Montag, 31. Mai 2010

Bundespräsident Köhler – wieder ein schäbiger Sieg der Medien?

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Es ist das gleiche Muster wie leider schon so oft in den letzten Jahren. Die Medien – auf der Suche nach immer sensationelleren Skandalen, um Auflage und Werbeeinnahmen zu steigern – nehmen ein paar aus dem Zusammenhang gerissene Sätze oder Äußerungen und stellen Personen an den öffentlichen Pranger, ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt der Meldungen.

Selbst nach dem Rücktritt von Bundespräsident Köhler macht beispielsweise »FOCUS« genau so weiter: »…tritt wegen Afghanistan-Äußerungen zurück« schreibt man fett über die Meldung.

Im Bericht wird die Überschrift gleich im ersten Absatz als Lüge entlarvt – aber sie springt halt so schön ins Auge. Bringt womöglich ein paar Millionen Euro auf das »FOCUS«-Konto.

Im Bericht heißt es: »Die Unterstellung, er habe einen grundgesetzwidrigen Einsatz der Bundeswehr zur Sicherung von Wirtschaftsinteressen befürwortet, entbehre jeder Rechtfertigung, sagte Köhler am Montag in Berlin. Das lasse den notwendigen Respekt vor dem höchsten Staatsamt vermissen.«

Also tritt er wegen der Afghanistan-Äußerungen zurück oder weil so manche Medienschaffenden jeglichen Respekt vor dem höchsten Staatsamt vernichtet haben und auch offensichtlich kein Berufsethos mehr kennen?

»FOCUS« ist nur ein Beispiel von vielen gleich in den ersten Minuten nach Köhlers Erklärung. Die deutsche Medienlandschaft wird immer mehr zum Jammertal.

Vom Fliesenschrubben zum Hornbylesen

Am Samstag musste die beste aller Ehefrauen etwas unternehmen, was sie bei Facebook so umschrieb: »Provided a significant boost for the German economy: shopping spree at a fashion outlet today!« Derweil widmete ich mich der heimischen Unternehmung, den Balkon von den restlichen Spuren des Winters zu befreien, die vornehmlich auf den Bodenfliesen zu finden waren.
P5291212Mit heißem Wasser, Intensiv-Grundreiniger, Schwämmchen und Schrubber ging es ans Werk.  Beim Verrücken der Bank, auf die ich leere Töpfe vorübergehend gestapelt hatte, kam es zu einem Kollateralschaden.
P5291214 Das war schade aber nun auch keine Katastrophe, denn die Balkonbewohner haben bereits alle ihr terracottenes Zuhause und für mehr Vegetation ist einfach sowieso kein Platz, solange wir den Balkon auch zukünftig betreten und besitzen möchten. Zum Beispiel wohnen da diese drei:
P5291218 Der Farn ist nach dem langen und kalten Winter so groß geworden wie noch kein Jahr zuvor – und er scheint immer noch zu wachsen. Der Bambus ist neu bei uns, weil das Olivenbäumchen vom Winter ermordet wurde. Und die Fette Henne zu Füßen der beiden Großen wächst und gedeiht wie jedes Jahr.
Nach rund drei Stunden Schrubben und Wischen und Schrubben und Wischen jedenfalls konnte ich den Lohn der Mühe erkennen. Saubere Fliesen und ziemlich saubere Fliesen. Die Fugen dazwischen sind und bleiben rustikal.P5291215Als die beste aller Ehefrauen von ihrer anstrengenden Aufgabe zurückkehrte, war ich fast fertig. Wenig später dann völlig fertig. Und so sieht sie in diesem Jahr aus, die am Spätnachmittag und Abend besonnte Hälfte, in der sich auch der Grill hinter einem Stuhl zu verstecken versucht:
P5291219 Die andere, vom Morgen bis zum frühen Nachmittag von der Sonne heimgesuchte Hälfte ist der hauptsächliche Aufenthaltsort, wenn wir unser Draussenzimmer benutzen:
P5291217 Da stellte ich mir auch meinen Lohn für die Arbeit bereit. Denn schließlich muss es dabei bleiben: Nach der Arbeit kommt das Vergnügen.
P5291216So. Der Sommer kann kommen. Am Sonntag war es schon wieder vorbei mit dem schönen Wetter. Besteht denn noch Hoffnung auf angenehme Temperaturen oder war der Samstag der Wetterhöhepunkt 2010?

Sonntag, 30. Mai 2010

Samstag, 29. Mai 2010

Stephen King: Blockade Billy

billyIch habe manches nicht verstanden, was in diesem Buch George "Granny" Grantham, der einst die Mannschaft trainierte, in der William Blakely Baseball gespielt hat, erzählt.
Das lag allerdings nicht am Autor, sondern an mir, denn ich verstehe nichts, zero, nothing, nada, rien von den Baseball-Regeln. Und dies ist nun mal auch ein Buch über Baseball.
Und doch habe ich die Novelle mit Vergnügen und Spannung gelesen, denn es geht nicht nur um diesen ziemlich unverständlichen amerikanischen Sport, der wohl zeitweise die Nation in Atem hält. Baseball ist die Kulisse, Blockade Billy die Person mit dem finsteren Geheimnis und…
…only Stephen King, the most gifted storyteller of our age, can reveal the truth to the world, once and for all.
Wie in dem Roman Dolores Claiborne ist auch dieses Buch ein einziger Monolog, den Stephen King »nur aufgeschrieben« hat. Erzählt wird, wie oben gesagt, von Grantham, der ins Altersheim abgeschoben froh ist, dass »Mr. King« ihn besucht und seinem Bericht zuhört.
Of course, no one asks me much of anything in here, except if I’d like to sign up for Polka Night at the K and P Hall downtown or something that’s called Virtual Bowling. That’s right here in the Common Room. My advice to you, Mr. King-you didn’t ask for it, but I’ll give it to you-is don’t get old, and if you do, don’t let your relatives put you in a zombie hotel like this one.
Das, was der alte Mann zu erzählen hat, ist wieder mal so gut geschrieben, dass der britische Verleger Phillipa Pride sich öffentlich fragte:
It’s another gripping, tale from the master: how does he captivate you so completely from page one and hold you in his brilliantly powerful and dark grip until the last page?
Ja, wie macht er das, der Stephen King? Statt darüber zu fachsimpeln, empfehle ich den geschätzten Lesern, sich diesem Leseabenteuer auszusetzen, auch wenn jemand nichts vom Baseball verstehen sollte. Wieder einmal habe ich immer langsamer gelesen, je weiter ich die 120 Seiten umblätterte, denn das Buch hat einen gravierenden Fehler: Es ist viel zu dünn.
Zu finden zum Beispiel bei Amazon: Blockade Billy ---    Blockade Billy als Hörbuch---    ...und für den Kindle.
P.S.: Falls jemand was vom Baseball versteht – um so unterhaltsamer vermutlich.

Freitag, 28. Mai 2010

Alles, was mit Nudeln zusammen auf den Teller kommt.

Günther (mit h) Hess stellt gelegentlich für seinen Berlin-Blog »In meiner Straße« Zeitgenossen zehn Fragen über Berlin und das Leben an und für sich.

Ich habe zehn Antworten gegeben. Mehr über Nudeln, Lieblingsbücher, ein Zitat von Xavier Naidoo und Weiteres kann das geschätzte Publikum daselbst nachlesen: [10 Fragen / 10 Antworten]

Donnerstag, 27. Mai 2010

Henne oder Ei?

Bild von Nichtlustig.de Was war zuerst da? Eine etwas abgedroschene Frage. Drauf gebracht hat mich ein Beitrag beziehungsweise die darauf folgende Diskussion beim Wegbegleiter.

Menschen sitzen in einem Internet-Café und haben nur Augen und Ohren für ihr Notebook, bemerken und beachten nicht die übrigen Gäste, die übrigens genauso auf ihren eigenen Bildschirm fixiert sind. Ein Café sollte doch ein Ort der Geselligkeit, des Austausches sein, meint mancher und schiebt die Schuld an der offensichtlichen Vereinsamung und Vereinzelung der Menschen auf die Technik und das, was damit möglich wurde.

Was aber war zuerst da? Das Huhn in Gestalt von Internetforen, sogenannten sozialen Netzwerken, Spielen und anderen Angeboten oder das Ei, der diese Möglichkeiten nutzende Mensch?

Ich bin überzeugt, dass das eine ohne das andere nicht funktioniert. Wo kein Bedarf ist, wird ein Angebot früher oder später verschwinden. Wo kein Angebot für den Bedarf existiert, wird es zügig entstehen.

Die Frage, ob das Internet die Vereinsamung fördert, muss sicher individuell beantwortet werden. Ein Eigenbrötler wird durch Netzwerke oder Foren kaum im »richtigen Leben« zum geselligen Menschen werden. Wer nicht in der Lage ist, Zeit mit seinen Nachbarn, Bekannten und Verwandten zu verbringen und zu genießen, der wird durch 200 »Freunde« bei Facebook nicht weniger einsam als er schon ist. Wird er aber noch einsamer? Kaum.

Der aktive, kommunikative Mensch dagegen wird durch Internetangebote nicht vereinsamen, sondern sie als Bereicherung betrachten. Und er wird beizeiten den Computer ausschalten, die Schuhe anziehen und sich unter die »echten« Menschen begeben, da er zu unterscheiden weiß zwischen Freundschaft und Vernetzung.

Man kann sich ins Internet vergraben, genauso wie in Bücher und Zeitschriften oder Fernsehprogramme, Schallplatten und CDs, zweifellos. Aber ist das der Literatur, den Herausgebern, Fernsehsendern oder den Musikern anzulasten?

Ich meine, nein. Was meinen die geschätzten Blogbesucher?

Mittwoch, 26. Mai 2010

Stress-Test

imageDieses Bild samt dazugehörigem Text hat mir gestern mein Chef per E-Mail zugeschickt. Um 13:05 Uhr. Hier der Text:
Das Bild ist in der Uniklinik Düsseldorf dazu benutzt worden, verschiedene Stress-Niveaus zu testen.
Schauen Sie sich die beiden Delphine, die aus dem Wasser springen, genau an. Sie sind absolut identisch.  Die Forscher haben festgestellt, dass Menschen, die unter Stress stehen, die beiden Delphine verschieden wahrnehmen. Je mehr eine Person unter Stress steht, desto unterschiedlich werden die beiden Delphine wahrgenommen.
Wenn für Sie also das Aussehen der beiden Tiere auf dem Bild sehr unterschiedlich sein sollte, ein guter Rat: Räumen Sie Ihren Schreibtisch schnell auf, gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich mal so richtig aus.
Da ich zwei völlig identische Delphine sah, habe ich fröhlich weiter gearbeitet.
Wie sieht es denn bei meinen geschätzten Blogbesuchern aus? Im Stress oder nicht?

Dienstag, 25. Mai 2010

Some people feel the rain. Others just get wet.

Foto von BobDylan.com Seit gestern ist er nun 69 Jahre alt, der Herr Zimmermann. Und – soweit man hört und liest – kein bisschen müde.

Am 29. Mai kommt er wieder nach Europa, in Athen geht die Tour los, sie führt durch zahlreiche exotische Länder wie die Türkei, Kroatien, Italien, Österreich und schließlich Irland. Um unser schönes Land macht er dieses Mal einen Bogen, der Herr Dylan. Na, wir sind ja auch nicht exotisch.

Zum Trost hier ein paar dylaneske Zitate:

  1. No one is free, even the birds are chained to the sky.
  2. I am against nature. I don't dig nature at all. I think nature is very unnatural.
  3. I accept chaos, I'm not sure whether it accepts me.
  4. All this talk about equality. The only thing people really have in common is that they are all going to die.
  5. This land is your land and this land is my land, sure, but the world is run by those that never listen to music anyway.
  6. You can`t be wise and in love at the same time.
  7. Some people feel the rain. Others just get wet.
  8. Steal what you love and love what you steal.
  9. What good are fans? You can't eat applause for breakfast. You can't sleep with it.
  10. All I can do is be me, whoever that is.

Zum 70sten gibt es hier auf dem Blog – so Gott will und wir leben – einen schönen ausführlichen Heute-wird-His-Bobness-gefeiert-Beitrag. Ich werde mal so langsam anfangen, Material zu sammeln. Sind ja nur noch 364 Tage…

Montag, 24. Mai 2010

Was heißt eigentlich Rippenstoß auf mesopotamisch?

Bluterguss. Tut ganz schön weh. Vor allem hat mir der Tag gestern einen Rippenstoß meiner Frau – und als Andenken daran einen blauen Fleck – eingebracht, der immer noch schmerzt. Es stimmt ja, dass ich den wohl verdient hatte, denn irgendwie war das eine ernsthafte Angelegenheit, und ich konnte mal wieder meine ironische Ader nicht bremsen.
»Sie sind voll von süßem Wein«, sagte ich, und Sekunden später bekam ich den Ellenbogen zu spüren.

»Das gehört sich nicht, wir sind hier nur zu Besuch«, zischte meine Frau mir ins Ohr. »Nimm dich doch ein mal zusammen!«

Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Also nicht mit dem ein mal – ich nehme mich oft zusammen! Aber es stimmt schon: Als Gast in einer fremden Stadt sagt man nicht solche frechen Sachen, schon gar nicht laut und öffentlich. Doch den Mann, der dann später zum Wortführer wurde, schien das nicht beleidigt zu haben. Gehört haben musste er mich, denn er ging sogar auf meine Boshaftigkeit ein: »Diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage«, erklärte er. Mir lag ja schon wieder etwas auf der Zunge, in etwa »dann ist das noch der Rausch von gestern Abend?« oder »vielleicht war was im Frühstückstee?«, aber das habe ich heruntergeschluckt. Noch so einen Stoß von meiner Angetrauten wollte ich mir nicht einhandeln.

Aber ich greife vor. Der Mann hat ja erst später geredet. Losgegangen war es mit dem Getöse. Es gab schon gestern vor Ort so allerlei Gerüchte und Gerede. Was wirklich passiert war, wusste natürlich keiner von uns Schaulustigen. Wir waren zusammengeströmt, weil es einen gewaltigen Krach gegeben hatte. So etwas wie ein Brausen, Rauschen, also eigentlich wie bei einem Sturm. Allerdings herrschte gestern ziemliche Windstille, allenfalls ging ein laues Lüftchen durch die Stadt, aber jedenfalls nichts, was so einen Lärm hätte verursachen können. Meine Frau und ich sind in der kleinen Herberge untergebracht, die am Ende der Straße liegt. Also etwa 500 Meter vom Ort des Geschehens. Wir sind bei dem Brausen gleich auf die Straße raus gegangen, das war ohrenbetäubend, es hätte ja was Gefährliches sein können, nicht wahr?

Als wir vor dem Haus ankamen, in dem immer noch ziemlicher Lärm herrschte, allerdings nun von menschlichen Stimmen verursacht, kamen schon die Gestalten aus der Tür, die ich dann – der blaue Fleck wird mich noch eine Weile erinnern – vorlaut als morgendliche Trunkenbolde veräppelt habe. Die benahmen sich aber auch wirklich nicht wie nüchterne Menschen.

Es waren, soweit ich das weiß, nur Einheimische. Alle redeten durcheinander, aber verstehen konnte man so gut wie niemanden. Ich hörte allerdings nach einer Weile einen eher schmächtigen Typen in unserem römischen Dialekt reden. Wir Römer haben da so eine ganz eigenwillige Betonung in unserer Aussprache, die kriegen noch nicht mal unsere Volksgenossen aus der Umgebung hin. Angeblich hört man das sogar durch, wenn wir Aramäisch reden. Jedenfalls erzählte der Mann in unserer Sprache und unserem Dialekt etwas von den großen Taten Gottes, ohne dass ihn jemand danach gefragt hätte.

Meine Frau ist sehr interessiert an Sitten und Gebräuchen, daher reisen wir auch oft und gerne, und sie hat den Schmächtigen, natürlich in unserer Muttersprache, gefragt, was denn eigentlich los wäre, was das vorhin für ein Lärm gewesen sei. Der hat sie groß angeschaut, mit den Schultern gezuckt, verständnislos gelächelt, und es war ziemlich schnell klar, dass er überhaupt kein Wort verstand. Taub war er aber auch nicht. Auf die gleiche Frage in Aramäisch hat er nämlich reagiert. Das war schon recht gespenstisch, wie der dann weiter von Gott erzählte, in unserem Dialekt, ganz flüssig und fehlerfrei, aber offensichtlich nur seine heimatliche Sprache verstehen konnte.

Schließlich wurde das Durcheinanderreden etwas ruhiger, und einer der Leute aus dem Haus hat eine lange Rede gehalten. Der sei mal Fischer gewesen, raunte jemand neben uns. Für einen Fischer, falls das stimmt, hielt er eine recht ansehnliche Ansprache. Er hat erklärt, dass wir Zeugen eines Geschehens wären, das vor ich weiß nicht wie vielen Jahren oder Jahrzehnten – womöglich noch länger – von einem der jüdischen Propheten angekündigt worden sei. Gott habe, sagte der möglicherweise frühere Fischer, seinen Geist ausgegossen, und das sei wohl verantwortlich für den Krach gewesen. So eine Art Flut von oben, daher das gewaltige Rauschen, obwohl dann auch von kleinen Feuerflammen in dem Zimmer die Rede war, was ja nicht so recht zur Flut passt. Zu einem Sturm auch nicht, wenn man es genau überlegt. Anschließend hat er erklärt, dass ein Prediger, der viele Wunder getan haben soll und der vor unserer Ankunft in der Stadt hingerichtet worden war, keineswegs tot sei. »Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen«, so hat er das formuliert.

Er hat dann gemeint, dass wir uns alle taufen lassen sollten, und dann würden wir den Geist, der da ausgegossen worden sei, ebenfalls empfangen. Dem Aufruf sind gleich gestern so etwa 3.000 Leute gefolgt, habe ich mir sagen lassen. Ich bin da eher etwas zurückhaltend, und ich weiß auch nicht recht, ob ich in einer Sprache reden will, die ich gar nicht verstehe. Wer weiß, was ich da von mir geben würde! Womöglich führt das letztendlich zu noch mehr blauen Flecken, falls meine Frau dann zufällig ausgerechnet meine unverständliche Sprache versteht…

Wir haben uns vorhin überlegt, dass wir ja mal die Versammlung besuchen könnten, die heute am späten Nachmittag stattfinden soll. Im Tempel soll das sein, bei so viel Ansturm gibt es ja auch keinen anderen geeigneten Treffpunkt weit und breit. Wir werden wohl hingehen. Neugierig bin ich schon.

So, das wollte ich Ihnen erzählen, solange ich noch in der Lage bin, meine eigenen Worte zu verstehen. Man weiß ja nicht, wie das hinterher aussehen wird. Vielleicht rede ich heute Abend nur noch mesopotamisch?

Samstag, 22. Mai 2010

Meine Facebook-Mail-Panne

Liebe Leute,

zahlreiche Zuschriften haben mich erreicht. Mancher schreibt vielleicht nicht, sondern wundert sich nur.

Das mit meiner Facebook-Einladung war eine (Anfängerpech) E-Mail-Panne: Ich wollte an eine Handvoll Adressen, bei denen ich wusste, dass die Freunde bereits bei Facebook sind, aus meinem Googlemail-Verzeichnis eine Notiz schicken, dass ich jetzt auch dort zu finden bin – aber dann ging die Mail an ALLE meine Adressen raus. Und auch noch mit dem komischen Text von wegen Bilder - die gibt es gar nicht...

Sorry, damit war womöglich auch Deine / Eure Adresse mit der ungewollten Mail versorgt. Na ja. Kann man nicht ändern, wenn's raus ist, ist es raus. Einfach löschen / ignorieren, falls Ihr nicht sowieso bei Facebook seid. Wenn ja: Dass da keine Fotos von irgendwelchen Zeitgenossen bei mir zu finden sind, sehr ihr ja selbst.

Einstweilen liebe Grüße und allen ein frohes Pfingstfest!

Euer Günter

Wunderliches: Ein ASUS-Notebook, das funktioniert

Regelmäßige Blogbesucher kennen die schier unendliche Geschichte, die mich durch das Jammertal des ASUS-Kundendienstes führte. Anfang Oktober 2009 schickte ich ein defektes Notebook zur Reparatur ein – und nun habe ich tatsächlich seit Mittwoch, dem 19. Mai 2010, ein Ersatzgerät, das (immerhin schon 3 Tage!) zu funktionieren scheint.

Zuletzt gab es noch diese erbauliche Episode auf dem Weg zum Ziel:

  • Das Ersatzgerät war am 14. April mit einem Akku geliefert worden, der nicht aufgeladen werden konnte. Oder einem sonstigen Defekt, der das Laden verhinderte.
  • Ich bat um einen Ersatzakku, um das Gerät nicht erneut einschicken zu müssen. Telefonisch wurde mir gesagt, das ginge nicht, das Gerät müsse ins »Service-Center«.
  • Am 21. April schickte ich das Gerät ein.
  • Am 28. April schlug man mir vor, 172,79 Euro zu bezahlen für einen Akkutausch, weil der keine Garantie mehr habe.
  • Auf meinen gerade noch höflichen Protest hin versicherte man mir, den Akku kostenlos zu tauschen.
  • Eine Woche später fragte ich nach, wie lange solch ein Akkutausch wohl dauern würde. Als Antwort bekam ich zu lesen:  »Guten Tag Herr Matthia, das Gerät befindet sich zur Zeit noch in der Reparatur, der Akku wurde laut den mir vorliegenden Daten bereits getauscht. Leider scheint das Problem dadurch noch nicht zuverlässig behoben zu sein, deswegen möchten wir noch das Mainboard austauschen um alle möglichen Fehlerquellen ausschliessen zu können. Das Mainboard ist zur Zeit leider nicht auf Lager, befindet sich laut den mir vorliegenden Informationen aber kurzfristig im Zulauf. Ich entschuldige mich für Ihre Unannehmlichkeiten und verbleibe…«
  • Ich seufzte zutiefst und schrieb an die ASUS-Herrschaften: »Sehr geehrte Damen und Herren, so langsam wird das zur Posse, was Sie mir zumuten. Was Sie mir geschrieben haben, heißt doch nichts anderes, als dass Ihr »refurbished«-Austauschgerät, das ich im April 2010 als Ersatz für ein Anfang Oktober 2009 eingeschicktes Gerät erhalten habe, mit einem defekten Mainboard (oder sonst einem Defekt) ausgeliefert wurde. Hat ASUS Probleme mit der Modellreihe? Hat ASUS kein Interesse am Kunden? Ist es für ASUS keine Selbstverständlichkeit, Kunden für gutes Geld auch gute Ware zu liefern? Ich würde Ihnen vorschlagen, dass Sie mir einen Scheck über die von mir im Dezember ausgegebenen 699 Euro schicken (die Rechnung hatte ich bereits drei Mal eingeschickt) und die ganze Sache damit aus der Welt schaffen. So langsam dürfte das auch für Sie die preisgünstigere Lösung der Misere sein. Wir würden mit unseren Kunden jedenfalls nicht so umgehen wie ASUS mit uns - dann hätten wir nämlich bald keine Kunden mehr. Freundliche Grüße…«
  • Die Antwort am Dienstag, 18. Mai 2010: Das Gerät sei repariert und auf dem Weg zu mir.
  • Und siehe da: Am nächsten Tag kam das Paket an. Mit neuem Akku und Netzgerät – ob ein Mainboard getauscht wurde, weiß ich nicht und will ich gar nicht wissen…

Immerhin hat es nur sieben Monate seit dem Einsenden eines defekten Notebooks gedauert, bis ich für mein Geld auch einen Gegenwert erhalten habe. Wie viele E-Mails waren notwendig, um dieses schnelle Ergebnis herbeizuführen? Wie viel Geduld? Wie viel Nachsicht? Doch wie schon der Volksmund sagt: Ohne Fleiß kein Preis.

Nun frage ich mich: Soll ich mich für den prompten und schnellen Kundendienst bedanken? Vielleicht warte ich mal ein paar Wochen, ob das Gerät wirklich einwandfrei arbeitet…

P.S.: Wer will, kann die Details hier noch mal nachlesen: [ASUS 1] [ASUS 2] [ASUS 3] [ASUS 4]

Freitag, 21. Mai 2010

Gesichtsbuchtest

gjm-fbNachdem die beste aller Ehefrauen seit geraumer Zeit viel Spaß an ihren Facebook-Aktivitäten hat, und nachdem nicht nur Hinz und Kunz, sondern dem Vernehmen nach die halbe Welt dort zu finden ist, habe ich mich schließlich aufgerafft, einen Versuch zu unternehmen: Taugt das was für mich? Stiehlt es mir nur Zeit? Oder bringt es auch was?

Es wird sich zeigen. So nach und nach. Meine Großmutter pflegte zu sagen: »Probieren geht über studieren.«

Ich probiere. Ich bin sozusagen nun ein temporärer Gesichtsbuchbenutzer. Ein Klick auf das Bild sollte den geschätzten Blogbesucher eigentlich auf mein Facebook-Profil katapultieren, Lust, Zeit und Laune vorausgesetzt natürlich.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Namensgebung

Ein Baby von sxc.hu»Ich bestehe darauf«, zeterte Mandy Müller, »und damit basta!«
Die Standesbeamtin war ratlos. Seit zehn Minuten versuchte sie, der jungen Mutter Vernunft einzureden. Mit Engelszungen, mit energischer Stimme, mit Bitten und mit Drohen. Alles vergebens. Eine Lösung musste jedoch gefunden werden, denn heute, am 17. März 2011, lief die Frist ab. In Deutschland gibt es für alles eine Frist, natürlich auch für die Namensgebung eines Kindes. Vier Wochen nach der Geburt spätestens muss ein Name her, und wenn die Eltern sich nicht einigen, dann entscheidet das Standesamt, ob Vater oder Mutter mit ihrem Wunsch zum Zuge kommen.
Das Problem war allerdings, dass sowohl Mandy Müller als auch Klaus-Peter Müller den gleichen Vornamen für ihre Tochter wollten.
»Nun überlegen Sie doch mal. Wenn Ihr Kind in die Schule kommt...«
»Es ist in Deutschland erlaubt, seine Tochter Paris zu nennen. Oder Agatha. Die Tochter von der Erna, das ist meine Nichte, die heißt April. Womöglich ist sogar Xanthippe erlaubt, das weiß ich jetzt nicht«, meckerte Mandy, »aber wir dürfen uns keinen Namen für unsere Tochter aussuchen?«
»Jawohlja!« ergänzte Klaus-Peter.
»Ich muss sonst von Amts wegen einen Namen eintragen, den ich für angemessen halte«, drohte die Standesbeamtin. Ob das überhaupt zulässig war, wusste sie nicht, aber einen Versuch war es ja wert.
Mandy wurde zornesbleich. »Das wäre ja noch schöner! Klaus-Peter, sag du doch auch mal was!«
»Jawohlja!«
»Denken Sie doch noch mal in Ruhe nach. Denken Sie vor allem an die Hänseleien oder all die Probleme, die Ihre Tochter später im Leben hätte.«
»Wir haben vier Wochen lang nachgedacht.«
»Jawohlja!«
»Und wir bleiben dabei. Unser Mädchen ist immerhin unter Umständen gezeugt worden, die es verdienen, nicht vergessen zu werden. Daher wird sie so heißen.«
»Jawohlja!«
Ermüdet blätterte die Standesbeamtin in ihren Rechtsvorschriften. Vielleicht fand sich ja eine Möglichkeit, die Namensgebung aufzuschieben? Nächste Woche hatte ein Kollege Dienst, sie selbst würde weit weg im Urlaub sein...
»Das war nämlich so«, erklärte Mandy und bekam rote Bäckchen, »wir haben da in der Flughafenhalle übernachtet. Ich wollte schon schlafen, da kam mein Klaus-Peter zu mir unter die Decke gekrabbelt. Also wir lagen ja auf so Isomatten, nicht wahr, und mit braunen Wolldecken vom Roten Kreuz oder so zum Zudecken. Ich sage zu ihm lass das, hier sind doch hundert Menschen, sage ich. Aber mein Klaus-Peter, na ja, der... – also schon ganz in Fahrt oder so, na ja, es war ja auch nur gedämpftes Licht. Jedenfalls haben wir dann wie noch nie zuvor, vielleicht weil es so aufregend war mit den vielen Leuten ringsrum, als täten wir was Verbotenes, dabei sind wir ja schon vier Jahre verheiratet.«
»Jawohlja!«
Die Standesbeamtin fand keinen Paragraphen, der Aufschub gestattet hätte. Verzweifelt betrachtete sie Mandy und Klaus-Peter. Vermutlich brachte ihr diese Sprechstunde eine Rüge ein, aber sie konnte die Geschichte nicht noch einmal zu Ende anhören. Drei Mal hatte sie in den letzten zwanzig Minuten gehört, wie das namenlose Mädchen gezeugt worden war. Nicht noch einmal! Kapitulierend holte sie tief Luft und sagte: »Also gut, wenn Sie...«
Doch Mandy unterbrach ihren Redefluss nicht. »Man konnte sich ja nicht so doll bewegen, die Menschen ringsum schliefen vielleicht, oder auch nicht. Darum hat es länger gedauert als sonst. Ich dachte schon, das wird nichts, der arme Klaus-Peter wird am Ende so schlafen gehen müssen, also mit - ohne - äh - na Sie wissen schon. Das ist doch bestimmt unbequem, als Frau weiß man das ja nicht so genau. Dann kam ein lauter Gong durch die Lautsprecher wegen einer Durchsage oder so, und gleichzeitig war mein Klaus-Peter soweit. Mit dem Gong! Wahnsinn! Unter uns gesagt, wie ein Vulkan, mein Klaus-Peter, beim Gong...«
Die Standesbeamtin griff zu Formular und Stift. Wenn sie auch nur eine einzige weitere Minute zuhören musste, würde sie sich schreiend auf den Boden werfen und in die Auslegeware beißen. Dann schon lieber eine Rüge in den nächsten Tagen und eine Ungültigkeitserklärung der Urkunde von vorgesetzter Stelle. Damit konnte sich dann der Kollege nächste Woche herumärgern.
Sie atmete noch einmal tief durch und schrieb hinter Vorname des Kindes: Eyjafjallajökull.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Michael Crichton: Pirate Latitudes

piraten Nach den ersten etwa 20 Seiten war ich ziemlich sicher, dass Michael Crichton dieses Buch so noch nicht veröffentlicht hätte. Es las sich (für mich als Autor zumindest) wie eine Rohfassung, die noch einmal zu überarbeiten man sich vorgenommen hat. Aber genau das machte den Roman für mich dann ganz besonders reizvoll. Manche Nebenhandlung ist angerissen, und hätte er an dem Buch noch arbeiten können, wären Michael Crichton sicher seine typischen Spannungsfäden nach allen Seiten hin gelungen. Auch einige Charaktere hätte er sicher noch ausgefeilt, mit Schattierungen versehen und eingefärbt, falls er die Geschichte nicht sowieso nur für sich, nur zum Spaß geschrieben hat. Wir werden es nicht erfahren, ob das Manuskript für die Veröffentlichung vorgesehen war.

Dieses nach seinem Tod in den persönlichen Unterlagen aufgefundene Werk ist alles andere als ein typischer Crichton. Wer so etwas wie »Jurassic Park« oder »Timeline« erwartet, wird nicht zufrieden sein.
»Pirate Latitudes« ist eine typische klassische Piratengeschichte mit allen Elementen, die normalerweise dazugehören, einschließlich Riesenkrake, Hurrikan auf hoher See, Verrat und List, Kannibalen und Schiffsbruch. Zunächst einfach unterhaltsam, dann nimmt etwa ab der Hälfte die Spannung zu, weil vieles sich völlig anders entwickelt, als der Leser zunächst erwartet. Die Spannung steigt immer mehr, und im letzten Drittel möchte man den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Man meint immer wieder, aufatmen zu können, und schon bricht das nächste Verhängnis über unseren Gentleman-Piraten Charles Hunter herein. Meisterhaft fabuliert, wie man es von Michael Crichton erwartet.

Für mich machte gerade die etwas »unfertige« Note dieses Buch zu einem nicht nur spannenden, sondern auch interessanten Lesevergnügen. Ich konnte mir selbst ausmalen, was Crichton aus diesem oder jenem Handlungsstrang oder Hintergrund hätte komponieren wollen - sozusagen ein Blick hinter die Kulissen eines leider viel zu früh verstorbenen großartigen Schriftstellers.

In manchen Kritiken auf Amazon zur deutschen Version las ich, dass der Übersetzer wohl einige Formulierungsfehler eingebaut hat, die im Original nicht vorhanden sind. So soll zu lesen sein, dass ein Schiff »kielgeholt« wird oder dass Segel »angeluvt« werden, und auch dass auf einer nur mit Kakteen bewachsenen Insel Holz für die Mastreparatur gesammelt wird, soll in der deutschen Ausgabe stehen. Wenn das stimmt, dann beweist sich wieder einmal, dass es - ausreichende Sprachkenntnisse vorausgesetzt - so gut wie immer besser ist, das Original zu lesen. Von solchen Fehlern ist nämlich dort nichts zu finden.

Mein Fazit: Spannend, unterhaltsam, gut geschrieben. An der Verfilmung (Spielberg, wer sonst!) wird bereits gearbeitet – aber man sollte unbedingt das Buch lesen, denn diese wunderbar verzwirbelte Geschichte passt nie und nimmer ohne Verluste in 90 oder 120 Minuten Film.

Bestellen kann man zum Beispiel hier bei Amazon:

Dienstag, 18. Mai 2010

Hertha sattelt um

Wenn ich Foto und Schlagzeile der Google-News richtig deute, dann wird Hertha BSC zukünftig nicht mehr Fußball zu spielen versuchen, sondern statt dessen Auto fahren lernen:
Hertha gibt Gas!
Vielleicht ja gar keine schlechte Idee, die Sportart zu wechseln. Die Frage bleibt allerdings unbeantwortet, wer die vielen teuren Autos bezahlt, die man für so eine Mannschaft braucht. Gibt es da schon einen Sponsor? Oder fahren die dann abwechselnd mit einem Fahrzeug? Und ist der blaue Streifen rund um den Rasen im Olympiastadion eigentlich breit genug für solche Eskapaden?
Derweil solche Fragen ungeklärt bleiben, hat die »Süddeutsche« zu berichten, dass eine Fanzüsin freigelissen wurde.
Franzüsin freigelissen!
Vermutlich ist das eigenwillige Deutsch dem andauernden Kater nach der Bayern-ist-Pokalsieger-Feier in der Redaktion geschuldet, denn die sitzt (oder liegt?) nun mal in München.
Dazu passt auch die Suchanfrage bei Google, über die ein Leser oder eine Leserin aus Bayern auf meinem Blog gelandet ist:
Ein Bayer sucht ficen mitt pfred
Allerdings hat der nächtliche Mensch aus München das gesuchte »fraun ficen mitt pfred« hier sicher nicht gefunden. Na ja.

Montag, 17. Mai 2010

Mehr oder breitere Autobahnen, bitte!

Wenn man um 10:30 in Kühlungsborn losfährt und nach Berlin will…

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…und dann auf der Autobahn picknickähnliche Zustände herrschen…

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…und manche Zeitgenossen, weil es bis zur nächsten Raststätte durchaus noch zwei Stunden dauern kann, genötigt sind, ihre Notdurft am Straßenrand zu verrichten…

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…und die Reise erst um 17:30 vor der Haustüre endet – dann wünscht man sich mehr oder breitere Autobahnen. Welcher Partei muss ich denn bei der nächsten Wahl meine Stimme geben, damit das klappt?

Dennoch: Den Kurzurlaub haben wir genossen. Nun kehrt der Alltag wieder ein.

Samstag, 15. Mai 2010

Sauna, Saumseligkeit und Strandmöven

Am Donnerstag sind wir nach relativ ungestörter Fahrt (nur gelegentlich zähflüssiger Verkehr) in unserem Hotel angekommen.

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Was erwartet man in Kühlungsborn? Na ja, zum Beispiel einen Strand.
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Und natürlich ein wohnliches Zimmer für die Zeit des Exils.
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Wir genießen das Nichtstun und tun dieses und jenes. Am Strand wandern, in der Sauna schwitzen, im Schwimmbad Runden drehen, ein Sektchen auf dem Balkon des Zimmers.
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Gute Erholung also. Lediglich manche Einheimische sind etwas hölzern:
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Donnerstag, 13. Mai 2010

Up, up and away…

Balloon von sxc.hu…in my beautiful balloon sang einst eine Band namens 5th Dimension.

Wir machen uns heute vormittag ebenfalls auf den Weg, allerdings nicht im Ballon, sondern im Automobil. Demnach auch nicht nach oben in den Himmel, sondern nach oben auf der Landkarte, nach Kühlungsborn. Der Anlass ist das viertägige Wochenende, verlängert durch »Christi Himmelfahrt«.

Christi Himmelfahrt? Was ist das denn?

Bei dieser Gelegenheit fragten sie ihn: »Herr, wirst du jetzt Israel wieder zu einem freien und mächtigen Reich machen?« Darauf antwortete Jesus: »Die Zeit dafür hat allein Gott der Vater bestimmt. Euch steht es nicht zu, das zu wissen. Aber ihr werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa, in Samarien und auf der ganzen Erde.« Nachdem er das gesagt hatte, nahm Gott ihn zu sich. Eine Wolke verhüllte ihn vor ihren Augen, und sie sahen ihn nicht mehr. (Apostelgeschichte 1, 6-9)

Die Jünger waren wieder allein, Jesus ließ sie zurück. Sie hatten ganz andere Erwartungen gehabt. Ein freies und mächtiges Reich Israel hatten sie sich ausgemalt, bereits um die besten Plätze in der Regierungsmannschaft gestritten, für ihre treue Nachfolge entsprechend verantwortungsvolle Ämter erwartet. Und dann ist Jesus einfach weg. Und sie sollen seine Zeugen sein. Nicht nur in der Nachbarschaft, sondern weltweit. Die Jünger Jesu hatten keine Ahnung von der Größe der Welt, aber das, was sie wussten, reichte auch schon. Und mit dem Versprechen, dass sie »den Heiligen Geist empfangen« würden, konnten sie nicht sonderlich viel anfangen, hatten keine Vorstellung, was und wie und warum… – Bibelleser wissen, dass die Jünger sich anschließend in einem Raum in Jerusalem einigelten, anstatt hinauszugehen und irgend etwas zu bezeugen.

Jesus ist immer noch körperlich weg, wir können ihn nicht beim Einkauf treffen oder am Strand von Kühlungsborn. Wie die Jünger damals verbringen wir unser Leben hier in unserer Welt, und nicht im Himmel. Hier liegt unsere Aufgabe: Leid zu mindern und Freude zu mehren. Unser Job ist es nicht, die höchstmöglichen geistlichen Sphären zu erklimmen. Unser Auftrag ist auch nicht Gottes Aufgabe, sondern unsere. Zweifellos seit Pfingsten mit der Hilfe des Heiligen Geistes, aber den empfangen wir nicht, um ihn anzubeten, zu bejubeln, Lieder über ihn zu dichten oder gar in ihm zu soaken, sondern aus einem ganz und gar weltlichen, irdischen Grund:

Ihr werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine Zeugen sein.

Das ist der Auftrag Jesu, an den die »Himmelfahrt Christi« erinnert. Mancher ist so up, up and away »im Geist«, dass er vor lauter Wohlbehagen nicht mehr dazu kommt, die Not ringsherum wahrzunehmen. Vielleicht sollte er dann lieber den »Vater- oder Herrentag« feiern als »Christi Himmelfahrt?«

Ich wünsche jedenfalls allen Blogbesuchern, gläubig oder nicht, einen schönen und erholsamen Feiertag.

Mittwoch, 12. Mai 2010

Gastbeitrag Sundries: Rettungsstation

Lifeguard Station (sxc.hu)Es war einmal vor langer Zeit, da machten an einer gefährlichen Küste ein paar Leute eine Rettungsstation für Schiffbrüchige auf. Zu dieser Rettungsstation gehörte nur eine kleine Hütte und ein winziges Boot. Mit diesem wagte sich die kleine, mutige Mannschaft immer wieder, bei Tag und bei Nacht, auf das Meer hinaus, um Schiffbrüchige zu retten.

Es dauerte nicht lange, bis dieser kleine Stützpunkt bald überall bekannt war. Viele der Erretteten und andere Leute aus der Umgebung waren nun auch gern bereit, Zeit, Geld und Energie zu opfern, um die Station zu unterstützen. Man kaufte neue Boote und schulte neue Mannschaften. Die kleine Station wuchs und gedieh. Vielen Gönnern dieser Rettungsstation gefiel das ärmliche und schlecht ausgerüstete Gebäude nicht mehr. Die Geretteten benötigten doch einen etwas komfortableren Ort als erste Zuflucht. Deshalb wurden die provisorischen Lagerstätten durch richtige Betten ersetzt und das erweiterte Gebäude mit besserem Mobiliar ausgestattet. Doch damit erfreute sich die Seerettungsstation bei den Männern zunehmender Beliebtheit als Aufenthaltsort; sie richteten sich noch gemütlicher ein, da sie ihnen als eine Art Clubhaus diente. Schließlich brauchten sie bei ihrer harten Arbeit für die Schiffbrüchigen auch Ausgleich und Anerkennung.

Mit der Zeit entwickelt sich ein merkwürdiger Trend: Die Zahl der Mitglieder im Clubhaus wuchs, aber wenn eine Rettungsfahrt anstand, wurde es immer schwieriger, Freiwillige zu finden, die auf Bergungsfahrt gehen wollten. Zu viele hatten gerade keine Zeit oder andere durchaus nachvollziehbare Begründungen; wie z.B. das nächste Clubfest sei vorzubereiten oder das Clubhaus müsse gerade renoviert werden. Also: Geld war genug da - man beschloss eben Leute für diese Arbeit der Bergungsfahrten zu bezahlen. Man heuerte für die Rettungsboote eine eigene Besatzung an. Immerhin schmückte das Wappen des Seerettungsdienstes noch überall die Räume. Und von der Decke des Zimmers, in dem gewöhnlich Jubiläen von Clubmitgliedern, 10jährige, 20jährige und 30jährige Mitgliedschaft gefeiert wurden, hing das Modell eines Rettungsbootes. Etwa zu dieser Zeit scheiterte vor der Küste ein großes Schiff, und die angeheuerten Seeleute kehrten mit ganzen Bootsladungen frierender, durchnässter, schmutziger und halbertrunkener Menschen zurück. In dem schönen Clubhaus herrschte das Chaos. Das Verwaltungskomitee ließ deshalb gleich danach Duschkabinen im Freien errichten, damit man die Schiffbrüchigen vor Betreten des Clubhauses gründlich säubern könne.

Bei der nächsten Versammlung gab es eine Auseinandersetzung unter den Mitgliedern. Die meisten wollten den Rettungsdienst einstellen, da er unangenehm und dem normalen Clubbetrieb hinderlich sei. Und außerdem gäbe es in letzter Zeit weniger Spenden, da müsse man halt auf manche Dinge in Zukunft verzichten.

Einige jedoch vertraten den Standpunkt, dass Lebensrettung die vorrangige Aufgabe sei und dass man sich ja schließlich auch noch als "Rettungsstation" bezeichne. Sie wurden schnell überstimmt. Man ließ sie wissen, dass sie, wenn ihnen das Leben all dieser angetriebenen schiffbrüchigen Typen so wichtig sei, ja woanders ihre eigene Rettungsstation aufmachen könnten. Das taten sie dann auch.

Die Jahre gingen dahin, und die neue Station wandelte sich genauso wie die erste. Sie wurde zu einem Clubhaus, und so kam es zur Gründung gar einer dritten Rettungsstation. Doch auch hier wiederholte sich die alte Geschichte. Wenn man heute diese Küste besucht, findet man längs der Uferstraße eine beträchtliche Reihe exklusiver Clubs. Immer noch wird die Küste vielen Schiffbrüchigen zum Verhängnis, die meisten der Schiffbrüchigen ertrinken allerdings.

Quelle: [Sundries]

Dienstag, 11. Mai 2010

Dabröselt

»Den Günter hot's dabröselt«, sagte mein Freund Egon vor gefühlten Hundert Jahren zu meiner damaligen Chefin, der Oberschwester Emma im Altenpflegeheim, in dem ich meinen Zivildienst leistete. Er meinte damit allerdings nicht, dass ich in kleine Stücke, so etwa wie Semmelbrösel, zerfallen war.
Anlass der Äußerung war meine Bitte an Egon, mich bei der Dienststelle als arbeitsunfähig zu entschuldigen, während ich mich auf den Weg zum Arzt machte. Für Blogbesucher, die des bajuwarischen Ideoms nicht so geläufig sind, mag es erhellend wirken, wenn ich dabröselt an einem aktuellen Beispiel erkläre. Mich hatte es nämlich am vergangenen Samstag erneut dabröselt.
THEY did that do me!Freitag war schon schlimm, ich nieste viel, hatte die Nase voll und so mancher Hustenanfall suchte mich heim. Samstag ziemlich schlimm, Sonntag dann ganz schlimm. Ohne Erzeugnisse der pharmazeutischen Industrie gar nicht mehr erträglich. Wenn ich, der ich gerne Auto fahre, die beste aller Ehefrauen bitte, das Steuer zu übernehmen, dann ist es zweifellos ganz schlimm. Und genau das kann man dann dabröselt nennen.
Am Montag, also gestern, dann ein leichtes Abklingen, dennoch hat die Beste aller Ehefrauen mich (mit anderen Worten als mein Freund Egon seinerzeit in Bayern vermutlich) bei der Arbeitsstelle entschuldigt und ich machte mich auf den Weg zum Arzt. Der hat mir - Ärzte sind Vampire - zunächst eine Verletzung beigebracht, siehe Foto. Und dann nach Abhören, diesem und jenem Untersuchen und so weiter schließlich festgestellt: »Sie haben eine abklingende Bronchitis. Darf ich raten? Am schlimmsten war es am Samstag und Sonntag.«
Na toll. Das hätte ich auch ohne Arzt gewusst. Immerhin hat er mich beruhigt, dass ich keineswegs irgend jemanden anstecken könne, wenn ich wieder ins Büro gehe. Das ist ja immerhin etwas.

Samstag, 8. Mai 2010

Der Vogelfreund

Ich habe nichts daran auszusetzen, dass die Vögel fressen, was beim Säen auf den Weg fällt, denn auf dem Weg kann sowieso niemand etwas ernten. Der sandige Pfad wird täglich von vielen Menschen begangen, die zwischen unserem Dorf und dem Nachbarort unterwegs sind. Die Samenkörner werden entweder von solchen Passanten zertreten, oder die Vögel haben etwas davon, nämlich Nahrung für sich und womöglich Futter für ihre Jungen im Nest. Die Vögel beeilen sich immer, vor irgendwelchen Wanderern zur Stelle zu sein.
Mein Bruder, ein Geizhals wie er noch nicht einmal im Buche steht, hält mich für verschwenderisch, verdächtigt mich sogar mitunter, absichtlich etwas von dem kostbaren Saatgut für die Vögel hinzuwerfen. Er hat damit inzwischen sogar Recht. Vor ein paar Jahren war es noch reine Unachtsamkeit von mir, aber jetzt lasse ich ganz bewusst ein paar Körner hier und ein paar Körner dort für die hungrigen gefiederten Geschöpfe fallen. Schon um meinem Bruder mit seinem Geiz nicht nachzueifern.
wheatfield von sxc.hu Ich säe noch so, wie unsere Vorfahren seit undenklichen Zeiten gesät haben. Die Hand greift in den Leinenbeutel, den ich mir umgebunden habe, dann wird der Same mit tausendfach geübtem Schwung im Halbbogen großzügig auf die Erde verteilt. Nun liegt mein Feld am Fuß des einzigen Berges weit und breit, so dass beim Säen am Rand auch die eine oder andere Handvoll Samen auf dem felsigen Boden landet, der dann zum Abhang wird. Die Saat dort geht immer früher auf als die auf dem tiefen Boden, allerdings sorgt die Sonne dann bald dafür, dass die Halme verdorren, noch bevor irgendwelche Frucht zu erwarten wäre.
Natürlich hat mein Bruder auch das bemerkt und mich deswegen gescholten. Nur weil er drei Jahre älter ist, hat er mir aber dennoch nichts zu sagen, denn erwachsen sind wir schließlich beide. Es wäre jedoch vergebliche Liebesmüh, ihm diese Verschwendung am Rande des Berges zu erklären. Dabei ist die Sache recht einfach, wenn man sie nur verstehen will. Die trockenen Halme sind für die Vögel ganz hervorragend geeignetes Nistmaterial. An so einer Vogelwohnung ist ja immer etwas auszubessern, nachzupolstern, aufzuhübschen. Sollen die Vögel das etwa mit Material aus den Dornenhecken versuchen, die mein Feld von dem meines Bruders abgrenzen? Das Ergebnis wäre recht unbehaglich für meine gefiederten Freunde, nehme ich an.
In diesen Dornenhecken lebt eine erstaunliche Vielfalt von Tieren. Mäuse, Igel, massenhaft Insekten … - und einige Vögel, denn die bauen gerne ihre Nester in die Dornenhecke, damit die hungrigen Katzen, die übrigens meinem Bruder gehören, nicht an den Nachwuchs kommen, wenn die Eltern auf Nahrungssuche sind. Also ist es ja nur logisch, dass ich beim Säen an der Hecke nicht sonderlich vorsichtig bin, damit da nichts zwischen die Dornen fällt. Die Dornen ersticken die Saat, klare Sache, aber einiges davon holen sich die Mäuse, und über die erstickten Halme, die ein paar Zentimeter gewachsen sind, freuen sich wiederum die kleinen Nestbaumeister.
Wenn man meinem Bruder zuhört, dann verschwende ich mein ganzes Saatgut. Er neigt eben immer zum Übertreiben. Ich wäre ja inzwischen so verarmt wie er, wenn er recht hätte. Er sät immer sehr sparsam, man könnte fast meinen, dass er einzelne Körner aus seinem Beutel holt und fallen lässt, in genau berechnetem Abstand. Er bestreitet das, aber auf seinem Feld sieht es im Herbst immer ziemlich traurig aus. Na ja.
Meine unvorsichtig ausgestreute Saat fällt zum großen Teil auf gutes Land. Und wenn alles reif ist, ernte ich an einigen Stellen hundertfach, an anderen sechzigfach, und an den trockenen Stellen zum Berg hin immerhin noch dreißigfach. Obwohl die Vögel so viel abbekommen haben.
Das alles habe ich neulich einem durchreisenden Mann erzählt, der sehr aufmerksam zugehört hat. Ein freundlicher Mann, er war in Begleitung einer ganzen Schar von Schülern oder Nachfolgern durch unser Dorf gekommen. Er muss wohl eine Berühmtheit sein, aber so genau kenne ich mich da nicht aus. Ich bin ja nur ein Bauer.
Später hat er dann meine Geschichte einer Volksmenge unten am See erzählt. Etwas kürzer, soweit ich weiß. Ich war nicht dabei, man hat mir nur davon berichtet. Am Schluss soll er hinzugefügt haben: »Wer Ohren hat, der höre!«
Ich fand ihn nett, den Mann.

Freitag, 7. Mai 2010

Herr Nelson und Herr Dylan – geht das?

Die beste aller Ehefrauen und meine Wenigkeit unterhielten sich am Montag nach dem Genuss eines hervorragenden Konzertes mit Randy Newman über musikalische Leckerbissen, die wir uns in den nächsten Monaten und Jahren wünschen würden.

Leonard Cohen natürlich – aber das bleibt kein Wunsch, sondern wird Wirklichkeit. Die Eintrittskarten für den 18. August in der Waldbühne liegen in unserer Vitrine bereit. Doch wer kommt nie oder selten nach Berlin, wen haben wir noch nicht live erlebt?

Da wären Ringo Starr, Nick Cave, Neil Diamond, Tom Waits (letzteren sähe vor allem ich gerne einmal auf der Bühne, die beste aller Ehefrauen nennt ihn gern »the screamer«, würde aber mit zum Konzert kommen).

Willie Nelson steht ziemlich weit oben auf Evas Wunschliste (und natürlich käme ich gerne mit). Sie meinte, da er ja so oft mit Bob Dylan in den USA unterwegs sei, könne ich doch mal meinen Kumpel Bob bitten, seinen Freund Willie beim nächsten Besuch in Berlin einfach mitzubringen.

Wie das wohl klänge, fragte sich dann die beste aller Ehefrauen, Willie Nelsons Country-Stimme und Bob Dylans Nicht-Stimme zusammen. Geht das überhaupt?

Vielleicht interessiert diese weltbewegende Frage ja auch den einen oder anderen Blogbesucher? Bitteschön, so klingt das:

So so. Aha. Na ja.

Soll ich nun meinem Kumpel Bob einen Brief schreiben, oder wäre Willie ohne Bob womöglich vorzuziehen?

Donnerstag, 6. Mai 2010

Chancen und Grenzen

Grenzen? Chancen? Und was heißt hier christlich? Heute gibt es hier keinen neuen Beitrag.

Das, was gerade auf dem Bildschirm vor den Augen des Betrachters erscheint, ist kein Beitrag, sondern ein Hinweis. Ein Hinweis auf einen Beitrag aus meiner virtuellen Feder allerdings.

Günther Hess (klassisch mit h im Vornamen) vom »In-meiner-Straße e.V.« hatte mich gefragt, ob ich einen Artikel schreiben würde zum Thema Chancen oder Grenzen christlicher Aktivitäten im Internet. Ich fragte mich (nicht ihn) natürlich sofort: Was heißt denn eigentlich »christlich«? Ob ich diese Frage wohl auch in dem Artikel gestellt habe? Regelmäßige Blogbesucher dürften die Antwort schon ahnen...

Wie ich auf die Bitte reagiert habe, können die geneigten Leser – Interesse, Zeit und Computer vorausgesetzt – dort nachlesen, wo dieser Link hinführt: [Ab zum Artikel, aber dalli!]

Ach ja, noch ein Hinweis: Pfarrer Axel Nehlsen hat, mit auf diesem Blog hier schon bekannten Bildern garniert, einen kurzen Bericht geschrieben über die Geschehnisse und unsere Eindrücke vom  1. Mai. Der Bericht steht auf dem Transforum-Blog: [Gewaltspirale gestoppt]

P.S.: Kommentare in diesen beiden Fällen natürlich lieber dort, wohin verlinkt wird als hier.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Am 5. 5. vor zehn Jahren

  • Eva & Günter - endlich verheiratet! schien die Sonne mit so ansehnlicher Kraft, dass sie zeitweise mit Hilfe eines Schirmes gebändigt werden musste.
  • hatte ich noch keine Ahnung, was ein Blog sein mochte. Gab es wohl auch noch nicht.
  • fragte uns erst eine Standesbeamtin und später ein Pastor nach unserer Entscheidung bezüglich einer konkreten Frage.
  • empfahlen die Landes- und Bundesinnenminister die Einführung eines Hunde-Führerscheins und ahnten nichts von unserem besonderen Tag.
  • hatte ich eindeutig noch mehr und vollere Haare als heute.
  • trug ich einen Ring am Finger der rechten Hand, der zuvor an der linken Hand seinen Platz gehabt hatte.
  • teilten viele Freunde und Verwandte den Tag mit uns.
  • wählte das türkische Parlament in Ankara Ahmet Necdet Sezer zum neuen Staatspräsidenten und ahnte nichts von unserem besonderen Tag.
  • wünschten uns viele Freunde und Verwandte alles erdenklich Gute.
  • hatten wir beide auf die entsprechende Frage »ja, ich will« geantwortet.
Und heute, zehn Jahre später?
  • habe ich das »Ja« noch keinen einzigen Tag bereut und freue mich auf die nächsten zehn gemeinsamen Jahre mit der besten aller Ehefrauen.
Und in zehn Jahren?
  • werde ich das »Ja« immer noch nicht bereut haben.

Dienstag, 4. Mai 2010

Vielen Dank, Herr Thierse!

Foto: http://twitpic.com/photos/othertimesIch habe aus gegebenem Anlass gestern an Wolfgang Thierse geschrieben:

Sehr geehrter Herr Thierse,

mit ziemlicher Verwunderung lese ich in den Schlagzeilen von den Vorwürfen, die gegen Sie erhoben werden. Besonders absonderlich äußert sich ein Herr Wendt, der gar Ihren Rücktritt fordert.
Ich möchte Ihnen und den anderen Politikern ausdrücklich danken, dass Sie sich dem braunen Aufmarsch in den Weg gesetzt haben. Gott sei Dank gab es Tausende, die friedlich und deutlich signalisiert haben, dass wir keine Naziparaden auf unseren Straßen zu sehen wünschen.

Ich bin froh, dass der Vizepräsident unseres Bundestages Wolfgang Thierse einer von ihnen war.
Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Günter J. Matthia

Wer ebenfalls, mit eigenen Worten natürlich, Herrn Thierse persönlich schreiben möchte, findet seine E-Mail-Adresse ziemlich leicht auf der Homepage: [Wolfgang Thierse]

P.S.: Unter dem Namen sollte die Anschrift nicht fehlen bei solchen Briefen. Das gehört sich so. Anonym schreiben Leute, die nicht für ihre Worte einstehen möchten …

Montag, 3. Mai 2010

John Grisham: Ford County


Es muss nicht immer ein Roman sein, wenn ein Buch ein hervorragendes Buch werden soll. Mancher Stoff taugt nur zur Kurzgeschichte oder Novelle, aber Kurzgeschichten verkaufen ist in der heutigen Verlagswelt sehr schwer bis unmöglich; deshalb versuchen manche Autoren leider, aus jeder Idee einen Roman zu machen, sei sie auch noch so mager. Ausnahmen bestätigen die Regel, so Stephen King mit seinen Stories und nun auch – endlich! – John Grisham.

Ford County, das sind sieben sehr unterschiedliche Geschichten, die durchweg gelungen sind. Die erste Erzählung fängt mit einem Gerücht an.
By the time the news of Bailey’s accident spread through the rural settlement of Box Hill, there were several versions of how it happened.
»Blood Drive« ist voller Ironie, die erbärmlichen Helden der Story sind so humorvoll und treffend gezeichnet, dass man fast den Biergestank zu riechen meint, der während der Fahrt zum Blutspenden für Bailey, der angeblich in Memphis im Krankenhaus dringend auf eine Transfusion wartet, zunehmend dichter wird.
Aggie and Calvin drank responsibly while Roger continued to gulp away. Wehn the first six-pack was gone, he announced, with perfect timing, “I need to take a leak. Pull over there at Cully’s Barbecue.” They were on the edge of the small town of New Grove, and Aggie was beginning to wonder how long the trip might take. Roger dissappered behind the store and relieved himself, then ducked inside and brought two more six-packs. When New Grove was behind them, they popped the tops and sped along a dark, narrow highway.
“Ya’ll ever been to the strip clubs in Memphis?” Roger asked.
Natürlich will ich hier nicht verraten, was auf der Reise nach Memphis und in der Stadt geschieht – aber es ist herrlich typisch für das Dorf- und Kleinstadtleben.

»Fetching Raymond« erzählt von den Illusionen, die manche arme Seele sich solange vorgaukelt, bis sie selbst es glaubt. Raymond erzählt Hinz und Kunz von den vielen erstklassigen Juristen, die Tag und Nacht darum kämpfen, ihn aus dem Gefängnis zu befreien.
“Got two dozen lawyers scramblin’ right now,” he said. “State can’t keep up with ‘em.”
“When do you hear somethin’ from the court?” Inez asked.
“Any minute now. I got federal judges in Jackson, in New Orleans, and in Washington sittin’ by, just ready to kick the state’s ass.”
Natürlich kostet so viel Rechtsbeistand Geld. Die verarmte Familie des Inhaftierten hat getan, was finanziell möglich war und ist nun auf dem Weg, ihn aus der Todeszelle zu holen. Allerdings anders, als der Leser zunächst erwartet.

»Fish Files« sind Akten, die stinken. Ein Kleinstadtanwalt hat genug davon, sich sein Leben lang mit solchem Kram herumzuplagen; als sich ihm eine Chance zum Ausbrechen bietet, nutzt er sie.
Mack was already tired of rationalizing his actions. He was screwing his clients and he knew it.
He was now a crook. Forging documents, hiding assets, swindling clients.
Grisham gelingt es vortrefflich, uns Leser auf die Seite Macks zu ziehen, wohl wissend, dass wir uns damit in die Illegalität begeben. Das macht uns nichts, wir empfinden heimliches Vergnügen.

Womöglich etwas zu vorhersehbar ist das, was in »Casino« vor sich geht, doch das hat keineswegs mein Lesevergnügen geschmälert. Da war wohl heimliche Schadenfreude dabei, weil die »Großkopferten«, die immer und routiniert die kleinen Leute reinlegen, ausgerechnet vom unscheinbaren Sidney– ach nein, ich will ja nicht den Inhalt verraten.

In »Michael’s Room« landet Stanley, der Held der nächsten Kurzgeschichte, nicht freiwillig. Auf dem Weg geschieht ihm Peinliches.
“You pissed on yourself,” Cranwell said. Stanley heard him, but barely. His ears were splitting, especially the right one. “You poor boy, all wet with piss.”
Nur so viel sei hier verraten: Wir gönnen es diesem Stanley von Herzen, dass ihm solches widerfährt. Denn was in Michaels Zimmer auf ihn wartet, hat er selbst zu verantworten.

Ganz herrlich genasführt und in die Irre gehen lassen hat mich Grisham mit »Quiet Haven«. Ich las und las und kam nicht dahinter, worauf es der Protagonist eigentlich abgesehen hat. Ich meinte jetzt weiß ichs, und ein paar Sätze später meinte ich nee, falsch, aber was denn dann? So macht Lektüre Spaß!

Der gelungene Abschluss dieser gelungenen Sammlung von Kurzgeschichten heißt »Funny Boy«. Mancher Kritiker hat John Grisham vorgeworfen, dass seine Bücher in den letzten Jahren »zu fromm« seien, dass sein christlicher Glaube zu deutlich würde. Nun weiß ich nicht, warum das Durchscheinen des Christentums einem Autor vorzuwerfen wäre, wenn das platte Verbreiten von atheistischen Überzeugungen bei anderen Autoren hoch gelobt wird, doch das sei hier dahingestellt. In »Funny Boy« jedenfalls zeigt sich, dass Grisham außerordentlich kritisch das typisch amerikanische Landchristentum zu beobachten weiß.
“There was this revival service at a church, white church, here in Clanton, one of those rowdy hellfire-and-briomstone affairs with people rolling in the aisles and fainting and the choir singing ‘Shall We Gather at the River’ at full throttle, and the preacher was at the altar begging and pleading for all sinners to come on down and surrender all. You get the picture.”
“Ever’ Sunday.”
“And I walked through the door, dressed in white, looking worse than I look now, and I started down the aisle toward the preacher. He had this look of terror on his face, couldn’t say a word. The choir stopped mid-stanza. Everyone froze as I kept walking down the aisle, which took a long time. Finally someone yelled, ‘It’s him! The guy with AIDS!’ Someone else yelled, ’Run!’ And all hell broke loose.”
Grishams Glaube macht ihn nicht blind für die Verlogenheit und Scheinheiligkeit in manchen Kirchen, die so von Erweckung und wunderbarem Segen Gottes voller Wohlergehen und Heilung begeistert sind, dass ein an Aids sterbender Homosexueller nicht in ihre Kirche passt.
»Funny Boy« ist nicht funny. Die Geschichte ist bitter, tragisch und sie macht mich wütend. Weil sie jeden Tag geschieht. Nicht nur in Amerika.

Mein Fazit: Für Grisham-Fans sowieso unverzichtbar, und für Leser, die mit seinen juristischen Romanen eher wenig anfangen könne, wäre dies eine Gelegenheit, einen »anderen« John Grisham kennen zu lernen. Durchweg spannende und unterhaltsame Lesestunden sind bei diesem Buch garantiert.

  • Kaufen kann man es zum Beispiel hier bei Amazon: Ford County

P.S.: Dieser Hinweis soll nicht fehlen: Gelesen habe ich das Original, kann daher zur deutschen Übersetzung nichts anmerken. Soweit ich das überblicke, gibt es das Buch aber bisher sowieso nicht auf Deutsch.

Sonntag, 2. Mai 2010

Schon vorbei: Mein 1. Mai

So war er, mein erster Mai 2010.

Morgens 2,5 Stunden Arbeit für zwei Kunden, dann mit dem Auto nach Kreuzberg. Das letzte Stück allerdings wegen der Besonderheiten des Tages mit der U-Bahn, ein seltenes Erlebnis für uns, die wir sonst auf eigenen Rädern hierhin und dorthin gelangen.

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Vom Bahnhof Görlitzer Straße aus ein Spaziergang zum Mariannenplatz. Auf dem Weg waren so manche Kreuzberger Eigentümlichkeiten zu bestaunen, zum Beispiel solche luftigen Plätze für entspannte Lektüre.

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Am Mariannenplatz angekommen blieben noch runde 20 Minuten Zeit, um mit Freunden und Bekannten zu plaudern.

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Der Open-Air Gottesdienst begann mit »Go Worship«, unterstützt durch Sänger aus der »Baptist International Church«.

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Ein Mann in Uniform predigte, es war allerdings keine Pilotentracht, sondern die Dienstkleidung der Heilsarmee.

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Vorgestellt wurde anschließend das Projekt »Street UniverCity«, mit Interviews und einem Rap von zwei sehr talentierten jungen Kreuzbergern. Das Projekt dient der Bildung von jungen Migranten, es wurde mit der Kollekte des Gottesdienstes unterstützt.

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Die Gottesdienstbesucher waren zahlreich, interessiert und engagiert.

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Ein weiterer Mann mit Uniform wurde von Pfarrer Axel Nehlsen interviewt und dann stellvertretend für seine Kollegen gesegnet.

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Schließlich endete der Gottesdienst mit Segensworten in fünf »Kreuzberger Sprachen«, darunter Suaheli, Türkisch und Arabisch.

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Wir blieben noch eine Weile auf dem »Myfest«, genossen Speisen, die man bei uns im beschaulichen Lichterfelde eher selten findet, bestaunten die bunte Vielfalt des Bezirks und erfreuten uns an der lockeren und freundlichen Feierstimmung, wohin man auch schaute wurde getanzt, gegrillt, geplaudert…

Nach so viel Stadtluft zog es uns samt Fahrrädern dann am Nachmittag hinaus ins Grüne. Wir radelten auf dem Berliner Mauerweg von Lichterfelde nach Lichtenrade. Dieses Foto hat meine Kamera gemacht, ohne mich vorher zu fragen:

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Unterwegs erfreuten wir uns wiederum an dem Geschenk des japanischen Kaisers an Berlin, das seit der Wiedervereinigung Jahr für Jahr schöner und größer wird.

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Danke, Herr japanischer Kaiser, für die kilometerlangen Reihen von Kirschblüten.

Vor der Rückkehr in die heimischen vier Wände genossen wir dann noch italienische Speisen, in meinem Fall mit einem tschechischen Getränk, das in einem Glas gereicht wurde, auf dem eine Gefühlsskala es dem Kellner leicht macht, den Stimmungszustand des Gastes abzulesen.

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Abends in den Nachrichten erfuhren wir dann von der Herthapokalypse – es war dennoch ein schöner Tag.