Kürzlich hat der Storch in zwei Beiträgen Gedanken über den Stachel / Dorn im Fleisch des Paulus zusammengetragen, die mir sehr nachvollziehbar sind: Teil 1 / Teil 2
Gestern beim Jogging dachte ich über die Dankbarkeit nach, da wir auf dem ehemaligen Todesstreifen liefen. Dort wo einst Minen und Selbstschussanlagen, schwerbewaffnete Grenzsoldaten der DDR und Stacheldraht zu finden waren, kann man heute spazierengehen, radfahren, picknicken oder eben joggen.
Ich dachte an die Frau vom Checkpoint Charlie, die in der Talkshow bei Anne Will meinte, dass sie zwar nach Akteneinsicht inzwischen wisse, wer sie damals denunziert habe, dies aber nicht sagen wolle. Diese Menschen müssten irgendwie selbst mit ihrer Schuld umgehen, keiner sei bisher zu ihr gekommen.
Dieser Gedankengang führte sozusagen aus heiterem Himmel (ich dachte überhaupt nicht an Paulus oder den Stachel / Dorn) zu einem Impuls:
Der Stachel, von dem Paulus schreibt, ist sein trotz der erlebten Vergebung aller Schuld vorhandenes Wissen, dass er ein Mörder ist.
Er hatte die Christen verfolgt, eingesperrt, war sozusagen der Grenzsoldat und der Denunziant. Zumindest bei der Ermordung von Stephanus war er persönlich anwesend, es ist zu vermuten, dass dies nicht die einzige Hinrichtung war, der Paulus beiwohnte.
Nun will ich nicht behaupten, dass dieser Impuls eine göttliche Offenbarung sei, aber zumindest für mich ist es eine Möglichkeit neben der vom Storch genannten (und anderen Theorien).
Solche Dornen trage auch ich mit mir herum. Ich weiß, dass Gott mir alle Schuld, jede Sünde vergeben hat, aber was ich anderen Menschen in meiner Vergangenheit angetan habe, kann ich nicht ungeschehen machen. Dieses Wissen hat mich schon manches Mal davon abgehalten, mich zu überheben.