Regelmäßig rieselt mir bei den Ansagen in unserer Gemeinde ein Entsetzensschauer über den Rücken. Da gibt es »Flyer« für diese und jene Veranstaltung, man bekommt Informationen am »Info-Counter« und es findet demnächst ein »Meeting« zu diesem oder jenem Thema statt. Und dann darf die »Worship-Gruppe« auf die Bühne kommen.
Noch schlimmer wird es, wenn die Tchibo-Werbung ins Haus flattert. Da tummelt sich die »Longbluse« mit dem »Outdoor-Mantel« neben »Soft-BHs« und diversen »Shirtys«.
Auch auf den Straßen und in den Restaurants ist der Sprachmüll nicht mehr wegzudenken. Der Schriftsteller Ze Do Rock: »Da gibt es eine Münchener Kneipe, die einen 'sandwich mit cheese und bacon' anbietet. Der Wahnsinn, oder?«
Jede Menge pseudoenglisches Gefasel.
Jede Menge pseudoenglisches Gefasel.
Es gibt ja durchaus englische Begriffe, die ihren berechtigten Platz in unserer Sprache einnehmen. Zum Beispiel fällt mir für »Sandwich« kein griffiger deutscher Begriff ein. Peter Hahne, Fernseh- und Buchautor sowie Nachrichtensprecher, formuliert das so: »Man soll die eigene Sprache nicht krampfhaft gegen Einflüsse von außen abschotten, aber auch nicht alles kritiklos übernehmen.«
Bastian Sick bringt es auf den Punkt: »Wer seine Sprache mit Englisch garniert, gibt sich weltgewandt und modern. Und kann sich abgrenzen gegen all jene, die ihn nicht verstehen sollen, weil er in Wahrheit gar nichts mitzuteilen hat.« Matthias Brodowy, Kabarettist: »Hinter einem denglisch-babylonischen Sprachgewirr kann man sich wunderbar verstecken, Wissenslücken vertuschen und Kompetenz vorgaukeln.«
Richtig. Die Vermutung liegt nahe, dass man irgendwie moderner und womöglich gar gebildet wirken will, wenn man für die Veranstaltung mit einem »Flyer« wirbt statt mit einer »Einladung«. Die »Longbluse« verkauft sich bestimmt besser als eine »lange Bluse«, und wer würde schon ein »Sandwich mit Käse und Schinken« bestellen...
Und nun steht unsWeihnachten X-Mas bevor.
Richtig. Die Vermutung liegt nahe, dass man irgendwie moderner und womöglich gar gebildet wirken will, wenn man für die Veranstaltung mit einem »Flyer« wirbt statt mit einer »Einladung«. Die »Longbluse« verkauft sich bestimmt besser als eine »lange Bluse«, und wer würde schon ein »Sandwich mit Käse und Schinken« bestellen...
Und nun steht uns
Der Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS), die mit über 30.000 Mitgliedern größte internationale Sprach-Bürgerbewegung, hat den Begriff »X-mas« als das überflüssigste und nervigste Wort des Jahres 2008 in Deutschland ausgewählt. Dazu Prof. Dr. Roland Duhamel, VDS-Vorstandsmitglied und Germanist der Universität Antwerpen: »Der Begriff soll ein Kürzel für Weihnachten bzw. 'Christmas' sein, steht aber im krassen Gegensatz zu allem, was man in Deutschland mit Weihnachten verbindet. ... Bei diesem Anglizismus wird sogar das Wort »Christ« durch das schnöde Kürzel X ersetzt.«Die Auswahl traf der VDS-Vorstand aus Begriffen, die von Mitgliedern und anderen Bürgern immer wieder als besonders störend genannt wurden und für die es bessere und verständlichere deutsche Wörter gibt. Auf Platz 2 und 3 in der Liste der überflüssigsten und nervigsten Wörter kamen die Anglizismen »Flyer« (deutsch: Flugblatt) bzw. »Human Resources« (wörtlich: »menschliche Rohstoffe«; soll für Angestellte oder Personal stehen).
Ich habe in der Vergangenheit diese und andere Unworte nicht benutzt und werde sie auch im kommenden Jahr nicht in den Mund nehmen. Sie werden sich auch nicht in meinen Schriften finden. Und selbst wenn das mancher pingelig oder kleinkariert findet, werde ich mich auch zukünftig zum Sprachmüll zu Wort melden. Da denke ich wie Dieter Hallervorden:
»Die deutsche Sprache ist nicht nur mein Arbeitsmedium, sondern auch öffentliches Gut und wichtigster Ausdruck unserer Kultur. Sie bedarf deshalb ebenso der Pflege und des Schutzes, wie Wasser, Boden und Luft.«Quelle der Zitate: VDS