Montag, 20. Juni 2011

Von guten Menschen und Gutmenschen

Foto: WikiCommonsÜber Sinn und Unsinn von Gesprächsrunden (neudeutsch Talkshows) im Fernsehen kann man - muss man eigentlich - geteilter Meinung sein. Die einzige derartige Sendung, die ich einigermaßen regelmäßig verfolge, nennt sich wie die Moderatorin: Anne Will.

Es ist nicht zu erwarten, dass durch solche Sendungen irgend etwas im politischen oder gesellschaftlichen Leben verändert wird. Es ist auch nicht zu erwarten, dass irgend jemand von den Teilnehmern der jeweiligen Diskussion seine bereits mitgebrachte Meinung modifiziert oder ändert. Das einzige, was diese Sendung für mich interessant macht: Man erfährt, was die Teilnehmer zu bestimmten Themen denken und glauben (vorausgesetzt es herrscht Ehrlichkeit). Das kann durchaus aufschlussreich und beispielsweise für künftige Stimmabgaben bei anstehenden Wahlen mitentscheidend sein.

Am vergangenen Sonntag diskutierten Frau Käßmann, Herr Lindner (F.D.P.), Herr Kretschmann (erster grüner Ministerpräsident), ein Philosoph und ein Sänger das Gutmenschentum.

Was ein Gutmensch eigentlich sein soll, wurde nur ansatzweise geklärt. Aber das kann man ja bei Wikipedia nachschlagen. Es ging sowieso eher darum, ob ein Gutmensch sich öffentlich zu Themen seiner Wahl äußern darf oder nicht. Die Tendenz des Philosophen war deutlich: Ein Gutmensch möge gerne seine Meinung, seinen Glauben haben, aber dies bitte nicht öffentlich äußern. Zitat: »Alles, was Sie sagen, Frau Käßmann, ist völlig akzeptabel und bewundernswert, solange es hinter den Mauern der Kirche bleibt und nicht als Politik auftritt.« Herr Lindner immerhin meinte, dass der Anstoß (zu anderem und neuen Denken und Handeln) von allen gesellschaftlichen Gruppierungen gegeben werden darf, und das nicht nur hinter verschlossenen Türen.

Selbst die Auffassung des Philosophen ist zulässig. Mir gefällt sie nicht sonderlich, ich werde sie mir nicht zueigen machen. Gerade die jüngere Geschichte unseres Landes zeigt, dass es gut war, den Protest aus den Kirchen heraus auf die Straße zu bringen - zur Erinnerung: Die deutsche Wiedervereinigung begann mit Gebeten und Gottesdiensten in ostdeutschen Kirchen.

Herr Kretschmann ein Gutmensch ist oder nicht, ob er vor der Wahl einer war und nun als Ministerpräsident seiner Gutmenschlichkeit beraubt wurde, konnte die Gesprächsrunde nicht klären. Es wurde jedoch deutlich, dass er ein realistischer Politiker ist. Obwohl seine Partei und er gegen das Bauprojekt eines neuen Bahnhofs in Stuttgart sind, sind bereits geschlossene Verträge eben zu respektieren. Das lernt man ja schon in der Schule: Pacta sunt servanda.

Frau Käßmann wurde übrigens vorgeworfen, populär zu sein, obwohl sie kein Amt bekleidet. Eine ganz neue Variante, die kannte ich noch nicht.

Also was kann man aus einer solchen Gesprächsrunde am Bildschirm mitnehmen? Kleine Erkenntnisse immerhin, wenn auch keine neuen Einsichten.

Nanu?

Liebe Blogbesucher,

eigentlich sollte hier ein neuer Beitrag stehen - aber die Technik mag zur Zeit irgendwie nicht:


Kennt / hat jemand das gleiche Problem mit Live Writer?