Ein Tumor entsteht, wenn sich Zellen unkontrolliert zu vermehren beginnen und umliegendes Gewebe verdrängen. Dass regelmäßiger Sport das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen vermindern und die Wahrscheinlichkeit für die Rückkehr eines Tumors reduzieren kann, haben bereits mehrere Analysen gezeigt.Inzwischen bestätigen immer mehr Forschungsergebnisse, was mir intuitiv gleich nach der Darmkrebsoperation im März 2012 klar war: Ich muss mich bewegen, wenn ich gegen den Krebs ankämpfen will. Dass es dennoch keine Garantie gibt, weiß ich spätestens seit im Herbst 2013 zwei Metastasen in meiner Leber gefunden und entfernt wurden, aber zumindest kann ich mit dem Sport meinen Teil dazu tun, dass mein Körper Krebszellen erkennen und vernichten kann.
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Die Daten einer relativ neuen Studie (der Link zum Fachartikel steht weiter unten) belegen eine führende Rolle natürlicher Killerzellen bei der Beeinflussung des Tumorwachstums. Diese Killerzellen werden produziert, wenn Ausdauersport betrieben wird. Es war bereits bekannt, dass die vom Körper produzierten Killerzellen die Größe von Tumoren kontrollieren und regulieren können, aber niemand hatte bisher geprüft, wie Bewegung dieses System beeinflusst. Als Mittler fungiere bei diesem Prozess das Signalmolekül Interleukin-6 (IL-6), heißt es in der Studie. Bei körperlicher Anstrengung werde das Molekül von den Muskeln verstärkt freigesetzt und helfe den Immunzellen, aus dem Blutstrom zum Tumor zu gelangen.
Krebspatienten stellten häufig die Frage, ob und wie umfassend sie Sport machen dürften, sagt Studienautorin Hojman. Das neue Ergebnis weise darauf hin, dass es durchaus sinnvoll sein könnte, sich intensiv zu bewegen. Sporttherapien in die Tumorbehandlung einzubeziehen, müsse zum Standard werden, ist Bloch überzeugt. Ein großes Problem sei allerdings noch die Kostenübernahme – kaum eine Krankenkasse zahle die Sporttherapie derzeit.Da kann ich den Autoren des Artikels nun allerdings nicht so ganz folgen. Alle Krankenkassen bezahlen eine Rehabilitationsmaßnahme nach einer Krebsoperation. Während der Rehabilitationsmaßnahme, die in der Regel mindestens drei Wochen dauert, kann jeder Patient diverse Sportarten kennenlernen und herausfinden, welche in Frage kommen. Oder mit welchen man anfängt. Nach der Operation konnte ich nicht auf das Laufband oder draußen joggen, auch das Schwimmen war zunächst unmöglich, aber Training auf dem Ergometer/Fahrrad klappte. Nach ein paar Monaten konnte ich auch wieder behutsam mit dem Lauftraining anfangen.
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Um nach einer solchen Rehabilitationsmaßnahme langfristig weiter Sport zu treiben, braucht man keine Kostenübernahme durch eine Krankenkasse. Ein paar Laufschuhe alle zwei Jahre, Joggingbekleidung für kalte und warme Tage oder eine Badehose beziehungsweise einen Badeanzug und den Eintritt in eine Schwimmbad sollte sich so gut wie jeder und jede leisten können. Ein gebrauchtes Fahrrad kostet nicht die Welt. Für Ausdauersport, und genau der wirkt dem Krebs entgegen, braucht man keine teuren technischen Geräte, kein Fitnessstudio, keine sportmedizinische Betreuung.
Natürlich kostet es aber trotzdem etwas Geld, Ausdauersport zu treiben – kostenlos geht kaum. Da heißt es dann im Zweifelsfall abwägen, ob ein iPhone, eine Handtasche, ein schickeres Auto oder Weißnichtwasnochalles wirklich wichtiger und wertvoller sind. Es kostet auch Überwindung, vom Sofa aufzustehen und loszulaufen oder loszuradeln oder loszuschwimmen. Allerdings wird wohl jeder, der Sport betreibt, bestätigen, dass die Überwindung dieses inneren Schweinehundes deutlich schrumpft im Vergleich zum guten Empfinden nach dem Sport. Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
Da Ausdauersport (bei drei Mal pro Woche mindestens 45 Minuten) auch für Herz und Kreislauf die inzwischen nachweislich beste und preiswerteste Medizin ist, gibt es eigentlich auch für Menschen, die nicht an Krebs erkrankt sind, keinen vernünftigen Grund, sich nicht reichlich zu bewegen. Außerdem können die durch den Sport freigesetzten Killerzellen dafür sorgen, dass es gar nicht erst zur Entstehung von Tumoren kommt.
Wie gesagt: eine Garantie, mit Sport krebsfrei zu bleiben, gibt es nicht. Es gibt weitere Faktoren, von der Ernährung über das Rauchen und Umweltgifte bis zu erblichen Belastungen … aber welcher auch nur einigermaßen vernunftbegabte Mensch würde nicht das seinerseits Machbare dazutun, um die Chancen auf dauerhafte Gesundheit zu erhöhen?
- Der Bericht über die aktuelle Studie: [Mit Sport den Krebs besiegen – Welt online]
- Ein paar Fakten der Deutschen Herzstiftung zum Thema: [Ausdauersport schützt Herz und Kreislauf]