Montag, 15. Februar 2010

Fritz, der freundliche Bankier

Es scheint lange her zu sein, dass Deutschland nicht von Schnee und Eis bedeckt war. Doch gab es wirklich einmal eine Zeit, in der grünes Gras wuchs, die Klimaanlage im Auto meinem Bekannten, Bankier von Beruf, eine kühle Brise fächelte und die Menschen draußen unter der Hitze stöhnten. Mein Bekannter, nennen wir ihn ruhig Fritz, obwohl er nicht wirklich diesen Namen trägt, ließ sich gerade nach getaner Arbeit nach Hause chauffieren. Am Straßenrand wurde er zweier Männer gewahr, die - Fritz traute seinen Augen kaum - Gras an der spärlich bewachsenen Böschung ausrupften und aßen.
Fritz wies seinen Fahrer an, den Wagen anzuhalten. Er stieg aus und begann, das Vorkommnis zu untersuchen.
»Warum essen Sie Gras?«, fragte er den einen Mann.
Der schaute Fritz misstrauisch an und erklärte: »Weil wir kein Geld haben, um Essen zu kaufen. Mit irgendwas müssen wir den Magen füllen.«
Kurzentschlossen sagte Fritz: »Steigen Sie in meinen Wagen, ich nehme Sie mit nach Hause. Dort können Sie sich sattessen.«
»Aber«, meinte der Eingeladene unsicher, »ich habe meine Frau und zwei Kinder bei mir. Die sitzen da hinten unter dem Baum im Schatten.«
»Holen Sie Ihre Familie, die kann mitkommen.«
Dann wandte sich Fritz dem anderen Mann zu und lud ihn ein: »Sie kommen natürlich auch mit.«
Der Mann erklärte mit weinerlicher Stimme: »Das wird nicht gehen, denn ich habe meine Frau und sechs Kinder bei mir.«
Fritz hatte Zweifel angesichts der vielen Fahrgäste, aber der Weg war nicht mehr allzu weit, die Enge also vorübergehend und wohl ausnahmsweise zu ertragen. Er entgegnete: »Doch doch, das passt schon irgendwie. Alle einsteigen!«
Es war nicht einfach, aber schließlich hatten sich tatsächlich alle in die Limousine gequetscht. Die Kinder waren allesamt recht klein, das älteste mochte um die neun Jahre alt sein, so dass sie sich in den Fußraum und zwischen die Erwachsenen quetschen konnten. Der Chauffeur schaltete die Klimaanlage auf stärkere Durchlüftung, da die Temperatur im Wagen merklich anstieg. Bald wurde es wieder angenehm kühl.
Unterwegs sagte der eine Fremde: »Sie sind wirklich sehr nett! Vielen Dank, dass Sie uns alle mitgenommen haben.«
Fritz lächelte: »Gerne geschehen. Es wird Ihnen bei mir gefallen. Das Gras ist fast einen halben Meter hoch.«

5 Kommentare:

Günter J. Matthia hat gesagt…

Wham! Bam! Thank you, man! (Ich glaube das war eine Band namens Slade.)

;-)

Ach übrigens: Das Foto zeigt einen meiner Enkel. Der isst kein Gras, soweit ich weiß.

Second Attempt hat gesagt…

Dies Späßle könnte glatt von Herrn W. stammen ;-))

Barbara hat gesagt…

Dein Enkel ist so goldig!

die Vorgärtnerin hat gesagt…

...wusste der Schreiber dieser Geschichte nicht, dass der menschliche Magen-Darm-Trakt kein Gras verdauen kann?
Das führt zu schrecklichen Bauchkrämpfen und bei geschwächtem Organismus auch zum Tode.
Selbst, wenn man es vorher kocht, ist es nicht besonders genießbar.

Günter J. Matthia hat gesagt…

barbara: stimmt. goldig und lieb und überhaupt...

@juppi: als junge habe ich gras gegessen (mutprobe - so was muss sein!) und bin immer noch am leben. na so was.