Freitag, 20. Dezember 2013

Mehr oder weniger weihnachtliche Grüße

Es ist viel von Besinnlichkeit die Rede, von Freude, vom Freudemachen, vom Genießen ... gutes Essen, erlesene Geschenke, romantische Konzerte, anheimelnder Kerzenschein, frisches Tannengrün ... Advent und Weihnachten ist für die Wirtschaft ein großes Geschäft und für professionelle Öffentlichkeitsredner Anlass zu den alle Jahre wieder gleichen Klischees. Das ist nun einmal so und vermutlich sogar gut so, wenn wenn es der Wirtschaft gut geht und die Politiker und religiösen Würdenträger sich salbungsvoll äußern dürfen, dann kann man daran ja nichts aussetzen.

Dennoch seien Zweifel erlaubt: Ist das alles? Geht es in der Weihnachtszeit wirklich um ein schmuckvolles Jahresendfest, das womöglich bei vielen Menschen Erwartungen weckt, die nicht erfüllt werden - und nach den Feiertagen sind Frust, Enttäuschung und Elend um so größer? Von Kindern, die statt des erhofften neuen Mobiltelefons von den Eltern anders beschenkt wurden bis zur inneren Leere und Einsamkeit der Alleinstehenden, die um so schmerzhafter wird, je glücklicher vorgeblich die anderen feiern.

Weihnachten ist kein biblisches Fest - Jesus wurde soweit die Forschung dies ergründen kann in den Sommermonaten geboren und es gibt in der Bibel keine einzige Aufforderung, die Geburt des Erlösers überhaupt als einen besonderen Tag zu feiern. Vielmehr wurde einem in der geschichtlichen Tradition verwurzelten Winterfest (hierzulande das germanische Julfest) ein religiöser Mantel umgehängt und im Lauf der Jahrhunderte immer weiter ausgeschmückt und erweitert, so dass heutzutage viele Menschen - gläubig oder nicht - den Ursprung von Weihnachten in der Bibel suchen. Als kirchlicher Feiertag ist der 25. Dezember allerdings erst seit 336 in Rom belegt.

Aber auch das ist ja nicht wirklich schlimm. Wie beim Oster- und Pfingstfest, ebenfalls nirgends als Feieraufforderung oder gar Gebot im heiligen Buch der Christenheit zu finden, schadet es ja nichts, wenn der Mensch über die Auferstehung Christi nachsinnt und sich Gedanken über die Kraft aus der Höhe oder - zu Weihnachten - über das Menschwerden Gottes macht.

Ich gehöre keineswegs zu den Weihnachtsverweigerern. Wir feiern im Familienkreis das Beisammensein, tauschen Geschenke aus, erfreuen uns an guten Speisen. Ein Weihnachtsbaum schmückt die Stube und überall in der Wohnung hat die beste aller Ehefrauen dekorative Elemente an geeigneten Stellen untergebracht. Wir besuchen klassische Adventskonzerte genauso wie ein Gospelkonzert in einer großen Kirche, auch dem Weihnachtsgottesdienst in unserer Gemeinde bleiben wir nicht fern. Das alles genieße ich, dagegen habe ich kein Wort zu sagen.

Ich meine allerdings durchaus, dass es nicht verkehrt wäre, all den geschäftlichen Rummel und die übersteigerten Erwartungen an dieses eine Fest im Jahr deutlich zurückzufahren. Wenn weniger Gier nach teuren Geschenken geweckt würde, weniger Veranstaltungen zu absolvieren wären, könnte dann mehr echte Anteilnahme am Schicksal des Mitmenschen entstehen? Ob es sich nun um unseren »Nächsten« handelt oder jemanden ein Stückchen weiter weg - könnten wir, statt zur Beruhigung des Gewissens ein paar Euro in die Spendensammlung zu geben, vielleicht sogar ganz ohne finanziellen Aufwand etwas schenken, was wirklich kostbar ist, was bleibende Freude über die Weihnachtstage hinaus ? Zum Beispiel: Echte Anteilnahme. Aus dem Herzen kommende Ermutigung. Zusammenhalt in guten wie in bösen Zeiten.

Ich wünsche meinen Blogbesuchern in diesem Sinne ein frohes Weihnachtsfest!

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