Freitag, 14. September 2007

Konzert verkehrt herum


Gestern war ich im Einsatz und im Konzert, dadurch war das Konzert verkehrt herum. So was hatte ich früher öfter, um die Studentenkasse aufzufrischen, gestern war's ehrenamtlich.

Ich war ab 16 Uhr vor Ort, bekam einen schönen Ausweis der mir allerlei Türen öffnete und mich ermächtigte, ausweislosen Menschen allerlei Türen zu verbieten. Bis kurz vor 18:00 Uhr schlenderte ich prüfenden Blickes durch die zügig anwachsende Menschenmenge und wurde von jemandem angesprochen: "Sind Sie nicht Günter Matthia?" Ich war es, so weit meine Kenntnisse reichten. Er hatte mich anhand der Blogphotos erkannt. Und wollte tatsächlich, dass ich eine Widmung samt Autogramm in mein Buch für ihn schreibe. Das Buch hatte er in der Hoffnung mitgebracht, dass er mich (unter 3.500 Menschen) finden würde. Ich freute mich, dass wir uns ein paar Minuten unterhalten konnten und schrieb was ins Buch.
Ein paar Minuten später strahlte mich eine etwa 16jährige an: "Äh, Entschuldigung, ich bin xxx - wir kennen uns von Glaube.de und von deinem Blog." Nun ja, kennen ist wohl nicht ganz das richtige Wort, aber es machte Spaß, auch mit dem Mädchen ein paar Minuten zu plaudern. Und mit weiteren Besuchern, die mich nicht kannten.

Dann schlenderte ich in die Halle, während alle ausweislosen Menschen noch draußen bleiben mussten. Es war Zeit für den Soundcheck.
Der wurde so was wie ein Privatkonzert. Hillsong United in bester Spiellaune und ausser mir noch ein paar Tontechniker und meine vier Ordnerkollegen für den Abend, dazu ein paar andere Menschen, die irgend welche Gründe hatten, da zu sein. Wir bekamen vier ganze Songs und ein paar halbe, mir hat es nicht zuletzt in Erinnerung an eigene Zeiten auf Bühnen Spaß gemacht. Soundcheck ist was feines, wenn man nicht selbst aktiv sein muss.
Anschließend plauderte ich backstage ein bisschen mit einigen der Musiker, nichts Weltbewegendes, eben Fachsimpeleien über Gitarren, technische Tücken, Kaffee kurz vor dem Auftritt...

Dann, mit gehöriger Verspätung, wurden die Saaltüren geöffnet und meine Arbeit begann, die aus dem Auftritt von Hillsong United ein Konzert verkehrt herum machte. Ich stand nämlich am Bühnenrand um einerseits Besucher daran zu hindern, vor lauter Begeisterung auf die Bühne zu klettern und andererseits darauf zu achten, dass der Fluchtweg direkt vor der Bühne frei blieb. Ausserdem ständig aumerksam die Gesichter betrachten, um Schwächeanfälle rechtzeitig vorauszuahnen, bevor womöglich jemand in der Menge umkippt. Also zwei Stunden Konzert mit Blick aufs Publikum statt auf die Bühne. Verkehrt herum.
Ich konnte das Konzert trotzdem genießen. Ich bin kein Hillsong United Fan, aber mir hat die Musik gefallen. Das ausgesprochen junge Publikum war ausserordentlich diszipliniert, lieb, einfach toll, kaum Geschubse und Gedrängel, dafür viele nette Gespräche mit lauter Teenagern*, Overteenagern* und Underteenagern*.

Ein paar Sätze aus der kurzen Ansprache von Phil gefielen mir besonders, ich zitiere sinngemäß, da ich den Wortlaut nicht mitgeschrieben habe:

...and go find a church to go to. You say: "Well I've been there, it was boring." I tell you: It's up to you! You are the church, go ahead and make it interesting, exciting and fun!


Eben! Macht was aus der Kirche, wir alten und älteren Gläubigen brauchen euch!

*Ich hatte das Wort "Twentyager" erfunden, aber das stieß auf vehementen Widerspruch der besten aller Ehefrauen. Wer das Unwort "Handy" nicht benutzt, darf auch keine "Twentyager" erfinden. Nun gut, das sehe ich ein...

P.S.: Foto gegoogelt, Kameras waren tabu.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein sehr schöner Überblick über die Ordner-Tätigkeiten..
Alles in allem ein ruhiger, aber nicht leiser Abend. Genau so, wie es sein sollte. Aber wem sage ich das, wir standen ja perlenschnurartig aufgereiht nebeneinander und haben verbotene Fotografen ausgespäht.

Günter J. Matthia hat gesagt…

@anonym / Tobias:

ich habe ein bisschen weggeschaut, wenn irgendwo ein blitzlich geblitzt hat. die kids sind zum teil aus der tschechischen republik, polen, italien angereist... da darf man doch ein erinnerungsbildchen knipsen. wenn der ordner gerade abgelenkt ist.

:-)

Anonym hat gesagt…

Hallo zusammen!

Ich war ebenfalls mit der besten aller Ehefrauen, meiner Nichte, ihrer Freundin und einem Haufen anderer Leute aus unserer Gemeinde auf dem Konzert. Und alle hatten viel Spaß und waren mehr als begeistert.

Zum Konzert:

Mich hat die Einlassverspätung überhaupt nicht gestört. Ist doch normal bei Konzerten. Wenn ein Musiker den Soundcheck rechzeitig beendet, stimmt da irgendwas nicht. Ist genauso wie ein Musiker, der Nachts seine 10 Stunden Schlaf zu sich nimmt. Da stimmt dann auch irgendwas nicht... ;-)

Von unserem Standpunkt aus hatten wir eine perfekte Akustik und einen tollen Blick auf die gesamte Bühne (natürlich Stehplätze, wie kann man bei so einem Konzert nur sitzen?). Endlich mal eine vernünftige Lautstärke samt passender Bühnenshow. Nur die Lyrics, welche unverständlicher Weise an den unteren Rand der Leinwände projiziert wurden, konnten die kleineren Zuschauer nicht mehr lesen. Aber das haben wir ja intern schon geregelt, richtig Tob'?

Interessant und keinesfalls negativ fand ich, dass nur einige wenige Songs aus dem aktuellen Album gespielt wurden. So beschlich mich nicht eine Sekunde das Gefühl, dass es sich nur um eine Promotiontour handelt. Im Gegenteil! Denn auch durch die sehr gelungene Auswahl und Zusammenstellung der Songs wurde das Event zu einem Anbetungskonzert der Extraklasse. Und obwohl die Musiker natürlich allesamt große Talente sind, war deutlich zu spüren, dass es an diesem Abend in erster Linie um Gott ging.

Auch die Message und die Einbeziehung des Publikums fand ich gelungen. Das tanzende/hüpfende/mitsingende Publikum selbst hat natürlich auch sehr zu der passenden Stimmung/Atmosphäre beigetragen.

Zusammengefasst war das ein super Konzert! Großes Lob an United, alle Techniker, Organisatoren und von mir aus auch an die Ordner - wobei Ordner Chrissi meine Eintrittskarte kaputt gemacht aber die von meiner Frau verschont hat!? ;-)

Am Ende des Abends waren wir sehr erfrischt und neu aufgetankt und gleichzeitig körperlich komplett fertig und reif für 20 Stunden Bettruhe, die allerdings keinem von uns gegönnt wurde, da der nächste Tag schon mit den üblichen Pflichten wie Job und Schule auf uns lauerte.

Zusammenfassung der Zusammenfassung: Ein grandioser Abend, der seinesgleichen zu suchen scheint. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf das nächste Mal.

Mit begeisterten Grüßen

Sam

Anonym hat gesagt…

Ich war auch dabei - fand es klasse. Warst Du der nette Ordner, der mir am Schluss eine Flasche Wasser geschenkt hat? Ich glaube vom Foto her, ja, obwohl Du keinen Hut auf hattest. Danke nochmals, hat mich vor dem Verdursten gerettet!

Günter J. Matthia hat gesagt…

@sam: Gut geschildert aus der Sicht eines Menschen, der das Konzert nicht verkehrt herum gesehen hat. Gut so, dass jeder Mann die beste aller Frauen an seiner Seite haben kann... :-)

@anne: Schön, dass ich auch noch nebenbei ein Leben vor dem Verdursten retten konnte. Hut oder nicht, ich war es...