Worauf habe ich mich da nur eingelassen. Via Facebook, Blog-Abstimmung und sogar dienstliche E-Mails wurde mir deutlich nahe gelegt, dass es zahlreiche Menschen gibt, die mehr von der mörderischen Jessika lesen wollen. Also werde ich mich an die Arbeit machen und schreiben, soweit es die Zeit erlaubt.
Dass das wirklich Arbeit ist, kann der interessierte Blogbesucher feststellen, wenn er diese Version des Anfanges mit der vom vorigen Blogbeitrag vergleicht.
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Giuseppe lächelte und lehnte sich zu ihr hinüber, um ihr all das ins Ohr zu flüstern, was er sich für die nächsten beiden gemeinsamen Tage vorstellen konnte. Sie lächelte, sie lachte, sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter, sie lachte wieder, sie kicherte und schließlich küsste sie ihn leidenschaftlich. Er war ein netter, ein amüsanter Kerl, von etwas schlichtem Gemüt und Verstand, aber das hatte sie ja gewusst, bevor sie ihn angesprochen hatte.
»Signore Di Stefano«, ermahnte sie ihn nach dem langen Kuss, »ritenzione per favore!«
Er murmelte: »Chi la fa l'aspetti.«
Ach ja, dachte sie, was ihr Männer doch immer so für Ideen im Kopf habt. Keiner ist wie mein Bernd, ich hätte ihn vielleicht doch am Leben lassen sollen.
Jessika dachte oft und meist mit Wehmut an Bernd zurück. Schon das fand sie verwunderlich. Wie konnte sie Wehmut empfinden, überhaupt Gefühle haben? Wenn es für ihresgleichen so etwas wie Liebe geben konnte, was sie an und für sich bezweifelte, dann war Bernd derjenige gewesen, der das Wunder bewirken konnte. Sie war sich sicher, dass Bernd sie aus tiefstem Herzen und aufrichtig geliebt hatte. Sie war genauso sicher gewesen, dass für sie Sentimentalitäten wie Sehnsucht, Liebe, Wehmut nicht in Frage kamen. Bis sie ihm die Kehle durchgeschnitten hatte. Der Schmerz in ihrem Herzen hatte sie überrascht und verunsichert. Sie war nach Italien geflohen, nur vor sich selbst. Polizeiliche Ermittlungen hatte sie nie zu fürchten gehabt.
Hier waren die Männer leidenschaftlich, sie gefielen sich in der Rolle des feurigen Liebhabers, aber sie liebten nicht, waren nicht so hingegeben wie Bernd. Giuseppe Di Stefano fand Gefallen am Sex mit ihr, gab sich zuvorkommend und großzügig, aber er achtete, verehrte und liebte Jessika nicht. Dass er seine Frau, seine vier Kinder liebte, wie er gerne behauptete, bezweifelte Jessika. Hätte er sich denn auf diese Affäre eingelassen, wenn das zuträfe?
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Was daraus werden wird, kann ich nicht sagen. Erstens werde ich voraussichtlich wieder meine Leser abstimmen lassen, wie es in bestimmten Fragen weitergehen soll, zweitens schreiben sich solche Geschichten weitgehend von selbst - ich kann wirklich nicht voraussehen, was Jessika letztendlich tun wird.
So. Und nun heißt es warten, liebe Leser, bis ich etwa vier Seiten geschrieben habe, die kommen dann als erste Fortsetzung auf diesen Blog.
Ach ja: Falls jemand keine Ahnung hat, wer Jessika ist und was das alles soll: Jessika ist der Titel einer Kurzgeschichte in meinem Buch [Gänsehaut und Übelkeit]. Dort trat sie erstmals in mein Autorenleben. Und irgendwann, Jahre später, entstand eine längere Fortsetzung, die gibt es kostenlos als E-Book: [Wer bist du, Jessika?]