Dienstag, 27. Mai 2008

Es bewegt sich was...

...wo fast 500 Jahre Konkurrenzdenken, wenn nicht gar Feindschaft herrschte. Dabei wollte Martin Luther gar keine neue Kirche gründen, sondern seiner Kirche einen Tritt geben, damit sie wieder auf den biblischen Weg zurückkehrt. Aber es kam zunächst zur offenen Feindschaft.
Als die »freien« Kirchen und Gemeinden entstanden, kam mit ihnen ein dritter Gegner in die Arena, der gegen die beiden Großen war und den die beiden Großen zunächst ignorierten. Als er dann aber schneller wuchs und größer wurde als erwartet, bekämpften sie ihn genauso wie einander. Die Freikirchen ließen sich nicht lumpen und schossen aus allen Rohren auf die Großkirchen.
Man las die gleiche Bibel, in der davon die Rede ist, dass wir als Christen zuallererst nicht nur Gott lieben, sondern auch einander lieben sollen, verhielt sich so, als hätte Pat Benatar recht gehabt: Love is a battlefield.
Welch ein Szenario für die Ungläubigen!

Und was bewegt sich nun?

Zum Beispiel:
An der Messe auf dem katholischen Kirchentag, die ein evangelisches Bläserensemble musikalisch gestaltete, nahmen auch der gastgebende Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sowie der Präsident des Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, teil. Zum Abschluss luden Vertreter der evangelischen Kirche zum protestantischen Kirchentag im nächsten Jahr in Bremen ein. (Quelle: epd)
Zum Beispiel:
Kardinal Karl Lehmann möchte, dass Katholiken beim 500. Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 zum ersten Mal in der Geschichte der Reformationsfeste eine größere Rolle übernehmen. ... Die Zeit für eine gemeinsame Feier der Reformation, die beide Kirchen verändert habe, sei reif. (Quelle kath-net)
Zum Beispiel:
Erstmals in 25 Jahren Fernseh-Gottesdienst-Geschichte strahlte mit dem ZDF ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender den Gottesdienst einer Pfingstgemeinde live aus. Am 18. Mai 2008 wurde der ZDF-Gottesdienst aus dem Christus Centrum Tostedt bei Hamburg übertragen, das zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) gehört.
Seit 25 Jahren werden Gottesdienste aus evangelischen und katholischen Kirchengemeinden im ZDF live übertragen. Die Aufteilung der Gottesdienste auf die beiden Volkskirchen erfolgt zu je 50 Prozent, wobei die besonderen christlichen Feiertage der katholischen Kirche vorbehalten sind. Die ZDF-Gottesdienste haben etwa 900.000 Zuschauer im Durchschnitt. (Quelle: Medienmagazin Pro)
Zum Beispiel:
Der evangelische Bischof Huber sagte, er freue sich, dass die Frontstellungen zwischen Landes- und Freikirchen in den vergangenen Jahren mit vereinten Kräften weithin überwunden worden seien. Veranstaltungen wie das Christival seien eine großartige Möglichkeit, dass sich junge Christen unterschiedlicher Prägung begegnen und gegenseitige Vorurteile abbauen können, sagte Huber. (Quelle: Idea)
Katholiken reden also davon, dass Martin Luther auch die katholische Kirche positiv verändert habe. Evangelische Christen dürfen auf dem Katholikentag zu ihrem kommenden Treffen einladen. Die» alte Tante« ZDF überträgt einen charismatischen Gottesdienst. Die Protestanten reden von »Christen unterschiedlicher Prägung«, wenn sie Freikirchen meinen.

Sicher gibt es nach wie vor Betonköpfe in allen Lagern, leider (aus meiner Beobachtung) hauptsächlich bei den charismatischen Freikirchlern (ich bin übrigens ein solcher), die sich immer noch gerne als »einzig richtige« Christen verstehen; aber die Lager lösen sich auf, ohne dass die Frömmigkeitsstile dabei gleichgemacht oder unterschiedliche Überzeugungen aufgegeben werden müssen. Man darf unterschiedlicher Meinung sein, und man kann den Bruder und die Schwester aus der anderen Konfession trotzdem als Bruder oder Schwester anerkennen und respektieren. Vielleicht sogar lieben.

Ist das Menschenwerk? Ich meine: Nein. Menschen wirken zwar daran mit, deshalb geschehen Irrtümer und Entgleisungen, aber letztendlich wirkt der Heilige Geist an den Herzen, so dass Einheit wachsen kann. Es ist die Erhörung des Gebetes unseres gemeinsamen Herrn Jesus Christus aus Johannes 17.

Und das finde ich ganz und gar prima.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich weiss nicht. Ich habe mittlerweile keinerlei Beziehungen mehr zu Konfessionen und Denominationen. Mir kommt das vor wie Karnickelzüchterprobleme. Ist das eine andere Religion? Worum geht es da?

Günter J. Matthia hat gesagt…

Onkel Toby, meines Wissens ist ein Kaninchenzüchterverein keine Religion.
;-)
Aber soooo neu ist das ja nicht, schon in der Bibel finden wir das Problem, es gab ja bekanntlich die »kephatische« und »appolinische« Kirche. (Siehe 1. Korinther 1, 10-31)

Anonym hat gesagt…

sehr ausgewogener und differenzierter Beitrag!-Danke!
"Es bewegt sich was..."
und das macht Mut und gibt Hoffnung! :-)

Günter J. Matthia hat gesagt…

@barbara: genau. hoffnung und mut, dass aus diesem aufeinander zugehen dann auch früchte entstehen.