Dass jemandem immer alles gelingt, was er sich vorgenommen hat, ist eher unwahrscheinlich. Das ändert nichts daran, dass es durchaus sinnvoll ist, sich Ziele zu setzen, die zu erreichen es eines beachtlichen Stückes Weg bedarf. Die entscheidende Frage ist im Falle des Strauchelns oder bei unvorhersehbaren Hindernissen auf dem Weg immer: Aufgeben oder nicht?
Niemand scheitert gerne. Daher liegt es nahe, ganz aufzugeben statt sich erneut dem Risiko des Nichtgelingens auszusetzen, natürlich mit »Begründungen«, die uns die Tatsache des Aufgebens verschleiern. Als ich übergewichtig und dem Nikotin verfallen die ersten Versuche unternahm, durch sportliche Betätigung dem jämmerlichen Zustand meines Körpers entgegenzuwirken, kam ich nicht weit. Nicht einmal einen Kilometer konnte ich im Dauerlauftempo schaffen. Da lag es nahe, mir zu versichern: Das ist nichts für dich. Dein Körperbau ist eben anders, nicht jeder kann Jogger sein. Und heute? Heute habe ich einen BMI von 24, einen Körperfettanteil von 20% und wiege statt damals 98 bis 102 nur noch rund 79 Kilogramm. Weil ich damals und bei zahlreichen Rückschlägen seither nicht aufgegeben habe.
Mancher fragt sich: Gibt es ein Erfolgsrezept, ein Geheimnis, um nicht aufzugeben? Nein. Auch wenn in diversen Zeitschriften Ausgabe für Ausgabe die neuesten »Geheimnisse« und »Sensationsmethoden« vollmundig angepriesen werden - es gibt kein Geheimnis und keine zuverlässige Methode. Gäbe es die, dann hätte sich das Thema längst erledigt und würde nicht mehr als Aufmacher taugen. Keine Redaktion wird versuchen, mit dem Thema »Wie man Licht in den dunklen Keller bringt« Leser zu gewinnen. Wir gehen alle einfach in den Keller und schalten das Licht ein. Wenn die Lampe defekt ist, wird sie repariert. Kein Geheimnis. Man muss nur wissen, wo der Lichtschalter ist und wie man eine Glühbirne wechselt.
Wenn es überhaupt so etwas wie ein Erfolgsrezept für einen gesunden und achtsamen und bewussten Lebensstil gibt, dann nur das eine: Nicht aufgeben, immer wieder und wieder und wieder dranbleiben.
Dabei kann folgendes hilfreich sein:
- Eine flexiblere Denkweise. Wenn man sich zu sehr in einen Plan verbeißt und dann irgend welche Hindernisse auftauchen, die nicht so einfach aus dem Weg zu räumen sind, dann ist das Scheitern zwangsläufig. Wenn die Geisteshaltung flexibel bleibt, kann man Hindernisse gegebenenfalls umgehen oder einen als Sackgasse erkannten Weg gegen einen neuen eintauschen. Das Ziel kann man dann trotzdem ansteuern, und sei es auf Umwegen. Wer flexibel denkt, weiß, dass es nicht nur eine einzige Möglichkeit gibt.
- Lernbereitschaft. Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir, sagt der Volksmund. Und das gilt auch nach der Schulzeit. Aus jedem Scheitern, aus jedem fehlgeschlagenen Versuch kann ich etwas lernen. Ich weiß dann, wie es nicht funktioniert. Ich weiß dann, welcher Weg - vielleicht nur für mich - nicht gangbar ist. Solche Erfahrungen sind Gold wert, wenn man sie bewusst wahrnimmt und anwendet. Ein Leben lang kann man das Leben meistern lernen, wenn man dazu bereit ist.
- Hilfe suchen. Wenn etwas gar nicht klappen will, dann kann es ja sein, dass einfach Wissen fehlt, das andere Menschen besitzen. Oder auch »nur« Unterstützung. Wer nicht fragt, bleibt dumm heißt es in einem Kinderlied. Niemand kann Spezialist auf allen Gebieten sein, aber niemand muss deshalb auf das verzichten, was andere wissen oder haben – solange er nur um Hilfe bittet. Plötzlich kann dann etwas ganz einfach sein, wenn man endlich weiß, wie es geht.
- Pause machen. Manchmal braucht unser Gehirn Abstand, Ablenkung von dem Thema, bei dem wir im Moment nicht weiter kommen. Wenn wir scheitern und erst einmal innehalten, dann ist das noch kein Aufgeben. Es kann zwar dazu führen, sicherlich, aber es kann auch helfen, die Angelegenheit ein paar Tage ruhen zu lassen. Oder ein paar Stunden, je nachdem. Vielleicht sogar Wochen. Man kann ein Gefühl dafür entwickeln, wann es sinnvoll ist, dranzubleiben und wann eine Pause angebracht ist. Achtsamkeit bezüglich der eigenen Person ist hier der Schlüssel.
- An das Ziel erinnern. Es hilft mir, mich immer wieder an das Ziel zu erinnern, wenn der Weg beschwerlich ist. Aufgeben ist immer leichter. Aber wenn ich aufgebe, verliere ich etwas Wichtiges, und das kann viel schlimmer sein als die Beschwerlichkeiten, die ich gerade bewältige. Ein simples Beispiel: Es gibt Tage, an denen es mich eine erhebliche innerliche Überwindung kostet, Sport zu treiben. Aber mein Ziel, dem Krebs dauerhaft Widerstand entgegen zu setzen, macht mir dann wieder klar, dass es sich lohnt, die Unlust zu überwinden.
- Realistisch sein. Unsere Ziele dürfen hoch gesteckt sein, daran ist nichts verkehrt. Der neue Geschäftsführer in der Firma, in der ich tätig bin, stellte sich kürzlich vor und nannte als eines seiner Ziele: Null Arbeitsunfälle. Das ist einem metallverarbeitenden Industriebetrieb so gut wie unmöglich - aber als Ziel und Ansporn durchaus hilfreich. Wer sich solche »unrealistischen« Ziele setzt, muss realistisch sein und wissen, dass er zwar den Weg einschlagen und verfolgen kann, aber das Ziel aller Voraussicht nach nicht erreichen wird. Und weil er das weiß, wird er bei Rückschlägen nicht aufgeben, sondern »jetzt erst recht!« sagen und weitermachen.
Wir sind schließlich alle nur Menschen, und das ist auch gut so. Wir scheitern, wir versagen, wir werden mutlos ... aber wir können auch jederzeit einen neuen Anlauf nehmen. Vielleicht helfen diese Tipps dir dabei.
Also stehen wir auf und gehen weiter. Auf das Ziel zu. Kommst du mit?
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