Als ich gestern vormittag las, dass Evelyn Hamann gestorben ist, war ich bestürzt. Bin es noch immer.
Sie hatte, was den heutigen sogenannten Comedy-Stars samt und sonders zu fehlen scheint: Humor mit Stil, Kultur und Feingefühl. Charakter eben. "Ich kann nur spielen, was ich verstehe", hat sie einmal als Erklärung, warum sie etliche lukrative Rollen abgelehnt habe, gesagt.
Ich habe Evelyn Hamann auch abseits der Loriotsketche sehr geschätzt; ob Spielfilm oder Serie, sie konnte mit ihrer Kunst sogar eine inhaltlich eher flache Geschichte zu einem Erlebnis machen, das mir, dem Zusachuer, wohl tat. Das hat sie einmal als Geschenk, als Gabe bezeichnet: Dass sie mit ihrem Leben und Werk anderen Menschen Freude machen, anderen Menschen etwas Gutes tun kann, bedeute ihr ungeheuer viel und mache sie sehr dankbar.
Bundespräsident Horst Köhler hat den Angehörigen sein Beileid bekundet. "Viele Menschen in unserem Land teilen Ihre Trauer“, schrieb der Präsident. Hamann habe einen trockenen, unnachahmlichen Humor besessen und auf "liebenswerteste Weise, mit Herzlichkeit und hintersinnigem Witz“ auf menschliche Schwächen und Stärken hingewiesen. "Evelyn Hamann wird uns allen als eine großartige Darstellerin und als ein ganz besonderer Mensch in Erinnerung bleiben“, schrieb Köhler weiter.
Dem schließe ich mich an, dankbar für die vielen wunderbaren Stunden, die mir Evelyn Hamanns Kunst geschenkt hat. Es ist niemand in Sicht, der die Lücke füllen könnte.