Montag, 2. Juli 2007

Der Scheinlöwe

Unter der Überschrift Merkwürdig schrieb Haso gestern:
In den ersten Jahrhunderten waren Christen oft die einzigen, die sich nicht vor Dämonen fürchteten. In der Gegenwart sind Christen manchmal die einzigen, die sich vor Dämonen fürchten.
Manchmal reichen zwei Sätze, damit man lange Stoff zum Nachsinnen hat. Diese beiden Sätze haben einige Gedanken aus den letzten Wochen wieder zurückgebracht, die ich kurz gefasst als Einstieg in eine spätere (noch ungeschriebene) Beschäftigung mit dem umstrittenen Thema Geistlicher Kampf in diesen Zeilen ausdrücken will. Das Thema wäre nicht so umstritten, wenn nicht so vieles aus der Bibel herausgerissen und in manchmal abenteuerliche Spekulationen hineingezwängt würde.

Manche These, die in Texten zum Thema aufgestellt wird, seht nicht auf einem erkennbaren Fundament des Wortes Gottes. Vieles klingt zwar sehr fromm, aber im Ganzen hinterlässt die Lektüre bei mir hin und wieder einen Eindruck, der sich nicht mit dem biblischen Befund deckt: Es scheint bei einigen Autoren trotz markiger Worte über geistliche Waffen, Kämpfe und Siege doch eine gewisse Furcht - zumindest Unsicherheit - zu herrschen: Die bösen Dämonen lauern überall, wir sind als Christen in höchster Gefahr.

Petrus schrieb etwas, was leicht missverstanden wird, wenn jemand nicht die Bibel liest, sondern vom Hörensagen etwas ungeprüft ins eigene Gedankengut übernimmt: Mancher meint, dass der Satan ein brüllender Löwe sei, der an jeder Straßenecke Christen verschlingt. Ein Blick in die Bibel offenbart jedoch, dass es sich um einen Scheinlöwen handelt:
Seid nüchtern, wacht! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Dem widersteht standhaft durch den Glauben, da ihr wisst, dass dieselben Leiden sich an eurer Bruderschaft in der Welt vollziehen. (1. Petrus 5, 8-9)

Da steht nicht, dass ein Löwe unterwegs ist, sondern dass sich da jemand wie ein Löwe aufführt. Es genügt völlig, diesem Scheinlöwen, der längst besiegt und entmachtet ist, durch den Glauben zu widerstehen. Genau das und nichts anderes schrieb Petrus. Dazu ist weder Kriegsgeschrei noch Waffengebrauch notwendig.

Das Ziel des Scheinlöwen, der insofern dem von Michael Ende entlarvten Scheinriesen gleicht, ist dann erreicht, wenn wir seinem Gebrüll Glauben schenken anstatt im Glauben standhaft zu widerstehen.

Natürlich ist das Thema wesentlich umfangreicher, als diese kurzen Sätze es umreißen können. Die geistliche Waffenrüstung, die Paulus erläuterte, werde ich in einem Artikel demnächst genauer untersuchen. Dieser Impuls ist heute für diejenigen gedacht, die gegenwärtig Löwengebrüll zu hören meinen. Dein Leben gehört, vorausgesetzt, Du hast es ihm anvertraut, einem echten Löwen (Offenbarung 5, 5). Meinst Du, er gibt sein Eigentum an einen Scheinlöwen ab?

Foto: Von mir. Am 1. Mai 2007 in Berlin geschossen. Am Mariannenplatz. Beim MyFest.

Wordpress versus Google

Noch habe ich beide Weblogs aus der Experimentierphase behalten. Diesen hier und jenen dort. Das ist natürlich kein Dauerzustand. Die Entscheidung fällt jedoch nicht leicht, welcher denn nun derjenige ist, der mir mehr zusagt.
Die Tendenz geht zu Google beziehungsweise Blogger, also diesem hier. Das liegt vorwiegend daran, dass jener dort in der Handhabung etwas schwieriger ist. Andererseits wirkt jener dort professioneller als dieser hier. Mein Weblog soll den kurzen und schnellen Ideen und Impulsen zwischendurch dienen, er soll mir keine Mühe machen, soll aber auch nicht so grausig wirken wie manches, was mir so im Netz begegnet...

Sonntag, 1. Juli 2007

Wer nicht lesen will...

...darf hören. Und zwar meinen Beitrag zum Männertag Einheit in der Vielfalt vom 23. Juni 2007.

Zum Herunterladen stehen MP3-Dateien bereit, dieses einfach auf die Festplatte laden und dann die Spuren auf CD brennen. Oder am PC hören. Oder auf den MP3-Player kopieren. Oder... Eine Vielfalt der Möglichkeiten, mit der Einheit der Dateien umzugehen.
Die Dateien sind beim Artikel verlinkt. Wer nicht hören will, darf natürlich lesen: Einheit-Vielfalt zum Hören oder Lesen.

P.S.: Wer beides nicht will, muss sich nicht grämen, vielleicht sind ja andere Themen interessanter?

aapen schann

Der Zwiebelfisch gehört seit Jahren zu meiner Pflicht- und Lustlektüre als Autor. Unterhaltsam ist er sowieso, und auch im greisen Alter von bald 52 Jahren vermag ich von dem jungen Mann, der den Zwiebelfisch schreibt, noch manche Erkenntnis zu gewinnen.
Diese Woche zum Beispiel: aapen schann = offene Schande. Ich hatte tatsächlich (anders als bei den übrigen Beispielen im Artikel) an die Affen geglaubt...

Welcher Artikel? Na der hier: Der mit dem Maul wirft

Falls Bastian Sick in der Nähe des Wohnortes meiner geneigten Leserinnen und Leser auftaucht: Es lohnt sich. Neulich im Schillertheater in Berlin habe ich mich jedenfalls prächtig amysiert.

Berlin - Google - St. Petersburg

Gestern erhielt ich eine Zuschrift aus St. Petersburg. Über die Internet-Recherche hatte da ein Geschäftsmann auf der Suche nach dem Grund, warum ihm bei der Arbeit an einem Projekt ein Olivenzweig in den Sinn gekommen war, meinen Artikel Der Ölbaum gefunden.

Mein Text wurde jemandem, den ich nicht kannte, zum Segen und - nach dessen Aussage - zum direkten Reden Gottes. Darüber freue ich mich mindestens so sehr wie der Leser in Russland.

Samstag, 30. Juni 2007

Ergänzung statt Ersatz

Nach der Experimentierphase bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der/die/das Weblog eine famose Ergänzung zur Webseite darstellt, diese jedoch nicht zu ersetzen vermag. Deshalb gibt es mich nun permanent doppelt, hier und dort. (Eine erzählerische Doppelung entsteht gerade, demnächst folgt der Hinweis, wo sie zu finden ist.)

Hier werden die geschätzten Leserinnen und Leser die Impulse, Gedanken und Beiträge finden, die nicht zu ausgewachsenen Erzählungen oder Sachtexten werden. Oder werden, aber noch nicht geworden sind.
Dort gibt es die weiter wachsende Sammlung der längeren Texte, von Mord und Todschlag über Alltäglichkeiten und Liebeleien bis zur Bibelarbeit und Predigt.

Für Neugierige, die nur Weblogs lesen und sich nun fragen, wieso jemand sich nicht auf ein Genre beschränken mag: Es gibt einen erläuternden Text. Für den muss man aber eine Webseite aufsuchen. Hier steht er: Nick Cave, Stephen King und ich.

Freitag, 29. Juni 2007

Herr Jones

Es gibt Bücher und Erzählungen, bei denen ich mir sage: Wenn ich so schreiben könnte, das wäre wirklich was. Gelegentlich habe ich mit dem Gedanken gespielt, das Schreiben denen zu überlassen, die es wirklich können. Und dann doch wieder geschrieben, weil etwas aus mir heraus wollte, unbedingt, und ohne mein Sträuben groß zu respektieren.

Heute las ich über den Umweg Hasos Tafel -> Storch -> Zitat bei Storch einen Satz von Leonard Jones, der nicht schreibt sondern singt:
The deal is this: There will always be someone better at something than you or me, but we can’t let it intimidate us into doing nothing.
Ich kenne Herrn Jones nicht, aber er hat recht. Daher werde ich auch zukünftig das Erzählen nicht lassen können / wollen.

Mit 17 Jahren...

...hat wohl jeder Dinge getan, die er später weder gutheißen noch gar in ein günstigeres Licht rücken möchte. Muss man solche Dinge ausplaudern? Zahlreiche (meist selbst ernannte) Kritiker meinen wohl, dass diese Notwendigkeit besteht. Zumindest dann, wenn es um meinen Namensvetter Günter Grass geht.
Erfreulich finde ich, dass Norman Mailer, so der Online-Spiegel heute, dies anders sieht:

Mailer sagte, er könne sich vorstellen, ebenfalls zur Waffen-SS gegangen zu sein, wenn er in einer vergleichbaren Situation wie Grass gewesen wäre. "Sein Weg war sehr viel schwieriger als meiner", sagte er. "Ich freue mich, heute Abend mit ihm hier zu sein, und ich habe Hochachtung für den Mann."


Habe ich auch, Hochachtung für Günter Grass. Und für Norman Mailer.

Donnerstag, 28. Juni 2007

So weit, so gut

Nun sind allerlei Einstellungen ausprobiert und verworfen, ein paar Texte von der Homepage probeweise hier veröffentlicht und die eine oder andere Anfängerangst hat sich verflüchtigt, zum Beispiel: Ist das Veröffentlichte permanent? Nein. Ich kann im Nachhinein ändern, was ich ändern will. Schön, sehr schön...

Was mir nicht recht gefällt ist allerdings die fehlende Liste aller Texte, nach Label und Alphabet geordnet, wenn es hier im Blog tatsächlich einmal viele werden sollten. Vielleicht geht so etwas doch nur mit der guten alten Homepage, vielleicht habe ich die Funktion noch nicht gefunden. Einstweilen sehe ich, auch auf den Blogs von Freunden wie Haso, nur die zeitlich absteigende Ordnung: Der jeweils letzte Eintrag beim entsprechenden Label oben. Scheint sinnvoll, ist doch der Blog im Grunde nur ein Tagebuch. Oder geht es doch?

Gut Ding will Weile haben, mal sehen, ob ich wirklich Blogger werde...

Kartoffeln

Abgesehen von Erzählungen, die inzwischen in gedruckter Form vorliegen und daher aus dem WWW weitgehend verschwunden sind, ist dies mein persönlicher Favorit, wenn man als Autor einen solchen haben darf. Warum? Vielleicht weil ich der Koch bin...
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Kartoffeln
Ein Mann sitzt im Restaurant und schimpft wie ein Rohrspatz. Ihm hat das Essen nicht geschmeckt, er mag keine Kartoffeln. Er findet Kartoffeln fürchterlich. Nicht einmal Pommes Frites kann er leiden. Es ist wie eine persönliche Beleidigung, wenn man ihm Kartoffeln auf den Teller legt.
Der Kellner bittet den Aufgebrachten, sich zu beruhigen, die Stimme ein wenig zu dämpfen. Andere Gäste könnten sich gestört fühlen...
Der Kartoffelhasser lässt jedoch seinen Wortschwall erst versiegen, als der Kellner verspricht, den Koch herbei zu holen. Mit finsterer Mine starrt der Mann auf die Küchentüre, durch die jener Unhold kommen wird, der für das grauenhafte Essen auf dem Teller verantwortlich ist. Und für das Unwohlsein, denn schließlich hat er den Teller ja geleert – und nun ist ihm übel. Er würde am liebsten alles von sich geben, wünscht, er hätte dieses Gericht nie zu Gesicht bekommen.
Der Koch tritt an den Tisch. „War etwas an den Speisen auszusetzen?“
„Grauenhaft! Kartoffeln sind widerlich. Sie versündigen sich an der Menschheit, wenn Sie so etwas zubereiten!“
„Waren die Kartoffeln zu weich“, fragt der Koch erstaunt, „oder zu mehlig?“
„Die Kartoffeln waren Kartoffeln! Eine Beleidigung für den guten Geschmack! Eine Zumutung!“
Kellner und Koch blicken einander ratlos an. Sie begreifen nicht, worüber der zornige Gast so empört ist.
„Es hat Ihnen also nicht geschmeckt“, versucht der Kellner eine gewisse Grundlage für das weitere Gespräch zu legen.
„Natürlich nicht. Kartoffeln sind fürchterlich.“
„Somit habe ich Ihre Bestellung falsch verstanden? Sie wollten ein anderes Gericht?“
Der Gast schüttelt den Kopf. „Sie verstehen wohl nicht, was ich meine?“
„Offen gesagt – nein.“
Auch der Koch ist ratlos. „Wir erhalten jeden Nachmittag frische Ware, bisher gab es nie Klagen“, erklärt er.
Der Gast wird wieder unangenehm laut: „Es geht nicht darum, ob die Speise frisch ist! Es geht nicht um die Zubereitung! Es geht darum, dass Sie Kartoffeln anbieten!“
„Aber – also – Sie sind sich schon bewusst, dass unser Restaurant auch Nudelgerichte, Reisgerichte und beispielsweise Flammkuchen anbietet?“
„Das mag ja sein! Sicher haben Sie auch gutes Essen“, schimpft der Mann, „aber ich habe eben Kartoffeln gegessen, in Ihrem Restaurant! Warum verstehen Sie mich bloß nicht...“
Der Koch nimmt eine Speisekarte zur Hand. „Sie hatten welches Gericht bestellt?“
Der Zeigefinger des Gastes deutet auf den Eintrag: Bunte Kartoffelpfanne mit Spinat und Fleischtomaten.
Der Kellner stellt fest: „Da steht doch Kartoffel. Kartoffelpfanne.“
„Haben Sie das vielleicht übersehen?“ fragt der Koch.
„Nein.“
„Sie wussten also, dass Sie ein Kartoffelgericht bestellen?“
„Ja.“
„Und warum haben Sie es bestellt, wenn Sie Kartoffeln nicht mögen?“
Der Mann legt zehn Euro auf den Tisch und steht auf. Als er das Lokal verlässt, murmelt er: „Diese Menschen verstehen einfach nicht. Nichts verstehen sie...“
Ein Mann sitzt am Computer und schimpft wie ein Rohrspatz über den Schriftsteller. Ihm hat der Text nicht gefallen, er mag keine Horrorgeschichten. Er findet Horror fürchterlich. Nicht einmal Krimis mit viel Blut kann er leiden. Es ist wie eine persönliche Beleidigung, wenn man ihm in einer Erzählung ein blutiges Messer präsentiert...
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