Wenn Ihnen überhaupt nicht nach Fröhlichkeit zumute ist, sollten Sie laufen. Ihr Gehirn benötigt in diesem Moment dringend Katecholamine, die das Laufen freisetzt. Das sind Noradrenalin und Dopamin: zwei Hormone, die Glücksgefühle in Ihrem Körper auslösen. -gesundheitswissen.de
Kürzlich habe ich ein paar Zeilen darüber verfasst, wie man mit dem Laufen anfangen kann, wenn man noch gar keine Erfahrungen mit dem Ausdauersport auf zwei Beinen hat. Auf den Beitrag hin habe ich zahlreiche sehr positive Echos bekommen - das freut mich sehr. Dankeschön. Eine Kollegin aber meinte: »Das klingt alles sehr einladend und ich kann mir sogar vorstellen, das zu schaffen. Aber mir geht es, zumindest körperlich, gut - wofür das Laufen bei einem gesunden Menschen gut sein soll, das ist mir nicht so ganz klar.«
Das war natürlich ein willkommener Anlass für mich, ein paar Gedanken zu eben diesem Thema aufzuschreiben. Was die meisten meiner regelmäßigen Blogbesucher bereits wissen dürften:
- Kontinuierliches Ausdauertraining hat enorme Auswirkungen auf die körperliche Konstitution.
- Dadurch wird das Immunsystem stark, was die Gesundheit fördert beziehungsweise erhält.
- Laufen hilft ebenso gegen psychische Beeinträchtigungen und Krankheiten.
- Jogger verlieren dauerhaft Übergewicht, weil der Körper sich auf den erhöhten Energiebedarf umstellt und der sogenannte Ruheumsatz deutlich steigt. Dadurch wird man nicht spindeldürr, sondern man hält (Vernunft vorausgesetzt) sein gesundes Normalgewicht stabil.
Das »Ich hab's geschafft« Gefühl macht uns glücklich. Aber nicht nur der Stolz über die geschafften Runden lässt das Joggen zum Genuss werden. Der Körper wird schöner, straffer, man schläft viel besser und kann besser mit Stress umgehen.Aber Laufen kann viel mehr sein als nur ein Mittel zum Gesundbleiben oder -werden. Am Beispiel Achtsamkeit und innere Einkehr will ich meine geschätzten Leser auf ein paar wunderbare Nebenwirkungen für Geist und Seele aufmerksam machen, die beim Laufen eintreten können, falls man alleine ist. Wenn man zu zweit oder mit mehreren Gleichgesinnten unterwegs ist, gibt es andere Aspekte … hier geht es jetzt mal um dich und deinen Lauf.
Diese positiven Effekte treten ebenfalls erst nach 4-6 Wochen regelmäßigem Lauftraining richtig in Erscheinung. Außerdem steigt der Kalorienverbrauch im Ruhezustand, also auch dann wenn man nicht läuft, allmählich an.
-abnehmen.net
Achtsamkeit
Ich habe dazu schon in früheren Artikeln manches angemerkt und beschrieben, auch in meinem Buch »Entschleunigung und Achtsamkeit« findet man Gedanken und Ideen dazu. Dennoch will ich es in diesem Zusammenhang gerne noch einmal für diejenigen erläutern, die am Laufen interessiert sind oder gerade damit anfangen.
Während ich draußen laufe, achte ich für eine Weile ausschließlich auf das, was ich gerade tue, anstatt die Gedanken an den Arbeitsplatz, in den kommenden Urlaub, zurück in die Vergangenheit, voraus in die Zukunft oder sonst irgendwohin schweifen zu lassen. Ich achte auf meinen Atem, darauf, wie meine Füße den Boden berühren und wieder abheben (was sich je nach Untergrund sehr verschieden anfühlt), auf die in jeder Jahreszeit auf ihre Weise wunderbaren Erscheinungsformen der Natur, auf die Geräusche (Vögel singen, meine Schritte knirschen auf dem Schnee, der Wind lässt die Blätter rauschen ...).
Wer Konzentration beziehungsweise bewusste Achtsamkeit nicht gewohnt ist, fängt am besten mit dem Atem an. Bringe deine Aufmerksamkeit immer wieder bewusst auf deinen Atem zurück, während du läufst. Es kommen dir natürlich abschweifende Gedanken in den Kopf - das nimmst du zur Kenntnis und wendest dich wieder deinem Atmen zu. Fällt es leicht? Bekommst du gut Luft? Solltest du dein Tempo etwas verlangsamen oder kannst du etwas schneller laufen?
Man braucht eine Weile Übung, aber es lohnt sich, die Kunst der Achtsamkeit zu lernen. Wie beim Laufen sollte man sich nicht zu viel vornehmen. Es reicht erst einmal, sich eine Minute ausschließlich auf den Atem (oder etwas anderes) konzentrieren zu können. Wenn das mühelos gelingt, kann man zwei Minuten anpeilen, dann drei ... wer sich fünf Minuten konzentrieren kann, hat dann die Meisterklasse erreicht. Der Effekt ist verblüffend: Es kehrt sehr viel innere Ruhe ein, unvermeidliche Stressmomente im Leben lassen sich viel leichter verkraften, Aufgaben können besser und schneller bewältigt werden.
Beim Laufen kann man das prima üben, aber noch besser ist es, sich jeden Tag ein paar Momente dafür zu nehmen. Am Schreibtisch im Büro, in der Küche, beim Spaziergang ...
Innere Einkehr
Die Kontemplation, wie man die innere Einkehr auch nennt, ist viel einfacher als die Konzentration. Die Konzentrationsübungen sind sowieso nur etwas für maximal fünf Minuten. Oft nur eine oder zwei. Dann ist wieder Gelegenheit zur Kontemplation:
Ich kann beim Laufen wunderbar gedanklich neue Blogartikel schreiben, über das Leben und Sterben nachdenken, beten, Geschichten ersinnen, über komplizierte Sachverhalte oder Fragen nachsinnen oder etwas zuvor Gelesenes oder Gehörtes noch einmal gedanklich nachklingen lassen.
Dabei werden Ideen geboren, dabei reifen Erkenntnisse heran. Manches schreibe ich mir nach dem Joggen auf, manches darf auch getrost wieder entschwinden, bis es vielleicht erneut hervorkommt und weiter gedacht, bedacht, überdacht wird.
Natürlich geht auch das, genau wie die Konzentration, ohne Laufschuhe an den Füßen und Sportkleidung am Leib. Aber für mich (und dem Vernehmen nach viele andere Menschen) hat sich gezeigt, dass gerade das Laufen sehr förderlich ist. Ob es nun am Noradrenalin und Dopamin liegt, oder an der frischen Luft, die in die Lungen strömt und an der Durchblutung oder was auch immer: Laufen und Kontemplation passen hervorragend zusammen.
Nun kann man nicht beides gleichzeitig tun, Konzentration und Kontemplation, aber man kann abwechseln und seinen ganz persönlichen Rhythmus finden. Und es wird nicht ausbleiben, dass sich positive Effekte auf Seele und Geist einstellen. Vor allem Menschen, die nach innerem Frieden suchen, die ihr Leben (neu oder anders) ausrichten wollen, die womöglich mit gravierenden Problemen fertig werden müssen, sollten unbedingt einen Ausdauersport wie das Laufen in Erwägung ziehen. Man kann statt dessen auch ausgedehnte Spaziergänge machen oder Fahrradtouren in die Natur unternehmen, schwimmen, rudern oder sonst etwas - aber das Lauftraining wird von den meisten Fachleuten als ideale Hilfe empfohlen. Weil es so viel mehr beinhalten kann, als nur die nüchterne Leibesertüchtigung - die kommt beinahe nur als Bonus dazu, wenn man erst einmal entdeckt hat, wie wohltuend das Joggen ist.
Zum Schluss sei eines nicht verschwiegen: Wer gerade mit dem Laufen anfängt (siehe mein [Blogbeitrag für Anfänger]), hat genug damit zu tun, den Trainingsplan und -ablauf zu beachten und zu befolgen. Wie in dem Zitat weiter oben zu lesen war, dauert es mindestens vier bis sechs Wochen, bis die vielen angenehmen Nebenwirkungen in Erscheinung treten, und es dauert etliche Monate, bis sie richtig ausgeprägt sind. Also sei nicht enttäuscht, wenn deine ersten Tage und Wochen mit deinem Lauftraining in erster Linie anstrengend sind, auf der Waage noch keine Resultate sichtbar werden und auch das seelische Wohlbefinden nicht deutlich gesteigert wurde. Hab Geduld mit dir, freue dich, dass du überhaupt angefangen hast und über die kleinen Fortschritte, die du feststellen kannst. Letzte Woche konntest du drei Minuten am Stück rennen, jetzt sind es schon vier. Vor vier Wochen hast du noch zehn Minuten Pause einlegen müssen, jetzt reichen schon acht. Das ist großartig und dazu kannst du dich beglückwünschen.
Bleib dran, lass dich durch Rückschläge nicht beirren und in ein paar Monaten wirst du feststellen, dass ich in diesem Artikel nicht geschwindelt habe.
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