Montag, 31. Dezember 2007

Im Moor verirrt

Statt eines Jahresrückblickes gibt es am letzten Tag des Jahres 2007 etwas Erzähltes für meine Leser. Erzählungen verfassen ist immer noch das (und wird es wohl bleiben), was mir am meisten liegt, wenngleich mich die Sachtexte keineswegs quälen.
Ich habe kürzlich mal ein paar Texte aus meiner Sammlung "work in progress" (ein Euphemismus für "unfinished and almost forgotten") angeschaut, und dabei so einiges gefunden, was ich vielleicht doch wieder aufnehmen und fortführen möchte. Zum Beispiel ein Manuskript, das die Fortsetzung meines vor nunmehr 10 Jahren erschienenen Romans Es gibt kein Unmöglich! darstellen könnte. Es erzählt die Geschichte des Johannes Matthäus alias John Matthews weiter, zum Teil mit Rückblenden in die Kindheit, wie dieses Kapitel:
Kapitel 16

And I asked this God a question and by way of firm reply
He said: I’m not the kind you have to wind up on Sundays.
Jethro Tull

Als Johannes elf Jahre alt war, hatte er sich an einem Herbsttag im Moor verirrt. Es war kein riesiger Sumpf, aus dem es kein Entkommen gegeben hätte, aber für einen Elfjährigen, der allein und orientierungslos die Dämmerung hereinbrechen sieht, war das Benninger Ried, wie das Gebiet hieß, auf jeden Fall groß genug, um in Panik zu geraten.

Er hatte den Nachmittag damit verbracht, für den Biologieunterricht verschiedene Pflanzen zu sammeln, die typisch für ein Feuchtbiotop waren. Bei einigen war er nicht sicher, aber er legte sie trotzdem zwischen die Blätter des dicken Buches, in dem er die Gewächse preßte.

Sein Fahrrad stand an einen Baum gelehnt in der Nähe der Landstraße, die den nahen Ort Benningen mit seinem Wohnort Memmingerberg verband. Wenn auf dieser Straße Verkehr herrschte, dann hauptsächlich landwirtschaftlicher. Gegen Abend wurden die Fahrzeuge auf der Straße immer seltener.

Johannes war tiefer und tiefer in das Ried hineingegangen, die Gummistiefel sanken gelegentlich bis zum oberen Rand ein, so daß seine Füße und Hosenbeine bereits naß waren. Für einen unternehmungslustigen Jungen ist so etwas jedoch kein Grund, womöglich vorzeitig nach Hause zu gehen. Johannes war fasziniert von der Vielfalt, die die Natur hier offenbarte, wenn man sich nur die Mühe machte, geduldig hinzuschauen. Er entdeckte die verschiedensten Tiere, vom schlängelnden nackten Wurm im brackigen Wasser bis zum buntgefiederten Vogel, der mißtrauisch von einer Weide herabäugte.

Als Johannes mit einem Blick auf die Uhr feststellte, daß er bereits vor über zwei Stunden zu Hause zum Abendessen erwartet worden war, erschrak er. Seine Mutter konnte sehr streng sein und verprügelte ihre Söhne bei gegebenem Anlaß mit einem hölzernen Stock, der zu eben diesem Zweck in der Küche aufbewahrt wurde. Eine solche Verspätung konnte durchaus ein Anlaß sein. Also drehte Johannes sich um und begann, zügig durch das Moor zu waten, in die Richtung, in der er sein Fahrrad vermutete.

Daß er tiefer in den Sumpf steuerte, anstatt zum Rand zu gehen, bemerkte er nach einigen Minuten. Daß es dunkel wurde und auch noch leichte Nebelschwaden über der Feuchte entstanden, sah er im gleichen Moment. Er wurde nervös, machte einen Schwenk nach links, stiefelte eine Weile weiter, sah sich erfolglos nach irgend welchen markanten Punkten um, die ihm verraten konnten, wo die Straße lag, wechselte wieder die Richtung und geriet dann in Panik wie eine Küchenschabe, wenn das Licht angeht und sie zu weit vom Schlupfwinkel entfernt ist.

Er irrte kopflos herum. Die Dunkelheit siegte über die bleiche Abendsonne. Der Nebel wurde dichter. Geräusche aus dem Moor narrten ihn. Er lauschte immer wieder auf das Brummen eines Motors, um wenigstens ungefähr die Straße anpeilen zu können, aber auch das war vergebens.

Sei vernünftig. Hör auf, wie verrückt herumzurennen. Bleib stehen und denke nach! befahl er sich selbst.

Nachdenken? Worüber?

Wie du hier rauskommst, du Idiot!

Johannes blieb stehen und schloß einen Moment die Augen. Er versuchte, sich an irgend etwas zu erinnern, was in dieser Situation helfen konnte. Ihm fielen die vielen Geschichten von Karl May ein, die er gelesen hatte. Die Helden dort konnten in der größten Scheiße stecken, sie kamen immer heraus.

Na ja, gut, abgesehen von Winnetou mit der Kugel in der Brust.

Logik und Karl May. Zwei Dinge, die ihm tatsächlich halfen.

Es ist logisch, daß man aus einem Moor herauskommt, wenn man immer genau geradeaus geht. Ob man bei der Straße heraus kommt, ist nicht sicher, aber das erste Problem, der Sumpf, wäre damit immerhin überwunden. Wie aber kann man geradeaus gehen, ohne unmerklich einen Bogen zu machen? Da half Karl May. Irgendwo hatte Johannes gelesen, daß sich Old Shatterhand an der bemoosten Seite der Baumrinde orientierte. Wenn er Glück hatte, fand er hier im Moor ein ähnliches Anhaltszeichen, Bäume jedenfalls gab es nicht.

Hätte er eine Taschenlampe gehabt, wäre es leichter gewesen. Aber man nimmt keine Taschenlampe mit, wenn man vor hat, um 18 Uhr zum Abendessen zu Hause zu sein. Er hielt einen angefeuchteten Finger in die Höhe, um festzustellen, ob es vielleicht einen kleinen Luftzug gab. Tatsächlich war ihm, als verspürte er einen leichten Hauch, Wind wäre übertrieben gewesen, von links.

Er ging zwanzig Schritte geradeaus und machte die nächste Fingerprobe. Damit er ganz sicher war, hielt er den Arm gerade nach oben ausgestreckt. Er spürte den kalten Hauch. So ging er weiter, jeweils zehn oder zwanzig Schritte, anhalten, Fingerprobe, Wind von links, weitergehen. Johannes war sich keinesfalls sicher, ob das ihn tatsächlich geradeaus führte, aber ihm fiel keine Alternative ein. Als er den linken Stiefel verlor, weil der sich so festgesaugt hatte, daß Johannes ihn nicht aus dem Sumpf ziehen konnte, wollte die Panik auf der Stelle wieder die Regie übernehmen.

Ich werde hier versinken und in etwa zwanzig Jahren findet jemand mein Skelett.

Er lachte laut. Das war ein guter Anfang für eine Geschichte. Er mußte sich das zu Hause gleich aufschreiben. Solche Einfälle waren Gold wert.

Er stapfte weiter, links barfuß, rechts mit Stiefel. Daran, worauf er mit seinem bloßen Fuß trat, mochte er nicht weiter denken. Gewürm, womöglich scharfkantige Wurzeln, Schlangen sogar - hier gab es neben den harmlosen Blindschleichen zumindest Kreuzottern, das wußte er aus dem Biologieunterricht. Aber selbst das war immer noch besser, als stehenzubleiben und auf irgend jemanden oder irgend etwas zu warten.

Schließlich hatte trockenen Boden unter den Füßen. Er beschloß, weiter geradeaus zu gehen, und dann, sobald er an einen Weidezaun kam, diesem zu folgen. Die Wiesen hier waren alle eingezäunt, weil die Bauern ihr Vieh dort weiden ließen.

Gegen Mitternacht kam Johannes zu Hause an. Er hatte nach einer langen Wanderung die Straße und sein Fahrrad gefunden. Er war dreckig, naß und todmüde. Und er hatte Angst vor seiner Mutter.

Als sie ihm die Türe öffnete, gab es statt der Prügel jedoch eine Umarmung, die nicht enden wollte. Sie schluchzte, wiederholte immer wieder „Oh mein Gott, danke! Wo warst Du? Mein Gott, vielen Dank! Wo bist du bloß gewesen...“ und wollte ihren Sohn nicht loslassen.

Meint sie jetzt Gott mit ihrem „wo warst Du?“ oder mich? überlegte er. Vermutlich mich. Also gut - tolle Geschichte oder Wahrheit?

Johannes entschloß sich, die Wahrheit zu erzählen, wenn die auch weniger abenteuerlich war als eine tolle Geschichte, die er sich genauso schnell hätte ausdenken können, wie er sie erzählte. Im Geschichten erfinden und erzählen konnte ihn kaum jemand schlagen. Andere verstrickten sich dabei in Widersprüchen, mußten an entscheidenden Stellen kurz nachdenken - und schon war man ihnen auf die Schliche gekommen. Johannes passierte das nicht.

So, das wars auch schon mit dem 16ten Kapitel. Vielleicht schreibe ich das Manuskript ja im Jahr 2008 weiter, mal sehen. Auf jenem Blog, der ausschließlich Artikeln und Texten gewidmet ist, gibt es übrigens eine weitere Erzählung aus der gleichen Schatztruhe auf meiner Festplatte, einen mörderischen ungeschriebenen Aufsatz.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen Jahreswechsel, der genau so ausfällt, wie es den jeweiligen Vorstellungen entspricht und dann ein ausgesprochen frohes und erfolgreiches Jahr 2008.

Sonntag, 30. Dezember 2007

Repräsentatives in Hülle und Fülle

Ich hatte es bereits geahnt, als ich diese Umfrage startete. Meine Leser, zumindest diejenigen, die auf Umfragen klicken, sind grundehrliche und im Leben gefestigte Menschen. Anders ist nicht zu erklären, warum 50 Prozent geklickt haben, dass sie nie und nimmer klicken würden. 22 Prozent der Leserschaft wurde blümerant zumute, während 27 Prozent sich offenbar ausserordentlich freuten, da sie ja stets und immer, mit ausgesprochener Begeisterung auf jedwede Umfrage zu klicken pflegen. Ich hoffe, dass die Blümeranz nachlässt, denn meist ist ja eine Umfrage sichtbar...

Selbstverständlich habe ich, der Leserschaft zuliebe, als ich keine Umfrageidee hatte, trotzdem eine Umfrage gestartet und 43 Prozent gaben mir recht. Bedenklich ist, dass 39 Prozent meinten, ich solle mich was schämen; ist das nicht so etwas wie die Diskriminierung einer Minderheit? Oder bilden Menschen ohne Umfrageideen die Mehrheit in diesem unserem Lande? Nun gut, sei es wie es sein mag, immerhin haben mich ja auch noch 17 Prozent angespornt, mir was auszudenken. Mir fiel was bezüglich der kalendarischen Gegebenheiten ein.

Rechtzeitig vor Weihnachten fragte ich, was man dieses Jahr damit tun sollte, mit dem Fest. 45 Prozent der Leserschaft sind offenbar in ungebremster Feierlaune gewesen, während 31 Prozent sich wohl mit der Verlegung auf den 30. Februar etwas Zeit zum Nachdenken verschaffen wollten. 22 Prozent waren sich bereits sicher: Ausfallen lassen. Nun hat sich, trotz der repräsentativen Umfrage, weder Politik, noch Wirtschaft oder Kirche daran gehalten, dass immerhin 53 Prozent der Leser zumindest am 25 und 26. Dezember kein Weihnachten wollten - es fand dennoch statt.

Dass Kommentare für Blogs notwendig sind, bestätigten satte 92 Prozent der verehrten Leserschar, ich hatte auch nicht die Absicht, Kommentare womöglich nicht mehr zuzulassen. Den 8 Prozent der Klickenden, die Kommentare für überflüssig hielten, hätte ich gerne die Zusatzfrage gestellt, ob nicht gar Blogs überflüssig seien - na ja, vielleicht ein andermal. Kommt Zeit, kommt Umfrage, sagt bekanntlich der Volksmund.

Merkwürdig: 0 Prozent, in Worten Null Prozent, sehen einen Zusammenhang zwischen all den Weihnachtskerzen und dem Anstieg der Erdtemperatur, wiewohl doch zumindest die Weihnachtsgegner diesen Verdacht hegen könnten. Immerhin freuen sich ja wohl die meisten Leser über kuscheligeres Klima und vermissen den guten alten Winter mit all dem Schneematsch, Dreck an den Stiefeln und auf den Kotflügeln, rotgefrorenen triefenden Nasen, der Unmöglichkeit von Grillnachmittagen, klammen Fingern und all den anderen Unbillen nicht. Denen, die immer noch frieren, gilt dieser Rat: Das ganze Jahr viele viele Weihnachtskerzen anzünden, besonders am 30. Februar.

P.S.: Du findest das alles etwas - nun ja - sinnlos? Dann schau mal hier: YIP MINIMAL

Samstag, 29. Dezember 2007

Erbaulichkeiten

Eine Weihnachtsnachlese.

Klare, duraus auch zornige Worte zum Sieg des Kommerz über Christus in der amerikanischen Gesellschaft fand der CNN Jounrnalist Roland S. Martin:
Because of all the politically correct idiots, we are being encouraged to stop saying "Merry Christmas" for the more palatable "Happy Holidays." What the heck are "Seasons Greetings"? Can someone tell me what season we are greeting folks about? A Christmas tree? Oh, no! It's now a holiday tree. Any Christmas song that even remotely mentions Christ or has a religious undertone is being axed for being overtly religious.
Mehr von Roland S. Martin hier: CNN Commentary: You can't take Christ out of Christmas

Lars Broder Keil, Redakteur bei der WELT, gelang zu Weihnachten das von Roland S. Martin Gegeißelte: Ein Artikel, der zwar im ersten Satz behauptet, vom Weihnachtsfest und Heiligabend zu handeln, aber dann geht es um die Tanne, Goethe und Schiller, Mehdorn und Schell:

Einen Sündenfall anderer Art bescherte uns zu Weihnachten ein weiteres Menschenpaar: Es geht um die Bahn. Kindern, die sich so bockig verhalten wie die Tarifparteien, würde man mit einer Rute zur Bescherung drohen. Wie heißt es so schön in einem Weihnachtslied? „Süßer die Glocken nie klingen.“ Bei den älteren Herrschaften Mehdorn und Schell sind es eher die Schellen, die Narrenschellen. Liebe Leute, möchte man rufen: Habt Ihr denn noch alle Nadeln an der Tanne!

Hier der komplete Text: Mythos Tanne - Ein Weihnachtskommentar

Es funktioniert hierzulande wie dortzulande: Eine unbiblische Feier, die man über Jahrhunderte zum "christlichen Hochfest" beschworen und stilisiert hat, kann man nun feiern, ohne Christus zu nennen oder zu kennen.

Ist das nicht erbaulich, ist das nicht prima? Es bedeutet immerhin die Chance, dass die fromme Alibifunktion wegfällt, mit der sich mancher selbst in die Irre führt: "Ich war ja Weihnachten in der Kirche. Ich bin Christ."

Und, lieber Leser, mal ehrlich: Die Weihnachtsandachten / Christvespern / Heiligabendgottesdienste... - wird da denen das Evangelium gebracht, die Jesus nicht kennen? Das dürfte doch wohl die absolute Ausnahme sein. Solche Feiern sind nichts anderes als ein Faktor im Wohfühl-Kuschelclub-Frommsein, bei dem die böse Welt lieber draußen bleiben soll.

Dann doch lieber ein ehrliches, ohne christliches Mäntelchen gefeiertes Familienfest und Christus statt dessen an jedem Tag des Jahres nachfolgen und bezeugen. Das wäre ein möglicher guter Vorsatz für 2008...

Freitag, 28. Dezember 2007

Geschenke umtauschen....

Gestern berichtete die Berliner Abendschau (ein regionales TV-Programm) über die Umtauschwelle am ersten Geschäftstag nach Weihnachten. Falls meine Leser auch was Unbrauchbares zu liegen haben, empfehle ich das Unbrauchbare gegen dieses wunderbare, lehrreiche und emergente Geschenk zu tauschen:


P.S.: Gefunden bei Sacred Sandwich. Warum gibt es eigentlich keine deutschen Satireseiten wie diese? Oder kenne ich die bloß nicht?
P.P.S.: Angestiftet zum Besuch bei Sacred Sanwich wurde ich vom Storch, der hat da nämlich Zombies entdeckt...
P.P.P.S.: Don Ralfo spricht heute auf seinem Blog ein wahres Wort gelassen aus.
P.P.P.P.S.: Warum sollte ich mir bei der Fülle, die sich von P.S. bis P.P.P.S. auftut, heute selbst was ausdenken?

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Prophetie auf Bestellung?

Bestellung 1: Einige liebe Mitchristen haben mich gefragt, ob ich den »Shepherd's Rod« auch für 2008 übersetzt hätte. Nein, habe ich nicht. Inhaltlich war nichts dabei, was uns als Europäer speziell ansprechen würde, und für die Erkenntnis, dass der Mensch gut beraten ist, die Bibel zu lesen und sich des Evangeliums nicht zu schämen, bedarf es keiner »Prophetie«. Der Shepherd's Rod 2008 - das ist mein persönlicher Eindruck nach der Lektüre - ist aus der Not geschrieben, dem Erwartungsdruck des Publikums entgegen zu kommen und den Wahlkampf für die »richtigen« Kandidaten in den USA einzuläuten.

Bestellung 2: Es gibt einige »Prophetinnen« und »Propheten«, die regelmäßig nach Berlin kommen und dann in der Gemeinde, die wir besuchen, predigen. Anschließend »dienen sie prophetisch«, das heißt, sie picken sich aus der Besucherschar diesen und jene heraus und sagen öffentlich etwas über die Person, was vom Heiligen Geist inspiriert sein soll. Ich will nicht ausschließen, dass es gelegentlich auch tatsächlich so ist, aber vieles, was ich da über die Jahre gehört habe, ist Unsinn gewesen. Auch einige »allgemeine« Prophetien für die Gemeinde haben sich als Schall und Rauch erwiesen.

Bestellung 3: Ich bekam kürzlich eine Einladung:
“Releasing The Spirit of Prophesy”
Smiths Station, Alabama
Speakers: Pastor Steven Shelley, Randy DeMain & Paul Keith Davis
New Hope Revival Ministries, Pastor Steven L. Shelley
Ich fahre nicht nach Alabama und frage mich: Seit wann bestimmt der Veranstalter einer Konferenz, ob und wann der »Geist der Prophetie« (Offenbarung 19, 9-10) freigegeben und ausgegossen wird? Und warum ausgerechnet vom 6. bis 9. Februar in Alabama?

Das sind nur drei Beispiele für Prophetie auf Bestellung, bei denen ich das Fragezeichen hinter den geistlichen Begriff setze. Es gibt viele weitere Beispiele, wo auch namhafte Propheten und Prophetinnen ganz gehörig daneben lagen und liegen. Es ist zulässig, dass ein Prophet sich irrt, das ist ganz normal (1. Korinther 14, 29).*
Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen positive Erwartungen haben. Ich habe auch nichts gegen Prophetie, gerne darf sie in einem Stadion zu Gehör gebracht werden. Aber ich dachte immer, dass Gott seinen Geist ausgießt, wann und wo er will.

Es wäre schön, wenn Propheten vermehrt darauf hinweisen würden, dass sie sich geirrt haben und wieder irren können. Viele, gerade im Glauben noch junge Christen nehmen nämlich jedes Wort aus gewissem Mund als Wort Gotes entgegen und werfen dann später den kompletten Glauben weg, wenn sich eine »Prophetie« als gewaltiger Humbug entpuppt.

*(Mehr darüber habe ich in der Serie Die Tage sind gezählt geschrieben, vor allem im Kapitel Weissage, was nicht eintrifft!)

Dienstag, 25. Dezember 2007

Kottan und Pinguin

Während Haso sich wegen des Tuxes auf den Frühling freut, genieße ich schon mal die ersten acht Folgen der wohl skurrilsten und anarchistischsten Krimi-Satire, die es gibt...


Mich deucht, die beste aller Ehefrauen hat sowohl bei Haso als auch bei mir den Nagel auf den Kopf getroffen. Womit nicht gesagt sein soll, dass Haso und ich uns eine Ehefrau teilen würden.

Montag, 24. Dezember 2007

Begriffsverwirrungen

Gestern war heute noch morgen.

Mein Enkel Niclas (genau, der auf dem Foto mit dem schwebenden Kind im Hintergrund) klärte mich gestern abend auf: "Morgen ist Weihnachten." Ich widersprach und erläuterte, dass zuerst Heiligabend käme, Weihnachten sei dann der Tag danach.

Begriffsverwirrungen überall: Jemand bittet um Nutella, obwohl auf dem Tisch lediglich Nuss-Nougat-Creme eines anderen Herstellers steht. "Reichst Du mir mal die Selters?" hörte ich gelegentlich und muss dann bedauernd verneinen, weil zwar Mineralwasser, aber eben nur aus anderer Quelle vorhanden ist. "Der Soundso hat sich einen Jeep gekauft", erzählte neulich ein Kollegin. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass es keineswegs ein Jeep war, sondern ein Geländefahrzeug aus japanischer Herstellung. Unlängst hörte ich im Kaufhaus eine Mutter ihrem etwa vierjährigen Kind sagen: "Schau mal, ein Knut." Zu sehen war ein Eisbär unbekannter Namensgebung, der für Winterkleidung werben sollte. Vermutlich erklärt diese Frau auch jeden Hund zum Wauwau...

Mancher hält mich für pingelig oder noch schlimmeres, wenn ich solche sprachlichen Fehlgriffe nicht unkommentiert durchgehehn lasse. Aber andererseits erinnern wir uns beim Christfest eben an Christus, und nicht an Sankt Nikolaus, Santa Claus oder irgendwelche kitschigen pausbäckigen dürftig bekleideten geflügelten Kleinkindfiguren, die man als Engel zu bezeichnen sich nicht scheut. Ein Engel, mit Verlaub, hat nichts mit diesen am Tannenzweig baumelnden Gestalten gemein. Und das scheint vielen Zeitgenossen schon unbekannt zu sein.

Meinen Lesern wünsche ich jedenfalls heute, da ja Weihnachten Heiligabend ist, von Herzen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest, bei dem die Erinnerung an den menschgewordenen Gottessohn nicht völlig im Geschenke- und Familientrubel untergeht.

Und morgen ist ja dann wirklich Weihnachten. Denn morgen ist heute schon gestern.

Sonntag, 23. Dezember 2007

A message from Stephen...

Wer auf meinem Blog die Mich-interessiert...-Liste beachtet, findet eine bunte Sammlung von Links, einer davon führt zur eher unspektakulären Webseite von Herrn King, dem ich unzählige Stunden unterhaltsamer, spannender und oft genug humorvoller Lektüre verdanke.

Herr King grüßt in diesen Tagen, wie so viele, zum Ausklang des Jahres:
I had a great year and, as always, it starts with the people who read the books and have been so kind to me over the last 30 or so years that I have been making up stories. It was especially nice to hear from you this year because I turned 60 and finally had to kill my teddy bear. Just joking about the teddy bear, but it's a little traumatic and you guys helped to ease the pain. I hope you will all have a happy holiday season whether you celebrate Christmas, Hanukah, Kwanza, or simply the imminent coming of Great Cthulhu. I hope that all of us will have a happy new year, that you will enjoy Duma Key, and that you vote for all the right candidates in November! Be well and be good to one another.
Gewiss feiere ich nicht das bevorstehende Kommen eines großen Cthulhu, bin auch kein Afro-Amerikaner, zu dem Kwanza passen würde und meines Wissens ohne jüdische Herkunft, also feiere ich nicht Hanukah. Sondern ich erinnere mich an das Kommen Christi, feiere folglich Christmas.
Und freue mich auf Duma Key, das leider erst am 22. Januar 2008 erhältlich sein wird.

Stephen hat also endlich seinen Teddy umgebracht. (Just joking? Yeah right!) Nun gut, anlässlich des 60sten ist das ja verzeihlich. Was mache ich, wenn ich in ein paar Jahren 60 werde? Einen Teddy besitze ich nicht mehr... - hat irgend jemand eine Idee?

Übrigens: Mir geht's wie Stephen:
I have the heart of a little boy. And I keep it in a jar beside my bed.

Samstag, 22. Dezember 2007

Hoffentlich ansteckend...

Das Medienmagazin "pro" berichtet:
"In Deutschland grassiert im Jahre des Herrn 2007 das Bibelfieber", heißt es im "Stern" Nr. 52. "Immer neue Sonderausgaben der Heiligen Schrift kommen auf den Markt, die Bibel gibt´s als dramatisierte Lesung mit Orchester, als Hörbuch, vertont als 'Musikbibel' und in weiteren Spezialvarianten."

...

Heute kann das Neue Testament auf zehn CDs als Hörbuch oder die Luther-Bibel im MP3-Format gehört werden. "Gottes Wort ist überall, wo es ein Abspielgerät gibt", heißt es im "Stern". Das gilt auch für das "Psalmenprojekt", bei dem Prominente wie Nina Ruge oder Xavier Naidoo ihre Lieblingspsalmen lesen, untermalt mit stimmungsvoller Musik. "Chillen mit dem Alten Testament" nenne das die zuständige PR-Agentur. Auch der bekannte Berliner Schauspieler Ben Becker begeistert derzeit mit einer Bühnenshow, bei der er, von Orchester und Band begleitet, das "Beste der Bibel" präsentiert.

In den vergangenen Jahren erschienen zahlreiche Sonderausgaben des Buchs der Bücher: Volksbibel, Immendorff-Bibel, Dürer-Holzbibel, Benedikt-Bibel, Goldbibel, Volxbibel, Musikbibel und eine Comic-Bibel namens "Whoosh". Insgesamt verkauften sich 500.000 Exemplare dieser Versionen. "Selbst das schnöde gedruckte Wort wird wieder feilgeboten, als wäre es eben erst erfunden worden", so der "Stern"
Bleibt zu hoffen, dass dieses heilsame Fieber ansteckend ist und dann die Bibel nicht nur gekauft, sondern auch gehört und gelesen wird.

Freitag, 21. Dezember 2007

Global Warming - der Beweis

Es stimmt mit der Erderwärmung. Hier der Beweis:


Gefunden bei hairlarious.

Gezählte Tage

Nachdem es gestern hier überwiegend fremdsprachlich zuging und heute zu etwas späterer Stunde ein Beitrag folgt, der einen unvermeidbaren kleinen englischen Textanteil beinhaltet, hier der Hinweis auf einige deutschsprachige Zeilen.

Meine Serie Die Tage sind gezählt ist jetzt vollständig wieder im Netz. Zur Historie: Unter dem Titel Zwischen den Zeiten hatte ich Ende 2006 begonnen, für Glaube.de über den gegenwärtigen Zustand der Gemeinde / Kirche Jesu Christi zu schreiben. Im Frühjahr 2007 war die Serie dann abgeschlossen und beim Umzug meiner Texte von der alten Webseite zur neuen Präsentationsform als Blog hatte ich die 16 Teile erst einmal herausgelassen, um sie leicht zu überarbeiten. Glaube.de war im Sommer zerschossen worden und entsteht mühsam in geänderter Form gerade neu, kein Mensch würde dort im Augenblick die Kapitel in geordneter Reihenfolge finden...

Wer längere Texte lesen mag / kann / will, findet also jetzt wieder die komplette Serie, einschließlich der seinerzeit kontrovers diskutierten Kapitel über die Räuberhöhle und die Mietlinge. Die Diskussionen, die es gab, sind durch die Änderungen bei Glaube.de verschwunden, aber jedermann und jedefrau darf auf meinem Blog für längere Sachen gerne seine Gedanken und Einwürfe hinterlassen, genau wie hier.

Wegen der besseren Übersicht hier die Übersicht:
So, im Lauf des Tages folgt heute noch der wissenschaftliche Beweis, dass die Sache mit der Erderwärmung...

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Post 175: Not up to writing s**t again!

Dies ist der 175ste Post (neudeutsch für Beitrag) auf diesem Blog (neudeutsch für Internet-Tagebuch). Das wird gefeiert mit einem feierlichen Versprechen: Zukünftig mehr up als s**t - obwohl ich nicht versprechen kann, dass dieser Blog zu 100% s**tless bleiben wird.

Ein Leser hat sich besorgt über die 54-fache Häufung eines vierbuchstabigen Wortes in einem kürzlichen Beitrag geäußert.So sah ich mich veranlasst, nachzuforschen, ob jene inkriminierte Vokabel denn wirklich the most functional word der Englischen Sprache sei. Und siehe da: Zum Vorschein kommt (neben einem dreibuchstabigen, vom Kommentator vorgeschlagenen) auch ein zweibuchstabiges Wort:

Now there is a two-letter word that perhaps has more meaning than any other two-letter word, and that is “UP”.

It’s easy to understand UP, meaning towards the sky or at the top of the list, but when we awake in the morning, why do we wake UP? At a meeting, why does a topic come UP? Why do we speak UP and why are the officers UP for election and why is it UP to the secretary to write UP a report?

We call UP our friends. And we use it to brighten UP a room, polish UP the silver, we warm UP the leftovers and clean UP the kitchen. We lock UP the house and some guys fix UP the old car.

At other times the little word has real special meaning. People stir UP trouble, line UP for tickets, work UP an appetite, and think UP excuses. To be dressed is one thing but to be dressed UP is special.

And this UP is confusing: A drain must be opened UP because it is stopped UP. We open UP a store in the morning but we close it UP at night.

We seem to be pretty mixed UP about UP! To be knowledgeable about the proper uses of UP, look the word UP in the dictionary. In a desk-sized dictionary, it takes UP almost 1/4th of the page and can add UP to about thirty definitions. If you are UP to it, you might try building UP a list of the many ways UP is used. It will take UP a lot of your time, but if you don’t give UP, you may wind UP with a hundred or more.

When it threatens to rain, we say it is clouding UP. When the sun comes out we say it is clearing UP. When it rains, it wets the earth and often messes things UP. When it doesn’t rain for a while, things dry UP.

One could go on and on, but I’ll wrap it UP, for now my time is UP, so………… Time to shut UP…..!

Up, up and away - das ist also der Blogtrend für die nächsten 175 Einträge.

Aber warum erzähle ich das, wer weiß, maybe nobody gives a shit... - ooooooooooops!

P.S.: Die wunderbare UP-Glosse ward gefunden bei hilairious.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Ist Gott unmoralisch?

Alan Posener, Kommentarchef der WELT, hat sich Gedanken zur These "Werte brauchen Gott" gemacht.

Keine Aussage des Religionskritikers Richard Dawkins hat mehr Empörung ausgelöst als seine Bemerkung, dieser Gott sei „eine der unangenehmsten Gestalten der Weltliteratur“. Dabei übersehen die Dawkins-Kritiker, dass von Literatur die Rede ist. Betrachtet man die Bibel nicht als Heilige Schrift, sondern als fiktionalen Text, so wie wir inzwischen die blutrünstigen Sagen der Griechen und Germanen betrachten, so fällt es schwer, Dawkins nicht zuzustimmen.

Was soll man von einem Gott halten, der aus Zorn über die moralischen Verfehlungen der Menschen alles Leben auf der Erde in einer Sündflut auslöschen will? Der wegen der Homosexualität der Männer in Sodom und Gomorrha beide Städte vertilgt? Der Abraham auf die Probe stellt, indem er ihn auffordert, seinen Sohn Isaak als Opfer darzubringen? Der dem Pharao erst das Herz verhärtet, damit er das Volk Israel nicht ziehen lässt, und dann zur Strafe alle Erstgeborenen Ägyptens tötet? Der wegen des Abfalls der Israeliten am Sinai das ganze Volk auslöschen will, sich aber dann mit der Erschlagung von dreitausend Mann zufriedengibt? Der von Israel fordert, die ansässige Bevölkerung im Gelobten Land zu vertreiben oder der Vernichtung zu weihen? (Hier der ganze Beitrag)

Es fällt auf den ersten Blick schwer, solchen Argumentationen etwas zu entgegnen, ohne in Platitüden abzurutschen.

Der eigentliche Unterschied zwischen so argumentierenden Religionskritikern und mir besteht wohl darin, dass sie, die Kritiker, die Existenz Satans in Frage stellen oder ausschließen und Sünde nicht als unüberbrückbare Trennung zwischen Mensch und Gott verstehen können oder wollen. Ein heiliger Gott kann und wird Sünde vergeben, aber gutheißen kann und wird er sie nicht. Für Vergebung ist Buße Voraussetzung, ob nun im Alten Testamend durch Opfer ausgedrückt oder im Neuen Testament durch die persönliche Annahme des Opfers, das Jesus gebracht hat.

Wenn Sünde als lässlich, unbedeutend oder nur als anders sein begriffen wird, versteht man natürlich nicht, dass der (ewige) Tod unweigerliche Folge ist - und (ewiges) Leben die Folge der Vergebung. Dann muss man eigentlich zwangsläufig wie Herr Posener fragen:

Was soll man von einem Gott halten, der nicht nur für Mord die Todesstrafe verlangt, sondern für Misshandlung oder Verfluchung der Eltern, Arbeit am Sabbat, Götzendienst, Hexerei, Totenbeschwörung, Ehebruch, Verkehr mit Tieren, zwischen Mann und Mann, mit diversen Verwandten und Coitus interruptus? Der um einer Wette willen den frommen Hiob dem Satan überlässt? Ist diese Gestalt nicht noch unangenehmer als Zeus?

Zugegeben, mit der Geschichte des Hiob habe ich erhebliche Schwierigkeiten. Aber ich sehe im Alten Testament eben auch den Gott, der den König David am Leben und im Amt lässt, trotz des Mordes an einem jungen Soldaten und des Ehebruches mit dessen Frau. Weil dieser David Buße getan hat, das heißt, seine Sünde als solche begriffen und um Vergebung gebeten hat. Da wird mir der gnädige, liebende Gott sichtbar und erfahrbar, auch im Alten Testament.

Aber wenn Sünde in der Vorstellung eines Menschen nicht existiert, oder nicht so schlimm ist - dann ist wohl der Weg zum Verständnis der biblischen Texte von vorne herein verbaut.

Wie gehen meine Leser denn mit solchen Fragen nach dem unmoralischen Gott um, wenn sie ihnen gestellt werden?

Dienstag, 18. Dezember 2007

Geadelter Blog

Heute früh mit noch leicht verschlafenem Blick fand ich eine Elektronische Postnachricht (neudeutsch E-Mail), in der mir mitgeitelt wurde, dass dieses öffentliche Tagebuch (neudeutsch Blog) nach circa sechs Monaten des Bestehens in die erlauchte Runde der Relevant Blogs aufgenommen wurde.
Obwohl die beste aller Ehefrauen nunmehr erneut das Wort Narzisst im Munde führen wird, ziert ab sofort das Adelssiegel die rechte Spalte und ich freue mich über die ganz ausgezeichnete Auszeichnung.

Montag, 17. Dezember 2007

Nicht religiös, religiös, besonders religiös und tief religiös

Die WELT macht sich Gedanken über eine Studie. Fazit: Die Deutschen sind religiöser als gedacht (von wem eigentlich?) .

Da ich regelmäßig zum Gottesdienst gehe und bete und mich intensiv mit religiösen Fragen beschäftige, darf ich wohl annehmen, dass ich unter tief religiös einzustufen bin. Jüngere Menschen sind höchstens besonders religiös:
Zwar sind Glaube und Religion für die Generation der 18- bis 29-Jährigen weniger wichtig als für Ältere. Doch nur jeder Dritte von ihnen ist nicht religiös. Über die Hälfte ist als religiös einzustufen; 14 Prozent sogar als besonders religiös.
Wer mag, kann ja nachsehen, ob er nun nicht, ohne Zusatz, besonders oder gar tief ist. Hier der Artikel: Gott bewegt die Deutschen.


P.S.: Ich selbst würde mich als nicht religiös bezeichnen. Und als Nachfolger Jesu Christi. Was nun?

Weihnachten umbenennen!



In den 70er Jahren reimte Larry Norman:
It used to be the birthday of the man who saved our necks
And now it's there for Santa Claus, you spell it with an X
Nachdem wohl niemandem im postchristlichen Deutschland ein alternativer Begriff für Weihnachten eingefallen und das unsägliche DDR-Deutsch zu Recht in der Versenkung verschwunden ist, greifen die Werbestrategen vermehrt zum amerikanisch coolen X-MAS. Kein Mensch weiß ja mehr, dass Christus doch in dem X steckt...

Häufig sieht man bei den Wünschen auch frohes Fest oder angenehme / besinnliche / friedliche Feiertage. Fest und Feiertage, schön neutral. Da kann sich keiner auf den Schlips getreten fühlen. Allerdings ist das werbetechnisch eben doch etwas unbefriedigend, denn "Fest-Shopping" oder "Feiertage-Geschenke" klingt doof.

Es sollte doch den Sprachkünstlern in der Medienlandschaft gelingen, einen Begriff zu ersinnen, der mit Weihe oder Christus nichts zu tun hat und kräftig zum Kaufrausch anstachelt, oder?

P.S.: Warum Weihnachten kein christliches Fest sein kann, habe ich im Teil 13 der Serie Die Tage sind gezählt aufgeschrieben. Interessierte Menschen, denen längere Texte zumutbar sind, können hier nachlesen: Wo steht denn das geschrieben?

Samstag, 15. Dezember 2007

Seelsorgehotline für alle Fälle

Guten Tag und vielen Dank für Ihren Anruf bei der Seelsorgehotline der Gemeinde für alle Fälle.

Bitte wählen Sie aus dem folgenden Telefonmenü:
  • Wenn Sie eine Zwangsneurose haben, drücken Sie mehrfach die 1.
  • Wenn Sie abhängig sind, bitten Sie jemanden, die 2 für Sie zu drücken.
  • Wenn Sie multiple Persönlichkeiten haben, drücken Sie 3, 4, 5 und 6.
  • Wenn Sie paranoid sind, wissen wir wer Sie sind und was Sie wollen; bleiben Sie in der Leitung, damit wir Ihren Anruf zurückverfolgen können.
  • Wenn Sie unter Wahnvorstellungen leiden, drücken Sie 7 und Ihr Anruf wird an das Mutterschiff durchgestellt.
  • Wenn Sie schizophren sind, hören Sie aufmerksam hin und eine leise Stimme wird Ihnen verraten, welche Nummer Sie drücken sollen.
  • Wenn Sie manisch-depressiv sind, ist es egal, welche Nummer Sie drücken, es wird Sie sowieso nichts glücklich machen.
  • Wenn Sie Legastheniker sind, drücken Sie 9696969696969696.
  • Wenn Sie bipolar sind, hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton oder vor dem Signalon oder nach dem Signalton. Bitte warten Sie auf den Signalton.
  • Wenn Sie an Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leiden, drücken Sie 9. Wenn Sie an Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leiden, drücken Sie 9. Wenn Sie an Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leiden, drücken Sie 9.
  • Wenn Sie Minderwertigkeitskomplexe haben, legen Sie bitte auf, unsere Mitarbeiter sind zu beschäftigt, um mit Ihnen zu reden.
  • Wenn Sie klimakterisch sind, legen Sie die Pistole weg, beenden den Anruf, schalten den Ventilator ein, legen sich hin und weinen. Sie werden nicht andauernd verrückt bleiben.
  • Wenn Sie blond sind, drücken Sie keine Tasten, Sie würden nur alles kaputt machen.
Vielen Dank für Ihren Anruf. Wir freuen uns, dass wir Ihnen helfen konnten.

Freitag, 14. Dezember 2007

Christliche Angstzustände

Eigentlich sollte es keine Angstzustände bei uns Christen geben. Wenn wir schon post mortem (oder Haso zuliebe meta mortem) wären, gäbe es sie auch nicht mehr. Aber einstweilen kann man ihnen immer wieder begegnen.

Zur Zeit geht die Angst bei einigen etablierten Kirchen / Gemeinden / Organisationen / Werken beziehungsweise deren Leitern um, dass ihre Anhängerschar / Mitgliederschar / Beitragszahlerschar / Spenderschar dezimiert werden könnte durch ein Phänomen, das man mangels eines passenden Begriffes oder mangels Verständnisses, was da passiert, als neue Bewegung bezeichnet. Die Rede ist von Emerging Church / Emerging Conversation / Emerging Deutschland. (Meine constant readers wissen, dass ich Anglizismen zu vermeiden suche, wo sie nicht am Platz sind, aber in diesem Fall gibt es wirklich (noch) keinen passenden deutschen Begriff.)

Es geht Angst um, von Helmuth Matthies (idea) in Worte gekleidet:
Auf der einen Seite kämpfen einige traditionelle Werke um ihre Existenz, auf der anderen Seite präsentieren sich immer neue Bewegungen und Werke, von denen viele auch am Spendenkuchen teilhaben wollen.
Was ist passiert? Eigentlich nichts, was die Ängste rechtfertiern würde - es sei denn, man denkt in Mustern wie "meine Mitglieder / Spender / Beitragszahler / Fans / Bewunderer..." Ganz abgesehen davon, dass die fragliche neue Bewegung sich nirgends um Teilhabe am Spendenkuchen bemüht, da hat Herr Matthies wohl nicht ordentlich recherchiert.

Ich bin nicht der einzige, der sich seit vielen Jahren weigert, eine Konfession oder Denomination für die richtige (und andere für falsch) zu halten. Ich finde, wenn ich es will, in jeder Suppe ein Haar, ob es nun eine evangelikale Suppe ist oder eine katholische, eine lutherische oder eine charismatische, nicht zu vergessen die methodistische, adventistische, pfingstlerische, hausgemeindliche, mega-gemeindliche, middle-sized-gemeindliche... - die Speisekarte ist umfangreich. Ich will aber lieber die Suppe genießen, als das Haar darin zum Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit zu machen.

Nun fängt auch in Deutschland etwas an zu wachsen, sichtbar und spürbar zu werden, was unerhört ist: Ohne Rücksicht auf Kirchengrenzen und Gemeindezugehörigkeiten werden Christen emergent. Das macht den Kassierern und Schatzmeistern so viel Angst wie den Vorständen und Kirchenleitungen, soweit sie Mietlinge statt Hirten sind, denn es lässt sich nicht so recht katalogisieren, etikettieren und in eine Ecke stellen, denn es gibt keine emergente "Leitung", keine "Bewegung", keine "Gruppe"... Es passiert das, was die Reformation so gefährlich für die geistliche Obrigkeit gemacht hat: Gläubige fangen an, selbst zu denken, selbst in der Bibel zu forschen, ob es sich wohl so verhält, wie es ihnen von den Kanzeln und Podien gepredigt wird.

Noch ist das Ganze ein Anfang, es ist keineswegs auszumachen, wohin die emergente Reise geht, aber ich habe da so einen Traum: Eine Gemeinde Jesu Christi, die nicht darüber diskutiert, sondern tut, was wir im Neuen Testament vorfinden:
Durch die Kraft, die er euch gibt, werdet ihr in der Lage sein, euch für mich vor allen Leuten in Jerusalem grade zu machen, und auch in Judäa, in Samarien und überall auf der ganzen Erde. (Apostelgeschichte 1, 8 nach der Volxbibel)
Wenn das auch durch Emergent Conversation, Emergent Church oder Emergent Wasauchimmer geschehen kann, dann möge sich der Emergent Virus schnellstens ausbreiten und die Ängste der Mietlinge zur Gewissheit werden.

Ein paar Links für Interessierte:

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Coco Shinomiya

Es stimmt, dass eine Theme Time Radio Hour ohne die Erwähnung von Coco Shinomiya am Ende keine vollständige Theme Time Radio Hour wäre. Es stimmt auch, dass dieser Name einen Klang hat, wie kaum ein anderer auf der Welt. Ich bin zu meiner Beruhigung nicht der einzige Mensch, der so empfindet. Clueless Virgin schrieb unlängst auf Expecting Rain:
If I had a speakeasy, her name would be the password.
If I ran a diner, she'd be Tuesday's featured beverage all winter.
If I had two more wishes, I'd spend one on good fortune to equal that name.
Es stimmt aber nicht, dass ich die Theme Time Radio Hour nur liebe, weil Pierre Mancini am Ende einmal Coco Shinomiya sagt. Oder weil Pierre Mancini in Wirklichkeit Eddie Gorodetsky ist.

Es stimmt, dass ich die Bob-Jokes liebe. Zum Beispiel:
"roses are red
violets are blue
some poems rhyme
this one doesn't"
Es stimmt aber nicht, dass ich die Sendung nur liebe, weil Herr Dylan solche Sachen loslässt, oder solche wie über Zsa Zsa Gabor:
“A mechanism of evolution. She’s been married so many times she’s got rice marks on her face.”
Ich liebe die Theme Time Radio Hour vielmehr, weil es vergleichbare Sendungen im Radio heute nirgends mehr gibt. Die Sender, die in Berlin zu empfangen sind, nerven dermaßen mit unerträglichen Sprechern und Sprecherinnen (sind die so dämlich oder tun sie nur so?), dass ich trotz gelegentlich guter Musik einfach keinen Sender einschalten mag. Dazu noch die unsäglich niveaulosen Werbespots, sogar auf Klassik Radio kommt man nicht mehr ohne davon...

Die Theme Time Radio Hour dagegen kann ich genießen, der Moderator ist humorvoll statt platt und geschmacklos, bringt Informatives statt Belangloses, moderiert unterhaltsam statt nervtötend und bringt Musik zu Ohren, die andernorts überhaupt nicht mehr zu hören ist. So manchen Künstler habe ich tatsählich erst durch die Sendungen kennen gelernt.

Ganz aktuell und neu und hierzulande zu hören wie alle früheren Sendungen dank Croz: Episode 11 Countdoun 2007
  • 01 Opening
  • 02 Eve's Ten Commandments - Helen Fleming
  • 03 "Charlton Heston"
  • 04 Rocket No. 9 - Sun Ra
  • 05 Nine Have Tried - The Carlisles
  • 06 Beat Me Daddy, Eight To The Bar - The Andrews Sisters
  • 07 7 H Du Matin - Jacqueline Taieb
  • 08 007 (Shanty Town) - Desmond Dekker
  • 09 "License To Kill"
  • 10 Six Days on the Road - Dave Dudley
  • 11 "Busman's Holiday"
  • 12 Five O'Clock Whistle - Duke Ellington & Ivy Anderson
  • 13 "Phone Call & Number Puzzle"
  • 14 Four Five Or Six - Milton Brown & His Musical Brownies
  • 15 "Died while playing cards"
  • 16 Three Hearts In A Tangle - James Brown
  • 17 Cocktails For Two - Spike Jones & His City Slickers
  • 18 I Want Two Wings - Rev. Utah Smith
  • 19 One Bad Stud - The Honey Bears
  • 20 "Big Pile of Number Ones"
  • 21 One Hand Loose - Charlie Feathers
  • 22 "Mr. Oswald" - Elvis Costello
  • 23 Less Than Zero - Elvis Costello
  • 24 Closing/End Credits
Ein Höhepunkt der aktuellen Serie war zweifellos die Show über Dreams, zu finden wie alle anderen natürlich bei Croz: Night Time in the big City - Episode 9. Auch Party ist nicht übel, zu finden ebenda.

Man muss übrigens bis zum Ende hören. Dann erklingt er, der magische Name. Coco Shinomiya.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Gauner in Uniform

Eine ganz vorzügliche Schimpfkanonade auf meine Heimatstadt hat sich ein frecher Mensch aus der Ostzone erlaubt. Aufmerksam geworden bin ich durch seine eigene Ankündigung in einer literarischen Kuschelecke auf Xing:
Gratis, aber nicht umsonst: Seit ein paar Tagen steht mein aktuelles Buch »DER BRANDENBURGER TOR« - ein übles Machwerk wider die Hauptstadt, bösartig und ungeniesbar - als Ebook zum kostenlosen Download bereit.
Wer so über sein Buch schreibt, macht mich neugierig. Ich habe mich also davon überzeugt, dass es so bösartig und ungenießbar ist, wie der Autor verspricht. Ein paar Kostproben (für die erste habe ich das obige Foto herausgesucht, denn das glaubt ja sonst kein Nicht-Berliner...):
Kirche.
Am Bahnhof Alexanderplatz, umgeben von einem kleinen Park, steht die Alexander-Kathedrale, ein Wahrzeichen der Stadt.
Wer sich von Süden her Berlin nähert, erblickt als erstes, hoch aufragend, das Minarett. Vom Morgen bis in die Nacht geht von hier die frohe Botschaft in jede Wohnung.
Einmal am Tag, meist in den Abendstunden, ist jede Familie vor dem Hausaltar versammelt. Und alle Blicke falten sich zum Gebet.

Kauderwelsch.
Auf dem Prenzlauer Berg lebt ein kleines Volk, das redet rückwärts.

Pissoirs.
Seit jeher waren die achteckigen Häuser aus Eisen Orte des öffentlichen Lebens.
Wichtige Entscheidungen wurden gefällt, Verabredungen getroffen: Hier war die Macht mit Händen greifbar.
Der allgemeine Verfall gab auch diese Plätze deutscher Kultur dem Rost anheim.
In einem der letzten und schönsten Pissoirs fand schließlich das Ministerium für Arbeit seine Heimstatt.

Polizei.
Ein pfiffiger Einfall: die Gauner in Uniform zu stecken.
Auf Streife entwickeln sie erstaunliche Instinkte: Diebe, Mörder und Hochverräter erkennen sie von Weitem am Geruch.
Für eine monatlich sichere Beute lassen sich viele Ganoven in den Dienst nehmen.

Reichstag.
Als Christo das Gebäude wieder auspacken wollte, machte er eine ärgerliche Entdeckung: Nur warme, dicke Luft hatte die glänzende Hülle zuletzt noch getragen.
Eine begehbare Laser-Skulptur ersetzt jetzt das Gemäuer: virtuelle Säle, Treppen und Galerien.
Funkwellen plätschern durch die Räume. Eine Kuppel aus Licht überspannt die Fata Morgana und zieht die elektrisierten Touristen magnetisch an.
Wer ist der Autor dieser Ungeheuerlichkeiten? Ein gewisser Olaf Trunschke, und das Machwerk wurde bereits mit Lobeshymnen aus berufenem Mund überschüttet, so hat ihn unter anderem DIE ZEIT preisgekrönt. Politisch korrekt sortiert von Akademie bis Zukunft, führen die Texte den Leser wortgewandt durch das Kauderwelsch der City: Hier ist zu erfahren, daß unterm Regierungspalast früher ein U-Boot vor Anker lag, was Berlin seinen Randgruppen, z. B. den Kannibalen, zu bieten hat und warum Korruption heute in jedem Supermarkt angeboten wird.

Erfreulich an der unerhörten Lektüre ist die Tatsache, dass man das Pamphlet hübsch formatiert mit zahlreichen Kreuz- und Quer-Links, die zum stundenlangen Verweilen nötigen,
Gratis, aber nicht umsonst
bekommen kann, wie der flegelhafte Schreiberling es zu formulieren unternahm. Bittesehr, hier geht es zur Lektüre für Hauptstadt-Hasser: Amokbooks

Man kann den Urheber der Ungeheuerlichkeiten auch belohnen, indem man sein Pamphlet käuflich erwirbt, zum Beispiel bei Amazon.

Mein Fazit als echter Berliner, nicht bloß zugereist wie jener freche Trunscke Olaf: Unbedingt lesen, so oder so.

Dienstag, 11. Dezember 2007

Vom angehenden Missionar zum Mörder

Der junge Mann, der am Sonntag zuerst bei Youth with a Mission (Jugend mit einer Mission) in Arvada, Colorado, zwei Menschen und dann zwei weitere in der New Life Church in Colorado Springs erschossen hat, gab zwischen den beiden Bluttaten laut CNN diesen Kommentar auf einer Webseite ab:

"I'm coming for EVERYONE soon and I WILL be armed to the @#%$ teeth and I WILL shoot to kill. ...God, I can't wait till I can kill you people. Feel no remorse, no sense of shame, I don't care if I live or die in the shoot-out. All I want to do is kill and injure as many of you ... as I can especially Christians who are to blame for most of the problems in the world."

Er war wohl einmal ein Nachfolger Jesu, sonst hätte er ja keine Schule für Missionare begonnen. Er hat weder dort noch in einer Gemeinde oder Kirche Menschen gefunden, die ihm aus seinen offensichtlichen Problemen heraushelfen konnten. Oder er wollte sich nicht helfen lassen. Aus der Missionarsausblidung hat man ihn hinausgeworfen, nachdem er bei einer Feier Songs von Marilyn Manson und Linkin Park aufgeführt hatte. Ob er anschließend von 2002 bis zu den tödlichen Schüssen vom Sonntag eine Gemeinde besucht hat, ist noch ungeklärt, aber er schien sich in den Räumlichkeiten der New Life Church auszukennen.

Es mag (wie bei einem der zwölf Apostel Jesu) solche "unvermeidbaren" Fälle geben, aber traurig finde ich es, wenn psychisch Kranke krank oder von Dämonen Geknechtete ohne Befreiung bleiben, obwohl sie engen Kontakt mit Christen haben.

Die Sache mit den Kommentaren

Da hat doch das Landgericht Hamburg gestern entschieden, dass ein Blogbetreiber Kommentare grundsätzlich prüfen muss, bevor er sie freischaltet. Die Details sind (vom Beklagten dargestellt) hier zu lesen: Callactive GmbH ./. Niggemeier II

Anlässlich dieser Entscheidung gibt es auf meinem Blog eine (diesmal ernstgemeinte) Umfrage zu den Kommentarfunktionen. Eine Auswertung der weniger ernstgemeinten Umfragen der letzten Wochen gibt es demnächst.

P.S. am 19. Dezember: Inzwischen ist die Umfrage beendet. Das Ergebnis ist wie erwartet eindeutig:

Chronische Schubladitis

Gestern fiel mir, als ich bei Haso über emergente Heilungen las, dieser Text wieder ein, den ich im September 2001 für Glaube.de geschrieben habe. Eigentlich schon ziemlich alt, mancher kennt ihn sicher, aber da ist er, leicht überarbeitet:

Was wäre das Leben ohne Schubladen: Unordentlich, unübersichtlich, unangenehm. Wir brauchen Schubladen, um Arrangements zu schaffen. Die Wäsche in diese Schublade, die Tischdecken in jene, Schal und Handschuhe für den Winter in die nächste. Am Arbeitsplatz sortieren wir Material gesondert von Schriftwechseln und Arbeitsunterlagen, Akten alphabetisch oder nach Datum. In der Werkstatt haben Schrauben einen anderen Ort als Nägel. Das ist gut so, sonst würden wir die Übersicht verlieren und erhebliche Zeit für das Suchen aufwenden müssen.

Auch sonst sind wir schnell mit Schubladen zur Hand. Das eine legen wir unter „fundamentalistisch“ ab, das nächste bekommt den Stempel „charismatisch“ aufgedrückt und manches stufen wir gar als „gefährliche Spinnerei“ oder „hoffnungslos von Gestern“ ein. So schaffen wir Ordnung für unsere Sicht der Dinge – und berauben uns selbst.

Schauen wir uns einmal an, auf welche Art und Weise in der Bibel Heilungen geschehen sind.

Da rührt Jesus aus Speichel und Erde Lehm an, um ihn auf blinde Augen zu streichen. Da wird jemand aufgefordert, sich mehrmals in das Flußwasser zu tauchen. Da fällt der Schatten der Apostel auf Menschen, die fortan gesund sind. Da verzweifeln die Jünger an einem epileptischen Knaben, weil das, was ihnen Jesus selbst beigebracht hat, auf einmal nicht mehr funktioniert. Da wird bei einem Kranken eine Hand aufgelegt, ein anderer mit Öl gesalbt. In einem Fall genügt ein Wort zur sofortigen Gesundung, bei anderer Gelegenheit müssen Aussätzige krank losgehen, um sich den Priestern zu zeigen – im Vertrauen darauf, daß die Heilung zur rechten Zeit sichtbar sein wird. Eine Frau berührt heimlich und verstohlen das Gewand des Herrn, ein Blinder schreit und lärmt, um auf sich aufmerksam zu machen. Timotheus wird angeraten, Wein zu trinken, anstatt eine Heilung für seinen schwächelnden Magen zu erwarten...

Gottes Wirken ist so vielfältig wie die Menschen, an denen er wirkt. Wir dürfen nicht sagen: „Zur Heilung eines Kranken ist es notwendig, Schema A anzuwenden. Falls das nicht funktioniert, versuchen wir es mit Schema B. Als letzte Lösung haben wir dann Schema C in der Schublade.“ Wir werden zwangsläufig scheitern.

Vielleicht sind wir deshalb dazu übergegangen, gar nicht mehr ernsthaft mit übernatürlichem Eingreifen Gottes zu rechnen. So berauben wir uns der Möglichkeit, staunend und voller Freude Zeuge dessen zu sein, was ein Gott, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist, tun kann und möchte.

Wenn wir zunächst in Schubladen sortieren - aussortieren - was wir von vorne herein nicht sehen, erleben und wissen wollen, alles, was nicht unserer Tradition und Vorstellung entspricht, als inakzeptabel abgestempeln, wie können wir dann Gottes Überraschungen erleben?

Wenn Christen aus unterschiedlichen Gemeinden, Kirchen und Konfessionen anerkennen könnten, daß die Gläubigen aus den anderen Gemeinschaften das gleiche Ziel, wenn auch mit unterschiedlichen äußeren Formen, verfolgen, was wäre dann nicht alles möglich. Zum Beispiel: Die Menschen, die Gott nicht kennen, mit seiner Liebe und Vergebung bekannt zu machen...

Stilfragen und Äußerlichkeiten sind wichtiger geworden als die verlorenen Menschen, die nichts von Sünde, Vergebung und neuem Leben wissen. Wir wollen allen Ernstes darüber streiten, ob diese oder jene Form der Taufe angemessen ist, ob das Reden in Sprachen eine Wirkung des Heiligen Geistes oder ein Ausbruch menschlicher Hysterie ist. Manche etablierten Christen beäugen misstrauisch jeglichen Aufbruch, einige aufbrechende Christen verteufeln das Traditionelle...

Ich meine, daß wir die Schubladen schließen und uns dem zuwenden sollten, was uns Jesus aufgetragen hat: Geht hin und macht die Menschen mit Gottes Liebe bekannt. Das ist keine Missionsbitte oder ein Missionsvorschlag, sondern Jesus hat das ernst gemeint. Er hat für uns, charismatisch oder fundamentalistisch, evangelikal oder katholisch, freikirchlich oder konfessionell, einen hohen, bitteren und teuren Preis bezahlt. Wir sollten uns schämen, wenn wir einander be- und verurteilen, anstatt alles daran zu setzen, auch unsere Mitmenschen dem Verderben zu entreißen. Aber vielleicht glauben wir ja gar nicht mehr, dass ein Mensch ohne Jesus Christus verloren geht...

Machen wir doch die Schubladen zu, ziehen wir an einem Strang, bis alle Menschen in unseren Städten und Ländern gerettet sind. Wenn das der Fall ist, können wir ja beruhigt sortieren, wer in welches Fach gehört. Wenn uns dann noch danach ist...

Sonntag, 9. Dezember 2007

Tun was man lehrt

Letzte Nacht gegen 3 Uhr bin ich mit Bauchschmerzen aufgewacht, die in ziemlichem Tempo schlimmer wurden. Gegen 3:20 qälten mich dann Schmerzwellen, die an- und abschwollen.
Gegen 3:30 war ich nahe daran, meine Frau zu bitten, mir einen Krankenwagen zu rufen, um in ärztliche Obhut zu kommen. Inzwischen zitterte ich am ganzen Leib und fühlte mich zunehmend unsicher auf den Beinen (ich war aufgestanden, um die beste aller Ehefrauen nicht im Schlaf zu stören, allerdings wurde sie doch wach).

Natürlich hatte ich seit dem Aufwachen meinen Herrn gebeten, mich von den Schmzerzen zu befreien. Erfolglos. Da kam ein Minigedanke / Impuls / Eingebung / nenneswasduwillst:
Do what you teach and teach what you do.
Mehr nicht. Nach einem Augenblick der Ratlosigkeit kam mitten auf dem Kamm der nächsten Schmerzwelle der Durchblick. Anstatt weiter um Heilung / Befreiung zu bitten, sagte ich: "Ihr blöden Schmerzen, es reicht jetzt. Macht euch davon aus meinem Körper im Namen Jesu Christi."

Daraufhin ging ich zurück ins Schlafzimmer, krabbelte in mein Bett und schlief Sekunden später ein. Gegen 7 Uhr bin ich aufgewacht und war zunächst verwirrt. Irgend was stimmte nicht. Dann kam die Erkenntnis: Keine Schmerzen. Null Komma nichts an Unwohlsein.

Jetzt, um 7:48, trinke ich den ersten Kaffee und sage beziehungsweise schreibe mit Bob Dylan (das Lied Saved hatte im beim Aufwachen im Kopf, vermutlich habe ich schon im Schlaf Danke gesagt):
I wanna thank you, Lord. I just wanna thank you, Lord. Thank you Lord!

Freitag, 7. Dezember 2007

Der Paparazzo

Ein aufmerksamer Autor war er schon immer. Sein Auge für Details spiegelt sich in vielen seiner Texte; so hatte er es beispielsweise in seiner Erzählung Ein ganz normaler Tag nicht versäumt zu beobachten und aufzuschreiben, dass zur Stunde der Katastrophe in Berlin nicht nur Menschen vom Diesseits ins Jenseits wechselten:
Die Sonne ist so gut wie verschwunden, die Nacht wird barmherzig verbergen, was Harald jetzt so deutlich sehen muss: Alle sind einfach umgesunken, wo sie liefen, fuhren, saßen. Offensichtlich haben die Hirtenhunde das Rennen in den letzten Sekunden doch noch gewonnen, sie liegen zwischen den verkeilten Fahrrädern der Jugendlichen.
Am Freitag, dem 30. November 2007, meinte er, obwohl er durch ein Gespräch abgelenkt war, dass ihn jemand fotografiert hätte. Der Paparazzo hatte zwar aus der Hüfte im Vorbeigehen die Kamera ausgelöst, aber der Autor deutete den so bemüht beiläufigen Schlendergang richtig: Der hat mich fotografiert!

Nun war es keineswegs so, dass der Autor grundsätzlich Fotos seiner Person nicht duldete, es war gar nicht zu vermeiden, vor allem seit er den Literaturnobelpreis für seinen Roman Es gibt kein Unmöglich! bekommen hatte, dass er in der Öffentlichkeit erkannt und häufig abgelichtet wurde. Aber - und das war eben der feine Unterschied - die meisten Menschen fragten höflich. Der Paparazzo dagegen hatte so getan, als sei nichts. Und jeder Wikipedia-Leser weiß ja:
Selbst sogenannte "Personen der Zeitgeschichte" dürfen nicht jederzeit in jeder Situation fotografiert werden. Für Aufsehen sorgte 2004 das Caroline-Urteil des Europäischen Gerichtshofes. Es betonte die Schutzwürdigkeit der Privatsphäre auch von Prominenten und rügte die deutsche Rechtsprechung als unzureichend.
Da Geld angesichts des Nobelpreises keine Rolle spielte, beauftragte der Autor eine Tochterfirma der Mafia aus Sizilien mit den Nachforschungen. Er hatte nicht vor, gerichtlich gegen den Paparazzo vorzugehen, denn das schien ihm viel zu langwierig. Da gab es schließlich andere Methoden... - aber er wollte zunächst Gewissheit haben.
Die Ergebnisse wurden ihm, wie bei dieser stets zuverlässigen und diskreten Detektei üblich, schon am 6. Dezember 2007 präsentiert:
Es gibt zwei Fotos mit Ihnen, sehr geehrter Auftraggeber.
  • Auf dem einen sind Sie mit einer Dame abgebildet, die nicht als Ihre Ehefrau identifiziert werden konnte. Ersten Untersuchungen zufolge handelt es sich um die Agentin Barbara H. aus Berlin, die im Auftrag einer Tarnorganisation (siehe unten) als Vertriebsmitarbeiterin tätig ist.
  • Auf dem zweiten Bild sind Sie ebenfalls mit der besagten Dame, die nur von hinten zu sehen ist, abgebildet. Neben Ihnen steht deutlich erkennbar der Pate der Cosa Nostra in Berlin. Im Hintergrund sind einige Mitglieder des Berliner Gangstersyndikates, das unter dem Tarnnamen P. u. K. operiert, zu erkennen. Der Herr im blauen Hemd mit der Krawatte wurde als eine der leitenden Figuren in dieser zwielichtigen Vereinigung identifiziert.
Sollen wir nun
  • a) den Paparazzo samt Familie auf die übliche Weise beseitigen und
  • b) alle Festplatten Europas ferngelenkt löschen, damit eventuelle Kopien der Bilder vernichtet werden?
Der Autor, ein durchaus freundlicher und friedliebender Mensch, lehnte beide Ansinnen ab. Er fand die Bilder letztendlich ganz nett - zeigen sie doch deutlich, dass er Orangensaft statt Alkohol zu sich genommen hat und sich trotz drängender Termine Zeit nahm, mit den aus aller Welt, sogar aus Moskau und Stockholm, angereisten Menschen zu plaudern.
Und bei der Löschaktion aller europäischen Festplatten hätte es unnötiges weiteres Aufsehen gegeben.

Daher können an dieser Stelle die beiden skandalträchtigen Aufnahmen des aus Sicherheitsgründen nicht genannten Paparazzo (Name der Redaktion bekannt) dem staunenden Publikum präsentiert werden:

(Bild 1: Der Autor und die zweifelhafte Barbara H. am 30. November 2007 um 14:13 Uhr)

(Bild 2: Der Autor in weiterer zweifelhafter Gesellschaft am 30. November 2007 um 14:14 Uhr)

Der Paparazzo kann einstweilen wieder beruhigt schlafen und seine Familie in vorläufiger Sicherheit wissen. Der Autor wird aber aufmerksam bleiben, denn selbst sogenannte "Personen der Zeitgeschichte" dürfen nicht jederzeit in jeder Situation fotografiert werden.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Oh Shit!

Eine Lektion in English for Runaways (Englisch für Fürtgeschrittene):

Well, it's shit ... that's right, shit! Shit may just be the most functional word in the English language:

  • You can smoke shit, buy shit, sell shit, lose shit, find shit, forget shit, and tell others to eat shit.
  • Some people know their shit, while others can't tell the difference between shit and shineola.
  • There are lucky shits, dumb shits, and crazy shits. There is bull shit, horse shit, and chicken shit.
  • You can throw shit, sling shit, catch shit, shoot the shit, or duck when the shit hits the fan.
  • You can give a shit or serve shit on a shingle.
  • You can find yourself in deep shit or be happier than a pig in shit.
  • Some days are colder than shit, some days are hotter than shit, and some days are just plain shitty.
  • Some music sounds like shit, things can look like shit, and there are times when you feel like shit.
  • You can have too much shit, not enough shit, the right shit, the wrong shit or a lot of weird shit.
  • You can carry shit, have a mountain of shit, or find yourself up shit creek without a paddle.
  • Sometimes everything you touch turns to shit and other times you fall in a bucket of shit and come out smelling like a rose.

When you stop to consider all the facts, it's the basic building block of the English language.
And remember once you know your shit, you don't need to know anything else!

You could pass this along, if you give a shit; or not do so if you don't give a shit. Well, Shit, it's time for me to go. Just wanted you to know that I do give a shit and hope you had a nice day, without a bunch of shit. But, if you happened to catch a load of shit from some shit-head... Well, Shit Happens!


P.S.: Gefunden von der besten aller Ehefrauen in der English Lounge auf Xing. Du bist kein Xing-Mitglied? Well, honey, I don't give a shit.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Na so was.

Eine evangelische Gemeinde wächst in wenigen Jahren um 4000 Mitglieder, die neu in die Kirche eintreten. Eine katholische Gemeinde erlebt sogar einen Zuwachs von 3100 auf 8500 Mitglieder. In einer anderen - eher nicht so großen - Gemeinde werden jährlich über 50 Taufen durchgeführt. Unter den Täuflingen sind 15 bis 20 Erwachsene. Gottesdienste werden von 200 bis zu 450 Leuten besucht. In der Presse beginnt man Notiz zu nehmen. Pfarrer, Soziologen und Journalisten sind gleichermaßen überrascht.


Wo?

Irgendwo in Afrika?

Brasilien?

Denkste!

Mitten in Berlin.

Das Wunder vom Prenzlberg

Dienstag, 4. Dezember 2007

Jona S. Tinksauer

Jona hatte es kommen sehen, deshalb war er von vorne herein gegen das Unternehmen gewesen. Wie so oft war er auch in Ninive als falscher Prophet aufgetreten. Er hatte drei Tage lang quer durch die Stadt seine Botschaft verkündet:
"Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört!”
Was jedoch zerstört wurde, war lediglich sein Ruf, nicht etwa die Stadt. Jeder Stein blieb auf dem anderen, keine Flutwelle, kein Feuer vom Himmel, keine Seuche raffte die Menschen dahin.
Er beschwerte sich bei seinem Auftraggeber.
„Ach, HERR! War das nicht meine Rede, als ich noch in meinem Land war? Deshalb floh ich schnell nach Tarsis! Denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte, und einer, der sich das Unheil gereuen lässt. Und nun, HERR, nimm doch meine Seele von mir! Denn es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe.”
Er hatte die Nase voll von seiner Berufung.

Was dieser Jona S. Tinksauer mit uns heute zu tun hat, erfahren lesefreudige Zeitgenossen im gestern wiederveröffentlichten neunten Kapitel der Serie Die Tage sind gezählt..

Sonntag, 2. Dezember 2007

With a little help...

...from my friends habe ich gestern einen muskelkater- und bauschuttfreundlichen Samstag verbracht. Allerdings war, eben wegen der Freunde, gegen 16 Uhr die Küche entfernt und beim Recyclinghof gut untergebracht, die Tapeten und die Fliesen von den Wänden entfernt und sogar gefegt.

Bild 1: Der fleißige Bob. Děkuji mnohokrát!

Bild 2: Der fleißige Tobias. Vielen Dank!

Wie Xavier Naidoo vor einer Weile sang: Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen... - wir haben es zusammen geschafft. Nun kann gemalert und gebodenverlegt werden, dann kommt die neue Küche und am nächsten Wochenende sollten wir eigentlich wieder eine normale Wohnung bewohnen.


Freitag, 30. November 2007

Wie ein Mann eine Frau glücklich macht

Es ist nicht schwer, eine Frau glücklich zu machen.

Ein Mann muss lediglich...

1. ein Freund,
2. ein Kamerad,
3. ein Liebhaber,
4. ein Bruder,
5. ein Vater,
6. ein Könner,
7. ein Koch,
8. ein Elektriker,
9. ein Zimmermann,
10. ein Klemptner,
11. ein Mechaniker,
12. ein Inneneinrichter,
13. ein Stilberater,
14. ein Sexologe,
15. ein Gynäkologe,
16. ein Psychiater,
17. ein Kammerjäger,
18. ein Arzt,
19. ein Heiler,
20. ein guter Zuhörer,
21. ein Organisator,
22. ein guter Vater,
23. sehr sauber,
24. mitfühlend,
25. athletisch,
26. warm,
27. aufmerksam,
28. galant,
29. intelligent,
30. witzig,
31. kreativ,
32. sanft,
33. stark,
34. verständnisvoll,
35. tolerant,
36. weise,
37. strebsam,
38. fähig,
39. mutig,
40. zielstrebig,
41. echt,
42. verlässlich,
43. leidenschaftlich,
44. und anteilnehmend

...sein, ohne jemals zu vergessen,

45. regelmäßg Komplimente zu machen,
46. Einkaufsbummel zu lieben,
47. aufrichtig zu sein,
48. sehr reich zu sein,
49. sie nicht unter Druck zu setzen,
50. keine anderen Frauen anzuschauen.

Gleichzeitig muss er noch:

51. ihr viel Aufmerksamkeit schenken, aber selbst wenig erwarten,
52. ihr viel Zeit schenken, besonders Zeit für sich selbst und
53. ihr viel Freiraum gewähren, ohne sich Gedanken zu machen, wo sie wohl sein mag.

Es ist sehr wichtig...

54. niemals zu vergessen:
  • Geburtstage
  • Jahrestage
  • Verabredungen, die sie vereinbart hat.

Wie eine Frau einen Mann glücklich macht

1. Nackt ins Zimmer kommen und ein Bier mitbringen.

Wer findet, das sei zu viel Text, ist vielleicht mit diesem Bild glücklicher:


P.S.: Text in Englisch gefunden in der English Lounge auf Xing und selbst übersetzt. Foto gefunden irgendwo im weiten Internet, weißnichtmehrwo.
P.P.S.: Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen oder realen Zuständen wäre unbeabsichtigt und rein zufällig. Der Übersetzer übernimmt keine Haftung für die Wirksamkeit der aufgelisteten Maßnahmen.

Donnerstag, 29. November 2007

Die Amis...


Auf einem Trip von Florida nach Alaska wurde das Ehepaar Steve und Pam Paulson auf die Schilder von Kirchen aufmerksam, auf denen Vorbeifahrende zu einem Gottesdienstbesuch eingeladen werden - oft auf humorvolle Weise.

Sie entschieden sich, sich drei Sommer lang auf die Suche nach diesen witzigen Schildern zu machen und sie zu fotografieren. Sie stellten die besten für ein Buch zusammen, das am heutigen Donnerstag (29. November) beim amerikanischen Verlag “Penguin Putnam” erscheint.

Die britische Tageszeitung “The Guardian” hat eine Auswahl von 18 Fotos online gestellt.

Via: pro-Blog


P.S.: Morgen kläre ich die geschätzen Leser darüber auf, wie ein Mann eine Frau glücklich machen kann. Im Grunde ganz einfach. Er muss nur - ach nee, das kommt ja erst morgen.

Mittwoch, 28. November 2007

Joseph Ratzinger über Jesus

Ganz gewiss brauche ich nicht eigens zu sagen, dass dieses Buch in keiner Weise ein lehramtlicher Akt ist, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens "nach dem Angesicht des Herrn" (vgl.Psalm 27,8).
So steht es im Vorwort. Und:
Es steht daher jedermann frei, mir zu widersprechen. Ich bitte die Leserinnen und Leser nur um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt.
Ich gestehe, dass mein Vorschuss an Sympathie nicht sonderlich groß war, eher kritisch habe ich die Lektüre begonnen. Doch ist die Sympathie, während ich las, Seite um Seite gewachsen.

Es ist ein mutiges Buch. Da ist nämlich – ohne Wertung oder Gewichtung – von „katholichen Christen und evangelischen Christen“ die Rede. Da wird angesehenen Theologen vorgeworfen, „das Bild des Erlösers in den vergangenen Jahrzehnten verwaschen anstatt genauer gezeichnet“ zu haben. Nicht als Gottessohn werde Jesus von ihnen dargestellt, sondern als „eine der großen religiösen Gründergestalten, denen eine tiefe Gotteserfahrung geschenkt worden ist“.

Ich bin kein Theologe und ich verstehe die Theologen mitunter nicht. Aber ich habe dieses Buch verstanden. Vielleicht anders, als ein Theologe es versteht, doch das stört mich nicht, denn ich habe das Werk mit erheblichem Gewinn gelesen.

Das seit den 50er Jahren zunehmend verbreitete Bild von Jesus als Religionsstifter verwirft der Papst. In seinem Buch wird Jesus als Gott und Mensch nicht in Frage gestellt, sondern dargestellt. Gottes Sohn ist der Sohn Gottes und die Heilige Schrift ist das Wort Gottes. Solch schlichter Glaube ist mir sympathisch, denn auch ich glaube so schlicht. Schon im Vorwort macht der Autor klar, dass es ihm...
...vor allem vordringlich schien, Gestalt und Botschaft Jesu in seinem öffentlichen Wirken darzustellen und dazu zu helfen, dass lebendige Beziehung zu ihm wachsen kann.
Lebendige Beziehung zu Jesus - das meine ich mit schlichtem Glauben. Dafür muss man weder ungebildet noch einfältig sein. Ratzinger verfügt zweifellos über erhebliches Wissen und einen scharfen Verstand. Die historisch-kritische Forschung führte nach seiner Auffassung zur Bildung einer „undeutlich gewordenen Ikone“. Wer die Gottheit Jesu in Frage stellt, entziehe dem Christentum die Grundlage. Eine solche Situation sei „dramatisch für den Glauben, weil sein eigentlicher Bezugspunkt unsicher wird“.

Was das Buch für mich so einzigartig und wertvoll macht, ist die dichte Verknüpfung von Bibelzitaten aus dem Alten Testament mit den Worten Jesu. Vieles, was die Evangelien über Jesus berichten, wurde mir ganz neu lebendig und zum Teil erstmals verständlich. Zum Beispiel das Kapitel über die Bergpredigt – die durch das Verständnis der Bezüge aus dem Alten Testament gewonnenen Einsichten in die Worte Jesu sind faszinierend, wenn man sich darauf einlässt.

Der Autor hält sich nicht an die Chronologie der Evangelien, sondern er untersucht anhand von zehn Themen die Kernfrage: Wer war Jeus von Nazareth? Und er gibt die Antwort: Er war der, der er behauptet hat zu sein - der Sohn Gottes, der Messias, verheißen von den Propheten Israels, der Retter der Welt.

Die zehn Themen: Die Taufe Jesu / Die Versuchungen Jesu / Das Evangelium vom Reich Gottes / Die Bergprediugt / Das Gebet des Herrn / Die Jünger / Die Botschaft der Gleichnisse / Die großen johanneischen Bilder / Petrusbekenntnis und Verklärung / Selbstaussagen Jesu

Ausführlich legt Ratzinger immer und immer wieder dar, warum das Christentum unlösbar mit dem Judentum verbunden ist. Es sind die schönsten Stellen im Buch, die persönlichsten.

Immer wieder beeindruckte mich die einzigartige Kombination von Liebe und Ehrfurcht, die das ganze Buch durchzieht. Freikirchliche Autoren sind manchmal sehr kumpelhaft im Ton, kirchliche mitunter arg distanziert und nüchtern. Bei Ratzinger habe ich eine zärtliche Beziehung zu Jesus empfunden, die aber nie aus dem Blick verliert, dass Jesus auch Gott ist, der Allmächtige, der für unseren Verstand letztendlich Unfassbare – der Mensch geworden ist, um für uns erfahrbar zu werden.

Das Buch steht in dem Ruf, „wissenschaftlich“ und schwer verständlich zu sein. Stimmt das? Ja und nein: Es ist keinesfalls ein Buch, das man so nebenbei liest, während der Fernseher läuft oder im Raum Gespräche stattfinden. Es fordert durchaus die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lesers. Gelegentlich habe ich einen Abschnitt ein zweites mal gelesen, weil ich merkte, dass ich abgelenkt gewesen war. Unterhaltungslektüre hat Ratzinger nicht zu Papier gebracht.

Aber schwer zu verstehen oder wissenschaftlich kann ich das Werk nicht finden. Fachbegriffe werden im Anhang erläutert, der Stil als solcher ist keineswegs kompliziert. Zum Beispiel:
Die Lehre Jesu kommt nicht aus menschlichem Lernen, welcher Art auch immer. Sie kommt aus der unmittelbaren Berührung mit dem Vater, aus dem Dialog von "Gesicht zu Gesicht" - aus dem Sehen dessen heraus, der an der Brust des Vaters ruhte. Sie ist Sohneswort. Als solche haben die Gelehrten zur Zeit Jesu sie beurteilt, eben weil sie den inneren Grund, das Sehen und Erkennen von Gesicht zu gesicht, nicht annehmen mochten. (Seite 32)

Der Kern der Sabbat-Streitigkeiten ist die Frage nach dem Menschensohn - die Frage nach Jesus Christus selbst. Wieder sehen wir, wie weit Harnack und die ihm folgende liberale Exegese irrte mit der Meinung, ins Evangelium Jesu gehöre der Sohn, gehöre Christus nicht hinein: er ist immerfort die Mitte darin. (Seite 143)
Anspruchsvoller Stil, kein Bild-Zeitungs-Niveau - aber, so meine ich, auch keine Überforderung.

Widerspruch sei willkommen, heißt es im Vorwort. Es gibt in der katholischen Frömmigkeit und Kirchenverfassung durchaus Bestandteile, die ich in meinem Glaubensleben nicht wiederfinde. Aber in diesem Buch sind sie mir so gut wie nie begegnet, denn es ist eben kein theologisches Lehrgebäude, sondern eine 400 Seiten starke Liebeserklärung an Jesus von Nazareth, eine ansteckende und anregende Liebeserklärung. Der Sohn Gottes, der Menschensohn, wird darin auf eine Weise vorgestellt, die ich bei anderen Autoren nicht gefunden habe. Das macht mich hungrig auf den zweiten Band, an dem der Autor noch arbeitet.

Was den vorliegenden ersten betrifft: Danke, Josef Ratzinger, für dieses Buch. Ich hoffe, dass der zweite Band nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.

Wer nun neugierig ist und selber lesen will: Jesus von Nazareth bei Amazon