Neulich stieß ich auf die Cercopis Vulnerata, die gelegentlich auch als Gemeine Blutzikade daher kommt. Nicht beim Spaziergang, sondern beim Nachrichtenüberblick. Das possierliche Tier wurde zum Insekt des Jahres gekürt. Von vermutlich ernsthaften Wissenschaftlern. Zumindest nehmen sie sich wohl ernst, sonst würden uns solche weltbewegenden Nachrichten nicht erreichen.
Die Gemeine Blutzikade ist ihrer Zeit sogar voraus, denn sie ist bereits jetzt zum »Insekt des Jahres 2009« erhoben worden.
Wenn ein Jahr zur Neige geht, häufen sich ungeheuer wichtigen Mitteilungen von verschiedenen Kuratorien, Abstimmungen, Juryentscheidungen oder Expertenkommissionen, die zum Schluss gelangt sind, wer oder was die Auszeichnung »Der die das X des Jahres« verdient hat.
Vom »Unwort des Jahres« über den »Po des Jahres« bis zum »Spiel des Jahres« reicht die Bandbreite, natürlich gibt es das »Auto des Jahres« genauso wie das »Fahrrad des Jahres«, für Musikfreunde die »Band des Jahres« und für Menschen wie mich das »Buch des Jahres«.
Ehre, wem Ehre gebührt, sei es nun das »Baby des Jahres«, die »Frau des Jahres« oder der »Mann des Jahres«. Uneinigkeit herrscht, wem die Auszeichnung zum »Skandal des Jahres« gebührt, aber es liegen ja auch noch ein paar Wochen vor uns. Auch bei der »Überraschung des Jahres« ist das Rennen noch offen.
Einstweilen begnüge ich mich damit, dass ich wohl keine Chancen habe, mein elektronisches Tagebuch als »Blog des Jahres« geadelt zu sehen. Macht ja nichts. Wenigstens bin ich nicht der »Verlierer des Jahres«.