Mittwoch, 28. Oktober 2009

U2.com > News > Historic Performance at Berlin's Brandenburg Gate


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So far no chance to get a ticket. Eventim is responding with a stupid Warteraum-page.

I'll keep trying...

Nachtrag 11:06 Uhr: YESSSSS! Zwei Karten erwischt. Heureka!

Wer Lust hat, mich mal wieder zu treffen: Am 5. November bin ich am Brandenburger Tor. So etwa ab 17:30. Da müsste ich ja dann eigentlich leicht zu finden sein...


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Warum eine herkömmliche Gemeinde manchmal nicht die richtige Gemeinde ist

Im vergangenen Jahr haben deutlich mehr Protestanten die evangelische Kirche verlassen als in den Vorjahren. 2008 habe es rund 160.000 Austritte gegeben, sagte der Finanzchef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thomas Begrich, bei der EKD-Synode in Ulm. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte im September mitgeteilt, dass 2008 mehr als 120.000 Mitglieder aus der katholischen Kirche ausgetreten seien.

Austritte sind das eine, hinzu kommt der »natürliche« Mitgliederverlust. REMID, der religionswissenschaftliche Medien- und Informationsdienst e.V., hat zuletzt im Februar Ergebnisse der  Mitgliederentwicklung von Kirchen und Religionsgemeinschaften veröffentlicht. Die Tendenz der letzten Jahre setzt sich in Deutschland fort: Die katholische Kirche schrumpfte von 2006 zu 2007 um rund 221.000 Mitglieder, die evangelische Kirche um rund 252.000. Derzeit haben beide großen Kirchen noch je rund 25 Millionen Mitglieder.

Bei den meisten Freikirchen und Gemeinden fehlen Angaben zur Entwicklung, da es - anders als bei den großen Kirchen - keine offiziellen Daten (anhand der Kirchensteuerzahler) gibt und interne Zahlen kaum veröffentlicht werden. Der Bund freier Pfingstgemeinden nennt etwa 44.000 Mitglieder, die Baptisten liegen irgendwo zwischen 75.000 und 100.000; die Freien Evangelischen Gemeinden zählen 36.000.

Insgesamt scheint die Tendenz unaufhaltsam: Die christlichen Kirchen und Gemeinschaften schrumpfen, genau wie die Bevölkerung. Regional gibt es natürlich Unterschiede, die Einwohnerzahl von Berlin beispielsweise geht seit 2004 wieder kontinuierlich nach oben.

Vom Missionsauftrag, von dem Gedanken, dass die Gemeinde Christi sich ausbreitet und größer wird, ist die Realität vielerorts weit entfernt. Nicht nur in Berlin. Vielleicht liegt das ja daran, dass manches in den Kirchen und Gemeinden einer Reformation bedürfte?

Einige Einwürfe meinerseits - als Diskussionsstoff gedacht, nicht etwa als Heilmittel der Misere. Auch deshalb schreibe ich im folgenden Text »wir« – und nicht »die Verantwortlichen«:

  1. gemeindeupsidedownEin großer Teil des Einwohnerzuwachses sind entweder Zuwanderer oder Kinder aus Familien mit asiatischem, afrikanischem, türkischem, arabischem oder anderem ausländischen Hintergrund. Wir haben keine Ahnung, welche Gemeindeformen, -ausprägungen und -strukturen für solche Menschen attraktiv sein könnten, weil wir keine Ahnung von deren Kultur, Gesellschaft und Religion haben. Und selbst von der deutschen Kultur und Gesellschaft haben viele Leitende und Verantwortliche in Kirche und Gemeinde überhaupt keine Vorstellung mehr. Der durchschnittliche Besucher ohne christliche Vorprägung wird wenig finden, was mit seiner Welt etwas zu tun hat.
  2. Wir haben ein Mercedes-Modell der Gemeinde im Kopf: Eine Gemeinde braucht ansprechende Räume, moderne technische Ausstattung, ansehnliche Druckerzeugnisse, bequeme Stühle und bezahlte Mitarbeiter vom Pastor bis zur Sekretärin. Ein Mercedes mag ein vortreffliches Auto sein, aber in Sachen Sparsamkeit und Erschwinglichkeit ist er nicht die erste Wahl und er ist auch nicht jedermanns Geschmack. Unsere Vorstellung von »Erfolg« im geistlichen Bereich ist zu sehr mit Wohlstand und gesellschaftlichem Status verbunden. Gerade die Notleidenden und Hilfsbedürftigen bleiben draußen vor der Tür.
  3. Normalsterbliche Laien kommen gar nicht auf die Idee, dass sie »Gemeinde« sein oder werden könnten. Nur theologisch ausgebildete Fachleute kommen als Gemeindeleiter und -gründer in Frage. Man muss - je nach Konfession - Theologie studiert oder eine Bibelschule besucht haben. Schon von »normalen« Gemeindemitgliedern wird erwartet, dass sie Glaubenskurse und -schulungen mitmachen, bevor man überhaupt in Erwägung zieht, jemanden zu taufen. Die Gläubigen meinen, all das sei Aufgabe der Profis, der Pastoren oder Ältesten und Evangelisten. Daher sind Hauskreise und Gesprächsgruppen für Gäste und Besucher häufig ungeeignet, ein Ort zu werden, an dem man Gott kennenlernen kann.
  4. Weil man gerne vieles den Profis überlässt, gibt es viel zu viele Glaubenskurse, -seminare, -fachbücher und Sonstiges aus Expertenhand. Die Experten ihrerseits wachen darüber, dass sie nicht überflüssig werden, weil etwa jemand auf die Idee kommt, Lieschen Müller und Otto Mustermann könnten anfangen, »Gemeinde« zu sein. Gemeindeleitung und -gründung muss kompliziert und eine Sache von Fachleuten bleiben. Angesichts von »vorgeschriebenen« Kursen, Seminaren und Abläufen, wenn man gläubig und aktiv werden möchte, lassen es viele lieber bleiben, und Kirchenferne können sowieso nirgends ihre Talente investieren. Sie sind ja nicht fromm genug.
  5. Die meiste Energie der Gemeinden, auch bei Neugründungen, richtet sich nach innen. Es geht darum, als Organisation zu überleben, die Menschen werden animiert, sich innerhalb der Gemeinde für die Gemeinde in diversen Diensten und Bereichen zu investieren. Der Mercedes muss gewartet und gepflegt werden. Die Menschen werden schon irgendwie zur Gemeinde strömen, wenn sie nur gut geschmiert ist und poliert wurde, damit sie glänzend genug aussieht. Doch der Besucher, der von außen kommt, lässt sich mitunter nicht so leicht blenden wie der Dauergast.
  6. Viele Gemeinden sprechen den Intellekt nicht an, fördern oder fordern nicht das eigenständige Denken der Besucher. Die Predigten sind häufig eine Aufzählung der Überzeugungen des Predigers und selten eine Einladung, sich selbst mit Glaubensfragen und -zweifeln auseinanderzusetzen, selbst Antworten zu suchen und zu finden. Der Prediger verkündet Rezepte, die Besucher sollen die verordneten Pillen unbesehen schlucken. Die Deutschen neigen heutzutage nicht mehr dazu, Untertan sein zu wollen – also bleiben sie fern.
  7. Die Liturgie ist in freikirchlichen Gemeinden genauso zementiert wie in den großen Kirchen. Selbst wenn kein einigermaßen begabter Musiker zur Verfügung steht, muss unbedingt eine »Zeit der Anbetung« Bestandteil der Zusammenkünfte (ob Hauskreis oder Gottesdienst) sein. Selbst wenn dem Prediger keine vernünftige Predigt eingefallen ist, muss er eine halten. Es ist viel von der »Freiheit in Christus« die Rede und wenig zu spüren. Das Gemeindeleben besteht überwiegend aus Frontalprogramm und passiven Zuschauern, mehr Form als Inhalt. Für kirchenferne Menschen ist ein Theater- oder Kinobesuch wesentlich unterhaltsamer.
  8. Es werden »biblische Grundlagen« verwendet, die in der Bibel nicht zu finden sind. Das reicht vom »notwendigen Übergabegebet« und der Vorstellung, dass »Pastor« ein Beruf wäre über moralische Maximen und Finanzierungsmodelle bis zur Vorstellung, die Bibel sei ein unfehlbares Lexikon für das Leben - man müsse nur den passenden Vers zur jeweiligen Situation finden. Die unpassenden Verse werden ignoriert. Für manchen Besucher, der nicht schon fromm ist, wirkt das absolut unglaubwürdig. Auch manche Gläubige werden in den letzten Jahren stutzig, weil das verkündigte Wort wenig mit der Realität zu tun hat.
  9. Menschen, die inzwischen mit neuen Glaubensausprägungen experimentieren, neue Formen der Gemeinschaft ausprobieren, unantastbare moralische Postulate über Bord werfen, werden flugs, im günstigsten Fall, als »Spinner« bezeichnet. Oder gleich als Irrlehrer gebrandmarkt. Wer Homosexuelle oder Moslems in seiner Runde willkommen heißt, bei dem ist sowieso der »Geist von unten« am Werk. Eindringlich wird vor solchen Menschen und Bewegungen gewarnt, da sie offensichtlich als Konkurrenz verstanden werden. Was nicht nach Schema F aussieht, ist erst einmal grundsätzlich falsch. Ergo fühlen sich in herkömmlichen Kirchen und Gemeinden viele Menschen, Homosexuelle zum Beispiel, von vorne herein ausgegrenzt, unerwünscht.

P.S.: Zum Teil wurden diese Gedankenanstöße inspiriert von Brad Boydston, der sich in einem Beitrag auf seinem Blog mit der Situation der Gemeinde in Nordamerika auseinandersetzt: Top 10 reasons the church planting movement in North America is in trouble