Es wäre, meine ich, mal wieder Zeit für einen aktuellen Beitrag bezüglich meiner Gesundheit, denn viele Freunde und Bekannte fragen nach – das freut mich, es zeugt ja von echtem Interesse und wirklicher Anteilnahme.
Mein Zustand ist recht schnell beschrieben: Es geht weiter bergauf. Noch ist nicht alles wieder wie vor der Krebserkrankung, aber nach und nach bessert sich wohl alles. Die Nervenschädigungen durch die Chemotherapie gehen weiter zurück, ich habe wieder Gefühl in den Fingerspitzen und Zehen, noch mit Kribbeln und leichter Taubheit verbunden, aber immerhin: Ich fühle wieder, was ich berühre. Die Übelkeit, die mich monatelang Tag und Nacht begleitet hatte, ist Vergangenheit. Ich kann wieder Dinge aus dem Kühlschrank holen, ohne vorher Handschuhe anziehen zu müssen. Sogar der eigentlich von mir und den Ärzten dauerhaft für taub und verhärtet geglaubte rechte Unterarm zeigt wieder Spuren von Empfindungen, als wären auch dort im vergifteten Gewebe irgendwelche Heilungsprozesse im Gange.
Die Operationsnarbe juckt gelegentlich und ist im oberen Teil noch leicht gerötet. Was sich noch nicht so richtig deutlich gebessert hat, sind Müdigkeit und Impotenz, immerhin aber reichen so ein bis zwei mal täglich ein paar Minuten Kurzschlaf um durch den Tag zu kommen und beim Aufwachen gab es an zwei oder drei Tagen immerhin ein wenig morning wood … so dass ich eigentlich zuversichtlich bin, dass früher oder später sämtliche Begleiterscheinungen der Chemotherapie verschwinden werden.
Was bringt das nächste Jahr? Das weiß natürlich niemand, so wie niemand vor dem Jahreswechsel 2011 / 2012 geahnt hat, dass meine Krebsdiagnose samt Operation, Rehabilitation und Chemotherapie auf uns zukommt. Die biblische Ermahnung, keine allzu festen Pläne zu machen, sondern stets zu sagen: »wenn Gott will und wir leben, dann …« ist so falsch ja nicht.
Soweit nichts Unvorhergesehenes geschieht, werde ich ab Februar wieder meinen Arbeitsplatz einnehmen, wir können über Urlaub im Sommer nachdenken und kurz vor dem Herbst beim Benefizjogging teilnehmen. Wir werden die aufgrund meiner Gesundung weniger zahlreichen Stunden auf dem Balkon genießen, gelegentlich daran zurückdenken, wie es war, so gut wie jeden Tag in Ruhe und ausgiebig zu frühstücken, die drei bereits gebuchten Konzerte besuchen, viele Bücher lesen …
… aber vor allem werden wir dankbar sein für jeden neuen Tag, jede Woche, jeden Monat des gemeinsamen Lebens. Mancherlei Beschwerlichkeiten und Ärgernisse des Alltags werden an Stellenwert im Leben doch erheblich eingebüßt haben, denn nach diesem Jahr 2012 wissen wir das Geschenk des Lebens auf eine neue und tiefere Weise zu schätzen.