Den weltweit einzigartigen Luxus, für einen Wochentag gleich zwei Bezeichnungen zu haben, verdanken wir einem Mönch, dem englischen Benediktiner Bonifazius, der von 672 bis 754 gelebt hat und im Jahr 716 als Missionar zu unseren Vorfahren, den ruppigen Germanen, kam. Er war sehr erfolgreich in seiner Arbeit.
722 ernannte ihn Papst Gregor II zum Bischof ganz Deutschlands östlich des Rheins, und Bonifazius begann 30 Jahre Missionsarbeit in Hessen und Thüringen. Mutig ging er gegen den Aberglauben an, fällte mit eigener Hand vor den Augen der heidnischen Stammesmitglieder Thors heilige Eiche in Geismar. Man erwartete natürlich, dass Thor ihn auf der Stelle strafen würde. Die Vergeltung durch Thors Hammer blieb aus und Bonifazius gründete eine blühende, lebendige Kirche.
Mit 70 Jahren, wo unsereins längst die Rente zu genießen trachtet, brach er auf, um die wilden Stämme von Friesland zu zivilisieren und auch ihnen den Glauben nahe zu bringen. Am 5. Juni 754 wurden er und seine Begleiter im Morgengrauen von einer Bande heidnischer Krieger überfallen. Bonifazius wurde mit einem Schwert erschlagen, das die Heilige Schrift durchhackte, die er zum Schutz über seinen Kopf erhoben hatte. Sein Leichnam wurde seinem Wunsch entsprechend nach Fulda zum Begräbnis gebracht.
Was hat das alles nun mit unserer Bezeichnung des Tages zwischen Freitag und Sonntag zu tun?
Bonifazius gab sich, wie es nach damaligem Verständnis opportun war, Mühe, den Begriff Samstag, der vom jüdischen Sabbat abgeleitet ist, durch ein »christliches« Wort ersetzen. Die Juden hatten, meinte man damals, jegliche Gunst bei Gott verloren, also waren solche hebräischen Begriffe natürlich nicht politisch korrekt. Der Mönch war ein sprachgebildeter Mensch, er hatte sich als Lehrer für Grammatik und Dichtung betätigt, bevor er seine Missionstätigkeit aufnahm. es fiel ihm nicht sonderlich schwer, Abhilfe zu ersinnen. Er tat dies mit dem altenglischen Wort sunnanaefen, das anfangs den Abend, bald aber schon den ganzen Tag vor dem sunnandaeg (Sonntag) bezeichnete.
Der Begriff Heiligabend stammt übrigens in gleicher Weise aus jener Zeit, in der ein Tag noch am Abend begann und am folgenden Nachmittag mit der Dämmerung endete, anstatt wie bei uns üblich um Mitternacht den Wochentag zu wechseln.
Bonifazius wurde von den Friesen ermordet aber der von ihm ersonnene Begriff Sonnabend ist im Sprachgebrauch geblieben. Und aus den Germanen samt Friesen sind Deutsche geworden, mit dem Luxus, zwei Bezeichnungen für den Tag vor dem Sonntag zu besitzen. Heute wird auch kein Missionar mehr in Friesland erschlagen - das hoffen wir jedenfalls.
Also, liebe Blogbesucher, ich wünsche einen schönen Samstag und einen schönen Sonnabend, je nach Geschmack und Gewohnheit.
P.S.: Eine nette Kolumne zum Thema hat Bastian Sick zu bieten: Samstag oder Sonnabend beim Zwiebelfisch