Freitag, 30. November 2007

Wie ein Mann eine Frau glücklich macht

Es ist nicht schwer, eine Frau glücklich zu machen.

Ein Mann muss lediglich...

1. ein Freund,
2. ein Kamerad,
3. ein Liebhaber,
4. ein Bruder,
5. ein Vater,
6. ein Könner,
7. ein Koch,
8. ein Elektriker,
9. ein Zimmermann,
10. ein Klemptner,
11. ein Mechaniker,
12. ein Inneneinrichter,
13. ein Stilberater,
14. ein Sexologe,
15. ein Gynäkologe,
16. ein Psychiater,
17. ein Kammerjäger,
18. ein Arzt,
19. ein Heiler,
20. ein guter Zuhörer,
21. ein Organisator,
22. ein guter Vater,
23. sehr sauber,
24. mitfühlend,
25. athletisch,
26. warm,
27. aufmerksam,
28. galant,
29. intelligent,
30. witzig,
31. kreativ,
32. sanft,
33. stark,
34. verständnisvoll,
35. tolerant,
36. weise,
37. strebsam,
38. fähig,
39. mutig,
40. zielstrebig,
41. echt,
42. verlässlich,
43. leidenschaftlich,
44. und anteilnehmend

...sein, ohne jemals zu vergessen,

45. regelmäßg Komplimente zu machen,
46. Einkaufsbummel zu lieben,
47. aufrichtig zu sein,
48. sehr reich zu sein,
49. sie nicht unter Druck zu setzen,
50. keine anderen Frauen anzuschauen.

Gleichzeitig muss er noch:

51. ihr viel Aufmerksamkeit schenken, aber selbst wenig erwarten,
52. ihr viel Zeit schenken, besonders Zeit für sich selbst und
53. ihr viel Freiraum gewähren, ohne sich Gedanken zu machen, wo sie wohl sein mag.

Es ist sehr wichtig...

54. niemals zu vergessen:
  • Geburtstage
  • Jahrestage
  • Verabredungen, die sie vereinbart hat.

Wie eine Frau einen Mann glücklich macht

1. Nackt ins Zimmer kommen und ein Bier mitbringen.

Wer findet, das sei zu viel Text, ist vielleicht mit diesem Bild glücklicher:


P.S.: Text in Englisch gefunden in der English Lounge auf Xing und selbst übersetzt. Foto gefunden irgendwo im weiten Internet, weißnichtmehrwo.
P.P.S.: Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen oder realen Zuständen wäre unbeabsichtigt und rein zufällig. Der Übersetzer übernimmt keine Haftung für die Wirksamkeit der aufgelisteten Maßnahmen.

Donnerstag, 29. November 2007

Die Amis...


Auf einem Trip von Florida nach Alaska wurde das Ehepaar Steve und Pam Paulson auf die Schilder von Kirchen aufmerksam, auf denen Vorbeifahrende zu einem Gottesdienstbesuch eingeladen werden - oft auf humorvolle Weise.

Sie entschieden sich, sich drei Sommer lang auf die Suche nach diesen witzigen Schildern zu machen und sie zu fotografieren. Sie stellten die besten für ein Buch zusammen, das am heutigen Donnerstag (29. November) beim amerikanischen Verlag “Penguin Putnam” erscheint.

Die britische Tageszeitung “The Guardian” hat eine Auswahl von 18 Fotos online gestellt.

Via: pro-Blog


P.S.: Morgen kläre ich die geschätzen Leser darüber auf, wie ein Mann eine Frau glücklich machen kann. Im Grunde ganz einfach. Er muss nur - ach nee, das kommt ja erst morgen.

Mittwoch, 28. November 2007

Joseph Ratzinger über Jesus

Ganz gewiss brauche ich nicht eigens zu sagen, dass dieses Buch in keiner Weise ein lehramtlicher Akt ist, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens "nach dem Angesicht des Herrn" (vgl.Psalm 27,8).
So steht es im Vorwort. Und:
Es steht daher jedermann frei, mir zu widersprechen. Ich bitte die Leserinnen und Leser nur um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt.
Ich gestehe, dass mein Vorschuss an Sympathie nicht sonderlich groß war, eher kritisch habe ich die Lektüre begonnen. Doch ist die Sympathie, während ich las, Seite um Seite gewachsen.

Es ist ein mutiges Buch. Da ist nämlich – ohne Wertung oder Gewichtung – von „katholichen Christen und evangelischen Christen“ die Rede. Da wird angesehenen Theologen vorgeworfen, „das Bild des Erlösers in den vergangenen Jahrzehnten verwaschen anstatt genauer gezeichnet“ zu haben. Nicht als Gottessohn werde Jesus von ihnen dargestellt, sondern als „eine der großen religiösen Gründergestalten, denen eine tiefe Gotteserfahrung geschenkt worden ist“.

Ich bin kein Theologe und ich verstehe die Theologen mitunter nicht. Aber ich habe dieses Buch verstanden. Vielleicht anders, als ein Theologe es versteht, doch das stört mich nicht, denn ich habe das Werk mit erheblichem Gewinn gelesen.

Das seit den 50er Jahren zunehmend verbreitete Bild von Jesus als Religionsstifter verwirft der Papst. In seinem Buch wird Jesus als Gott und Mensch nicht in Frage gestellt, sondern dargestellt. Gottes Sohn ist der Sohn Gottes und die Heilige Schrift ist das Wort Gottes. Solch schlichter Glaube ist mir sympathisch, denn auch ich glaube so schlicht. Schon im Vorwort macht der Autor klar, dass es ihm...
...vor allem vordringlich schien, Gestalt und Botschaft Jesu in seinem öffentlichen Wirken darzustellen und dazu zu helfen, dass lebendige Beziehung zu ihm wachsen kann.
Lebendige Beziehung zu Jesus - das meine ich mit schlichtem Glauben. Dafür muss man weder ungebildet noch einfältig sein. Ratzinger verfügt zweifellos über erhebliches Wissen und einen scharfen Verstand. Die historisch-kritische Forschung führte nach seiner Auffassung zur Bildung einer „undeutlich gewordenen Ikone“. Wer die Gottheit Jesu in Frage stellt, entziehe dem Christentum die Grundlage. Eine solche Situation sei „dramatisch für den Glauben, weil sein eigentlicher Bezugspunkt unsicher wird“.

Was das Buch für mich so einzigartig und wertvoll macht, ist die dichte Verknüpfung von Bibelzitaten aus dem Alten Testament mit den Worten Jesu. Vieles, was die Evangelien über Jesus berichten, wurde mir ganz neu lebendig und zum Teil erstmals verständlich. Zum Beispiel das Kapitel über die Bergpredigt – die durch das Verständnis der Bezüge aus dem Alten Testament gewonnenen Einsichten in die Worte Jesu sind faszinierend, wenn man sich darauf einlässt.

Der Autor hält sich nicht an die Chronologie der Evangelien, sondern er untersucht anhand von zehn Themen die Kernfrage: Wer war Jeus von Nazareth? Und er gibt die Antwort: Er war der, der er behauptet hat zu sein - der Sohn Gottes, der Messias, verheißen von den Propheten Israels, der Retter der Welt.

Die zehn Themen: Die Taufe Jesu / Die Versuchungen Jesu / Das Evangelium vom Reich Gottes / Die Bergprediugt / Das Gebet des Herrn / Die Jünger / Die Botschaft der Gleichnisse / Die großen johanneischen Bilder / Petrusbekenntnis und Verklärung / Selbstaussagen Jesu

Ausführlich legt Ratzinger immer und immer wieder dar, warum das Christentum unlösbar mit dem Judentum verbunden ist. Es sind die schönsten Stellen im Buch, die persönlichsten.

Immer wieder beeindruckte mich die einzigartige Kombination von Liebe und Ehrfurcht, die das ganze Buch durchzieht. Freikirchliche Autoren sind manchmal sehr kumpelhaft im Ton, kirchliche mitunter arg distanziert und nüchtern. Bei Ratzinger habe ich eine zärtliche Beziehung zu Jesus empfunden, die aber nie aus dem Blick verliert, dass Jesus auch Gott ist, der Allmächtige, der für unseren Verstand letztendlich Unfassbare – der Mensch geworden ist, um für uns erfahrbar zu werden.

Das Buch steht in dem Ruf, „wissenschaftlich“ und schwer verständlich zu sein. Stimmt das? Ja und nein: Es ist keinesfalls ein Buch, das man so nebenbei liest, während der Fernseher läuft oder im Raum Gespräche stattfinden. Es fordert durchaus die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lesers. Gelegentlich habe ich einen Abschnitt ein zweites mal gelesen, weil ich merkte, dass ich abgelenkt gewesen war. Unterhaltungslektüre hat Ratzinger nicht zu Papier gebracht.

Aber schwer zu verstehen oder wissenschaftlich kann ich das Werk nicht finden. Fachbegriffe werden im Anhang erläutert, der Stil als solcher ist keineswegs kompliziert. Zum Beispiel:
Die Lehre Jesu kommt nicht aus menschlichem Lernen, welcher Art auch immer. Sie kommt aus der unmittelbaren Berührung mit dem Vater, aus dem Dialog von "Gesicht zu Gesicht" - aus dem Sehen dessen heraus, der an der Brust des Vaters ruhte. Sie ist Sohneswort. Als solche haben die Gelehrten zur Zeit Jesu sie beurteilt, eben weil sie den inneren Grund, das Sehen und Erkennen von Gesicht zu gesicht, nicht annehmen mochten. (Seite 32)

Der Kern der Sabbat-Streitigkeiten ist die Frage nach dem Menschensohn - die Frage nach Jesus Christus selbst. Wieder sehen wir, wie weit Harnack und die ihm folgende liberale Exegese irrte mit der Meinung, ins Evangelium Jesu gehöre der Sohn, gehöre Christus nicht hinein: er ist immerfort die Mitte darin. (Seite 143)
Anspruchsvoller Stil, kein Bild-Zeitungs-Niveau - aber, so meine ich, auch keine Überforderung.

Widerspruch sei willkommen, heißt es im Vorwort. Es gibt in der katholischen Frömmigkeit und Kirchenverfassung durchaus Bestandteile, die ich in meinem Glaubensleben nicht wiederfinde. Aber in diesem Buch sind sie mir so gut wie nie begegnet, denn es ist eben kein theologisches Lehrgebäude, sondern eine 400 Seiten starke Liebeserklärung an Jesus von Nazareth, eine ansteckende und anregende Liebeserklärung. Der Sohn Gottes, der Menschensohn, wird darin auf eine Weise vorgestellt, die ich bei anderen Autoren nicht gefunden habe. Das macht mich hungrig auf den zweiten Band, an dem der Autor noch arbeitet.

Was den vorliegenden ersten betrifft: Danke, Josef Ratzinger, für dieses Buch. Ich hoffe, dass der zweite Band nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.

Wer nun neugierig ist und selber lesen will: Jesus von Nazareth bei Amazon

Dienstag, 27. November 2007

Rätselhaftes Foto

Es gibt Orte, an denen man etwas Ungutes fühlt, ohne es konkret benennen zu können. Oder geht es nur mir so? Beispielsweise besuchten wir im Sommer eine Stadt in Böhmen, bei der ich das Gefühl nicht loswurde, es laste ein Fluch auf ihr. Ich hatte das in einem Nebensatz erwähnt.

Nun habe ich über Umwege ein Foto aus jener Gegend bekommen, das mir (und der Fotografin) rätselhaft ist. Das Foto habe nicht ich gemacht, daher kann ich keine Gewähr übernehmen, dass die Geschichte stimmt.
Das Bild zeigt den Verfall, gegen den niemand etwas zu unternehmen gewillt oder in der Lage ist (ein Klick und es erscheint im Großformat):



Zu Hause am Bildschirm wurde die Fotografin auf den Torbogen rechts hinten aufmerksam: Dort ist ein Gesicht erkennbar, beim Fotografieren - sie schwört Stein und Bein - war weit und breit kein Mensch in dem Hof. Und wenn da einer gewesen wäre, weder die Perspektive noch sonst etwas würde "passen". Hier die Vergrößerung des Ausschnitts:


Schattenwurf? Eine alte Decke? Laubreste? Ein digitaler Zufall? Ich habe keine Ahnung, aber etwas rätselhaft scheint mir das Bild tatsächlich zu sein, vor allem angesichts des Unbehagens, das ich selbst an jenem Ort verspürt habe...

Sonntag, 25. November 2007

Mit gutem Gewissen die Unwahrheit

Ich hatte neulich auf diesem Blog angekündigt, dass ich darüber berichten würde, wie uns Gottes Eingreifen aus einer finanziellen Katastrophe herausgeholfen hat.

Diese Ankündigung war nicht die Unwahrheit, von der in der Überschrift die Rede ist. Es ist auch nicht die Unwahrheit, dass wir ein finanzielles Wunder erlebt haben.
Sondern: Ich habe über ein Jahr lang im Gebet und in Gesprächen mit gutem Gewissen die Unwahrheit gesagt. Das war der Schlüssel.
Nun ist der Leser völlig verwirrt? Fein. Das macht nämlich neugierig.
Die Aufklärung erfolgt allerdings nur für diejenigen, die es sich zumuten, einen längeren Text zu lesen. Der heißt "Die Tage sind gezählt - Teil 4". Und Teil 5 ist seit heute früh auch wieder online.

Wieder? Wieso wieder? Na ja: "Die Tage sind gezählt" wurde letztes Jahr auf Glaube.de (und anderenorts) als "Zwischen den Zeiten" veröffentlicht, zur Zeit überarbeite ich die Texte und stelle sie dabei unter dem neuem Titel wieder ins Netz.

P.S.: Weiß irgend ein WordPress Spezialist unter meinen Lesern, wie ich WordPress verbieten kann, in den Überschriften jedes Wort groß zu schreiben? Vermutlich liegt es am Theme, aber ich will genau jenes dort verwenden und trotzdem anständige Überschriften haben...

Samstag, 24. November 2007

Gottes Herz für unsere Städte

In drei Monaten beginnt das Transforum.

Seid ihr dabei? Das Thema „Gottes Herz für unsere Städte - Wie Gemeinden ihr Umfeld verändern können“ klingt vielleicht erst mal sehr "nüchtern-trocken-theoretisch", aber das Transforum wird alles andere als verstaubt sein. Vielmehr werden wir besprechen und hören, wie weltweit, von manchen Christen sonderbarerweise unbemerkt, Menschen, Umstände und auch gesellschaftliche Bereiche verändert werden - durch die Gemeinden vor Ort.

Diese Tagung ist nicht für "Eingeweihte" und "Studierte", sondern vielmehr für jeden Christen, der sich fragt, ob und wie sich sein Glaube eigentlich zum Guten der Menchen um ihn herum auswirken kann.

Mehr Informationen zum Programm, den Seminaren und überhaupt: Transforum Berlin

Freitag, 23. November 2007

R.I.P. Vivaldi

Woran sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke der Menschheit erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann?
(Arthur Schopenhauer)


Gestern war für unsere treue vierbeinige Begleiterin Vivaldi nach 17 Jahren das irdische Dasein zu Ende. Mancher sagt "nur ein Hund", aber wer einen Hund hat oder mal einen Hund hatte, kann nachempfinden, dass nun nicht etwas, sondern jemand im Haus fehlt.

Bye bye, Vivaldi.

Donnerstag, 22. November 2007

Lese(un)lust

Das Volk der Dichter und Denker - sind wir das noch? Wenn nur jeder Fünfte täglich ein Buch in die Hand nimmt, und in 34% der Fälle handelt es sich dabei um ein Kochbuch, dann sind nicht mehr allzu viele übrig, denen es die Werke der Dichter und Denker angetan haben.

Oder täuscht die Statistik? Lesen die Deutschen am Bildschirm, statt ein Buch in die Hand zu nehmen? Was Literatur und Sachthemen betrifft, ziehe ich ein Buch immer noch dem Bildschirm vor. Den täglichen Überblick der Nachrichten allerdings verdanke ich überwiegend den Google-News und der Tagesschau - allerdings mehr aus Zeitmangel, nicht aus Neigung.


P.S.: Infografik von Plavas & Heller

Dienstag, 20. November 2007

Herr Mixa und die Gemeinde

In einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt bietet der katholische Bischof von Augsburg, Walter Mixa, eine interessante Erklärung für die neue Agressivität des Atheismus an:

WELT ONLINE: Gibt es neben einer „Wiederkehr des Religiösen“ auch eine Wiederkehr des aggressiven Atheismus, nachdem man es lange mit einer gewissen Gleichgültigkeit zu tun hatte?

Bischof Walter Mixa: Das ist darauf zurückzuführen, dass Papst Benedikt XVI. – und ich zitiere jetzt einen evangelischen Theologen – einer der letzten universal gebildeten Menschen ist. Wer hat denn mit Jürgen Habermas diskutiert? Joseph Ratzinger. Habermas sagte in aller Offenheit, Religion scheine doch zur menschlichen Verfasstheit zu gehören. Ich bin überzeugt, dass die Gleichgültigkeit jetzt deshalb abnimmt, weil Benedikt XVI. in einer unwahrscheinlich klaren, verständlichen Weise das Programm des christlichen Menschenbildes und auch den Glauben an den dreifaltigen Gott herausstellt, sodass die Kirche auch für junge Leute wieder attraktiv wirkt.

Ich bin gerade dabei, die letzten paar Seiten des Buches Jesus von Nazareth von Josef Ratzinger a.k.a. Benedikt XVI zu lesen, demnächst schreibe ich ein paar Zeilen über das Werk. So viel vorab: Ich habe in den letzten dreißig Jahren kein Buch gelesen, das so liebevoll und gleichzeitig ehrfürchtig Jesus Christus dem Leser vorstellt wie dieses. Kein charismatischer, evangelischer, pfingstlerischer, katholischer, evangelikaler oder sonstiger Autor, den ich gelesen habe, hat es vermocht, mich dermaßen mit einem Sachbuch zu fesseln und mir so viel inneren Gewinn zu vermitteln wie der Papst mit diesem Buch.

Doch zurück zu Mixa. Ich würde mich nicht seiner Meinung anschließen, dass allein der derzeitige Papst die Kirche für junge Leute wieder attraktiv macht, aber ein Kern der Wahrheit scheint mir schon in seiner Einschätzung zu liegen:

Eine Kirche / Gemeinde, die für das Reich der Finsternis keine Gefahr darstellt, wird weniger unter Angriffen und Verfolgung zu leiden haben als eine Gemeinde / Kirche, die das Reich Gottes in die Welt bringt. Vielleicht sind all die derzeitigen Attacken, ob nun gegen Eva Herman, Rick Joyner, viele andere Männer und Frauen, die als Christen in der Öffentlichkeit stehen, oder ganz allgemein gegen die Kirche / Gemeinde ein gutes Zeichen?

Montag, 19. November 2007

Herr Dawkins und die Gemeinde

Den Glauben gegen Kritiker verteidigen - hilft das wirklich weiter? Ich hatte vor einiger Zeit schon mal über Christopher Hitchens nachgedacht: Unser Spiegelbild. Nun macht in diesen Tagen Richard Dawkins Schlagzeilen.

Das Medienmagazin Pro meint:
Den Glauben verteidigen - genau das ist heute nötiger denn je und wenn diese Erkenntnis bei Christen noch nicht angekommen ist, dann sollte es spätestens jetzt der Fall sein. Nur wie reagieren wir? Was kann man entgegnen, wenn einer wie Dawkins uns alle Glaubensgründe abspricht? Oder behauptet, Christen glaubten an einen Gott, der mehr Tyrann als liebender Vater sei?
Statt auf weit verbreitete interne Konflikte müssen sich Christen mehr denn je mit Apologetik befassen. So nennt sich eine theologische Disziplin, die zeigt, dass es möglich ist, den Glauben auch mit dem Verstand zu fassen, nicht nur mit Gefühlen oder Erfahrungen. Sie gibt Antworten auf Fragen, die seit Hunderten von Jahren von Glaubenskritikern gestellt werden, und jetzt, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, in Form der „Neuen Atheisten“ wieder in der breiten Öffentlichkeit angekommen sind. Apologetik aber ist nicht nur etwas für Theologen, sondern eine Disziplin, die alle Christen gerade jetzt neu entdecken sollten.
Ich bin durchaus der Meinung, dass man nicht doof sein muss, um Christ zu sein. Es ist eine gute Idee, sich intellektuell mit Glaubensfragen und -zweifeln auseinandersetzen zu können.

Aber ist das wirklich die Lösung?

Paulus war mit Sicherheit ein hervorragender Apologet, wie beispielsweise sein Disput mit König Argrippa, sein Auftritt in Ephesus und weite Bereiche seiner Briefe zeigen. Aber Paulus verließ sich nicht darauf, sondern er hatte das, was der Gemeinde Jesu heute in weiten Teilen fehlt: Vollmacht.

Dawkins würde ins Leere hinein reden und schreiben, wenn die Kirche ein Ort wäre, an dem Kranke geheilt, Tote auferweckt, Lebensfragen beantwortet und Ungerechtigkeiten beseitigt würden. Wenn Ungläubige wie Herr Dawkins in einen Gottesdienst - ob nun auf dem Marktplatz oder in einem gemeindlichen Gebäude - kämen und ein Prophet wüsste sie so anzusprechen, dass kein Zwiefel bleibt: Jesus Christus liebt diesen Menschen und will nicht sein Verderben, sondern seine Rettung.

Eigentlich wäre mir eine solche Gemeinde rund um die Welt lieber als eine Gemeinde, die in Apologetik brilliert. Vollmacht schließt ja Bildung und intellektuelle Fähigkeiten nicht aus, siehe Paulus. Aber Intellekt ohne Vollmacht scheint mir nicht auszureichen, um den Missionsauftrag Jesu auszuführen.

Sonntag, 18. November 2007

High School reicht

Um DoSi zu verstehen, braucht man einen College Abschluß. Bei meinem Blog reicht schon die High School. Na, wenn das keine bahnbrechende Erkenntnis zum Sonntag ist...


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Um meine Webseite zu verstehen, muss man allerdings schon ein Genie sein:


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Na, wenn das keine noch bahnbrechendere Erkenntnis zum Sonntag ist...

Samstag, 17. November 2007

Übler Gestank aus der Gerüchteküche

In der Regel kommt aus einer Gerüchteküche nur Ungenießbares, was die Luft mit üblen Dämpfen verpestet. Zum Beispiel fragte mich jemand gestern per E-Mail:
Hast du gehört, dass Rick Joyner bei einer freimaurerischen Untergruppe ist, ein Ritterorden?
Solcher Unfug verbreitet sich schneller, als man sich vorstellen kann. Da hat jemand gehört, dass jemand gesagt hat, er hätte gelesen, dass... - und fertig ist die Rufschädigung.

In der Regel schenke ich solchen Gerüchten und Verleumdungen das, was sie verdient haben: Nichtbeachtung. Da ich für Rick Joyner häufig als Übersetzer ins Deutsche tätig war, möchte ich in diesem Fall ausnahmsweise den Gerüchteköchen und den vielen Kellnerinnen und Kellnern, die das Gebräu fleißig weiterreichen, ein wenig in die Suppe spucken:

Richtig ist, dass Rick Joyner Ritter des Malteserordens ist, und zwar auf Empfehlung (anders wird man nicht Mitglied).

Falsch ist alles weitere, was da an Gerüchten kursiert, zum Beispiel dass es sich um eine "freimaurerische Untergruppe" handelt.

Wer sich von den Gerüchteköchen einmal die Mühe gemacht hätte, eine simple Google-Suche durchzuführen, statt dummes Zeug nachzuplappern, hätte sowohl den Malteser-Orden als auch Rick Joyners Ausführungen (Englisch) zu seiner Mitgliedschaft gefunden. Eine deutsche Übersetzung seines Beitrages gibt es hier.

Das einzige, was man als nichtkatholischer Christ dem Malteserorden vorwerfen kann, ist die Tatsache, dass im "Maltesergebet" die für die katholische Kirche übliche Vermittlung des Gebetes durch Maria und andere "Heilige" vorkommt. Aber zeigt nicht allein die Tatsache, dass ein freikirchlicher Mensch wie Rick Joyner aufgenommen wurde, dass auch solche Relikte aus konfessionellen Traditionen nicht mehr die gleiche Rolle spielen wie einst?

Nun gut, es gibt Gläubige, die alles, was katholisch ist, für Teufelszeug halten. Ich zähle nicht dazu.

Wer übrigens die Malteser für Freimaurer hält und konsequent sein möchte, muss sich im Falle eines Unglücks vergewissern, dass er nicht etwa mit einem Krankenwagen transportiert wird, auf dem Malteser Hilfsdienst steht. Womöglich landet man dann noch in einem Malteser-Krankenhaus. Dann doch lieber an Ort und Stelle verbluten, stimmts?

Ach so, ja, und keinesfalls Mozartkugeln essen. Mozart war nämlich...

Freitag, 16. November 2007

Vom Nachteil, eine Heuschrecke zu sein

...und wir waren in unseren Augen wie Heuschrecken, und so waren wir auch in ihren Augen. (4. Mose 13, 29)
Mit diesen Worten beschrieben die Kundschafter, die das Land Kanaan besichtigt hatten, dessen Bewohner. Es handelte sich bei diesen Spionen um gestandene Männer, Fürsten ihrer Stämme, die bereits eine ganze Menge mit Gott erlebt hatten.

Nun kamen sie vom Auftrag zurück, das Land zu besichtigen, von dem Gott klar gesagt hatte:

...das Land Kanaan, das ich den Söhnen Israel gebe! (Vers 2)
Es hieß nicht, dass Gott ihnen dieses Land vielleicht geben würde, oder dass sie entweder dieses Land oder möglicherweise auch ein anderes haben sollten. Es hieß auch nicht, dass sie es kaufen oder verlustreich erkämpfen sollten. Gott hatte gesagt, dass er es dem Volk gibt.

Gleichen wir nicht manchmal diesen Kundschaftern? Gott gibt uns Verheißungen, wir betrachten die Umstände und kommen zu dem Schluss, dass wir Heuschrecken sind. Wir sehen die Riesen vor uns und sagen:

Wir können nicht gegen das Volk hinaufziehen, denn es ist stärker als wir. (Vers 31)

Oft stimmt ja unsere Beobachtung: Die Umstände, denen wir gegenüber stehen, sind riesig. Sie sind stärker als wir. Es ist uns unmöglich, irgend etwas gegen sie auszurichten. Doch das sollen wir auch gar nicht versuchen, denn wir würden kläglich scheitern. Wenn wir jedoch auf die Kraft Gottes vertrauen, sieht die Situation völlig anders aus.

Zwei von zwölf Kundschaftern beurteilten die Lage abweichend:

Das Land, das wir durchzogen haben, um es auszukundschaften, das Land ist sehr, sehr gut. Wenn der HERR Gefallen an uns hat, so wird er uns in dieses Land bringen und es uns geben, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Nur empört euch nicht gegen den HERRN! Und fürchtet doch nicht das Volk des Landes, denn unser Brot werden sie sein! Ihr Schutz ist von ihnen gewichen, und der HERR ist mit uns. Fürchtet sie nicht! (Kapitel 14, 7-9)
Glaube ist unnötig, wenn wir keinen ernst zu nehmenden Feinden beziehungsweise Problemen gegenüber stehen. Das, was wir aus unserer Kraft und mit unseren Möglichkeiten bewerkstelligen können, bedarf keines Glaubens.

Wir sind keine Heuschrecken, es kommt uns nur so vor, wenn unsere Perspektive verschoben ist. Wir sind Töchter und Söhne des lebendigen Gottes, des Schöpfers von Himmel und Erde. Wir sind Bürger des Reiches Gottes. Wir sind die, denen Jesus aufgetragen hat, die gleichen Werke wie er und noch größere zu tun. Wir sind diejenigen, denen er versprochen hat, alle Tage und Nächte bei uns zu sein. Wir sind die Erben der Verheißungen.

Das Volk Israel bekam das Land, das Gott versprochen hatte. Allerdings mit 40 Jahren Verspätung, weil das Volk den zehn Kundschaftern geglaubt hatte, die sich als Heuschrecken empfanden.

Wir können uns entscheiden, ob wir Heuschrecken sein möchten oder ob wir Gott glauben. Jeder kann die Zusagen Gottes entweder annehmen oder bezweifeln.

Das Heuschreckengerede von unüberwindlichen Hindernissen und grässlichen Riesen führt unter Umständen dazu, dass 40 Jahre vergehen, bevor eine Verheißung sich erfüllt. So lange will ich eigentlich lieber nicht warten...

Donnerstag, 15. November 2007

Vom Vorteil, ein Esel zu sein

In der Bibel finden wir eine wundersame Eselin, die ihrem Reiter ziemlichen Verdruss macht und dafür Schläge erntet.

Insgesamt ist die Geschichte (4. Mose) ziemlich verwickelt. Bileam, der Reiter des störrischen Tieres, wohnt in Mesopotamien und muss wegen seiner Weissagungen bekannt gewesen sein, denn als die Israeliten nach ihrem Sieg über die Ammoniterkönige östlich vom Jordan lagern, schickt der Moabiterkönig Balak seine Boten zu ihm. Er bittet Bileam zu kommen und Israel zu verfluchen. Ihm ist bekannt, dass sein Wort eintrifft. Er sagt:
Denn ich habe erkannt: wen du segnest, der ist gesegnet, und wen du verfluchst, der ist verflucht. (4. Mose 22, 6)
Die Gesandten hatten einen längeren Weg von etwa 20 Tagereisen zurückgelegt, doch Bileam weigert sich, mitzuziehen. Er hatte nämlich klare Anweisungen:
Und Gott sprach zu Bileam: Du sollst nicht mit ihnen gehen; du sollst das Volk nicht verfluchen! Denn es ist gesegnet.
Balak gibt sich mit der Ablehnung nicht zufrieden, und neue, vornehmere Boten erreichen schließlich, dass Bileam doch mitkommt. Gott gesteht es ihm unter einer Bedingung zu:
Wenn die Männer gekommen sind, um dich zu rufen, mache dich auf, geh mit ihnen! Aber nur das, was ich dir sagen werde, darfst du tun!
Was sich dann ereignet, mutet zunächst widersprüchlich an. Gott hatte gerade gesagt, dass Bileam mit ihnen gehen solle, und dann lesen wir:
Da entbrannte der Zorn Gottes, dass er ging.
Was soll das?

In 2. Petrus 2, 15 finden wir eine Erklärung. Petrus schreibt hier über die falsche Gesinnung mancher Propheten. Dabei führt er aus:
Sie sind abgeirrt, da sie den geraden Weg verlassen haben, und sind nachgefolgt dem Weg Bileams, des Sohnes Beors, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte, aber eine Zurechtweisung der eigenen Gesetzlosigkeit empfing: ein stummes Lasttier redete mit Menschenstimme und wehrte der Torheit des Propheten.
Im Judasbrief lesen wir über Irrlehrer in der Gemeinde:
Wehe ihnen! Denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Bileams völlig hingegeben.
Bileam zieht nicht mit den vornehmen Boten, um zu tun, was Gott ihm auftragen wird, sondern um des versprochenen Lohnes willen. Deshalb entbrennt der Zorn Gottes, und der Engel des Herrn tritt ihm "als Widersacher in den Weg."

Nun handelt seine Eselin, die mehr Weisheit zu haben scheint als ihr Besitzer: Sie erkennt den Engel Gottes und redet schließlich mit ihrem Reiter.
Da öffnete der HERR den Mund der Eselin, und sie sagte zu Bileam: Was habe ich dir getan, dass du mich nun schon dreimal geschlagen hast?
Vielleicht noch erstaunlicher als diese plötzliche Sprachbegabung des Reittieres ist Bileams Reaktion darauf. Er erschrickt nicht darüber, dass die Eselin sprechen kann, er wundert sich nicht, dass hier Unerhörtes geschieht, sondern:
Bileam sagte zu der Eselin: Weil du Spott mit mir getrieben hast. Hätte ich doch ein Schwert in meiner Hand! Gewiss hätte ich dich jetzt erschlagen!
Dieser Prophet scheint etwas begriffsstutzig zu sein.
Und die Eselin sagte zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis zum heutigen Tag? War es je meine Gewohnheit, dir so etwas zu tun? Und er sagte: Nein.
Bileam versteht immer noch Bahnhof. Nun öffnet Gott seine Augen und er erkennt nicht nur den Engel mit dem gezogenen Schwert, sondern auch, dass er gesündigt hat. Er will umkehren. Aber der Engel fordert ihn auf, weiterzuziehen, legt ihm jedoch erneut besonders nahe, nur das zu reden, was Gott ihm sagen wird.

Für Balak hat Bileam dann eine Überraschung parat: Er spricht keinen Fluch, sondern nur Segen über Israel aus. Zumindest soweit hat Bileam verstanden, dass er auf dem falschen Weg gewesen war.

Doch obwohl Gottes Geist ihn erfüllt (4. Mose 24,2) und Bileam Gottes Worte erkennt und weitersagt, gibt er später den Midianitern, den Nachbarn und Verbündeten Moabs und auch Balak den Rat, Israel zum Abfall vom Herrn und zum Götzendienst zu verleiten (4. Mose 31,16). Schließlich wird Bileam in einer Schlacht getötet, obwohl er sich eigentlich gewünscht hatte, den "Tod der Aufrichtigen" zu sterben (4. Mode 23,10).

Im Neuen Testament ist Bileams Name ein Sinnbild der Habsucht und der Teilnahme an heidnischen Kulten (2. Petrus 2,15 und Judas 11). Er diente dem Herrn als Werkzeug, war mit Heiligem Geist erfüllt und versagte später auf der ganzen Linie - mit weitreichenden Folgen. In der Offenbarung lesen wir:
Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, eine Falle vor die Söhne Israels hinzustellen, so dass sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben. (Offenbarung 2, 14)
Es gibt Situationen im Leben, bei denen wir wie Bileam beim Ritt auf der Eselin reagieren. Wir kennen den Herrn, haben seine Stimme gehört, vermeintlich oder tatsächlich seine Erlaubnis für ein Vorhaben bekommen - und dann stellt sich ein Engel in unseren Weg, um uns vor schlimmen Folgen zu bewahren. Anstatt aufmerksam zu werden, unsere Motivation zu überprüfen, Gott um weiteren Rat zu fragen, prügeln wir die Eselin. Wir könnten innehalten, aber unsere Sturheit will voran. Wir sind blind für die geistliche Realität - sehen nicht den Engel mit dem gezogenen Schwert.

Wäre es da nicht besser, ein Esel oder eine Eselin zu sein? Offene Augen zu haben, und nicht in das hinein zu rennen, wovor uns Gott gerade bewahren möchte?

Es gibt solche Situationen. Es gibt aber auch den Widerstand des Teufels bei einem Vorhaben, das richtig ist. Um solchen Widerstand zu überwinden, sind natürlich andere Schritte notwendig - aber auch oder gerade dann ist es notwendig, zuerst zu Gott zu kommen und seinen Rat einzuholen.

Wenn du also in einer Lage bis, in der alles wie festgefahren wirkt, dann sei ein Esel oder eine Eselin. Bewahre deine geistliche Sicht oder lass dir, wenn du sie verloren hast, von Gott die Augen öffnen, damit du die Umstände richtig sehen und entsprechend handeln kannst. Verbringe lieber zwei Stunden im Gebet und mit der Bibel, als 20 Minuten mit blindwütigen Bemühungen, die Eselin in Bewegung zu setzen.

Womöglich ist gar nicht das Tier störrisch, sondern der Mensch, der darauf sitzt?

Mittwoch, 14. November 2007

Ein Freund in der Tagesschau

Gestern kurz nach 20 Uhr tauchte zwischen all den Münteferings, Merkels, Becks und Steinmeiers auch einer meiner Freunde für zwei oder drei Sekunden im Ersten Deutschen Fernsehen auf.

Er las in einer Broschüre, um die neben ihm schlummernde Dame im Warteraum einer deutschen Behörde nicht durch Konversation zu stören. Es muss wohl ein Filmschnipsel aus dem Tagesschau-Archiv gewesen sein, denn meines Wissens ist mein Freund mittlerweile über das Broschürenlesen hinaus...

Na so was. Ich war letzte Woche im Bundestag - die Tagesschau hat mich ignoriert. Bin ich jetzt froh oder eingeschnappt? Oder einfach nicht so fotogen?

Gips am Bein

Wenn ein Ehepaar, wie die Bibel sagt, ein Fleisch, also ein Organismus ist, dann ist eines von meinen vier Beinen seit gestern im Gips, weil einer von meinen vier Füßen vorgestern abend bei einem Unfall gebrochen wurde.
Daher kam ich gestern nicht zum Bloggen oder Mails beantworten und werde auch in den nächsten Tagen weniger Zeit haben als sonst, denn wer sich mit Gips am Bein mittels Gehhilfen (früher hieß das Krücken) durch Wohnung und Welt bewegt, kann ja - probiert es ruhig aus, liebe Leser - nicht mal eine Tasse Kaffee sicher von der Küche ins Arbeitszimmer transportieren...

Sonntag, 11. November 2007

Von wegen Lazy Sunday...

...afternoon. Ich habe zwar in den letzten Tagen nichts auf den Blog gebracht, war aber gut beschäftigt und fleißig.

Am Freitag waren Eva und ich im Deutschen Bundestag (eine persönliche Einladung der CDU Reinickendorf, inklusive Führung und sachkundigen Erklärungen durch einen Abgeordneten im Europa-Parlament) - es war ein sehr interessanter Spätnachmittag und Abend. Wir sind zwar keine Mitglieder der genannten Partei, aber wir wurden ganz lieb umsorgt und haben die Zeit im hohen Haus der deutschen Politik genossen.

Am Wochenende habe ich dann etliche Stunden darauf verwendet, unsere Firmen-Homepage an die geänderten Angebote anzupassen und ihr dabei gleich ein völlig neues Gewand einschließlich Struktur zu geben. Wer schon mal vorab schauen will: MatMil demnächst.

In den nächsten Tagen werden nun alle Texte noch ins Englische übersetzt, dann geht sie "richtig" online. Sollte jemand noch Tippfehler* finden, sind wir für jeden Hinweis dankbar - wäre ja echt peinlich.

Nun aber ist Feierabend, jawohl, so was gibt es am Sonntag um 19:00 Uhr tatsächlich auch für Freiberufler...

*P.S. am Montag: Die Fehler im Bereich "Ghostwriting" habe ich gerade gesehen - sie werden morgen früh verschwunden sein.

Freitag, 9. November 2007

Emerged to find Jesus

Mit leichten Variationen im Text wird jedes Konzert der Never Ending Tour seit mehreren Jahren so angekündigt:


Ladies and gentlemen please welcome the poet laureate of rock 'n' roll. The voice of the promise of the 60's counterculture. The guy who forced folk into bed with rock. Who donned makeup in the 70's and disappeared into a haze of substance abuse. Who emerged to find Jesus. Who was written off as a has-been by the end of the 80's, and who suddenly shifted gears releasing some of the strongest music of his career beginning in the late 90's. Ladies and gentlemen - Columbia recording artist Bob Dylan!

Meist geht das im Begeisterungssturm des Publikums ein wenig unter, denn wer will schon den Announcer hören, wenn His Bobness kommt.

Ich freue mich jedes Mal, dass Jesus auch bei den Theme Time Radio Hours nicht ausgesperrt wird. In dieser Woche ging es um Körperteile, von Kopf bis Fuß. Wie üblich mit allerlei Witzen (...to pick out pants, put em round your neck!) und Skurrilitäten (the guy who opens beer bottles with his eye socket) gespickt...


  • From Head To Toe - Smokey Robinson & The Miracles (1965)
  • Dry Bones - The Delta Rhythm Boys (1953)
  • I've Got You Under My Skin - Louis Prima & Keely Smith (1959)
  • I Wanna Be Like You (The Monkey Song) - Louis Prima (1967)
  • A Fistful Of Dollars - Ennio Morricone (1964)
  • Fist City - Loretta Lynn (1968)
  • Down On Bended Knee - Johnny Copeland (1962)
  • Heart Of Glass - Blondie (1978)
  • Ten Tiny Toes, One Baby Nose - Sol Hoopii and His Novelty Quartet (1933)
  • Finger Poppin' Time - Hank Ballard & The Midnighters (1960)
  • Roll In My Sweet Baby's Arms - The Monroe Brothers (1936)
  • Big Legs - Gene Phillips (1947)
  • Moulty - The Barbarians (1966)
  • She's Scattered Everywhere - Archibald (1950)
  • If I Only Had A Brain (The Wizard Of Oz) - Shorty Rogers (1959)
  • Brain Cloudy Blues - Bob Wills & His Texas Playboys (1946)
  • Waist Deep In The Big Muddy - Pete Seeger (1967)
  • With Arms Outstretched - Rilo Kiley (2002)

Sakrales und Säkulares in bunter Mischung, die Spaß macht. Ein gut aufgelegter Bob Dylan, der behauptet, die Sendung in Cannes aufzuzeichnen, während Pierre Mencini behauptet, man befände sich im Historical Abernathy Building. Prima so. Genau richtig: I'm not there.

Croz sei Dank, hier ist die Sendung:

From Head to Toe

P.S.: Foto von Columbia Records. Schließlich geht es ja um den Columbia Recording Artist... :-)

Donnerstag, 8. November 2007

Ilsebill salzte nach.

Es ist nun wirklich reiner Zufall, dass gestern Salz das Thema dieses Blogs war und heute Ilsebill nachsalzen darf. Das Salz der Ilsebill ist sowieso ein anderes. Es dient der Geschmacksverbesserung eines Fischgerichtes.

Die Rede ist, Literaturkenner haben es längst an der Überschrift erkannt, vom Beginn eines ganz großartigen Romans. In einem Wettbewerb um den besten ersten Satz wurden 17.000 Einsendungen ausgewertet. Die Jury kam zu folgendem Ergebnis:

Platz 1:
Ilsebill salzte nach.
Günter Grass: Der Butt

Platz 2:

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.
Franz Kafka: Die Verwandlung

Platz 3:

Hamilkar Schaß, mein Großvater, ein Herrchen von, sagen wir mal, einundsiebzig Jahren, hatte sich gerade das Lesen beigebracht, als die Sache losging.
Sigfried Lenz: Der Leseteufel


Dies sind die drei Siegersätze bei der Erwachsenenliteratur. In meiner kleinen Erzählung Sprachlos hatte ich vor zwei oder drei Jahren erste Sätze erwogen und verworfen, keiner der drei Sieger dieses Wettbewerbes war dabei. Dennoch schließe ich mich gerne der Jury an, denn dies sind wahrlich drei ganz famose erste Sätze.

Mehr Einzelheiten zum Wettbewertb und die Siegersätze aus anderer Sparte sind zu finden in Die Welt. Nicht in der Welt. In die Welt.

Dienstag, 6. November 2007

Salz

Das Matthäusevangelium überliefert uns sehr detailliert eine Fülle der Lehren Jesu. Die Kapitel 5 bis 7 umfassen das, was meist als „Bergpredigt“ bezeichnet wird. Darin gibt es ein paar Stellen, die oft in Predigten oder anderen Betrachtungen nicht im Zusammenhang gesehen, sondern aus ihm herauslöst werden. Dabei geht leicht zumindest ein Teil dessen verloren, was Matthäus tatsächlich berichtet.

Zum Beispiel:
Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden. (Matthäus 5, 13)
Das klingt erst mal ganz gut, meist wird daraus eine Predigt darüber, dass man Zeugnis geben und sein, das Evangelium zu den Menschen bringen soll. Oder dass Salz eine konservierende, reinigende Wirkung habe und wir als Christen insofern „salzig“ sein müssten. Das ist an und für sich völlig richtig. Aber – ist das wirklich das, was Jesus hier anspricht?

Im Zusammenhang gesehen lesen wir:
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen. Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren. Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden. (Matthäus 5, 11-13)
Nun mag mancher fragen: Was hat denn Verfolgung, Schmähung und lügnerische Rede mit dem Salz zu tun? Eine ganze Menge. Salz ist nämlich in der Heiligen Schrift nicht nur ein Konservierungs- und Geschmacksmittel, sondern häufig etwas, was geopfert wird:
Alle Opfergaben deines Speisopfers sollst du mit Salz salzen und sollst das Salz des Bundes deines Gottes auf deinem Speisopfer nicht fehlen lassen; bei allen deinen Opfergaben sollst du Salz darbringen. (3. Mose 2, 13)
Salz ist auch ein Zeichen der Vernichtung:
Und Abimelech kämpfte jenen ganzen Tag gegen die Stadt. Und er nahm die Stadt ein, und das Volk, das darin war, erschlug er. Und er riß die Stadt nieder und bestreute sie mit Salz als Zeichen bleibender Verwüstung. (Richter 9, 45)
Es geht Jesus in Matthäus 5 nicht um das Evangelisieren oder das Bewahren von christlichen Werten, sondern darum, dass seine Nachfolger verfolgt, geschmäht, verlästert und ihres Lebens beraubt werden. Das wird noch deutlicher, wenn wir uns die entsprechenden Verse bei Lukas anschauen:
So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein. Das Salz nun ist gut. Wenn aber auch das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gewürzt werden? Es ist weder für das Land noch für den Dünger tauglich; man wirft es hinaus. Wer Ohren hat zu hören, der höre. (Lukas 14, 33-35)
Auch bei Markus finden wir das Salz im Zusammenhang mit Nachfolge um jeden Preis und Opferbereitschaft:
Und wenn dein Auge dir Anlaß zur Sünde gibt, so wirf es weg! Es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes hineinzugehen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, "wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt". Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden und jedes Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden. Das Salz ist gut; wenn aber das Salz salzlos geworden ist, womit wollt ihr es würzen? Habt Salz in euch selbst, und haltet Frieden untereinander! (Markus 9, 47-50)
Wenn Jesus also im Rahmen seiner Bergpredigt sagt, wir seien das Salz der Erde, dann meint er, dass wir als seine Nachfolger Salz sind, wenn „sie uns schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen uns reden werden.“ Solches Salz wird nicht „hinausgeworfen und von den Menschen zertreten“, sondern es ist etwas Wertvolles. Dann dürfen wir uns „freuen und jubeln“.

Sicher ist es angenehmer, in Frieden und unbehelligt zu leben. Merkwürdig – also würdig, sich das zu merken – scheint mir dabei der Umstand, dass die Gemeinde in Jerusalem erst Verfolgung brauchte, um ihren Auftrag, „in alle Welt“ zu gehen, anzupacken.

Hier in Deutschland kommt die Welt zu uns: Asylanten, Migranten, Studenten, Spezialisten, Touristen... Und dann ist ja da auch noch unser Nachbar, der von Jesus nichts weiß.

Was darf uns eigentlich die Nachfolge Jesu und sein Auftrag an uns kosten?

Montag, 5. November 2007

Herausforderung Islam

Geht es nach der Presse, dann muss man ungefähr diesen Eindruck gewinnen:
Berlin ist eine Stadt mit rein islamischen Wohngebieten, Moscheen, Zwangsverheiratungen von minderjährigen Mädchen, islamischen Cafés mit verhängten Fenstern, kriminellen Parallelgesellschaften und Morden an aufmüpfigen Frauen sowie an den verhassten Christen*. Erst kürzlich sagte ein Angeklagter bei der Vernehmung, dass das deutsche Recht ungültig sein, lediglich der Koran sei verbindliche Richtlinie.
Es stimmt: Wer sich aus dem Islam zum Christentum bekehrt, hat laut Koran den sofortigen Tod verdient.
Berlin ist nicht die einzige Stadt in Deutschland, in der die islamischen Gruppen wachsen. Die Herausforderung des Islam für die Kirchen und die westliche Gesellschaft kann nicht mehr ignoriert werden.

Nun darf man selbstverständlich nicht alle Moslems in einen Topf mit den Gewalttätern werfen, es gibt genug Verbrechen, die nichts mit Koran und Moslems zu tun haben - und die Kirchengeschichte ist voller grausamer Verbrechen im Namen der christlichen Religion. Die Presse berichtet so gut wie nie über die stillen, fleißigen, friedlichen Moslems. Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, gilt für Journalisten.
Doch auch die friedliche, unauffällige Mehrheit der Moslems bleibt den Deutschen fremd und unzugänglich. Es scheint auch bei den Christen eine meist unterschwellige Furcht, gewisse Gefühle der Ohnmacht und vor allem Ratlosigkeit zu geben, wenn es darum geht, ob und wie wir mit Moslems umgehen. Dies sei nicht richtig und nicht notwendig, sagt ein Experte, der am Ende dieser Woche in Berlin zum Thema reden wird:

Dr. Stuart Robinson ist ein weltweit anerkannter Islam-Experte. Er verfügt über ein fundiertes Fachwissen, nicht nur über die geschichtliche Entwicklung und die geistlichen Hintergründe des Islam, sondern auch über die aktuelle weltweite Situation. In seinen Vorträgen gibt er viele wertvolle Einblicke und Anregungen, wie wir uns dieser Herausforderung stellen können. Er ist Pastor einer der größten Gemeinden in Australien, der 'Crossway Baptist Church' in Melbourne, einer charismatischen Baptistengemeinde. Die Kirche hat ca. 4000 Mitglieder und etliche Tochtergemeinden. Robinsons Gemeinde hat 55 Missionare ausgesandt.

Durch seinen Dienst haben sich viele Moslems bekehrt. Daraus ist eine Bewegung entstanden, die auf einige tausend Christen angewachsen ist. Robinson berichtet aus der Praxis, er ist kein reiner Theoretiker sondern jemand, der Mullahs in ihren Moscheen aufgesucht hat und auf Moslems zugeht, statt ihnen auszuweichen. Von seinen vielfältigen Erfahrungen berichtet er nun auch in Berlin.

Termine: Freitag, 9. November und Samstag, 10. November 19:30 Uhr, Sonntag, 11. November 10:00 Uhr und 19:00 Uhr jeweils im C-Campus, Waidmannsluster Damm 7 C-E, 13507 Berlin. Eintritt frei.

*Wer es nicht glauben will, dass Christen für Moslems vogelfrei sind und dass mancher Unfall in unseren Städten in Wirklichkeit ein Mord ist, möge sich diesen Bericht aus der ARD ansehen: Report Mainz: Christenverfolgung in Deutschland

Samstag, 3. November 2007

Wohlstand durch Gerechtigkeit?

Der Bundeskanzler Helmut Schmidt hat einmal im Bundestag gesagt:
Jeder sucht sich aus der Bibel das heraus, was für den jeweiligen Sonntag gerade passt.
Vor ein paar Wochen diskutierte ich in einer Gruppe von etwa 15 Gläubigen über den Zehnten, der - so eine Teilnehmerin sinngemäß - unbedingt an die örtliche Gemeinde abzuführen sei, dafür erhielte man dann eine Wohlstandsgarantie von Gott, denn dann sei man gerecht vor Gott. Die Verheißung stünde ja schließlich in der Bibel. Wenn jemand den Zehnten in das Haus des Herrn gebracht habe, dürfe er auch einfordern:
Blicke herab von deiner heiligen Wohnung vom Himmel, und segne dein Volk Israel und das Land, das du uns gegeben, wie du es unseren Vätern geschworen hast, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. (5. Mose 26, 15)
Zweifellos steht diese Bitte im fünften Buch Mose im unmittelbaren Zusammenhang mit der Treue des Volkes Israel, von jeglichen Erträgen den Zehnten abzugeben. Allerdings - und das wird schon eher ungern zitiert - sollten diese Gaben (und die Erstlingsgaben, von denen heute sowieso nicht mehr geredet wird) nicht in den Tempel, sondern:
Am Ende von drei Jahren sollst du den ganzen Zehnten deines Ertrages von jenem Jahr aussondern und ihn in deinen Toren niederlegen. Und der Levit - denn er hat keinen Anteil noch Erbe mit dir - und der Fremde und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren wohnen, sollen kommen und essen und sich sättigen, damit der HERR, dein Gott, dich in allem Werk deiner Hand, das du tust, segnet. (5. Mose 14, 28-29)
Auf heute übertragen hieße das: Der Priester / Levit / Pastor / Pfarrer / Prediger bekommt einen Teil vom Einkommen der Gläubigen, weil er nämlich besitzlos ist. Das bedeutet: Er hat kein regelmäßiges Gehalt, keinen Grundbesitz, keine Altersvorsorge... Er lebt von dem, was die Gläubigen ihm bringen. Welcher Priester / Levit / Pastor / Pfarrer / Prediger mag da heute die Hand heben und sagen: "Das bin ja ich!" - mit gutem Gewissen? Der Rest der Gaben des Volkes geht an die Asylanten, in die Waisenhäuser, an die Witwen... Doch das nur am Rande.

Meine Frage in jener Diskussion, warum denn dann Paulus sowohl Mangel als auch Überfluss gekannt habe, und warum es in vielen Ländern heute Christen gibt, die Hunger und Durst leiden, blieb ohne Antwort.

Natürlich ist jeder froh, wenn er keine Not leiden muss. Es ist auch ganz gewiss keine Sünde, Geld und Besitz zu haben - nicht einmal für einen Priester / Levit / Pastor / Pfarrer / Prediger. Aber darf man als Rezept zum finanziellen Auskommen alttestamentarische Vorschriften predigen? Ich bin überzeugt, dass Paulus die Schriften besser kannte als wir. Und doch war er in Zeiten des Mangels so zufrieden wie in Zeiten des Überflusses. Ihm ging es nämlich um Gerechtigkeit.

Der Apostel hatte eine ganz präzise Vorstellung davon, was Gerechtigkeit vor Gott ausmacht. Das hat mit viel mehr zu tun als mit Geld und Opfern.

Wenn es heute noch nach dem Gesetz des Alten Testamentes ginge, hätte mancher von uns ein paar Probleme mehr. Zum Beispiel dieses:
Wenn ein Mann zwei Frauen hat, eine geliebte und eine gehaßte, und sie gebären ihm Söhne, die geliebte und die gehaßte, und der erstgeborene Sohn ist von der gehaßten: dann soll es geschehen an dem Tag, an dem er seine Söhne erben läßt, was ihm gehört, daß er nicht den Sohn der geliebten zum Erstgeborenen machen kann gegen den Sohn der gehaßten, der doch der Erstgeborene ist. (5. Mose 21, 15-16)
Oder, was die Erziehung der Söhne betrifft, vielleicht auch jenes:
Wenn ein Mann einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der auf die Stimme seines Vaters und auf die Stimme seiner Mutter nicht hört, und sie züchtigen ihn, er aber hört weiterhin nicht auf sie, dann sollen sein Vater und seine Mutter ihn ergreifen und ihn hinausführen zu den Ältesten seiner Stadt und zum Tor seines Ortes. Und sie sollen zu den Ältesten seiner Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist störrisch und widerspenstig, er hört nicht auf unsere Stimme, er ist ein Schlemmer und Säufer! Dann sollen ihn alle Leute seiner Stadt steinigen, daß er stirbt; so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. (5. Mose 21, 18-21)
Wie kommt es eigentlich, dass wir das eine und andere aus den Gesetzes- und Vorschriftensammlungen für "Wort Gottes" halten und anderes nicht?

Paulus war eindeutig: Gerecht im Sinne der Heiligen Schriften ist nur jemand, der das ganze Gesetz hält (es dürfte allerdings heute juristische Probleme geben, wenn widerspenstige Kinder künftig gesteinigt und mehrere Ehefrauen genommen werden). Wer das Gesetz einmal nicht hält, kann zur Sühne Opfer bringen, also Tauben schlachten, Böcken die Kehle durchschneiden, Geld in den Tempel tragen und ähnliches. Paulus hielt, nachdem er Christ geworden war, diesen Weg zur Gerechtigkeit allerdings, je nach Übersetzung, für Kot / Dreck (Philipper 3, 8). Heute würde mancher sagen: Scheiße.

Alternativ gibt es die Gerechtigkeit Gottes, die auch weniger mit unseren staatlichen Gesetzen (Mehrehe, Steinigung von ungezogenen Söhnen und vieles mehr) kollidiert.
...indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz ist, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens... (Philipper 3, 9)
Gerechtigkeit im biblischen Sinn hat nichts mit unserem Rechtsempfinden oder den Gesetzen des Staates zu tun. Unser Empfinden, meist vom Humanismus geprägt, betrachtet manches als gerecht oder ungerecht, was absolut nichts mit dem Begriff zu tun hat, wie ihn die Bibel verwendet: Gerecht ist, wer ohne eine einzige Sünde dasteht.

Ich ziehe es vor, durch den Glauben gerecht zu werden, denn ich habe weder Vergnügen daran, ungezogene Bengel zu steinigen, noch Schafe zu schlachten, noch einer Frau nach einer Balgerei die Hand abzuhacken. Nun gut, ich raufe nicht mit anderen Männern, aber denkbar wäre ja, dass ich angegriffen werde und eine Frau mir zu Hilfe eilt. Wenn dabei unabsichtlich ihre Hand in eine gewisse Gegend gerät, wird es brenzlig:
Wenn Männer miteinander raufen, ein Mann und sein Bruder, und die Frau des einen eilt herbei, um ihren Mann aus der Hand dessen, der ihn schlägt, zu retten, und sie streckt ihre Hand aus und greift an seine Geschlechtsteile: dann sollst du ihr die Hand abhauen; du sollst nicht schonen. (5. Mose 25, 11)
Gerecht oder ungerecht? Jeder hat die Wahl. Gesetzestreue oder Glaube? Mir ist zweiteres sympatischer. Ersteres würde ich sowieso nicht schaffen.

Freitag, 2. November 2007

Dreams, Themes and Schemes

Diese Woche gab es ja keine neue Theme Time Radio Hour, sondern eine Wiederholung aus der ersten Staffel (Halloween - nicht sonderlich witzig, abgesehen vom Boo! am Schluß). Muss ich nicht noch mal hören...

Daher habe ich mir in den letzten Tagen ein paar ältere Sendungen angehört, die ich in guter Erinnerung hatte, Water / Coffee / Countdown und - nach wie vor eine der besten Sendungen bisher:


Man hört bei jeder Moderation und an der Auswahl der Songs, dass Bob Dylan da ein Thema hatte, von dem er nicht nur was versteht, sondern dass sein Herz ganz besonders bei der Sache war.
You can go to your college
You can go to your school
But if you don't have Jesus
You're an educated fool
zitiert er aus dem Denomination Blues. Und meint das so.

Neben den Moderationen gibt es natürlich ganz hervorragende Musik:
  • Are You Bound For Heaven Or Hell - Rev. J.M. Gates (1926)
  • Bottle and a Bible - The Yayhoos (2001)
  • Samson And Delilah - Rev. Gary Davis (1956)
  • He Will Set Your Fields on Fire - Kitty Wells (1959)
  • Adam Come And Get Your Rib - Wynonie Harris (1952)
  • The Old Ark’s A’Moving – A.A. Gray and Seven-Foot Dilly (1930)
  • Denomination Blues - Washington Phillips (1929)
  • I’m Using My Bible For A Road Map - The Four Internes (1953)
  • Elijah Rock - Ollabelle with Amy Helm (2004)
  • The Rivers Of Babylon - The Melodians (1972)
  • John The Revelator - Blind Willie Johnson (1930)
  • Boogie Woogie Preaching Man - Jess Willard (1952)
  • Oh Mary Don’t You Weep - The Swan Silvertones (1959)
  • That’s What The Good Book Says - The Robins (1950)
Wem also das Warten auf nächste Woche (From Head to Toe) zu lange wird, dem kann ich obigen Download (thanks to Croz!) empfehlen. Oder eben sonst was aus dem Archiv. Bloß nicht unbedingt Halloween...

Donnerstag, 1. November 2007

Petrus und Johannes

Petrus und Johannes - radiert vom guten alten RemmiWie versprochen die Auflösung zum gestrigen Quiz: Trotz der Unkenrufe von vier Bloglesern (nie und nimmer!) und der Bedenken von zwei Bloglesern (mit Ach und Krach...) war ich mit 18,5 Minuten in meinem Zeitlimit. Herzlichen Glückwunsch an die fünf Blogleser, die das prophetisch richtig (schaffst Du locker) angeklickt haben.

Wer möchte, kann anhand des Manuskriptes ausprobieren (laut und deutlich
vorlesen!), ob er es auch geschafft hätte:

Simon Petrus

Dieser Mann war schon ein besonderer Charakter im Kreis der Zwölf. Ein Fischer wie andere Jünger, aber mit außerordentlich wachem Geist. Nur von ihm überliefern die Evangelien ein ausdrückliches Bekenntnis zu Jesu Messiaswürde schon vor dessen Auferstehung (Markus 8,29): „Du bist der Christus!“
Doch gleich darauf, nachdem Jesus den Jüngern erstmals seinen Leidensweg ankündigte, nahm Petrus ihn beiseite und „fing an, ihm zu wehren.“ (V. 32). Daraufhin wies Jesus ihn schroff zurecht: „Weiche von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“ (V. 33)
Das klingt hart für unsere Ohren, wenn man nicht weiß, dass „Satan“ im Hebräischen „Gegner“ oder „Widersacher“ bedeutet. Petrus wird hier mit dem Widersacher in der Wüste verglichen, der Jesus vor seinem öffentlichen Wirken ebenfalls vom Leidensweg abhalten wollte (Matthäus 4, 1-11).
Wer war nun dieser Mann, den Jesus mal Fels und mal Widersacher nannte?

Der Widerspruch zwischen Reden und Handeln zeigte sich bei Petrus schon in Galiläa: Einerseits vertraute er dem Ruf Jesu „Komm her!“ und stieg mitten auf dem See aus dem Boot, andererseits schwand sein Glaube beim Blick auf die Wellen, so dass Jesus ihn vor dem Versinken retten und ihn „Kleingläubiger“ nennen musste (Matthäus 14,29 ff). Diese Begebenheit zeigt typische Merkmale: Petrus war impulsiv und begeisterungsfähig, das Denken, in diesem Fall die Erkenntnis, dass ein Mensch auf dem Wasser nicht laufen kann, setzte oft mit Verzögerung ein.

Petrus widersprach Jesu Ansinnen, ihm die Füße zu waschen. Diese Handlung war damals ein typischer Sklavendienst, der keinesfalls vom Hausherrn verrichtet wurde. Petrus wehrte sich dagegen, sich von seinem Meister derart bedienen zu lassen. Als Jesus ihm aber erklärte, dass er dies später verstehen würde und dass es notwendig sei, verlangte er: „Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!“ (Johannes 13, 6-9)

Alle vier Evangelien berichten vom Versagen des ersten Christusbekenners. Jesus kündigte Petrus bei der letzten gemeinsamen Mahlzeit an, er werde ihn noch in derselben Nacht dreimal verleugnen. Dies wies er, wie alle übrigen Jünger, weit von sich: „Wenn ich auch mit dir sterben müsste, so wollte ich dich doch nicht verleugnen. Ebenso sprachen sie alle.“ (Markus 14, 27-31)
Schon kurz darauf schlief er ein, als Jesus in Gethsemane den Beistand der Jünger besonders nötig brauchte und ausdrücklich darum bat (Matthäus 26, 40ff). Gleich anschließend versuchte er mit Waffengewalt die Verhaftung Jesu zu verhindern. Er trennte mit seinem Schwert einem Soldaten der Tempelwache ein Ohr ab (Markus 14, 47).
Sein Versagen gipfelte in der Verleugnung Jesu, während dieser sein Todesurteil empfing (Markus 14, 62). Als das Krähen eines Hahnes im Morgengrauen Petrus an Jesu Vorhersage erinnerte, weinte er bitterlich (Markus 14, 66-72).

Diese Episoden aus seinem Leben zeigen beispielhaft: Petrus fehlte wiederholt die Kraft, seinem Glauben gemäß zu handeln, als es darauf angekommen wäre. Dennoch erhielt gerade er von Jesus den Namen „Fels“ und die Zusage der Gemeindegründung (Matthäus 16, 16-23).
Er war und blieb ein impulsiver Mann, der oft redete, bevor er nachdachte. Von ihm stammte auch die Idee, einen Ersatz für Judas zu wählen (Apostelgeschichte 1, 15ff), wir lesen nirgends, dass es einen Auftrag Jesu gegeben hätte, den durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen Apostel zu ersetzen.

Nun mag jemand angesichts all der Schwankungen sagen, dass Jesus ihn bereits im Vorgriff auf die Zeit nach der Erfüllung mit dem Heiligen Geist Fels genannt habe. Die Apostelgeschichte zeigt Petrus nach Pfingsten tatsächlich als todesmutigen Bekenner vor dem Hohen Rat, der die Sendung des Heiligen Geistes als Missionar und Leiter der Urgemeinde vorbildlich erfüllte (Apostelgeschichte 5, 29).

Allerdings war er, wenn man weiter liest, auch nach Pfingsten keineswegs seine charakterlichen Eigenarten los. Paulus erlebte ihn Jahre später als Heuchler und Feigling, die betreffende Begebenheit wollen wir genauer betrachten. Der Apostel Paulus bezog klar Stellung, als Petrus, immerhin der ältere Bruder im Glauben, der Fels, derjenige, der Jesus gekannt hatte, wieder einmal wankelmütig wurde:
„Als aber Kephas nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er durch sein Verhalten verurteilt war. Denn bevor einige von Jakobus kamen, hatte er mit denen aus den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der Beschneidung fürchtete. Und mit ihm heuchelten auch die übrigen Juden, so dass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit fortgerissen wurde. Als ich aber sah, dass sie nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelten, sprach ich zu Kephas vor allen: „Wenn du, der du ein Jude bist, wie die Nationen lebst und nicht wie die Juden, wie zwingst du denn die Nationen, jüdisch zu leben?“ (Galater 2, 11-14)
Ausgerechnet Petrus, der durch eine Vision – durch ein übernatürliches Ereignis also - vor seinem Besuch im Haus des Kornelius belehrt worden war, dass Gott keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden macht, hatte sich von den Heidenchristen zurückgezogen, als er Probleme witterte.

Diese Episode führte jedoch zu einem guten Ausgang. Ausgerechnet Petrus nämlich stand beim Apostelkonzil, das wenig später in Jerusalem stattfand, auf und erinnerte die Versammlung: „Ihr Brüder, ihr wisst, dass Gott mich vor langer Zeit unter euch auserwählt hat, dass die Nationen durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und glauben sollten. Und Gott, der Herzenskenner, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab wie auch uns; und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, da er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. Nun denn, was versucht ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten?“ (Apostelgeschichte 15, 7-10).
Erneut zeigte sich, dass Simon Petrus in der Lage und bereit war, seine Fehler einzusehen und zu korrigieren. Deshalb – und nicht etwa, weil er keine Fehler gemacht hätte - war er tatsächlich der Fels, auf den Jesus seine Gemeinde gründen konnte.

Johannes

Johannes gehörte zusammen mit Simon Petrus und Jakobus zum engsten Kreis der Jünger, der auch in der jungen Kirche weiter eine besondere Rolle spielte. Erwähnung fand Johannes beispielsweise im Galaterbrief (ca. 50 nach Christus), als Paulus auf das Ansehen hinwies, das Johannes als eine der drei Säulen der jungen Kirche genoss (Galater 2, 9).
Johannes war, wie sein Bruder Jakobus, von Beruf Fischer. Die beiden Brüder bekamen von Jesus den Beinamen Boanerges (aramäisch, meist als „Donnersöhne“ übersetzt).
Im Johannesevangelium wird von einem namentlich nicht genannten Jünger stets mit der Wendung „der, den Jesus liebte“ gesprochen (Johannes 13, 23; Johannes 19, 26; Johannes 21, 7; Johannes 21, 20). Gemäß dem Schlusswort des Evangeliums (Johannes 21, 24) handelt es sich dabei um den Evangelisten selbst. Man möchte daraus auf Bescheidenheit schließen. Allerdings schien dieser Charakterzug dem Lieblingsjünger an anderen Stellen völlig zu fehlen, wie wir sehen werden.

Johannes wird in den Evangelien häufig erwähnt, wenn Jesus aus dem Kreis der Jünger nur ganz wenige mitnahm. „Und er erlaubte niemand, ihn zu begleiten, außer Petrus und Jakobus und Johannes, dem Bruder des Jakobus“, und zwar in das Haus der gerade verstorbenen Zwölfjährigern, um sie aufzuerwecken (Markus 5, 37). Johannes gehörte auch zu den drei Jüngern, die Jesus mit auf den Berg nahm, auf dem es dann zu einer Begegnung mit Elia und Mose kam (Matthäus 17, 1).
Johannes gilt vor allem deshalb als großes Vorbild, weil er bei der Kreuzigung Jesu nicht fortlief wie die anderen Jünger, sondern selbst dort noch zu Jesus stand - im Gegensatz zu Petrus, der große Versprechen gemacht und dann versagt hatte (Johannes 19, 26-27).

War Johannes nun wirklich so bescheiden, wie es seine Scheu, den eigenen Namen zu nennen, vermuten lässt? War er der perfekte Jünger, dem alles gelang?

Zumindest nicht immer. Johannes kam mit seinem Bruder Jakobus – unterstützt durch die Mutter – mit der Bitte zu Jesus, die beiden Ehrenplätze links und rechts vom Thron Jesu im kommenden Königreich einnehmen zu dürfen. Sie waren dabei außerordentlich selbstbewusst, denn sie versicherten, den gleichen Kelch wie Jesus trinken zu können (Matthäus 20, 20ff, Markus 10, 35ff). Die anderen zehn Jünger waren ziemlich empört und Jesus meinte, er wisse nicht, was er da rede.

Johannes konnte auch petzen: „Lehrer, wir sahen jemand Dämonen austreiben in deinem Namen; und wir wehrten ihm, weil er uns nicht nachfolgt.“ (Markus 9, 38) Jesus wies ihn zurecht.

Johannes fand bald darauf eine neue Gelegenheit, den künftigen Vizeregierungschef zu spielen. Jesus wurde auf dem Weg nach Jerusalem in einem Dorf nicht aufgenommen. „Als aber seine Jünger Jakobus und Johannes (wir erinnern uns, die beiden, die nach den Ehrenplätzen links und rechts gefragt hatten) das sahen, sprachen sie: Herr, willst du, dass wir sagen, dass Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren soll?“ (Lukas 9, 54) Auch dafür gab es einen Verweis von Jesus.

Johannes war alles andere als feige. Er brachte den Mut auf, Jesus zu fragen, wer ihn verraten würde, und zwar angestiftet von Petrus, der sich selbst nicht traute: „Einer von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tisch an der Brust Jesu. Diesem nun winkt Simon Petrus zu erfragen, wer es wohl sei, von dem er rede. Jener lehnt sich an die Brust Jesu und spricht zu ihm: Herr, wer ist es?“ (Johannes 13, 23ff).

Jesus nahm später auch Johannes mit, als er in Gethsemane betrübt und geängstigt ins Gebet ging (Matthäus 26, 36 ff). Wir wissen allerdings, dass keiner, auch Johannes nicht, mit Jesus wachen und beten konnte. Auch er schlief ein.

Johannes war andererseits ein verantwortungsbewusster Mann, denn er übernahm die Versorgung der Mutter Jesu: „Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich“ (Johannes 19, 26-27). Man kann daraus schließen, dass Joseph aus uns unbekannten Gründen für Maria nicht mehr als Versorger zur Verfügung stand.

Johannes rannte schneller als Petrus zum leeren Grab: „Die beiden aber liefen zusammen, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zu der Gruft. Petrus wiederum ging hinein, während Johannes sich nicht traute: Als er (Johannes) sich vornüberbückt, sieht er die Leinentücher daliegen; doch ging er nicht hinein. Da kommt Simon Petrus, der ihm folgte, und ging hinein in die Gruft und sieht die Leinentücher daliegen...“
Erst als Petrus kein Unheil geschah, traute sich auch Johannes in das Grab und glaubte, dass es wirklich leer war (Johannes 20, 2-10).

Johannes erkannte Jesus nach der Auferstehung am Ufer, als sie nach einem nicht unerheblichen Fischzug noch im Boot saßen: „Da sagt jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Simon Petrus nun, als er hörte, dass es der Herr sei, gürtete das Oberkleid um - denn er war nackt - und warf sich in den See.“ (Johannes 21, 7)

Die beiden Freunde Petrus und Johannes blieben auch in der Apostelgeschichte ein Gespann, zum Beispiel waren es diese beiden, die den gelähmten Bettler auf dem Weg zum Tempel heilten: „Als dieser Petrus und Johannes sah, wie sie in den Tempel eintreten wollten, bat er, dass er ein Almosen empfinge. Petrus aber mit Johannes blickte fest auf ihn hin und sprach: Sieh uns an! Er aber gab acht auf sie, in der Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen. Petrus aber sprach: Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers: Geh umher!“ (Apostelgeschichte 3, 3-6)

Die beiden wurden später nach Samaria geschickt, als dort die ersten Bekehrungen stattfanden (Apostelgeschichte 8, 14ff). Sie blieben ihrer Berufung treu – aber sie waren, das haben die Beispiele gezeigt, Menschen mit Schwächen und Stärken.

Ermutigend

Ich finde es ermutigend, dass die Bibel uns keine Superhelden und makellosen Heilsgestalten vorstellt, sondern solche ganz normalen Menschen mit ganz normalen Fehlern und Eigenarten, die sich vom Heiligen Geist nach und nach verändern und von Gott dabei gebrauchen ließen. Sie fingen einfach an, dem Herrn nachzufolgen, bevor sie perfekt waren. Andernfalls wären sie nie losgegangen, hätten bis zum Lebensende darauf gewartet, endlich heilig genug zu sein.
Wie beim Erwachsenwerden im natürlichen Bereich dauert die Heiligung, um einmal dieses alte Wort zu gebrauchen; ein Leben lang lernen wir hinzu, wenn wir aktiv sind und bleiben. Petrus war und blieb trotz aller Peinlichkeiten und Pannen der Fels, auf den Jesus seine Gemeinde gründen konnte. Johannes war und blieb trotz seiner Eigenarten bereit, für Jesus buchstäblich alles zu erleiden und ihm konnte die Offenbarung über die letzten Dinge anvertraut werden.

Die Petrusse und Johannesse, die Petras und Johannas von heute sitzen hier zusammen. Nur wer nichts tut, macht keine Fehler, und das ist der größte Fehler, der denkbar ist. In diesem Sinne lade ich uns ein, den beiden vorgestellten Jüngern nachzueifern.

Wir sollten uns nicht scheuen, wie Petrus zu einem Kranken zu sagen: „Was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers: Geh umher!“ Wir sollten den Mut haben, wie Johannes unter dem Kreuz bei Jesus zu bleiben, auch wenn es für uns brenzlig wird.

Wenn wir nicht gehen, wer denn dann?


P.S.: Die Grafik zum Artikel hat Herr van Rijn beigesteuert. Danke, Remmi!