Wie versprochen die Auflösung zum gestrigen Quiz: Trotz der Unkenrufe von vier Bloglesern (nie und nimmer!) und der Bedenken von zwei Bloglesern (mit Ach und Krach...) war ich mit 18,5 Minuten in meinem Zeitlimit. Herzlichen Glückwunsch an die fünf Blogleser, die das prophetisch richtig (schaffst Du locker) angeklickt haben.
Wer möchte, kann anhand des Manuskriptes ausprobieren (laut und deutlich vorlesen!), ob er es auch geschafft hätte:Simon PetrusDieser Mann war schon ein besonderer Charakter im Kreis der Zwölf. Ein Fischer wie andere Jünger, aber mit außerordentlich wachem Geist. Nur von ihm überliefern die Evangelien ein ausdrückliches Bekenntnis zu Jesu Messiaswürde schon vor dessen Auferstehung (Markus 8,29): „Du bist der Christus!“
Doch gleich darauf, nachdem Jesus den Jüngern erstmals seinen Leidensweg ankündigte, nahm Petrus ihn beiseite und „fing an, ihm zu wehren.“ (V. 32). Daraufhin wies Jesus ihn schroff zurecht: „Weiche von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“ (V. 33)
Das klingt hart für unsere Ohren, wenn man nicht weiß, dass „Satan“ im Hebräischen „Gegner“ oder „Widersacher“ bedeutet. Petrus wird hier mit dem Widersacher in der Wüste verglichen, der Jesus vor seinem öffentlichen Wirken ebenfalls vom Leidensweg abhalten wollte (Matthäus 4, 1-11).
Wer war nun dieser Mann, den Jesus mal Fels und mal Widersacher nannte?
Der Widerspruch zwischen Reden und Handeln zeigte sich bei Petrus schon in Galiläa: Einerseits vertraute er dem Ruf Jesu „Komm her!“ und stieg mitten auf dem See aus dem Boot, andererseits schwand sein Glaube beim Blick auf die Wellen, so dass Jesus ihn vor dem Versinken retten und ihn „Kleingläubiger“ nennen musste (Matthäus 14,29 ff). Diese Begebenheit zeigt typische Merkmale: Petrus war impulsiv und begeisterungsfähig, das Denken, in diesem Fall die Erkenntnis, dass ein Mensch auf dem Wasser nicht laufen kann, setzte oft mit Verzögerung ein.
Petrus widersprach Jesu Ansinnen, ihm die Füße zu waschen. Diese Handlung war damals ein typischer Sklavendienst, der keinesfalls vom Hausherrn verrichtet wurde. Petrus wehrte sich dagegen, sich von seinem Meister derart bedienen zu lassen. Als Jesus ihm aber erklärte, dass er dies später verstehen würde und dass es notwendig sei, verlangte er: „Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!“ (Johannes 13, 6-9)
Alle vier Evangelien berichten vom Versagen des ersten Christusbekenners. Jesus kündigte Petrus bei der letzten gemeinsamen Mahlzeit an, er werde ihn noch in derselben Nacht dreimal verleugnen. Dies wies er, wie alle übrigen Jünger, weit von sich: „Wenn ich auch mit dir sterben müsste, so wollte ich dich doch nicht verleugnen. Ebenso sprachen sie alle.“ (Markus 14, 27-31)
Schon kurz darauf schlief er ein, als Jesus in Gethsemane den Beistand der Jünger besonders nötig brauchte und ausdrücklich darum bat (Matthäus 26, 40ff). Gleich anschließend versuchte er mit Waffengewalt die Verhaftung Jesu zu verhindern. Er trennte mit seinem Schwert einem Soldaten der Tempelwache ein Ohr ab (Markus 14, 47).
Sein Versagen gipfelte in der Verleugnung Jesu, während dieser sein Todesurteil empfing (Markus 14, 62). Als das Krähen eines Hahnes im Morgengrauen Petrus an Jesu Vorhersage erinnerte, weinte er bitterlich (Markus 14, 66-72).
Diese Episoden aus seinem Leben zeigen beispielhaft: Petrus fehlte wiederholt die Kraft, seinem Glauben gemäß zu handeln, als es darauf angekommen wäre. Dennoch erhielt gerade er von Jesus den Namen „Fels“ und die Zusage der Gemeindegründung (Matthäus 16, 16-23).
Er war und blieb ein impulsiver Mann, der oft redete, bevor er nachdachte. Von ihm stammte auch die Idee, einen Ersatz für Judas zu wählen (Apostelgeschichte 1, 15ff), wir lesen nirgends, dass es einen Auftrag Jesu gegeben hätte, den durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen Apostel zu ersetzen.
Nun mag jemand angesichts all der Schwankungen sagen, dass Jesus ihn bereits im Vorgriff auf die Zeit nach der Erfüllung mit dem Heiligen Geist Fels genannt habe. Die Apostelgeschichte zeigt Petrus nach Pfingsten tatsächlich als todesmutigen Bekenner vor dem Hohen Rat, der die Sendung des Heiligen Geistes als Missionar und Leiter der Urgemeinde vorbildlich erfüllte (Apostelgeschichte 5, 29).
Allerdings war er, wenn man weiter liest, auch nach Pfingsten keineswegs seine charakterlichen Eigenarten los. Paulus erlebte ihn Jahre später als Heuchler und Feigling, die betreffende Begebenheit wollen wir genauer betrachten. Der Apostel Paulus bezog klar Stellung, als Petrus, immerhin der ältere Bruder im Glauben, der Fels, derjenige, der Jesus gekannt hatte, wieder einmal wankelmütig wurde:
„Als aber Kephas nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er durch sein Verhalten verurteilt war. Denn bevor einige von Jakobus kamen, hatte er mit denen aus den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der Beschneidung fürchtete. Und mit ihm heuchelten auch die übrigen Juden, so dass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit fortgerissen wurde. Als ich aber sah, dass sie nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelten, sprach ich zu Kephas vor allen: „Wenn du, der du ein Jude bist, wie die Nationen lebst und nicht wie die Juden, wie zwingst du denn die Nationen, jüdisch zu leben?“ (Galater 2, 11-14)
Ausgerechnet Petrus, der durch eine Vision – durch ein übernatürliches Ereignis also - vor seinem Besuch im Haus des Kornelius belehrt worden war, dass Gott keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden macht, hatte sich von den Heidenchristen zurückgezogen, als er Probleme witterte.
Diese Episode führte jedoch zu einem guten Ausgang. Ausgerechnet Petrus nämlich stand beim Apostelkonzil, das wenig später in Jerusalem stattfand, auf und erinnerte die Versammlung: „Ihr Brüder, ihr wisst, dass Gott mich vor langer Zeit unter euch auserwählt hat, dass die Nationen durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und glauben sollten. Und Gott, der Herzenskenner, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab wie auch uns; und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, da er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. Nun denn, was versucht ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten?“ (Apostelgeschichte 15, 7-10).
Erneut zeigte sich, dass Simon Petrus in der Lage und bereit war, seine Fehler einzusehen und zu korrigieren. Deshalb – und nicht etwa, weil er keine Fehler gemacht hätte - war er tatsächlich der Fels, auf den Jesus seine Gemeinde gründen konnte.
JohannesJohannes gehörte zusammen mit Simon Petrus und Jakobus zum engsten Kreis der Jünger, der auch in der jungen Kirche weiter eine besondere Rolle spielte. Erwähnung fand Johannes beispielsweise im Galaterbrief (ca. 50 nach Christus), als Paulus auf das Ansehen hinwies, das Johannes als eine der drei Säulen der jungen Kirche genoss (Galater 2, 9).
Johannes war, wie sein Bruder Jakobus, von Beruf Fischer. Die beiden Brüder bekamen von Jesus den Beinamen Boanerges (aramäisch, meist als „Donnersöhne“ übersetzt).
Im Johannesevangelium wird von einem namentlich nicht genannten Jünger stets mit der Wendung „der, den Jesus liebte“ gesprochen (Johannes 13, 23; Johannes 19, 26; Johannes 21, 7; Johannes 21, 20). Gemäß dem Schlusswort des Evangeliums (Johannes 21, 24) handelt es sich dabei um den Evangelisten selbst. Man möchte daraus auf Bescheidenheit schließen. Allerdings schien dieser Charakterzug dem Lieblingsjünger an anderen Stellen völlig zu fehlen, wie wir sehen werden.
Johannes wird in den Evangelien häufig erwähnt, wenn Jesus aus dem Kreis der Jünger nur ganz wenige mitnahm. „Und er erlaubte niemand, ihn zu begleiten, außer Petrus und Jakobus und Johannes, dem Bruder des Jakobus“, und zwar in das Haus der gerade verstorbenen Zwölfjährigern, um sie aufzuerwecken (Markus 5, 37). Johannes gehörte auch zu den drei Jüngern, die Jesus mit auf den Berg nahm, auf dem es dann zu einer Begegnung mit Elia und Mose kam (Matthäus 17, 1).
Johannes gilt vor allem deshalb als großes Vorbild, weil er bei der Kreuzigung Jesu nicht fortlief wie die anderen Jünger, sondern selbst dort noch zu Jesus stand - im Gegensatz zu Petrus, der große Versprechen gemacht und dann versagt hatte (Johannes 19, 26-27).
War Johannes nun wirklich so bescheiden, wie es seine Scheu, den eigenen Namen zu nennen, vermuten lässt? War er der perfekte Jünger, dem alles gelang?
Zumindest nicht immer. Johannes kam mit seinem Bruder Jakobus – unterstützt durch die Mutter – mit der Bitte zu Jesus, die beiden Ehrenplätze links und rechts vom Thron Jesu im kommenden Königreich einnehmen zu dürfen. Sie waren dabei außerordentlich selbstbewusst, denn sie versicherten, den gleichen Kelch wie Jesus trinken zu können (Matthäus 20, 20ff, Markus 10, 35ff). Die anderen zehn Jünger waren ziemlich empört und Jesus meinte, er wisse nicht, was er da rede.
Johannes konnte auch petzen: „Lehrer, wir sahen jemand Dämonen austreiben in deinem Namen; und wir wehrten ihm, weil er uns nicht nachfolgt.“ (Markus 9, 38) Jesus wies ihn zurecht.
Johannes fand bald darauf eine neue Gelegenheit, den künftigen Vizeregierungschef zu spielen. Jesus wurde auf dem Weg nach Jerusalem in einem Dorf nicht aufgenommen. „Als aber seine Jünger Jakobus und Johannes (wir erinnern uns, die beiden, die nach den Ehrenplätzen links und rechts gefragt hatten) das sahen, sprachen sie: Herr, willst du, dass wir sagen, dass Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren soll?“ (Lukas 9, 54) Auch dafür gab es einen Verweis von Jesus.
Johannes war alles andere als feige. Er brachte den Mut auf, Jesus zu fragen, wer ihn verraten würde, und zwar angestiftet von Petrus, der sich selbst nicht traute: „Einer von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tisch an der Brust Jesu. Diesem nun winkt Simon Petrus zu erfragen, wer es wohl sei, von dem er rede. Jener lehnt sich an die Brust Jesu und spricht zu ihm: Herr, wer ist es?“ (Johannes 13, 23ff).
Jesus nahm später auch Johannes mit, als er in Gethsemane betrübt und geängstigt ins Gebet ging (Matthäus 26, 36 ff). Wir wissen allerdings, dass keiner, auch Johannes nicht, mit Jesus wachen und beten konnte. Auch er schlief ein.
Johannes war andererseits ein verantwortungsbewusster Mann, denn er übernahm die Versorgung der Mutter Jesu: „Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich“ (Johannes 19, 26-27). Man kann daraus schließen, dass Joseph aus uns unbekannten Gründen für Maria nicht mehr als Versorger zur Verfügung stand.
Johannes rannte schneller als Petrus zum leeren Grab: „Die beiden aber liefen zusammen, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zu der Gruft. Petrus wiederum ging hinein, während Johannes sich nicht traute: Als er (Johannes) sich vornüberbückt, sieht er die Leinentücher daliegen; doch ging er nicht hinein. Da kommt Simon Petrus, der ihm folgte, und ging hinein in die Gruft und sieht die Leinentücher daliegen...“
Erst als Petrus kein Unheil geschah, traute sich auch Johannes in das Grab und glaubte, dass es wirklich leer war (Johannes 20, 2-10).
Johannes erkannte Jesus nach der Auferstehung am Ufer, als sie nach einem nicht unerheblichen Fischzug noch im Boot saßen: „Da sagt jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Simon Petrus nun, als er hörte, dass es der Herr sei, gürtete das Oberkleid um - denn er war nackt - und warf sich in den See.“ (Johannes 21, 7)
Die beiden Freunde Petrus und Johannes blieben auch in der Apostelgeschichte ein Gespann, zum Beispiel waren es diese beiden, die den gelähmten Bettler auf dem Weg zum Tempel heilten: „Als dieser Petrus und Johannes sah, wie sie in den Tempel eintreten wollten, bat er, dass er ein Almosen empfinge. Petrus aber mit Johannes blickte fest auf ihn hin und sprach: Sieh uns an! Er aber gab acht auf sie, in der Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen. Petrus aber sprach: Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers: Geh umher!“ (Apostelgeschichte 3, 3-6)
Die beiden wurden später nach Samaria geschickt, als dort die ersten Bekehrungen stattfanden (Apostelgeschichte 8, 14ff). Sie blieben ihrer Berufung treu – aber sie waren, das haben die Beispiele gezeigt, Menschen mit Schwächen und Stärken.
ErmutigendIch finde es ermutigend, dass die Bibel uns keine Superhelden und makellosen Heilsgestalten vorstellt, sondern solche ganz normalen Menschen mit ganz normalen Fehlern und Eigenarten, die sich vom Heiligen Geist nach und nach verändern und von Gott dabei gebrauchen ließen. Sie fingen einfach an, dem Herrn nachzufolgen, bevor sie perfekt waren. Andernfalls wären sie nie losgegangen, hätten bis zum Lebensende darauf gewartet, endlich heilig genug zu sein.
Wie beim Erwachsenwerden im natürlichen Bereich dauert die Heiligung, um einmal dieses alte Wort zu gebrauchen; ein Leben lang lernen wir hinzu, wenn wir aktiv sind und bleiben. Petrus war und blieb trotz aller Peinlichkeiten und Pannen der Fels, auf den Jesus seine Gemeinde gründen konnte. Johannes war und blieb trotz seiner Eigenarten bereit, für Jesus buchstäblich alles zu erleiden und ihm konnte die Offenbarung über die letzten Dinge anvertraut werden.
Die Petrusse und Johannesse, die Petras und Johannas von heute sitzen hier zusammen. Nur wer nichts tut, macht keine Fehler, und das ist der größte Fehler, der denkbar ist. In diesem Sinne lade ich uns ein, den beiden vorgestellten Jüngern nachzueifern.
Wir sollten uns nicht scheuen, wie Petrus zu einem Kranken zu sagen: „Was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers: Geh umher!“ Wir sollten den Mut haben, wie Johannes unter dem Kreuz bei Jesus zu bleiben, auch wenn es für uns brenzlig wird.
Wenn wir nicht gehen, wer denn dann?
P.S.: Die Grafik zum Artikel hat Herr van Rijn beigesteuert. Danke, Remmi!