Am Freitag waren wir Zeugen eines Mordes und seiner recht zügigen Aufklärung innerhalb von knapp zwei Stunden. Und zwar in einer Gegend Berlins, die wir, im grünen Lichterfelde beheimatet, eher selten aufsuchen: Berlin Friedrichshain. In einem stillgelegten Umspannwerk. Obwohl zahlreiche Menschen zugegen waren, wurde dort ein britischer Gentleman, von womöglich mangelhaften Umgangsformen heimgesucht, aber immerhin ein ganz normaler Mensch, kaltblütig erschossen. Es ist wohl doch besser, solche Gegenden in Berlin auch künftig zu meiden?
Um die erfolgreiche Klärung der Täterfrage gleich vor Ort machte sich eine freundliche ältere Dame sehr verdient, eine gewisse Miss Marple. Und damit habe ich ja schon verraten, dass es kein echter Mord war.
Das Kriminaltheater Berlin spielt, nomen est omen, ausschließlich Kriminalstücke. Henning Mankell, Edgar Wallace... - und Agatha Christie.
Ich hatte es mir verkniffen, ins Bücherregal zu greifen, und den vor über 30 Jahren gelesenen
Mord im Pfarrhaus noch einmal aufzuschlagen, ich fand es so viel spannender. Allerding: Schon während der Vorstellung kehrte die Erinnerung an die Lektüre bereits zurück.
Der Theaterbesuch war ein Geschenk der besten aller Ehefrauen zum Hochzeitstag gewesen - und ich wurde samt Eva und Teresa sowie den bereits erwähnten zahlreichen anderen Zeugen gar köstlich unterhalten.
Wirklich gute Schauspieler, ein sehr ungewöhnliches Ambiente im ehemaligen Umspannwerk - daher eine aufrichtige Empfehlung: Wer (mal) in Berlin ist und Lust auf ein etwas anderes Theatererlebnis hat, sollte sich das Programm anschauen. Es lohnt sich: Das
Kriminaltheater Berlin macht Spaß. Die Gastronomie ist ebenfalls nicht ohne.