhin. Das beste Buch war für mich Full Dark, No Stars, dicht gefolgt von Stadt der Engel und Ford County. Ich bin gespannt, wie viele es 2011 werden.

Dienstag, 28. Dezember 2010

Jessika – ein Verhängnis /// Teil 4

Zunächst, die regelmäßigen Besucher dieses Blogs erwarten das bereits, der Hinweis auf die vorangegangenen Folgen dieser Erzählung: [Teil 1] /// [Teil 2] /// [Teil 3]

Die geschätzten Leser haben mal wieder mit ihrer Abstimmung für einen Fortgang gesorgt, den ich nicht beabsichtigt hatte. Ich wollte Jessika so schnell wie möglich in Berlin haben. Aber gut – Spielregeln sind nun mal Spielregeln. Und was nun im Zug passiert, damit Jessika nicht einfach so abfliegen kann, gefällt mir sogar recht gut. Bittesehr:

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Im Abteil, Jessika gegenüber, saß eine Familie, Vater, Mutter, Tochter. Das Mädchen mochte fünf Jahre alt sein. Sie war zappelig, ungeduldig, typisch Kind eben. Stillsitzen war ihr fremd und unangenehm.

Die Eltern waren bemüht, die kleine Violetta im Zaum zu halten. Das gestaltete sich jedoch ziemlich schwierig. Sie ließ sich nur wenige Minuten bändigen, sei es mit Süßigkeiten, sei es mit Comic-Heften oder Versprechungen, was sie alles bekommen und erleben würde, wenn sie nur obediente und buona wäre. »Che palle!«, rief Violetta, als ihr gutmütiger Vater ihr zum dritten mal das gleiche Mickey-Mouse-Heft vorlesen wollte. Sie forderte vehement, dass andare a passeggio eine gute Idee wäre, und zwar zur Spitze des Zuges, dann bis zum Ende und dann vielleicht auch zurück zum Abteil.

Violetta ist abenteuerlustigJessika versuchte, zu lesen. Das Buch, Therapie von Sebastian Fitzek, war spannend genug, um es nicht aus der Hand legen zu wollen Das Quengeln und Jammern jedoch machte es unmöglich, sich zu konzentrieren. Schließlich sprach sie die kleine Violetta an: »Ti va di venire a la locomotiva?«

Wie dankbar doch beide Eltern aufatmeten, dass die Mitreisende keine Beschwerden vorbrachte, sondern sogar bereit war, das Kind einige Minuten abzulenken. Sie hatten Jessika bereits mehrfach wortreich erklärt, dass der Vater kaum laufen konnte, er habe sich bei einem incidente eine Verletzung der Wirbelsäule zugezogen, die zwar heilen würde, aber das brauche seine Zeit. Sein linker Fuß sei nahezu gefühllos. Die Familie war auf dem Weg nach Rom, um dort ein Fahrzeug mit automatischem Getriebe abzuholen, damit der Verletzte wieder Auto fahren konnte. Sie lebten auf einem kleinen Dorf bei Parma, es gab dort weder Bus noch Bahn, so dass der Vater nicht zur Arbeit kommen konnte. Er hatte – grazie a Dio! – einen Bürojob, aber zur Arbeit und zurück musste er eben irgendwie fahren können.

Jessika nahm nun die begeisterte Violetta an die Hand und machte sich mit ihr auf den Weg durch den Zug nach vorne. Die Wagen waren gut besetzt, einige Fahrgäste standen im Gang an den Fenstern und genossen den Fahrtwind, der hereinströmte. Bei den modernen Zügen konnte man ja keine Fenster mehr öffnen und war auf Gedeih und Verderb der Klimaanlage ausgeliefert, aber dieser Zug bestand noch aus den guten alten Abteilwagen, die Fenster konnten herunter geschoben werden. An der Zugspitze angekommen öffnete Jessika ein Fenster und streckte den Kopf hinaus, um festzustellen, ob die Lokomotive sichtbar war. Dann nahm sie die kleine Violetta auf den Arm und ließ sie hinausschauen. Begeistert schilderte das Mädchen den Anblick, der sich ihr bot, vergnügt ließ sie sich die Haare ordentlich durchpusten. Sie lehnte sich immer weiter hinaus, schließlich zog Jessika sie wieder herein und schloss das Fenster.

Violetta protestierte, aber Jessika konnte sie davon überzeugen, dass auch der Ausblick am Ende des Zuges interessant sein musste. Man könne dort die Schienen in der Ferne verschwinden sehen, es würde sich so anfühlen, als fliege man durch die Landschaft. Sie spazierten durch die Gänge und am Ende des letzten Waggons waren ovale Fenster, durch die man eine gute Aussicht hatte. Eine Weile betrachteten sie das in der Sonne glitzernde Band der silbernen Schienen, die vorbeiflitzenden Masten der Stromleitung, die Momentaufnahmen von Dörfern und Feldern.

Zurück im Abteil erzählte das Mädchen seinen Eltern begeistert, was alles zu sehen gewesen war auf dem Ausflug. Jessika lehnte sich in ihren Sitz und schloss die Augen, um ein wenig auszuruhen. Viel Schlaf hatte sie in letzter Zeit nicht gefunden.

Als sie etwa 20 Minuten später wieder aufwachte, war es still im Abteil. Die beiden Eltern schlummerten, Violetta war nicht zu sehen. Vermutlich war sie zur Toilette gegangen. Jessika nahm ihr Buch zur Hand und wollte weiterlesen, aber es gelang ihr nicht. Das Kind ist in Gefahr. Du musst nachsehen. Du musst JETZT nachsehen.

Sie stand auf, nahm ihre Handtasche mit und öffnete die Schiebetür des Abteils. Der Gang in ihrem Waggon war leer. Jessika schloss die Türe hinter sich und ging nach vorne zur nächsten Toilette. Die war leer. Keine Spur von Violetta. Sollte sie die Eltern wecken und fragen, wo das Mädchen war? Womöglich unnötige Aufregung verursachen?

Du hast nicht mehr viel Zeit. Du kannst ein Leben retten, statt eines zu nehmen. »Das ist nicht meine Art«, murmelte Jessika, aber sie machte sich auf den Weg nach vorne zur Zugspitze. Sie wusste nicht, was sie erwartete, aber immerhin hatte sie ihre Beretta bei sich. Als sie im vordersten Wagen ankam, sah sie die untere Hälfte von Violetta. Das Kind hatte es irgendwie geschafft, sich am Fenster hochzuziehen und hing mit dem Oberkörper im Freien, die Beine baumelten ohne festen Halt in den Gang. Jessika eilte nach vorne. Eine Frau kam aus einem Abteil, sah das Mädchen und begann zu kreischen. »Mama mia! Aiuto!«

Jessika stürmte an ihr vorbei, ließ die Handtasche fallen und griff nach den Beinen des Kindes, die gerade auf dem Weg nach draußen waren. Vermutlich durch das Geschrei erschreckt hatte Violetta die prekäre Balance verloren und drohte, aus dem Fenster zu fallen. Jessika hielt die Beine fest, aber es war ihr nicht möglich, den Körper wieder in den Zug zu ziehen, der Winkel zum Fenster war zu hoch. Jessika spürte, dass ihre Hände auf der nackten Haut der Beine keinen festen Halt fanden. Das Kind rutschte ihr davon, Violettas Kopf prallte von außen gegen die Scheibe.

Zwei kräftige Männerarme erschienen neben ihr, die Hände griffen um die Hüften des Kindes und gemeinsam mit Jessikas Anstrengung zogen sie das Kind wieder in den Wagen. Die hysterische Frau schrie immer noch, der Gang hatte sich mit Menschen gefüllt. Irgend jemand kam auf die glorreiche Idee, die Notbremse zu ziehen, als das Mädchen schon wieder im Wagen war. Die Bremsen griffen, der Zug wurde abrupt abgebremst, so stark, dass Jessika, die Violetta fest in den Armen hielt, das Gleichgewicht verlor und im Gang hinfiel. Der Mann, der zu Hilfe geeilt war, stürzte ebenfalls und kam neben den beiden zum Liegen.

Es herrschte ein ziemliches Durcheinander, als der Zug zum Stehen kam. Stimmen riefen dieses oder jenes, in den Abteilen waren Gepäckstücke aus den Netzen gefallen, Jessika hielt das schluchzende Mädchen fest an sich gepresst und blieb noch einen Moment liegen. Der Mann neben ihnen rappelte sich auf und reichte Jessika die Hand, um ihr auf die Beine zu helfen.

»Bravo, bravissimo«, sagte er, »ultimo secondo!«

Jessika hatte sich wieder unter Kontrolle. Alles was sie in diesem Zug wollte, war unauffällig zu verschwinden. Nun stand sie im Mittelpunkt einer aufgeregten Menschenmenge, ein an der Stirn blutendes fremdes Mädchen schmiegte sich verängstigt an sie und der Zug stand still, was dazu führen würde, dass die Zugbegleiter und damit die Behörden sich der Sache annehmen würden.

Das hast du nun davon, dich einzumischen, du steckst ziemlich in der Scheiße, Jessilein. Aber sie hatte eigentlich keine Wahl gehabt. So wenig wie das Beenden diverser Leben war dieses Retten eines jungen Lebens etwas, was sie sich ausgesucht hatte. Fein gemacht, Jessilein. Wie kommst du jetzt raus aus der Zwickmühle?

Sie sah sich nach ihrer Handtasche um. Die war durch die Vollbremsung des Zuges einige Meter nach vorne gerutscht. Und sie war offen. Die Beretta war halb herausgerutscht, ihr deutscher Reisepass lag daneben, ein Lippenstift war noch ein Stück weiter gekullert. Gerade bückte sich der Held, der Violetta mit ihr zusammen in den Zug zurück gezogen hatte, nach der Handtasche. Er betrachtete die Waffe, zuckte mit den Schultern, schob sie in die Tasche zurück, sammelte den Lippenstift auf, ließ ihn in die Tasche fallen und behielt den Reisepass in der Hand. Er schaute Jessika an: »Gehört das Ihnen?« fragte er.

Zwei uniformierte Bahnbedienstete kamen in den Wagen und wollten wissen, wer die Notbremse gezogen hatte. Hinter ihnen erschien Violettas Mutter, bleich und mit ängstlichen Augen. Als sie ihr blutendes Kind sah, schrie sie auf und stürmte durch den Gang. Sie riss ihre Tochter an sich und der Mann fragte Jessika erneut: »Gehört das Ihnen?«

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So, liebe Leser. Was nun? Ich könnte ja jetzt verraten, wie ich mir den Fortgang wünsche, aber ich enthalte mich jeden Kommentares und ersuche die geschätzten Blogbesucher um deren Meinung. Die ABstimmung läuft bis zum 2. Januar, dann sehe ich bestimmt anhand der Ergebnisse, wie ihr euch die Fortsetzung vorstellt.

Kommt Jessika ohne Komplikationen aus dem Tumult heraus?
Ja, sie kann entwischen.
Nein, sie wird als Heldin gefeiert.
Ja, aber nur mit fremder Hilfe.
Auswertung

Montag, 27. Dezember 2010

Na gut. Dann eben...

...nicht nach Berlin. Es sieht so aus, als wollten die treuen Leser Jessika einstweilen in Italien aufhalten. Ich werde morgen noch mal nach der Abstimmung schauen, aber ich vermute, es wird dabei bleiben. Demnach muss ich mal wieder Streetview bemühen und mir ein paar mögliche Schauplätze in Rom oder andernorts anschauen.

Ich habe schon so eine Idee, was passieren könnte. Vielleicht komme ich im Laufe der Urlaubswoche dazu, weiter zu schreiben.

Samstag, 25. Dezember 2010

Freitag, 24. Dezember 2010

Ostergeschenk und Cliff+Larry

Ich weiß gar nicht mehr, vor wie vielen Jahren ich den Text verfasst habe, aber neulich wurde er bei Glaube.de wieder ausgegraben - was ich zufällig erfahren habe, da ich ja dort seitetlichen Jahren nicht mehr in der Redaktion mitarbeite. Heute würde ich ein paar Formulierungen hier und dort anders wählen, aber an und für sich gefällt mir dieser alte Artikel doch noch.

Und da ja vor lauter Weihnachtrubel niemand an Ostern denkt ... und weil Weihnachten sinnlos wäre ohne Ostern … und überhaupt … bitte schön, hier geht es lang: Das Ostergeschenk.

So, und wer nicht lesen mag, sondern eher gute Musik schätzt (oder zur Lektüre den musikalischen Genuss ergänzen möchte), darf sich an Cliff Richard und Larry Norman erfreuen, die musikalisch erklären, inwiefern Jesus nicht nur der Felsen ist, der fest und unerschütterlich ist, sondern auch den Felsen davon rollen kann, der uns in der Grabkammer einsperrt. Wenn der wegrollt, dann ist Ostern.

Aller reden derzeit von einem Säugling im Stall, aber Larry erinnert daran, dass Jesus ein U.F.O. ist, das sich bereits im Anflug befinden könnte: Cliff und Larry zusammen

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Don’t need to be a weatherman to know which way the wind blows

Bob Dylan hat via Facebook auf dieses Sony-Projekt hingewiesen. Ich habe mir ein paar Ergebnisse angeschaut/angehört und war vor allem überrascht, wie viele junge Menschen sich offenbar mit Bob Dylan und seiner Musik intensiv beschäftigen. Fein. Sehr gut so.

Don't follow leaders! Watch the parking metaws!

[The Remix Project]

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Jessika – ein Verhängnis /// Teil 3

Nun hat das Warten ein vorläufiges Ende, und das Quengeln wird belohnt. Jessika darf weiter ihr (Un)-wesen treiben. Da freut sich der eine oder die andere unter den Blogbesuchern.

Wer nicht mehr so ganz in Erinnerung hat, was bisher geschah oder die ersten Teile noch nicht gelesen hat, tut gut daran, zunächst hier zu klicken: [Teil 1] /// [Teil 2]

So. Nun aber:

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Am nächsten Morgen war sich Jessika noch unschlüssig, ob sie Parma sofort verlassen oder eine eine Gelegenheit suchen sollte, sich des nächtlichen Besuchers zu entledigen. Der verblichene Signore Di Stefano machte ihr keine Sorgen, niemand konnte, soweit Jessika wusste, eine Verbindung zu ihr herstellen, abgesehen natürlich von Johannes. Der hatte aber offensichtlich keine Intentionen, sein Wissen mit den Behörden zu teilen. Er wollte sie kennen lernen, hatte er gesagt. Und war dennoch aufgebrochen und verschwunden.

Jessika stand auf und ging ins Bad, um sich eine heiße Dusche zu gönnen. Die Beretta hatte sie nicht wieder hinter der Lüftungsklappe versteckt, sondern zu der Bibel in die Schublade des Nachttisches gelegt. Es hätte ja sein können, dass Johannes – oder falls er doch die Polizei informierte anderer ungebetener Besuch – in ihr Zimmer eindrang. Noch einmal wollte sie nicht unvorbereitet sein.

Sie betrachtete aufmerksam ihr Spiegelbild, bevor sie unter die Dusche trat. Du siehst gut aus, und du wirst einfach nicht älter. Gut so. Sie ließ ihre Hände über ihren Körper gleiten, war zufrieden, dass ihr Fleisch nicht welk werden wollte, ihre Brüste waren fest, der Bauch flach, die Schenkel schlank und nirgends fand sich auch nur ein Hauch von Cellulite. Wie kräftig ihre Muskeln waren, konnte niemand auf Anhieb ahnen, denn sie sah keineswegs aus wie manche Frauen, die sich im Bodybuilding versuchten. Signore Di Stefano hatte die Kraft zu spüren bekommen, aber vermutlich kaum zur Kenntnis genommen in seinen letzten extatischen Sekunden auf dieser Erde. Bleib, wie du bist, zwinkerte sie ihrem Spiegelbild zu. 18 til I die!

Jessikas Fuß - Bild von sxc.huJessika drehte das Wasser an und genoss die Hitze auf ihrer Haut, das Prasseln, den Dampf, der schnell das Badezimmer in eine Nebelhöhle verwandelte. Sie ließ sich Zeit, dann griff sie zum Rasierer und sorgte dafür, dass ihre Körperhaare keine Chance hatten, überhaupt als Stoppeln sichtbar zu werden. Sie dachte zurück an Bernd, der war genauso glatt rasiert wie sie und hatte oft mit einem verschmitzten Zwinkern gefragt, ob sie Lust auf einen Smoothie hatte. Dass damit kein Getränk gemeint war, wussten beide. Bernd … er fehlte ihr. Mehr und mehr kam sie zu dem Schluss, dass sein Tod ein Fehler gewesen war. Leider konnte sie diesen Fehler nicht rückgängig machen.

Sie drehte den Wasserhahn zu und fand im dichten Nebel ihr Badetuch. Während sie sich abtrocknete, ging ihr Bernd nicht aus dem Sinn. Die Erinnerung an seine liebevollen Augen, seinen offenen Blick, den er so gut wie nie von ihr abwandte, wenn sie sich liebten. Die Erinnerung an das vertraute und doch immer wieder aufregende Gefühl, wenn sie eng umschlungen Haut auf Haut spürten und genossen. Bernd …

Jessika trat in ihr Zimmer, das nach der Hitze im Bad kühl erschien, obwohl die Temperatur in der Nacht angenehm für ihre bloße Haut gewesen war, der Decke hatte sie sich im Schlaf entledigt. Sie zögerte. Sollte sie sich anziehen und zum Frühstück nach unten gehen oder sich mit den Gedanken an Bernd noch eine Zeit des Verwöhnens und der Entspannung gönnen? Keine Termine drängten, niemand wartete auf sie.

Als sie vierzig Minuten später in den Frühstücksraum trat, sah sie Johannes am Fenster sitzen, eine Tasse Latte Macchiato stand vor ihm. Er lächelte ihr entgegen als sei seine Anwesenheit hier das Natürlichste der Welt und deutete einladend auf den zweiten Stuhl am Tisch. Jessika hätte fast den Kopf geschüttelt und sich einen anderen Platz gesucht, aber die Wirtin kam gerade aus der Küche und rief freudestrahlend: »Signora Jessika, finalmente! Alla buonora! Era ora!« Sie deutete auf Johannes: »Il signore personifica la pazienza!«

Nun der Wirtin zu erklären, dass sie jenen Herrn nicht kannte und dass er nicht ausgerechnet auf sie gewartet haben konnte, war sinnlos. Jessika setzte sich und Johannes strahlte sie an: »Guten Morgen! Du siehst blendend aus. Gut erholt und entspannt?«

Seine gute Laune war ansteckend, außerdem fühlte Jessika sich ja tatsächlich rundum wohl und zufrieden. Sie lächelte ihn an und erwiderte: »Auch guten Morgen. Hast du etwa hier auf mich gewartet? Schon länger?«

»Der Kaffee ist gut und die Wirtin plaudert gerne. Die Zeit ist mir nicht lang geworden.«

»Die Wirtin ist eine chiacchierona. Wie lange sitzt du denn schon hier?«

»Etwa eine Stunde. Ich hatte dich ursprünglich früher erwartet, aber der Genuss vor dem Frühstück hat dir sichtlich gut getan. Und gesund ist ein Orgasmus bekanntlich für den ganzen Organismus, da sind sich alle Forscher einig.«

Jessika versuchte, sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Hatte er an ihrer Türe gelauscht? Sie konnte nicht sagen, ob ihr womöglich lustvolle Laute entschlüpft waren oder nicht. Lärm gemacht hatte sie sicher nicht, aber es mochte doch das eine oder andere Stöhnen über ihre Lippen gekommen sein. Oder hörte er womöglich ihr Zimmer elektronisch ab? Da er ihre Beretta entdeckt und entladen hatte, konnte sie davon ausgehen, dass er sich längere Zeit in ihrem Zimmer aufgehalten hatte. Da konnte er durchaus Mikrophone oder gar Kameras versteckt haben.

Die Wirtin kam mit einem großen Tablett und servierte das Frühstück für zwei Personen. Sie schnatterte fröhlich über das Wetter, »bel tempo«, rief sie begeistert und wies mit dem Finger durch das Fenster auf die sonnenbeschienene Straße, verteidigte ihre kalorienreichen Backwaren, junge Menschen könnten ruhig mit »coscienza pulita« zugreifen und beteuerte, dass es von »buona educazione« zeugen würde, wenn die beiden alles aufäßen.

Johannes schenkte der Frau ein gewinnendes Lächeln und versicherte, dass kein Krümel übrigbleiben würde. Als sie wieder in ihrer Küche verschwunden war, blickte er Jessika erwartungsvoll an.

Sie beschloss, dass Angriff in diesem Fall die beste Verteidigung sein mochte und fragte: »Überwachst du mein Zimmer?«

»Wie kommst du denn darauf? Guten Appetit, lass es dir schmecken!«

»Woher weißt du dann, wie ich den Morgen verbracht habe? Oder stocherst du im Nebel und willst mich aushorchen?«

Sein Blick wirkte völlig offen, sie konnte keinen Funken von Verstellung oder Tücke entdecken, als er antwortete: »Wir sollten – wollten uns doch besser kennen lernen. Du gibst mir Rätsel auf, die ich zu lösen versuche. Ich versuche nur, mir ein möglichst umfassendes Bild von dir zu machen.«

»Mit Kameras und Mikrophonen.«

»Nein. Weder das eine, noch das andere.«

»Sondern?«

Johannes nahm ein weiteres Gebäckstück aus dem Korb und biss herzhaft hinein. »Hmmmm … die Sorte solltest du probieren! Himmlisch!«

Jessika starrte ihn unverwandt an und wiederholte: »Sondern?«

»Ich meine, dass es zu früh ist, dir das zu erklären.« Er runzelte die Stirn und verbesserte sich: »Nein, ich hatte eigentlich vor, dir alles heute zu offenbaren. Aber die Abstimmung verlief eben nun einmal anders, und an die eigenen Spielregeln muss man sich halten.«

Sie schüttelte den Kopf. Das mochte verstehen, wer es konnte, sie jedenfalls blickte nicht durch. Abstimmung? Spielregeln? Wovon redest du eigentlich? Wer bist du, Johannes? Jessika nahm ein Stück Panettone und bestrich es mit Butter. Sie probierte und stimmte zu: »Wirklich lecker. Die Wirtin backt das alles selbst, hat sie mir erzählt.«

Er nickte und schenkte ihr Orangensaft nach. Eine Weile aßen sie schweigend, dann schlug Jessika vor: »Wir könnten nachher einen Bummel zum Bapisterium und zum Dom machen, falls du nichts anderes vor hast.«

»Ich habe Zeit.«

»Sagen wir gegen 13 Uhr? Holst du mich hier ab?«

Er blickte ihr prüfend in die Augen und antwortete dann: »Wenn du um 13 Uhr vor der Pension wartest, werde ich da sein.«

Sie schafften nicht alles, was die Wirtin ihnen aufgetischt hatte, was diese beim Abräumen mit einem Wortschwall kommentierte, in dem »insensatezza« und »sfamarsi« häufig vorkamen. Dabei lachte sie so vergnügt wie immer und strich Jessika liebevoll über den Rücken. »Buon giorno, ma bella!« wünschte sie und strahlte dann Johannes an: »Arrivederci, cavaliere!«

Jessika begleitete ihn vor die Türe und sah ihm nach, als er wie in der Nacht zuvor in der Grünanlage verschwand. Dann ging sie in ihr Zimmer, packte ihre Sachen in den Koffer und die Pistole in die Handtasche. Es war jetzt 11 Uhr, sie hatte genügend Zeit. Sie bezahlte das Zimmer und verabschiedete sich von der Wirtin. Dann ging sie zu Fuß zum Bahnhof, es war ja nicht weit. Sie wusste nicht, welche Züge in den nächsten zwei Stunden abfuhren, aber die Hauptsache war, dass sie aus der Stadt verschwand, bevor Johannes sie um 13 Uhr zu suchen begann.

Um 12:15 Uhr saß sie im Express nach Rom, um 16 Uhr würde sie dort ankommen und dann entscheiden, wohin sie wollte. Sie musste, falls sie ein Flugzeug nehmen würde, die Beretta zurücklassen, aber weit von Johannes entfernt brauchte sie einstweilen keine schussbereite Waffe. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn töten wollte, im Gegenteil ihre Gefühle sprachen deutlich dagegen. Sie wollte ihn kennen lernen, das Mysterium durchdringen, verstehen, wer er oder was er war. Aber im Augenblick war die Flucht die bessere Wahl, denn er hatte offensichtlich alle Trümpfe in der Hand und sie selbst noch nicht einmal einen Joker.

Aus ihrer Handtasche holte sie das Buch, in dem sie zwei Tage zuvor zu lesen begonnen hatte. Dabei fiel ihr Blick auf die Postkarte, die im Nachttisch gelegen hatte. Sie hatte sie eingesteckt, um nichts an persönlichen Gegenständen zurück zu lassen. Liebe Grüße, Jessika – in ihrer eigenen Handschrift. Adressiert an jemanden in Berlin, der nicht Johannes hieß. Vielleicht sollte sie herausfinden, wer dieser Mensch war und was er mit Johannes zu tun haben mochte? Vielleicht fand sie in Berlin den Anfang des Fadens, den sie zu einem ordentlichen Knäuel aufrollen konnte, bevor sie über Tod oder Leben des unheimlichen Johannes entschied?

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So, nun sind wieder die lieben und die bösen Leser gefragt:

Jessika...
...fliegt nach Berlin.
...fliegt woanders hin. (Bitte als Kommentar ein Ziel)
...würde fliegen, wird aber aufgehalten.
Auswertung

Ich werde mal so etwa in vier oder fünf Tagen nachschauen, was die Leser sich wünschen.

Ach ja: Falls es jemandem zu mühsam ist, die italienischen Brocken im Text via Leo.org nachzuschlagen, dann möge er/sie einfach so unverstanden stehen lassen. Es war immerhin auch mühsam für mich, sie nachzuschlagen und aufzuschreiben. Bei dieser Gelegenheit einen herzlichen Dank an eine Mitarbeiterin italienischer Abstammung aus meiner Lieblingsabteilung, die ich bei zwei mir sehr zweifelhaften Zitaten gefragt habe und die aus meinem Entwurf des Satzes »Il signore personifica la pazienza!« ein überzähliges »t« entfernt hat. :-)

Fortsetzung? Folgt.

Samstag, 18. Dezember 2010

Nö.

Liebe Kollegen und Kolleginnen in der Firma PUK, liebe regelmäßige Blogbesucher, ich habe bisher nicht weiter geschrieben, was Jessika betrifft. Geduld ist die Mutter aller Tugend, und daher empfehle ich, dass sich die Ungeduldigen in dieser Tugend üben. Wenn das nicht gelingen sollte: In die Auslegeware beißen hilft auch.

Freitag, 17. Dezember 2010

Kein Jahresrückblick

Der Baum 2010 in unserem Wohnzimmer Statt dessen gibt es hier aus jedem ersten Beitrag des Monats im Jahr 2010 den jeweils ersten Absatz. Habe ich neulich auf einem englischsprachigen Blog gesehen und fand die Idee recht possierlich. Bitteschön:

  • Nein nein. keine Angst. Es gibt uns noch. Wir sind am Sonntag Abend nach schneereich-schwieriger Fahrt (von Budweis nach Berlin in zwei Etappen: 14 Stunden) wohlbehalten zu Hause angekommen, haben das Mietfahrzeug von unseren Koffern und Taschen entleert und haben es dann zur Rückgabestation gebracht. Januar
  • Gestern ist meine Auseinandersetzung mit dem 1. Korintherbrief und unserer heutigen Situation als Gemeinde erschienen, und zwar als kostenloses E-Book. Februar
  • »Ich mach was mit Büchern« – regelmäßig werden Menschen aus der Buchbranche, ob nun Autoren, Verleger, Übersetzer, Lektoren oder anderweitig mit Büchern beschäftigt, befragt, was sie denn konkret mit Büchern machen. Das kleine Logo in der Seitenleiste meines Blogs weist ja schon geraume Zeit darauf hin, dass mich diese Aktion und die damit verbundene Vernetzung von Menschen, die mit Büchern zu tun haben, interessiert. März
  • Der Schock am 1. April für Millionen Menschen: Ab Juni wird in Deutschland das E-Mail-Porto fällig. Wegen des starken Rückgangs des herkömmlichen Briefverkehrs haben Politik und Post-Unternehmen heute diese Gebühr beschlossen. April
  • Im Januar habe ich beschlossen, eine Liste mit gelesenen Büchern anzulegen. Bei Dosi hatte ich gesehen, welche 100 Bücher er im Vorjahr gelesen hatte. Ich hatte keine Ahnung, wie viele ich selbst gelesen hatte, welche genau das gewesen sein mochten. Etliche fielen mir natürlich ein, die sehr guten zum Beispiel. Manche hatte ich auch rezensiert. Aber im Nachhinein ein Liste aufstellen? Ging nicht. Mai
  • Ich träumte, dass meine Nachbarn meiner Familie und mir das Existenzrecht absprachen. Juni
  • Wenn man wüsste, was Katzen beim Bücherlesen so denken… Juli
  • Mein Schulkamerad Robin wohnte auf einem Dorf vor den Toren der Stadt Memmingen. Wenige Wochen erst war ich, ein Berliner Junge, in der Kleinstadt im Allgäu zu Hause. Ich lernte die ungewohnte Sprache zu verstehen, in der sich Kinder und Erwachsene unterhielten. August
  • Ich habe neulich eine Erzählung ausgebuddelt, die ich vor etwa 20 Jahren geschrieben habe. Beim Lesen war sie mir fast wie fremd, und an den Schluss konnte ich mich tatsächlich nicht erinnern. Wenn man so will, habe ich mich also zeitversetzt selbst überrascht. September
  • Das verbale Ausdrucksvermögen bezüglich ihrer Emotionen ist bei manchen Zeitgenossen erschreckend eingeschränkt. Wenn die Reporter des Berliner Regionalfernsehens beispielsweise nach einem gelungenen Konzert oder einem Sieg des heimischen Fußballvereins den Besuchern das Mikrophon entgegenhalten, beschränken sich die Äußerungen auf einige wenige Variationen, die überwiegend aus »voll«, »Hammer« und »geil« zusammengesetzt werden, gelegentlich ergänzt mit lautmalenden Spracheskapaden, die niederzuschreiben schwer fällt. Wie buchstabiert man denn »boaaah« oder »wau/wow/woahu/ohwau« und ähnliche Stöhn- oder Heullaute? Oktober
  • Es ist schon ein einzigartiges Völkchen, das die Fangemeinschaft des Herrn Bob Dylan bildet. Nichts, aber auch gar nichts kann diese Menschen davon abhalten, zu den Konzerten zu pilgern und/oder sich wenige Stunden nach dem jeweiligen Konzert die Aufnahme desselben herunterzuladen. November
  • …und wenn es nicht so wäre, dann – äh – also nein, anders herum gesagt, also es gibt noch mehr Welten, als nur diese, und – äh – na ja, also, ach ja, was ich eigentlich vermelden wollte: Meine Wenigkeit hat jetzt eine Autorenseite in der Autorenwelt von Amazon.de bezogen, gleich neben Herrn McCourt. Dezember

Na so was.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Na gut. Dann also so.

Frau Jessika wird keine Antwort darauf finden, wer Herr Johannes ist.

Ergebnis am Donnerstag um 6:00 Uhr

Der aufmerksame Leser weiß es oder ahnt es zumindest, und das soll dann eben auch gut so sein. Ich wünsche frohes Warten auf die Fortsetzung.

Dienstag, 14. Dezember 2010

Weihnachtliches von den Söhnen Mannheims

… and the word … and the word … became flesh!

Sonntag, 12. Dezember 2010

Jessika – ein Verhängnis /// Teil 2

Die Leser haben entschieden – und natürlich halte ich mich an die eigenen Spielregeln. Der mysteriöse Fremde bleibt einstweilen am Leben. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, sollte das vielleicht vor der Lektüre dieser Fortsetzung nachholen: [Teil 1]

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»Wenn du dir die Zeit genommen hättest, das Magazin zu kontrollieren«, fuhr er fort, »wüsstest du, dass dieses Stück Metall in deiner Hand höchstens als Wurfgeschoss taugt.«

Jessika drückte ab. Ein Klicken war zu hören, kein Schuss. Sie zuckte mit den Schultern, warf die Pistole auf das Bett und fragte: »Also los jetzt, raus mit der Sprache, wer bist du und was willst du von mir?«

Seine Mine blieb freundlich, als er erklärte: »Wer ich bin, das sollte einstweilen offen bleiben, denn es hat mit meinem Anliegen nichts zu tun. Du erinnerst dich sicher an eine Nacht vor vielen Jahren, als du vor der Tür der Hausmeisterin standest und lauthals Einlass in die Wohnung verlangt hast. Sie ließ dich herein und war drauf und dran, dich von hinten zu erstechen.«

Die Geschichte mit der Hausmeisterin steht im Buch »Gänsehaut und Übelkeit«. Jessika studierte sein Gesicht noch aufmerksamer. Kannte der Mann sie von damals? War er ein Hausbewohner gewesen? Oder womöglich ein potentielles Opfer der mörderischen Hausmeisterin, das ihr entkommen war? Er mochte Anfang 50 sein, die kurzen Haare waren grau, der auf zwei Millimeter getrimmte Zwei-Tage-Bart ebenfalls. Sein freundliches Gesicht war ihr fremd. Nun gut, damals war sie noch ein Kind, Erinnerungen verblassten mit den Jahren. Jessika versuchte, sich den Mann jünger vorzustellen. Seine blau-grauen Augen – womöglich war sie diesem Blick schon begegnet, aber sie konnte nicht sagen, wann oder wo das gewesen sein mochte.

»Dein Vorschlag«, fuhr er fort, »den gerade von der Hausmeisterin ermordeten Mann zumindest teilweise zu verspeisen, hat dir damals das Leben gerettet.«

Jessika sagte trocken: »Sie hasste Männer.«

»Das ist zweifellos eine treffende Charakterisierung.«

»Ich war übrigens noch nicht strafmündig, abgesehen davon, dass ich den Mann ja nicht umgebracht habe.«

»Aber den Giftzwerg, den hast du persönlich ins Jenseits befördert.«

Jessika überlegt, wie sie diesen so freundlich lächelnden Fremden schnellstmöglich loswerden konnte. Du weißt zu viel, viel zu viel. Kann ich dich erwürgen? Du siehst ziemlich kräftig aus… Er mochte um die 90 Kilogramm wiegen, so ohne weiteres und ohne Waffe wollte sie keinen Angriff wagen. Und woher weißt du das eigentlich?

»Das war erstens ein Unfalltod, und zweitens überfällig«, sagte sie.

 

Nach der Schule hatte sie eine Ausbildung in einer Behörde begonnen, weil es mit dem Studienplatz nicht gleich geklappt hatte. Einer der Vorgesetzten war der Giftzwerg gewesen, ein gewisser Donald Ritz, der seinen Spitznamen wahrlich verdient hatte. Der Mann war unberechenbar, seine Launen berüchtigt. Er hatte seine Lieblingsmitarbeiter, deren vermeintliche Zuneigung er sich mit Prämien und Vergünstigungen zu erhalten suchte. Alle, die nicht zu diesem Kreis gehörten, hatten Angst vor Ritz. Da er als Leiter mit Personalverantwortung für seinen Bereich eingesetzt war, konnte es einen Mitarbeiter den Arbeitsplatz kosten, wenn Ritz dessen Nase nicht gefiel. Einen kleinen Anlass zu finden war kein Problem.

Jessika gefiel ihm nicht, aber sie hatte im Gegensatz zu vielen anderen keine Angst. Ihre Existenz hing nicht an dieser Ausbildung, und vor Männern fürchtete sie sich grundsätzlich nicht, schon gar nicht vor solchen eher klein gewachsenen Möchtegernmonarchen. Eines Tages, als er eine Schimpfkanonade losließ, weil Jessika ihm nicht schnell genug war, kam es zur Konfrontation.

»Du wirst mich noch kennen lernen, mein Frolleinchen!«, brüllte er durch das Büro.

Sie stand auf, trat ihm entgegen und sagte ruhig: »Ich wüsste nicht, seit wann Sie mich duzen dürfen.«

»Was? Auch noch frech werden? Ich schmeiß dich raus!«

»Dazu müssten Sie schon einen arbeitsrechtlich relevanten Grund haben, Herr Ritz. Ich erwarte von Ihnen eine Entschuldigung für Ihr Verhalten und einen angemessenen Umgangston.«

Der Kopf des kleinen Mannes wurde puterrot, die Adern schwollen sichtlich an. Dass jemand ihm widersprach, war er nicht gewöhnt. In seinem kleinen Königreich war er der unfehlbare Herrscher, um dessen Gnade die Untergebenen gefälligst zu winseln hatten.

Seine Stimme war bestimmt bis in die angrenzenden Büros zu hören: »Frolleinchen, ich werde dich…«

Jessika hob die Hand und erklärte: »Sie verlassen jetzt den Raum, bis Sie sich wieder beruhigt haben. Sie könnten auch die Firma verlassen und ein Bier trinken gehen, bei Ihnen zählen ja private Verrichtungen oft als Dienstgänge. Oder Sie lassen die Jalousien ihres Büros herunter und trinken den Beruhigungsschluck am Schreibtisch, solange keiner durch das Fenster hineinschauen kann. Auf jeden Fall gebe ich Ihnen Zeit bis morgen, sich angemessen zu entschuldigen.«

Donald Ritz starrte die junge Frau entsetzt an. Woher wusste sie, dass er zum Beispiel für Arztbesuche Dienstgänge buchte? Woher wusste sie, was er hinter geschlossener Jalousie zu sich zu nehmen pflegte? Wie konnte sie es wagen, solche Dinge auszusprechen, während andere Mitarbeiter der Abteilung sich an ihren Schreibtischen den Anschein gaben, eifrig in die Arbeit vertieft zu sein, zweifellos aber die Ohren spitzten? Die Zornesröte seines Gesichtes war gewichen, hatte einer Leichenblässe Platz gemacht.

»Sie hören von mir«, zischte er und verließ das Büro.

Am nächsten Tag hörte Jessika nichts von ihm, er war wohl nicht zu dem Schluss gekommen, dass eine Entschuldigung angebracht sein könnte. Sie wartete bis zum Feierabend. Als sie nach Hause aufbrach, kam ihr auf dem Flur der Giftzwerg entgegen. Er würdigte sie keines Blickes, aber sie hörte ihn hinter ihrem Rücken zischen: »Schlampe.«

Etwa eine Stunde später setzte sich Ritz an das Steuer seines Dienstfahrzeuges. Er wusste, dass er nicht mehr nüchtern genug war, um ein Auto zu fahren, aber es war ja bisher auch immer alles gut gegangen. Bis zur scharfen Kurve der Autobahnauffahrt ging auch an jenem Tag alles gut. Das letzte, was Donald Ritz in seinem Leben sah, war eine Gestalt mitten auf der Fahrbahn, die ihm ruhig entgegenblickte. Er verriss das Steuer, der Wagen kam auf dem regennassen Asphalt ins Schleudern und prallte frontal gegen einen Lastwagen, der auf der Gegenfahrbahn mit rund 70 Stundenkilometern unterwegs war.

Dreißig Minuten später kam Jessika zu Hause an, ein zufriedenes Lächeln auf den Gesichtszügen.

Eine Person auf der Fahrbahn hatte niemand sonst wahrgenommen, auch nicht der nur leicht verletzte Fahrer des LKW. Der Alkoholgehalt im Blut des Verunglückten reichte als Erklärung für den Unfall, weitere Ermittlungen wurden nicht angestellt.

Es gab ein feierliches Begräbnis, zu dem die Mitarbeiter der Behörde dienstfrei bekamen. Der Nachfolger des Donald Ritz, sein bisheriger Stellvertreter, war ein fairer und integrer Mann. Die Stimmung in der Abteilung wandelte sich von Angst, Verrat und Afterreden zu einem produktiven und angenehmen Arbeitsklima. Jessika beendete ihre Ausbildung mit vorgezogener Prüfung nach nur zwei Jahren, um dann an die Universität zu wechseln.

 

Sie musterte den Mann, der ihr immer noch freundlich schmunzelnd gegenüber saß. Was willst du von mir? Wie werde ich dich los?

»Ein Unfalltod war es«, wiederholte sie.

»Und du warst erst 18 Jahre alt«, sagte der Fremde leise, als wäre das ein mildernder Umstand.

»Ich bleibe 18 bis ich sterbe«, erklärte Jessika.

»Du hörst gerne Bryan Adams?«

»Auch. Unter anderem.«

Er zwinkerte ihr zu und meinte: »Von mir aus kannst du jung bleiben. Ich kann mir eine Jessika fortgeschrittenen Alters sowieso nicht vorstellen.«

Sie griff nach der Beretta und fragte: »Bekomme ich meine Munition eigentlich wieder? Und was willst du denn nun von mir?«

»Ich will dich erst mal besser kennen lernen. Du bist mir rätselhaft.«

»Du mir auch.«

»Eben.«

Sie runzelte die Stirn: »Was eben? Wie eben?«

»Bevor ich übereilte Entscheidungen treffe, was aus dir werden soll, möchte ich, dass wir uns besser kennen lernen«, erklärte er.

Jessika witterte ihre Chance. Beim Sex wurden alle Männer fahrlässig unvorsichtig, und zum Kennenlernen gehörte für Männer in der Regel kaum etwas anderes als dass ihr Penis auf möglichst abwechslungsreiche Weise aktiv werden durfte. Diesbezüglich hatte sie einige Finessen auf Lager, vor ein paar Stunden erst war Signore Giuseppe Di Stefano in den Genuss ihrer Künste gekommen. Dass sein Herz dabei den Pumpdienst aufgegeben hatte, nun ja, das war eine ganz andere Sache. Immerhin hatte er sich in einem Augenblick höchsten Genusses von dieser Erde verabschiedet. So wie damals ihr Bernd. Ach Bernd, wenn ich dich zurückholen könnte

»Kennenlernen finde ich gut«, antwortete sie und schenkte ihrem Gegenüber ein erstes Lächeln. »Aber gehört es nicht auch dazu, dass man einander beim Namen nennen kann?«

Er nickte zustimmend. »Meinetwegen kannst du mich Johannes nennen. Oder wie auch immer du willst. Ich bin da nicht wählerisch.«

»Johannes. Und weiter?«

»Nichts weiter. Name ist Schall und Rauch. Du heißt ja auch nur Jessika.«

Sie war unschlüssig, wie es nun weitergehen sollte. Was er wirklich wollte, hatte er nicht verraten, und dass es ihm nur um Sex ging, hielt sie eher für unwahrscheinlich. Sie wusste auch nicht, ob er womöglich bewaffnet war, wen er vielleicht in sein Wissen eingeweiht hatte. Es war ein ungewohntes und unangenehmes Gefühl für Jessika, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben nicht die Zügel in der Hand zu halten.

»Ich gehe jetzt«, sagte Johannes schließlich, »wir sehen uns bald wieder. Die Munition findest du in deinem Nachttisch.«

Er stand auf und nahm seinen Mantel vom Bett. Jessika überlegte, ob sie schnell genug die Waffe laden und ihn einholen konnte, bevor er die Pension verließ. Es war unwahrscheinlich. Sie musste auf eine andere Gelegenheit warten, bei der sie besser vorbereitet sein würde.

Johannes setzte seinen Hut auf und reichte ihr die Hand.

»Gute Nacht, Jessika.«

Zögernd stand sie ebenfalls auf und reichte ihm die Hand. Sie blickte in seine Augen, die noch immer freundlich und auf sonderbare Weise vertraut wirkten. Sein Händedruck war fest. Er nickte ihr noch einmal zu und verließ dann das Zimmer. Die Tür zog er hinter sich zu.

Jessika stellte sich ans Fenster und sah ihn kurz darauf durch die Grünanlage zur Via Giuseppe Verdi verschwinden. Er sah sich nicht um.

Sie setzte sich auf ihr Bett und öffnete die Schublade des Nachttisches. Die Patronen lagen neben der obligatorischen Gideon Bibel. Unter der Bibel sah sie einen Umschlag. Sie zog ihn heraus und öffnete ihn. Einen Moment wusste sie nichts damit anzufangen, was sie sah. Eine Postkarte, die eine sonnendurchflutete Landschaft zeigte. Sie drehte die Karte um und erblickte ihre eigene Schrift. Liebe Grüße, Jessika stand unter einem roten Herz. Verständnislos starrte sie die Postkarte an.

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Nun sind die geneigten Blogbesucher wieder an der Reihe. Es könnte so oder so weitergehen. Oder auch so.

Jessika...
...kommt darauf, wer Johannes wirklich ist.
...findet einstweilen keine Antwort.
...hat eine Ahnung, aber keine Gewissheit.
Auswertung

Fortsetzung? Folgt, wenn sie geschrieben ist. Die Abstimmung werde ich mir zum Weiterschreiben am kommenden Mittwoch zu Herzen nehmen.

Freitag, 10. Dezember 2010

Die Brücke nach Fehmarn

Damit es den geneigten Blogbesuchern nicht langweilig wird, weil mir derzeit keine Muße für den Blogbetrieb vergönnt ist, wiederhole ich heute einen älteren Beitrag, der ringsumher viel Anklang zu finden sich als geeignet erwiesen hat. Bitteschön:

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Ganz gena so war das damals.Ich ging vor etlichen Jahren, als man nur mit dem Schiff vom Festland hinüber konnte, am Strand der Insel Fehmarn spazieren und stieß mit meinem Fuß an eine altertümliche Öllampe, die im Sand fast völlig verborgen war. Neugierig buddelte ich sie aus und wischte die Sandkörner von der Oberfläche. Plötzlich gab es ein kaum zu beschreibendes Geräusch, so etwas wie den Klang, den man hört, wenn man eine Mineralwasserflasche öffnet, nur irgendwie umgekehrt. Im selben Augenblick stand ein Flaschengeist vor mir. Ich erkannte ihn als solchen, da er einer Abbildung in einem Märchenbuch aus Kindheitstagen glich.
»Wahnsinn!«, rief ich, »ein Flaschengeist! Du musst mir drei Wünsche erfüllen, richtig?«
Er antwortete: »Nee, tut mir leid, wir haben Sparmaßnahmen eingeleitet. Nur zwei Wünsche kann ich erfüllen, also überlege gut, was du möchtest.«
»Nun gut. Also nur zwei Wünsche. Ich wünsche mir eine Million Mark.«
Der Flaschengeist sah auf seine Armbanduhr und sagte: »Es ist 19:40 Uhr, in ein paar Minuten werden die Lottozahlen gezogen. Wenn du im Hotel bist, schalte den Fernseher ein und vergleiche die Auslosung mit dem Lottoschein, der in deiner Tasche steckt.«
»Kann ich mich darauf verlassen?«
»Ich bin ein Flaschengeist. Wir lügen nie.«
Nun war ich also ein gemachter Mann, finanziell gesehen zumindest. Eine Frau zu finden, mit der ich mich wirklich verstand und rundum glücklich werden konnte, würde nun nicht schwer fallen, obwohl mir das seit Jahren nicht gelungen war. Ich glaubte dem sympathischen Kerl jedenfalls den Lottogewinn und bedankte mich sehr herzlich und überschwänglich.
Er unterbrach meinen Redefluss: »Ich will nicht drängeln, aber was wäre dein zweiter Wunsch?«
Ich überlegte nicht lange. Ich liebte Fehmarn, wohnte aber in Kiel. Mir wurde bei der Überfahrt auf die Insel immer schlecht, so windstill es auch sein mochte. Daher erklärte ich: »Ich komme unheimlich gerne nach Fehmarn, aber ich vertrage es nicht, auf einer Fähre oder einem Boot zu sein. Also wünsche ich mir eine riesige Brücke, die das Festland mit der Insel verbindet.«
Nun wurde der Flaschengeist, der eben noch so freundlich schien, richtig zornig. »Bist du verrückt geworden? Hast du eine Ahnung, wie lange das dauert und wie viel das kostet? Wie viele Umweltschützergruppen und Interessenverbände und Bürgerinitiativen dafür bestochen werden müssen? Und die Arbeiter, die unter Lebensgefahr über dem Wasser die Teile montieren müssen?«
Verblüfft gab ich zurück: »Wie bitte? Du bist ein Flaschengeist! Du musst nur mit den Armen wedeln und die Brücke erscheint!«
Er seufzte und erklärte mir die Lage so, wie man einem trotzigen kleinen Kind klarmacht, dass es kein weiteres Eis mehr bekommen kann. »Schau, mein menschlicher Freund, lass mich etwas erklären. Es gibt uns Flaschengeister seit Ewigkeiten, nicht wahr? Und ihr Menschen seid bis heute nicht sicher, ob wir wirklich existieren. Warum? Weil wir die Wünsche heimlich erfüllen. Du wirst bemerkt haben, dass ich nicht einfach einen Koffer mit einer Million D-Mark neben dich hingestellt habe, sondern dass ich dafür sorge, dass die richtigen Lottobällchen aus der Glaskugel purzeln. Verstehst du das?«
»Ja, na ja...« murmelte ich etwas dämlich.
»So arbeiten wir eben. Weil es andernfalls - und ich könnte diese riesige Brücke natürlich mit einem Armwedeln erscheinen lassen - überall auf der Welt Fragen auslösen würde. Und so kämen die Menschen dahinter, dass es uns doch wirklich gibt. Sie würden die Strände, Wälder, Keller und was noch alles nach den Öllampen durchbuddeln, in denen wir uns aufhalten. Wir hätten nie wieder friedliche Ruhezeiten.«
»Na gut. Ich verstehe deine Bedenken. Und ich will ja auch kein Ungemach anrichten«, antwortete ich. »Ich ändere meinen zweiten Wunsch.«
»Danke. Vielen Dank. Was hättest du also gerne statt der Brücke?«
»Ich wünsche mir, dass ich endlich... - die Frauen verstehe.«
Der Flaschengeist sah mich mit seinen Bernsteinaugen nachdenklich an, strich sich über den langen Bart und wandte sich dem Wasser zu. Er fing an, mit den Armen zu wedeln und fragte: »Soll die Brücke zweispurig oder vierspurig sein?«

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Na gut. Jessika darf ihn nicht erschießen.

Resultat

Die Abstimmung bleibt zwar online, aber ich nehme das knappe Ergebnis zur Kenntnis. Der Kerl wird nicht erschossen - was mein Plan gewesen wäre - sondern er bekommt eine weitere Verwendung. Ich habe auch schon eine Idee, wer er sein könnte. Wann ich dazu komme, eine Fortsetzung zu schreiben, weiß ich allerdings noch nicht zu sagen.

John Lennon

John-Lennon-Marke der Deutschen BundespostEin Heiliger war er nie, wollte er nie sein. Ein Visionär war er schon eher, aber sicher kein Prophet. Auf jeden Fall wusste er zu provozieren - oder hat er einfach manchmal nicht nachgedacht, bevor er Antworten gab? Auf die Frage, wie er es bewerten würde, dass die Einschaltquoten eines Beatles-Konzertes die einer Sendung mit Billy Graham, dem großen amerikanischen Evangelisten, übertroffen hatten, erklärte er:

Christianity will go. It will vanish and shrink. I needn't argue about that; I'm right, and I will be proved right. We are more popular than Jesus now; I don't know which will go first -- rock'n'roll or Christianity. (Interviev mit dem Evening Standard am 4. März 1966)

Diese Sätze haben zu Schallplattenverbrennungen in Amerika geführt, was eigentlich voraussehbar war. Aber John Lennon war kein Politiker, der auf irgendwelche Wählerstimmen spekulierte und seine Worte entsprechend abwägte. Er entschuldigte sich immerhin später bei einer Pressekonferenz in Chicago für seine Formulierungen, auf Drängen des Managers der Band.
Das Provozieren ließ er allerdings nicht sein, sei es mit den unerträglichen Klängen der beiden ersten LPs mit Yoko Ono (Two Virgins / Life with the Lions), die mit Musik nichts mehr zu tun hatten, sei es mit der Abbildung des nackten (und nicht sonderlich ansehnlichen) Paares auf dem Cover von Two Virgins.

Dennoch ist seine Musik, nicht nur aus den Jahren mit den Beatles, bis heute nicht vergessen. Er konnte ja auch anderes komponieren und vortragen als das unsägliche Revolution 9 auf dem weißen Album der Beatles oder die eben genannten beiden ersten Solo-LPs.

Der Mord an John Lennon am 8. Dezember 1980 hat die Musikwelt um einen Ausnahmekünstler beraubt, aber die Lieder bleiben. Seinen musikalischen Aufruf Give Peace a Chance habe ich zuletzt in diesem Jahr von Paul McCartney gehört - das war ein bewegender Moment der Erinnerung beim McCartney-Konzert in Berlin.

John Lennon wird für mich immer eines der großen musikalischen Vorbilder bleiben.

Montag, 6. Dezember 2010

Ja ja. Ach ja.

Foto der fraglichen Waffe via WikipediaDas kommt davon, wenn man die Blogbesucher fragt, wie es weitergehen soll. Nun bin ich etwas ratlos - aber vor Mittwoch komme ich sowieso nicht dazu, weiter zu schreiben. Also darf und soll noch weiter abgestimmt werden (siehe voriger Beitrag).

Die Bertetta Beretta ist noch immer geladen und könnte dem Herrn den Garaus machen. Aber gut - die Leser dürfen entscheiden.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Jessika – ein Verhängnis /// Teil 1

Wer gackert wie ein Huhn, muss schließlich auch Eier legen. (Meine amerikanischen Freunde würden so formulieren: Shit or get off the pot!) Da ich hier oft genug über eine neue Erzählung mit der berüchtigten Jessika gegackert habe, folgt nun endlich der erste Teil.

Dankbar habe ich beim Schreiben Googles Streetview in Anspruch genommen, denn ich hatte keine Zeit und kein Geld, nach Parma zu reisen, um die Straßen und Schauplätze zu erkunden. Schön: Nichts ist verpixelt, die Italiener sind offenbar nicht so neurotisch wie manche Deutschen. Wer Muße hat, kann sich ja Jessikas nächtlichen Weg via Streetview im Tageslicht anschauen. Vielleicht sollte ich anmerken: Personen und Ereignisse sind frei erfunden, falls also eine Leiche in einem Hotelzimmer aufgefunden wird, wasche ich meine Hände in Unschuld und zeige mit dem ausgestreckten Finger auf Jessika.

Falls jemand fließend Italienisch kann und feststellt, dass ich mich diesbezüglich vertan habe, bin ich für entsprechende Kommentare dankbar.

So. Genug der Vorrede.

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Jessika – ein Verhängnis

Wanna be young the rest of my life
Never say no, try anything twice
Til the angels come and ask me to fly
gonna be 18 til I die, 18 til I die
-Bryan Adams

------ ------ ------ Damals im April ------ ------ ------

Jessika schlenderte über den Kurfürstendamm. Sie dachte an Bernd. Er war ihr schwerster Fall gewesen, denn sie hatte zum ersten Mal erlebt, was wahre Liebe sein konnte. Sie lächelte wehmütig.

»Vielleicht bist du nicht tot, Bernd. Vielleicht denkt sich jemand uns beide aus und holt uns irgendwann wieder hervor für ein neues Leben.«

Ihr Gesicht wurde drohend und hart. Sie blickte mich finster an. »Und wage es ja nicht, nur Bernd zurückzuholen! Wage es nicht!«

Ich speicherte am Freitag, dem 23. April, das letzte Kapitel der Geschichte und stellte die Publizierung im Blog auf Montag, 26. April, 01:01 Uhr ein. Ich las noch einmal die ersten Teile, dann das blutige Ende. Das bestärkte mich in meinem Beschluss, den Namen Jessika aus meinem Wortschatz zu streichen. Sie hatte mir Angst gemacht, echte Angst. Sie hatte mich gleichzeitig fasziniert. Elvis fiel mir ein: You look like an angel, talk like an angel … but I got wise: You’re the devil in disguise.

Die Geschichte hatte sich selbst geschrieben, fast ohne mein Zutun, gelenkt auch von den Leserabstimmungen, aber auf jeden Fall ohne Mühe. Jetzt hatte ich jedoch die Nase voll von Jessika und ihrem Treiben. Und von Bernd, den die Leser zwar knapp, aber immerhin mehrheitlich tot sehen wollten. Mir war es recht.

Am folgenden Samstag fand ich eine Postkarte im Briefkasten. Eine sonnendurchflutete italienische Landschaft auf der einen Seite, auf der anderen meine Adresse in sauberen, wohlgeformten Buchstaben. Eine schöne Schrift, sehr angenehm für das Auge, weiblich, formvollendet. Der Poststempel war aus Parma – welch seltsamer Zufall, denn wir dachten gerade über einen Sommerurlaub dort nach. Eine Absenderadresse gab es nicht.

Neben meine Anschrift war nur ein rotes Herz gemalt; unter dem Herz standen drei Worte: Liebe Grüße, Jessika

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Giuseppe grinste und lehnte sich zu ihr hinüber, um ihr all das ins Ohr zu flüstern, was er sich für die nächsten beiden gemeinsamen Tage vorstellen konnte. Sie lächelte, sie lachte, sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter, sie lachte wieder, sie kicherte und schließlich küsste sie ihn leidenschaftlich. Er war ein netter, ein amüsanter Kerl, von etwas schlichtem Gemüt und Verstand, aber das hatte sie ja gewusst, bevor sie ihn angesprochen hatte.

»Signore Di Stefano«, ermahnte sie ihn nach dem langen Kuss, »ritenzione per favore!«

Er murmelte: »Chi la fa l'aspetti.«

Ach ja, dachte sie, was ihr Männer doch immer so für Ideen im Kopf habt. Keiner ist wie mein Bernd, ich hätte ihn vielleicht doch am Leben lassen sollen.

Jessika dachte oft und meist mit Wehmut an Bernd zurück. Schon das fand sie verwunderlich. Wie konnte sie Wehmut empfinden, überhaupt Gefühle haben? Wenn es für ihresgleichen so etwas wie Liebe geben konnte, was sie an und für sich bezweifelte, dann war Bernd derjenige gewesen, der das Wunder bewirken konnte. Sie war sich sicher, dass Bernd sie aus tiefstem Herzen und aufrichtig geliebt hatte. Sie war genauso sicher gewesen, dass für sie Sentimentalitäten wie Sehnsucht, Liebe, Wehmut nicht in Frage kamen. Bis sie ihm die Kehle durchgeschnitten hatte. Der Schmerz in ihrem Herzen hatte sie überrascht und verunsichert. Sie war nach Italien geflohen, vor sich selbst.

Hier waren die Männer leidenschaftlich, sie gefielen sich in der Rolle des feurigen Liebhabers, aber sie liebten nicht, waren nicht so hingegeben wie Bernd. Giuseppe Di Stefano fand Gefallen am Sex mit ihr, gab sich zuvorkommend und großzügig, aber er achtete, verehrte und liebte Jessika nicht. Dass er seine Frau, seine vier Kinder liebte, wie er gerne behauptete, bezweifelte Jessika. Hätte er sich denn auf diese Affäre eingelassen, wenn das zuträfe?

Jessika empfand nichts für Giuseppe, aber das spürte er natürlich nicht. Sie hatte einen Auftrag, und den erfüllte sie, wie unzählige Male zuvor. Seine Zeit auf dieser Erde war abgelaufen, eine schlichte Tatsache. Er wusste davon nichts, und das war auch gut so. Jessika hielt nichts davon, den Menschen in ihren letzten Augenblicken Angst zu machen, und wenn es den Menschen das Verlassen ihres Körpers erleichterte, in einem Moment des Glücks zu gehen, dann war sie gerne bereit, auch Liebe vorzuspielen.

Sie schlang ihre Beine fest um seinen Leib, als er schon so außer Atem war, dass sie vermuten musste, sein Herz würde aussetzen, bevor er zum Höhepunkt kam. Hatte sie zu viele von den kreislaufanregenden Tropfen in sein Weinglas geträufelt? »Mamma mia«, stöhnte er und als sein Orgasmus kam, hielt ihm Jessika Mund und Nase zu. Fest. Unerbittlich. Seine Zuckungen, waren sie noch Lust oder schon Todeskampf? Sie hielt seinen Leib fest mit ihren Beinen umklammert und flüsterte in sein Ohr: »buonanotte ai suonatori«.

Jessika ließ den bei nunmehr offenem Fenster langsam erkaltenden Leichnam im Hotelbett des Palace Hotel Maria Luigia liegen, die italienischen Behörden würden wohl am nächsten Tag die Familie des Verstorbenen informieren, nachdem die Putzfrauen den Toten gefunden hatten. Sie hatte Giuseppes Frau nur auf einem Foto gesehen, das er in seiner Brieftasche bei sich trug. Angelas Zeit war noch nicht gekommen, sie würde noch eine ganze Weile leben und sich um ihre Kinder kümmern können.

Frisch geduscht und unternehmungslustig verließ Jessika gegen 2 Uhr das Hotel, der Portier schlummerte hinter seinem Tresen. Niemand hatte sie kommen sehen, niemand sah sie gehen. In ihrer Pension lagen drei Reisepässe bereit, sie würde auf jeden Fall nicht als die gleiche Person ausreisen, die vor zwei Wochen nach Parma gekommen war.

Foto Copyright G.J.Matthia Sie nahm kein Taxi, obwohl man sie mehrfach davor gewarnt hatte, zu nächtlicher Stunde durch die Straßen von Parma zu wandern. Es gäbe Jugendliche, denen Ungutes zuzutrauen sei, wenn sie als Gruppe eine einsame Frau anträfen. Und da wären auch die Banden, die Touristen entführten, um Lösegelder zu erpressen. Erst vor acht Wochen sei eine amerikanische junge Dame spurlos verschwunden, hatte die Pensionswirtin Jessika erzählt, und aufgetaucht sei sie oder ihre Leiche bis heute nicht.

Ein offensichtlich angetrunkener Mann kam Jessika in der Via Giambattista Borghesi entgegen, kurz bevor sie die Kreuzung Via Giuseppe Verdi erreicht hatte. Seine schwankenden Schritte wurden langsamer, als er Jessika sah. Abgesehen davon, dass Jessika keinen Grund hatte, sich vor Menschen zu fürchten, wollte sie doch möglichst Aufsehen vermeiden, das durch eine Konfrontation mit dem nächtlichen Passanten entstehen mochte. Niemand hatte sie das Hotel betreten und verlassen sehen, nun galt es, auch noch ungesehen oder zumindest unauffällig zu ihrer Pension zu kommen. Die Straße war gesäumt von mehrstöckigen Häusern, hinter den dunklen Scheiben schlummerten womöglich Menschen mit guten Ohren und leichtem Schlaf. Jessika wechselte die Straßenseite.

Der Angetrunkene brabbelte etwas vor sich hin und betrat ebenfalls die Fahrbahn, offensichtlich hatte er andere Pläne als Jessika, was die nächtliche Begegnung betraf. Sie blieb mitten auf der Fahrbahn stehen und sah ihm entgegen. Er trat dicht an sie heran und sagte leise: »Meglio tardi che mai.«

Jessika sah ihm in die Augen, die gar nicht so alkoholisiert wirkten, wie der Mann ihr von weitem erschienen war. Was meinte er mit besser spät als nie? Kannte er sie? Sie ihn? Wohl kaum, sie hatte eigentlich ein gutes Gedächtnis.

»Wer sind Sie?«, fragte sie auf Deutsch.

»Per favore, darf ich Sie in die Pension begleiten? Wir müssen uns spassarsi, unterhalten.«

Vielleicht war er Gast in der gleichen Pension, schloss sie aus seinen Worten, oder er hatte sie dort gesehen. Jessika schüttelte energisch den Kopf und erklärte: »No, Sir. You go your way and I go mine.«

Aller Anschein von Trunkenheit wich von ihm, als er mit einer geschickten Drehung neben Jessika zu stehen kam und sich gleichzeitig bei ihr unterhakte als seien sie ein Paar beim Bummel über einen Boulevard. »Wir wollen doch kein Aufsehen erregen«, flüsterte er in perfektem Deutsch in ihr Ohr, »sonst könnte ja jemand auf unangenehme Gedanken kommen, sobald das Zimmer 103 im Maria Luigia geöffnet wird.«

Mit sanftem Druck deutete er an, dass es Zeit war, loszugehen. Jessika zögerte kaum zwei Sekunden, dann nickte sie und setzte sich in Bewegung. Sie konnte sich des merkwürdigen Begleiters später entledigen, hier mitten auf der Fahrbahn war nicht unbedingt der richtige Ort, zumal sie unvorbereitet war. Sie hatte keine Waffe bei sich, denn für Signore Di Stefano hatten die Herztropfen und ihre Körperkräfte ausgereicht. Sie war darüber hinaus neugierig, wer dieser Mann sein mochte, was er von ihr wollte, und vor allem, woher er ihre Geheimnisse wissen konnte. Sie war so vorsichtig wie immer gewesen, hatte Spuren vermieden oder verwischt, nicht bemerkt, dass sie beobachtet worden war – und dennoch wusste der Scheinbetrunkene um die Leiche im Hotel. Dass er vollkommen nüchtern war, daran gab es keinen Zweifel. Seite an Seite gingen sie schweigend die Via Giuseppe Verdi entlang dem Bahnhof entgegen. Durch eine kleine Grünanlage kamen sie direkt zu Jessikas Quartier, dem Albergo Century. Niemand war weit und breit zu sehen. Jessika schloss die Türe zu ihrem Zimmer auf und ließ dem Fremden den Vortritt. Er ging schnurstracks zur Sitzecke und legte seinen Mantel samt Hut auf das Bett daneben.

Jessika hängte ihren Mantel an die Garderobe. »Nehmen Sie Platz, Herr – wie auch immer Sie heißen mögen – ich komme gleich«, sagte sie und verschwand im Badezimmer. Sie stieg auf den Toilettensitz und öffnete die Abdeckung der Entlüftung mithilfe einer Nagelfeile. Im Schacht lag eine Beretta 950 Jetfire bereit, ein Meisterwerk der renommierten italienischen Waffenschmiede, klein, präzise und wie geschaffen für Frauenhände. Das Magazin war voll, Jessika hatte die Pistole gleich nach ihrer Ankunft in Italien erworben, aber bisher nicht eingesetzt.

Sie nahm die Waffe in die Hand und ließ die Toilettenspülung laufen, bevor sie in ihr Zimmer trat. Der Mann saß entspannt in einem der beiden Sessel und lächelte, als er die Mündung auf sich gerichtet sah. »Die hättest du auch hinter der Lüftungsklappe lassen können«, sagte er, »ich habe ausschließlich friedliche Absichten.«

Wäre Jessika nicht neugierig gewesen, wie der Fremde ihr auf die Schliche gekommen sein mochte, dann hätte sie sofort abgedrückt. Sie behielt die Beretta in der Hand und setzte sich in den zweiten Sessel.

Die Pistole auf ihn gerichtet, den Blick auf seine Augen fixiert, fragte sie mir ruhiger Stimme: »Wer sind Sie, was wollen Sie von mir?«

 

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Nun, denn dies wird wieder eine Mitmach-Geschichte und die Fortsetzung ist noch nicht geschrieben, meine Frage an die Leser: Brauchen wir den Kerl noch? Ist er ein Freund? Ist er ein Feind?

Der Mann wird...
...erschossen. Weg mit ihm!
...noch gebraucht, er ist ein Freund für Jessika.
...noch gebraucht, er ist ein Feind für Jessika.
Auswertung

Fortsetzung? Folgt, sobald sie geschrieben ist.

Samstag, 4. Dezember 2010

Von der fortschreitenden Evolution des Weihnachtsbaumes

Der Weihnachtsbaumersatz in Berlin In Berlin hat sich so mancher ereifert, weil an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in diesem Jahr kein Weihnachtsbaum herkömmlicher Art, sondern ein eher amüsantes kegelförmiges, aufblasbares Plastikgebilde aufgestellt wurde, das sich tagsüber in keuschem Weiß präsentiert und bei Einbruch der Dunkelheit zu psychedelischen Farbspielen erwacht.

Ich finde das so tragisch nicht, denn der Weihnachtsbaum ist ja an und für sich – wenn man in geschichtlichen Zeiträumen denkt – eine ziemlich junge Erfindung und darf sich daher durchaus noch weiter entwickeln - meinetwegen auch zum Kunststoffkegel.

Die Entwicklung des Brauches, einen Weihnachtsbaum aufzustellen, hat keinen eindeutigen Anfang, sondern setzt sich aus Traditionen verschiedener Kulturen zusammen. In immergrünen Pflanzen steckt Lebenskraft, darum glaubte man, Gesundheit ins Haus zu holen, wenn man sein Zuhause damit schmückte. Bereits die Römer bekränzten zum Jahreswechsel ihre Häuser mit Lorbeerzweigen. Einen Baum zur Wintersonnenwende zu schmücken, ehrte im Mithras-Kult den Sonnengott. Auch in nördlichen Gegenden wurden im Winter schon früh Tannenzweige ins Haus gehängt, um bösen Geistern das Eindringen und Einnisten zu erschweren.

So etwa um das Jahr 1550 herum soll dann der Brauch des »christlichen« Weihnachtsbaumes aus diesen Vorläufern entstanden sein. Allerdings zunächst noch gegen den Widerstand der Kirche. In einer um 1650 verfassten Schrift ereiferte sich der Prediger Johann Conrad Dannhauer: »Unter anderen Lappalien, damit man die alte Weihnachtszeit oft mehr als mit Gottes Wort begehet, ist auch der Weihnachts- oder Tannenbaum, den man zu Hause aufrichtet, denselben mit Puppen und Zucker behängt, und ihn hernach abschüttelt und abblühen (abräumen) lässt. Wo die Gewohnheit herkommt, weiß ich nicht; ist ein Kinderspiel.«

Die Kirche, der große Waldgebiete gehörten, schritt seinerzeit gegen das Plündern des Waldes zur Weihnachtszeit ein und billigte diesen »heidnischen Brauch« nicht. Nach und nach aber gab sie den Widerstand auf. Als in evangelischen Kreisen der Baum zum festen Weihnachtssymbol wurde, womit man sich ursprünglich von der katholischen Sitte des Krippen-Aufstellens unterschied, trat der Christbaum seinen Siegeszug auch in der katholischen Kirche an. Man wollte wohl nicht altmodisch wirken; außerdem nahmen in evangelischen Gegenden die Krippenaufstellungen zu. Womöglich sehen wir hier erste ökumenische Strömungen am Werk?

Es war übrigens Goethe, der den Weihnachtsbaum in »Die Leiden des jungen Werther« 1774 erstmals in die deutsche Literatur einführte. Werther kommt am Sonntag vor Weihnachten zu Lotte und spricht von den Zeiten, da einen die unerwartete Öffnung der Türe und die Erscheinung eines »aufgeputzten Baumes« mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln in paradiesisches Entzücken versetzte.

Hätte Herrn Werther beziehungsweise Herrn Goethe das Wunderwerk am Breitscheidtplatz in ähnlich paradiesisches Entzücken versetzen können? Kaum. Aber warum soll sich ein Brauch, der mit römischen Loorbeerkränzen und einem Baum zu Ehren des Sonnengottes begonnen hat, nicht weiterentwickeln? Zur Abwehr böser Geister wird die Tanne oder Fichte ja sowieso nicht mehr aufgestellt; und zu all den Karussells und Kirmesvergnügungen auf den sogenannten Weihnachtsmärkten und den geschmacklosen quietschbunten Flackerbeleuchtungen in zahlreichen Fenstern passt doch letztendlich das Gebilde an der Gedächtniskirche viel besser als ein altmodisches Gehölz aus dem Wald…

P.S.: Historische Entwicklung des Weihnachtsbaumbrauches zum Teil übernommen aus Wikipedia

Freitag, 3. Dezember 2010

Gute Laune, schlechte Laune

Zwei Fotos, die so frisch nicht mehr sind:

Günter J. Matthia

Das war der Gastgeber dieses Blogs, eher schlecht gelaunt oder traurig, vor vielen Jahren. Kann auch sein, dass meine Wenigkeit tatsächlich froh und munter war und einfach nur für das Foto genau so aussehen wollte. Das Bild ist nicht datiert, keine Ahnung, wie alt der junge Künstler da gewesen sein mag.

Pastor Erwin Matthia & Gattin

Eher gut gelaunt schaut mein Großvater neben seiner Gattin in die Kamera. Dieses Bild wurde mir kürzlich von einer Leserin zugeschickt, worüber ich mich sehr gefreut habe, da ich mich zwar an das Foto auf dem Sideboard meiner Mutter erinnern konnte, es aber nicht besaß. Das Bild stammt laut Signatur, wenn ich sie richtig entziffere, aus dem Juni 1971.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Ja, sie kommt. Jessika. Demnächst.

Dieser Beitrag ist eine Nachricht, um mich mal des Wortschatzes bildungsferner Schichten zu bedienen, für die, wo auf die Story warten. (Ende der Wortschatzbedienung aus dem Bildungsfernetopf.)

Wer ist denn dieser nächtliche Scheinbetrunkene?

Wie man leicht sieht, gibt es bereits mehr Text als die neulich hier vorgestellten ersten beiden Absätze. Aber noch nicht genug, um die Leserschaft hier auf dem Blog damit zu beglücken. Also fasse man sich in Geduld, und die fünf Menschen, die mit »Nie und nimmer! Pfui!« abgestimmt haben, dürfen noch mal aufatmen.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Im Hause von Amazon gibt es viele Wohnungen…

…und wenn es nicht so wäre, dann – äh – also nein, anders herum gesagt, also es gibt noch mehr Welten, als nur diese, und – äh – na ja, also, ach ja, was ich eigentlich vermelden wollte: Meine Wenigkeit hat jetzt eine Wohnung Autorenseite in einer anderen Welt in der Autorenwelt von Amazon.de bezogen, gleich neben Herrn McCourt.

autorenwelt

Da fühlt sich das Autorenego wieder mal angemessen gestreichelt.