Freitag, 28. Dezember 2012

Gelesene Bücher 2012

many pages ... viele SeitenGestern habe ich ein Buch ausgelesen, mit dem nächsten, das einen gehörigen Umfang besitzt, werde ich in diesem Jahr nicht mehr fertig. Daher habe ich bereits heute die komplette Liste der im Jahr 2012 gelesenen Bücher. Und siehe da: Es sind trotz monatelanger Krankheit weniger als im Vorjahr – da waren es 55. Im Jahr 2010 kam ich auf 52 Bücher. Dieses Jahr nun also 49.

Das liegt daran, dass ich während der sechsmonatigen Chemotherapie an so starker Müdigkeit litt, dass ich nach drei oder vier Seiten eines Buches die Augen schließen und schlafen musste, dann nach 30 Minuten konnte ich wieder ein paar Seiten lesen, um dann die Augen zu schließen. Und im Krankenhaus war mir erst recht nicht nach Lesen zumute … so kommt man nicht recht voran mit den Büchern.

Aber dennoch ist es wieder eine ansehnliche Liste und ziemlich bunte Mischung. Wie letztes Jahr präsentiere ich sie (auch zur eigenen Erinnerung in späteren Zeiten) in der gewohnten Form Autor / Titel / Bemerkung / Bewertung (+ für gut, 0 für durchschnittlich, – für schlecht) / Sprache (Deutsch oder Englisch) – sortiert nach Autorennamen. Bittesehr:

  1. Adelaja, Sunday / You and your pastor / Wouldn't recommend this book to anyone. / / E
  2. Almstädt, Eva / Grablichter / Durchschnittsware mit leichten stilisitschen Mängeln/ 0 / D
  3. aus dem Siepen, Stefan/ Das Seil / Das Buch will den Leser nicht loslassen. Bis zum Ende / + / D
  4. Auster, Paul / Mr Vertigo / What a thrilling book! All thumbs up / + / E
  5. Bettauer, Hugo / Der Frauenmörder / Voraussehbare Pointe, aber trotzdem unterhaltsame Lektüre. / + / D
  6. Brenner, Wolfgang / Aber Mutter weinet sehr / Wer einen Thriller erwartet, wird wohl enttäuscht sein / 0 / D
  7. Brockhaus / Wie der Mensch zum Schluckauf kam / Vergnügliche kurze Beiträge zu wunderlichen Fragen / 0 / D
  8. Coben, Harlan / Tell No One / very thrilling book. / + / E
  9. Connelly, Michael / The Drop / Another very good Bosch novel. Thanks, Mr. Conelly / + / E
  10. Connelly, Michael / Suicide Run / Three Bosch stories make one good book. / + / E
  11. Conrnwell, Patricia / Port Mortuary / if only it had been cut down to half the number of pages! / 0 / E
  12. Crocker, Ernest / Wunder nach Mitternacht / Miserable Übersetzung, annehmbarer Inhalt. / 0 / D
  13. Daniels, Peter J. / Living on the Edge / Mediocre. / 0 / E
  14. Erfmeyer, Klaus / Todeserklärung: Knobels neuer Fall / etwas langatmig / 0 / D
  15. Fitzek, Sebastian / Der Augenjäger / Hervorragend. Spannend von Anfang bis Ende / + / D
  16. Fitzek, Sebastian / Splitter / Spannend bis zur letzten Seite / + / D
  17. Fontane, Theodor / Gefährliches Spiel – Erzählungen / Immer wieder gut zu lesen, der Herr Fontane. / + / D
  18. Freeman, Brian James / Seven Stories / Not sensational, not bad either / 0 / E
  19. Gilbert, Matthias P. / Zeitbombe: Lenz' achter Fall / Ziemlich langatmig-ausufernder Stil, aber immerhin gute Geschichte / 0 / D
  20. Glattauer, Danie / Mama, jetzt nicht! – Kolumnen / Ein österreicher Meister des Kolumnen-Humors / + / D
  21. Grisham, John / Theodre Boone - The Abduction / Thank you, John Grisham! Great book, from page 1 until the end / + / E
  22. Grisham, John / The Racketeer / Great story, many unexpected twists and turns / + / E
  23. Hansen, Thore D. / The Celtic Conspiracy / Entertaining, but no thriller / 0 / E
  24. Haridas, Girish / Strange Stories / Not bad, nothing sprecial either / 0 / E
  25. Karasek, Hellmuth / Im Paradies gibt's keine roten Ampeln / Vergnügt leicht lockere Lektüre / + / D
  26. Karasek, Hellmuth / Ihr tausendfaches Weh und Ach / Zum Teil ziemlich angestrengt intellektuell … nicht sein bestes Buch / 0 / D
  27. King, Stephen / The Wind through the Keyhole / A good book was expected. A very good one was read. Great! / + / E
  28. King, Stephen & Hill, Joe / In The Tall Grass / Short and thrilling / + / E
  29. Koontz, Dean / Brother Odd / Better than expected - nicely written and surprising / + / E
  30. Kresslehner, Gabi / Das Regenmädchen / Lesenswert, spannend, und irgendwie ganz anders. Sehr gut / + / D
  31. Laudi, Birge / Allerlei Getier / Na ja. Gut, dass es nichts gekostet hat. Ziemlich mittelmäßig / 0 / D
  32. Lobenbrett, Dieter und Zilliges, Diane / Loriot Biographie / Unterhaltsam und informativ gleichzeitig, sehr guter Überblick / + / D
  33. Löcker, Dorothea und Potyka, Alexander / Lesereise Kulinarium Italien / Unterhaltsame und lehrreiche Einblicke - macht hungrig und durstig / 0 / D
  34. Löhr, Robert / Krieg der Sänger / Nicht ganz so super wie die Vorgänger, aber immer noch spannend / + / D
  35. Loriot / Bitte sagen Sie jetzt nichts. Gespräche / Interessante, humorvolle und aufschlussreiche Interviews von 1968 bis 2009 / + / D
  36. Lübke, Karina / Bei aller Liebe / Unterhaltsam und leicht zu lesen, guter Durchschnitt / 0 / D
  37. Mankell, Henning / Daisy Sisters / Etwas behäbig, kein Schluss … aber doch angenehme Lektüre / 0 / D
  38. Martin, Rebecca / Und alle so yeah / Eigentlich passiert nichts … aber das wird unterhaltsam erzählt. / 0 / D
  39. May, Karl / Winnetou 1 / War dann doch ganz nett zu lesen, nach so vielen Jahren / 0 / D
  40. Meixner, Schulamit / ohnegrund / Ungewohnt: Eine jüdische Geschichte fast nur von heute / 0 / D
  41. Murnane, Maria / Honey on Your Mind / Mediocre / 0 / E
  42. Prentiss, Norman / Four Legs in the Morning / Alright, but nothing spectacular / 0 / E
  43. Prugne & Oger / Die Herberge am Ende der Welt / Mal was ganz anderes … aber durchaus spannend, toll gezeichnet / + / D
  44. Reddemann, Karin / Toter Besuch. Gruselgeschichten / Ganz nett / 0 / D
  45. Riodath, Michael / Where the shadows lie / Not bad, not exceptionelly good. / 0 / E
  46. Walser, Martin / Das dreizehnte Kapitel / Hervorragend. Unterhaltung auf hohem Niveau / + / D 
  47. Walser, Martin / Brandung / Der sehr eigentümliche Satz des Buches erschwert das Lesen sehr / 0 / D
  48. Walter, Roland / König Roland - Im Rollstuhl durchs Universum / Kurz und überraschend und informativ / + / D
  49. Wright, Austin / Tony and Susan / A real page turner. Two stories melting into one. Great! / + / E

Das sind summa summarum 24 durchschnittliche, ein schlechtes und 24 gute Bücher. Das beste Buch 2012 zu nennen, fällt schwer, es kommen mehrere in Frage. Sicher zu den besten zählen Das dreizehnte Kapitel von Martin Walser,The Wind Through the Keyhole: A Dark Tower Novel von Stephen King undThe Racketeer von John Grisham.

Für das Jahr 2013 werde ich mir noch eine Spalte einrichten, in der ich bei jedem gelesenen Buch vermerke, ob es ein Kindle-Buch war oder eines aus Papier. Das hätte mich schon dieses Jahr interessiert, ob es ungefähr gleich viele sind … ich könnte auch jetzt noch auf dem Kindle nachschauen und in die Liste eintragen … aber dazu bin ich zu faul. Da lese ich lieber im gerade begonnenen Buch, eines der zum Geburtstag im September erhaltenen und sehr sehr dicken, weiter.

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Mittwoch, 26. Dezember 2012

Beim Buchkauf Gutes tun …

… kann man, solange der Vorrat reicht, bei diesen beiden meiner Bücher:

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Beim Klick auf das Bild öffnet sich eine neue Seite – dort noch einmal auf den Umschlag des Buches klicken.

25 Prozent gehen an die Tafeln – damit in unserem Land der Hunger abnimmt.

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Donnerstag, 20. Dezember 2012

Download Theme Time Radio Hour

Weil ich immer wieder gefragt werde, anstatt dass die Leute Google benutzen oder nachdenken ... because people keep asking me instead of using Google or think for a mínute:
http://www.expectingrain.com/discussions/viewtopic.php?f=11&t=73675
Na? Zufrieden? ... are ye happy now?

Dienstag, 18. Dezember 2012

Von der Genesung und vom kommenden Jahr

Es wäre, meine ich, mal wieder Zeit für einen aktuellen Beitrag bezüglich meiner Gesundheit, denn viele Freunde und Bekannte fragen nach – das freut mich, es zeugt ja von echtem Interesse und wirklicher Anteilnahme.

Mein Zustand ist recht schnell beschrieben: Es geht weiter bergauf. Noch ist nicht alles wieder wie vor der Krebserkrankung, aber nach und nach bessert sich wohl alles. Die Nervenschädigungen durch die Chemotherapie gehen weiter zurück, ich habe wieder Gefühl in den Fingerspitzen und Zehen, noch mit Kribbeln und leichter Taubheit verbunden, aber Die Narbeimmerhin: Ich fühle wieder, was ich berühre. Die Übelkeit, die mich monatelang Tag und Nacht begleitet hatte, ist Vergangenheit. Ich kann wieder Dinge aus dem Kühlschrank holen, ohne vorher Handschuhe anziehen zu müssen. Sogar der eigentlich von mir und den Ärzten dauerhaft für taub und verhärtet geglaubte rechte Unterarm zeigt wieder Spuren von Empfindungen, als wären auch dort im vergifteten Gewebe irgendwelche Heilungsprozesse im Gange.

Die Operationsnarbe juckt gelegentlich und ist im oberen Teil noch leicht gerötet. Was sich noch nicht so richtig deutlich gebessert hat, sind Müdigkeit und Impotenz, immerhin aber reichen so ein bis zwei mal täglich ein paar Minuten Kurzschlaf um durch den Tag zu kommen und beim Aufwachen gab es an zwei oder drei Tagen immerhin ein wenig morning wood …  so dass ich eigentlich zuversichtlich bin, dass früher oder später sämtliche Begleiterscheinungen der Chemotherapie verschwinden werden.

Was bringt das nächste Jahr? Das weiß natürlich niemand, so wie niemand vor dem Jahreswechsel 2011 / 2012 geahnt hat, dass meine Krebsdiagnose samt Operation, Rehabilitation und Chemotherapie auf uns zukommt. Die biblische Ermahnung, keine allzu festen Pläne zu machen, sondern stets zu sagen: »wenn Gott will und wir leben, dann …« ist so falsch ja nicht.

Soweit nichts Unvorhergesehenes geschieht, werde ich ab Februar wieder meinen Arbeitsplatz einnehmen, wir können über Urlaub im Sommer nachdenken und kurz vor dem Herbst beim Benefizjogging teilnehmen. Wir werden die aufgrund meiner Gesundung weniger zahlreichen Stunden auf dem Balkon genießen, gelegentlich daran zurückdenken, wie es war, so gut wie jeden Tag in Ruhe und ausgiebig zu frühstücken, die drei bereits gebuchten Konzerte besuchen, viele Bücher lesen …

… aber vor allem werden wir dankbar sein für jeden neuen Tag, jede Woche, jeden Monat des gemeinsamen Lebens. Mancherlei Beschwerlichkeiten und Ärgernisse des Alltags werden an Stellenwert im Leben doch erheblich eingebüßt haben, denn nach diesem Jahr 2012 wissen wir das Geschenk des Lebens auf eine neue und tiefere Weise zu schätzen.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Na so was: Sechs mal Hallelujah!

Passt ja irgendwie zum Advent.

1. Deep Purple:

2. Nick Cave:

3. Georg Friedrich Händel:

4. Les Humphries Singers:

5. Reamonn:

… und natürlich der König aller Hallelujahs: Leonard Cohen:

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Gastbeitrag Jens Stangenberg: Von der Apfeligkeit des Apfels

Heute, besonders für alle Denker und Philosophen unter meinen geschätzten Blogbesuchern, gibt es ein Pecha Kucha. Oder einen Pecha Kucha. Es könnte auch eine Pecha Kucha sein.Ganz richtig wäre sicher ペチャクチャ.

Wie auch immer.

Warum sind wir uns eigentlich so sicher, dass ein Apfel ein Apfel ist? Wenn jemand anderer den Apfel Birne nennt – woher nehmen wir das Recht, Recht zu haben?

Quelle: [Emergent Deutschland]

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Montag, 3. Dezember 2012

Gastbeitrag Van Morrison: Belfast, 20. Oktober 2012

Als kleines Adventsgeschenk hat Herr Morrison, einer meiner Lieblingssänger und –musiker, 60 Minuten eines kürzlich gegebenen Konzertes den Fans und Freunden zur Verfügung gestellt.

Zu Gehör gebracht werden bei diesem Mitschnitt (neben der unverständlichen Rede eines wohl französischsprachigen Menschen am Anfang, nach 30 Minuten und am Schluss der Aufnahme) die folgenden Lieder:

1. BYE BYE BLACKBIRD
WRITTEN BY MORT DIXON & RAY HENDERSON | PUBLISHED BY REDWOOD MUSIC

2. ONLY A DREAM
WRITTEN BY VAN MORRISON | PUBLISHED BY EXILE PUBLISHING / EMI MUSIC PUBLISHING / EB MUSIC SERVS (BMI)

3. LET’S GET LOST
WRITTEN BY FRANK COESSSER & JIMMY MCHUGH | PUBLISHED BY SONY / ATV HARMONY UK

4. WHO CAN I TURN TO?
WRITTEN BY ANTHONY NEWLEY & LESLIE BRICUSSE | PUBLISHED BY CONCORD MUSIC

5. OPEN THE DOOR (TO YOUR HEART)
WRITTEN BY VAN MORRISON | PUBLISHED BY EXILE PUBLISHING / EMI MUSIC PUBLISHING / EB MUSIC SERVS (BMI)

6. MYSTIC OF THE EAST
WRITTEN BY VAN MORRISON | PUBLISHED BY EXILE PUBLISHING / EMI MUSIC PUBLISHING / EB MUSIC SERVS (BMI)

7. BABY PLEASE DON’T GO
WRITTEN BY JOSEPH LEE WILLIAMS | PUBLISHED BY LEEDS MUSIC CORP

8. MOONDANCE
WRITTEN BY VAN MORRISON | PUBLISHED BY WARNER CHAPPEL NORTH AMERCIA

9. PRECIOUS TIME
WRITTEN BY VAN MORRISON | PUBLISHED BY EXILE PUBLISHING / EMI MUSIC PUBLISHING / EB MUSIC (BMI)

10. HOW CAN A POOR BOY?
WRITTEN BY VAN MORRISON | PUBLISHED BY EXILE PUBLISHING / EMI MUSIC PUBLISHING / EB MUSIC (BMI)

11. KEEP MEDIOCRITY AT BAY
WRITTEN BY VAN MORRISON | PUBLISHED BY EXILE PUBLISHING / EMI MUSIC PUBLISHING / EB MUSIC SERVS (BMI)

12. THAT’S LIFE
WRITTEN BY KELLY LEE GORDON & DEAN KAY | PUBLISHED BY WARNER CHAPPEL NORTH AMERCIA

13. BALLERINA
WRITTEN BY VAN MORRISON | PUBLISHED BY EXILE PUBLISHING / EMI MUSIC PUBLISHING / EB MUSIC

14. BENEDICTION
WRITTEN BY MOSE ALLISON | PUBLISHED BY BUG MUSIC

Van und ich wünschen viel Spaß beim Anhören!

(Falls das mit dem eingebetteten Abspielen oben nicht klappt, hier der Link zur Quelle: [Van Morrison live in Belfast am 20. Oktober 2012]

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Und wer das aktuelle Album noch nicht hat, dem sei es wärmstens empfohlen:

Montag, 26. November 2012

Wenn negativ positiv ist

Beim Arzt kann man ja leicht mal erschrecken, so als Laie. Wenn die Befunde negativ sind, daran muss man sich dann erinnern, dann ist das positiv. Dann gibt es nämlich nichts zu meckern.

Bei der heutigen ersten Nachsorgeuntersuchung nach der Chemotherapie, die außerordentlich gründlich durchgeführt wurde, kam nur Gutes zutage, weil nichts Schlechtes zu finden war. Ich selbst konnte auf dem Monitor zwar nicht so recht erkennen, was genau die beiden Ärztinnen zu sehr zufriedenen Äußerungen (… bildschöne Leber … ganz glatte Kanten an der Galle … die Pankreassektion sieht prima aus …) verleitet hat, aber nach der 40minütigen Inaugenscheinnahme meines Innenlebens erfuhr ich dann in verständlichem Deutsch, dass »alle Organe, die mit dem Ultraschall sichtbar gemacht werden konnten, gesund« sind. Keine Anzeichen für einen Tumor.

Ultraschall ... versteht kein Laie

Die Blutwerte erfahre ich erst morgen oder übermorgen, aber dieser negative Befund stimmt uns, die beste aller Ehefrauen und mich, schon mal positiv und dankbar.

Wir wissen jetzt, dass seit der Operation im März zumindest im Bauchraum soweit man das untersuchen kann kein neuer Tumor gewachsen ist und gehen hoffend davon aus, dass dies auch in Zukunft nicht der Fall sein wird.

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Donnerstag, 22. November 2012

Frisch gedruckt: Neuland ist da!

Jetzt ist es so weit: Neuland ist als Taschenbuch lieferbar. In den nächsten Tagen gibt es hier auf dem Blog eine Leseprobe als Appetitanreger … aber vielleicht haben ja einige schon so genug Appetit auf Lesefutter?

 

Von der vergnügten Humoreske über düstere Zukunftsvisionen und erotische Miniaturen bis zum erbarmungslosen Kurzkrimi ... der Autor zeigt auch mit dieser Sammlung von Texten, dass er in der Lage ist, seine Leser gleich zu Beginn einzufangen und dann bis zur letzten Seite nicht mehr loszulassen.

Natürlich weiterhin auch als E-Buch für den Amazon Kindle erhältlich – für nur 2.76 Euro.

Neuland als Taschenbuch ::      Neuland für Kindle

Und wer kein Amazon-Konto hat oder ungern online einkauft, der kann mir Bescheid sagen (E-mail, Postkarte, Fax, Brief) und 8,40 Euro an mich überweisen; ich lasse das Buch dann dem- oder derjenigen nach Hause liefern.

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Samstag, 17. November 2012

Freitag, 16. November 2012

Demnächst als Taschenbuch …

Neuland - als Taschenbuch demnächst erhältlich

… und bereits erhältlich für Kindle-Besitzer: Neuland

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Donnerstag, 15. November 2012

Nach der Chemotherapie: Auf geht’s.

Das gestrige längere Gespräch mit meinem Onkologen war das offizielle und endgültige Ende meiner Chemotherapie. Für den ausführlichen Bericht an meinen weiterbehandelnden Hausarzt gingen wir noch einmal vom Anfang bis zum Ende anhand meines Therapietagebuches die Monate durch … und ich kam zu dem an dieser Stelle schon gelegentlich formulierten Fazit: Es hätte schlimmer sein können, und ich bin dankbar, dass die Monate überwiegend erträglich verlaufen sind.

Der vom Infusionsunfall am 18. Juli geschädigte rechte Arm wird wohl, davon ging der Arzt gestern aus, nie wieder völlig normal sein. Die Verhärtung des Gewebes und die Gefühllosigkeit der Haut auf der Oberseite des Armes werden bleiben, genau wie die Schmerzen bei bestimmten Bewegungen der Armmuskulatur. Nun ja – damit kann ich mich abfinden. Auch der Unfall bei der Infusion hätte wesentlich schlimmere Folgen haben können, bis hin zur Amputation. Was sind dagegen schon die verbleibenden Schäden …

Alle anderen Nebenwirkungen sollten sich im Verlauf von sechs Wochen bis drei Monaten (präzisere Mutmaßungen stellen Ärzte wohl wirklich nicht an) bessern und dann verschwinden. Das Blutbild gestern zeigte schon, sicher auch aufgrund des Wegfalls der achten Oxaliplatin-Infusion, eine deutliche Besserung.

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Zum Abschied wünschte mir mein Onkologe, dass wir uns nie wiedersehen. Ein guter Wunsch, der in Erfüllung gehen möge.

Nun bin ich ab sofort vierteljährlich beim Arzt, werde alle sechs Monate sämtliche inneren Organe sonografisch betrachten lassen und vorerst alle 12 Monate eine Darmspiegelung im Tiefschlaf hinter mich bringen. Am 26. November gibt es die erste Sonografie – und gleichzeitig ein aktuelles Blutbild. Vielleicht, man kann und darf ja mal hoffen, vielleicht kann ich dann im Januar wieder die Arbeit aufnehmen? Ich würde mich freuen.

Wie zügig oder langsam auch immer die Wiederherstellung eines funktionierenden Immunsystems und das Abklingen der extremen Müdigkeit dauert … nie wieder Krebs, das wäre mein hauptsächlicher Wunsch. Und der von vielen lieben Menschen, die mit uns durch all die Schrecken dieses Jahres gegangen sind. Wir sind dankbar für alle Grüße, Gebete, Wünsche und Ermutigungen, auch in den nächsten Jahren, in denen die Wahrscheinlichkeit eines neuen Tumors langsam aber stetig sinkt.

Im Sommer 2017 darf ich dann, so Gott will, aufatmen und sagen: Der Krebs ist Vergangenheit.

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Dienstag, 6. November 2012

Die (hoffentlich) letzte Tagesdosis

lastpillsMit dem heutigen Tag und der heutigen Tagesdosis von 3.800 mg schlucke ich hoffentlich zum letzten Mal derartige Tabletten. Ab morgen beginnt dann die hoffentlich letzte siebentägige chemiefreie Phase und mit dem 13. November ist die Chemotherapie offiziell beendet.

Wie so vieles im Leben kann ich die Behandlung rückblickend als vernichtend schlecht oder relativ gut beurteilen … mit einer enormen Bandbreite dazwischen. Es kommt nur darauf an, worauf das Augenmerk sich richtet: Auf das, was hätte sein können, oder auf das, was gewesen ist. Oder auf beides.

Ich wurde mit Oxaliplatin und Xeloda behandelt. Der Xeloda-Beipackzettel verrät unter dem Stichwort Nebenwirkungen als sehr häufig:

    • Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Mundschleimhautentzündung, Bauchschmerzen
    • Hand-Fuß-Hautreaktionen (Handinnenflächen und Fußsohlen kitzeln, werden taub, schmerzen, schwellen an, werden rot), Ausschlag, trockene und juckende Haut
    • Müdigkeit, Schläfrigkeit
    • Appetitverlust

Nicht sehr häufig, aber immerhin häufig treten (unter anderem) auf:

    • Verminderung der Anzahl an weißen und roten Blutzellen
    • Hautausschlag, leichter Haarausfall
    • Fieber, Schwäche, Kopfschmerzen
    • Depressionen
    • Gelenk-, Brust- oder Rückenschmerzen
    • Änderungen im Geschmacksempfinden, Verstopfung, exzessive Blähungen, trockener Mund

Die sehr wahrscheinlichen Folgen der Einnahme des Medikaments haben mich, abgesehen vom Erbrechen, das ich jeweils rechtzeitig vorher mit anderen Medikamenten unterbinden konnte, alle getroffen. Bei den anderen Nebenwirkungen trifft manches zu. Die Veränderungen des Blutes haben zwei Mal eine Therapieverzögerung bedingt, lediglich mit Fieber und Haarausfall hatte ich es nicht zu tun.

Es heißt so schön im Beipackzettel:

Diese Nebenwirkungen können sich verstärken.

Zum Beispiel dadurch, dass ein zweites Medikament zum Einsatz kommt. Beim Oxaliplatin sieht die Liste der sehr häufigen Nebenwirkungen so aus:

    • Reaktionen an der Injektionsstelle
    • Fieber, Müdigkeit, Allergie/allergische Reaktionen, Asthenie, Schmerzen, Gewichtszunahme
    • Periphere sensorische Neuropathie, Kopfschmerzen, sensorische Störungen
    • Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen, Stomatitis/Mukositis, Bauchschmerzen, Verstopfung, Anorexie
    • Rückenschmerzen
    • Epistaxis
    • Infektionen
    • Dyspnoe, Husten
    • Hauterkrankungen, Alopezie
    • Geschmacksstörungen
    • Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie, Leukopenie, Lymphopenie
    • Erhöhte alkalische Phosphatase, erhöhtes Bilirubin, Störungen des Blutzuckergehaltes, erhöhtes LDH, Hypokaliämie, erhöhte Leberenzyme (SGPT/ALAT, SGOT/ASAT), Veränderungen des Serumnatriumspiegels

Nun ja, und zu den häufigen Nebenwirkungen zählen unter anderem:

    • Flush
    • Brustschmerzen
    • Schwindel, motorische Neuritis, Meningismus
    • Dyspepsie, gastro-ösophagealer Reflux, Schluckauf
    • Dehydratation
    • Arthralgie, Ostealgie
    • Hämorrhagien, Hämaturie, tiefe Thrombophlebitis, Lungenembolie, rektale Blutungen
    • Depression, Insomnie, Impotenz, Libidoverlust
    • Rhinitis, Infektionen der oberen Atemwege
    • Exfoliation (z.B. an den Händen und Füßen), Erythem, Hautausschlag, gesteigertes Schwitzen, Nagelerkrankungen
    • Dysurie, anormale Miktionshäufigkeit
    • Konjunktivitis, verschlechtertes Sehvermögen
    • Febrile Neutropenie/neutropenische Sepsis (z.B. Neutropenie Grad 3,4 und dokumentierte Infektionen)
    • Erhöhtes Kreatinin

Wer mag, kann ja die Fachbegriffe nachschlagen … jedenfalls haben mich auch von dieser Liste nicht alle möglichen Wirkungen befallen, aber doch etliche – und vor allem die Übereinstimmungen bei den Nebenwirkungen beider Medikamente haben zu der in den Beipackzetteln angekündigten Verstärkung geführt … die Schäden an den Nerven waren Mitte Oktober so stark, dass für den letzten Zyklus das Oxaliplatin gestrichen werden musste.

Mein Rückblick führt mich zu dem Fazit: Es hätte wesentlich schlimmer sein können. Die Zeit zwischen dem 8. Mai und dem 13. November war keine angenehme, es kam zu dem Injektionsunfall am 18. Juli, der zu einer dauerhaften Schädigung des rechten Armes geführt hat, aber dass eine Chemotherapie kein Wohlfühlprogramm ist, war mir von vorne herein klar.

Und ohne Eva, die beste aller Ehefrauen, wäre mir das alles wesentlich schwerer geworden und gefallen. Eine solche liebevolle Stütze an der Seite zu haben … das war und ist unschätzbar kostbar.
Dazu kamen und kommen die Familie und all die Freunde und Bekannten, die uns mit Ermutigung, Gebeten, Unterstützung und vielfältiger Ermutigung begleitet haben und weiter begleiten, auch das ist mir Anlass zu großer Dankbarkeit.

Ob die beabsichtigte und erhoffte Wirkung, für die ich all die Nebenwirkungen in Kauf genommen habe (und nehme, bis sie hoffentlich bald abgeklungen sein werden), eingetreten ist, kann jetzt niemand sagen. Kein Arzt und ich auch nicht. Das wird sich im Lauf der nächsten viereinhalb Jahre zeigen. Entweder, die Therapie war erfolgreich, dann tritt kein Krebs mehr auf, oder sie war vergeblich und die Ärzte finden neue Tumore.

Es ist keine angenehme Situation, mit dieser Ungewissheit leben zu müssen. Aber eine Wahl bleibt ja nicht. Die einzige Wahl war vor der Behandlung die Entscheidung, ja oder nein zur Chemotherapie zu sagen. Das ja fiel nicht leicht … aber nun weiß ich, dass ich nichts ausgelassen habe, was vielleicht zur Heilung beitragen kann.

Nun hoffe ich auf eine schnelle Wiederherstellung der normalen Blutzusammensetzung, denn davon hängt es ab, wann ich wieder ins Berufsleben zurückkehren kann. Darauf freue ich mich. Denn damit kehrt wieder ein Stück Normalität ins Leben zurück.

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Dienstag, 30. Oktober 2012

Von der Gewöhnung an Ungewöhnliches

Nun neigt sich meine Chemotherapie dem Ende zu, noch zwei Wochen bis zum »offiziellen Ende«. Ein langer Weg war es seit dem 8. Mai … beschwerlich oft, mit Unfällen und Ausfällen … aber andererseits hätte alles schlimmer und sicher noch unangenehmer sein können, wenn der Katalog der möglichen Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen einigermaßen realistisch ist.

Gelernt habe ich, dass es – zumindest für mich – immer die bessere Wahl ist, sich mit einer unguten Situation (einstweilen oder dauerhaft) abzufinden und zu sagen: »So ist es jetzt. Da kann ich nichts ändern. Aber das Leben kann trotzdem weiter gehen, der Alltag kann trotzdem bewältigt werden.« Anstatt mich auf das Sofa zu kauern und zu schmollen (warum ausgerechnet ich) und zu hadern (muss das jetzt auch noch sein) und mich zurückzuziehen (dann mache ich eben gar nichts mehr und bleibe hier sitzen).

Scherben von SXC.huZum Beispiel: Meine Finger sind überwiegend taub, gefühllos. Das beeinträchtigt die Arbeit am Computer … aber ich habe mich an das »taube Tippen« gewöhnt. Mir fällt auch so manches aus den Händen, was ich festzuhalten glaube. Vom Autoschlüssel bis zum Marmeladeglas. Bei ersterem Gegenstand geschieht nichts weiter, als dass ich ihn wieder aufhebe, bei letzterem entsteht ein Scherben-Marmelade-Gemisch, das zu entsorgen ist. Trotzdem decke ich am nächsten Tag wieder den Frühstückstisch. Halte eben die Gegenstände noch etwas fester (soweit das ohne Gefühl graduiert werden kann) und trage kostspieligeres Geschirr mit zwei Händen durch die Gegend anstatt mit einer.
Dabei sind dann Scherben nicht auszuschließen, die schöne grüne Vase hat am Rand nun zwei abgeplatzte Stellen, wir besitzen ein Marmeladegefäß weniger, auch ein Trinkglas ging unlängst den Weg alles Irdischen … aber die Alternative, nichts mehr in die Hand zu nehmen, passt eben nicht zu mir.

Die Zehen sind gleichermaßen taub, als wären sie nicht mehr Teil der Füße. Dadurch stolpere ich leicht … und setzt nun bewusster und womöglich langsamer Fuß vor Fuß, anstatt nicht mehr rauszugehen. Na und? Bin ich etwa in Hektik und Eile? Nein. Wenn die Hunderunde zehn oder zwanzig Minuten länger dauert als sie schnellen Schrittes dauern würde, was macht das schon? Nichts. Max, der Vierbeiner, freut sich und mir schadet es schon gar nichts.

Kleine Wunden heilen sehr sehr langsam zu, eine Abschürfung am Ellenbogen ist nun 2 Wochen alt und noch nicht ganz zu, ein Minischnitt am Finger vom Samstag blutet noch immer gerne frisch vor sich hin, wenn das Pflaster mal ein paar Minuten ab ist. Verständlicherweise bin ich nun mit Messern und anderen auch nur annähernd scharfkantigen Gegenständen (einschließlich der Folienverpackung meiner Chemo-Tabletten, der ich den Schnitt am Finger zu verdanken habe) besonders vorsichtig. Ich gewöhne mich so an die Tatsache, dass mein Blut zur Zeit nicht in einem auch nur halbwegs normalen Zustand ist und deshalb seine Funktionen nicht erfüllen kann. Das wird sich nach Ende der Chemotherapie ja wieder normalisieren, heißt es aus Ärztemund.

Man gewöhnt sich an Ungewöhnliches, auch was die körperliche Tüchtigkeit betrifft, wenn man es nur will. Und mal ehrlich: Verglichen mit jemandem, der auf Rollstuhl und fremde Hilfe angewiesen ist, geht es mir ganz und gar hervorragend.

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Montag, 29. Oktober 2012

Schon über Weihnachtsgeschenke nachgedacht?

Hinter dem Bild verstecken sich ein paar Vorschläge.

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Samstag, 27. Oktober 2012

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Nun denn. Zyklus 8, der letzte.

Heute startet nun also Zyklus 8 der Chemotherapie. So Gott will und wir leben und kein Krebs mehr auftaucht, der letzte Zyklus.

acht

Die Blutwerte, insbesondere die Granulozyten,sind im Vergleich zum Mittwoch der vergangenen Woche soweit erholt, dass die Behandlung fortgesetzt werden kann. Allerdings sind die Thrombozyten auf einem historischen Tiefpunkt angelangt – was ich schon ohne Blutbild daran gemerkt habe, dass eine Schürfwunde am Ellenbogen einfach nicht zuheilen will. Nun ja, da braucht es, wie bei so vielem, Geduld.

Immerhin geht die Chemotherapie weiter und damit in absehbarer Zeit zu Ende, wie letzte Woche mit dem Arzt besprochen ohne Oxaliplatin-Infusion bei diesem letzten Mal, um die vorhandenen Nervenschädigungen nicht noch zu vergrößern.

Ich bin gespannt, wie lange dann nach Abschluss der Therapie mein Rückenmark braucht, um wieder ein halbwegs gehaltvolles und funktionstüchtiges Blut herzustellen. Sobald das Immunsystem wieder funktioniert, kann ich ins Arbeitsleben zurückkehren – und so wird sich dann nach und nach Normalität wieder einstellen.

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Montag, 22. Oktober 2012

Träume, Tränen, Traumata

Ein neues Kindle-Buch ist im Entstehen. Mein neues Kindle-Buch. Mit der Zusammenstellung und Überarbeitung hatte ich im Sommer 2011 angefangen, im Februar 2012 war ich fast fertig. Dann geschah dieses und jenes, was treuen Bloglesern nicht verborgen geblieben ist.

Eigentlich wollte ich zuerst meinen nächsten Roman, Jessika lautet der Arbeitstitel, in seine endgültige Form bringen, aber das dauert noch. Jessika ist in mancher Beziehung ziemlich widerspenstig. Also warum nicht zuerst das Kindle-Projekt vollenden? Eben! Warum nicht!

Elektronische Bücher haben natürlich keinen Umschlag, aber so sieht (voraussichtlich, die Künstlerin, von der das Bild stammt, hat noch nicht geantwortet) der Umschlag aus:

Corridor Sky

Ein erster Blick ins Buch sei auch schon erlaubt:

1

Zu wenig Text? Das war doch nur die Titelseite! Wer elektronisch umblättert, sieht dann natürlich mehr als Titel, Untertitel und Autor:

2

Und zu guter Letzt noch eine zufällig ausgewählte Seite, ich will ja nicht knauserig mit den Bildern sein:

3

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Mal wieder abwarten

Eigentlich sollte gestern Zyklus 8 der Chemotherapie beginnen, der letzte Zyklus. Vorausgesetzt natürlich, es taucht nicht irgendwann wieder Krebs auf.

Die Blutwerte waren jedoch wieder so miserabel, dass eine weitere Woche ohne Chemie vonnöten ist. Bei der letzten Verschiebung, vom 19. September auf den 26. September, war die Besserung ausreichend. Mal sehen, was sich nächste Woche am Mittwoch dann herausstellen wird.

Zyklus 8 wird jedenfalls ohne Oxaliplatin und nur mit Xeloda-Tabletten stattfinden, da die Schäden an den Nerven durch das injizierte Metall bereits jetzt so groß sind, dass der Arzt eine weitere Schädigung nicht mehr verantworten kann. Vor allem, erklärte er uns (die beste aller Ehefrauen war dabei), weil Schäden an den Nerven noch bis zu sechs Wochen nach der Infusion auftreten beziehungsweise zunehmen können. Medizinisch ausgedrückt hörte sich das so an: Die periphere-sensorische Neuropathie führt zur Dosislimitierung.

taub

Wie so oft im Leben gibt es zwei Seiten der Medaille. Die Nebenwirkungen sind erheblich, das Blut ruiniert … was ein Zeichen dafür ist, dass auch Krebszellen, falls nach der Operation noch irgendwo in mir welche unterwegs gewesen sein sollten, ruiniert sein müssten. Sollten. Dürften.

Verlässliche Aussagen und Prognosen gibt es nicht, damit lebt man als Krebspatient. Möglicherweise dauert es nach Ende der Chemotherapie drei Monate, bis mein Körper wieder ein funktionierendes Immunsystem aufgebaut hat. Es kann aber auch schneller gehen oder länger dauern. Vielleicht schwinden einige Nervenschädigungen nach und nach. Sie könnten aber auch dauerhaft sein.

Nun denn. Abwarten und Kaffee trinken. Und nie die Hoffnung aufgeben.

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Dienstag, 16. Oktober 2012

Sieben Monate später–der achte Zyklus kommt

Es kommt mir vor, als sei so viel Zeit noch gar nicht vergangen, aber ich kann ja schwarz auf weiß nachlesen, was ich notiert habe:

inf… Am 15. März wurde ich mit dem Notarztwagen in das Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Berlin Steglitz eingeliefert. In den ersten Tagen habe ich keine Aufzeichnungen gemacht, da ging es nur darum, zu überleben. …

Sieben Monate – voller Ereignisse mit unterschiedlichen Empfindungen: Höhen, Tiefen, Schrecken, Freude, Hoffnung, Bangen, Aufrappeln, Durchhalten, Angst, Erleichterung … eine ziemliche, nie so recht vorhersehbare Bandbreite. Und alles in allem gesehen kann und darf und muss ich sagen: Es geht mir verhältnismäßig gut.

Warum?

Zum einen ganz sicher deshalb: Eva, die beste aller Ehefrauen, hat treu an meiner Seite gekämpft, durchgehalten, Mut gemacht, Hoffnung geweckt, Freude geschenkt. Sie war und ist da, bei mir, in der Nähe, und schon das gibt mir viel Kraft, selbst wenn sich im Alltag nichts »Besonderes« ereignet. Allerdings hat sie auch so manches Besondere in die Wege geleitet.

Zum anderen sicher auch deshalb: Sehr viele Verwandte und treue Freunde haben uns durch diese sieben Monate begleitet mit ihren lieben und guten Wünschen, Trost- und Hoffnungsworten, Gebeten, Geschenken, Nachfragen, Mitempfinden … manche haben wir erst durch die Krebserkrankung so richtig oder noch besser kennen gelernt.

Morgen wird – falls die Blutwerte dies zulassen – der achte und letzte Zyklus der Chemotherapie beginnen. In drei Wochen dann, am 6. November, ist die Behandlung beendet, falls morgen wie vorgesehen die Infusion stattfinden kann. Dann heißt es viereinhalb Jahre abwarten, von Untersuchung zu Untersuchung. Fünf Jahre nach der Operation würde ich dann, sofern kein Krebs auftaucht, aus medizinischer Sicht als geheilt gelten.

Geheilt – das ist etwas, was ich aber jetzt schon hoffen und glauben möchte, nicht erst im März 2017. Mein Glaube ist ein zurückhaltender, zögerlicher, in gewisser Weise sehr unsicherer Glaube. Der stürmische, feste, unbelehrbar siegreiche Glaube ist mir abhanden gekommen, als beide Schwiegereltern trotz solchen Glaubens (in sich selbst und ringsumher) am Krebs gestorben sind. Dass Gott, wie immer wir ihn auch erkennen und benennen mögen, zu heilen vermag, daran zweifle ich keineswegs, denn das habe ich selbst schon erlebt. Dass wir ihm ein solches Eingreifen nicht abverlangen können, zeigt die traurige Realität nicht nur in der eigenen Familie.

Nichtsdestotrotz: Der vielfältige Beistand, den Eva und ich erleben durften und hoffentlich auch weiter erleben werden, durch so viele mitempfindende Menschen, die Gebete, ob nun »zum Universum« oder zu einem namentlich benannten Gott, von für mich angezündeten Kerzen in katholischen Kirchen bis zu ganz und gar weltlich-irdischen Genesungswünschen … für all das sage ich heute ein herzliches und tief empfundenes Dankeschön!

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Donnerstag, 11. Oktober 2012

Demnächst

jessika

… soll wieder einmal Lesestoff aus meiner Feder gedruckt erscheinen. Datum? Noch unbekannt. Verlag? Noch nicht endgültig entschieden.

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Mittwoch, 10. Oktober 2012

Wahrscheinlich weißt du es noch nicht

oneLiebe Blogbesucher (beiderlei Geschlechts),

wahrscheinlich weißt du es noch nicht, aber du rettest, falls du Europäer bist, Leben. Denn als Europäer hast du durch die EU dazu beigetragen, dass Millionen Kinder eingeschult wurden und dass Millionen Menschen sauberes Trinkwasser haben. Deshalb bist du ein Lebensretter.

Aber die lebensrettende EU-Entwicklungshilfe ist bedroht.

Bitte unterschreibe auch du eine Petition, die EU-Regierungschefs bittet, ihr Versprechen gegenüber Menschen in extremer Armut einzuhalten:

Die Petition bei ONE lesen und unterschreiben

Bitte mach mit, damit die EU weiterhin Leben rettet und Menschen dabei hilft, sich aus der Armut zu befreien.

Vielen Dank!

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Dienstag, 9. Oktober 2012

Wie ich einmal ins Wasser fiel

Jetzt schon an Weihnachten denken und Geschenke besorgen! Zum Beispiel für eher empfindliche und zartbesaitete Leseratten mein Buch »Gänsehaut und Übelkeit« … damit es mit der Empfindlichkeit mal ein Ende hat und die Saiten etwas gehärtet werden.

Um die Entscheidung leichter zu machen, folgt hier eine Leseprobe. Es handelt sich um einen »ungeschriebenen Aufsatz« von Sandra A., 14 Jahre alt. Was ein ungeschriebener Aufsatz ist? Das kann ich noch schnell vorab erklären:

Wer erinnert sich nicht an die manchmal unsäglichen Themen, die im Deutschunterricht vom Lehrer an die Tafel geschrieben wurden? Da sitzt man dann und versucht, sich etwas Passendes einfallen zu lassen, ohne das Thema zu verfehlen. Meist kommt belangloses Geplänkel dabei heraus.

Was aber würden Schülerinnen und Schüler zu den vom Lehrer gestellten Themen schreiben, wenn sie die Wahrheit schrieben? Ich schlüpfe für solche »ungeschriebenen Aufsätze« in die Haut - oder besser in das Gehirn - der Heranwachsenden und schreibe auf, was sie sich zu schreiben nicht getrauen ...

So. Genug des Vorgeplänkels. Hier die Leseprobe:

Gänsehaut und Übelkeit: ErzählungenWie ich einmal ins Wasser fiel

Eigentlich wäre ich gar nicht ins Wasser gefallen, wenn mich Martina, meine Freundin, nicht so erschreckt hätte. Sie wollte mich natürlich gar nicht erschrecken - ich war nur so vertieft in mein Experiment, dass ich Martina nicht kommen hörte. Als sie dann plötzlich hinter mir stand und fragte: »Was um Himmels willen ist denn das?«, machten meine Beine ganz von selbst einen Satz und ich landete im Teich.

Ich ärgerte mich in diesem Moment nicht so sehr über das unfreiwillige Bad, sondern es war einfach umständlich, dass ich nun meiner Mutter erklären musste, warum ich völlig durchnässt nach Hause kam und dass noch eine ganze Menge weiterer Auskünfte von mir verlangt würden. Sie kann ganz schön penetrant sein, meine Mutter, wenn sie ein Geheimnis wittert. Und man kann eigentlich Gift darauf nehmen, dass sie es merkt, wenn man ihr etwas verheimlichen möchte. Das hat sie gelernt, schließlich ist sie seit undenklich langen Zeiten bei der Kriminalpolizei.

Die Idee zu meinem Experiment hatte ich aufgrund der Tätigkeit meiner Mutter. Sie erzählt oft und gerne von ihren Erfolgen bei der Verbrechensbekämpfung. Ab und zu stritten wir darüber, ob der Begriff an und für sich passt. Denn bevor meine Mutter und ihre Kollegen tätig werden, ist ja das Verbrechen bereits geschehen, meistens jedenfalls. Sie bekämpft also den Verbrecher, nicht das Verbrechen. Sie sagt dann immer, dass sie durch die Ermittlung und Verhaftung eines Täters schließlich weitere kriminelle Handlungen des betreffenden Menschen vereiteln, und somit eben doch das Verbrechen selbst bekämpfen kann. Mir erscheint das jedoch nicht logisch.

Das perfekte Verbrechen gebe es nicht, sagt sie in jeder zweiten Diskussion. Auch darin war und bin ich anderer Meinung. Wenn nichts auf den Täter hinweist, wie sollte er dann entlarvt werden, solange es sich um einen halbwegs intelligenten Menschen handelt?

Aus solchen Diskussionen wurde mein Experiment geboren. Ich wollte herausfinden, ob die Behauptung meiner Mutter, jeder Verbrecher mache einen Fehler, der schließlich zur Entdeckung führen würde, stimmt.

Ich bereitete mich natürlich gewissenhaft auf mein Experiment vor: Ein altmodisches, aufklappbares Rasiermesser hatte ich seit Wochen mit mir herumgetragen und gelegentlich an einem Regenwurm oder einer verletzten Amsel ausprobiert. Ich wollte wissen, ob es wirklich so scharf war, wie es aussah. Gefunden hatte ich es bei einem Flohmarkt an einem Stand mit allerlei antikem Gerümpel. Der Inhaber des Standes hatte nicht bemerkt, dass das Messer in meine Jeanstasche wanderte, während ich andere Angebote aufmerksam betrachtete. Ein paar Einmalhandschuhe gehörten neben dem Messer zu meiner unverzichtbaren Ausrüstung.

Auf dem Heimweg von der Schule sprach mich dann eines Tages eine Dame mittleren Alters an, die mir völlig unbekannt war. Sie trug eine Einkaufstasche in der linken Hand, in der rechten hielt sie eine Zigarette. Als ich an ihr vorbeigehen wollte, fragte sie mich, ob ich zufällig Feuer für sie hätte.

»Nein, tut mir Leid«, antwortete ich höflich, »ich rauche nicht.«

»Das ist gar nicht verkehrt. Wenn man erst einmal anfängt, ist es schwer, wieder aufzuhören.«

Ich lächelte sie freundlich an und meinte beiläufig: »Oh, das ist gar kein Problem. Ich kenne eine todsichere Methode. Man raucht nie wieder eine einzige Zigarette.«

»Ach, tatsächlich? Wie geht das denn?«

Ich erklärte der Dame, dass ich ihr das Verfahren gerne zeigen würde, dazu müsse sie aber mit mir in den nahe gelegenen Stadtpark gehen, da man Ruhe brauche und ungestört sein müsse. Da sie nichts Eiliges vorhatte, willigte sie ein. Sie steckte die Zigarette zurück in die Schachtel, wir spazierten in den Park und setzten uns am Teich auf eine Bank.

Die Einkaufstasche stellte die Frau neben sich und holte zwei knackige rote Äpfel heraus. Sie bot mir einen an, was ich gerne akzeptierte. Wir aßen das Obst, während sie mich ein wenig ausfragte, wo ich wohnte, was meine Eltern täten und so weiter. Mir machte es nichts aus, zu antworten, da die Wahrscheinlichkeit, dass meine Gesprächspartnerin mit irgendjemandem darüber reden konnte, gleich Null war.

Das Kerngehäuse warf ich nicht in den Papierkorb neben der Bank. Wegen der Speichelspuren hätte ich ihn später wieder heraussuchen müssen. So wickelte ich den Rest des Apfels in ein Taschentuch und erklärte: »Für mein Meerschweinchen Susi.«

»Ach Gott, wie süß! Ich hatte früher auch eins.«

Wir plauderten ein paar Minuten über Haustiere. Schließlich sagte ich: »Also, Sie müssen jetzt die Augen schließen. Dann stelle ich mich hinter die Bank und begehe eine Handlung. Anschließend werden Sie nie wieder eine Zigarette rauchen.«

»Ist das ein magischer Trick?«, fragte sie mit einem amüsierten Zwinkern.

»Nein, ein absolut natürlicher Vorgang, der nichts Übernatürliches an sich hat. Ich garantiere für den Erfolg.«

Sie schloss die Augen, ich ging um die Bank herum und stellte mich hinter sie. Ein letzter Blick in die Runde: es waren keine Spaziergänger in Sicht. Dann schnitt ich die Kehle der Frau durch, ein ganz tiefer Schnitt von links nach rechts.

Die Dame, die nun tatsächlich nie wieder rauchen würde, machte ein etwas unangenehmes, gurgelndes Geräusch, so wie ein verstopfter Abfluss, wenn man mit dem Gummistopfer daran arbeitet. Es floss unheimlich viel Blut, auch deshalb hatte ich mich ja hinter den Körper gestellt. Ich wollte nichts davon auf meine Kleidung bekommen. Der Kopf sackte nach vorne und die tote Frau kippte von der Bank.

Ich zog die Einmalhandschuhe an und schleifte die Leiche erst mal ins Gebüsch, damit sie außer Sicht war. Dann holte ich die Einkaufstasche und versenkte sie im Teich. Anschließend zog ich auch die Frau ans Wasser. Mit der Spitze meines Schuhs gab ich ihr einen Schubs und sie kullerte die kurze Böschung herunter, es gab einen recht lauten Platscher - und ausgerechnet in diesem Moment tauchte Martina hinter mir auf und fragte: »Was um Himmels willen ist denn das?«

So fiel ich also ins Wasser und landete neben der Leiche.

Ich dachte geschwind nach und wusste auch gleich, wie ich sowohl meiner Mutter die nassen Kleidungsstücke erklären als auch die prekäre Situation entschärfen konnte. Eine Eliminierung meiner Freundin kam überhaupt nicht in Frage.

»Hilf mir mal, Martina«, rief ich, »vielleicht kann man sie noch retten!« Während dessen zog ich unter Wasser die Handschuhe aus und stopfte sie in meine Jeanstasche.

Martina schüttelte den Kopf und meinte: »Nee, schau doch mal den Hals an. Der ist ja durchgeschnitten. Die ist tot!«

Ich tat so, als bemerkte ich die Verletzung erst jetzt und quiekte so entsetzt wie möglich.

Nun erst schien Martina wirklich zu begreifen, was sie da vor Augen hatte: Ein frisches Mordopfer, so frisch wie die Krabben im Fischladen an der Ecke. Sie begann zu kreischen und wild mit den Armen zu fuchteln, dann rannte sie davon in Richtung Straße. Ich hörte sie noch aus weiter Ferne aus vollem Hals brüllen: »Hilfe! Hilfe! Sie ist tot! Hilfe!«

Ziemlich schnell versammelten sich zahlreiche Menschen am Ufer.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Meine Zeugenaussage war nicht sehr ergiebig. Ich erzählte, dass ich beim Bummeln im Park das Blut bei der Bank gesehen hatte, neugierig war, was man einem Teenager leicht abnimmt, die Frau im Wasser entdeckte und hineinsprang, um womöglich zu helfen, was man mir als Heldentat hoch anrechnete. Ich hatte niemanden gesehen, der als Mörder in Frage kam und wusste sonst nichts zu berichten.

Meine Mutter sorgte dafür, dass ich nach dieser Aussage nicht weiter behelligt wurde, sie schleppte mich zu einem Psychiater, der meinen Schock, den ich so gut wie möglich simulierte, zu behandeln versuchte, und im Lauf der Zeit geriet der Mord im Park in Vergessenheit.

Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Ich gehe davon aus, dass mein Experiment gelungen ist: Man kann den perfekten Mord begehen.

Quod erat demonstrandum.

Na? Hat die Lektüre Lust auf mehr gemacht? Bestellen kann man das Buch bei Amazon: Gänsehaut und Übelkeit: Erzählungen

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Donnerstag, 4. Oktober 2012

Zyklus 7 – der Vorletzte.

KrebspatientenpassMeine Blutwerte am 26. September waren nicht gerade berauschend gut, aber do so weit gebessert, dass der siebte Zyklus der Chemotherapie nach einwöchiger Verzögerung starten konnte.

Die Nebenwirkungen, vor allem das verhasste Hand-Fuß-Syndrom, setzten schon am gleichen Tag ein und schlugen dann am Donnerstag vehement zu. Erst seit Dienstag geht es mir wieder einigermaßen erträglich: Die Übelkeit beschränkt sich auf ein Maß, bei dem ich fast durchgehend ohne zusätzliche Tropfen auskomme und die Schmerzen in den Händen lassen sich mit Handschuhen und Vorsicht bändigen.

Es geht mir, Gott sei es gedankt, nach wie vor besser, als angesichts all der möglichen Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen anzunehmen wäre. Manches, wie die Impotenz und die nach wie vor deutliche Schädigung des rechten Armes, wird wohl erst nach und nach besser werden, wenn die ganze Chemotherapie überstanden ist. Dann sollte sich auch, so die Ärzte, wieder ein Immunsystem aufbauen und letztendlich ein normales Leben einkehren.

Die zusätzliche Woche Chemiepause war – so im Nachhinein betrachtet – ein wahrer Segen, denn meinen Geburtstag konnte ich dadurch unbeschwert von den nunmehr seit Monaten üblichen Symptomen genießen. Die beste aller Ehefrauen hatte für mich eine Überraschungsparty organisiert, zu der Gäste aus nah und ziemlich fern erschienen – eine riesige Freude für mich, eine rundum gelungene Überraschung und wunderbare Stunden mit lieben Menschen – ich war und bin sehr dankbar und glücklich darüber. Eva hatte so geheim gearbeitet, dass ich wirklich keine Ahnung hatte, was da auf mich wartete …

Eine solch wunderbare Frau an meiner Seite zu haben ist ein Geschenk, dessen Wert ich wohl kaum jemals hoch genug einschätzen kann. Ich bin mir sehr sicher, dass ich ohne Eva heute in einem wesentlich schlechteren Zustand wäre – falls überhaupt noch hier auf diesem Planeten. Die beiden Momente im Krankenhaus, bei denen der Tod neben dem Weiterleben eine reale Option war, werde ich wohl so bald nicht vergessen.

Nun heißt es, noch eine weitere Woche die inzwischen ziemlich verhassten Tabletten schlucken, dann eine Woche Pause und schließlich, falls die Blutwerte es zulassen, ab dem 17. Oktober der achte und letzte Zyklus. Wenn auch der überstanden ist, schlage ich dann ein weiteres neues Lebenskapitel auf mit der Überschrift Nach Krebs und Chemotherapie – Fünf Jahre Wartezeit bis zur dokumentierten Heilung.

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Montag, 1. Oktober 2012

Kreatives Schreiben–kann man lernen

»Talent ist billiger als Tafelsalz. Was das talentierte Individuum vom erfolgreichen unterscheidet, ist eine Menge harter Arbeit«, sagt Stephen King, einer der populärsten Erzähler unserer Zeit, der einst mit Horrorgeschichten seine Karriere begann und heute zu den besten Romanschriftstellern weltweit zu zählen ist. Begabt zum Schreiben sind viele Menschen, sie währen auch gewillt, Fleiß und Mühe aufzuwenden, nur wissen sie manchmal nicht, wie sie anfangen sollen, welche Tipps und Tricks es gibt, auf welche Fehler man achten sollte.

Mancher hält sich auch, meist zu Unrecht, für unbegabt. »Schreib wie du sprichst, so schreibst du schön«, riet Gotthold Ephraim Lessing seiner Nichte, die sich nicht traute, etwas zu Papier zu bringen, weil sie sich für völlig untalentiert hielt. Die Nichte folgte nach einigem Zögern dem Rat und siehe da: Es entstanden nach und nach sehr ansehnliche Ergebnisse.

Günter J. Matthia, Autor mehrerer erfolgreicher Bücher, auch als Ghostwriter und Übersetzer aktiv und Verfasser zahlreicher Artikel für diverse Zeitschriften, hat sich vorgenommen, seinen Erfahrungsschatz mit Interessierten zu teilen. »Kreatives Schreiben« soll Schreibwerkstatt, Kurs und Workshop in einem sein, wobei die Betonung auf dem gemeinsamen Arbeiten und Experimentieren liegt. Vorlesungen, Frontalunterricht … nein, so etwas soll nicht aus der Reihe von Veranstaltungen werden. Dem Initiator schwebt vielmehr eine gemeinsame Entdeckungsreise vor, je unterschiedlicher die Teilnehmer sind, desto abwechslungsreicher und spannender wird das Ganze.

Geeignet ist das Angebot für alle, die Lust darauf haben, sich beim Schreiben auszuprobieren. Jugendliche, Erwachsene, Männer, Frauen, mit Schreiberfahrung und ohne … Christen, Moslems, Atheisten, Buddhisten, Hindus … Dicke, Dünne, Dunkle, Helle … Heteros, Schwule, Ambivalente … herzlich willkommen!

Die kostenlose Veranstaltungsreihe findet voraussichtlich ab Januar 2013 jeweils am ersten Mittwoch im Monat um 18 Uhr in Berlin Steglitz (Nähe Schlossstraße) statt. Falls Material benötigt wird, bezahlt jeder selbst seinen Anteil.

Wer Interesse hat, dabei zu sein, melde sich bitte bald, damit die notwendigen Vorbereitungen und Planungen gelingen. Dabei den Absender (E-Mail oder Postadresse) nicht vergessen, damit genauere Informationen für die Interessierten rechtzeitig und richtig ankommen. Kontaktdaten: Günter J. Matthia, Soester Str. 21-23, 12207 Berlin – oder via [E-Mail]

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Freitag, 21. September 2012

Vom Wertechaos

Am vergangenen Mittwoch sollte eigentlich Zyklus 7 meiner Chemotherapie beginnen, doch wieder einmal zeigte sich, dass nichts verlässlich planbar ist. Die Blutwerte, insbesondere bei den Granulozyten, aber auch bei den Thrombozyten und Leukozyten, waren so miserabel, dass der Onkologe eine weitere Woche Chemiepause anordnete.

Was beim Arzt so auf dem Tisch herumliegtAnlässlich der Untersuchung beim Hausarzt zeigte sich bereits am 31. August ein Phänomen, das des »biologisch oder medizinisch« nicht gibt, wie mein Arzt meinte: Die Cholesterinwerte sind deutlich gesunken, während gleichzeitig die Blutfettwerte gestiegen sind. Entweder das eine oder das andere Ergebnis müsste eigentlich falsch sein, das Labor hatte aber alles richtig gemacht.

Nun ja. Das mit dem verschobenen Beginn des siebten Zyklus ist eine zwiespältige Sache für mich. Einerseits tut es mir gut, noch eine Woche ohne Medikamente genießen zu können, insbesondere mein Geburtstag am Wochenende wird dadurch wesentlich angenehmer, andererseits zieht sich die ganze Behandlung (leider nicht zum ersten Mal) weiter in die Länge.

Ich hoffe, dass es meinem Rückenmark gelingt, eine ausreichende Menge von Granulozyten und ihren Freunden zu produzieren, damit am kommenden Mittwoch der vorletzte Zyklus beginnen kann. Ich will das Ganze nämlich möglichst bald hinter mir haben und freue mich darauf, anschließend an die Entgiftung des Körpers und Erholung des Immunsystems wieder zur Arbeit gehen zu dürfen. Wann das sein wird, kann allerdings bisher kein Arzt verlässlich abschätzen.

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Freitag, 14. September 2012

Der Zyklus VI …

… meiner Chemotherapie neigt sich dem Ende zu, nächste Woche geht es in den vorletzten hinein. Am 30. Oktober wird dann – wenn alles wie vorgesehen weiter läuft – das Ende der Behandlung erreicht sein.

Dieser sechste Zyklus hatte in der ersten Woche, davon hatte ich bereits berichtet, wesentlich stärkere Nebenwirkungen mit sich gebracht als die vorangegangenen fünf, an den ersten paar Tagen der zweiten Woche ging es mir etwas besser, aber die zweite Wochenhälfte war dann wieder ziemlich schwer erträglich. Vor allem die Übelkeit geht ziemlich aufs Gemüt, wenn man sich ständig am Rande des Erbrechens entlang hangelt und doch zumindest zwei Mal täglich etwas essen muss, weil die Chemietabletten auf nüchternen Magen nicht genommen werden dürfen.

Xeloda zum Frühstück. Pfui Teufel ... muss aber sein.Am vergangenen Wochenende, von Freitag Abend bis Sonntag Mittag, waren wir mit unserer Kirchengemeinde zu einer Freizeit im Norden Brandenburgs, die Tage konnte ich mithilfe meiner Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen überwiegend sogar genießen – eine schöne Abwechslung mit vielen wertvollen Gesprächen, Mußestunden und Plaudereien sowie angemessen freundlichem Wetter ab Samstag Mittag. Zum Frühstück und Abendessen gab es exklusiv für mich … na was wohl? Xeloda-Tabletten, wie zu Hause. Aber wie gesagt, genießen konnte ich viele der Stunden trotzdem.

Erst gestern ist die Übelkeit wieder auf ein Maß gesunken, bei dem ich keine Tropfen nehmen muss, was ich dankbar genieße, denn die Tropfen gegen die Nebenwirkungen haben wiederum andere Nebenwirkungen …

Na ja. Der 31. Oktober ist ja nicht mehr so furchtbar weit entfernt. Ob sich dann eine Rehabilitationsmaßnahme anschließt oder ein Hamburger Modell oder was auch immer … das werde ich in ein paar Wochen mit dem Onkologen besprechen.

Heute geht es am Mittag zum Dermatologen, da der Hausarzt einen Fleck auf meiner Haut etwas verdächtig fand. Natürlich hoffe und wünsche ich mir, dass es blinder Alarm ist … mir reicht eigentlich zur Zeit der operierte Darmkrebs und die Chemotherapie. Noch mehr gesundheitliche Baustellen müssen nicht sein.

P.S. um 13:30 Uhr: Abwarten und Kaffee trinken ... heißt es mal wieder. Der Dermatologe hat den verdächtigen Hautfleck fachmännisch herausgeschnitten und schickt das Gewebe jetzt an ein Fachlabor irgendwo im fernen Bayern. In circa zwei Wochen liegt dann das Ergebnis der Analyse vor.
Er meinte, das sei mit hoher Wahrscheinlichkeit eine harmlose Stelle, aber ihm und mir ist ein Laborbefund dann doch lieber als Wahrscheinlichkeitsrechnungen, von denen habe ich schon genug anlässlich der Chemotherapie.

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Montag, 10. September 2012

Tempest–Bob Dylan. Ja. Und nein.

Vorschusslorbeeren sind nicht immer angebracht, mitunter enttäuscht das vorab hoch gelobte tatsächliche Ereignis oder Ergebnis – was ohne all den Vorabjubel vielleicht nicht der Fall wäre.
Selten hat es in den letzten Jahren so viel Rummel um ein noch gar nicht erschienenes Album gegeben wie in den letzten Monaten und Wochen bezüglich »Tempest« von Bob Dylan. Noch nie war ein Album, das es noch nicht gab, auf Platz 1 der Amazon Verkaufshitparade. Noch nie wurde unter den Fans so viel spekuliert und gemunkelt über die Lieder, die noch niemand gehört hatte.

Und nun dreht sich die CD im Abspielgerät, bei mir und bei all den anderen, denen das Warten lang wurde. Immerhin gab es ein paar Tage vor dem Album schon »Duquesne Whistle« als Video zu sehen und zu hören und ein Ausschnitt aus »Early Roman Kings« sickerte über einen Werbespot noch früher durch. Und was soll man nun zum Album sagen? Waren all die Vorschusslorbeeren zu Recht ausgeschüttet worden?

Ja. Und nein.

Ja: Bob Dylan ist ein großartiges Album gelungen, das all die Komponenten enthält, auf die ich gehofft habe. Zitate aus der Bibel, von Edgar Allan Poe, Shakespeare, John Lennon, Robert Zimmermann … alles reichlich vorhanden. Musikalisch abwechslungsreich, die Band in bester Spiellaune, Bob Dylans altersraue und brüchige Stimme erstaunlich vielfältig im Ausdruck und – anders bei den Konzerten – er kann tatsächlich noch Melodien singen, wenn er nur will (woran ich nie ernsthaft gezweifelt habe). Live will er eben nicht, im Studio wollte er. Das ist fein.

Großartig auch die vielen kleinen und großen Geschichten, die er in den Liedern erzählt. Da kann ich die Augen schließen, mich entspannt auf das Sofa legen und auf eine abwechslungsreiche und abenteuerliche Reise begeben. Mord und Totschlag, bittere Abrechnungen, romantische Träume, hoffnungsvolle Aussichten, zerbrochene Hoffnungen … alles ist da, alles ist stimmig, alles ist noch dazu technisch perfekt aufgenommen.
tempest
Und nein: Es ist nicht DAS Bob Dylan Album, das eine, das große, das unvergleichliche. Es unterhält, es reißt mit, aber es ist nicht die große und letztendliche Offenbarung, die manche Vorabkritiker angekündigt hatten. Es ist womöglich, der Mann ist 71 Jahre alt, das letzte Studioalbum (wobei es garantiert wieder zahlreiche »Outtakes« gibt, die sich prima als Bootleg Nummer soundso vermarkten lassen), aber es ist kein Vermächtnis des großen Bob Dylan an die Welt. Den Anspruch erhebt er nicht, das haben die enthusiastischen Fans ihm unterstellt.

»Time out of Mind«, das war schon eher DAS Album, oder »Street Legal«. Womöglich auch »Infidels«, unter Umständen. Aber »Tempest« nicht, nicht für mich zumindest.

Die sogenannte Deluxe Edition enthält neben der CD im Schuber noch ein Notizbüchlein mit Platz für eigene Aufzeichnungen und Abbildungen von Titelseiten, auf denen Bob Dylan im Lauf der 50 Jahre zu sehen war. Nett, aber na ja – was soll man ernsthaft damit anfangen? Da wären mir die Texte der Lieder wesentlich lieber gewesen! Die fehlen. Da muss man nun warten, bis BobDylan.com sie nach und nach ergänzt. Es gibt schon für jedes Lied eine Seite, aber die sind noch leer. Die 2 Euro Aufpreis für die Deluxe Ausgabe halte ich denn doch für etwas übertrieben.

Mein Fazit: Ein gut gelungenes und hochkarätiges Album, das dokumentiert, dass Bob Dylan auch mit 71 Jahren keineswegs zum alten Eisen zu zählen ist. Er beherrscht sein Handwerk nach wie vor wie kaum jemand sonst. Es ist zwar nicht das Super-ober-Meisterwerk, von dem mancherorts die Rede war und ist, aber es lohnt sich allemal, zuzugreifen. Diese CD wird oft und auch nach Jahren noch den Weg in das Abspielgerät finden.

Bestellen kann man zum Beispiel bei Amazon:
Tempest

Freitag, 7. September 2012

Was auf die Ohren!

Ich bin dabei, alte digitale Studioaufnahmen aus der Zeit, zu der ich noch musikalisch aktiv war, von MD (MiniDisk) auf ein zeitgemäßeres Medium, nämlich den PC, zu übertragen. Digital zu digital.

Diese wüste Demoversion eines Liedes, das ich ca. 2003 geschrieben habe, will ich dem geschätzten Blogpublikum heute mal zumuten. Es muss ja keiner It Isn’t Fair anhören, wenn er oder sie nicht will.

Bittesehr:

Donnerstag, 30. August 2012

… nicht halb leer.

Es stimmt schon, was die Ärzte, namentlich die Onkologen, so häufig zu wiederholen nicht müde werden: Die Intensität der Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen bei meiner Chemotherapie lässt sich nicht voraussagen, und von dem einen Zyklus sollte man nicht auf den nächsten schließen. Es sind zu viele Faktoren, die da eine Rolle spielen und sich gegenseitig beeinflussen können.

Gestern ging es los mit meinem Zyklus Nummer 6 (von 8 insgesamt). Als ich nach der Infusion beim vorherigen Zyklus, am 8. August, wahrheitsgemäß gesagt hatte, dass der Arm erheblich schmerzt nach den knapp 4 Stunden, meinte die Arzthelferin: »Vielleicht sollten wir es mal mit Wärmekissen probieren? Bei Oxaliplatin könnte das ja vielleicht etwas helfen.« Da es schlimmer als vor drei Wochen sowieso kaum werden konnte, erinnerte ich also gestern an den Vorschlag. Die Betreuerinnen wechselten regelmäßig das abkühlende Kissen gegen ein frisches heißes aus. Ich konnte zwar so den Arm nicht beobachten, ob sich womöglich ein Unglück wie am 18. Juli anbahnen mochte, aber da das Wärmekissen ungefähr alle 30 Minuten ausgewechselt wurde, waren Arzthelferin und ich regelmäßig einen prüfenden Blick auf die Infusionsgegen.

Die Hitze auf der Haut tat ihre erhoffte Tiefenwirkung: Die Schmerzen waren wesentlich geringer und sind auch im Laufe des vergangenen Tages und der Nacht nicht stärker geworden. Der Arm fühlt sich jetzt so an, wie bei der letzten Infusion erst nach 10 Tagen. Das ist eine große Erleichterung. Warum es allerdings so lange dauern musste, bis die Helferin mit dem Vorschlag herausrückte, kann ich nicht sagen.

Wesentlich deutlicher ist dagegen das Kältesyndrom zurückgekehrt. Schon als ich gestern nach der Infusion zu Hause ankam und Mineralwasser (Sommer-Zimmertemperatur) trinken wollte, war das so schmerzhaft im Mund, dass ich den ersten Schluck entsetzt ausspuckte. Mit klitzekleinen Portiönchen gelang es dann doch, den Durst zu stillen. Am späten Nachmittag ein Bierchen zu trinken war erst möglich, nachdem das Getränk eine geraume Weile in der Sonne gestanden hatte.

Auch die Übelkeit schlägt mir heftiger auf den Magen als zuvor … aber mit Hilfe von Tabletten und Tropfen lässt sich das Erbrechen verhindern. Ich nehme zwar sehr ungern zusätzlich zu den Chemo-Tabletten (Xeloda) noch andere Medikamente, aber solange die Übelkeit so vehement wütet wie jetzt, ist das dann doch das kleinere Übel.

Relativ neu ist, dass die Zehen zeitweise gefühllos werden. Das ist beim Gehen nicht hinderlich, insgesamt aber doch recht unangenehm. Ich bin gespannt, ob die dafür vorgesehene Spezial-Salbe für Xelodapatienten, die ich heute erstmals ausprobiere, etwas daran ändern wird.

Und der am 18. Juli verunglückte rechte Arm? Der ist nach wie vor leicht geschwollen, die Haut brennt etwas, im Inneren des Armes zwickt und zuckt gelegentlich ein Muskel oder mehrere … ob sich die deutlich spürbare Verhärtung des Gewebes zurückbilden wird, kann man sechs Wochen nach der Vergiftung noch nicht sagen. Da muss ich wohl noch weitere sechs Wochen Geduld aufbringen.

Es gibt jedoch auch Gutes zu berichten: Insgesamt steigert sich meine Leistungsfähigkeit Sogar mehr als halb voll!langsam aber stetig, sowohl beim Sport als auch beim Durchhaltevermögen am Computer … das ist ja, wenn ich wieder arbeiten gehen darf, mein hauptsächliches Werkzeug. Ich bin glücklich, ein Übersetzungsprojekt ohne Zeitdruck zu haben, der Auftraggeber will mit dem Werk sowieso erst 2013 auf den Markt. Das gibt mir Gelegenheit, ohne Stress auszuprobieren, wie weit jeweils pro Sitzung Konzentration und Kraft reichen. Und das eben steigert sich, zwar langsam, aber immerhin. Da ich über die Arbeitsstunden genaue Aufzeichnungen führe, habe ich das prima im Blick und kann mich daran freuen.

Mein Befinden mag nicht jeden Tag einem strahlenden Siegeszug gleichen, aber es geht mir nach wie vor verglichen mit dem, was an Nebenwirkungen so alles möglich wäre, recht gut.

Das Glas ist halb voll, nicht halb leer. Und das ist auch gut so.

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Montag, 27. August 2012

Von Ulmen und Weinstöcken

Kürzlich, beim Spaziergang durch einen Weinberg, machte ich mir allerlei Gedanken über die Ulmen und den Wein, der sich an ihnen empor rankte. Mir war, als träte jemand neben mich und ginge ein Stück des Weges mit mir durch die stillen Reihen hügelan und hügelab.

»Was denkst du denn so über die Ulmen und die Weinstöcke?«, fragte mich mein möglicher Begleiter.

»Ich finde, dass sie vorzüglich zu einander passen.«

»Sie sind ein Abbild derer, die du deinesgleichen nennst.«

»Meinst du die Menschen, die Menschheit an und für sich?«

»Und wenn es so wäre?«

»Dann«, bat ich den, der neben mir spazieren mochte oder auch nicht, »dann möchte ich das Geheimnis erfahren, das Ulme und Weinstock zum Abbild des Menschen macht.«

Ich blieb oder wir blieben stehen. Er fragte: »Siehst du diese Ulme und diesen Weinstock?«

»Ja, ich betrachte sie gerade aufmerksam. Wie Menschen sehen sie nicht aus.«

564px-29-autunno,Taccuino_Sanitatis,_Casanatense_4182.»Der Weinstock hier trägt Früchte, die Ulme aber ist zumindest für euch Menschen ein unfruchtbarer Baum. Ihre Samen sind nicht genießbar und fliegen schnell davon. Wenn sich nun der Weinstock nicht an der Ulme emporrankt, kann er keine Frucht bringen, weil er zu sehr am Boden kriecht. Selbst wenn er ohne Ulme Frucht trägt, so verfault sie, weil der Weinstock sich nicht an der Ulme emporwindet. Wenn aber der Weinstock an der Ulme emporwächst, dann trägt er sowohl von sich selbst aus Frucht und zugleich wegen der Ulme.«

Ich sah mich um. Ringsherum rankten sich die Weinstöcke an Ulmen empor und trugen schöne, gesunde Früchte. Es war beinahe, als wüchsen die Trauben an den Ulmen selbst. Doch hatte das noch immer nichts mit meinesgleichen zu tun.

Bevor ich noch eine Frage stellen konnte, fuhr womöglich mein Begleiter fort: »Du siehst also, dass die Ulme viel Frucht hervorbringt, und zwar nicht weniger als der Weinstock, eher sogar noch eine ganze Menge mehr.«

»Wieso sogar noch mehr?«

»Weil der Weinstock, wenn er an der Ulme emporwächst, viele und gute, wenn er aber am Boden kriecht, faulige und wenige Früchte bringt.«

Mir war auf einmal nicht mehr, als ginge jemand neben mir durch die stillen Reihen der Weinbeerbäume, wie man sie früher genannt hatte. Ich ließ meine Gedanken schweifen. Da fiel mir etwas ein: Kürzlich, beim Spaziergang durch eine Einkaufsstraße, machte ich mir allerlei Gedanken über die Kopfmenschen und die Arbeiter …

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Inspiriert zu dieser kleinen Fabel hat mich ein Gleichnis im »Hirte des Hemas«, einem wunderbaren uralten Buch. Das Bild von Ulme und Weinstock stammt von WikiCommons und ist gemeinfrei.

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Freitag, 24. August 2012

Von Fach- und Hausärzten

Lag so auf dem Schreibtisch des Arztes herum.Heute war ich, nachdem ich es in den letzten Monaten mit lauter Fachärzten wie Onkologen, Gastroenterologen und beinahe einem weiteren Chirurgen zu tun hatte, mal wieder beim Hausarzt. Der verarztet ja bekanntlich keine Häuser, sondern auch Menschen, und ich war wegen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung da.

Blutdruck messen, Ultraschalluntersuchung, Abtasten … was Ärzte eben so können, und dann ging es ans sogenannte Hautscreening. Auch dabei fand der Doktor nichts auf Anhieb alarmierendes, aber er erklärte mir angesichts einer einzigen zweifelhaften Stelle auf meiner Brust: »Das möchte ich gerne von einem Dermatologen überprüfen lassen, der hat die genaueren Instrumente. Es kommt nämlich vor, so absurd das auch klingt, dass die Chemotherapie einen Hautkrebs anstößt, und der Dermatologe kann mit seiner Ausrüstung auch unter die obersten Hautschichten schauen.«

Nun ja. Die Chemotherapie, die den einen Krebs bekämpft, als möglicher Auslöser für einen anderen, das ist mir nicht neu, denn dass Leukämie aufgrund solcher Behandlungen auftreten kann habe ich wie so vieles vor der Behandlung zur Kenntnis genommen und unterschrieben. Vom Hautkrebs war in den Unterlagen zwar nicht die Rede, aber ich vermute, dass mein Hausarzt schon weiß, wovon er redet.

Nun werde ich also demnächst einen weiteren Facharzt kennen lernen, denn beim Dermatologen war ich noch nie. Und wenn ich mir in einer Sache sicher bin, dann ist es diese: Lieber auf Nummer Sicher als leichtsinnig über vermeintliche Kleinigkeiten hinweggehen.

Im Übrigen meinte mein Hausarzt: »Soweit alles in Ordnung, die Laborwerte holen wir nächste Woche. Sie sind verdammt jung für einen Darmkrebs, aber leider nicht der einzige. Es wäre an der Zeit, dass die Politik sich endlich durchringt, die Altersgrenze für die Krebsvorsorge deutlich zu senken.«

Damit hat er recht. Wäre ich ein oder zwei Jahre früher in den Genuss einer Darmspiegelung gekommen, hätte man die Tumore beziehungsweise ihre Vorstufen rechtzeitig entfernen können, bevor Zwerchfell und Lymphgefäße befallen waren.

Im Grunde wäre, wenn ich mir so anschaue, was meine Behandlung bisher gekostet hat und noch kosten wird, die kostenlose Krebsvorsorge für alle Männer ab 50 Jahren sogar die preiswertete Lösung für die Krankenkassen.

Samstag, 18. August 2012

Zum Sonntag ein Gastbeitrag: Der Axtdieb.

sekyraEin Mann hatte seine Axt verloren und vermutete, dass der Sohn des Nachbarn sie ihm gestohlen habe. Er beobachtete ihn daher genau: Sein Gang, sein Blick war ganz der eines Axtdiebes. Alles, was er tat, sah nach einem Axtdieb aus.
Einige Tage später fand der Mann zufällig das Beil unter einem Bretterhaufen.
Am anderen Tag sah er den Sohn des Nachbarn: Sein Gang war nicht der eines Axtdiebes, auch sein Blick war nicht der eines Axtdiebes.

(nach Lao tse)

(Gab es schon mal auf diesem Blog ... aber im Fernsehen werden ja auch Filme wiederholt.)

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Mittwoch, 15. August 2012

Der fünfte Zyklus Chemotherapie …

… gestaltet sich unterschiedlich. Regelmäßige Leser wissen, dass der vierte Zyklus durch einen verunglückten Infusionsstart, zumindest was die Tabletteneinnahme betrifft, ersatzlos ausfallen musste. Mein Körper hatte (und hat noch immer) genug damit zu tun, gegen die Vergiftung des Gewebes im rechten Arm anzukämpfen.

Gott sei Dank war der Kampf drei Wochen nach dem Missgeschick bereits deutlich erfolgreicher, als es die Ärzte erwartet hatten, so dass heute vor einer Woche der fünfte Zyklus planmäßig begann und nun andauert. Der Arm ist noch immer leicht geschwollen, an einigen Stellen fühlt er sich taub an, beim Strecken gibt es Schmerzen irgendwo in den Unterarmmuskeln und hin und wieder zuckt und ziept es plötzlich im Arm, ohne erkennbaren Anlass. Nun ja. Mir wurde ärztlicherseits gesagt, dass man etwa zweieinhalb Monate nach der Infusion wird sagen oder verlässlich abschätzen können, ob und welche Schäden dauerhaft bleiben. Das wäre dann Anfang Oktober 2012 so weit.

Natürlich erfolgte die Infusion vergangene Woche in den linken Arm, und obwohl nichts von dem chemischen Gebräu daneben lief, schmerzt der Arm bis heute, das kannte ich bisher nicht in dem Ausmaß. Die Haut ist rings um die Injektionsstelle sehr berührungsempfindlich, das alles schwindet dieses Mal nur sehr sehr langsam. Ich vermute als Laie, dass es mit dem andauernden Kampf des Körpers gegen das Gift im rechten Arm zu tun hat.

Auch die Übelkeit schlug heftiger zu als zu Beginn der vergangenen Zyklen, ich brauchte wesentlich häufiger und länger meine MCP AL Tropfen, um dem Erbrechen entgegen zu wirken. Gestern endlich kehrte das Ausmaß an Übelkeit auf das seit Beginn der Chemotherapie gewohnte Maß zurück: ständig da, aber nicht so schlimm, dass sich mir beim Anblick von Speisen der Magen umzudrehen droht.

fortschritt Die Kälteempfindlichkeit kehrte mit der Infusion schlagartig zurück – stärker als zuvor. Dinge aus dem Kühlschrank holen geht auch heute, eine Woche später, nur mit Handschuhen. Ich habe auch, egal wie warm es ist und ob ich Socken trage oder nicht, ständig taube Zehen, sogar daran kann man sich gewöhnen, stelle ich fest. Besonders deutlich wurde mir der diesbezügliche Nervenschaden aber heute im Rahmen des Fitnessprogramms. Erstmalig seit dem Chemieunfall war ich wieder im Schwimmbecken. Innerhalb weniger Minuten im Wasser fühlte sich der rechte Arm deutlich kälter an als der Rest des Körpers, nach 15 Minuten Schwimmen empfand ich ihn dann als eisig. Da war der anschließende Aufenthalt in der Dampfsauna eine Wohltat.

Erfreulich fand ich, dass sich trotz Infusionspanne und verstärkten Nebenwirkungen meine Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit langsam aber stetig steigern. Das Bild zeigt oben die Leistung nach 30 Minuten Ergometertraining vom 21. Juli, unten von heute. Immerhin stieg die Durchschnittsleistung von 79 Watt auf 112 Watt – das ist für meine Verhältnisse eine deutliche Verbesserung, über die ich mich freue. Es muss ja auch solche kleinen Mutmacher-Erlebnisse geben.

Erfreuliches gab es ja noch mehr in den letzten Tagen. Ich konnte am Samstag mithilfe meiner Tropfen und zusätzlicher Anti-Kotz-Tabletten recht unbeschwert an der Einschulung eines Enkels sowie an einem Sommerfest teilnehmen und dort sogar wie geplant als Moderator mitwirken. Ich konnte am Sonntag mit der besten aller Ehefrauen eine 20-Kilometer-Radtour unternehmen, die mir deutlich gut getan hat. Als wir losfuhren, musste ich mich fast auf das Fahrrad zwingen … und dann ging es mit dem Befinden bergauf, je länger wir unterwegs waren. Ich konnte letzte Woche nach dem Auftakt zum Zyklus 5 mein sportliches Programm – mit Einschränkungen, aber immerhin! – durchführen.

So ist es eigentlich immer, wenn mir so nach gar nichts zumute ist, außer in der dunklen Ecke rumliegen und leiden: Aufraffen, etwas unternehmen und sich dann staunend darüber freuen, wie gut das tut.

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