Freitag, 25. Februar 2011

Jessika – ein Verhängnis /// Teil 12

Das, liebe Stammleserschaft, können wir schon im Chor aufsagen: Der obligatorische Hinweis auf die vorangegangenen Teile: [Teil 1] /// [Teil 2] /// [Teil 3] /// [Teil 4] /// [Teil 5] /// [Teil 6] /// [Teil 7] /// [Teil 8] /// [Teil 9] /// [Teil 10] /// [Teil 11]

Und nun? Geht es los mit der Fortsetzung.

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»Soll ich deine Sachen aus dem Auto holen?«, fragte Johannes freundlich. »Oder ziehst du lieber dieses rote Kleid von Alesia an? Es steht dir bestimmt besser als so ein Overall wie vorhin auf dem Trecker.«

Jessika starrte ihn finster an. Für den Moment war sie sprachlos.

Alesia wollte wissen: »Wer … woher … ist das der Kerl, der dich ausgesetzt hat?«

Ungerührt schmunzelnd betrachtete Johannes die beiden unbekleideten Frauen und antwortete statt Jessika: »Ausgesetzt kann man das vielleicht nicht nennen. Ich habe es vorgezogen, aus der Taverna dell'Etrusco in Orvieto Terni zu verschwinden, bevor in der Herrentoilette zwei junge Männer beim Pinkeln von einer Dame erschossen wurden. Angesichts der Tatsache, dass ich nur über einen einzigen, noch dazu echten Reisepass verfüge und dass ich keine Lust hatte, hier in Italien unnötig festgehalten zu werden, war das doch sicher eine verständliche Entscheidung.«

»Du hättest mich am Bahnhof oder auf dem Weg dorthin aufsammeln können«, fauchte Jessika.

»Dann hättest du aber Luca nicht kennen gelernt. Und Alesia.«

»Was hast du damit schon wieder zu tun? Woher … Wer bist du wirklich, Johannes?«

»Das möchte ich aber auch gerne wissen«, meinte Alesia und griff nach ihrer Wäsche. »Wenn ich mich angezogen habe«, fügte sie hinzu.

Jessika überlegte kurz, ob es wohl möglich wäre, diesen unheimlichen Mann mit zwei nackten Frauenkörpern so weit abzulenken, dass sie ihn überwältigen konnten. Sie hatte genug davon, dass er ständig die Nase vorn hatte, sie ihm bei jeder Begegnung ausgeliefert war. Doch dann beschloss sie, auf eine andere Gelegenheit zu warten. Ich kriege dich noch, du Schlaumeier, irgendwann habe ich dich in meiner Gewalt. Und dann …

Während sie sich ebenfalls anzog sagte sie zu Alesia: »Du kennst ihn also nicht? Ich dachte schon, dass er dich auch schon heimgesucht hat, was auch immer er wirklich wollen mag. Ich habe keine Ahnung.«

Johannes erklärte: »Ich habe dir doch schon gesagt, was ich will. Ich will dich besser kennen lernen, Jessika.«

Ihre Stimme klang immer noch giftig: »Das beruht inzwischen auf Gegenseitigkeit.«

»Na prima. Wir haben ja eine längere Fahrt vor uns. Wir sollten bald aufbrechen.«

»Wer sagt denn, dass ich mit dir mitfahre? Ich komme sehr gut alleine zurecht.«

Johannes stand auf und trat ans Fenster. Die Zufahrt lag leer in der hellen Mittagssonne, eine Katze räkelte sich im Schatten der Apfelbäume. Weit und breit war niemand zu sehen, aber Giacomo konnte jeden Augenblick zurück kommen, und auch die Kinder mussten bald eintreffen. Giacomo würde seine Frau niemals an die Behörden verraten, aber wenn er seine Familie durch eine Fremde gefährdet sah …

»Wir müssen uns beeilen, Jessika«, sagte er. »Das Phantombild ist in der Morgenzeitung. Die Familie, deren Kind du im Zug gerettet hast, wird dich erkannt haben. Der Mann, der deinen Reisepass so lange studiert hat, wird sich an den Namen und den Wohnort erinnern, die da zu lesen waren. Ich weiß, dass der Pass nicht echt ist, aber die italienische Polizei ist nicht dumm. Man wird ziemlich schnell herausfinden, dass es keine Ulrike Peschel in Hamburg gibt, und wenn doch, dass sie keinesfalls in Italien unterwegs ist um Männer umzubringen und kleine Mädchen zu retten. Du hast deine Fingerabdrücke auf der Beretta hinterlassen. Und wer weiß, ob man bei dem Toten in Parma nicht Verdacht geschöpft hat, ob es wirklich ein natürlicher Tod beim Liebesspiel war – vor allem weil die fragliche Dame, mit der sich Signore Di Stefano vergnügt hat, spurlos verschwunden ist. Du verfügst zwar über gewisse Fähigkeiten, die normale Menschen nicht haben, aber du bist auch kein Gespenst, das sich einfach auflösen kann.«

Er drehte sich wieder um und betrachtete Jessika mit Wohlwollen. Das Kleid stand ihr ausgezeichnet, ihre Haut wirkte – vielleicht weil sie den Ernst ihrer Lage spürte – noch etwas blasser. Alesia trug Jeans und ein weißes T-Shirt, die schwarzen Haare ringelten sich locker auf ihre Schultern. Zwei bildschöne Frauen, die ein finsteres Geheimnis gemeinsam hatten. Eine unerbittliche Mission. Im Dienst von Nitzrek gab es kein Erbarmen und kein Mitleid, wenn ein neuer Auftrag zu erfüllen war.

»Ich kenne ihn nicht«, sagte schließlich Alesia, »aber ich glaube, er hat recht. Wenn er dir schaden wollte, hätte er die Polizei mitgebracht. Vielleicht kann er dir wirklich helfen.«

Jessika starrte Johannes ein paar Sekunden prüfend an, er wich ihrem Blick nicht aus. Deine Augen, dachte sie, deine Augen … du erinnerst mich an Bernd. Wer bist du bloß? Wie hast du mich gefunden, warum hast du mich gefunden? Schließlich atmete sie tief durch und sagte: »Gut. Wir brechen auf. Wohin?«

»Vor allem musst du aus dem Land verschwinden. Wir werden sehen, wohin uns der Weg führt. Wir fahren Richtung Innsbruck, mal sehen, wie weit wir heute noch kommen, es sind ungefähr sechs oder sieben Stunden bis zur Grenze. Vielleicht übernachten wir in Österreich, vielleicht noch mal in Italien.«

 

Zwanzig Minuten später waren sie unterwegs. Jessika war auf der Hut, wartete auf eine Gelegenheit, Johannes in ihre Gewalt zu bringen, aber sie hatte keine Eile und würde nicht unüberlegt handeln, hatte sie sich vorgenommen. Einstweilen war sie sogar dankbar, dass er ihr aus einer, wie sie ehrlich zugeben musste, prekären Lage helfen wollte. Dass Ihresgleichen nicht unsterblich waren, wusste sie, seit sie ihren ersten Auftrag ausgeführt und Evi Müller, die mordende Hausmeisterin aus dem Weg geräumt hatte.

Warum Nitzrek die Artgenossin Jessikas damals eliminierte, hatte sie recht bald verstanden: Evi Müller tötete Menschen nicht nur im Auftrag von Nitzrek, sondern aus ganz persönlichen Motiven, und das war nun einmal nicht zulässig. Es ging nicht um das Töten an sich, sondern darum, dass die Zeit eines Menschen abgelaufen und diesem Menschen kein natürlicher Tot beschieden war. Dann musste jemand dafür sorgen, dass das ewige Gleichgewicht des Lebens und Sterbens erhalten blieb. Jemand wie sie selbst, Alesia, und zukünftig womöglich Luca – Jessika war recht sicher, dass der Junge das Erbe in sich trug.

Der Weg führte sie wieder nach Orvieto Terni, was in Jessika ein mulmiges Gefühl auslöste. Es war nicht einmal 24 Stunden her, dass sie hier zwei Männer erschossen hatte. Konnte sie sicher sein, dass nicht zufällig jemand ihr Gesicht erkannte und der Polizei Meldung machte, dass die Gesuchte in einem schwarzen Dodge Nitro saß? Sie stellte die Lehne ihres Sitzes zurück und hoffte, dass sie nun von außen kaum zu sehen war.

»Woher wusstest du eigentlich«, fragte sie, »dass ich in das Männerklo gehen und einen Doppelauftrag erfüllen würde? Das wusste ich ja selbst nicht, bevor ich vor der Türe stand.«

»So kurzfristig hast du das entschieden?«, fragte Johannes zurück.

»Woher du das wusstest, wollte ich wissen.«

»Ich wusste es eben.«

»Woher?«

»Woher wusste ich, dass du im Overall Traktor fährst? Dass du dir vor dem Frühstück in der Albergo Century in Parma noch einen Orgasmus gegönnt hast? Aus welcher Tür du den Zug verlassen wolltest? Dass du Bernd geliebt hast … woher wusste ich das alles?«

»Genau. Woher?«

»Das wirst du, hoffe ich, selbst nach und nach herausfinden. Ich weiß manches über dich, aber vieles ist mir rätselhaft. Daher sind wir hier, darum fahren wir jetzt Richtung Österreich. Du kannst dich übrigens wieder aufrecht hinsetzen, wir haben Orvieto Terni hinter uns.«

Jessika richtete die Lehne wieder auf und schaute sich um. Sie waren bereits fast an der E 35, die von den Italienern liebevoll Autostrada del Sole getauft worden war. Johannes lächelte sie freundlich an und meinte: »Du solltest vielleicht dein Aussehen etwas verändern, ein paar Jahre altern zum Beispiel, deine Bandbreite reicht ja bis etwa 40, nicht wahr?«

»Was weißt du eigentlich nicht? Du bist doch keiner von uns, oder?«

»Nein, ich bin ein normaler Mensch, soweit Menschen normal sind. Das, was ich über dich weiß, über deine Art, habe ich mir zusammengesucht, hauptsächlich aus Büchern und zum Teil im Internet recherchiert, wobei man diesbezüglich ja sehr genau die Quellen prüfen muss, im Internet findet man jeden Blödsinn als angebliche Tatsachen und Fakten.«

Jessika nickte, auch sie hatte schon den größten Unfug über Ihresgleichen gefunden, allerlei Spinner, Sektierer und Fanatiker gaben in Foren und auf anderen Plattformen ihre Phantasien zum besten. Mancher Roman kam näher an die Wahrheit als das, was als Forschung präsentiert wurde.

Johannes fuhr fort: »Gesicherte Erkenntnisse im wissenschaftlichen Sinne sind natürlich nicht vorhanden, aber ich gehe davon aus, dass in vielen Legenden und Überlieferungen einiges an Wahrheit steckt.«

»Zum Beispiel?«

»Es ging damit los, dass die Menschheit sich mit einer anderen Art vermischte. In der Bibel kann man lesen: Und es geschah, als die Menschen begannen, sich zu vermehren auf der Fläche des Erdbodens, und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Söhne Gottes die Töchter der Menschen, dass sie gut waren, und sie nahmen sich von ihnen allen zu Frauen, welche sie wollten. In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch danach, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren.«

»Ja ja«, widersprach Jessika, »aber anschließend kam die Sintflut und diese Rasse wurde ausgelöscht. Ich habe mir das auch durchgelesen.«

»Ich sagte ja, dass in solchen Legenden einiges an Wahrheit steckt, aber natürlich sind sie keine wissenschaftliche Dokumentation. Immerhin ist auch später in der Bibel noch von den Riesen, wie sie dort genannt werden, die Rede.«

Jessika lächelte zum ersten Mal seit sie Johannes an diesem Tag begegnet war, als sie erklärte: »Ich finde das recht putzig, dass da von Riesen die Rede ist. So kommt uns niemand auf die Spur, denn wir sind ja nicht größer als die Menschen. Nicht körperlich größer, meine ich.«

»Ich finde Nephilim auch passender als Begriff für eure Art.«

»Meinetwegen. Alle Kulturen und Völker haben ihre Legenden über uns, mal sind wir die Guten, mal die Bösen. Aber niemand von euch Menschen kommt uns jemals auf die Spur. Wenn doch, dann endet das mit dem Tod. Ich hoffe, das ist dir klar, Johannes.«

Er antwortete nicht darauf sondern fragte: »Hältst du dich denn für gut oder für böse?«

Inzwischen waren sie längst auf der Autobahn unterwegs. Jessika versuchte, zu erspüren, ob Nitzrek bezüglich des Mannes neben ihr am Steuer einen Auftrag für sie hatte. Die Antwort war nein, wenngleich ihr das unerhört vorkam. Kein Mensch konnte und durfte das Geheimnis eines Wesens ihrer Art kennenlernen und dann weiterleben. Vielleicht brauchte sie keinen speziellen Auftrag, vielleicht genügte das Wissen um dieses eherne Gesetz? Man brauchte ja auch keinen gesonderten Auftrag, nicht schneller als 120 zu fahren, wenn das auf den Schildern am Straßenrand klar ersichtlich war.

»Gut oder böse?«, wiederholte Johannes.

»Ist ein zwölfjähriger Junge, der beim Masturbieren den ersten Samen ausstößt, gut oder böse, wenn Nitzrek daraufhin oder dabei in seinem Zimmer erscheint? Ist ein zwölfjähriges Mädchen, das endlich herausgefunden hat, wie das mit dem Orgasmus funktioniert und dabei von Nitzrek besucht wird, gut oder böse? Bist du selbst, der eine polizeilich gesuchte Mörderin in seinem Auto spazieren fährt, gut oder böse?«

»Wollen wir philosophieren?«

»Nein. Ich hätte Lust, schwimmen zu gehen. Es gibt doch hier irgendwo in der Nähe der Autobahn bestimmt einen netten See?«

Johannes nickte, als habe er die Frage erwartet. »Der Lago di Montepulciano ist nicht mehr weit.« Er blickte auf die Uhr und sagte: »Gegen 16 Uhr könnten wir dort sein. Dann wird das aber nichts mehr mit der Ausreise noch heute. Es sei denn …«

Jessika nahm den Gedanken auf: »Es sei denn, wir ruhen uns am See aus und fahren dann die Nacht durch.«

»Einverstanden.«

 

Kurz vor 16:00 Uhr hielt der schwarze Geländewagen an der kleinen Busstation in Mugnanesi. Johannes hatte sein Navigationssystem nach dem nächsten Geldautomaten gefragt und war hierhin geleitet worden. Jessika stieg aus und ging zu der Maschine, an der in Großbuchstaben BANKOMAT stand. Mit einer der Kreditkarten hob sie 2000 Euro ab, etwa 1500 davon würde sie brauchen, um sich eine Waffe zu besorgen. Unterwegs hatte sie mit ihrem Mobiltelefon per E-Mail an geeigneter Stelle nachgefragt, wo sie auf dem Weg nach Österreich Ersatz für die zurückgelassene Beretta bekommen konnte. Im Text der E-Mail stand zwar »brauche eine Batterie für iPhone 4«, aber die Empfänger wussten das richtig zu deuten. Die Antwort war ein paar Minuten später gekommen: »Ab 20 Uhr Ristorante Mengrello in Valdichiana, in Fiona della Chiana. Frag nach Pedro.«

Jessika stieg wieder ein und sie fuhren noch ein paar Hundert Meter am See entlang, bis sie eine kleine Bucht fanden, die von der Straße aus nicht einzusehen war, da sie von Bäumen umstanden und ein gutes Stück entfernt war.

»Jetzt siehst du, wozu ein Dodge Nitro gut ist«, schmunzelte Johannes, nachdem er das Fahrzeug durch das Gelände gesteuert hatte. Er parkte am Rand der Lichtung und holte zwei große Wolldecken aus dem Kofferraum.

Er wählte einen Platz im Halbschatten und breitete die Decken aus, dann ging er zurück zum Auto. Jessika hatte sich bereits ihrer Kleidung entledigt und war auf dem Weg ins Wasser, als er mit einer Kühltasche zurück kam. Er zog sich aus und folgte ihr. Der See war ziemlich kühl, aber wenn man kräftig schwamm, wurde es bald erträglich.

Jessika geht baden. Jessika war um einiges schneller im Wasser als Johannes. Sie hatte bald einen gehörigen Vorsprung vor ihm und verschwand um eine Biegung aus seinem Gesichtsfeld. Johannes hatte keine Ambitionen, sie einzuholen, er war sicher, dass sie nicht verloren gehen würde.

Er lag schon ein paar Minuten wieder auf der Decke, als er Schritte hinter sich vom Waldrand her hörte. Johannes schaute sich um. Zwei kräftig gebaute Männer standen vor ihm, mit langen Messern in der Hand. Der eine war ein Hüne, er mochte fast zwei Meter groß sein.

»Chiave!« befahl er und deutete auf das Auto.

»Portadocumenti!« forderte der andere, der zwar nicht so riesig wie sein Kumpan war, aber deutlich mehr Muskeln hatte als Johannes und hob die Faust mit dem Dolch.

Johannes griff nach der Jeans, die neben der Decke lag und murmelte: »Momento …«

Er fischte den Autoschlüssel aus der Hosentasche und hielt ihn hoch.

»Portadocumenti! Moneta!«

Aus der Gesäßtasche holte Johannes sein Portemonnaie und reichte es weiter. Die beiden drehten sich um und gingen zum Auto. Der nackte Mann auf der Decke schien ihnen nicht weiter gefährlich zu sein.

Als der größere der beiden Männer die Fahrertür öffnete, ging alles so schnell, dass Johannes später nicht genau sortieren konnte, was in welcher Reihenfolge geschehen war.

Jessika sprang aus dem Gebüsch den kleineren der Männer an, entriss ihm, das Messer und schnitt ihm die Kehle durch, bevor er auch nur eine Spur von Abwehrbewegung sehen ließ. Gleichzeitig musste Jessika irgendwie ihren linken Arm um den Hals des anderen Mannes geschlungen haben, denn während der eine zu Boden sank, versuchte der andere schon, dem Würgegriff zu entkommen. Johannes sprang auf, um Jessika zu Hilfe zu eilen, aber sie rief: »Bleib weg!«

Sie hing auf dem Rücken des Riesen, der versuchte, sie mit seinem Messer zu treffen, während sie ihm unerbittlich die Luft abschnürte. Warum sie den Dolch hatte fallen lassen, verstand Johannes nicht. Sie griff nun mit der rechten Hand in die Haare des Mannes und zog seinen Kopf nach hinten. Er röchelte, schlug nun wahllos um sich, gab aber nicht auf. Es wirkte wie ein grotesker Tanz; eine zierliche nackte Frau auf dem Rücken eines Mannes in Lederkleidung wird in archaischen Tanzschritten über die Lichtung getragen. Modernen Regisseuren mochte so etwas für ihre Theaterbühne einfallen.

Johannes ging nun zu der Leiche hinüber, um sich das Messer zu holen, das in der Blutlache lag. Falls Jessika nicht mit ihrem Gegner fertig wurde, wollte er bereit sein, sie und sich selbst zu verteidigen. Es war undenkbar, dass Jessikas Geschichte hier an diesem See auf eine solch profane Weise enden sollte. Manchmal, das wusste er, geschah jedoch im Leben das Undenkbare. Er hob die Waffe auf, der Griff war warm und glitschig vom Blut des Toten.

Als er sich umdrehte, war der Riese mit Jessika auf seinem Rücken schon über die halbe Lichtung zum Wasser hin getorkelt. Sie hatte ihre Beine um seinen Leib geschlungen, die rechte Hand zog noch immer in seinem Haar, der linke Arm um seinen Hals war blutverschmiert.

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Nun, geschätzte Leserschaft, folgt das Unvermeidliche. Die Abstimmung. Die Entscheidung über den Fortgang. Der Mausklick auf eine der Optionen.

Wie geht der Kampf aus?
Jessika gewinnt ohne Hilfe von Johannes.
Jessika gewinnt mit Hilfe von Johannes.
Jessika verliert. Aus die Maus.
Ach du liebe Güte! Was für eine Frage!
Auswertung

Und ich mache mich aus dem Staub, bis hier ein hoffentlich eindeutiger Leserwille erkennbar wird. Ach ja: Wer nicht abstimmt, soll sich hinterher nicht über das Ergebnis mokieren …

P.S.: Die Dame auf dem Foto habe ich bei WikiCommons gefunden und ein wenig verfremdet.