Freitag, 28. März 2014

Johnny Cash: Out Among The Stars

Dass posthum veröffentlichte Werke von bedeutenden Künstlern nicht immer und nicht unbedingt zu den Perlen des jeweiligen Schaffens zählen, ist kein Geheimnis. Manchmal handelt es sich um Werke, von denen der Künstler selbst nicht so überzeugt war, dass er sie hätte publizieren wollen, manchmal um Unvollendetes.

Foto von Amazon.deBei diesem Album jedoch trifft das keineswegs zu. Es wurde - so unwahrscheinlich das auch klingt - schlicht vergessen und erst 2012 wiederentdeckt, als die Hinterlassenschaft des Ehepaares Cash katalogisiert wurde. Vermutlich lag das Vergessen zum Teil am Wechsel der Schallplattenfirma, zum Teil daran, dass Johnny Cash in jenen Jahren so einige Krisen durchlebte. Wie auch immer. Out Among The Stars ist in der jetzt vorliegenden (nachbearbeiteten und klanglich aufgefrischten) Form ein Meisterwerk, eines der besten Alben, die den Namen Johnny Cash tragen.

Die Texte handeln von dem, was der Countrymusik seit jeher ihren ganz eigenen Zauber verleiht. Die zerbrochene Liebe natürlich, in allerlei Variationen, in I Drove Her Out of My Mind gipfelt sie dann gar in einem Mord-Selbstmord-Abenteuer im nagelneuen Cadillac, für den der Sänger nur 99 Dollar hingelegt hat, wie er vergnügt anmerkt. In Call Your Mother finden wir eine ungewohnte Schwiegerelternperspektive und auch She Used to Love Me a Lot offenbart ein zerbrochenes Herz ... so kennen und lieben wir diese Musiksparte. Natürlich fehlt auch nicht der junge Revolverheld mit seinem viel zu frühen Lebensende und eine beinahe schnulzige Hymne an Tennessee nimmt man, weil sie auch noch mit ironisch anmutenden Chorjubelgesängen daherkommt, gerne in Kauf. Auch die blühende, die lebendige und wunderbare Liebe fehlt natürlich nicht, Don't You Think It's Foto von Amazon.deCome Our Time und Baby Ride Easy sind zwei herzerfrischende Duettgesänge zum Thema. Das Musikantendasein wird in Rock and Roll Shoes und samt Reifenwechsel an einem fremden Wagen in If I Told You Who It Was gefeiert. Letzteres hat mich vergnügt kichern lassen, da ich mir schon denken kann, von wem die Rede ist. Ein dankbarer Blick zum Allmächtigen wie in I Came to Believe sollte einer guten Countryplatte auch nicht fehlen.

Wir hören eine bereits gereifte, aber noch nicht brüchige Stimme, bei zwei Liedern im Duett mit June Carter-Cash, die Instrumentierung ist nicht überfrachtet aber auch nicht zu dünn, sie passt jeweils hervorragend zur Stimmung der Lieder und des ganzen Albums, einschließlich der erwähnten, für mich bewusst ironischen Übersteigerung in Tennessee.

Mein Fazit: Ein Johnny Cash Album, das als Gesamtkunstwerk genauso überzeugt wie die einzelenen Lieder für sich genommen faszinieren. Lediglich der sogenannte Bonustrack, She Used To Love Me a Lot in einer »JC/EC-Version«, fällt da deutlich und für meine Ohren ärgerlich heraus. Das mit elektronischen Effekten verunstaltete Experiment hätte man sich durchaus sparen können. Das ist kein Bonustrack, das ist ein Malustrack. Nun gut, ich kann ja künftig vor diesem schlimmen Ende der CD ausschalten.

Hier kann man bestellen: Out Among the Stars

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Freitag, 21. März 2014

Zwei Jahre geschenktes Leben

… die dreieinhalbstündige Operation wurde am vergangenen Mittwoch, dem 21. März 2012, durchgeführt.

Sind es schon zwei Jahre oder sind es erst zwei Jahre? Manchmal kommt mir die Zeit kurz vor, manchmal lang. Wie ich und was ich damals berichtet habe, kann man hier nachlesen: [Aufzeichnungen aus dem Krankenhaus – Teil 1]. In gewisser Weise habe ich heute Geburtstag und werde zwei Jahre alt.

Inzwischen ist viel passiert – Chemotherapie – viele Untersuchungen ohne bedrohliche Befunde – dann Lebermetastasen im September 2013 – fünfeinhalbstündige Operation am 4. Oktober 2013 – erstaunlich schnelle Genesung …

Ich bin, so viel ist sicher und das hat sich in der Zeit seit der Operation nicht geändert, dankbar für jeden neuen Tag, den ich mit Eva leben und erleben darf. Wenn es nach mir geht, folgen noch viele viele Jahre. Hoffnung auf dauerhafte Gesundheit ist vorhanden, aber auch das Wissen, dass bei der nächsten Untersuchung (Anfang April) oder der übernächsten oder der darauf folgenden … wieder Metastasen gefunden werden könnten. Der Krebs ist tückisch und man fühlt ihn nicht, während er sich irgendwo festsetzt. Manchmal überlagert die Furcht meine Hoffnung, meistens siegt die Zuversicht über die Angst.

Allen, die in den zwei Jahren mit Trost, Ermutigung, Gebet, Daumendrücken und sehr viel Liebe und Anteilnahme an unserer Seite standen und weiter stehen, ob nun persönlich bekannt oder noch nicht, möchte ich an dieser Stelle wieder einmal ein ganz herzliches und tief empfundenes Danke sagen!

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Mittwoch, 12. März 2014

Joggathon 2014 - Wer mag mich unterstützen?

Joggathon 2013 - eine WasserschlachtAm 25. Mai 2014 findet der nächste Benefizlauf »Joggathon« in Berlin statt. Vorausgesetzt, dass bei meinen nächsten Nachsorgeuntersuchungen im April keine Metastasen gefunden werden, möchte ich auf jeden Fall wieder als Läufer dabei sein.
Umrahmt wird die Veranstaltung in diesem Jahr unter anderem von dem ca. 30köpfigen Chor »Madrigalians« aus Nashville, Tennessee, die vor dem Benefizlauf Open-Air auftreten werden, eventuell auch während der einstündigen Runden um den See an der Wassertankstelle für die Läufer. Das wird sich zeigen und eventuell auch von der Witterung abhängen.
Im vergangenen Jahr war ausgerechnet der Tag des »Joggathon« so verregnet wie sonst kaum einer - was meiner Freude am Laufen jedoch keinen Abbruch tat. Für mich war die Teilnahme ein Etappensieg im Kampf gegen den Krebs, und das missliche Wetter konnte daran nichts ändern. Nasser als nach dem ersten Kilometer konnte man sowieso nicht mehr werden ... immerhin schaffte ich in den 60 Minuten neun Runden - eine mehr, als ich erwartet hatte. Mein Freund Jens, der an meiner Seite lief obwohl er sicher hätte schneller unterwegs sein können, sowie meine Familie, die anfeuernd und mich einige Wegstücke begleitend den Unbillen der Witterung (kalt war es auch noch) trotzte, hatten daran gewiss einen erheblichen Anteil gehabt.
Schlimmer als 2013 kann das Wetter zur diesjährigen Veranstaltung nicht werden - somit ergeht hier schon einmal eine herzliche Einladung an meine treuen Leserinnen und Leser, soweit Berlin Rudow in erreichbarer Nähe für sie liegt, als Zuschauer oder Läufer dabei zu sein. Nach dem Lauf wird es wiederum Gegrilltes, Salate und Kuchen geben - und reichlich Gelegenheit zum Plaudern. Alle sind herzlich willkommen.
2013: Neun Runden geschafftDoch es gibt noch einen zweiten Anlass für diese Zeilen: Ein Benefizlauf bringt es logischerweise mit sich, dass Geld für einen guten Zweck zusammenkommen soll. Beim »Joggathon« wird das so gehandhabt, dass die Läufer sich Sponsoren suchen, die einen bestimmten Betrag pro gelaufener Runde zusagen (und hinterher auch überweisen). Ich würde mich sehr freuen, wenn ich auch 2014 wieder mit meinen in 60 Minuten geschafften Kilometern eine nette Summe »erlaufen« könnte. Daher suche ich - na klar - Sponsoren! 2013 gingen die Spenden aus der Veranstaltung zu gleichen Teilen an das Waisenhaus Veritas Sighisoara in Rumänien und an ein Sozialwerk in Mahlow; welcher gute Zweck es 2014 sein wird, hat der Veranstalter noch nicht bekannt gemacht - es wird aber auf jeden Fall wieder an anerkannte gemeinnützige Organisationen gespendet.
Wer also einen Betrag nach freier Wahl (ab 2 Euro aufwärts) pro von mir gelaufener Runde spenden möchte, darf sich gerne bereits jetzt bei mir melden, ich gebe die Angaben dann rechtzeitig vor dem »Joggathon« beim Veranstalter ab - die Sponsoren erhalten eine Rechnung mit der Bankverbindung, an die das Geld überwiesen werden soll. Bargeld kommt nicht ins Spiel und ich als Teilnehmer habe auch nichts mit den Finanzen zu tun. Damit meine möglichen Sponsoren die Summe abschätzen können: Ich werde voraussichtlich acht oder neun Runden zu je 1 Kilometer in den 60 Minuten schaffen.
Liebe freiwillige Sponsoren: Bitte Name und Postanschrift sowie Betrag pro Runde per E-Mail (gjmatthia ät gmail punkt com) an mich - ich freue mich darauf und jeder Sponsor gibt mir Auftrieb (beziehungsweise Antrieb)! Danke!
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Samstag, 8. März 2014

Was ist schlimmer - Schalentiere oder Homosexualität?

Sehr geehrter Herr TV-Evangelist,

ich habe mir endlich einen Kabelempfänger zugelegt und kann jetzt Bibel-TV schauen, so oft ich will. Ihre Sendung gefällt mir außerordentlich! Vielen Dank dass Sie sich so um die Volksbildung bezüglich der Gesetzes Gottes bemühen. Ich habe aus Ihrer Fernsehshow bereits eine Menge gelernt und gebe mir größte Mühe, mein erworbenes Wissen mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen. Wenn zum Beispiel jemand versucht, Homosexualität zu verteidigen, dann erinnere ich schlicht daran, dass sie in 3. Mose 18, 22 deutlich als Gräuel bezeichnet wird. Ende der Debatte. So einfach ist das. Klasse!

Bezüglich einiger anderer Elemente des göttlichen Gesetzes brauche ich jedoch von Ihnen noch Ratschläge, damit ich völlig im Einklang mit der Bibel leben kann.

1. Das Wort Gottes in 3. Mose 25, 44 gestattet es mir, Sklaven zu halten; männliche und weibliche, solange sie von benachbarten Völkern gekauft werden. Einer meiner Freunde behauptet, das gelte nur für Polen, aber keineswegs für Holländer oder Französinnen. Können Sie da Klarheit schaffen? Warum darf ich keine Holländer besitzen?

2. Ich würde meine Tochter, so wie es in 2. Mose 21, 7 erlaubt ist, gerne in die Sklaverei verkaufen. Welcher Preis wäre heutzutage dafür angemessen?

3. Ich weiß, dass ich Frauen nicht berühren darf, während sie sich in der Phase ihrer monatlichen Unreinheit befindet - das lese ich in 3. Mose 15, 19-24. Mein Problem als Personalreferent in einem Industriebetrieb: Wie kann ich wissen, welcher Kollegin ich die Hand geben darf? Ich habe schon vor der Begrüßung nachgefragt, aber die meisten Frauen reagieren ziemlich eingeschnappt darauf.

4. Wenn ich auf dem Altar in meinem Garten einen Stier verbrenne, dann ist das dem Herrn, wie er in 3. Mose 1, 9 bestätigt, ein Wohlgeruch. Aber meine Nachbarn machen mir Ärger. Sie behaupten, dass der Geruch ihnen nicht angenehm wäre. Soll ich sie totschlagen?

5. Ich habe einen Nachbarn, der an jedem Sabbat arbeitet. In 2. Mose 35, 2 steht die klare Anweisung, dass er getötet werden muss. Bin ich moralisch verpflichtet, ihn persönlich umzubringen? Oder darf ich diesbezüglich die Polizei herbeibitten?

Foto: Gemeinfrei von Wikipedia6. Aus 3. Mose 11, 10 geht klar hervor, dass der Genuss von Schalentieren ein Gräuel ist. Ein Freund behauptet, das sei ein weniger schlimmes Gräuel als Homosexualität. Ich bin anderer Meinung. Können Sie hier Auskunft geben? Gibt es tatsächlich Gräuel-Abstufungen?

7. Wenn ich eine Sehschwäche habe, darf ich mich gemäß 3. Mose 21, 20 dem Altar Gottes nicht nähern. Nun bin ich aber Brillenträger. Gilt das Tragen der Brille, mit der ich ja dann klar sehen kann, als Ausgleich oder darf ich trotzdem nicht zum Altar des Herrn vortreten?

8. Die meisten meiner Freunde lassen sich die Haare schneiden, einschließlich der Haare an den Schläfen, obwohl das in 3. Mose 19, 27 ausdrücklich verboten ist. Auf welche Weise sollen diese Freunde sterben?

9. Dass mich das Berühren der Haut eines toten Schweines unrein macht, entnehme ich aus 3. Mose 11, 6-8. Darf ich trotzdem Handball spielen, wenn ich Handschuhe trage? Und meine gefütterten Winterstiefel kann ich doch weiter tragen, da das Leder nicht direkt die Haut berührt, oder?

10. Mein Onkel ist Landwirt. Er verstößt gegen 3. Mose 19, 19, indem er zwei verschiedene Saaten auf das gleiche Feld ausbringt. Ebenso seine Frau, indem sie gleichzeitig Kleidung aus verschiedenen Stoffen trägt (Baumwolle/Polyester zum Beispiel). Beide fluchen auch immer wieder. Müssen wir wirklich gemäß 3. Mose 24, 10-16 die ganze Stadt zusammenrufen, um die beiden zu steinigen? Können wir sie nicht einfach in einer privaten Familienzusammenkunft auf dem Scheiterhaufen verbrennen, wie man es laut 3. Mose 20:14 mit Menschen tut, die mit angeheirateten Verwandten ins Bett gehen?

Sehr geehrter Herr TV-Evangelist, ich weiß, dass Sie das Gesetz des Herrn intensiv studiert haben und sich deswegen exzellenter Weisheit in solchen Angelegenheiten erfreuen. Daher bin ich voller Zuversicht, dass Sie mir Rat geben können.

Vielen Dank noch einmal dass Sie uns immer wieder daran erinnern, dass das Wort Gottes ewig gültig und unveränderlich ist.

Ihr begeisterter Zuschauer und Nachfolger

Günter J. Matthia

P.S.: Es wäre wirklich sehr schade, wenn ich keine holländischen Sklaven besitzen dürfte!

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Quelle: Der Ursprung ist unbekannt. Im Internet kursieren seit Jahren ähnliche englische Texte in etlichen Variationen, die für diesen Beitrag zweifellos als Inspiration dienten, insbesondere die »Dear Dr. Laura« Variante, die ich hier als Vorlage genommen habe. Eine deutsche Version gab es meines Wissens noch nicht - nun habe ich sie geschrieben.
Foto von Wikipedia.