Samstag, 28. Februar 2009

GAA statt GAK

Uns hat ein GAA ereilt; immer noch besser als eine GAK.

Was das ist? Ganz einfach: Für selbständig tätige Menschen, deren Arbeitsmittel ein Computer ist, stellt der Verlust aller Daten eine GAK (größte anzunehmende Katastrophe) dar. Der GAA (größter anzunehmender Ausfall) dagegen ist der Verlust des Arbeitsmittels, des Computers - ohne Verlust der Daten. Wenn beides zusammen kommt, geht sowieso die Welt unter. Dagegen wappnet man sich natürlich mit regelmäßigen Datensicherungen.

Als der Computer sich beim Einschalten weigerte, auch nur einen Piepston von sich zu geben, wusste ich natürlich noch nicht, dass der GAA eingetreten war. Es hätte ja eine Sicherung defekt sein können, oder das Netzteil. Beides ist schnell ausgetauscht. Auch der Schalter selbst wäre kein Problem, da überbrückt man halt die Kabel. Nach rund zwei Stunden Operation und Austausch von Bauteilen war jedoch klar: Hin ist hin.

Die letzte Datensicherung auf eine externe Festplatte war 2 Tage alt - damit bestand die Gefahr, dass rund 20 Stunden Arbeit verloren sein konnten, falls auch die Festplatte des PC beschädigt war. Als der Ersatz-PC lief, schraubte ich die Festplatte in ein externes Gehäuse, verband sie über USB mit dem PC und konnte aufatmen: Alles gesund und munter auf der Platte.

Die Installation aller benötigten Programme und der Transfer der Daten auf den neuen PC hat dann noch mal etwa 9 Stunden in Anspruch genommen, da ich leider so schnell keinen PC mit Windows XP im Handel fand und mit einem VISTA-Rechner vorlieb nehmen musste. Manches funktioniert noch nicht zufriedenstellend, zum Beispiel kann der VISTA-PC auf beide XP-Notebooks zugreifen und Dateien lesen, schreiben, speichern, aber die Notebooks kommen nicht an die Daten auf dem PC heran, Freigabe hin, Freigabe her. Na ja. Zumindest geht die Arbeit weiter ohne Datenverluste - wegen des GAA allerdings nun auch am Wochenende.

Man weiß ja: EDV steht für Ende der Vernunft.

Freitag, 27. Februar 2009

Ein neuer Weg - vorstellbar?

Von Elaine Heath, deutsch von Günter J. Matthia:

Als Lehrerin im Fach Evangelisation an der Perkins School of Theology habe ich häufig die Gelegenheit, in Gemeinden über Evangelisation zu sprechen. Dallas, zentral im »Bible Belt« gelegen, hat mehr große Kirchen und Gemeinden als andere Gegenden unserer Nation. Daher finde ich mich oft in einer gehobenen Vorstadtgemeinde wieder, wo ich über Ekklesiologie spreche.
Wann immer ich darüber rede, wie eine Gemeinde missional wird, ihre Selbstbezogenheit hinter sich lässt, wenn ich über die Hilfsbedürftigen spreche, dann kommt unausweichlich die Antwort: Was Christen wie die »Missionare der Nächstenliebe« tun ist prima für sie, aber für die meisten Menschen nicht umsetzbar. So etwas ist Missionsarbeit in einer Nische, aber nichts für »die Gemeinde«. Man erklärt mir, dass eine normale Kirche in den Vorstädten ein Gebäude ist, in dem eine Menge Programme angeboten werden, die den Bedürfnissen der Mitglieder entgegenkommen. Evangelisation beschränkt sich auf Strategien, mit denen man neue Besucher davon abhält, sich einer anderen Gemeinde anzuschließen. Die meisten dieser Gemeinden haben kurze Missionseinsätze im Sommer, bei denen Jugend und junge Erwachsene kulturübergreifend den Armen das Evangelium bringen. Viele spenden auch Geld an Obdachlosenheime und Essensausgaben für Bedürftige. Diese Form der Einsätze wird als Beitrag der Kirche zur Mission verstanden.

Die Idee, dass Gemeindemitglieder in ihrer eigenen Nachbarschaft als »Missionare der Nächstenliebe« leben, scheint unvorstellbar. Aber muss das so sein? Heißt Gemeinde sein wirklich Gebäude, Programme, Budgets und Spenden? Sollte die »normale Kirche« nicht eine Gemeinschaft von Christen sein, die um der Welt willen lebt? Wie sieht die Basis unserer Kirchenlehre aus?

(Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. - siehe Matthäus 25, 31-46) Die Hermeneutik der Liebe ist in dem Glauben verwurzelt, dass Jesus wirklich in den Menschen um uns herum lebt, dass er in unseren tatsächlichen Nachbarn dürstet. Jesus ist durch ewige Liebe mit jedem Menschen verbunden, dem ich begegne. Das ist der Anfangspunkt. Wenn ich die Menschen auf diese Weise betrachte, dann ändert sich alles. Es verändert meine Art, zu evangelisieren. Es verändert meine Ekklesiologie. Ich sehe jetzt Menschen, die bereits vom Heiligen Geist gerufen werden, bereits von Jesus gekannt werden, bevor ich ihnen überhaupt begegne. Jetzt verstehe ich, dass Freundschaft und Gebet die Grundlagen meiner Beziehung zu anderen sind, im Namen Jesu. Mit einer Hermeneutik der Liebe gebe ich mich den Menschen um mich herum hin in Gebet und Freundschaft, damit ich von ihnen etwas empfangen kann; nicht etwa, dass sie sich meiner Gemeinde anschließen, sondern dass ich Jesus in ihnen dienen kann, dem Jesus, der dürstet.

Um das zu tun, muss ich darüber nachdenken, was es für mich und andere Menschen bedeutet, Sünder zu sein. Ich muss Sünde überdenken, das, was Luther eine in sich gekrümmte Seele nannte. Und ich muss die Beziehung zwischen Wunden und Sünde überdenken. Eine Hermeneutik der Liebe bedeutet, dass Gott die Sünde des Menschen »voller Mitleid, nicht mit Verdammnis« betrachtet, weil Gott die Vielschichtigkeit von Verletzungen und Sünden sieht. Eine Hermeneutik der Liebe schließt die Lehre der Versöhnung ein, die nicht bestrafen will. Warum? Weil Jesus sich entschlossen hat, mit uns Sündern solidarisch zu werden, damit er uns von unserer Sünde befreien kann. Wenn Jesus uns befreit, sind wir wirklich frei. Mit der Hermeneutik der Liebe sehe ich die Sünde anderer Menschen so, wie Jesus sie sieht, und zwar keineswegs als unüberwindliches Hindernis oder permanente Schmutzflecken, sondern als Konsequenzen aus einem Leben in einer kaputten Welt. Ich sehe die vollständige Kraft der Auferstehung in den Menschen, schon bevor sie stattfindet. Darum glaube ich an ihr Potential, geheilt zu werden genauso wie an die Chance der Vergebung. Niemand ist jenseits der Möglichkeit, in Christus erneuert zu werden. Eine Hermeneutik der Liebe ist sich der Verheerung durch Sünde und Böses vollständig bewusst, aber sie weigert sich, der Sünde und dem Bösen das letzte Wort zu lassen.

Der englische Text steht hier im Emergent Village Weblog

Mittwoch, 25. Februar 2009

Ja ja, die Schweizer...

Am Rande einer interessanten Diskussion bei Storch erfuhr ich, wie die Schweizer entstanden sind. Ich hatte angenommen, Schweizer vermehren sich via Reagenzglas. Ein Teilnehmer des Gespräches klärte mich mit folgenden Worten endlich auf:

so wie die bayern und die österreicher… hannibal zog über die alpen und sagte: alle fuß und geschlechtskranken rechts und links raus…

Nun scheint ein Fundstück aus der Liste, mit welchen Suchbegriffen die Internetnutzer auf meinem Blog landen, dieser Anekdote Gewicht zu geben:

»erigierte schwanz trailer« -tss tss tss. Meines Wissens heißt es übrigens eregiert, nicht erigiert.* Nun ja, sei's drum. Hat jemand etwas zur Ehrenrettung der Schweizer beizutragen? Irgendwie mag ich das Land und die Leute, und ich will ja nicht, dass den Schweizern ein schlechter Ruf anhängt...

Und wer weiß, was die Japaner so suchen:

Ich kann das jedenfalls nicht übersetzen...

*siehe Kommentare...

Dienstag, 24. Februar 2009

Googlemail kollabiert?

Es scheint weltweil Probleme mit Googlemail zu geben: Tweet Tweet Tweet zwitschern es die Spatzen von den Dächern.

Na so was. Und die Welt dreht sich trotzdem noch. Da hört sich ja alles auf!

Der »richtige« Postbote kommt einmal täglich, falls er nicht verschnupft ist. Vielleicht sind wir ein wenig verwöhnt?

P.S. um 13:33 Uhr: Googlemail is back! Yipeeeee!

Danke, Herr Brown!

Am 15. Januar hatte ich über eine Aktion berichtet, bei der durch möglichst viele Unterschriften Gordon Brown, der Gastgeber des Welt-Wirtschaftsgipfels im April, gebeten wurde, Afrika nicht draußen vor der Tür stehen zu lassen: Please include Africa!

51.000 Menschen haben sich der Petition angeschlossen. Nicht ohne Wirkung. Gordon Brown hat die afrikanischen Länder gebeten, einen Vertreter zum Gipfeltreffen zu entsenden.

Damit ist immerhin der wichtige Schritt getan, dass die reichen Nationen nicht unter sich bleiben, wenn über die Zukunft der Wirtschaft geredet wird. Und der erste Schritt ist immer der, ohne den sich gar nichts bewegen würde. Wir ONE-Mitglieder freuen uns und haben uns bei Herrn Brown bedankt.

Montag, 23. Februar 2009

Gastbeitrag: Gotthold Ephraim Lessing


Eine alte Kirche, welche den Sperlingen unzählige Nester gab, wurde ausgebessert. Als sie nun in ihrem neuen Glanze da stand, kamen die Sperlinge wieder, ihre alten Wohnungen zu suchen.
Allein - sie fanden sie alle vermauert.
»Zu was«, schrieen sie, »taugt denn nun das große Gebäude? Kommt, verlaßt den unbrauchbaren Steinhaufen!«

Sonntag, 22. Februar 2009

Bob Dylan: Ten new songs

Die Gerüchteküche brodelt mit erhöhter Temperatur. Das neue Album von Bob Dylan soll, so viel scheint sicher, Ende April 2009 erscheinen. Ebenfalls relativ sicher: Es gibt 10 neue Songs.
Aufgenommen wurden 13 Stücke - nun ja, wenn man die Bootleg-Szene ein wenig kennt, weiß man, dass dies maßlos untertrieben sein dürfte. Es werden wohl eher 13 Lieder in einer einstweiligen Endfassung sein. Drei davon sollen nicht auf das Album, sondern als Filmmusik für »My own Love Song« dienen, ein Road-Movie über eine an den Rollstuhl gefesselte Sängerin. Renée Zellweger und Forest Whitaker spielen die Hauptrollen, wann der Film in die Kinos kommt, ist offen.
Mike Campbell (Heartbreakers) und David Hidalgo (Los Lobos) waren dem Vernehmen nach bei den Aufnahmen mit im Studio - zwei Gitarristen, die zusätzlich zu Bob Dylans Tour-Band eingeladen wurden. Es soll auch Benmont Tench, Keyboarder bei den Heartbreakers, dabei gewesen sein. Einstweilen gibt es überwiegend Spekulationen, zum Beispiel dass das zusätzlich angesetzte Konzert am 26. April in London ein »Record Release Special« sein könnte.

Was bleibt uns also, als möglichst geduldig abzuwarten? Na ja, zum Beispiel die außerordentlich gelungene letzte Folge der »Theme Time Radio Hour« über »Cops and Robbers«. Bob Dylan erzählt: »I got a friend named Stan. He's not very smart. He called me up the other day and he said: I'm having some trouble in the house. What's the Number for 911? There's just no helping some people...«

P.S.: Foto von BobDylan.com

Samstag, 21. Februar 2009

Open letter to Stephen King

Dear Stephen,

We all know (not only from your books) that life isn't fair. But now you added willingly to life's cruelty by releasing UR exclusively on Amazon's Kindle.

I wouldn't mind spending a few bucks for a Kindle, pink or white or even green like a slimy monster from a swamp nobody should ever set foot into. But I can't. My neighbour can't. The best of all wives (sorry, Tabitha) can't buy me one in order to make her husband happy again. There is just no fucking way.
Of course we could order one from the USA, but it wouldn't be much fun to have a Kindle that can't get any books or magazines into its hungry belly, because in Europe there is not even the glimpse of a chance to connect the gadget to Amazon's sources.

Now what shall we, your constant readers, do? You forced us to become unconstant readers. You made our lives miserable. We have to read books from other authors instead. Good ones, bad ones, and the ones in between. And all the time there is this nagging voice inside our heads: »You should be reading UR, you know? Why are you reading this crap instead?«

Stephen, I am frustrated. I am sad. Sadder than after reading »Hearts in Atlantis« all the way, still hoping until the last page that it would turn out to be a good book in the end. Totally hopeless. I used to be your constant reader, even after »Hearts in Atlantis«, and now you kicked me out. Bad bad Stephen!

Have a good day. Mine sucks.

GJM

Lieber Stephen,

wir alle wissen (nicht nur aus Deinen Büchern), dass das Leben ungerecht ist. Doch jetzt hast du willentlich zur Grausamkeit des Lebens beigetragen, indem du UR exklusiv für den Kindle von Amazon veröffentlicht hast.

Es käme mir nicht auf eine Handvoll Euros für einen Kindle an, sei er rosa, weiß oder sogar grün wie das schleimige Monster aus jenem Sumpf, in den keiner von uns jemals einen Fuß setzen sollte. Aber das kann ich nicht. Mein Nachbar kann es nicht. Die beste aller Ehefrauen (tut mir Leid, Tabitha) kann mir keinen kaufen, um ihren Ehemann wieder froh zu stimmen. Mist, es geht einfach nicht!
Natürlich könnten wir einen aus den USA bestellen, aber es wäre wenig lustig, einen Kindle zu besitzen, der nicht in der Lage ist, seinen hungrigen Bauch mit Büchern oder Magazinen zu füllen, weil noch nicht einmal der Schatten einer Chance besteht, dass sich das Gerät mit den Amazon-Quellen verbindet.

Was allso sollen wir, deine treuen Leser, tun? Du hast uns gezwungen, untreue Leser zu werden. Du hast unser Leben in den Trübsinn gestürzt. Wir müssen statt dessen andere Autoren lesen. Gute, schlechte, und die dazwischen. Aber ständig ist da diese nervende Stimme in unseren Köpfen: »Du solltest eigentlich UR lesen, weißt du? Warum liest du statt dessen diesen Mist?«

Stephen, ich bin frustriert. Ich bin traurig. Trauriger als nach der Lektüre von »Hearts in Atlantis« bis zum Ende, in der ständigen Hoffnung, dass das auf den letzten Seiten doch noch ein gutes Buch werden würde. Völlig hoffnungslos. Ich war dein treuer Leser, sogar nach »Hearts in Atlantis«, und jetzt hast du mich verstoßen. Böser, böser Stephen!

Ich wünsche dir einen guten Tag. Meiner ist versaut.

GJM

Freitag, 20. Februar 2009

Kaffee für die Badewanne

Auf der Suche nach fair gehandeltem Kaffee wurde ich bei Amazon unter »Badartikel« und »Drogerie & Bad« fündig.

Nun frage ich mich, ob man diesen Kaffee nur in der Badewanne trinken darf oder ob der Genuß auch außerhalb, zum Beispiel am Schreibtisch oder im Wohnzimmer, zulässig ist. Weiß jemand Genaueres darüber?

Tschüss, Thilo!

Friedbert Pflüger, seinerzeit noch CDU-Chef in Berlin, meinte, Thilo Sarrazin sei »in seiner verschrobenen Weise irgendwie nicht unsympathisch: ein Typ eben.« Der Haushaltsexperte der Grünen, Oliver Schroffeneger, kommentierte: »Er hat einen schrägen, ziemlich englischen Humor. Außerdem sagt er einfach, was ihm gerade einfällt.«
Ich finde es schade, dass der Finanzsenator nun in die Vorstandsetage einer Bank wechselt, denn er ist ein leider selten gewordener Typus Politiker. Einer, der sich nicht scheut, anzuecken, der niemandem, auch dem Chef im Rathaus nicht, nach dem Munde redet. Wowereit, so heißt der Chef im Rathaus, über Sarrazin: »Eine Art politischer Günter Netzer. Bisweilen genial, gerne etwas lauter, aber nicht jeden Tag teamfähig.«
Ein Politiker mit erkennbarem Charakter eben. Wir werden solche Ungeschminktheiten zukünftig wohl missen müssen:
  • Die Beamten laufen bleich und übel riechend herum, weil die Arbeitsbelastung so hoch ist.
  • Das vereinte Land (gemeint war Berlin-Brandenburg) ist natürlich immer eine Stadt Berlin mit angeschlossener landwirtschaftlicher Fläche.
  • Nirgendwo sieht man so viele Menschen, die öffentlich in Trainingsanzügen rumschlurfen wie in Berlin.
  • Tempelhof ist kein Filetstück. Und wenn, dann schauen da schon die Maden raus.
  • Ehe jetzt einer im 20. Stock sitzt und den ganzen Tag nur fernsieht, bin ich schon fast erleichtert, wenn er ein bisschen schwarz arbeitet.
  • Die Lebenslüge Berlins bestand darin, dass es sich in allem für etwas Besonderes hält und daraus einen erhöhten Bedarf ableitet.
  • Bayerische Schüler können aber mehr ohne Abschluss als unsere in Berlin mit Abschluss.
  • Ich vermute, dass sich ein Teil der Sozialarbeiter in die Verwaltung zurückgezogen hat. Es ist ja auch anstrengend, über die Straße zu latschen und immer mit denselben Jugendlichen zu sprechen.
  • Für fünf Euro würde ich jederzeit arbeiten gehen. Das wären 40 Euro pro Tag.
Berlins Politik wird um ein Original ärmer. Na denn. Alles Gute in Frankfurt, Thilo Sarrazin. Vermutlich für etwas mehr als 40 Euro pro Tag?

P.S.: Foto vom Spiegel Online: Herrlich ehrlich, immer inkorrekt

Donnerstag, 19. Februar 2009

Herr K. braucht einen neuen Namen

Es begab sich aber zu der Zeit, als Herr W. Sonnenkönig zu Berlin war, dass ich in Kreuzberg in geselliger Runde an einem Stammtisch saß und unsere angeregte Unterhaltung sich um Gleichnisse bewegte. Dabei wurde in mir die Idee geboren, die zu den ersten drei Geschichten aus dem Leben eines Herrn K. führte. Mein fiktiver Herr K. heißt Herr K, weil der Anstoß zum Stammtischgespräch von einem echten Herrn K. kam, sozusagen ehrenhalber.

Ich habe nun aber gesehen, dass ein gewisser Herr Brecht vor einer nicht unerheblichen Anzahl von Jahren bereits gerne einen Herrn K. hat dieses und jenes denken und erleben lassen: Geschichten vom Herrn K. Das gleiche Kürzel - das geht nun gar nicht. Das sei ferne! Brecht ist Brecht.

Daher suche ich nun für meinen Herrn K. einen neuen Namen. Daniel heißt er zweifellos, aber wie weiter? Und warum?

Herr K. reist nach Greifswald

Auf dem Weg vom Bahnhof zum Hotel, in einer trotz später Stunde recht belebten Einkaufsstraße, widerfuhr Daniel K. ein leider heute geradezu alltägliches Verbrechen. Er war nach Greifswald gereist, um einen Schulfreund aus der Jugendzeit zu besuchen. Die beiden trafen sich alle paar Monate, Herr K. kannte den kurzen Weg ins Hotel, daher holte ihn sein Freund nicht am Bahnhof ab. Es waren ja nur 10 Minuten zu gehen.
Aus einer Kneipe kamen drei überwiegend in schwarzes Leder gekleidete Jugendliche, sahen ihn mit seinem Rollkoffer die Straße entlanggehen. Sie gingen davon aus, dass dieser Fremde womöglich eine lohnende Beute mit sich führen mochte.
Einer der Angetrunkenen fasste Herrn K. von hinten um den Hals, ein anderer entriss ihm den Griff des Koffers. Der dritte ließ ein Messer aufschnappen. »Kein Mucks, du Schwein! Sonst stech ich dich ab!«
Herr K. wehrte sich, instinktiv und aus Panik. Bei klarem Verstand hätte er womöglich stillgehalten, aber der Schreck traf ihn zu unvorbereitet. Er konnte wegen des Würgegriffes nicht schreien, aber er bäumte sich gegen die Umklammerung auf und trat mit dem Fuß nach dem vor ihm stehenden Angreifer.
Nun ging alles so schnell, dass Herr K. kaum mitbekam, was mit ihm geschah. Die drei stießen ihn in einen Hauseingang, das Messer bohrte sich erst in den rechten Oberarm und dann in den linken Oberschenkel. Eine Hand suchte nach der Brieftasche, die er im Jackett trug. Der Jugendliche zerrte und zog, dann riss er den Stoff der Anzugjacke auf und schaute sich den Inhalt der Brieftasche an. Kreditkarten und Ausweise interessierten ihn nicht, er war auf Bargeld aus. Das war jedoch nicht zu finden.
Er stieß Herrn K. den Ellenbogen ins Gesicht. »Gib dein Geld her, du Schwein!«
Eine Antwort war dem Überfallenenn nicht möglich, da er im Würgegriff kaum noch Luft bekam. Einer der Räuber tastete nach dem Portemonnaie in der Gesäßtasche, zog es heraus und zeigte seinen Genossen die wenigen Geldscheine, die er vorgefunden hatte.
»Nur 150 Euro? Wo hast du dein Geld versteckt, Schwein?«
Der Griff um den Hals lockerte sich und Herr K. krächzte: »Mehr habe ich nicht bei mir.«
Der Ellenbogen traf erneut sein Gesicht, eine Faust schlug ihn in den Magen. Herr K. fiel zu Boden.
Die Jugendlichen leerten seinen Koffer aus, wühlten in den Kleidungsstücken und fanden nichts von sonderlichem Wert.
»Zieh dich aus!«, befahl der Wortführer.
Herr K. richtete sich mühsam auf und gehorchte. Anzug und Hemd wurden auf verstecktes Geld abgetastet. Auch die Unterwäsche musste er ablegen. Es fand sich kein weiteres Geld.
Die drei Angreifer nahmen seine Armbanduhr an sich, kein kostbares Stück, auch sein Mobiltelefon, ein älteres Modell, stopften sämtliche Kleidungsstücke samt den eben abgelegten in den Koffer. Dann wandten sie sich samt Gepäck zum Gehen. Herr K. kauerte im Hausflur, hoffte, dass der Alptraum nun vorbei sei. Da traf ihn von hinten ein gewaltiger Schlag auf den Kopf und er sank bewusstlos auf die Steinfliesen.

Wenige Minuten später kam eine Theologiestudentin auf dem Weg zu einer Diskussionsgruppe die Treppe hinunter. Sie war spät dran. Als sie den blutverschmierten nackten Mann im Flur liegen sah, stockte ihr Schritt. »Oh mein Gott, was ist denn das?« Sie zog ihr Mobiltelefon aus der Jackentasche, um einen Notruf abzusetzen. Das Display blieb trotz Druck auf den Einschaltknopf dunkel. »Scheiße, wieder nicht aufgeladen...«, murmelte sie. Sie machte einen großen Bogen um Herrn K. und trat aus der Haustüre. Sie war wirklich spät dran. Sicher kam bald jemand anderer vorbei, der dann die Polizei holen konnte...

Im dritten Stockwerk wohnte ein Lehrer, der vierzehn Minuten später das Haus betrat. Er sah Herrn K., auch er zögerte einen Moment. Sein Mobiltelefon funktionierte, er drückte die SOS-Taste. Als die Verbindung aufgebaut war, sagte er: »Hier liegt ein nackter, blutiger Mann im Hausflur. Schicken Sie bitte Rettungskräfte.« Dann beendete er das Gespräch. Er hatte jetzt keine Zeit, wollte schnell noch duschen, bevor die bestellte Prostituierte kam. So etwas wie blutende Nackte überließ man besser den Profis. Er stieg die Treppe hinauf, als ihm einfiel, dass er überhaupt nicht gesagt hatte, wohin die Rettungskräfte kommen sollten. »Na ja, die haben ja Geräte, mit denen sie den Ort des Notrufes anzeigen können. Die werden den Weg schon finden...« Der Lehrer ging duschen.

Gerade als Herr K. wieder das Bewusstsein erlangte, betrat die Prostituierte das Haus. »O mój wielki Boże«, entfuhr es ihr, »biedactwo!« Sie ließ ihre Handtasche fallen und beugte sich zu ihm hinunter. »Sie sind verletzt. Ich hole Hilfe«, versprach sie. Herr K. war noch zu benommen, um zu antworten. Er hatte Mühe, überhaupt zu begreifen, wo er war und warum.
Die junge Frau nahm ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und wischte Herrn K. über die Stirn. Sie zog ihren Mantel aus und bedeckte damit seinen Körper. Aus ihrer Jeanstasche zog sie ein Mobiltelefon und drückte eine Taste. Sie sprach kurz auf Polnisch mit jemandem, dann steckte sie das Gerät wieder ein. »Können Sie aufstehen? Ich habe ein Auto vor der Türe.« Herr K. rappelte sich mühsam auf. Die Frau wickelte ihm ihren Mantel um die Hüften und geleitete ihn langsam zu einem kleinen Renault.

Am nächsten Vormittag verließ Herr K. die Wohnung des Arztes, zu dem ihn die Prostituierte gebracht hatte. Die Stichwunden waren sofort nach seiner Ankunft gereinigt und verbunden worden, der Mann hatte ihn untersucht und keine Brüche feststellen können, dann fand Herr K. ein Nachtlager im Gästezimmer der Familie. Ein Schlafanzug hatte bereitgelegen. Beim Aufwachen fand Herr K. Wäsche und Kleidung auf dem Stuhl neben dem Bett, ein wenig zu groß alles, aber dankbar zog er sich an.
Der Arzt wies jedes Ansinnen auf eine Rechnung weit von sich. »Die junge Dame hat für die Behandlung bezahlt, auch die Medikamente, die ich Ihnen zur Vermeidung von Entzündungen mitgebe. Hier ist noch Verbandmaterial für die nächsten Tage.«
»Ich würde gerne die Adresse der Frau haben«, sagte Herr K. beim Abschied, »ich möchte ihr die Kosten erstatten, mich bedanken.«
»Sie hat mich ausdrücklich darum gebeten, genau dies nicht zu tun. Sie ist illegal in Deutschland, deshalb hat sie auch nicht den Notarzt angerufen. Mit Behörden kann und will sie nichts zu tun haben. Sie ist Verkäuferin in Świnoujście, arbeitet aber an den Wochenenden hier als Prostituierte, um ihrer krebskranken Mutter in der Heimat die Medikamente zu finanzieren. Ihr reguläres Einkommen reicht nicht dafür. Sie wünscht Ihnen gute Besserung. Hier sind noch hundert Euro, damit Sie irgendwie weiter oder nach Hause kommen.«

Sprachlos, mit Tränen in den Augen, trat Herr K. auf die Straße.


P.S.: Herzlichen Dank an meinen Arbeitskollegen Jakub P., der mir polnische Worte verraten und erklärt hat.

Mittwoch, 18. Februar 2009

GJM versus GM


Aus gegebenem Anlass lege ich Wert auf die Feststellung, dass GJM nicht mit Kahlschlag in Europa droht. GJM distanziert sich vielmehr auf das Schärfste von solchen Plänen und sagt: Pfui, GM!

Oh by the way: Which one is Pink?

Croz hat ein wunderbares Bootleg von Pink Floyd, London im Jahre 1970, anzubieten. Beste Qualität, und die komplette Mutter des Atomherzens (genau, die LP mit der Kuh) live, samt Chor und Orchester.
Im Einzelnen wird zu Gehör gebracht:
  1. The Embryo
  2. Green Is The Colour
  3. Set The Controls For The Heart Of The Sun
  4. If
  5. Atom Heart Mother
Der Download lohnt sich für alle junggebliebenen Menschen meines Alters. Und für alle, die heute jung sind und wissen wollen, was wir damals so gehört haben, wenn es nicht die Beatles oder Stones waren...

Hier geht es lang: Pink Floyd in London

P.S.: Morgen auf diesem Blog reist Herr K. voraussichtlich nach Greifswald.

Dienstag, 17. Februar 2009

Ich träume

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. -Mahatma Gandhi
Vor mehr als 30 Jahren habe ich meinen Zivildienst in einem Altenpflegeheim des Bayerischen Roten Kreuzes geleistet, auf einer Frauenstation. Es war eine ernüchternde und harte Zeit. Als am vergangenen Sonntag das Thema Altenpflege in der Sendung von Anne Will zur Sprache kam, erfuhr ich, dass sich mittlerweile wohl nichts zum Besseren gewandelt hat. Und die Erinnerung kehrte zurück.

Meine normale Schicht dauerte 8 Stunden, eine sinnvolle Einteilung, da auf diese Weise mit drei Schichten ein 24-Stunden-Tag abgedeckt ist. Laut Dienstplan gab es für die Frühschicht drei Pflegekräfte und einen Zivildienstleistenden, für die Spätschicht zwei Pflegekräfte plus ZDL und für die Nachtschicht eine Pflegekraft. Auf der Station waren 28 Patientinnen zu betreuen, sechs von ihnen waren noch so kräftig und selbständig, dass sie alleine essen, sich anziehen und die Toilette besuchen konnten. Die übrigen benötigten Hilfe dabei (Essen kleinschneiden, beim Einstieg in die Wanne helfen...) oder waren so pflegebedürftig, dass sie gefüttert werden mussten und bei Bedarf die Bettpfanne brauchten.
Nun ist der Dienstplan das eine gewesen, die Realität das andere. Wenn Pflegekräfte ausfielen, sei es wegen Krankheit oder Urlaub, gab es normalerweise keinen Ersatz. Das hieß, dass die verbliebenen Mitarbeiter eben entsprechend länger arbeiten mussten und dass die Zeit pro Patientin erheblich verkürzt werden musste.
Es war an der Tagesordnung, dass die noch relativ selbständigen Patientinnen beim Füttern und anderen Tätigkeiten halfen - was nicht unbedingt ein Fehler sein muss, da sie auf diese Weise »gebraucht« wurden, einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen konnten. Sie haben es, soweit ich das beurteilen konnte, gerne und mit Freude gemacht.
Allerdings konnten diese Handreichungen nichts daran ändern, dass für Pflegekräfte und ZDL Doppelschichten, gelegentlich auch Dreifachschichten, regelmäßig vorkamen. Im Klartext: Ich begann meinen Dienst morgens vor 7 Uhr und beendete ihn am nächsten Morgen nach 7 Uhr, da die Übergabe an die nächste Schicht jeweils dazugehörte. Lässt bei solchen Arbeitszeiten die Konzentration und Leistungsfähigkeit nach? Bei mir durchaus. Zehn Minuten Ruhe in der Teeküche oder im Schwesternzimmer reißen da nichts heraus. Es gab auch kaum einmal eine 5-Tage-Woche, sondern freie Tage dann, wenn es irgendwie möglich war. Mein Rekord lag, so weit meine Erinnerung mich nicht trügt, bei 14 Wochen ohne einen einzigen freien Tag.
Häufig war auch die Frühschicht nur mit einer Pflegekraft und einem ZDL besetzt. Also blieb nichts anderes übrig, als die Körperpflege der Patientinnen auf eine Katzenwäsche zu reduzieren und beim Füttern und Windeln so schnell wie möglich zu sein. Die Umlagerung bei Dekubitus-Patientinnen fand an solchen Tagen höchstens alle sechs oder sieben Stunden statt. Folglich verschlimmerten sich die Wunden. Auch Patientinnen, die noch zur Toilette gehen oder die Bettpfanne benutzen hätten können, wurden gewindelt, weil das Pensum anders einfach nicht zu schaffen war.
Und so manche Nachtwache übernahm ich, ohne Pflegeausbildung, weil andernfalls niemand auf der Station gewesen wäre.
Zeit, um sich mit den Patientinnen zu beschäftigen, ihnen etwas vorzulesen, ihnen zuzuhören, sie auch mal an die frische Luft zu bringen, gab es einfach nicht. Diese Illusion hatte ich noch gehabt, bevor ich meinen Zivildienst begann. Ich wollte - gemäß dem Zitat von Gandhi oben - etwas besser, etwas anders machen. Ich glaubte, ein ZDL wäre zusätzlich zu den examinierten Pflegekräften da, nicht an ihrer Stelle. Es blieb beim guten Vorsatz.

War dieses Pflegeheim ein extremer Einzelfall? Ich glaube, leider nicht. Gespräche mit anderen ZDL, die in der Altenpflege tätig waren, deuteten jedenfalls darauf hin, dass mir an meinem Dienstort nichts ungewöhnliches begegnete.
Und nun berichtete am Sonntag eine Altenpflegerin bei Anne Will über ihre Erfahrungen. Die scheinen sich kaum von meinen vor über 30 Jahren zu unterscheiden. Unfassbar, aber wohl leider wahr.

Und da sagt ein Herr Lauterbach (SPD) bei Anne Will:
Die Zahl der Pflegekräfte ist nicht entscheidend. Es gibt Einrichtungen, die haben sehr niedrige Pflegeschlüssel und haben eine akzeptable Qualität.
Aha. Eine akzeptable Qualität. Ob Herr Lauterbach schon mal versucht hat, einen wundgelegenen Po vom Durchfall zu reinigen?

Auf die Politik zu schimpfen ist zwar angebracht, aber es ändert nichts. Im »christlichen Abendland« ist Nächstenliebe nicht mehr gefragt. Das war schon einmal so, dass die Armen, Bedürftigen, Misshandelten keine Lobby hatten. Dann trat ein Mann auf, der sich ihnen zuwandte, der Kranke heilte, Hungernde speiste, Weinende tröstete. 2000 Jahre nach ihm rufen wir wieder nach dem Staat statt nach den Christen, wenn Not zu lindern ist.

Muss uns das nicht zum Nachdenken bringen? Ich sage bewusst »uns«, denn ich bin Christ. Ist es denn gar nicht denkbar, dass es in unseren Kirchen und Gemeinden Menschen gibt, die Zeit hätten, ein paar Stunden pro Woche den Pflegedürftigen zu dienen? Zum Windelwechsel und Füttern braucht man keine Ausbildung. Zum Vorlesen oder Zuhören auch nicht. Zum Schieben eines Rollstuhles durch den Park oder Garten bedarf es ebenfalls keiner sonderlichen Fertigkeiten. Zu meiner Zivildienstzeit kam Sonntags wenigstens der katholische Geistliche der örtlichen Kirche, um mit jeder Patientin - katholisch oder nicht - ein paar Minuten zu sprechen. Manchmal brachte er eine oder zwei Damen aus seiner Kirche mit, die dann mit einigen Patientinnen in den Garten gingen. So alle zwei bis drei Monate ein mal. Immerhin!

Ich träume von einer Christenheit in unserem Land, der die eigenen Belange weniger wichtig sind als das Leid der Menschen in der Umgebung. Und ich meine nicht nur alte, pflegebedürftige Menschen. Ich meine auch all die anderen, die hungrigen Kinder, die misshandelten Frauen, die verachteten Menschen mit anderer Hautfarbe...
Ich erträume mir eine Christenheit, bei der vor lauter Ora das Labora nicht auf der Strecke bleibt.

Es gibt Kirchen und Gemeinden, die in diese Richtung gehen. Gott sei Dank gibt es sie. Doch was meinen Traum betrifft, viel zu selten.

Ich träume.

Montag, 16. Februar 2009

Aus dem Arbeitsleben gegriffen

Zum Start in die neue Arbeitswoche gebe ich meinen geschätzten Blogbesuchern in meiner Eigenschaft als Mitarbeiter im Personalwesen eines Industriebetriebes eine wahre Begebenheit zur Kenntnis:

Es wurden 4 Kannibalen als neue Mitarbeiter eingestellt, weil sie nur wenig Entgelt verlangen.

Bei der Begrüßung der Kannibalen sagte der Chef: »Ihr könnt jetzt hier arbeiten, verdient gutes Geld und dürft zum Essen in unsere Kantine gehen. Also lasst die anderen Mitarbeiter in Ruhe.«
Die Kannibalen gelobten, keine Kollegen zu belästigen.

Nach vier Wochen kam der Chef wieder und sagte: »Ihr arbeitet sehr gut. Nur uns fehlt ein Sachbearbeiter, wisst Ihr, was aus ihm geworden ist?«
Die Kannibalen verneinten und schworen, mit der Sache nichts zu tun zu haben.

Als der Chef wieder weg war, fragte der Boss der Kannibalen: »Wer von euch Affen hat den Sachbearbeiter gefressen?«
Da meldete sich hinten der letzte Kannibale ganz kleinlaut: »Ich war es.«
Der Boss donnerte: »Du Idiot, wir ernähren uns seit vier Wochen von Abteilungsleitern, Geschäftsführern, Systemadministratoren, Qualitätsmanagern und Controllern, damit niemand etwas merkt. Und du Depp musst einen SACHBEARBEITER fressen!!!«

Und die Moral von der Geschicht:
Manche fehlen. Manche nicht!

Sonntag, 15. Februar 2009

An English post called Sunday


Sunday.
A good time to escape from blogging.

P.S.: Picture found on the Internet

Samstag, 14. Februar 2009

Herr K. besucht einen Gottesdienst

Daniel K. fand in seinem Briefkasten eine Einladung zu einem Gottesdienst. Nicht in einer Kirche, sondern in einem »Zentrum«. Herr K. war neugierig, seine Frau eher skeptisch. Also machte er sich eines Sonntags alleine auf den Weg.
  • 09:55 Uhr - Herr K. sitzt auf seinem Platz im Gemeindesaal, da der Gottesdienst um 10:00 Uhr beginnt. Zumindest beginnen sollte, der Einladung nach. Ringsum plaudern Menschen, in den Gängen, im Foyer, durch die Fenster sieht Herr K. Autos in Richtung Parkplatz rollen.
  • 10:00 Uhr - Keine Änderung der Situation. Nichts deutet darauf hin, dass irgend etwas in absehbarer Zeit anfangen würde. Herr K. liest zum vierten Mal den Zettel mit den Veranstaltungshinweisen für die nächste Woche.
  • 10:10 Uhr - Fünf Menschen betreten die Bühne, nehmen hinter Keyboard und Schlagzeug Platz, greifen zur Gitarre oder zum Mikrophon. Nach einer halben Minute stimmen sie ein Lied an. Die Leute im Saal stört das nicht sonderlich bei ihren Gesprächen, Begrüßungen und Plaudereien. Einige, die schon saßen, stehen allerdings auf, Herr K. weiß nicht recht, warum. Vorsichtshalber bleibt er sitzen.
  • 10:15 Uhr - Eine Sängerin auf der Bühne bittet darum, die Plätze einzunehmen, da man nun anfangen wolle. Das Lied wird fortgesetzt. Die Besucher verlassen tatsächlich die Gänge und nun stehen fast alle, den Blick zur Leinwand gerichtet, auf die der Text des Liedes projiziert wird. Herr K. singt leise mit, lässt allerdings einige Zeilen aus. Er versteht nicht, was da steht. Wie kann er etwas singen, was er nicht begreift?
  • 10:26 Uhr - Ein Mann löst die Musiker auf der Bühne ab, um die Anwesenden zu begrüßen und dann das vorzutragen, was auf dem Zettel steht, den Herr K. mehrmals gelesen hat. Auf der Leinwand erscheint der Zettel ausschnittweise im Großformat.
  • 10:36 Uhr - Inzwischen erklärt der Mann auf der Bühne, dass Gott einen fröhlichen Geber lieb habe. Herr K. fragt sich, ob man die Liebe Gottes wirklich so einfach bekommt. Je größer die Summe in der Kollekte, desto mehr wird man geliebt? Nun gut, der Ansager hat das nicht behauptet, es wäre lediglich die logische Schlussfolgerung aus der Ankündigung. Sei's drum, vielleicht soll man jetzt nicht denken, sondern spenden. Der Mann auf der Bühne zitiert nun aus seiner Bibel, dass jeder geben solle, was er sich im Herzen vorgenommen hat. Herr K. hat sich eigentlich gar nichts vorgenommen.
  • 10:40 Uhr - Die Musiker kommen wieder auf die Bühne. Es sei Zeit für die Anbetung, erfährt Herr K., und dass jeder eingeladen sei, auch nach vorne vor die Bühne zu kommen, um dort zu singen. Näher an den Musikern. Oder näher an Gott? Die Sängerin erklärt, dass vorne die Salbung stärker sei. Herr K. bleibt in seiner Reihe, an seinem Platz. Er weiß nicht, was Salbung ist und will auch eigentlich nicht mit Salbe behandelt werden. Einige stellen sich vor die Bühne und bewegen sich im Rhythmus. Heben die Arme hoch. Vielleicht wird die Salbe, die wohl unsichtbar sein muss, so ergriffen? Herr K. ist ratlos.
  • 10:45 Uhr - Es werden Eimer durch die Reihen gereicht, in die der fröhliche Geber nun seine fröhliche Gabe legen darf. Herr K. reicht den Eimer an den Nachbarn weiter, ohne etwas zur Sammlung beizutragen. Er hat ein wenig ein schlechtes Gewissen. Im Kino oder Theater muss man ja auch bezahlen...
  • 11:00 Uhr - Die Musik, die bisher eher poppig-beschwingt war, wird besinnlicher. Es ändert sich allerdings nichts an der Herrn K. außerordentlich verblüffenden Tatsache, dass ein Lied mit dürftigen acht oder zehn Textzeilen durch Wiederholungen und Wiederholungen der Wiederholungen leicht sechs bis sieben Minuten dauern kann. Ob vielleicht nur wenige Lieder zur Verfügung stehen? Aber dann könnte man doch die Zeit des Musizierens auch kürzer gestalten? Oder eine klassische Melodie zu Gehör bringen?
  • 11:10 Uhr - Während die letzten Klänge verklingen, hat der Pastor den Weg zum Rednerpult gefunden. Alle, die immer noch stehen, setzen sich wieder. Herr K. sitzt schon eine Weile. Bevor der Pastor predigt, dürfen einige Menschen über das Mikrophon sprechen. Sie sagen merkwürdige Sätze. Einer erzählt, dass er während des Gesanges eine Blumenwiese gesehen habe, und dass das bedeuten würde, dass Gott die Menschen liebt. Herr K. wundert sich. Womöglich hätte er doch die Salbe abholen sollen, um das nun zu begreifen?
  • 11:20 Uhr - Der Pastor predigt. Herr K. hört zu. Es scheint um Erfolg zu gehen.
  • 11:30 Uhr - Der Pastor predigt. Herr K. beobachtet, wie ein junges Paar ein paar Reihen weiter vorne tuschelt. Der Mann streicht der Frau sanft über die Wange. Muss wohl eine liebevolle Tuschelei gewesen sein.
  • 11:40 Uhr - Der Pastor predigt. Herr K. fragt sich, warum er dabei quer durch die Bibel von einem halben Vers hier über zwei Verse dort zu einem Viertelvers irgendwo anders springt. Vermutlich will er seine Gedankengänge mit einem biblischen Fundament versehen. Herr K. hat Mühe, den Gedankengängen zu folgen.
  • 11:50 Uhr - Der Pastor predigt. Herr K. überlegt, wen er zur Geburtstagsfeier in vier Wochen einladen möchte.
  • 12:00 Uhr - Der Pastor predigt. Herr K. versucht, wieder den Anschluss an die Predigt zu finden. Ihm ist allerdings nicht so ganz klar, was die vom Pastor beschriebene paradiesische Situation mit seinem Leben zu tun haben könnte. Es ist viel von Sieg und Überwindung die Rede, von Kraft aus der Höhe, die dabei hilft.
  • 12:10 Uhr - Der Pastor sagt Amen. Die Musiker kommen wieder auf die Bühne. Menschen, die Gebet oder Segen wünschen, dürfen während der nun folgenden Musik nach vorne kommen. Die Gemeinde steht wieder. Mancher dürfte froh darüber sein, nach so langem Sitzen. Herr K. fragt sich, ob es im Foyer Kaffee geben wird.
  • 12:15 Uhr - Es wird immer noch gesungen. Einzelne, die wohl mit außerordentlichem Mut versehen sind, entfernen sich aus dem Saal. Herr K. zögert. Er will ja nicht unangenehm auffallen.
  • 12:20 Uhr - Die letzten Töne sind verklungen, die Menschen strömen aus dem Saal.
  • 12:30 Uhr - Herr K. hat einen Kaffee ergattert, für 70 Cent. Der Preis ist in Ordnung, findet er. Eine ältere Dame spricht Herrn K. an, ob er zum ersten Mal hier sei. Herr K. nickt. Ob er denn Lust habe, am Mittwoch zum Hauskreis zu kommen, fragt die Dame. Herr K. weiß nicht, was ein Hauskreis ist, aber er schreibt sich Adresse und Uhrzeit auf.
  • 13:00 Uhr - Frau K. fragt ihren Mann, ob ihm der Besuch in der Gemeinde gefallen und was denn der Pastor gepredigt habe. Herr K. runzelt die Stirn. »Nun ja«, murmelt er, »vielleicht war das eine Veranstaltung für Eingeweihte...«
Ob Herr K. einen Hauskreis besuchen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin ist er ja von Natur aus neugierig...


Zum thematischen Weiterlesen und -denken:

Freitag, 13. Februar 2009

KHF meets GJM: Lieblich anzuschaun

In einem Forum, das vorwiegend dem kritischen Austausch von Autoren gewidmet ist, fand ich kürzlich ein wunderschönes Gedicht namens »Lieblich anzuschaun« vor. Ich konnte es mir nicht verkneifen, zwei Strophen anzufügen - zum gehörigen Amüsement des Urhebers und der Leser im Forum.

Karl Heinz Franzen, der Autor, hat freundlicherweise seine Einwilligung gegeben, dass ich das Werk auf meinen Blog entführe. Die grünen Strophen sind sein Original, die blauen meine Hinzufügung. Viel Spaß!

Lieblich anzuschaun

Ein Sonnentag im Februar,
herrlich, herrlich, herrlich,
Hand in Hand lacht ein Liebespaar,
herrlich, herrlich, herrlich.

Hier und dort versteckt noch Schnee,
herrlich, herrlich, herrlich,
mit dünnem Eis schaukelt die Spree,
herrlich, herrlich, herrlich.

Das Näschen rot, die Haare braun,
herrlich, herrlich, herrlich,
wie ist sie lieblich anzuschaun,
herrlich, herrlich, herrlich.

Da rutscht er auf dem Eise hin,
herrlich, herrlich, herrlich,
steckt bis zur Brust im Wasser drin,
herrlich, herrlich, herrlich.

Ich bin der Retter, das ist klar,
schrecklich, schrecklich, schrecklich,
doch Dank sagt mir ihr Augenpaar,
herrlich, herrlich, herrlich.

Sie stößt ihn in die Fluten tief,
herrlich, herrlich, herrlich,
weil nun nach mir ihr Herzlein rief,
herrlich, herrlich, herrlich.

Vergessen ist der alte Freund,
herrlich, herrlich, herrlich.
Ich wache auf, hab nur geträumt,
schrecklich, schrecklich, schrecklich.

Donnerstag, 12. Februar 2009

T-Shirts, die die Welt nicht braucht

Normalerweise verkneife ich mir Links zu Seiten, denen ich nicht zu einem zusätzlichen Besucherstrom verhelfen möchte. Allerdings schlug in diesem Fall mein Messgerät für Ironie wild und ungebremst in den roten Bereich aus und ich kann diese unsäglichen Kreationen schlicht nicht für mich behalten. Über Geschmack kann man streiten - aber wer würde mit solch einem Hemd durch die Gegend laufen wollen?

Du? Ach so. Na gut. Es gibt auch noch passende Bekleidung für den/die EX-Homosexual, EX-Slave, EX-Atheist oder EX-Hypocrite. Und weitere EX-isten. Viel Spaß beim Einkaufen (Klick auf das Bild) und dann, wenn die Kleidung eingetroffen ist, beim Stadtbummel oder Kneipenabend oder auf dem Schulhof mit dem neuen Shirt...

Mittwoch, 11. Februar 2009

Sex sells? Nö. Schäuble sells.

Schon witzig: Wenige Minuten, nachdem ich den Beitrag »Nettes Spielzeug für Herrn Schäuble« freigeschaltet hatte, war die halbe Welt bei mir zu Gast. USA, Saudi-Arabien, Japan, Bogota... - da hatte ich wohl irgendwie die gerade aktuellen Suchworte verarbeitet.

Man sagt ja (wohl nicht zu Unrecht): Sex sells. In diesem Falle passt das nicht ganz, da ich hier nichts verkaufe - aber man müsste den Spruch wohl nunmehr ändern: Schäuble sells.

Auch witzig: Runde zehn Stunden nach dem Hack ist die Schäuble-Seite immer noch in der gehackten Version online. Ist das die Folge des Schlafes der Gerechten? Oder haben die das Passwort verbummelt?

Nettes Spielzeug für Herrn Schäuble

Neulich hat mich Tom aus UK per Kommentar auf ein nettes Spielzeug für Blogbetreiber aufmerksam gemacht, das seither in der linken Spalte (recht weit unten) munter vor sich hin werkelt. Es listet die Herkunft und die Landungszeit derer auf, die hier ankommen. Immer die letzten 10.
Auf Wunsch sieht man allerdings auch, ob der Blog an und für sich, oder (meist per Suchmaschine oder Verlinkung irgendwo) ein bestimmter Beitrag angesteuert wurde. Und mit welchem Browser und Betriebssystem der Besucher hier eingeflogen ist. Und nicht nur die letzten 10 Gäste, sondern ziemlich weit rückwärts. Ein Klick auf dieses Bild gewährt die aktuellen Einblicke:



Nichts Lebenswichtiges, aber doch ein nettes Spielzeug. Kostenlos in der Standard-Version und hier zu finden: Feedjit
Klingt nach Zauberei und Big Brother? Nee. Big Brother wurde heute nacht gehackt. Nein! Nicht von mir. Ich habe brav geschlafen.

Ich habe, bevor seine Jungs und Mädels das reparieren, schnell noch zwei Erinnerungsfotos gemacht. Oben wurde ein Link eingefügt: »VISIT: Vorratsdatenspeicherung«:

Im Seitenmenü haben die Hacker einen freundlichen Gruß hinterlassen:

Und die Moral von der Geschicht: Hätte Herr Schäuble einen kostenlosen Feedjit-Counter, wüsste er jetzt wenigstens, um wieviel Uhr und aus welcher Gegend auf unserem Globus die witzigen Angreifer kamen...

Dienstag, 10. Februar 2009

Herr K. und der Großauftrag

Daniel K. ging zum Jobcenter, um Hilfskräfte für die Sonderproduktion von Holzpaletten zu suchen. Ein überraschender Auftrag war hereingekommen, den er angenommen hatte, obwohl er wusste, dass mit seinem Stammpersonal der Liefertermin unmöglich zu halten war. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit dürfte es kein Problem sein, die zusätzlichen Arbeiter zu finden, hoffte er. Die notwendige Qualifizierung bestand darin, mit Hammer und Nagel umgehen zu können, das war es dann auch schon.
Im Wartesaal befanden sich um 9 Uhr bereits etwa 50 Personen, die meisten männlichen Geschlechts. Herr K. stellte sich mitten in den Raum und unterbreitete sein Angebot: »Ich brauche sofort Hilfskräfte, die aus zugeschnittenen Holzlatten und Klötzen Paletten herstellen. Ich zahle Ihnen 85 Euro für den Tag.«
»Bar auf die Kralle?«, fragte ein bärtiger Muskelprotz.
»Jawohl, zum Feierabend bekommen Sie das Geld ausgezahlt.«
Ein Jugendlicher mit rot-gelb-grün gefärbtem Haarschopf wollte wissen: »Bin ick denn ooch vasichert?«
»Wenn etwas passiert, wovon ich nicht ausgehe, sorge ich dafür, dass Sie bestmöglich behandelt werden. Ich stelle natürlich Werkzeuge und Schutzhandschuhe. Sie müssten nur den Nagel statt die Finger treffen, wenn Sie einen Hammer in die Hand nehmen.«
Einige der Arbeitssuchenden waren bereit, den Job zu übernehmen. Herr K. gab jedem die Anschrift der Firma, sagte ihnen, bei wem sich sich melden sollten und die Männer gingen zur nahen U-Bahn-Station, um sich auf den Weg zur unverhofften Arbeit zu machen.

Um 11 Uhr machte Daniel K. einen Rundgang durch die Produktionshalle. Die vormittags angeworbenen Aushilfen waren fleißig bei der Arbeit, allerdings waren es bei weitem nicht genug Männer, um den gewaltigen Auftrag zu schaffen. So kehrte Herr K. zum Jobcenter zurück. Es gelang ihm erneut, einige der dort wartenden Arbeitssuchenden anzuweben. Er versprach ihnen eine gerechte Entlohnung und sie machten sich sofort auf den Weg zur Firma.
Dort ging die Arbeit nun zügiger voran, doch als Herr K. um 12:30 Uhr die fertigen Paletten zählte, wurde ihm klar, dass er noch mehr Hilfskräfte brauchen würde. Um 13 Uhr und um 15 Uhr gelang es ihm wiederum, die Mannschaft aufzustocken.
Auf dem Rückweg nach dem letzten Besuch im Jobcenter kam er am Herrmannplatz vorbei, wo etliche Männer vor einem Imbiss standen, Bierflaschen in der Hand und Trübsinn im Gesicht.
»Haben Sie keine Arbeit?«, fragte Herr K.
»Nö. Uns will ja keener haben.«
»Würden Sie denn bereit sein, mir zu helfen, einen großen Auftrag heute noch fertig zu stellen? Es geht um das Zusammennageln von Paletten.«
»Kommt uff die Knete an.«
»Sie werden es nicht bereuen!«
Tatsächlich kamen vier der Müßigen mit zur Firma, nahmen Hämmer in die Hand und nagelten munter drauf los.

Um 19 Uhr war es geschafft. 750 Holzpaletten standen zum Versand bereit.
Herr K. fing an, den Hilfskräften ihren Lohn auszuhändigen. Jeder bekam 100 Euro in bar.
Nun entstand erhebliche Unruhe. Diejenigen, die morgens die Arbeit begonnen hatten, wurden sauer. Der bärtige Muskelprotz maulte: »Ich schufte hier den ganzen Tag, bekomme 100 Euro, und der Heini, der gerade mal drei Stunden den Hammer geschwungen hat, bekommt genauso viel? So eine Schweinerei!«
Ein schmächtiger Türke stimmte zu: »Ist nischt gerecht! Isch habe ganzen Tag Staub geatmet, bin nicht Pause gegangen, und nun nicht mehr als Faulpelz da drüben?«
Herr K. schüttelte den Kopf. Er meinte: »Waren wir uns nicht einig, dass Sie 85 Euro für den Tag bekommen? Und nun sind es sogar 100, weil die ganze Lieferung pünktlich geschafft ist. Wo hätte ich Sie denn bitteschön übervorteilt? Es ist doch wohl meine Sache, wie ich mein Geld verteile, oder?«
»Trotzdem, das ist fies«, schimpfte der Punk mit dem Jamaika-Schopf.
»Weil ich großzügig bin, bin ich fies?«, fragte Herr K. »Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr...«

Montag, 9. Februar 2009

Moderne Psalmen 6: Söhne Mannheims

Am vergangenen Samstag unterbrach ich die Arbeit für ein Stündchen, um auszuruhen und aufzutanken. Das gelingt mir in der Regel hervorragend mit Musik per Kopfhörer, auf dem Sofa liegend, auch bei dieser Gelegenheit war es nicht anders.
Ich wählte aus der »Wettsingen in Schwetzingen«-DVD, die zum vergangenen Weihnachtsfest den Weg in meine Sammlung gefunden hat, den Abschnitt der Söhne Mannheims. Der letzte Titel des Konzertes lautet »Was wird mich erwarten«, und ich finde, er passt ganz hervorragend in die Sammlung moderner Psalmen auf diesem Blog. Bitteschön:
Der Mensch:
Ich hab mir vieles angesehen, ich konnte vor Schmerzen nicht mehr gehen.
Ich bin gefallen und ich durfte wieder aufstehen.
Mit Sicherheit kann ich sagen: Ich wurde getragen,
mit Sicherheit wären wir nicht hier, und ein Teil des Grundes liegt bei dir!
Ein Blick auf die Berge, ein Blick übers Meer,
ich muss es dir sagen: Ich liebe dich sehr!
Ein Schöpfer, eine Liebe, das ist alles was wir haben.
Also heilen wir unsere Wunden, heilen wir unsere Narben.

Der König:
Was wird mich erwarten wenn ich wiederkomm?
Wenn ich wiederkomm, bist du hier?
Was wird mich erwarten wenn ich wiederkomm?
Wenn ich wiederkomm, komm ich zu dir.

Der Mensch:
Wir teilen uns ein- und dieselbe Liebe, wir nehmen, was wir kriegen können, wie Diebe.
Jeder Tag wird gefüllt davon, nimm was du brauchst, und dann geht das schon.
Vergiss es nicht, diese Liebe bleibt bestehen.
Wenn du wach bleibst wirst du -
wenn du wach bleibst wirst du -
wenn du wach bleibst wirst du Freudenboten sehen!

Der König:
Was wird mich erwarten wenn ich wiederkomm?
Wenn ich wiederkomm, bist du hier?
Was wird mich erwarten wenn ich wiederkomm?
Wenn ich wiederkomm, komm ich zu dir.

Der Mensch:
Ich pack mein Sachen, yes, ich hauen ab!
Ich hab keinen Bock, ich hab this satt!
Ich hab Kopfschmerzen, ich bin oberplatt.
Egal was passiert, ich hab dich geliebt,
Zu viel Stress, zuviel this greed.
das werden wir jetzt... ich glaub an Mama.
Nix geht klar, nix ist wunderbar.
Nehm ich an, es ist nur ein Test?
Ziemlich narrow road and it is under stress.
Sons of Mannheim, they're right in conquest.
Marlon B will be put up some rest
Anyway we saw it, we agree it's some test...

Der König:
Was wird mich erwarten,
was wird mich erwarten,
was wird mich erwarten wenn ich wiederkomm?
Was wird mich erwarten,
was wird mich erwarten,
was wird mich erwarten wenn ich wiederkomm?

Was wird mich erwarten, wenn ich wiederkomm, wenn ich wiederkomm?
Was wird mich erwarten wenn ich wiederkomm, komm ich zu dir!

Zu dir, zu dir, zu dir, zu dir, zu dir, zu dir, zu dir.
Hier das Video auf YouTube:



P.S.: Der Kollege Marlon B ist etwas schwierig zu verstehen... - bei seinem Teil bin ich mir nicht ganz so sicher mit dem Text.

Sonntag, 8. Februar 2009

Buďte srdečné vítaní


Seit ein paar Tagen lasse ich auf diesem Blog testweise einen Zähler mitlaufen, der die Herkunftsländer meiner Besucher auflistet. Keine große Überraschung: Die meisten kommen aus Deutschland. Auch die Schweiz und Österreich sind erwartungsgemäß vertreten, schließlich haben wir eine weitgehend gemeinsame Sprache. Einen Deutschen, der in Portugal lebt, kann ich durchaus zuordnen. Hallo Bento! :-)

Anderes ist mir eher rätselhaft. Und seit wann ist Europa ein Land? Habe ich da was verschlafen?

Macht ja nichts. Ich freue mich über jeden Besucher und sage heute aus gegebenem Anlass:
  • Herzlich willkommen!
  • Servus Österreich!
  • Welcome United Kingdom!
  • Grüezi Schweiz!
  • Good to have you, USA!
  • Bem vindo, Portugal!
  • Hi Canada, nice to meet you!
  • Dobro dosli, Bosnien-Herzegovina!
  • Kalo`s ilthate, Griechenland!
  • Szia Ungarn!
  • Buďte srdečné vítaní, Slovakia!
Ich hoffe, dass das alles einigermaßen stimmt. Nicht, dass da am Ende was Unanständiges dabei ist...

Samstag, 7. Februar 2009

Erweckung 2009

Anfang Januar 2008 hatte sich Steve Hill über die zahlreichen Prophetien geäußert, die für das nunmehr vergangene Jahr die große Erweckung ankündigten. Dieser Blog berichtete: Kill Jesus.

Auch 2009 gilt, was Steve Hill seinerzeit sagte:
Wir können uns alle warm und behaglich fühlen angesichts der wunderbaren Prophetien und Beifall klatschen, was Gott alles tun wird. Während dessen vergessen wir praktischerweise, dass wo immer Menschen einfach Jesus gehorchen, das Reich Gottes sich bereits jetzt ausbreitet.
Ich habe vom rechts abgebildeten Herrn Chuck P. gehört, dass die große Erweckung im Februar 2009 hereinbricht. Oder spätestens im April. Hier in Berlin. Schaun mer mol...
.

Freitag, 6. Februar 2009

Behütete Herren...

...sind wieder auf dem Vormarsch. Finde ich gut. Als ich im März 2007 (nach etlichen Jahrendes Wollens aber noch nicht Vollbringens) anfing, regelmäßig Hut zu tragen, war ich (hier in Berlin) noch ziemlich exotisch. Zum sonntäglichen Gottesdienstbesuch fand ich mich in der Regel als einziger behütet ein. Lediglich am Kurfürstendamm, rings um die Friedrichstraße und beim Spaziergang am Schlachtensee ließen sich gelegentlich Gleichgesinnte blicken.

But things have changed, würde Bob sagen: Ende Januar 2009 zählte ich im Foyer unseres Gemeindezentrums bereits 6 weitere Herren mit Hut. Beim Einkaufsbummel neulich im KaDeWe waren zahlreiche Hüte auf Männerköpfen auszumachen. So langsam scheint es sich herumzusprechen:
  • Mütze ist doof. Mütze gehört in den Wald.
  • Baseball-Kappe ist doof. Baseball-Kappe gehört aufs Baseball-Feld.
  • Turban ist doof. Turban geht nur bei Männern aus turbanischen Ländern.
  • Barhäuptig ist doof. Geht nur bei längerem Aufenthalt in Cafés, Restaurants, Wohnungen oder beim Betreten sakraler Räume (außer Synagogen).
Kurze und präzise Informationen für Männer zum Thema gibt es hier: Spiegel-Video »Einfach Stil«

P.S.: Auch Damen von Welt scheinen langsam wieder zu entdecken, dass ein Hut gar zierlich putzt. Gesehen habe ich sie noch nicht damit, aber Kerstin berichtet in einem Nebensatz, dass sie »den entzückendsten Hut dieser Woche« trug, als sie ein Wäschegeschäft betrat: Ziemlich cool- Antwerpen in Berlin

Donnerstag, 5. Februar 2009

Der Papst und die Medien

Im Streit über die Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners ...
So beginnt eine Schlagzeile vom Vortag. Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen in diesen Tagen den Papst angreifen, die überhaupt nichts mit dem christlichen Glauben - oder irgend einem Glauben - zu tun haben. Da wollen Journalisten und Politiker einem Kirchenoberhaupt vorschreiben, was zu tun und zu lassen ist, obwohl sie weder Mitglieder noch Sympathisanten der Kirche sind.

Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Auch Josef Ratzinger, a.k.a. Benedikt, ist ein Mensch. Im vorliegenden Fall ist aber einiges von einschlägigen Medien auch völlig verzerrt dargestellt worden, wohl um der Sensation willen. Es ging überhaupt nicht um die Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners.

Tatsächlich sind und bleiben die strittigen Bischöfe suspendiert, es war nie die Absicht des Papstes, ihnen die Amtsausübung wieder zu gestatten. Er hat lediglich den Ausschluss aus der Kirche rückgängig gemacht, und das ist ja nun eindeutig im Sinne Jesu, dass man auch bei gegensätzlichen Lehrauffassungen (und um die geht es ja bei der Wiederaufnahme in die Kirche, nicht um das Leugnen des Holocaust) nicht ausgrenzt, sondern miteinander spricht.

Dass ein Holocaust-Leugner unter den wieder in die Kirche aufgenommenen Bischöfen war, konnte der Papst womöglich nicht wissen. Er hat den Fehler gemacht, seinen Mitarbeitern zu vertrauen. Er kann unmöglich alle Details einer solch riesigen Organisation wie der katholischen Kirche selbst im Auge haben und auch nicht Lebenslauf und Äußerungen tausender Bischöfe kennen. Womöglich hätte er in diesem Fall, der ja nicht an der Tagesordnung ist, mehr Informationen anfordern sollen. Die zuständigen Mitarbeiter wiederum haben den Fehler gemacht, sich nicht ausreichend zu informieren oder die Informationen falsch einzuschätzen.

Jedoch: Fehler kann man beheben, sich dafür entschuldigen. Gegen die aufgestachelte Journaille kommt man vermutlich auch damit nicht weit...

Josef Ratzinger ist alles andere als ein Feind der Juden, das hat er ja schon sein Leben lang deutlich gezeigt, nicht erst als Papst. Aber die Meute der einschlägigen Journalisten lässt sich natürlich ein gefundenes Fressen nicht entgehen, recherchiert kaum und wiederholt unermüdlich die Falschmeldungen, die andere bereits gebracht haben. Für sachliche Argumente sind derartige Medienmitarbeiter nicht zugänglich.

Gott sei Dank gibt es auch seriöse Medien. In der F.A.Z. bringt es Heinz Joachim Fischer auf den Punkt:
Am meisten betroffen ist der deutsche Kurienkardinal Kasper, der von Amts wegen die „religiösen Beziehungen zum Judentum“ fördert. Bei der Sensibilität von Juden, wenn es um den Holocaust geht, muss er zunächst wieder erklären, dass es „nicht so gemeint“ war, dass es keine Beziehung zwischen der „Ex-Exkommunikation“ des Bischofs Williamson und seinen antisemitischen Äußerungen gibt. Kasper kann die Rabbiner, seine Gesprächspartner, darauf hinweisen, dass es einer besonderen Wahrnehmung bedürfe, bei jenem Papst Antisemitismus zu vermuten, der am 28. Mai 2006 im Vernichtungslager Auschwitz erschüttert, fast verzweifelnd an seinem Gott, des millionenfachen Mordes an den Juden gedachte. (Quelle)
Nun ist es ohne Frage so, dass jeder, der etwas öffentlich tut, sich der Kritik der Öffentlichkeit stellen muss. Die Kirche, ob nun in ihrer katholischen, evangelischen oder freikirchlichen Ausprägung, ist davon nicht ausgenommen. Auch kirchen- und glaubensferne Menschen dürfen selbstverständlich ihre Meinung kundtun. Nur sollte das in jedem Fall sachlich richtig und ausreichend informiert geschehen.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Gilt auch für Christen

Ein lesenswerter Beitrag über den Kampf des Islam gegen die Zivilisation findet sich auf dem Pro-Blog. Darin heißt es am Schluss:
Die Moslems müssen sich fragen, was sie für die Menschheit tun können, bevor sie verlangen können, dass die Menschen sie respektieren.
Stimmt. Das gilt aber auch für Christen, finde ich. Was können wir für die Menschheit tun, für unsere Mitmenschen, für die Gesellschaft, in der wir leben? Wenn wir das herausgefunden haben und anwenden, wird es den Menschen leichter fallen, uns zu respektieren und sich womöglich gar für unseren Glauben zu interessieren.

Reserviert

Auf die Frage, wann es das nächste Buch geben würde, gab sich der Autor an jenem Abend in der Öffentlichkeit eher reserviert.


Dienstag, 3. Februar 2009

Discounter oder nicht?

Eine »Tatort«-Folge ist kein Dokumentarfilm, logisch. Aber am vergangenen Sonntag zeigte sich, untermauert durch die anschließende Diskussion bei Anne Will in der ARD, dass ein Krimi durchaus die Wirklichkeit abzubilden in der Lage sein kann. Die Handlung der Folge »Kassensturz« gewährte Einblicke in den Alltag von Angestellten eines Discounters, die erschreckend waren.

Es ist einsichtig, dass derjenige, der seine Waren zum niedrigsten Preis erwerben möchte, in Kauf nimmt, dass beim Anbieter gespart wird, wo immer es möglich ist. Dass man es mit Kartons auf Paletten statt mit sauberen Regalen zu tun bekommt, ist ja noch hinzunehmen. Natürlich wird auch auf Kosten der dort Beschäftigten gespart. Dass es allerdings bei Lidl, Aldi, Penny und anderen Billigmarktketten dermaßen menschenverachtend zugeht, schien mir unvorstellbar.

Nun war ich seit vielen Jahren nicht mehr bei Aldi, aber gelegentlich auf dem Heimweg von der Arbeit bei Lidl oder Penny, um ein paar Kleinigkeiten für den Haushalt zu besorgen. Den großen Wocheneinkauf erledigen wir in »anständigen« Supermärkten, einfach wegen der angenehmeren Einkaufsatmosphäre.

Es gibt aber genug Menschen in unserem Land, die auf die Billigmärkte angewiesen sind, da sie von Minilöhnen leben müssen oder erwerbslos sind. So gesehen sind Lidl und Co. ein Segen. Doch wenn man in der Lage ist, ein paar Euro mehr zu bezahlen, für einen Liter H-Milch 59 oder 69 Cent ausgeben kann statt 49, dann sollte man sich überlegen, ob es nicht womöglich im Interesse der Menschenwürde sinnvoller ist, eben nicht bei den Discountern einzukaufen.

Andererseits: Wenn diese Ketten schließen müssen, weil die Kunden wegbleiben, dann sind erstens deren Mitarbeiter ohne Job und zweitens sind Menschen in finanzieller Not einer Möglichkeit beraubt, sich mit den notwendigen Dingen des Alltags zu versorgen.

Was ist nun das geringere Übel? Billig einkaufen um jeden Preis - ist das moralisch vertretbar, weil es Arbeitsplätze sichert? Lidl, Aldi und Co. werden kaum freiwillig ihre Angestellten menschenwürdiger behandeln, sondern nur unter Druck etwas ändern...

Montag, 2. Februar 2009

Au weia: 666

Dieser Beitrag ist der 666ste auf diesem Blog. Die Bedeutung der Zahl wird unterschiedlich interpretiert, wie Wikipedia zu berichten weiß: 666

Das Literaturcafé hat einen (auch zu diesem Blogbeitrag passenden) biblischen Text ausgewählt, um das Jahr 2009 zu beginnen. Bittesehr:

Morgen gibt es hier den Beitrag Nummer 667. Eine ganz und gar unverfängliche und unverdächtige Zahl. Na denn bis denn.

Sonntag, 1. Februar 2009

Gottes Top Ten

2009 steht Alttestamentliches im Mittelpunkt der Fürbitteaktion „40 Tage beten und fasten für unser Land: »Die Zehn Gebote - ja bitte.«

Aber die Vielfalt an Lebensentwürfen und Lebenskonzepten stellt unser gesellschaftliches Miteinander oft genug auf eine Zerreißprobe. Wo sind vertrauenswürdige Persönlichkeiten, die Gottes Lebenslinien im Kopf und im Herzen haben, wenn sie den Ton angeben? 2009 wird es 16 Wahlen in Deutschland geben: Europawahlen, die Wahl des Bundespräsidenten, Landtags- und Kommunalwahlen und die Bundestagswahl. Die Gebetsaktion will aus diesem Anlass an die Grundlagen unserer Gesellschaft erinnern.

Im begleitenden Gebetsheft gibt es leicht überschaubare „Tagesrationen”, handlich aufbereitet für die persönliche Fürbitte oder den Gebetskreis. Wer will, kann das Beten unterstützen durch freiwilligen Verzicht (Fasten). Auch dazu gibt es Hinweise im Begleitheft.

Auf der Homepage »www.40Tagebetenundfasten.de« wird es die Gebetstexte zum Herunterladen geben, auch in englischer Sprache.

Wir (Gemeinsam für Berlin / Forum Gebet) bieten das komplette Heft als PDF-Datei kostenlos an: 40 Tage 2009