Es ist eine langjährige Tradition, sich zu Ostern zu beschenken. Aus den meisten Familien dürfte sie kaum wegzudenken sein. Geschenke, sagt der Volksmund, erhalten die Freundschaft - woran nichts auszusetzen wäre, wenn damit nicht bereits eine unterschwellige Erwartung einherginge: Ich schenke dir etwas, und ich erwarte (so funktioniert Freundschaft nun mal), ebenfalls beschenkt zu werden.
Ostern erinnert - zumindest unter Christen - an die Auferstehung. Jesus Christus wurde auferweckt aus dem Grab und damit wurde uns Menschen das größte Geschenk gemacht, das es in der Geschichte gegeben hat. Die Errettung, das ewige Leben - ohne eigene Bemühungen und Verdienste.
Doch gerade das macht uns oft Mühe. Wir haben es verlernt, uns einfach beschenken zu lassen, ohne dass wir eine Gegenleistung erbringen wollen. Als kleine Kinder waren wir noch uneingeschränkt dazu in der Lage. Ein Kleinkind erfreut sich an Geschenken und denkt sich nichts dabei, »nur« Konsument zu sein. Doch nach und nach wird uns beigebracht: »Wenn du lieb bist, bekommst du ...« »Wenn du Tante Erna zum Geburtstag schreibst, schickt sie bestimmt ...« »Wenn du brav gewesen wärest, könntest du jetzt ein Eis bekommen.«
Diese Prägung übertragen wir auf unsere Beziehung zu Gott. Es fällt uns einfach schwer zu begreifen, dass Gott uns ohne Vorbedingungen liebt, dass wir einfach nur beschenkt werden. Dies ging schon den ersten Christen so, wie wir an zahlreichen Erklärungen sehen können, die Paulus in seine Briefe schrieb. Den Christen in Ephesus beispielsweise versicherte er: »Aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit niemand sich rühmt.« (Epheser 2, 8-9) Für die Gläubigen in Rom formulierte er es so: »Alle werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung die in Christus Jesus ist.« (Römer 3, 24) Seinem Mitarbeiter Titus schrieb er: «...errettete er uns nicht aus Werken, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.« (Titus 3, 4-5)
Es gab bereits in der ersten Gemeinde Stimmen, die Voraussetzungen für die Errettung - also eine Gegenleistung für das Geschenk - nannten. Beschneidung, das Halten bestimmter Regeln und Gesetze, Speisevorschriften ...
Das Apostelkonzil hatte sich mit dieser Frage auseinander zu setzen. Petrus erklärte den versammelten Leitern der jungen Gemeinde: »Nun denn, was versucht ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene.« (Apostelgeschichte 15, 10-11)
Ausschließlich durch die Gnade Gottes können wir errettet werden, ausschließlich durch ein Geschenk. Das Ostergeschenk Gottes wird ausschließlich geschenkt, nicht verdient.
Wie wäre es, wenn du das Osterfest zu einem Fest der Dankbarkeit, und nicht der Verpflichtung zur Gegenleistung, machst? Erinnere dich daran, welchen Schatz du durch die Auferstehung Jesu bekommen hast und danke Gott dafür. Du bist beschenkt, ohne jegliche Voraussetzung.
Manche Atheisten, mit denen ich über den Glauben spreche, bleiben distanziert, weil sie meinen, den »Anforderungen« nicht genügen zu können. Es gibt auch andere Gründe, aber dieser wird immer wieder genannt.
Nun wäre doch Ostern eine gute Gelegenheit, umzudenken. Du wirst nie gut genug sein, du wirst eine neue Lebensperspektive nie verdienen können. Aber du kannst dich beschenken lassen mit der größten Gabe, die vorstellbar ist: Vergebung deiner Schuld und Zugang zum Leben mit Christus. Dass das bereichert, froh macht und noch vieles mehr, musst Du mir nicht glauben, das kannst du auch einfach ausprobieren. Einfach so, ohne etwas anderes tun zu müssen, als dieses Ostergeschenk anzunehmen.
Ob nun Atheisten, Christen oder sonstige -isten: Ich wünsche meinen Blogbesuchern sonnige und unbeschwerte Feiertage!