Wenn ein Blinder über Farbe redet, kann ein Sehender ihn dann überhaupt in der Diskussion überzeugen? Herr A. sagt: »Diese Pflanze ist blau.« Herr B. sagt: »Nein, diese Pflanze ist grün.« Der Moderator wirft ein: »Herr A., was würden Sie denn mit einer Untersuchung machen, die zum Ergebnis käme, es gebe eben doch Hinweise auf die Grünheit der Pflanze?« Herr A. ist sich sicher: »Es wird keine wissenschaftliche Untersuchung geben, die zu diesem Ergebnis kommt.«
Herr Beck behauptet: »Homosexualität ist eine Prägung, die ebenso wenig zu therapieren ist wie die Körpergröße eines Menschen.« Herr Parzany entgegnet: »Selbstverständlich gibt es Fachleute, die die Möglichkeit sehen, dass Menschen ihre homosexuelle Neigung verändern und dass da Hilfe möglich ist.« Der Moderator wirft ein: »Herr Beck, was würden Sie denn mit einer neuen Untersuchung machen, die zum Ergebnis käme, es gebe doch Hinweise auf die Veränderbarkeit von Homosexualität?« Herr Beck ist sich sicher: »Es wird keine wissenschaftliche Untersuchung geben, die zu diesem Ergebnis kommt.«
Es steht Aussage gegen Aussage: Herr Beck ist Christ. Herr Parzany ist Christ. Herr Beck ist homosexuell. Herr Parzany ist heterosexuell. Herr Beck hat das Christival in Bremen scharf angegriffen. Herr Parzany hat es vehement verteidigt. Herr Beck sagt, dass Homosexualität unveränderlich sei. Herr Parzany sagt, dass - den Wunsch des Homosexuellen vorausgesetzt - Änderung möglich wäre.
Wirklich klüger bin ich nach der Lektüre des Gespräches nicht geworden. Ich vermag nicht zu sagen, ob die Pflanze nun blau oder grün ist. Immerhin positiv: Die beiden haben endlich mit einander geredet, anstatt über einander.
Der Schaden ist angerichtet, das Christival hat sich nun mit Absagen von bereits versprochenen Veranstaltungsräumen herumzuplagen. Obwohl das fragliche Seminar nicht mehr angeboten wird.
Das komplette Gespräch der Herren Beck und Parzany kann man hier nachlesen: Von „Lustknaben“ und der Freiheit der Wissenschaft
Freitag, 29. Februar 2008
Tilo hat doch recht!
Der Berliner an und für sich...
»Wann i nimmer megn dat, gangat i hoam.« »Heit gemma net ins Bad, s iss fui z'kolt..« »A so a Seckel, du Hirsch, du damischer, homms dir ins Ghirn eini gschissn?«
Das war für mich, waschechter Berliner Junge im zarten Alter von rund 11 Jahren, nicht wesentlich leichter zu verstehen als »Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam, qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur.«
Zurück zum Berliner Finanzminister. Es fehlt in all dem aufgeregten Gejohle und Gebrülle über seine Worte der Beweis, dass Herr Sarrazin mit seinem Scherz nicht die Wahrheit ausgesprochen hätte. Alle lautstarken Kritiker in den letzten Tagen haben - warum wohl? - zur Sache überhaupt nichts gesagt, sondern nur den Senator auf völlig unberlinische Art und Weise verbal verprügelt.
Die Berliner Schulen sind in der Tat auch heute nicht sonderlich lehrreich. Ich bekomme zur Zeit Dutzende von Berwerbungsunterlagen von Abiturienten (!) auf den Tisch, in denen es nur so von Rechtschreib- und Ausdrucksfehlern wimmelt.
Wer eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz schreibt, sollte sich doch - so meine altmodische Auffassung - mehr Mühe geben als bei der SMS an den Freund. Da ist es doch wohl angebracht, einen möglichst fehlerfreien Text zu schreiben? Und wenn sie, wie fast alle behaupten, sich so gut mit dem Computer auskennen... - warum haben sie dann noch nicht die Rechtschreibkorrektur entdeckt? Oder wollen sie gar nicht ernsthaft einen Ausbildungsplatz, sondern bewerben sich nur, um Absagen zu sammeln? Tatsache ist jedenfalls: Von bisher gelesenen 147 Bewerbungen waren ganze 3 (in Worten: drei) ohne solche Fehler.
Vermutlich hat Herr Sarrazin also nicht ganz Unrecht. Dass jemand ein Berliner Abitur absolviert hat, heißt noch lange nicht, dass er auch sonderlich viel gelernt haben muss.
P.S.: Vielleicht sollten wir die Stellenangebote nur noch in Bayern ausschreiben?
P.P.S.: Bild von nichtlustig.de
...hat mit Hilfe seiner Berlinismen die Fähigkeit entwickelt, Situationen derb-humorig zu kommentieren, ohne schwere Schimpfworte einzusetzen oder gar in lautstarke Diskussionen zu verfallen – ein Umstand, der auf neu Zugezogene oft verwirrend wirkt.Ein Politiker, der das ganz besonders gut beherrscht, ist unser Finanzsenator Tilo Sarrazin. Natürlich verstehen ihn manche zugereisten Jornalisten und Politiker nicht. Eine riesige Aufregung gab es kürzlich wegen eines Scherzes:
(Quelle: Wikipedia)
Nach Angaben der in Würzburg erscheinenden Zeitung »Main-Post« vom Samstag habe Sarrazin bei einer Veranstaltung in der Landesvertretung von Rheinland-Pfalz in Berlin einen Vergleich mit bayerischen Schülern vorgenommen: »Die können aber mehr ohne Abschluss als unsere in Berlin mit Abschluss.«Ich bin in Bayern zur Schule gegangen. Das ist zwar lange her, aber schon damals fiel mir als zugezogenem Berliner wegen der deutlich höheren Anforderungen die Eingewöhnung nicht leicht. Dazu kam natürlich, dass ich neben Englisch und Latein gleich noch eine weitere Fremdsprache lernen musste, um Lehrer und Schüler zu verstehen: Bayerisch.
Quelle: Die WELT
»Wann i nimmer megn dat, gangat i hoam.« »Heit gemma net ins Bad, s iss fui z'kolt..« »A so a Seckel, du Hirsch, du damischer, homms dir ins Ghirn eini gschissn?«
Das war für mich, waschechter Berliner Junge im zarten Alter von rund 11 Jahren, nicht wesentlich leichter zu verstehen als »Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam, qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur.«
Zurück zum Berliner Finanzminister. Es fehlt in all dem aufgeregten Gejohle und Gebrülle über seine Worte der Beweis, dass Herr Sarrazin mit seinem Scherz nicht die Wahrheit ausgesprochen hätte. Alle lautstarken Kritiker in den letzten Tagen haben - warum wohl? - zur Sache überhaupt nichts gesagt, sondern nur den Senator auf völlig unberlinische Art und Weise verbal verprügelt.
Die Berliner Schulen sind in der Tat auch heute nicht sonderlich lehrreich. Ich bekomme zur Zeit Dutzende von Berwerbungsunterlagen von Abiturienten (!) auf den Tisch, in denen es nur so von Rechtschreib- und Ausdrucksfehlern wimmelt.
- »Ich Arbeite gerne am Computer...« - da die Arbeit ein Substantiv ist, muss man wohl auch die Verbform groß schreiben?
- »Im Sommer 2007 habe ich auf der Hermann- Hesse- Gymnasium Mein Abitur gemacht...« Leerzeichen zwischen Bindestrich und Folgewort und natürlich muss man mein groß schreiben, weil es ja nun das persönliche Abitur ist. Ganz abgesehen davon, dass das Gymnasium zu die Gymnasium geworden ist. Der Lateiner in mir würde zur Gymnasia tendieren...
- »Diese drei Stichwörter gehören zu meinen persönlichen Eigenschaften.« Aha. Ich wusste noch nicht, dass Stichwörter Eigenschaften sein können. Man lernt ja nie aus.
Wer eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz schreibt, sollte sich doch - so meine altmodische Auffassung - mehr Mühe geben als bei der SMS an den Freund. Da ist es doch wohl angebracht, einen möglichst fehlerfreien Text zu schreiben? Und wenn sie, wie fast alle behaupten, sich so gut mit dem Computer auskennen... - warum haben sie dann noch nicht die Rechtschreibkorrektur entdeckt? Oder wollen sie gar nicht ernsthaft einen Ausbildungsplatz, sondern bewerben sich nur, um Absagen zu sammeln? Tatsache ist jedenfalls: Von bisher gelesenen 147 Bewerbungen waren ganze 3 (in Worten: drei) ohne solche Fehler.
Vermutlich hat Herr Sarrazin also nicht ganz Unrecht. Dass jemand ein Berliner Abitur absolviert hat, heißt noch lange nicht, dass er auch sonderlich viel gelernt haben muss.
P.S.: Vielleicht sollten wir die Stellenangebote nur noch in Bayern ausschreiben?
P.P.S.: Bild von nichtlustig.de
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