Für den siebzehnten Tag der Ode an den vernachlässigten Monat hat die Initiatorin der Aktion auf den Aufgabenzettel Lieblingsbäume geschrieben.
Gut, dass sie den Plural gewählt hat. Denn so ganz entscheiden kann ich mich auch nach nunmehr 61 Lebensjahren nicht. Ist mein Lieblingsbaum die Espe, die Linde oder die Birke?
Dass hin und wieder jemand zittert wie Espenlaub ist dem Volksmund seit langem bekannt. Ich hörte die Floskel als Kind zum ersten mal, als ich mit hohem Fieber darniederlag, wie es Kinder nun mal gelegentlich zu tun pflegen. Meine Mutter deckte mich mit einer Extradecke aus dem Wohnzimmer zu und meinte: »Du zitterst ja wie Espenlaub.«
Als es mir einige Tage später wieder besser ging, wollte ich natürlich wissen, wie Espenlaub aussieht, vor allem dann, wenn es zittert. Meine Mutter machte einen Spaziergang mit mir zum Branitzer Platz, wo eine prächtige Espe stand, und ich sah und staunte.
So sieht das Espenlaub jetzt im November aus. Es zittert nicht mehr im Wind, sondern es wartet darauf, zu vermulchen oder weggekehrt zu werden.
Nick Cave besingt in dem großartigen Lied There she goes, my beautiful world unter anderem meinen zweiten Lieblingsbaum: The elm, the ash and the linden tree, the dark and deep, enchanted sea…
Schon als Kind liebte ich den süßen Duft der Lindenblüten und fand es lustig, wie klebrig die Straßen und Wege unter den Linden werden konnten. Auch die Linde färbt sich im November der Jahreszeit gemäß ein:
Und dann ist da noch die Birke, vielleicht von den dreien doch mein allerliebster Lieblingsbaum. Schon die Germanen und Slaven schätzten die Birke besonders, was sich noch heute im Brauchtum des Maibaumes widerspiegelt. Ihr weißer Stamm, ihr fröhliches Laub, ihre mythologische Verflechtung … als Kind war ich fasziniert von Sagen und Märchen, in denen ein Birkenwäldchen oder ein Birkenhain für das unerforschlich-übernatürliche standen. Ich war mir auch sicher, Elfen nur in einem Birkenhain treffen zu können.
Noch heute freue ich mich, dass einer unserer bevorzugten Spazier- und Dauerlaufwege durch ein Birkenwäldchen führt:
Elfen habe ich dort allerdings bisher nicht getroffen.
So.
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PS.: Ehre wem Ehre gebührt: Das Foto vom Espenlaub stammt von WikiCommons, der Fotograf ist ein gewisser »boehringer fiedrich«. Die herbstliche Linde hat »Daderot« ebenfalls für WikiCommons fotografiert. Das dritte Foto ist ein eigenes aus dem November 2016 von besagtem Jogging- und Spazierweg.
2 Kommentare:
Seltsam, dass Herr Cave vom "Linden tree" schreibt.
Eigentlich heißt die Linde im englischsprachigen Raum lime tree.
Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass Herr Cave lange und oft in Berlin verweilte, damals, als Herr Bowie auch hier wohnte.
Oder es liegt daran, dass er ein ganz poetischer Poet ist.
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